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GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
pharmazeutischen Zusammensetzungen mit verzögerter Freisetzung, die Venlafaxin
oder ein Salz davon enthalten.
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Die
Erfindung betrifft auch eine pharmazeutische Zusammensetzung mit
verzögerter
Freisetzung, die Venlafaxin oder ein Salz davon enthält, wobei
die Zusammensetzung in Form von beschichteten Pellets oder Kapseln
für die
einmal täglich
erfolgende orale Verareichung vorliegen kann.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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1-[2-Dimethylamino-1-(4-methoxyphenyl)-ethyl]-cyclohexanol,
nachfolgend als Venlafaxin bezeichnet, ist in
EP 0 112 669 offenbart. Seine Hydrochloridsalzformulierung
ist derzeit unter der Handelsbezeichnung Effexor
® erhältlich,
die als racemische Mischung vermarktet wird, d. h. als 1:1-Mischung
der (+)- und (–)-Enantiomere
von Venlafaxin. Es wird zur Behandlung von Depressionen verwendet.
Venlafaxinhydrochlorid wird derzeit an Erwachsene als konventionelle
Tabletten mit sofortiger Freisetzung oder als multipartikuläre Kapseln
mit auf 24 Stunden ausgedehnter Freisetzung verabreicht.
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Venlafaxinhydrochlorid
hat eine hohe Wasserlöslichkeit.
Es ist in der Technik bekannt, dass die Entwicklung einer pharmazeutischen
Zusammensetzung sehr schwierig ist, die eine sehr langsame Auflösungsgeschwindigkeit
eines Wirkstoffs mit einer hohen Löslichkeit aufweist. Außerdem ist
Venlafaxinhydrochlorid polymorph. Wichtige Eigenschaften, d. h.
Auflösungsgeschwindigkeit,
Bioverfügbarkeit
und chemische Stabilität,
kön nen
sich bei polymorphen Formen eines Wirkstoffs wesentlich unterscheiden. Polymorphe
einer Verbindung unterscheiden sich daher üblicherweise in Bezug auf ihre
Auflösecharakteristika
und ihre Masseneigenschaften. Dies hat einen signifikanten Einfluss
auf das Verfahren zum Formulieren des festen Wirkstoffs und kann
auch die Bioverfügbarkeit
des Wirkstoffs beeinflussen. Genau dies trifft auf Venlafaxinhydrochlorid
zu, und daher muss die polymorphe Form von Venlafaxinhydrochlorid,
die bei seiner Synthese isoliert wird, und diejenige, die in der
Formulierung verwendet wird, eine definierte und vorzugsweise die
gewünschte
kristalline Modifikation aufweisen.
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Dosierformen
mit verzögerter
Freisetzung sind oft für
die Optimierung der Therapie attraktiv, nicht nur, weil die Verabreichungsfrequenz
reduziert werden kann, sondern auch wegen der Verringerung der Schwankungen
des Blutspiegels. Ein niedriger Maximalspiegel des Wirkstoffs im
Blut kann den Schweregrad der dosisabhängigen Nebenwirkungen reduzieren
und somit die Wirkstofftoleranz verbessern. Andere Vorteile reduzierter
Dosierschemata sind mehr Bequemlichkeit für die Patienten und bessere
Gewährleistung
der Therapietreue (Compliance), da Zusammensetzungen mit nachhaltiger Freisetzung
im Wesentlichen konstante Blutspiegel aufrechterhalten und die Schwankungen
vermeiden, die mit den konventionellen Zusammensetzungen mit sofortiger
Freisetzung zusammenhängen,
die mehr als einmal pro Tag verabreicht werden.
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Zusammensetzungen
von Venlafaxinhydrochlorid mit verzögerter Freisetzung sind aus
dem Stand der Technik bekannt.
