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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Induzieren
der Bildung von neurofibrillären
Tangles in transgenen Nagern und auf die Nager als solche. Ein in-vivo-Assay
wird bereitgestellt, mit dem Verbindungen und Modifizierungsmittel
auf ihre potentielle Wirksamkeit als Therapeutika für die Behandlung
von Störungen,
die mit neurofibrillären
Tangles verbunden sind, insbesondere Alzheimer-Krankheit und andere
Tauopathien, getestet und bewertet werden können.
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Neurodegenerative
Krankheiten, insbesondere Alzheimer-Krankheit, haben eine schwere
debilisierende Auswirkung auf das Leben eines Patienten. Weiterhin
bilden diese Krankheiten eine enorme gesundheitliche, soziale und ökonomische
Belastung. Alzheimer-Krankheit ist der häufigste altersbedingte neurodegenerative
Zustand, der etwa 10% der Bevölkerung
mit einem Alter von über
65 Jahren und bis zu 45% mit einem Alter von über 85 betrifft (wegen einer
neueren Übersicht,
siehe Vickers et al., Progress in Neurobiology 2000, 60:139). Zur
Zeit beläuft
sich dies auf schätzungsweise
12 Millionen Fälle in
den USA, Europa und Japan. Diese Lage wird sich mit der demographischen
Zunahme der Zahl alter Menschen ("Altwerden der geburtenstarken Jahrgänge") in Industrieländern unvermeidlich
noch verschlechtern. Die neuropathologischen Kennzeichen, die in
den Gehirnen von Individuen, die unter Alzheimer-Krankheit leiden,
auftreten, sind senile Plaques, die aus Amyloid-β-Protein bestehen, und tiefgreifende Änderungen
des Cytoskeletts, die mit dem Auftreten von abnormen filamentösen Strukturen
und der Bildung von neurofibrillären
Bündeln
(Tangles) zusammenfallen. AD ist eine fortschreitende Krankheit, die
mit frühen
Defiziten in der Gedächtnisbildung
verbunden ist und letztlich zur vollständigen Erosion der höheren kognitiven
Funktion führt.
Zur Zeit gibt es keine Heilung für
AD und auch keine effektive Behandlung, die den Fortschritt von
AD aufhalten oder AD auch nur mit hoher Wahrscheinlichkeit vor dem Tod
diagnostizieren kann. Das späte
Einsetzen und die komplexe Pathogenese von neurodegenerativen Störungen bedeuten
eine gewaltige Herausforderung für
die Entwicklung von Therapeutika und Diagnostika. Daher ist es sehr
wichtig, geeignete Tiermodelle und in-vivo-Assaysysteme für neurodegenerative Krankheiten
zu entwickeln, die bei der Entwicklung und anschließenden Bewertung
solcher Therapeutika und Diagnostika nützlich sein können.
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Die
Pathologie der Alzheimer-Krankheit ist durch zwei Kennzeichen charakterisiert:
senile Plaques, die aus proteinartigen Ablagerungen von β-Amyloid-Peptid
bestehen, und neurofibrilläre
Tangles, die aus Tau-Protein bestehen. Zur Zeit ist man sich noch
nicht darüber
einig, welche dieser histopathologischen Merkmale enger mit der
primären
Ursache der Neurodegeneration bei Alzheimer-Krankheit zusammenhängen. Tauopathien
sind allgemein durch neuronale und/oder gliale Tau-Einschlüsse, unlösliche Ablagerungen,
die Tau oder Tau-ähnliche Strukturen
umfassen, das Auftreten von abnormen filamentösen neuronalen Strukturen,
Strukturen von geraden Tau-Filamenten und die Bildung von neurofibrillären Tangles,
die aus gepaarten helikalen Filamenten bestehen, gekennzeichnet.
Tau ist ein Mikrotubuli-assoziiertes Protein mit niedrigem Molekulargewicht
und wird vorwiegend in den Axons des ZNS und in geringerem Maße in Axons
des peripheren Nervensystems exprimiert, während es in Astrocyten und
Oligodendrocyten kaum überhaupt
exprimiert wird. Alternatives Spleißen des für Tau codierenden Gens führt zu mehreren
Isoformen, die im adulten menschlichen Gehirn vorhanden sind. Das
Spleißereignis
ist entwicklungsmäßig reguliert.
In fetalem Gehirn werden nur die kürzesten Isoformen exprimiert, während im
postnatalen menschlichen Gehirn alle sechs Tau-Isoformen mit einer
Länge von
352 bis zu 441 Aminosäuren
vorliegen. Sie unterscheiden sich im Ausmaß der Tandem-Wiederholungssequenzen im
C-terminalen Bereich. Zum Beispiel bestehen die 3R-Tau- und 4R-Tau-Isoformen
aus entweder drei oder vier Wiederholungssequenzen von jeweils 31 und
32 Aminosäuren.
Tau-Proteine binden an Mikrotubuli und stabilisieren diese und fördern ihre
Polymerisation. Die Bindung von Mikrotubuli durch Tau ist auf hochkonservierte
Aminosäuremotive
zurückzuführen, die
im carboxyterminalen Teil des Proteins lokalisiert sind.
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Die
4R-Tau-Isoformen haben eine höhere Bindungsaffinität zu Mikrotubuli
und sind aktiver in Bezug auf die Förderung ihres Zusammenbaus
als die 3R-Tau-Isoformen.
Eines der verblüffendsten Merkmale
von Tau-Proteinen ist die Phosphorylierung, die bei etwa 30 von
79 potentiellen Serin-(Ser) und Threonin(Thr)-Phosphorylierungsstellen
auftritt. Der Grad der Phosphorylierung nimmt mit dem Alter ab.
Folglich ist das Tau-Protein im fetalen ZNS höher phosphoryliert als im adulten
ZNS. Einige der Phosphorylierungsstellen befinden sich innerhalb
der mikrotubulibindenden Domänen
von Tau, und es hat sich gezeigt, dass eine Zunahme der Tau-Phosphorylierung
die Bindung von Mikrotubuli negativ reguliert. In diesem Zusammenhang
ist bemerkenswert, dass zum Beispiel Ser262 und Ser396, die innerhalb oder
neben mikrotubulibindenden Motiven liegen, in fetalem Tau phosphoryliert
sind und in den Tau-Proteinen der abnormen gepaarten helikalen Filamente (PHFs),
die die in den Gehirnen von AD-Patienten vorhandenen neurofibrillären Tangles
(NFTs) bilden, hyperphosphoryliert sind. Gepaarte helikale Filamente
sind ultrastrukturelle Komponenten von neurofibrillären Tangles
(NFTs). PHFs sind filamentöse
Aggregate von Tau-Proteinen, die abnorm hyperphosphoryliert sind
und mit spezifischen Anti-Tau-Antikörpern angefärbt und lichtmikroskopisch
nachgewiesen werden können.
Dasselbe gilt für
sogenannte gerade Tau-Filamente. PHFs bilden gezwirnte Bänder, die aus
zwei Filamenten bestehen, welche mit einer Periodizität von etwa
80 nm umeinander geschlungen sind. Diese pathologischen Merkmale
werden gewöhnlich
als "Tau-Pathologie" oder "mit Tau zusammenhängende Pathologie" bezeichnet. Eine
ausführlichere
Beschreibung von neuropathologischen Merkmalen von Tauopathien findet
man bei Lee et al., Annu Rev Neurosci 2001, 24:1121, und Götz 3, Brain Res
Brain Res Rev 2001, 35:266. Außer
bei Alzheimer-Krankheit (AD) sind NFT auch bei mehreren anderen
neurodegenerativen Krankheiten reichlich vorhanden; dazu gehören frontotemporale
Demenz mit Parkinson-Krankheit, die mit dem Chromosom 17 verknüpft ist
(FTDP-17) und durch Mutationen im Tau-Gen verursacht wird (Hutton
et al., Nature 1998, 393:702; Poorkaj et al., Ann. Neurol 1998,
43:815; Spillantini et al., Proc Natl Acad Sci USA 1998, 95:7737).
