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Gebiet der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft Hörgeräte und Verfahren
zur Verarbeitung von Schallsignalen. Die Erfindung betrifft insbesondere
ein Hörgerät mit einem
Kompressor, der bei sehr niedrigen Schallpegeln aktiv ist. Noch
spezieller betrifft die Erfindung ein Hörgerät, welches den Benutzer warnt,
wenn in einer stationären
Schallumgebung ein plötzliches
Geräusch
auftritt.
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Hintergrund
der Erfindung
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Der
Begriff „Hörgerät" wird in diesem Zusammenhang
so verstanden, daß es
allgemein eine Vorrichtung umfaßt
mit einem Eingangswandler zum Umwandeln eines akustischen Eingangssignals
in ein erstes elektrisches Signal, einem Signalprozessor zum Erzeugen
eines zweiten elektrischen Signals basierend auf dem ersten elektrischen
Signal, einem Ausgangswandler zum Umwandeln des zweiten Signals
in Schall, und einer Batterie zur Energieversorgung des Signalprozessors.
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Typischerweise
hat ein Hörgerät ein Gehäuse, welches
den Eingangs- und den Ausgangswandler, die Batterie und den Signalprozessor
hält. Das Gehäuse ist
dazu ausgelegt, beispielsweise hinter dem Ohr, im Ohr oder im Hörkanal getragen
zu werden, und die Ausgabe des Ausgangswandlers wird auf eine auf
dem Gebiet der Hörgeräte gut bekannte Weise
zum Trommelfell geleitet. Der Prozessor ist im Allgemeinen dazu
ausgelegt, das elektrische Signal derart zu verarbeiten, daß das resultierende
akustische Ausgangssignal einen Hörfehler eines Benutzers ausgleicht.
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Die
US-A-4 813 417 betrifft einen Vielkanalsignalprozessor für eine Hörprothese,
mit einer Mehrzahl von Filtern, die jeweils eine unterschiedliche
Zentralfrequenz durchlassen.
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Die
US-A-5 832 097 betrifft einen Vielkanalsynchronkompander für Hörgeräte, bei
dem das Eingangssignal von einem Eingangswandler durch einen 2:1-Frontkompressor geleitet
wird, und dann durch ein Bandteilerfilter, um es in eine gewünschte Zahl
von Frequenzbändern
aufzuteilen.
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Die
US-A-4 777 474 schlägt
ein Alarmsystem für
Hörbehinderte
vor, umfassend einen Basisstationfunksender, der dazu ausgelegt
ist, bei Erfassung eines Alarmzustands ein Signal zu einer tragbaren Einheit
zu senden. Die tragbare Einheit enthält alle Teile eines üblichen
Hörgeräts, zusammen
mit einem Funkempfänger
zum Empfangendes von der Basisstation ausgesandten Signals.
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Die
WO 99/34642 offenbart ein Hörgerät mit einer
automatischen Verstärkungssteuerung,
die durchgeführt
wird durch Erfassen eines Eingangsschallpegels und/oder eines Ausgangsschallpegels und
Anpassen des durch das Hörgerät gelieferten Ausgangsschallpegels
in Antwort auf den erfaßten Schallpegel
durch Steuerung/Regelung der Verstärkung des Hörgeräts in Richtung auf einen tatsächlich gewünschten
Wert des Ausgangsschallpegels. Die Verstärkungssteuerung/Regelung erfolgt
bei Zunahme bzw. Abnahme des Eingangsschallpegels durch Anpassen
der Verstärkung
in Richtung auf einen tatsächlich
gewünschten
Wert, mit einer Ansprechzeit bzw. Rückfallzeit, die in Antwort
auf den erfaßten Schallpegel
auf eine verhältnismäßig kurze
Dauer eingestellt werden, was eine schnelle Verstärkungsanpassung
bei hohen Eingangs- und/oder
Ausgangsschallpegeln liefert, und auf eine verhältnismäßig lange Dauer, was eine langsame
Verstärkungsanpassung
bei niedrigen Eingangs- und/oder Ausgangsschallpegeln liefert.
