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Die
Erfindung betrifft die Variante V617F des Tyrosinkinase-Proteins
JAK2, wobei die Variante für
die Vaquez-Polyzythämie
verantwortlich ist. Die Erfindung bezieht sich gleichfalls auf ein
Verfahren zur Diagnose in erster Intention der Erythrozytose und
der Thrombozytose, welches erlaubt, diese mit myeloproliferativen Syndromen
in Zusammenhang zu bringen, oder auf den Nachweis der Variante JAK2
V617F bei den myeloproliferativen Syndromen, welcher erlaubt, diese
in eine neue nosologische Gruppe umzuklassifizieren, und auf die
Identifizierung von spezifischen Inhibitoren und von siRNA.
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Die
Vaquez-Polyzythämie
(Polycythaemia vera oder PV) ist ein chronisches myeloproliferatives
Syndrom, an welchem eine wahre Polyglobulie und oftmals eine Thrombozytose
und eine Hyperleukozytose beteiligt sind. Es handelt sich um eine
erworbene, klonale Erkrankung der hämopoetischen Stammzelle. Die
hämopoetischen
Vorläufer
von PV sind in der Lage, in Abwesenheit von Erythropoietin (EPO)
erythroblastische Kolonien zu bilden, welche als „spontale
Kolonien" bezeichnet
werden. Es ist gleichfalls eine Überempfindlichkeit
der Erythroblasten-Vorläuferzellen
von PV gegenüber
mehreren anderen Wachstumsfaktoren nachgewiesen worden: Interleukin-3
(IL-3), Granulozyten-Makrophagenkolonie-stimulierender Faktor (GM-CSF),
Stammzellenfaktor (SCF) und insulinähnlicher Wachstumsfaktor (IGF-1).
Mehrere Gruppen haben sich für
die Pathophysiologie der PV interessiert, aber die molekulare Anomalie,
die der Erkrankung zugrunde liegt, ist bis zu diesem Tag unbekannt
geblieben (H. Pahl, 2000).
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Die Überempfindlichkeit
der Vorläuferzellen
von PV gegenüber
mehreren Zytokinen führt
dazu, Anomalien zu untersuchen, welche die Signalübertragungswege,
die den Zytokinrezeptoren gemein sind, berühren. Die Existenz eines molekularen
Markers ist bei der PV niemals nachgewiesen worden, aber angesichts der Ähnlichkeiten
zwischen der PV und den anderen myeloproliferativen Syndromen, insbesondere
der CML, erscheint es wahrscheinlich, dass molekulare Mechanismen,
welche jenen, die durch Bcr-Abl induziert werden, nahe stehen, für den Proliferationsvorteil
des bösartigen
Klons und seine terminale Differenzierung verantwortlich sind. Diese
Hypothese ist unlängst
bei zwei seltenen myeloproliferativen Syndromen, den myeloproliferativen
Syndromen, die mit einer Translokation, an welcher die chromosomale
Region 8p11, die eine konstitutive Aktivierung des FGF-Rezeptors
induziert, beteiligt ist, in Zusammenhang stehen, und dem Hypereosinophilie-Syndrom,
bei welchem eine kryptische chromosomale Deletion zu einem chimären PDGFRα-FIP1L1-Gen
führt,
bestätigt
worden. In den beiden Fällen
sind die molekularen Anomalien die Ursache für Fusionsproteine mit einer
konstitutiven Tyrosinkinase-Aktivität.
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Bei
der PV wurde keine wiederkehrende zytogenetische Anomalie gefunden,
obgleich eine Deletion 20q bei 10 bis 15% der Patienten und ein
Verlust von Heterozygotie in 9p bei etwa 30% der Fälle nachgewiesen wird
(Kralovics, 2002). Indessen sind diese Anomalien nicht für die Erkrankung
spezifisch.
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Da
die Zellen von PV eine Unabhängigkeit
gegenüber
EPO aufweisen, wurden Untersuchungen an dem Weg des EPO-Rezeptors
(R-EPO) ausgeführt.