EP
0 797 991 und
EP 1 028
718 beschreiben beschichtete Kügelchen von Venlafaxinhydrochlorid,
wobei ein kugelförmiger Kern,
der durch Extrudieren und Kugelformung einer Mischung des Wirkstoffs
mit mikrokristalliner Cellulose und Hydroxypropylmethylcellulose
(HPMC) hergestellt wird, mit einer Mischung aus Ethylcellulose und
Hydroxypropylmethylcellulose beschichtet wird.
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WO 03/041692 offenbart
eine Zusammensetzung mit verzögerter
Freisetzung, bei der Venlafaxinhydrochlorid mit einem Bindemittel
kombiniert wird und auf inerte Nonpareil-Kerne gesprüht wird.
Diese beschichteten Kerne werden dann zusätzlich mit einer Polymerschicht
beschichtet, die die kontrollierte Freisetzung von Venlafaxinhydrochlorid
ermöglicht. Geeignete
Beschichtungspolymere sind Eudragit
®-Polymere
oder Cellulosederivate.
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WO 02/102129 beschreibt
ein Verfahren zur Herstellung von Kapseln mit verlängerter
Freisetzung, die mit dreifach beschichteten Mikrokörnchen gefüllt sind,
welche Venlafaxin enthalten. Kugelförmiges Mikrogranulat, das aus
Zucker und Stärke
hergestellt ist, wird zuerst mit Povidonlösung angefeuchtet, mit Venlafaxinhydrochlorid
pulverisiert und danach mit Ethylcelluloselösung beschichtet. Ethylcellulose kann
mindestens teilweise durch Eudragit
®, Ether oder
Celluloseester ersetzt werden. Dieses Verfahren führt zur
Bildung einer inhomogenen Schicht des aktiven Bestandteils, wodurch
die Freisetzung des Wirkstoffs negativ beeinflusst wird.
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US 2003/0190354 beschreibt
eine Zusammensetzung mit verlängerter
Freisetzung, die als aktive Verbindung Venlafaxinhydrochlorid in
einer Matrix-Tablettendosierform umfasst, in der Venlafaxin mit
einer Kombination aus hydrophilen, z. B. HPMC, und hydrophoben,
z. B. Ethylcellulose, Matrixbildungskomponenten gemischt wird. Kollidon
® SR,
ein Hilfsstoff auf Polyvinylacetatbasis, kann in trockener Form
oder als Suspension als Bindemittel verwendet werden.
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Ein übliches
Problem der Verfahren des Standes der Technik zur Herstellung von
Venlafaxinhydrochlorid ist die Veränderung der polymorphen Form
des aktiven Bestandteils. Keines der Do kumente des Standes der Technik
befasst sich mit dem Problem, während
der Herstellung der pharmazeutischen Dosierformen die gewünschte polymorphe Form
von Venlafaxinhydrochlorid aufrechtzuerhalten. Das Aufrechterhalten
der polymorphen Form des Wirkstoffs ist, wie bereits beschrieben,
unter anderem in Bezug auf die Bioverfügbarkeit des Wirkstoffs von
besonderer Bedeutung.
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Es
ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren
zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung mit verzögerter Freisetzung
bereitzustellen, die Venlafaxinhydrochlorid enthält, wobei die Form von Venlafaxin
im Verlauf des Verfahrens nicht einmal dann verändert wird, wenn der Wirkstoff
in Kontakt mit Lösungsmittel,
z. B. Wasser, kommt, welches die polymorphe Veränderung des Venlafaxinhydrochlorids
herbeiführt.
Eine weitere Aufgabe ist die Verringerung der Zahl der Verfahrensstufen,
so dass die Produktionskosten niedrig sind.
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Es
wäre überdies
sehr vorteilhaft, wenn eine Zusammensetzung erhalten werden könnte, die
eine solche Flexibilität
aufweist, dass geringfügige
mechanische Beanspruchungen nicht zu einer beschädigten Zusammensetzung führen, die
infolgedessen zu einer unerwünschten
sofortigen Freisetzung des sehr löslichen Venlafaxins führen würde, und
wobei die Zusammensetzung zusätzlich
im Beschädigungsfall
einen Selbstreparaturmechanismus zeigt. Es ist auch erwünscht, über Zusammensetzungen
zu verfügen,
die eine homogene Freisetzung des Wirkstoffs liefern.