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Neben
NFTs ist β-Amyloid
das hauptsächliche
histopathologische Kennzeichen von AD. β-Amyloid besteht aus hydrophoben
Aβ-Peptiden,
die eine starke Tendenz haben, zu verschiedenen oligomeren und filamentösen Zuständen zu
aggregieren. SDS-stabile Oligomere und Protofibrillen scheinen besonders
neurotoxisch zu sein (Hartley et al., J Neurosci 1999, 19:8876-8884).
Frautschy und Mitarbeiter untersuchten die Bedeutung von extrazellulären β-Amyloid-Ablagerungen und
ihre Auswirkung auf die AD-Pathologie, indem sie Amyloidkerne in
Rattengehirn injizierten (Frautschy et al., Proc Natl Acad Sci USA
1991, 88:8362). Die Autoren berichteten von neurotoxischen Wirkungen
von Amyloid und beobachteten eine mikrogliale Entzündungsreaktion
und neuronalen Verlust, aber es wurde keine mit Tau zusammenhängende Pathologie,
wie abnorme Tau-Aggregation,
beobachtet. Eine Induktion von mikrotubuliassoziierter Tau-Phosphorylierung
an den Epitopen AT8 und 12E8/Ab31 wurde nach der Injektion von Aβ42 in
Gehirne von gealterten Rhesusaffen, aber nicht nach Injektion in
Rattengehirne beobachtet (Geula et al., Nat Med 1998, 4:827).
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β-Amyloid-Plaques
und neurofibrilläre
Tangles (NFTs) sind die definierenden neuropathologischen Kennzeichen
der Alzheimer-Krankheit, aber ihre pathophysiologische Beziehung
war bisher unklar. Frühere
Versuche, Tiermodellsysteme für
die Bildung von fibrillären
Aggregaten von Tau und neurofibrillären Tangles zu erzeugen, waren
in Bezug auf die Bildung von Aggregaten und Tangles mit charakteristischen
Merkmalen, die man bei menschlicher Krankheit beobachtet, ohne Erfolg.
Ebenso weisen transgene Mausmodelle auf der Basis von Mutationen
im Amyloid-Vorläuferprotein
nur eine partielle AD-artige Pathologie auf. Solche Tiere entwickeln Amyloid-Plaques,
die immunreaktiv in bezug auf hyperphosphoryliertes Tau sind und
solchen in Gehirnen mit Alzheimer-Krankheit ähneln, doch fehlen ihnen alle
neurofibrillären
oder Tangle-artigen Merkmale (Sturchler-Pierrat et al., Proc Natl
Acad Sci USA 1997, 94:13287). Diese APP-Tiermodelle sind Gegenstand von Patentanmeldungen,
die deren Verwendung zum Testen von Therapeutika für die Behandlung
von neurodegenerativen Krankheiten beanspruchen (Sommer und Staufenbiel,
Patentanmeldung
WO 98/03644 ).
Eine andere Patentanmeldung (Hutton et al.,
WO 99/57129 ) beschreibt ein transgenes
Tiermodell, das ein Tau-Polypeptid exprimiert. Die zur Erzeugung
solcher transgenen Tiere verwendeten Tau-Gensequenzen tragen Mutationen,
die mit Tau-Pathologien in Menschen verknüpft sind. Eine erhebliche Zahl
von neurofibrillären
Tangles oder überhaupt
irgendwelche neurofibrillären
Tangles wurden jedoch nicht beobachtet. Somit scheint dieses Tiermodell
nur von begrenztem Nutzen als Modell für eine Krankheit mit pathologischen
Merkmalen, die mit der NFT-Bildung zusammenhängen, wie AD, zu sein. Zwar
wurde vor kurzem berichtet, dass transgene Mäuse, die pathogene humane Tau-Mutationen exprimieren,
abnorme Tau-haltige Filamente in Gehirnen bilden (Lewis et al.,
Nat Genet 2000, 25:402; Götz
et al., J Biol Chem 2001, 276:529) und dass diese Filamente Ähnlichkeiten
mit neurofibrillären
Tangles (NFTs) bei mehreren humanen neurodegenerativen Krankheiten
einschließlich
Alzheimer-Krankheit (AD)
und frontotemporaler Demenz mit Parkinson-Krankheit, die mit dem
Chromosom 17 verknüpft ist
(FTDP-17), aufweisen, doch ist ihre Anzahl erheblich geringer als
bei solchen, die man gewöhnlich
bei menschlichen Krankheiten findet (Götz, Brain Res Brain Res Rev
2001, 35:266). Diese quantitative Einschränkung verbietet die Verwendung
dieser transgenen Mäuse
als Modellsystem für
diese Krankheiten. Es gibt also ein dringendes Bedürfnis nach
einem geeigneten Tiermodellsystem für die Bildung von echten NFTs.
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In
bezug auf die vorliegende Erfindung ist es jetzt möglich, ein
Tiermodellsystem zu erzeugen, das durch eine beschleunigte Produktion
und eine erhöhte
Anzahl von NFTs sowie durch spezielle Merkmale von NFTs, die denjenigen,
die man bei menschlichen AD-Patienten findet, ähnlich sind, gekennzeichnet. Daher
ist es ein Ziel der vorliegenden Erfindung, ein nichthumanes Tiermodell
und ein in-vivo-Assaysystem
bereitzustellen, die zum Testen von Therapien, Verbindungen und
Modulationsmitteln von neurodegenerativen Krankheiten, die mit der
Bildung von neurofibrillären
Tangles verbunden sind, insbesondere Alzheimer-Krankheit, geeignet
sind. Die vorliegende Erfindung zeigt, dass die Injektion von β-Amyloid-Aβ42-Fibrillen
in Gehirne von bezüglich
P301L-mutantem Tau transgenen Mäusen
eine Erhöhung
der Anzahl von NFTs in Zellkörpern
innerhalb der Amygdalen, von denen aus Neuronen zu den Injektionsstellen
ragen, auf das Vielfache verursacht. Ein weiteres Merkmal der vorliegenden
Erfindung ist die beschleunigte Produktion von NFTs.
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Die
Singularformen "ein", "eine" und "der/die/das", wie sie hier und
in den Ansprüchen
verwendet werden, umfassen auch eine Bezugnahme auf den Plural,
wenn der Zusammenhang nichts anderes erfordert. Zum Beispiel bedeutet "ein Tier" auch eine Menge
von Tieren usw. Der hier verwendete Ausdruck "Fragment" soll z.B. ein alternativ gespleißtes oder
verkürztes
oder in anderer Weise gespaltenes Transcriptionsprodukt oder Translationsprodukt
umfassen. Der hier verwendete Ausdruck "Derivat" bezieht sich auf ein mutantes oder RNA-editiertes oder chemisch
modifiziertes oder in sonstiger Weise verändertes Transcriptionsprodukt oder
ein mutantes oder chemisch modifiziertes oder in sonstiger Weise
verändertes
Translationsprodukt. Zum Beispiel kann ein "Derivat" durch Verfahren wie veränderte Phosphorylierung
oder Glycosylierung oder Acetylierung oder Lipidierung oder durch
veränderte
Signalpeptidabspaltung oder andere Typen der Reifungsspaltung erzeugt
werden. Diese Vorgänge können auch
posttranslational erfolgen. Der Ausdruck "Variante", wie er hier verwendet wird, bezieht sich
auf ein beliebiges Polypeptid oder Protein in Bezug auf in der vorliegenden
Erfindung offenbarte Polypeptide und Proteine, bei dem eine oder
mehrere Aminosäuren
am N-Terminus und/oder am C-Terminus und/oder innerhalb der nativen
Aminosäuresequenzen
der nativen Polypeptide oder Proteine der vorliegenden Erfindung
hinzugefügt
und/oder substituiert und/oder deletiert und/oder inseriert sind.