Zuallererst ist der Rezeptor sowohl auf struktureller als auch funktionaler
Ebene normal (Hess et al., 1994; Le Couedic et al.; 1996; Means
et al., 1989). Die Phosphatase SHP-1, die R-EPO und JAK2 bei Beendigung
der Stimulation durch EPO dephosphoryliert, wird auf RNA- und Proteinebene
normal exprimiert (Andersson et al., 1997; Asimakopoulos et al.,
1997). Weiter oben im Signalweg von R-EPO wurde eine abnormale Aktivierung
von STAT5 bei den vielkernigen Zellen (PNN; polynukleäre Neutrophile;
polymorphkernige neutrophile Granulozyten) von Patienten, die eine
PV aufweisen, untersucht, ohne eine Anomalie zu finden. Dafür wurde
eine konstitutive Phosphorylierung von STAT3 in den PNN von 4 Fällen von
PV bei 14 untersuchten Fällen
nachgewiesen (Roder, 2001). Schließlich wurde die Expression
des anti-apoptotischen Proteins bcl-x1, des transkriptionellen Ziels
von STAT5, mittels Immunhistochemie und mittels Durchflusszytometrie
untersucht (Silva et al., 1998). Es ist so gezeigt worden, dass
bcl-x1 in den Erythroblasten von PV und insbesondere in einem reiferen
Stadium, wo dieses Protein normalerweise nicht mehr exprimiert wird, überexprimiert
wird.
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Bei
der Vaquez-Polyzythämie
sind die hauptsächlichen
diagnostischen Kriterien heutzutage klinische (PVSG-Kriterien; Pearson,
2001). Die biologische Diagnose beruht im Wesentlichen auf der Erstellung
von Kulturen von erythroiden Vorläuferzellen in Abwesenheit von
EPO (Nachweis von endogenen Kolonien). Aufgrund der fachlichen Qualifizierung,
die für
ihre korrekte Ausführung
erforderlich ist, und des bedeutenden Aufwands an „Technikerzeit" steht diese Untersuchung
nicht in allen Zentren zur Verfügung
und ist nur dann zuverlässig,
wenn sie durch ein erfahrenes Labor ausgeführt wird. Außerdem erfordert
der Test, dass er für
eine gute Empfindlichkeit an Knochenmarkszellen, die dem Patienten
entnommen worden sind, ausgeführt
wird, was für
den Patienten nicht ungefährlich
ist.
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Durch
subtraktive Hybridisierungstechniken hat eine deutsche Gruppe ein
Gen kloniert, das in den PNN von PV überexprimiert wird, welches
als PRV1 (Polycythemia Rubra Vera 1) bezeichnet wird (Temerinac et
al., 2000). Das Protein PRV-1 gehört zu der Überfamilie der uPAR-Oberflächenrezeptoren.
Die Überexpression
der mRNA, die PRV-1 kodiert, in den polynuklearen Zellen von PV
ist durch RT-PCR in Realzeit leicht nachweisbar und bildet einen
unlängst
entdeckten Marker für
die Krankheit ohne pathophysiologische Rolle. Indessen zeigen die
Untersuchungen, die unlängst
veröffentlicht
worden sind, dass er weder sehr empfindlich noch sehr spezifisch
ist.
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Spivak
JL et al. beschreiben 2003 („Chronic
myeloproliferative disorders";
Hematology; 2003; 200 24) bestimmte Marker der PV. Die mRNAs des
neutrophilen Antigens NBI/CD177 werden in den Granulozyten von PV-Patienten überexprimiert.