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Diese
Aufgaben sind überraschenderweise durch
ein Verfahren zur Herstellung einer pharmazeutischen Zusammensetzung
gelöst
worden, die Venlafaxin oder ein pharmazeutisch annehmbares Salz
davon enthält,
welches die folgenden Stufen aufweist:
- (1)
Herstellen einer Suspension von Venlafaxin oder eines Venlafaxinsalzes
in einem Lösungsmittel,
in dem Venlafaxin oder die Venlafaxinsalze eine Löslichkeit
von weniger als 25 g/l bei Raumtemperatur haben;
- (2) Umwandeln der Suspension von Stufe (1) in Teilchenform;
- (3) Beschichten der in Stufe (2) erhaltenen Teilchen mit einer
Schicht eines Polymers für
verzögerte
Freisetzung.
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Das
in Stufe (1) verwendete Lösungsmittel ist
vorzugsweise mindestens eines ausgewählt aus der Gruppe bestehend
aus 1-Propanol,
2-Propanol, Butanol, Cyclohexan, Diethylether, Heptan, Isopropylacetat,
Propylacetat und Toluol. Das Lösungsmittel enthält vorzugsweise
kein Wasser oder Ethanol, da gefunden wurde, dass diese Lösungsmittel
polymorphe Umwandlungen begünstigen.
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Es
ist bevorzugt, dass die Zusammensetzung Venlafaxin in Form seines
Salzes, vorzugsweise des Hydrochlorids, und insbesondere als im
Wesentlichen reine oder reine polymorphe Form enthält. Die
Form I von Venlafaxinhydrochlorid ist wie in dem Artikel in Acta
Crystallographica (2000) C56, 1009–101 definiert, verschiedene
andere Polymorphe sind in
WO
02/45658 ,
WO 02/36542 ,
WO 02/46140 ,
WO 03/042161 ,
WO 03/048082 ,
WO 03/050075 und
WO 03/050074 offenbart. Eine polymorphe
Form wird als im Wesentlichen rein angesehen, wenn sie weniger als
5 Gew.-% vorzugsweise weniger als 2 Gew.-% und am meisten bevorzugt
weniger als 1 Gew.-% anderer polymorpher Formen enthält. Die
am meisten bevorzugte polymorphe Form ist die polymorphe Form I.
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Es
ist ferner bevorzugt, dass die Suspension von Venlafaxin oder dem
Salz davon in dem Lösungsmittel
auch ein Binde mittel enthält.
Das Bindemittel sollte vorzugsweise in dem Lösungsmittel löslich sein.
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Das
in Stufe (1) verwendete Bindemittel ist vorzugsweise aus der Gruppe
bestehend aus Cellulose, Cellulosederivaten, Polyvinylpyrrolidon
(PVP) und Mischungen davon ausgewählt. Bevorzugte Cellulosederivate
sind Hydroxypropylmethylcellulose und/oder Hydroxypropylcellulose.
Das in Stufe (1) verwendete Bindemittel ist insbesondere Hydroxypropylcellulose.
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Es
ist bevorzugt, dass das Gewichtsverhältnis von Venlafaxin oder Venlafaxinsalz
zu dem Bindemittel in der Suspension von Stufe (1) mindestens 2:1 und
bis zu 20:1 beträgt,
und es ist bevorzugter, dass das Gewichtsverhältnis im Bereich von 8:1 bis
14:1 liegt, berechnet auf Basis der Venlafaxin-Base.
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Die
Suspension von Stufe (1) kann auch ein Antiverklebungsmittel enthalten.
Ein derartiges Antiverklebungsmittel ist empfehlenswert, wenn höhere Bindemittelkonzentrationen
verwendet werden. Ein Antiverklebungsmittel, wie Talkum, verringert
die Verklebungstendenz und verhindert dadurch die Agglomeration
von Pellets sowie Adhäsionseffekte
an der Wand während
der Weiterverarbeitung.