Weiterhin soll der Ausdruck "Variante" jede kürzere oder längere Version
eines Polypeptids oder Proteins umfassen. Varianten umfassen Proteine
und Polypeptide, die aus der Natur isoliert oder durch rekombinante
und/oder synthetische Mittel produziert werden können. "Native Proteine oder Polypeptide" bezieht sich auf
natürlich
vorkommende verkürzte
oder sezernierte Formen, natürlich
vorkommende Variante Formen (z.B. Spleißvarianten) und natürlich vorkommende
allelische Varianten. Die Ausdrücke "Mittel", "Modulationsmittel" oder "Verbindung" beziehen sich auf
irgendeine Substanz, Chemikalie, Zusammensetzung oder Extrakt, die
bzw. der eine positive oder negative biologische Wirkung auf ein
Tier, eine Zelle, ein Gewebe, eine Körperflüssigkeit oder im Kontext irgendeines
biologischen Systems oder irgendeines untersuchten Assaysystems
hat. Es kann sich um Agonisten, Antagonisten, partielle Agonisten
oder inverse Agonisten eines Angriffspunkts handeln. Solche Mittel,
Modulationsmittel oder Verbindungen können Nucleinsäuren, natürliche oder
synthetische Peptide oder Proteinkomplexe oder Fusionsproteine sein.
Es kann sich auch um Antikörper,
organische oder anorganische Moleküle oder Zusammensetzungen,
kleine Moleküle,
Wirkstoffe und beliebige Kombinationen irgendwelcher der obigen
Mittel handeln. Sie können
zum Testen, für
diagnostische oder therapeutische Zwecke verendet werden.
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Neurodegenerative
Krankheiten oder Störungen
gemäß der vorliegenden
Erfindung umfassen Alzheimer-Krankheit, Niemann-Pick-Krankheit,
frontotemporale Demenz mit Parkinson-Krankheit (FTDP-17), progressive
supranukleäre
Paralyse, kortikobasale Degeneration, Parkinson-Demenz-Komplex von
Guam und andere Tauopathien. Weitere Zustände, die neurodegenerative
Vorgänge
beinhalten, sind zum Beispiel Parkinson-Krankheit, Chores Huntington,
amyotrophe laterale Sklerose und andere Motorneuronerkrankungen,
zerebrovaskuläre
Demenz, Multi-System-Atrophie sowie milde kognitive Beeinträchtigungen.
Eine Liste von mit Tau zusammenhängenden
Krankheiten und Störungen
ist in einer Veröffentlichung
von Lee et al. (Annu Rev Neurosci, 2001, 24:1122) zu finden.
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Die
vorliegende Erfindung gibt ein Verfahren zur Erhöhung der Zahl der neurofibrillären Tangles
in einem transgenen Nager an, der ein rekombinantes Gen exprimiert,
das für
Tau-Protein codiert, wobei die Zunahme der neurofibrillären Tangles
durch Injektion von APP oder eines β-Amyloid-Fragments davon induziert
wird. In einem anderen Aspekt gibt die vorliegende Erfindung ein
Verfahren zur Beschleunigung der Produktion von neurofibrillären Tangles
in einem transgenen Nager an, der ein rekombinantes Gen exprimiert,
das für
Tau-Protein codiert, wobei die beschleunigte Produktion von neurofibrillären Tangles durch
Injektion von APP oder eines β-Amyloid-Fragments
davon induziert wird.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der angegebenen Verfahren handelt es sich bei dem injizierten β-Amyloid
um Aβ42. Weiterhin ist bevorzugt, dass das verabreichte
Aβ42 fibrillär, voraggregiert oder aggregiert
ist.
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Der
nichthumane transgene Nager ist vorzugsweise eine Maus, ein Meerschweinchen
oder eine Ratte. Gemäß der vorliegenden
Erfindung ist der transgene Nager, in dem neurofibrilläre Tangles
produziert werden sollen, vorzugsweise eine Maus. In einer bevorzugten
Ausführungsform
exprimiert die transgene Maus ein rekombinantes Gen, das für humanes
Tau codiert, vorzugsweise die Tau-Protein-Isoform, die vier mikrotubulibindende
Motive enthält
und die auch als Isoform mit vier Wiederholungssequenzen bezeichnet
wird. In einer anderen bevorzugten Ausführungsform exprimiert die transgene Maus
ein rekombinantes Gen, das für
P301-L-mutantes Tau codiert. Andere Tau-Gensequenzen mit einer Mutation,
die mit Tau-Pathologie verknüpft
ist, können
jedoch ebenfalls als Transgen in dem Tier exprimiert werden.
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In
den Verfahren der vorliegenden Erfindung wird β-Amyloid durch Injektion in
das Gehirn des Tiers, insbesondere durch Injektion in den Hippocampus
oder Kortex, appliziert oder verabreicht. Ein bevorzugtes Verfahren
ist die stereotaktische Injektion (Paxinos, The Mouse Brain in Stereotaxic
Coordinates, Academic Press, San Diego, 1997).
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Verfahren der vorliegenden Erfindung erfolgt die Zunahme und/oder
die beschleunigte Produktion von neurofibrillären Tangles vorwiegend in der
Amygdala des Gehirns des Tiers, insbesondere in der basolateralen
Amygdala. Eine solche Zunahme und/oder beschleunigte Produktion
von neurofibrillären
Tangles soll jedoch nicht auf die Amygdala beschränkt sein. Andere
Bereiche des Gehirns, zum Beispiel der parietale Kortex, können die
gewünschte
Wirkung ebenfalls zeigen. Vorzugsweise erfolgt die Zunahme der neurofibrillären Tangles
auf ein Mehrfaches, vorzugsweise wenigstens auf das Zweifache, der
Menge bei einem Kontrolltier, dem kein APP oder Fragment, Derivat
oder Variante davon, insbesondere β-Amyloid, verabreicht wurde.
Ein geeignetes Kontrolltier kann zum Beispiel ein Tier sein, das
eine falsche Injektion oder Scheininjektion oder Kontrollinjektion
erhalten hat, zum Beispiel mit einem Aβ42-1-Umkehrpeptid.
In einem anderen bevorzugten Beispiel erfolgt die Zunahme der neurofibrillären Tangles
wenigstens auf das Fünffache
der Menge bei einem Kontrolltier, dem kein APP oder Fragment davon,
insbesondere β-Amyloid,
verabreicht wurde.
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Die
hier beschriebenen Verfahren können weiterhin
nützlich
sein für
die Induktion anderer neuropathologischer Merkmale, die den bei
Alzheimer-Krankheit beobachteten Merkmalen ähnlich sind, wie die Bildung
von Neuropilfäden
und/oder die Degeneration von Neuriten.
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Die
Erfindung betrifft einen transgenen Nager, der ein rekombinantes
Gen exprimiert, das für Tau-Protein
codiert, wobei der Nager neurofibrilläre Tangles erzeugen kann. Weiterhin
ist ein Merkmal der vorliegenden Erfindung ein transgener Nager,
der ein rekombinantes Gen exprimiert, das für Tau-Protein codiert, wobei
der Nager eine erhöhte
Zahl von neurofibrillären
Tangles erzeugen kann. Außerdem ist
ein weiteres Merkmal der Erfindung ein transgener Nager, der ein
rekombinantes Gen exprimiert, das für Tau-Protein codiert, wobei
der Nager zu einer beschleunigten Produktion von neurofibrillären Tangles befähigt ist.