Dieser Marker scheint gleichwohl kein zuverlässiges Mittel zum Nachweis
der PV zu sein, da bestimmte erkrankte Personen diese Überexpression
nicht aufweisen oder diese Überexpression bei
Patienten, die an anderen myeloproliferativen Syndromen als der
Vaquez-Polyzythämie
leiden, beobachtet werden kann. Eine verringerte Expression des
Thrombopoietin-Rezeptors Mp1 auf Plättchen ist bei den PV gleichfalls
gefunden worden. Obgleich diese Anomalie bei den PV dominiert, wird
sie bei anderen myeloproliferativen Syndromen gefunden. Außerdem handelt
es sich um eine schwierig auszuführende
Untersuchung, die lediglich in spezialisierten Laboratorien ausgeführt werden
kann. So gibt es im Stand der Technik kein einziges Verfahren, welches
eine zuverlässige
Diagnose der PV erlaubt. Außerdem
sind die einzigen verfügbaren Behandlungen
nicht spezifisch. Es handelt sich um Aderlasse, um den Hämatokrit
in den Grenzen des Normalbereichs zu halten, oder um den Einsatz
von zytotoxischen Mitteln oder ferner von IFN.
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Im
Rahmen der Erfindung haben wir nicht nur eine Mutation in dem Gen
JAK2 bei etwa 90% der getesteten Patienten entdeckt, sondern wir
haben gleichfalls ermittelt, dass diese Mutation für eine konstitutive Aktivierung
dieser Tyrosinkinase verantwortlich ist, und gezeigt, dass ihre
Inhibition erlaubt, die spontane Proliferation und Differenzierung
der Erythroblasten von PV zu blockieren.
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Die
Sequenz von JAK2 wird in der Datenbank Uniprot unter der Nr. Q506Q0
beschrieben. Mutationen in JAK2 wurden ein Jahr nach der vorliegenden
Erfindung in James Chloe et al., Nature, Band 434, Nr. 7037, S.
1144 und Baxter et al., Lancet, Band 365, Nr. 9464, S. 1054 beschrieben.
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JAK2
gehört
zu der Familie der Janus-Kinasen (JAKs), die mehrere intrazytoplasmatische
Tyrosinkinasen: JAK1, JAK2, JAK3 und TYK2 zusammenfasst. Die JAK-Proteine
sind an der intrazellulären
Signalweiterleitung von zahlreichen membranständigen Rezeptoren, die keine
intrinsische Tyrosinkinaseaktivität aufweisen, wie bestimmten
Mitgliedern der Überfamilie
der Zytokinrezeptoren und insbesondere dem EPO-Rezeptor (R-EPO),
beteiligt. Das Protein JAK2 wird durch ein Gen, das 23 Exons umfasst,
kodiert. Die komplementäre DNA
hat eine Größe von 3500
Basenpaaren und kodiert ein Protein von 1132 Aminosäuren (130
kD) (1). Wir haben durch PCR und Sequenzierung eine
erworbene und klonale Punktmutation in dem Exon 12 von JAK2 bei
nahezu 90% der an PV leidenden Patienten identifiziert. Das Codon
617 „GTC", welches normalerweise
ein Valin (V) kodiert, ist zu „TTC", welches ein Phenylalanin
(F) kodiert, mutiert. Diese Mutation V617F wird bei den 25 getesteten
Vergleichspersonen oder Patienten, die an sekundärer Polyglobulie leiden, nicht gefunden.
Dafür wird
sie bei 40% der essentiellen Thrombozythämien und bei 50% der Myelofibrosen
gefunden, so dass diese Mutation einen neuen Rahmen für das myeloproliferative
Syndrom definiert, wie Bcr-Abl die chronische myeloische Leukämie definiert
hat.