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In
Stufe (2) wird die Suspension vorzugsweise in Teilchenform umgewandelt,
indem die Suspension von Stufe (1) als Beschichtung auf inerte Kernteilchen
aufgebracht wird. Dadurch werden pharmazeutische Zusammensetzungen
mit verzögerter
Freisetzung erhalten, die inerte Kerne, Venlafaxin oder ein Salz
davon als aktiven Bestandteil in der ersten Schicht und ein Polymer
für verzögerte Freisetzung in
der zweiten Schicht erhalten. Die Zusammensetzungen können außerdem eine
Trennschicht aufweisen, wie nachfolgend erläutert wird.
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Die
inerten Kerne bestehen vorzugsweise im Wesentlichen aus Saccharose,
Stärke,
mikrokristalliner Cellulose oder Mi schungen davon, vorzugsweise aus
einer Mischung aus Saccharose und Stärke. Nonpareil-Teilchen sind
besonders bevorzugt.
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Es
ist überraschend,
dass die Auflösungsgeschwindigkeit
der erfindungsgemäßen pharmazeutischen
Zusammensetzung weder durch die Natur noch durch die Menge des inerten
Kernmaterials beeinflusst wird.
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Das
in Stufe (3) verwendete Polymer für verzögerte Freisetzung ist vorzugsweise
ein hydrophobes Polymer, insbesondere ein Polymer ausgewählt aus
Polyvinylacetat (PVAc) und Polyvinylpyrrolidon (PVP), Poly(meth)acrylaten,
wie Copolymeren von Methacrylsäure
und/oder Acrylsäure
mit (Meth)acrylaten, die funktionale Gruppen enthalten, wie Trimethylammoniumethylmethacrylat,
neutralen Polymeren und Copolymeren von Methacrylsäure und
Acrylsäure,
Ethylcellulose, Methylcellulose und Mischungen davon. Jedes dieser
Polymere kann allein verwendet werden, zwei oder mehr dieser Polymere
können
in Form von separaten Polymerschichten aufgebracht werden oder können in
Form einer Mischung aufgebracht werden. Die Polymere für verzögerte Freisetzung
werden in Form einer wässrigen Suspension
oder in Form einer Lösung
in organischem Lösungsmittel
verwendet.
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Es
ist besonders bevorzugt, dass das in Stufe (3) verwendete Polymer
für verzögerte Freisetzung
eine Kombination von PVAc und PVP entweder in Form von separaten
Polymerschichten oder in Form einer Mischung dieser Polymere ist.
Es wurde gefunden, dass Kombinationen von PVAc und PVP die Zusammensetzungen
mit einer enormen Plastizität
versehen. Die Zusammensetzungen und insbesondere die zweite Schicht
sind infolgedessen sehr beständig
gegenüber
mechanischer Beanspruchung und zeigen einen Selbstreparaturmechanismus,
insbesondere wenn ein mit dieser zweiten Schicht beschichtetes Teilchen
in ein wässriges
Medium eingebracht wird. Wegen dieses Selbstreparaturme chanismus
und der Gesamtstabilität
ist die Wahrscheinlichkeit einer sofortigen Freisetzung des Venlafaxins
verringert, und dadurch wird die Sicherheit der erfindungsgemäßen pharmazeutischen
Zusammensetzung weiter erhöht.
Es ist ein weiterer Vorteil, dass keine Härtungsstufe erforderlich ist,
um diese Polymere zu härten.
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In
Stufe (3) kann ferner eine Mischung verwendet werden, die ein Polymer
für verzögerte Freisetzung
und einen Weichmacher enthält,
um die Filmbildung und die Flexibilität des Polymers weiter zu verbessern.
Geeignete Weichmacher sind 1,2-Propylenglykol,
Triethylcitrat, Polyethylenglykol, Dibutylsebacat und Triacetin,
wobei Triethylcitrat der bevorzugte Weichmacher ist.