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Es
ist im Stand der Technik wohl bekannt, ein Hörgerät mit einem Kompressor mit
einer Charakteristik zu versehen, die zwei lineare Segmente hat, welche
an einem Kniepunkt verbunden sind. Der Kniepunkt liegt typischerweise
bei 50 dB SPL-Eingangspegel,
nahe dem Pegel normaler Sprache, um ein hohes Sprachverstärkungsniveau
zu ermöglichen.
Unterhalb des Kniepunkts hat das lineare Segment im Wesentlichen
keine Kompression, d.h. die Verstärkung ist eine konstante Verstärkung und
geeignet zum Kompensieren des Hörverlusts
bei niedrigen Eingagssignalpegeln. Oberhalb des Kniepunkts hat das
Segment ein Kompressionsverhältnis über 1, typischerweise
2:1, zum Kompensieren von Recruitment. Recruitment ist ein sensorineuraler
Hörverlust, bei
dem die Lautstärke
bei zunehmendem Schalldruck rasch bis über die Hörschwelle ansteigt, und bei
hohen Schalldrücken
normal ansteigt.
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Viele
Hörgerätebenutzer,
die sich in einer stabilen Schallumgebung befinden, möchten in
der Lage sein, eine schwache, plötzliche
Veränderung
in der Schallumgebung zu hören,
beispielsweise ein plötzliches
Auftreten eines leisen Geräuschs.
Beispielsweise kann ein Hörgerätebenutzer,
wenn er zu Hause ist, wünschen,
in der Lage zu sein zu hören, daß ein Baby
zu weinen beginnt, oder daß Wasser
zu laufen beginnt, daß jemand
an der Tür
ist etc. Der Hörgerätebenutzer
kann die Verstärkung
des Hörgeräts erhöhen, um
dies zu erreichen, doch dann kann der Hörgerätebenutzer durch andere Geräusche in der
stationären
Schallumgebung gestört
werden, beispielsweise das Geräusch
eines Ventilators, Verkehrslärm
etc., die dann ebenfalls derart verstärkt werden, daß sie die
Hörschwelle überschreiten.
Die Hörschwelle
ist der niedrigste Schallpegel, bei dem Schall wahrnehmbar ist.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Es
ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Hörgerät vorzuschlagen,
welches es dem Benutzer ermöglicht,
ein schwaches, plötzliches
Geräusch
zu hören,
das in einer stationären
Schallumgebung auftritt, ohne durch stationäre Geräusche gestört zu werden.
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Erfindungsgemäß werden
in einem ersten Aspekt die obige und weitere Aufgaben erfüllt durch die
Bereitstellung eines Vielkanalhörgeräts mit einem Mikrofon,
einem Ausgangswandler und einem Signalprozessor, wobei der Signalprozessor
wenigsten einen Frequenzkanal mit einem Kompressor hat, dadurch gekennzeichnet,
daß der
Kompressor mit einer Kompressionsschwelle bei einem Ausgangspegel unterhalb
der Hörschwelle
versehen ist, mit einem Kniepunkt, der unterhalb von 25 dB SPL Eingangspegel
liegt, und mit einer Ansprechzeit von über 0,5 Sekunden, wodurch das
Hören eines
plötzlichen
Geräuschs
in einer stationären
Schallumgebung erleichtert wird.
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Mit
diesem Kompressor kann die Verstärkung
von niedrigen Signalpegeln im Vergleich zum Stand der Technik erhöht werden,
da der Kompressor dazu dient, gleichmäßige Geräusche im Allgemeinen zu unterdrücken. Beim
erfindungsgemäßen Hörgerät kann die
Verstärkung
so weit erhöht
werden, wie es im Hinblick auf das Mikrofonbasislinienrauschen möglich ist,
welches vorzugsweise unterhalb der Hörschwelle gehalten werden sollte.