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Um
zu untersuchen, ob die Variante der Erfindung JAK2 V617F effizient
mit weit verbreiteten Instrumenten, die klassischerweise in den
Hämatologie-Diagnoselaboratorien
eingesetzt werden, nachgewiesen werden könnte, haben wir 119 Proben,
die von Patienten mit einem Verdacht auf eine myeloproliferative
Erkrankung stammten, analysiert. Wir haben gezeigt, dass JAK2 V617F
durch die LightCycler®- und TaqMan®-Techniken
effizient nachgewiesen wurde, wobei diese Letzteren ein wenig empfindlicher
als die Sequenzierung waren. Wir haben dann den Nachweiswert von
JAK2 V617F als diagnostischer Test in erster Intention bei 88 Patienten
mit Hämatokritwerten über 51%
geschätzt
und gezeigt, dass die Mutation der PV-Diagnostik gemäß den WHO-Kriterien
(R = 0,879) und PVSG (R = 0,717) mit einem positiven Vorhersagewert
von 100% im Kontext der Erythrozytose entsprach. Auf der Grundlage
von diesen Daten schlagen wir vor, dass der Nachweis von JAK2 V617F
in den Granulozyten als ein Diagnosetest in erster Intention bei
Patienten mit einer Erythrozytose angesehen werden soll, wodurch
folglich die Ausführung
einer Messung der Masse der roten Blutkörperchen, einer Aspiration
von Knochenmark und einer in vitro-Analyse der Bildung von endogenen
erythroiden Kolonien vermieden werden kann. Dieser Nachweis könnte auch
in erster Intention auf die Gesamtheit der myeloproliferativen Syndrome
oder deren Verdacht ausgedehnt werden. Dieser Nachweis wird bei
den chronischen Thrombozytosen, für welche es keine sicheren
biologischen Tests, um ein myeloproliferatives Syndrom zu bestätigen, gibt,
von besonderer Bedeutung sein. Er wird gleichfalls bei der Diagnostik
der Myelofibrosen und angesichts der klinischen Bilder, die mit
Thrombosen unbestimmter Ätiologie
verbunden sind, eine wichtige Untersuchung sein.
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So
stellt die Erfindung erstmals ein Diagnose-Hilfsmittel bereit und
eröffnet
den Weg für
die gezielte Behandlung der PV und gleichfalls der mit dieser Mutation
assoziierten myeloproliferativen Syndrome. Spezieller schlagen wir
den Nachweis der Mutation JAK2 V617F als diagnostischen Test in
erster Intention im Rahmen der Erythrozytose vor, was erlaubt, die
Quantifizierung der Masse der roten Blutkörperchen und der endogenen
erythroiden Zellen (EEC) eines Aspirats von Knochenmark bei der
Hauptanzahl der Patienten und bei den chronischen Thrombozytosen
zu vermeiden, was erlauben wird, eine lange ätiologische Untersuchung zu
vermeiden.
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Beschreibung der Erfindung
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So
betrifft die Erfindung unter einem ersten Aspekt das isolierte Protein
JAK2 (Janus-Kinase
2), insbesondere das Protein Janus-Kinase 2 von Homo sapiens (NCBI-Aufnahmenummer NM_004972;
GI: 13325062), welches eine Mutation an der Aminosäure 617
(Codon 617 der cDNA zu zählen
ab dem ATG) umfasst, insbesondere die Mutation V617F, welche nachfolgend
als Variante JAK2 V617F bezeichnet wird, wie sie in der nachfolgenden
SEQ ID No. 1 dargestellt wird: SEQ
ID No. 1 (V617F Janus-Kinase 2 von Homo sapiens oder JAK2 V617F)
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Die
Erfindung zielt gleichfalls auf Äquivalente
von diesem an Position 617 mutierten Protein bei anderen Säugetieren,
beispielsweise die JAK2 V617F bei anderen Säugetieren, wie der Ratte (NM_031514),
dem Schwein, der Maus (NM_008413)... wie auch Varianten der SEQ
ID No. 1, die außerdem
eine oder mehrere Modifikationen, die die Aktivität und die
3D-Struktur der Variante nicht beeinflussen, umfassen, ab.
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Die
Erfindung bezieht sich gleichfalls auf eine Nukleotidsequenz, welche
die SEQ ID No. 1 kodiert, vorzugsweise die SEQ ID No. 2 (Sequenz
des humanen JAK2-Gens mit dem Codon TTC anstelle von GTC an dem
Codon 617 (Mutation g/t an Position 1849, nachfolgend bezeichnet
mit G1849T, ausgehend von dem ATG, welches den Translationsstart
markiert).