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Es
ist eine besondere Ausführungsform
der Erfindung, dass alle die oben genannten transgenen Nager neurofibrilläre Tangles
erzeugen, die mit denen vergleichbar sind, die man gewöhnlich bei
humanen neurodegenerativen Krankheiten findet.
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Die
hier beschriebenen Nager umfassen APP oder ein β-Amyloid-Fragment davon in einer ausreichenden
Menge, um die Produktion von neurofibrillären Tangles zu induzieren.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
beansprucht die vorliegende Erfindung einen transgenen Nager, der
ein rekombinantes Gen exprimiert, das für Tau-Protein codiert, wobei
die Zunahme der Zahl der neurofibrillären Tangles und/oder die beschleunigte Produktion
von neurofibrillären
Tangles durch Injektion von APP oder eines β-Amyloid-Fragments davon induziert
wird. Das β-Amyloid
wird vorzugsweise in das Gehirn des Nagers injiziert, insbesondere
durch Injektion in den Hippocampus oder den Kortex. Alternativ dazu
kann ein für
APP oder ein β-Amyloid-Fragment
davon codierendes rekombinantes Gen coexprimiert werden, wobei das
APP zur Erzeugung eines Spaltprodukts enzymatisch verarbeitet wird,
wobei es sich bei dem Spaltprodukt um β-Amyloid handelt. Vorzugsweise
ist das coexprimierte APP ein mutantes APP, insbesondere eine mit
der Pathologie der Alzheimer-Krankheit verbundene Mutante. Die Coexpression
kann zum Beispiel durch rekombinante Expressionsverfahren durchgeführt werden,
wie sie im Stand der Technik beschrieben sind.
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Die
transgenen Nager gemäß der vorliegenden
Erfindung liefern einen in-vivo-Assay
zum Bestimmen oder Bewerten der Wirksamkeit von Therapien oder Modulationsmitteln
oder Verbindungen zur Behandlung von neurodegenerativen Krankheiten, insbesondere
Alzheimer-Krankheit, frontotemporale Demenz (FTD) und andere neurodegenerative Krankheiten,
die mit der Bildung von neurofibrillären Tangles verbunden sind.
In einer bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung ist der in-vivo-Assay zum Bestimmen oder
Bewerten der Wirksamkeit von amyloidsenkenden Therapien, wie β-Amyloid-Impfung,
oder NFT-reduzierenden Therapien geeignet.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung umfasst ein in-vivo-Assay zum Beispiel die folgenden Schritte:
(i) Bereitstellen eines transgenen Nagers, der neurofibrilläre Tangles
produziert, wobei der Nager nach den Verfahren der vorliegenden
Erfindung erzeugt wird, (ii) In-Kontakt-Bringen des Nagers mit einer
Verbindung oder einem Modulationsmittel oder alternativ dazu Anwenden
einer Therapie bei dem Nager und (iii) Bewerten der Fähigkeit
der Verbindung oder des Modulationsmittels oder der Therapie zur
Modulation der Bildung von neurofibrillären Tangles und/oder der Bildung
von Neuropilfäden
und/oder der Degeneration von Neuriten oder anderer mit AD zusammenhängenden
Pathologien bei dem Nager. Die Bestimmung der Bildung von neurofibrillären Tangles
in dem in-vivo-Assay kann nach einer Vielzahl von Verfahren erfolgen,
zum Beispiel Immunhistochemie und Elektronenmikroskopie, und sie
kann die Verwendung von konformationsabhängigen Antikörpern umfassen,
die ein Tau-Molekül
im Kontext von neurofibrillären
Tangles erkennen und von einem Tau-Molekül, das in anderen Zuständen der
Aggregation vorkommt, unterscheiden können. In einer bevorzugten
Ausführungsform
sind die konformationsabhängigen
Antikörper
optisch markiert, vorzugsweise fluoreszenzmarkiert, und können zum
Beispiel durch mehrere optische Methoden nachgewiesen werden, wie
Fluoreszenz-Polarisationsspektroskopie, Fluoreszenz-Korrelationsspektroskopie,
Fluoreszenz-Kreuzkorrelationsspektroskopie, Fluoreszenzintensitätsverteilungsanalyse,
Fluoreszenzlebensdauermessungen, Fluoreszenzanisotropiemessungen,
Fluoreszenzresonanzenergietransfer oder Kombinationen davon. Alternativ
dazu können
in einer anderen Ausführungsform
Antikörper
verwendet werden, die phosphorylierte Epitope von Tau, insbesondere
Epitope, deren Phosphorylierungsgrad mit dem Zustand der Tau-Aggregation
und Bildung von neurofibrillären
Tangles, wie man sie bei Alzheimer-Krankheit beobachtet, korreliert,
insbesondere das Tau-Epitop
S422, erkennen können.
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Weitere
Merkmale und Vorteile der Erfindung gehen aus der folgenden ausführlichen
Beschreibung der Figuren und Beispiele hervor, die nur der Veranschaulichung
dienen und den Rest der Offenbarung oder den Umfang der Erfindung
in den Ansprüchen
nicht einschränken
sollen.
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1 Stereotaktische
Injektionen von Suspensionen von Aβ42-Fibrillen
oder Aβ42-1 in den somatosensorischen Kortex einer
Hemisphäre
sowie den CA1-Bereich des Hippocampus der kontralateralen Hemisphäre von Mäusegehirnen.
Stellen von Injektionen sind durch symbolische Spritzen angezeigt.
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2 Stereotaktische
Injektionen von Aβ42- oder Aβ42-1-Fibrillen in den somatosensorischen
Kortex und den CA1-Bereich des Hippocampus von Mäusegehirnen. Durch Elektronenmikroskopie
wurde bestätigt,
dass aggregiertes synthetisches Aβ42 Fibrillen (A) bildete, während ein
umgekehrtes Kontrollpeptid, Aβ42-1 (B), keine bildete. Die Mäusegehirne wurden
18-60 Tage nach der Injektion analysiert. Maßstabsbalken: A, B: 0,4 µm.
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3 Suspensionen
von Aβ42-Fibrillen oder Aβ42-1 wurden
stereotaktisch in den somatosensorischen Kortex einer Hemisphäre sowie
den CA1-Bereich des Hippocampus der kontralateralen Hemisphäre von Mäusegehirnen
injiziert. Der Antikörper 6E10
zeigte, dass Aβ42-Fibrillen wenigstens 45 tage lang nach
der Injektion an den Injektionsstellen vorhanden waren (A). Als
Färbekontrollen
wurden Amyloidplaques enthaltende APPSW-Transgene
(Hsiao et al., Neuron 1995, 15:1203) und humane AD-Gehirnschnitte
mit aufgenommen. Aβ42 und Aβ42-1 erhöhten das
Vorkommen von reaktiven Astrocyten sowohl um die Injektionsstelle
(B) herum als auch in der Amygdala (C). Die reaktive Astrocytose
persistierte wenigstens 45 Tage lang. Durch die stereotaktische
Anwendung von Texasrot-gekoppeltem Dextran in identische Koordinaten
wurde eine Teilmenge von Neuronen in der Amygdala angefärbt, was
bestätigte,
dass diese bis in die Injektionsstellen ragten (D). A-D: Sieben
Monate altes P301-L-Weibchen,
45 Tage nach der Injektion analysiert. Maßstabsbalken: A-D: 50 µm.
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4 Anwesenheit
von neurofibrillären
Tangles (NFTs) in P301L-Tau-transgenen Mäusen, die von Aβ42-Fibrillen
induziert wurden. Aβ42-Fibrillen induzierten bereits 18 Tage
nach der Injektion die Gallyas-positive Bildung von zahlreichen
NFTs und Neuropilfäden
in der Amygdala und gelegentlich im Kortex. Amygdala einer sechs
Monate alten weiblichen P301L-transgenen Maus, 18 Tage nach der
Injektion analysiert. Maßstabsbalken:
25 µm.