Somit wird der Benutzer des erfindungsgemäßen Hörgeräts im Allgemeinen die Option
einer höheren
Verstärkung
niedriger Schallpegel haben, als es bei herkömmlichen Hörgeräten im Allgemeinen machbar
ist.
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Erfindungsgemäß werden
die obige und weitere Aufgaben in einem zweiten Aspekt erfüllt durch die
Bereitstellung eines Verfahrens zur Verarbeitung eines Schallsignals
in einem Hörgerät, umfassend die
Schritte: Umwandeln eines akustischen Signals in ein elektrisches
Signal, Verarbeiten des elektrischen Signals in einem Signalprozessor,
der in wenigstens einem Frequenzkanal einen Kompressor umfaßt, und
Umwandeln des verarbeiteten Signals in ein Schallsignal, dadurch
gekennzeichnet, daß der Kompressor
eine Kompressionsschwelle bei einem Ausgangspegel unterhalb der
Hörschwelle
hat, einen Kniepunkt, der unterhalb von 25 dB SPL Eingangspegel
liegt, sowie eine Ansprechzeit von über 0,5 Sekunden.
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Der
Kompressor ist mit einer langsamen Ansprechzeit ausgestattet, beispielsweise
einer Ansprechzeit über
0,5 Sekunden, oder in einigen Ausführungsformen über 1 Sekunde,
beispielsweise 2 Sekunden oder mehr. Die langsame Ansprechzeit erlaubt
die Verstärkung
plötzlichen
Schalls ohne Verzerrung, damit er für den Benutzer klar wahrnehmbar ist.
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Der
Kompressor kann eine lange Rückfallzeit
haben, beispielsweise zehn mal die Ansprechzeit, zum Wiedereinstellen
der Verstärkung
beim Verschwinden von hochpegligem Schall.
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Es
ist ein wichtiger Vorteil der vorliegenden Erfindung, daß die Hörgeräteverstärkung bei
niedrigen Signalpegeln hoch ist, während das Mikrofonrauschen
weiterhin knapp unterhalb der Hörschwelle
gehalten wird. Wenn ein plötzlicher
Schall auftritt, wird der Schall mit der momentanen großen Verstärkung verstärkt, um
ein Ausgangssignal über
der Hörschwelle
zu liefern, so daß er
durch den Hörgerätebenutzer
gehört
werden kann. Wenn der plötzliche Schall
während
einer Zeit andauert, die länger
ist als die Ansprechzeit des Kompressors, wird die Verstärkung zeitlich
abnehmen, was das Hörgeräteausgangssignal
schrittweise so weit absenkt, wie es durch das Kompressionsverhältnis ermöglicht wird, und
möglicherweise
dazu führt,
daß der
schwache plötzliche
Schall nicht mehr über
die Hörschwelle
verstärkt
wird. Somit kann der plötzliche
Schall vom Hörgerätebenutzer
im Wesentlichen während
der Ansprechzeit des Kompressors gehört werden, was eine ausreichende
Zeitdauer für
den Benutzer darstellt, um durch das Geräusch gewarnt zu werden.
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Gemäß einer
vorteilhaften Ausführungsform kann
der Hörgerätesignalprozessor
eine Mehrzahl von Kanälen
aufweisen, vorzugsweise mehr als 6 Kanäle, weiter bevorzugt mehr als
8 Kanäle,
am stärksten
bevorzugt mehr als 10 Kanäle,
beispielsweise 15 Kanäle.
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Gemäß einer
weiteren vorteilhaften Ausführungsform
liegt der Kniepunkt bei 10 dB SPL Eingangspegel. Typischerweise
liegt der Kniepunkt unter 20 dB SPL Eingangspegel, beispielsweise
unter 15 dB SPL. Dies ermöglicht
eine maximale Verstärkung
bei Schallpegeln nahe dem niedrigsten Pegel, der für Menschen
mit normalem Gehör
hörbar
ist. Die für
einen bestimmten Benutzer gewählte
maximale Verstärkung
wird von seinem speziellen Hörfehler und
der Anpaßregel
abhängen.