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Das
Polymer für
verzögerte
Freisetzung und der optionale Weichmacher, die in Stufe (3) verwendet
werden, können
ferner mit einem Antiverklebungsmittel, wie Talkum, kombiniert werden.
Es ist bevorzugt, dass das Gewichtsverhältnis von Antiverklebungsmittel
zu Polymer mit verzögerter
Freisetzung mindestens 1:1 und bis zu 1:10, vorzugsweise 1:2 bis
1:5 beträgt.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
kann vorteilhafterweise die weitere Stufe aufweisen, in der eine
Trennschicht auf die in Stufe (2) gebildeten Zusammensetzungen aufgebracht
wird. Die Trennschicht wird vorzugsweise gebildet, indem eine wässrige Suspension
oder eine organische Lösung eines
geeigneten Polymers, das vorzugsweise ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend
aus Cellulose und Cellulosederivaten, Polyvinylpyrrolidon, Polyvinylalkohol
(PVA) und Mischungen davon, aufgebracht wird. Bevorzugte Cellulosederivate
sind Hydroxypropylcellulose und Hydroxypropylmethylcellulose. Neben
diesen Polymeren kann die Suspension oder Lösung zur Aufbringung der Trennschicht
vorteilhafterweise ein Antiverklebungsmittel enthalten, wie Talkum.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
führt somit
in einer bevorzugten Ausführungsform
zur Bildung einer pharmazeutischen Zusammensetzung, die
- (a) inerte Kerne,
- (b) eine erste Schicht, die Venlafaxin und gegebenenfalls auch
ein Bindemittel enthält
und die auf die inerten Kernen (a) aufgeschichtet ist, und
- (c) eine zweite Schicht, die ein Polymer für verzögerte Freisetzung und gegebenenfalls
Bindemittel und Weichmacher enthält,
wobei die Schicht auf Schicht (b) oder die optionale Schicht (d)
aufgebracht ist, und
- (d) gegebenenfalls eine Trennschicht aufweist, die als Beschichtung
auf Schicht (b) aufgebracht ist, d. h. zwischen der Schicht (b)
und der Schicht (c) angeordnet ist.
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Die
Zusammensetzung liegt daher vorzugsweise in Form von Teilchen vor,
wie Pellets, Kügelchen
und Körnchen.
Die diskreten beschichteten Teilchen können in größere Einheiten, wie Kapseln,
gefüllt
werden oder können
zu Tabletten verarbeitet werden.
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Vorzugsweise
wird jede der Schichten getrocknet, bevor die nächste Schicht aufgebracht wird.
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Die
inerten Kerne können
unter Verwendung eines Wirbelbetts oder einer Beschichtungspfanne mit
der ersten und der zweiten Schicht und gegebenenfalls der Trennschicht
beschichtet werden. Es wird vorzugsweise ein Wirbelbettbeschichter
verwendet, z. B. ein von unten, tangential oder von oben sprühender Beschichter.
Ein Wirbelbettbeschichter, z. B. von Wurster oder Huettlin, ist
ein System, bei dem ein Luftstrahl, der von unten in Richtung der
inerten Kerne injiziert wird, dieselben verwirbelt und die Trocknung
der ersten und zweiten Schicht bewirkt, nachdem sie auf die Kerne
gesprüht
worden sind. Das bevorzugte Verfahren zur Herstellung dieser Zusammensetzung
ist vorteilhaft, weil beide Phasen des Verfahrens, d. h. Beschichten
und Trocknen sowie die Bildung der ersten und der zweiten Schicht,
in demselben Behälter
erfolgen können.
Mit dieser einfachen Anordnung ist die Reproduzierbarkeit des Verfahrens
und dadurch die Qualität
der resultierenden pharmazeutischen Zusammensetzung hervorragend.