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5 Aβ42-Fibrillen
lösen bereits
18 Tage nach der Injektion die Bildung von zahlreichen Gallyas-positiven
NFTs und Neuropilfäden
in der Amygdala und gelegentlich im Kortex von P301L-transgenen Mäusen aus.
Gallyas-Silber-Imprägnierungen
von NFTs in der Amygdala und dem parietalen Kortex von P301L-Tau-transgenen
Mäusen,
denen Aβ42 (A, C) und Aβ42-1 injiziert
wurde. Eine Teilmenge von NFTs wurde auch mit Thioflavin-S angefärbt (D).
A: Acht Monate altes P301L-Männchen,
40 Tage nach der Injektion analysiert; B: 6,5 Monate altes P301L-Weibchen, 40 Tage
nach der Injektion analysiert; C: sechs Monate alte weibliche P301L-transgene
Maus, 18 Tage nach der Injektion analysiert; D: sieben Monate altes
P301L-Weibchen, 45 Tage nach der Injektion analysiert. Maßstabsbalken:
A, B: 25 µm;
C, D: 12,5 µm.
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6 Neurofibrilläre Tangles
(NFTs) in P301L-Tau-transgenen Mäusen,
die von Aβ42-Fibrillen
induziert wurden. Aβ42-Fibrillen lösen die Bildung von zahlreichen
Gallyas-positiven NFTs und Neuropilfäden in der Amygdala und gelegentlich
im Kortex von P301L-transgenen Mäusen
aus (A). Die induzierten NFTs waren denjenigen, die man in Gehirnen
findet, die von AD-Patienten erhalten wurden, sehr ähnlich (B).
Beide Objektträger
wurden parallel nach derselben Vorschrift angefärbt. A: 5,25 Monate altes P301L-Männchen,
21 tage nach der Injektion analysiert. B: Humane, 86 Jahre alte
AD-Patientin.
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7 Aβ42-Fibrillen
lösen bei P301L-Tau-transgenen
Mäusen
die Bildung von neurofibrillären
Tangles NFTs aus. Die Immunelektronenmikroskopie von dünnen Schnitten
der Amygdala zeigt AD-artige Tau-Filamente (unter Verwendung von
Antikörper
AT8). Maßstabsbalken:
geringe Vergrößerung:
800 µm
(A); starke Vergrößerung:
100 µm (B).
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8 Gallyas-positive
NFTs in der Amygdala. NFTs wurden am Tag 22 nach der Injektion in transgenen
Mäusen,
denen Aβ42, Aβ42-1 oder nichts injiziert wurde, in nichttransgenen
Wurfgeschwistern als Kontrollen sowie in transgenen Mäusen, die
humanes Wildtyp-Tau exprimieren (Probst et al., Acta Neuropathol
(BerI) 2000, 99:469), gezählt.
Das mittlere Alter in Monaten ± SD
zum Zeitpunkt der Analysen ist angegeben. Gallyas-positive NFTs
wurden gemäß den hier
beschriebenen Verfahren gezählt
und stellen die Summe in 20 standardisierten Frontalschnitten dar,
die sowohl die ipsilaterale als auch die kontralaterale Amygdala
umfassen. Mann-Whitney-U-Test: P = 0,007 (zweiseitige exakte Signifikanz)
beim Vergleich von P301L-Mäusen,
denen Aβ42 bzw. Aβ42-1 injiziert wurde.
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9 Abnorme
Phosphoepitope von Tau, induziert durch Aβ42-Fibrillen.
Das R145d-Epitop
S422 war im Hippocampus und Kortex nicht phosphoryliert (A), aber
in der Amygdala spezifisch durch Aβ42-Fibrillen
induziert (B, starke Vergrößerung).
Im Gegensatz zu R145d und AT100 war das AT8-Epitop in vielen Neuronen
des Hippocampus. Kortex (C) und der Amygdala (D, starke Vergrößerung)
phosphoryliert. A-D: Sechs Monate altes P301L-Männchen, 18 Tage nach der Injektion
analysiert. Maßstabsbalken:
A, C: 100 µm;
B, D: 25 µm.
Schematische Karte einer Mäusegehirn-Hemisphäre, die
relevante Hirnbereiche anzeigt (E).
-
10 Abnorme
Phosphoepitope von Tau, induziert durch Aβ42-Fibrillen.
Doppelte Immunofluoreszenz-Anfärbung
mit R145d (Tau-Phospho-Epitop S422) und AT100 (Phospho-Epitop S212/T214)
zeigte, dass R145d-positive Neuronen in der Amygdala AT100-positiv
waren (A, B, Mischung: C). Maßstabsbalken:
40 µm.
-
11 Abnorme
Phosphoepitope von Tau, induziert durch Aβ42-Fibrillen.
Ungefähr
die Hälfte
der R145d-positiven Neuronen (A, B) trugen Gallyas-positive neurofibrilläre Tangles
(C, D), und dazu gehörten
im Allgemeinen die Neuronen, die durch R145d (Phospho-S422) am intensivsten
gefärbt
wurden (durch Pfeile angezeigt).
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A-D:
Sieben Monate altes P301L-Weibchen, 45 Tage nach der Injektion analysiert.
Maßstabsbalken:
40 µm.
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Beispiele
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Um
zu bestimmen, ob β-Amyloid
die NFT-Bildung beschleunigen kann, wurden synthetische Aβ42-Fibrillen
in den somatosensorischen Kortex und den Hippocampus von fünf bis sechs
Monate alten P301L-Tau-transgenen Mäusen und nichttransgenen Wurfgeschwistern
injiziert (siehe verfahren Abschnitt (i)-(iii)). Als Kontrollpeptid
wurde die umgekehrte Sequenz, Aβ42-1 die von der identischen Quelle abgeleitet
war, verwendet (Verfahren Abschnitt (ii)). Aβ42-Fibrillen
wurden durch Schüttelinkubation
bei 37 °C
erzeugt und durch Elektronenmikroskopie bestätigt (2A, B)
(Verfahren Abschnitt (ii) und (iii)). Aβ42-Fibrillen
waren in vivo sowohl bei P301L-transgenen als auch bei Wildtyp-Kontrollmäusen stabil und
wenigstens bis 45 Tage nach den Injektionen leicht nachweisbar (3A). Amyloidablagerungen im Gehirn gingen
mit einer erheblichen reaktiven Astrogliose sowohl an den Injektionsstellen
(3B) als auch an der Amygdala (3C) einher (Verfahren siehe Abschnitt
(iv)); diese Ablagerungen wurden sowohl bei transgenen Mäusen, denen
Aβ42, als auch bei solchen, denen eine Kontrolle
injiziert wurde, beobachtet und persistierten wenigstens 45 tage
lang nach der Injektion. Diese Reaktion kann mit der Tatsache zusammenhängen, dass
Neuronen in der Amygdala bis zu den Injektionsstellen ragen, wie durch
den retrograden Transport von Texasrot-konjugiertem Dextran von
der Injektionsstelle im somatosensorischen Kortex zu Zellkörpern in
der Amygdala gezeigt wird (3D) (Verfahren
Abschnitt (iv)).
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Achtzehn
Tage nach den Injektionen von Aβ42 offenbarte eine Gallyas-Silber-Imprägnierung (Abschnitt
(iv)) zahlreiche NFTs (5A-C, 6A) zusammen mit Neuropilfäden und
degenerierenden Neuriten (4) in der
Amygdala von P301L-, aber nicht von Wildtypmäusen. Gelegentliche NFTs waren auch
im parietalen Kortex vorhanden (5C).