Im Allgemeinen ist eine vollständige
Kompensation des Hörfehlers
beispielsweise wegen des Benutzerkomforts nicht möglich. Die
Menge schwacher Geräusche,
die ausreichend verstärkt
werden können,
um für
den Benutzer hörbar
zu sein, kann entsprechend den speziellen Umständen variieren. Geräusche bei
25 dB SPL Eingang werden im Allgemeinen nicht so stark verstärkt werden,
daß sie
für eine
hörbeeinträchtigte
Person hörbar
sind, die ein Hörgerät benutzt,
welches entsprechend den Standardanpaßregeln eingestellt ist.
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Weitere
vorteilhafte Ausführungsformen
der Erfindung werden aus den abhängigen
Ansprüchen deutlich.
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Noch
weitere Aufgaben der vorliegenden Erfindung werden dem Fachmann
aus der nachfolgenden Beschreibung deutlich werden, in der die Erfindung
detaillierter erläutert
werden wird. Dort ist rein beispielhaft eine bevorzugte Ausführungsform
der Erfindung gezeigt und beschrieben. Wie man erkennt, kann die
Erfindung in anderen verschiedenen Ausführungsformen realisiert werden,
und ihre verschiedenen Details können
in mehreren offensichtlichen Aspekten modifiziert werden, die alle
nicht von der Erfindung abweichen. Entsprechend sind die Zeichnungen
und Beschreibungen als erläuternd
anzusehen, nicht als beschränkend.
In der Zeichnung:
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Kurzbeschreibung
der Zeichnung
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1 zeigt
eine herkömmliche
Kompressorcharakteristik,
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2 zeigt
eine erfindungsgemäße Kompressorcharakteristik,
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3 zeigt
die Verstärkung
eines plötzlichen Geräuschs in
einer stationären
Schallumgebung durch ein erfindungsgemäßes Hörgerät,
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4 zeigt
ein Blockdiagramm eines erfindungsgemäßen Hörgeräts, und
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5 ist
eine vergrößerte Ansicht
einer erfindungsgemäßen Kompressorcharakteristik
mit Erläuterung
der Verarbeitung eines Schallstimulus.
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Detaillierte
Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen
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1 zeigt
einen Ausdruck einer herkömmlichen
Kompressorcharakteristik, d.h. einen Ausdruck des Kompressorausgangspegels
als Funktion des Eingangspegels, beide in SPL. Diese Charakteristik
kann für
einen allgemeine Kompressor gelten, oder für einen aus einer Bank von
engbandigen Kompressoren in einem Hörgerätesignalprozessor. Die spezielle
Charakteristik kann von der Anpassung an einen speziellen Benutzer
abhängen.
Das Beispiel in der Figur unterstellt, daß das Hörgerät so eingestellt worden ist,
daß es
einen speziellen Hörfehler
kompensiert, wie es teilweise durch die Hörschwelllinie bei 70 dB gezeigt
ist. Die Anpassung an andere Benutzer ist Fachleuten auf dem Gebiet
der Hörgeräteanpassung
klar.