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Diese
Sequenz kann sich in einem viralen oder Plasmid-Vektor oder ferner
einer nackten DNA unter der Kontrolle eines in den Säugetierzellen
wirksamen Promotors befinden. Die Erfindung erstreckt sich folglich auf
einen Vektor, welcher das Protein JAK2 V617F exprimiert.
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Der
Vektor der Erfindung kann ein Kionierungs- und/oder Expressionsvektor
sein und kann verwendet werden, um eine Wirtszelle, insbesondere
eine Säugetierzelle
mit Ausnahme der humanen embryonalen Stammzellen oder der humanen
Keimzellen, vorzugsweise eine humane CD34+-Vorläuferzelle,
zu transfizieren.
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Nicht-humanes transgenes Tier als Modell
der PV und anderer myeloproliferativer Syndrome
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Die
Erfindung bezieht sich gleichfalls auf ein nicht-humanes transgenes
Tier, welches rekombinantes JAK2 V617F exprimiert. Dieses Tier kann
vorzugsweise eine Maus oder eine Ratte sein. Die transgenen Ratten
oder Mäuse,
die als Modell dienen, können
durch eine jegliche Methode, die durch den Fachmann geläufigerweise
verwendet wird, insbesondere ein Knock-in (zielgerichtete Insertion
einer Sequenz) durch homologe Rekombination oder gesteuerte Rekombination
mit dem Cre-LoxP- oder FLP-FRT-System in ES-Zellen, erhalten werden.
Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsweise
der Erfindung wird die erfindungsgemäße transgene Zelle durch Gen-Targeting
(„gene
targeting") der
Variante JAK2 G1849T auf der Ebene von einer oder mehreren Sequenzen
des Genoms der Wirtszelle erhalten. Genauer wird das Transgen auf
stabile Weise durch homologe Rekombination im Bereich von homologen
Sequenzen in dem Genom der Wirtszelle inseriert. Wenn es sich darum
handelt, eine transgene Zelle zu erhalten in Hinblick darauf, ein
transgenes Tier herzustellen, ist die Wirtszelle vorzugsweise eine
nicht-humane embryonale Stammzelle (ES-Zelle) (Thompson et al.,
1989). Das Gen-Targeting stellt die gesteuerte Modifizierung eines
chromosomalen Genorts durch homologe Rekombination mit einer exogenen
DNA-Sequenz, welche eine Sequenzhomologie mit der endogenen Zielsequenz aufweist,
dar. Man unterscheidet verschiedene Arten von genetischem Targeting.
Hier kann das Gen-Targeting insbesondere dafür eingesetzt werden, um das
wilde JAK2-Gen durch die Genvariante JAK2 G1849T oder eine jegliche
andere genetisch ähnliche
Variante zu ersetzen. In diesem Falle wird das Gen-Targeting als „Knock-in" (K-in) bezeichnet.
Alternativ kann das Gen-Targeting eingesetzt werden, um die Expression
von wildem JAK2 zu verringern oder zu beseitigen, dann um das Gen
der Variante von JAK2 einzuführen.
Es handelt sich dann um ein Gen-Targeting, welches als „Knock-Out” (KO) bezeichnet
wird (siehe Bolkey et al., 1989). Die erfindungsgemäße Zelle
ist dadurch gekennzeichnet, dass das Transgen auf stabile Weise
in das Genom der Zelle integriert ist und dass seine Expression
durch die Regulationselemente des endogenen Gens gesteuert wird.
Mit Integration auf stabile Weise soll die Insertion des Transgens
in die genomische DNA der erfindungsgemäßen Zelle bezeichnet werden.
Das so inserierte Transgen wird dann an die zelluläre Nachkommenschaft vererbt.