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Teilchen,
bei denen sich die Dicke der ersten und/oder zweiten Schicht unterscheiden,
werden gegebenenfalls kombiniert, bevor sie in größere Einheiten
gefüllt
oder zu Tabletten verarbeitet werden. Durch Kombination von Teilchen,
wie Pellets, die sich in der Dicke ihrer zweiten Schicht unterscheiden, kann
das Freisetzungsprofil nach Wunsch maßgeschneidert werden.
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Es
ist überraschenderweise
gefunden worden, dass die polymorphe Form von Venlafaxinhydrochlorid
in dem erfindungsgemäßen Verfahren
nicht verändert
wird, nicht einmal dann, wenn wasserhaltige Suspensionen zur Aufbringung
des Polymers für verzögerte Freisetzung
oder für
die Aufbringung der Trennschicht verwendet werden. Das erfindungsgemäße Verfahren
führt zudem
zur Bildung einer sehr gleichförmigen
Schicht, die den aktiven Bestandteil enthält.
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Nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren
erhältliche
pharmazeutische Zusammensetzungen sind auch Gegenstand der vorliegenden
Erfindung. Diese Zusammensetzungen haben vorzugsweise die Form von
Teilchen, Pellets, Kugeln, Körnchen,
Tabletten oder Kapseln.
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Die
Zusammensetzung enthält
vorzugsweise Venlafaxin oder ein Venlafaxinsalz in einer Menge von
15 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise 20 bis 45 Gew.-% und am meisten bevorzugt
22 bis 37 Gew.-% berechnet als Basenform. Mit dem Begriff "berechnet als Basenform" ist gemeint, dass
die Menge an Venlafaxin, die nicht als freie Basenform vorliegt,
z. B. in Form der bevorzugten Hydrochloridform, in die entsprechende
Menge der freien Basenform umgewandelt werden muss. Eine pharmazeutische
Zusammensetzung, die 50 mg des bevorzugten Venlafaxinhydrochlorids
enthält,
das ein Molekulargewicht von 330,87 g/Mol hat, wird beispielsweise
als 41,92 mg Venlafaxin angesehen, das ein Molekulargewicht von 277,40
g/Mol hat.
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Die
erste Schicht enthält
zusätzlich
zu dem aktiven Bestandteil vorzugsweise auch ein Bindemittel. Das
Bindemittel wird vorzugsweise in einer solchen Menge zugegeben,
dass die fertige Zubereitung 2 bis 5 Gew.-%, wie 2 bis 4,5 Gew.-%,
insbesondere 3 bis 5 Gew.-%, wie 3 bis 4,5 Gew.-% und am meisten
bevorzugt 3 bis 4 Gew.-% des Bindemittels enthält, bezogen auf das Gesamtgewicht
der pharmazeutischen Zusammensetzung.
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Die
erfindungsgemäße Zusammensetzung enthält das Polymer
für verzögerte Freisetzung
vorzugsweise in einer Menge von 2 bis 35 Gew.-%, insbesondere 3
bis 30 Gew.-% und am meisten bevorzugt 4 bis 25 Gew.-%, bezogen
auf das Gesamtgewicht der Zusammensetzung.
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Die
Freisetzungsgeschwindigkeit von Venlafaxin aus der erfindungsgemäßen Zusammensetzung
sinkt mit zunehmender Dicke der zweiten Schicht, die das Polymer
für verzögerte Freisetzung enthält. Die
Freisetzungsgeschwindigkeit ist die Menge an Venlafaxin, die in
einem gegebenen Zeitraum aus der Zusammensetzung freigesetzt wird.
Zuerst muss Wasser in die zweite Schicht eindringen und in das Teilchen
oder die Tablette eintreten, um das Venlafaxin mindestens teilweise
zu lösen,
bevor das Venlafaxin durch die zweite Schicht diffundieren kann.
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Neben
der Freisetzungsgeschwindigkeit wird auch die Verzögerungszeit
durch die Dicke der zweiten Schicht beeinflusst. Die Verzögerungszeit
ist die Zeit zwischen dem ersten Kontakt der pharmazeutischen Zusammensetzung
mit Wasser und der ersten messbaren Freisetzung von Venlafaxin.