Die NFTs in Mäusen
(6A) waren denjenigen in AD-Gehirnen,
die parallel nach derselben Vorschrift angefärbt wurden, sehr ähnlich (6B). Außerdem waren die Neuropilfäden denjenigen, die
man bei AD kennt, ähnlich
(Braak et al., Neurosci Lett 1986, 65:351; McKee et al., Ann Neurol
1989, 26:652; Velasco et al., Brain Res 1998, 813:329). Eine Teilmenge
von Gallyas-positiven neurofibrillären Tangles in den Mäusen wurde
ebenfalls mit Thioflavin-S angefärbt,
was mit der Histopathologie von AD im Einklang steht (5D). Die Filamente hatten eine Breite
von 20-25 nm und eine Periodizität
von 90 nm und werden am besten als verzwirnte Bänder beschrieben (7).
In menschlichen Trägern
verursacht die P301L-Mutation eine vorwiegende Expression von Isoformen
mit 4 Wiederholungssequenzen (4R) mit einer kleinen Menge an Wildtyp-3R-Isoformen,
was zu 15 nm breiten verzwirnten Filamenten mit einer Periodizität von mehr
als 130 nm führt
(Spillantini et al., Am 3 Pathol 1998, 153:1359). Da Mäuse endogen
nur 4R-Tau-Isoformen
exprimieren und das Transgen so entworfen wurde, dass es 4R-Human-P301L-Tau exprimiert,
enthielten die hier beobachteten Filamente kein 3R-Tau. Was wichtig
ist, die humanen intronischen FTDP-17-Mutationen, die die Bildung
von 3R-Tau reduzieren, verursachen auch verzwirnte Bänder, die
hauptsächlich
aus 4R-Tau bestehen. Es ist daher möglich, dass die relativen Mengen
an 3R- und 4R-Isoformen zur ultrastrukturellen Morphologie der Filamente
beitragen.
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Quantitative
Analysen zeigten bei den P301L-Mäusen,
denen Aβ42 injiziert wurde, fünfmal mehr Gallyas-positive
NFTs als bei den Mäusen,
denen Aβ42-1 oder nichts injiziert wurde (5A, B; 8). Querschnitts-Zeitverlauf-Analysen
der NFT-Bildung
zeigten anfängliche
NFTs 18 Tage nach der Aβ42-Injektion, mit weiteren Erhöhungen der
Anzahl (n = 58) wenigstens bis 60 Tage nach der Injektion. Die NFT-Bildung
in beiden Hemisphären
bei den P301L-Mäusen,
denen Aβ42 injiziert wurde, variierte nicht mit dem
Geschlecht (Weibchen: 23 ± 21;
Männchen:
23 ± 4;
n = 7, P = 0,86, Mann-Whitney-U-Test). Dagegen entwickelten in einem
Alter von 6 bis 8,5 Monaten P301L-Männchen, denen Aβ42-1 injiziert wurde,
einige NFTs, und P301L-Weibchen entwickelten keine NFTs. Dieser
Unterschied war statistisch signifikant (Weibchen: 0; Männchen:
5,8 ± 1,9;
n = 7, P < 0,01,
Mann-Whitney-U-Test). Die Anwesenheit der Tau-Mutation ist bevorzugt,
um die NFT-Bildung zu induzieren.
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Ein überraschendes
und bemerkenswertes Ergebnis war die räumliche Trennung der Stelle
der Aβ42-Injektion von der entfernten NFT-Bildung
in der Amygdala ohne signifikante Unterschiede zwischen der ipsilateralen
und der kontralateralen Amygdala (11,4 ± 10,13 und 9,4 ± 8,0;
n = 7, P = 0,058, Wilcoxon-Signed-Ranks-Test). Dies legt die Möglichkeit nahe,
dass eine Beschädigung
von präsynaptischen Endigungen
oder Axons von Neuronen, die bis zur Injektionsstelle ragen, eine
NFT-Bildung in den jeweiligen Zellkörpern verursachte. Die anatomische
Trennung der Amyloid-Ablagerung und NFT-Bildung steht daher im Einklang
mit der Aβ42-induzierten axonalen Schädigung und
möglicherweise
dem beeinträchtigten
axonalen Transport von Tau (Varadarajan et al., J Struct Biol 2000,
130:184). Wir bestätigten,
dass die betroffene neuronale Population in der Amygdala bis zu
den kortikalen Injektionsstellen ragte, indem wir den retrograden
Transport von Texasrot-konjugiertem Dextran von den Injektionsstellen
zur Amygdala zeigten (3D). Andere
Mechanismen der somatodendritischen Akkumulierung von Tau sind weniger wahrscheinlich:
Zuerst schlossen wir eine direkte Einwirkung von Aβ42-Fibrillen
der Zellkörper
in der Amygdala durch Immunhistochemie aus. Zweitens sind Zunahmen
der Synthese von Tau-Proteinmengen
unwahrscheinlich, was durch die Abwesenheit von axonalen Verdünnungen
oder Sphäroiden
in Neuronen der Amygdala angezeigt wird. Drittens würde ein
diffusionsfähiger
toxischer Faktor kaum erklären,
warum Neuronen in der Nähe
der Injektionsstellen keine NFTs entwickeln. Bei humanen Patienten
mit AD wird häufig
eine anatomische Trennung von Amyloidplaques und NFTs gefunden,
wobei sich die Amyloidablagerungen um Synapsen herum und NFTs in
den jeweiligen Zellkörpern
von Projektionsneuronen (Price und Sisodia, Ann Rev Med 1994, 45:435).
Außerdem
gehört
die Amygdala zu den am stärksten
anfälligen
Bereichen, die bei humanen Patienten früh von der NFT-Bildung betroffen
sind (Arnold et al., Cereb Cortex 1991, 1:103). Die starke Anfälligkeit
der Amygdala bei unseren P301L-Mäusen wird
dadurch gestützt,
dass Neuronen in der Amygdala ähnliche
Mengen des Transgens exprimierten wie kortikale oder hippocampale
pyramidale Neuronen, doch diese entwickelten kaum irgendwelche NFTs
(Götz et
al., 3 Biol Chem 2001, 276:529). Obwohl unsere Experimente nicht
formal auf die Beteiligung von Astrocyten und Mikroglia an der NFT-Bildung
abzielten, war die Aktivierung dieser Zellen allein eindeutig nicht
ausreichend für
die NFT-Bildung, da Aβ42 und Aβ42-1 Astrocyten und Mikrogliazellen sowohl
um die Injektionsstellen herum als auch in der Amygdala in ähnlicher
Weise aktivierten (3B, C).
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Die
Bildung von NFTs bei AD ist mit einer Hyperphosphorylierung und
Konformationsänderungen von
Tau assoziiert (Grundke-Iqbal et al., Proc Natl Acad Sci USA 1986,
83:4913; Braak und Braak, Neurobiol Aging 1995, 16:271; Jicha et
al., J Neurosci Res 1997, 48:128). Um zu bestimmen, ob die Aβ42-induzierte
NFT-Bildung bei P301L-Mäusen
mit einer veränderten
Phosphorylierung und Konformation von Tau assoziiert ist, verwendeten
wir Antikörper,
die gegen abnorme Phosphoepitope gerichtet waren (R145d, pS422, AT100, TG3) (Goedert et al., Biochem J
1994, 301:871; Dickson et al., Neurobiol Aging 1995, 16:285; Tanaka
et al., FEBS Lett 1998, 426:248), hyperphosphorylated epitopes (AT8, S199P,
AT180, 12E8, AD2, PHF1) (Goedert et al., Biochem J 1994, 301:871;
Greenberg et al., J Biol Chem 1992, 267:564; Goedert et al., Neurosci
Lett 1995, 189:167; Seubert et al., J Biol Chem 1995, 270:18917;
Buee-Scherrer et al., Brain Res Mol Brain Res 1996, 39:79; Delacourte
et al., Ann Neurol 1998, 43, 193; Sergeant et al., J Neurochem 1999, 72:1243),
sowie konformationsabhängige
Antikörper (TG3,
MC1) (Jicha et al., J Neurosci Res 1997, 48:128; Dickson et al.,
Neurobiol Aging 1995, 16:285), wobei wir veröffentlichte Standardverfahren verwendeten
(siehe Verfahren Abschnitt (iv) und Götz et al., Proc Natl Acad Sci
USA 1998, 95:12370).