Die Integration des Transgens erfolgt strangabwärts, strangaufwärts oder
im Bereich des endogenen JAK2-Zielgens. Fakultativ können ein
oder mehrere einer positiven oder negativen Selektion dienende Gene eingesetzt
werden. Man kann auch DNA-Regionen mit Homologie zu dem Ziel-Genort,
vorzugsweise in der Anzahl von zwei, gelegen auf beiden Seiten des
Abschnitts des Reportergens oder auf beiden Seiten der vollständigen zu
inserierenden Sequenz einsetzen. Mit „DNA-Regionen mit Homologie" sollen zwei DNA-Sequenzen
bezeichnet werden, die nach einer optimalen auf Homologie basierenden
Ausrichtung („Alignment”) und nach
Vergleich für üblicherweise
mindestens etwa 90% bis 95% der Nukleotide und vorzugsweise mindestens etwa
98 bis 99,5% der Nukleotide identisch sind. Das optimale Alignment
der Sequenzen für
den Vergleich kann mittels des lokale Homologie-Algorithmus von
Smith und Waterman (1981), mittels des lokale Homologie-Algorithmus
von Needleman und Wunsch (1970), mittels der Ähnlichkeitsuntersuchungsmethode
von Pearson und Lipman (1988), mittels Datenverarbeitungssoftware,
welche diese Algorithmen einsetzen (GAP, BESTFIT, BLAST P, BLAST
N, FASA und TFASTA in dem Wisconsin Genetics Software Package, Genetics Computer
Group, 575 Science Dr., Madison, WI), ausgeführt werden. Auch wenn so wenig
wie 14 bp zu 100% homologe Nukleotide ausreichend sind, um die homologe
Rekombination in den Bakterien und den Säugetierzellen auszuführen, sind
längere
Abschnitte von homologen Sequenzen bevorzugt (im Allgemeinen bestehen diese
Abschnitte aus mindestens 2000 bp, vorzugsweise mindestens 5000
bp für
jeden homologen Sequenzabschnitt. Vorteilhafterweise wird die JAK-Sequenzvariante in
die Gesamtheit der Elemente, welche eine Regulation vom endogenen
Typ sicherstellen, inseriert, d. h. eine Gesamtheit, welche mindestens
den Promotor, regulatorische Sequenzen (Enhancer, Silencer, Trennsequenzen),
die Terminationssignale des endogenen JAK-Gens umfasst.
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Gemäß einer
besonderen Ausführungsweise
umfasst das Transgen JAK G1849T mindestens die kodierende Sequenz,
eine positive Selektionskassette, welche von Stellen, welche für die Wirkung
von Rekombinasen spezifisch sind, eingerahmt ist oder nicht, beispielsweise
eine Lox/Neo-TK/Lox- oder lox/Neo/lox- oder FRT/Neo-TK/FRT- oder
FRT/Neo/FRT-Kassette, welche gleichfalls an der 5'-Position der Sequenz
vorhanden sein kann, und dadurch gekennzeichnet, dass eine negative
Selektionskassette, welche beispielsweise das oder die DTA- und/oder TK-Gene
enthält,
an mindestens einem der Enden des Transgens vorhanden ist. Das Transgen
der Erfindung ist vorzugsweise direkt von einer exogenen DNA-Sequenz,
welche von Natur aus in einer tierischen Zelle vorhanden ist, abgeleitet.
Diese DNA-Sequenz in nativer Form kann beispielsweise durch Insertion
von Restriktionsstellen, die für
die Klonierung erforderlich sind, und/oder durch Insertion von ortsspezifischen
Rekombinationsstellen (lox- und flp-Sequenzen) modifiziert sein.
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Zu
diesem Zweck kann die Variante JAK2 G1849T in einen Klonierungsvektor,
der erlaubt, ihre Vermehrung in einer Wirtszelle sicherzustellen,
und/oder fakultativ in einen Expressionsvektor, um die Expression des
Transgens sicherzustellen, kloniert werden. Die Techniken der in
vitro-DNA-Rekombination, die für
die Konstruktion des Klonierungs- und/oder Expressionsvektors gemäß der Erfindung
eingesetzt werden, sind den Fachleuten auf diesem Gebiet bekannt.