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Die
Charakteristik umfaßt
zwei lineare Segmente 5, 6, die an einem Kniepunkt 10 verbunden sind
(CT-compression threshold, Kompressionsschwelle), der typischerweise
bei 50 dB SPL Eingangspegel liegt. Bei Schallpegeln unterhalb des Kniepunkts 10,
wie durch das lineare Segment 5 dargestellt, gibt es im
Wesentlichen keine Kompression, d.h. die Verstärkung ist eine konstante Verstärkung und
geeignet zum Kompensieren des Hörverlusts
bei niedrigen Eingangssignalpegeln. In 1 beträgt diese
Verstärkung
30 dB, wie es gezeigt ist bei der Linie G15 bei
15 dB Eingangspegel, und ebenfalls 30 dB, wie es gezeigt ist bei
der Linie G50 bei 50 dB Eingangspegel. Normale
Sprache liegt bei ungefähr
50 dB Eingangspegel. Oberhalb des Kniepunkts 10, wie durch
das Segment 6 gezeigt, ist das Kompressionsverhältnis größer als
1, typischerweise 2:1, was die Verstärkung bei hohen Eingangspegeln
absenkt, wie es zum Kompensieren von Recruitment geeignet ist. Das
Kompressionsverhältnis
eines Segments ist gleich dem reziproken Wert der Steigung des Segments.
Bei einer unteren Endverstärkung
von 30 dB und einer Hörschwelle
von 70 dB werden Eingangspegel unter 40 dB für diesen Hörgerätebenutzer nicht hörbar sein.
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Um
eine schwache plötzliche
Veränderung
in der Schallumgebung hören
zu können,
beispielsweise ein plötzliches
Auftreten eines schwachen Geräuschs,
kann der Hörgerätebenutzer
die Verstärkung
des Hörgeräts erhöhen, wodurch
die in 1 gezeigte Charakteristik in Richtung der y-Achse
aufwärts
verschoben wird. In diesem Fall jedoch werden anderen schwache Geräusche in
der stationären Schallumgebung,
beispielsweise der Schall eines Ventilators, Verkehrslärm etc.
ebenfalls verstärkt, möglicherweise
auf ein Niveau oberhalb der Hörschwelle,
was ein unangenehmes Gefühl
oder eine unkomfortable Störung
des Benutzers bewirkt.
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2 zeigt
eine Kompressorcharakteristik eines erfindungsgemäßen Kompressors.
In 2 entsprechen die Segmente 5, 6 den
in 1 gezeigten Segmenten 5, 6.
Vorzugsweise hat das Segment 6 ein Kompressionsverhältnis, welches
größer als 1,4
ist, und noch bevorzugter ein Kompressionsverhältnis, das im Wesentlichen
gleich 2 ist. Andere Werte für
das Kompressionsverhältnis
können
verwendet werden, wenn sie geeignet sind. Es ist wesentlich für die vorliegende
Erfindung, daß der
Ausgangspegel 9 am Kniepunkt oder die Kompressionsschwelle
niedriger ist als die Hörschwelle 8.
In 2 liegt der Kniepunkt bei ungefähr 15 dB
Eingangspegel, d.h. am unteren Ende des für Menschen mit normalem Gehör hörbaren Bereichs.
Die Verstärkung am
Kniepunkt und darunter beträgt
ungefähr
40 dB, wie es durch G15 gezeigt ist, gezeichnet
bei 15 dB Eingangspegel. Oberhalb des Kniepunkts nimmt die Verstärkung, durch
den Kompressor kontrolliert, ab und erreicht ungefähr 30 dB
bei 50 dB Eingangspegel, wie durch G50 dargestellt
ist. Somit ist die Verstärkung
bei normalem Sprachniveau ähnlich
der in 1 gezeigten. Andererseits ist die Verstärkung bei niedrigen
Signalpegeln wesentlich höher
als beim Kompressor des Stands der Technik.
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Das
erfindungsgemäße Hörgerät kann ein Mikrofon
aufweisen, welches einen geringen Pegel von Mikrofonrauschen erzeugt.
Der Hörgerätesignalprozessor
kann eine Mehrzahl von Kanälen
aufweisen, vorzugsweise mehr als 6 Kanäle, noch bevorzugter mehr als
8 Kanäle,
am meisten bevorzugt mehr als 10 Kanäle, beispielsweise 15 Kanäle. Da das
Rauschen in jedem Kanal im Wesentlichen proportional zur Kanalbandbreite
ist, führt
eine Erhöhung
der Kanalanzahl zu einer Verringerung des Rauschens in jedem Kanal.