Mit zunehmender Dicke der zweiten Schicht erhöht sich auch die Verzögerungszeit.
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Es
ist bevorzugt, dass die Menge an Weichmacher in der zweiten Schicht,
bezogen auf das Trockengewicht des Polymers für verzögerte Freisetzung, im Bereich
von 0 bis 20 Gew.-% liegt.
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Die
erfindungsgemäßen pharmazeutischen Zusammensetzungen
enthalten inerte Kerne in einer Menge von vorzugsweise 20 bis 55
Gew.-% insbesondere 25 bis 50 Gew.-% und am meisten bevorzugt 30
bis 45 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht der Zusammensetzung.
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Das
Polymer/die Polymere der Trennschicht, falls vorhanden, machen vorzugsweise
1 bis 5 Gew.-% der pharmazeutischen Zusammensetzung aus. Die Trennschicht
kann außerdem
ein Antiverklebungsmittel enthalten, vorzugsweise in einer Menge von
0,1 bis 5 Gew.-% bezogen auf das Gesamtgewicht der pharmazeutischen
Zusammensetzung.
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In
den 1 bis 6 wird illustriert, wie die polymorphe
Form I während
des erfindungsgemäßen Verfahrens
erhalten bleibt.
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1 ist
ein XRPD-Spektrum von Pellets, die in Beispiel 1 hergestellt wurden,
unmittelbar nach der Herstellung;
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2 ist
ein XRPD-Spektrum von Pellets, die in Beispiel 1 hergestellt wurden,
gemessen nach 1 Monat Lagerung in einem Kunststoffbehälter mit Trockenmittel
bei 40°C
und 75% RH;
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3 ist
ein XRPD-Spektrum von Pellets, die in Beispiel 1 hergestellt wurden,
gemessen nach 1 Monat Lagerung in einem offenen Kunststoffbehälter bei
25°C und
60% RH;
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4 ist
ein XRPD-Spektrum von Pellets, die in Beispiel 1 hergestellt wurden,
gemessen nach 1 Monat Lagerung in Alu/Alu-Verpackung bei 40°C und 75%
RH;
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5 ist
ein XRPD-Spektrum von Pellets, die in Beispiel 4 hergestellt wurden,
unmittelbar nach der Herstellung, und
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6 ist
ein XRPD-Spektrum der polymorphen Form I von Venlafaxin.
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Die
Erfindung wird nun durch die folgenden Beispiele näher erläutert.
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Beispiele:
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Beispiel 1: LP-10A-B14
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89,6
g Hydroxypropylcellulose wurden in 1781,85 g 1-Propanol gelöst. 1.187,90
g Venlafaxinhydrochlorid wurden zu der resultierenden Lösung gegeben,
und die Dispersion wurde in einer geeigneten Mischereinheit homogenisiert,
bis eine im Wesentlichen homogene Dispersion erhalten wurde. Diese
Dispersion wurde dann in einem Wurster-Wirbelbettgerät auf 1260
g inerte Kerne, d. h. Nonpareil-Kerne, die eine Mischung aus Saccharose
und Stärke
enthielten, gesprüht,
um Kerne mit einer ersten Schicht zu bilden.
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1.214,4
g der beschichteten Kerne wurden außerdem in dem Wurster-Wirbelbettgerät mit 568,4 g
30 gew.-%iger wässriger
Dispersion von PVAc und PVP, 17,2 g Triethylcitrat, 60,9 g Talkum
und 568,4 g gereinigtem Wasser beschichtet.
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Die
Proben wurden einen Monat unter verschiedenen Bedingungen gelagert
in
- • einem
Kunststoffbehälter
mit Trockeneinheit bei 40°C
und 75% RH
- • einem
offenen Kunststoffbehälter
bei 25°C
und 60% RH
- • einer
Alu/Alu-Verpackung bei 40°C
und 75% RH.