-
Während mehrere
Antikörper
einschließlich AT8
phosphoryliertes Tau in den gesamten Gehirnen von P301L-Mäusen unabhängig von
den Injektionen nachwiesen, wiesen R145d/pS422 und
AT100, die gegen die Phosphoepitope S422 bzw. S212/T214 gerichtet
sind, spezifisch NFTs und Neuronen nur als Reaktion auf Aβ42 nach
(9A, B; 10A-C).
Bemerkenswerterweise war das räumliche
Verteilungsmuster dieser abnorm phosphorylierten Formen von Tau
identisch mit demjenigen, das man bei Gallyas-Färbungen beobachtet, und trat
wiederum vorwiegend in der Amygdala auf (9A,
B). Die kombinierte Anfärbung
zeigte, dass Neuronen, die mit R145d/pS422 angefärbt wurden,
auch mit AT100 angefärbt
wurden (10A-c). Weder R145d noch AT100
färbten irgendwelche
Zellen in nichttransgenen Mäusen
durch Immunfärbung
an. Die Spezifität der
R145d-, pS422- und AT100-Immunreaktivität für Aβ42-assoziierte
abnorme Phosphorylierung war bemerkenswert, da diese Antiseren bei P301L-Tau-transgenen Mäusen, denen
nichts oder Aβ42-1 injiziert wurde, kaum irgendwelche Signale zeigten
und bei transgenen Mäusen,
die humanes Wildtyp-Tau exprimierten, gar keine Signale zeigten. Außerdem wurden
alle Gallyas-positiven NFTs auch mit R145d angefärbt, wie es durch die Vorschriften für die sequentielle
Immunfluoreszenz und die Gallyas-Silber-Färbung angezeigt wird, was stark
vermuten lässt,
dass die NFTs bei P301L-Mäusen S422-phosphoryliertes
Tau enthielten. Halb quantitative Analysen zeigten, dass ungefähr die Hälfte der R145d-positiven
Neuronen (11A, B) Gallyas-positiv
waren (11C, D), und R145d färbte diese Neuronen
im Allgemeinen intensiver als Zellen ohne NFTs.
-
Zusammen
steht das Ergebnis unserer Immunfärbung mit der Möglichkeit
im Einklang, dass die Phosphorylierung der Epitope S212/T214 und
S422 eng mit der NFT-Bildung verbunden ist. Die hier offenbarten
Daten übertreffen
die früheren
Ergebnisse, dass Aβ42 in vitro und in vivo eine Tau-Phosphorylierung
an den AT8- und 12E8/Ab31-Epitopen induzierten (Busciglio et al.,
Neuron 1995, 14:879; Geula et al., Nat Med 1998, 4:827). Bei unseren
P301L-Mäusen
war Tau an diesen Epitopen phosphoryliert, auch in Abwesenheit von
injiziertem Aβ42. Daher mögen diese Epitope notwendig
sein, sie waren jedoch eindeutig nicht ausreichend für die NFT-Bildung
bei P301L-Mäusen.
Bei der Verwendung von R145d/pS422 und AT100
fanden wir heraus, dass auf Aβ42-Injektionen eine Phosphorylierung von
Tau an S212/T214 und S422 folgte, was eine Rolle dieser Epitope
bei der NFT-Bildung vermuten ließ.
-
Zusammengefasst
belegen die hier offenbarten Daten, dass Aβ42-Fibrillen
die NFT-Bildung bei P301L-Mäusen
erheblich beschleunigen können.
Die nach dem Verfahren der Erfindung erzeugten neurofibrillären Tangles ähneln stark
denjenigen, die aus Gehirnen von AD-Patienten extrahiert werden
und deren Bildung bereits innerhalb von 18 Tagen nach der Injektion
erreicht wurde. Die hier offenbarten Daten beweisen, dass bei transgenen
Mäusen
die Wechselwirkung von β-Amyloid
mit der P301L-Mutation für
die NFT-Bildung erforderlich ist; weder β-Amyloid noch die Mutation allein
waren ausreichend, um große
Zahlen von NFTs zu erzeugen. Die gemäß der vorliegenden Erfindung
erzeugten Mäuse liefern
einen in-vivo-Assay, um zu bestimmen, ob solche amyloidsenkenden
Therapien wie Aβ-Impfung bei
der Verhinderung der NFT-Bildung in vivo wirksam sind.
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Verfahren
-
- (i) Erzeugung von transgenen Mäusen: Zur
Erzeugung von transgenen Mäusen
wurde die humane pathogene Tau-Mutation P301L durch einen PCR-vermittelten
Ansatz in die cDNA eingeführt,
die die längste
humane Gehirn-Tau-Isoform codiert. Diese Isoform enthielt die Exons
2 und 3 sowie vier mikrotubulibindende Repeats (2+3+4R, htau40). Um P301L-Tau-transgene von
Wildtyp-Tau-transgenen Mäusen
unterscheiden zu können,
wurde eine stumme Mutation in das P301L-Konstrukt eingeführt, die
eine diagnostische SmaI-Restriktionsstelle zerstört. Die cDNA wurde mit einer
Kozak-Consensus-Sequenz versehen und in einen murinen genomischen Thy.1.2-Expressionsvektor
subkloniert. Die Vektorsequenzen dieses Konstrukts (pR5 genannt) wurden
vor der Mikroinjektion entfernt. Transgene Mäuse wurden durch pronukleäre Injektion
von B6D2F1xB6D2F1-Embryonen produziert. Founder wurden durch PCR-Analyse
von Lysaten aus Schwanzbiopsien identifiziert, wobei man zwei verschiedene
Primerpaare verwendet. Foundertiere wurden mit C57BL/6-Mäusen gekreuzt,
um Linien zu etablieren. Transgene Mäuse wurden einem Screening
mit den folgenden Oligonucleotiden unterzogen: Tau-I: 5'-GGAGTTCGAAGTGATGGAAG-3' und Tau-K: 5'-GGTTTTTGCTGGAATCCTGG-3'. Die Amplifikation
ergab ein Produkt von 500 bp. Ein Restriktionsverdau des Amplifikationsprodukts
durch SmaI bestätigte
die Anwesenheit des P301L-Transgen. Von zehn unabhängigen transgenen
Linien hatten vier vergleichbare Expressionsniveaus, wie durch Immunoblot-Analyse
bestimmt wurde. Linie pR5-183 wurde in der vorliegenden Studie verwendet.
- (ii) Produktion von Aβ42-
und reversen Aβ42-1-Fibrillen:
Aβ42 (Bachem, Nr. H-1368, Charge Nr. 524548) und Aβ42-1 (Bachem,
Nr. H-3976, Charge Nr. 536763) wurden in PBS mit Endkonzentrationen
von 250 µM
rekonstituiert, 84 Stunden lang in einem Eppendorf-Thermomischer
bei 37 °C
mit 1000 U/min geschüttelt
und durch Elektronenmikroskopie analysiert. Präparate wurden auf kohlenstoffbeschichtete
300-mesh-Gitter gelegt und mit 2% Phosphowolframsäure angefärbt. Das
Präparat
des umgekehrten Peptids Aβ42-1 bestand aus unlöslichen Aggregaten, die durch
Negativkonstrastierung in der Elektronenmikroskopie nicht leicht
nachweisbar waren (2B). Mikroskopische
Aufnahmen wurden bei einer Betriebsspannung von 80 bis 100 kV und
einer Nennvergrößerung von
40 000 mit einem Philips-Modell-CM12-Elektronenmikroskop aufgezeichnet.