Trotz der erhöhten
Verstärkung
wird somit das Rauschen in einem Kanal dennoch unterhalb der Hörschwelle
gehalten. Im vorliegenden Beispiel liegt der Kniepunkt bei 15 dB
SPL Eingangspegel. Der Kniepunkt liegt immer unterhalb von 25 dB
SPL Eingangspegel, häufiger
unter 20 dB SPL Eingangspegel, beispielsweise unter 15 dB SPL.
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3 zeigt
die Verstärkung
eines plötzlichen Geräuschs in
einem ansonsten gleichmäßigen Schallhintergrund 11 durch
ein erfindungsgemäßes Hörgerät. Das plötzliche
Geräusch
ist durch einen Rechteckwellenpuls dargestellt, der bei 12 ansteigt und
bei 13 verschwindet. Der gleichmäßige Schallhintergrund wird
im Hörgerät so verarbeitet,
daß ein Ausgangssignal
bei Pegel A unterhalb der Hörschwelle
erzeugt wird. Der Kompressor ist mit einer langsamen Ansprechzeit
von beispielsweise 1 oder 2 Sekunden ausgestattet. Plötzliche
Signale werden linear verstärkt.
Wenn der Schallpuls bei 12 auftritt, wird der Schallpuls
mit der momentanen großen
Verstärkung
verstärkt,
um anfänglich
ein Ausgangsschallsignal beim Pegel B zu erzeugen. In dem Beispiel übersteigt
B die Hörschwelle 14,
was bedeutet, daß das
Signal tatsächlich
für den
Hörgerätebenutzer
hörbar
ist.
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Wenn
der Schallpuls während
einer längeren Zeit
als die Ansprechzeit 16 des Kompressors andauert, wird
sich der Kompressor so auswirken, daß die Verstärkung über die Zeit 18 abgesenkt
wird, um schrittweise beim Ausgangspegel C unterhalb der Hörschwelle
anzukommen. Abhängig
von der Größe des Signals
wird somit letztlich das plötzliche
Geräusch
nicht weiter über
die Hörschwelle 14 verstärkt. In
dem Beispiel kann das plötzliche
Geräusch 13 vom Hörgerätebenutzer
im Wesentlichen während
der Ansprechzeit 16 des Kompressors gehört werden, was eine ausreichende
Zeitdauer zum Alarmieren des Benutzers durch das Geräusch ist.
Das Verschwinden des Rechteckwellenschallpulses bei 13 führt zu einem
Abwärtsschritt,
der den Ausgangspegel zum Punkt D nimmt. Der Kompressor erholt sich
nur langsam von diesem neuen niedrigeren Pegel.
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Entsprechend
der Kompressorrückfallzeit steigt
die Verstärkung
schrittweise, um den Ausgangspegel zum Anfangspegel A zurückzuführen.
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Es
wird ferner Bezug genommen zu 5 für einen
Ausdruck der Punkte A, B, C und D im Eingangs-Ausgangs-Diagramm.
Dieser Ausdruck zeigt die Punkte A und C auf der Kompressorkurve,
die Situationen gleichmäßigen Zustands
darstellen, wohingegen die Punkte B und D, die Übergangszustände darstellen,
durch einen jeweiligen Startpunkt und durch eine Schritthöhe definiert
sind (aufwärts
oder abwärts).
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Allgemein
wird angenommen, daß das menschliche
Ohr eine Zeitkonstante in der Größenordnung
von 0,2 bis 0,3 Sekunden für
die Lautstärkewahrnehmung
hat. Dies ist die minimale Dauer, die ein menschliches Ohr benötigt, um
die Lautstärke des
Signals vollständig
wahrzunehmen. Kürzere
Signale können
ebenfalls wahrgenommen werden, doch die Lautstärke kürzerer Signale wird häufig unterschätzt.