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Beispiel 2: LP-17A-NE30
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124,80
g Hydroxypropylcellulose wurden in 2481,86 g 1-Propanol gelöst. 1.654,58
g Venlafaxinhydrochlorid wurden zu der resultierenden Lösung gegeben,
und die Suspension wurde in einer geeigneten Mischereinheit homogenisiert,
bis eine im Wesentlichen homogene Suspension erhalten wurde. Diese
Suspension wurde dann in einem Wurster-Wirbelbettgerät auf 1.755,00
g inerte Kerne, d. h. Nonpareil-Kerne, die eine Mischung aus Saccharose
und Stärke
enthielten, gesprüht,
um Kerne mit einer ersten Schicht zu bilden.
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1.305,00
g der beschichteten Kerne wurden zusätzlich in dem Wurster-Wirbelbettgerät mit 978,75 g
Eudragit NE 40 D, 391,50 g Talkum und 1.436,81 g gereinigtem Wasser
beschichtet.
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Beispiel 3: LP-15A-V-E30
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115,20
g Hydroxypropylcellulose wurden in 2.290,95 g 1-Propanol gelöst. 1.527,30 g Venlafaxinhydrochlorid
wurden zu der resultierenden Lösung gegeben,
und die Suspension wurde in einer geeigneten Mischereinheit homogenisiert,
bis eine im Wesentlichen homogene Suspension erhalten wurde. Diese
Suspension wurde dann in einem Wurster-Wirbelbettgerät auf 1.620,00
g inerte Kerne, d. h. Nonpareil-Kerne, die eine Mischung aus Saccharose
und Stärke
enthielten, gesprüht,
um Kerne mit einer ersten Schicht zu bilden.
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1540,63
g der beschichteten Kerne wurden in dem Wurster-Wirbelbettgerät zusätzlich mit 46,22 g Hydroxypropylcellulose,
52,30 g Talkum und 1.000,00 g 1-Propanol beschichtet.
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1.542,73
g der beschichteten Kerne wurden außerdem in dem Wurster-Wirbelbettgerät mit 1.542,73
g Eudragit RS 30 D, 92,56 g Triethylcitrat, 231,41 g Talkum und
2.005,55 g gereinigtem Wasser beschichtet.
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Beispiel 4: LP-01A:
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525
g Venlafaxinhydrochlorid wurden in 918 g gereinigtem Wasser gelöst. 72 g
Talkum wurden zu der resultierenden Lösung gegeben, und die Suspension
wurde in einer geeigneten Mischereinheit homogenisiert, bis eine
im Wesentlichen homogene Suspension erhalten wurde. Diese Suspension
wurde dann in einem Wurster-Wirbelbettgerät auf 1.225 g inerte Kerne,
d. h. Nonpareil-Kerne, die eine Mischung aus Saccharose und Stärke enthielten,
gesprüht,
um Kerne mit einer ersten Schicht zu bilden.
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Beispiel 5: LP-21 A-V-B7
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128,00
g Hydroxypropylcellulose wurden in 2.545,50 g 1-Propanol gelöst. 1.697,00 g Venlafaxinhydrochlorid
wurden zu der resultierenden Lösung gegeben,
und die Suspension wurde in einer geeigneten Mischereinheit homogenisiert,
bis eine im Wesentlichen homogene Suspension erhalten wurde. Diese
Suspension wurde dann in einem Wurster-Wirbelbettgerät auf 1.500,00
g inerte Kerne, d. h. Nonpareil-Kerne, die eine Mischung aus Saccharose
und Stärke
enthielten, gesprüht,
um Kerne mit einer ersten Schicht zu bilden.
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2.992,50
g der beschichteten Kerne wurden in dem Wurster Wirbelbettgerät zusätzlich mit
einer Lösung
von 74,81 g Polyvinylpyrrolidon in 1.197,00 g Ethanol beschichtet.
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2.931,00
g der beschichteten Kerne wurden in dem Wurster Wirbelbettgerät außerdem mit
einer Mischung aus 205,17 g Ethylcellulose, 20,52 g Dibutylsebacat
und 3385,00 g Ethanol beschichtet.