- (iii) Stereotaktische Injektion: Stereotaktische Injektionen
in Mäusegehirn
wurden gemäß den Vorschriften
von Paxinos (Paxinos K B, The mouse brain in stereotaxic coordinates,
Academic Press, San Diego, 1997) durchgeführt. Mäuse wurden mit einem Gemisch
von 2% Xylatin und 10% Ketamin anästhetisiert, und 1,5 µl Peptidsuspension wurde
ihnen stereotaktisch in den CA1-Bereich der hippocampalen Formation
der rechten Hemisphäre
(Koordinaten: AP –1,9
mm vom Bregma, LAT –1,0
mm, DV +1,9 mm) und in den Kortex der linken Hemisphäre (Koordinaten:
AP –1,9
mm vom Bregma, LAT +2,0 mm, DV +1,2 mm; beinhaltet den Stumpfbereich
des somatosensorischen Kortex 1, S1Tr) injiziert, wobei eine von
einer Minipumpe (Motorized Stereotaxic Injector, Stoelting Co.)
angetriebene 10-µl-Hamilton-Spritze
mit einer Injektionsgeschwindigkeit von 0,15 µl/min verwendet wurde. Die
Nadel wurde weitere zehn Minuten in der Injektionsstelle gehalten
und dann langsam herausgezogen. Operierte Tiere wurden unter täglicher
Kontrolle gehalten. Keine Maus entwickelte Infektionen oder starb
während des
Experiments. Mäuse,
die eine Injektionen erhalten hatten, wurden an den tagen 18, 26,
45 bzw. 60 transkardial mit 4% Paraformaldehyd in Natriumphosphat-Puffer,
pH 7,4, perfundiert und für
die Immunhistochemie bearbeitet. Um die axonale Aufnahme zu bestimmen,
injizierten wir 1,5 µl Texasrot-gekoppeltes
Dextran von 12,5 mg/ml (70 000 MW, Molecular Probes) in PBS und
perfundierten die Mäuse
fünf bis
acht Tage später.
- (iv) Immunhistologische Färbungen,
Immunfluoreszenzanalyse und Antikörper: Immunhistologische Färbungen
wurden an 4 µm
dicken koronalen Paraffinschnitten aus dem Gehirn unter Verwendung
der veröffentlichten
Standardverfahren durchgeführt.
Serielle Frontalschnitte wurden angefertigt, und Gehirnschnitte
von AD-Patienten und gesunden Menschen wurden als Kontrollen mitverwendet.
Einige der Schnitte wurden zur Signalverstärkung 2,5 Minuten lang mit
5 µg/ml
Proteinase K in Tris-gepufferter Kochsalzlösung oder PBS bei 37 °C vorbehandelt.
Die Schnitte wurden mit Thioflavin-S angefärbt und nach der Vorschrift von
Gallyas (Gallyas F, Acta Morphol Acad Sci Hung 1971, 19:1) mit Silber
imprägniert.
Für Gallyas-Färbungen
wurde jeder 20. Schnitt von den Positionen AP –1,5 mm bis AP –2,4 mm
(vom Bregma aus) analysiert, während
jeder fünfte Schnitt
um die Injektionsstelle herum (Position AP –1,9 mm) von den Positionen
AP –1,8
mm bis AP –2,0
mm analysiert wurde. Gallyas-positive NFTs wurden in 20 standardisierten
frontalen Schnitten des Gesamthirns von jeder Maus gezählt und
addiert. Durchschnittswerte und Standardabweichungen wurden für die in 8 angegebene Zahl
der Mäuse
bestimmt. Tau14 (Zymed Inc, South San Francisco, Kalif., Aminosäuren 83-120, verwendet
in 1:2-Verdünnungen)
und HT7 (Innogenetics Inc, Belgien, Aminosäuren 159-163, 1:200) wurden
verwendet, um humanes Tau spezifisch nachzuweisen. Die folgenden
Antikörper wurden
verwendet, um unterschiedliche Tau-Phosphoepitope (in Klammern)
nachzuweisen: AT270 (Innogenetics Inc., 1:500, Threonin 181), AT8
(Innogenetics Inc., 1:50, Serin 202/Threonin 205), AT100 (Innogenetics
Inc., 1:100, Serin 212/Threonin 214), 12E8 (Dr. Peter Seubert, 1:100,
Serin 262/Serin 356), AT180 und TG3 (Dr. Peter Davies, 1:100 bzw.
1:20, Threonin 231/Serin 235), PHF1 (Dr. Peter Davies, 1:50); S199P
(Dr. Andre Delacourte, 1:100, Serin 199), R145d (Dr. Khalid Iqbal,
1:30, Serin 422) und pS422 (Biosource Inc.,
1:50, Serin 422) sowie AD2 (Dr. Chantal Mourton-Gilles, 1:10.000,
Serin 396/Serin 404). MC1 wies das Konformationsepitop Alz-50 nach
(Dr. Peter Davies, 1:20). Der monoklonale Antikörper 6E10 (Serotec, 1:500)
wurde verwendet, um Aβ-Peptid
nachzuweisen. Polyklonaler Anti-GFAP-Antikörper (Sigma, 1:400) wurde verwendet,
um aktivierte Astrocyten nachzuweisen, und Isolectin B4 (Vector
Laborstories, 2 µg/ml)
wurde verwendet, um Mikroglia nachzuweisen. Sekundäre Antikörper wurden
von Vector Laborstories (Vectastain-ABC-Kits PK-6101 und PK-6102)
für Peroxidase/DAB-Färbungen
und von Molecular Probes (ALEXA-FLUOR-Reihe)
für die
Immunofluoreszenz erhalten.
- (v) Transmissionselektronenmikroskopie: Bereiche, die die Amygdala
enthielten, wurden aus 40 µm
dicken Vibratom-Schnitten herausgeschnitten und in 4% Paraformaldehyd
und 0,1% Glutaraldehyd in PBS fixiert. Nach der Fixierung mit OsO4 wurden
Gewebeproben für
die Routineelektronenmikroskopie in Epoxyharz (Egon, Sigma, Bornem,
Belgien) eingebettet. Für
die Immunogold-Markierung wurden ultradünne Schnitte aus in Epoxyharz
eingebetteten Geweben auf Formvar-beschichteten Nickelgittern 10
Minuten lang mit 6% Natriummetaperiodat und 30 Minuten lang mit
5% normalem Ziegenserum in PBS behandelt. Dann erfolgte eine Inkubation
der Schnitte mit dem monoklonalen Antikörper AT8 in 1%igem normalem
Ziegenserum in PBS in einer Verdünnung
von 1:50 während
2 Stunden. Nach dem Waschen wurde 10-nm-kolloidaler goldmarkierter sekundärer Antikörper in
Tris-gepufferter Kochsalzlösung
(Ziegen-Anti-Maus; British Biocell, Cardiff, UK) 1 Stunde lang aufgetragen.
Dann wurden nach dem Waschen Schnitte mit Bleicitrat und Uranylacetat
angefärbt.
Kontrollschnitte wurden nach demselben verfahren angefärbt, aber unter
Weglassen des primären
Antikörpers.
AT8 schien häufig "Enden" von Filamenten zu
markieren, und zwar aufgrund der Tatsache, dass Filamente, die an
den Oberflächen
der in Epoxyharz eingebetteten Präparate angeschnitten wurden, für die Antikörper leichter
zugänglich
waren als tiefer Schichten.