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4 zeigt
ein schematisches Blockdiagramm eines erfindungsgemäßen Hörgeräts 20.
Es wird für
den Fachmann offensichtlich sein, daß die in 6 dargestellten
Schaltungen unter Verwendung digitaler oder analoger Schaltungstechnik
oder jeder beliebigen Kombination derselben implementiert werden
können.
In der vorliegenden Ausführungsform
wird digitale Signalverarbeitung eingesetzt, und somit besteht der
Prozessor 28 aus digitalen Signalverarbeitungsschaltungen.
In der vorliegenden Ausführungsform
können
alle digitalen Schaltungen des Hörgeräts 20 auf
einem einzigen digitalen Signalverarbeitungsschaltungschip vorgesehen
sein, oder die Schaltungen können
in sonstiger Weise auf einer Mehrzahl von integrierten Schaltungschips
verteilt sein.
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Im
Hörgerät 20 ist
ein Mikrofon 22 vorgesehen, um ein Schallsignal zu empfangen
und das Schallsignal in ein entsprechendes elektrisches Signal umzuwandeln,
welches das empfangene Schallsignal repräsentiert. Das Hörgerät 20 kann
eine Mehrzahl von Eingangswandlern 22 mit geeigneter Eingangsstufenverarbeitung zum
Zweck zusätzlicher Funktionalität umfassen,
beispielsweise um richtungssensitive Fähigkeiten bereitzustellen.
Das Mikrofon 22 wandelt das Schallsignal in ein analoges elektrisches
Signal um. Das analoge elektrische Signal wird durch einen A/D-Wandler 24 abgetastet
und in ein digitales Signal 26 für die digitale Signalverarbeitung
im Hörgerät 20 digitalisiert.
Das digitale Signal 26 wird einem digitalen Signalprozessor 28 zur Verstärkung des
Mikrofonausgangssignals 26 entsprechend einer gewünschten
Frequenzcharakteristik und Kompressorfunktion zugeführt, um
ein Ausgangssignal 30 zu liefern, welches zum Kompensieren
des Hörfehlers
des Benutzers geeignet ist. Das Ausgangssignal 30 wird
einem D/A-Wandler 32 zugeführt, und ferner einem Ausgangswandler 34,
d. h. einem Empfänger 34,
der das Ausgangssignal 30 in ein akustisches Ausgangssignal
umwandelt.
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Der
Signalprozessor 28 umfaßt eine erste Filterbank 36 mit
Bandpaßfiltern 36i zum Aufteilen des elektrischen Signals 26 in
einen Satz von bandpaßgefilterten
ersten elektrischen Signalableitungen 261 , 262 , ..., 26i .
Ferner umfaßt
der Signalprozessor 28 einen Satz 38 von Kompressoren
und Offset-Verstärkern 381 , 382 ,
..., 38i , von denen jeder verbunden ist
mit einem unterschiedlichen Bandpaßfilter 361 , 362 , ..., 36i zur
individuellen Kompression der entsprechenden bandpaßgefilterten
Signalableitungen 261 , 262 , ..., 26i . 4 zeigt
die Kompressoren und Offset-Verstärker 381 , 382 ,
..., 38i in den jeweiligen Frequenzbändern 361 , 362 ,
..., 36i mit erfindungsgemäßen Kompressoreigenschaften.
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Die
gezeigten Kompressoreigenschaften 381 und 382 entsprechen der in 2 gezeigten
Charakteristik. Im vorliegenden Beispiel sind 361 und 362 Tieffrequenzbandpaßfilter, beispielsweise mit
Paßbändern unterhalb
500 Hz. 361 kann ein Paßband unterhalb
300 Hz haben, und 362 kann ein
Paßband zwischen
300 Hz und 500 Hz haben. Zur Vereinfachung sind nicht in jedem Frequenzband
Kompressoren dargestellt. Kompressoren mit erfindungsgemäßen Charakteristika
können
in jedem geeigneten Frequenzkanal enthalten sein.