Für die
Klonierung, die Isolierung der DNA, die Amplifzierung und die Reinigung
werden die Standardtechniken eingesetzt; die enzymatischen Reaktionen,
an welchen die DNA-Ligase,
die DNA-Polymerase, die Restriktionsendonukleasen beteiligt sind,
werden gemäß den Empfehlungen des
Herstellers ausgeführt.
Diese Techniken und die anderen werden im Allgemeinen gemäß Sambrook
et al., 1989) ausgeführt.
Die Vektoren umfassen Plasmide, Cosmide, Bakteriophagen, Retroviren
und andere tierische Viren, die künstlichen Chromosome, wie die
YAC, BAC, HAC, und andere analoge Vektoren.
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Die
Verfahren, um transgene Zellen gemäß der Erfindung zu erzeugen,
sind in Gordon et al., 1989, beschrieben. Diverse Techniken, um
Zellen von Säugetieren
zu transfizieren, werden von Keon et al., 1990, zusammenfassend
dargestellt. Das erfindungsgemäße Transgen,
welches fakultativ in einem linearisierten Vektor enthalten ist
oder nicht, oder in Form eines Vektorfragments kann in die Wirtszelle
durch Standardmethoden, wie beispielsweise die Mikroinjektion in
den Kern (
US 4,873,191 ),
die Transfektion durch Calciumphosphat-Präzipitation, die Lipofektion,
die Elektroporation (Lo, 1983), den Wärmeschock, die Transformation
mit kationischen Polymeren (PEG, Polybren, DEAE-Dextran...) oder
ferner die Virusinfektion (Van der Putten et al., 1985), eingeführt werden.
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Wenn
die Zellen durch das Transgen transformiert worden sind, können sie
in vitro kultiviert werden oder ebenso gut eingesetzt werden, um
nicht-humane transgene Tiere herzustellen. Nach der Transformation werden
die Zellen auf eine Nährschicht
und/oder in ein geeignetes Medium ausgesät. Die Zellen, welche das Konstrukt
enthalten, können
unter Verwendung eines selektiven Mediums nachgewiesen werden. Nach
einer ausreichenden Zeitspanne, um die Kolonien wachsen zu lassen,
werden diese gewonnen und analysiert, um zu bestimmen, ob ein homologes
Rekombinationsereignis und/oder eine Integration des Konstrukts
stattgefunden haben. Um das Screening der Klone, die die Voraussetzung
der homologen Rekombination möglicherweise
erfüllen,
auszuführen,
können
positive und negative Marker, welche ferner als Selektionsgene bezeichnet
werden, in den homologen Rekombinationsvektor inseriert werden.
Es wurden verschiedene Systeme zur Selektion der Zellen, in welchen
das homologe Rekombinationsereignis stattgefunden hat, beschrieben
(für eine
zusammenfassende Übersicht
US 5 627 059 ). Das einer
positiven Selektion dienende Gen gemäß der Erfindung wird vorzugsweise
unter den Antibiotikaresistenzgenen ausgewählt. Unter den Antibiotika
kann man nicht-erschöpfend Neomycin,
Tetracyclin, Ampicillin, Kanamycin, Phleomycin, Bleomycin, Hygromycin,
Chloramphenicol, Carbenicillin, Geneticin, Puromycin aufführen. Die
diesen Antibiotika entsprechenden Resistenzgene sind den Fachleuten
auf diesem Gebiet bekannt; als Beispiel macht das Neomycinresistenzgen
die Zellen gegen das Vorhandensein des Antibiotikums G418 im Kulturmedium
resistent. Das einer positiven Selektion dienende Gen kann gleichfalls
unter dem HisD-Gen, wobei das entsprechende selektive Agens Histidinol ist,
ausgewählt
werden. Das einer positiven Selektion dienende Gen kann gleichfalls
unter dem Gen der Guaninphosphoribosyltransferase (GpT), wobei das
entsprechende selektive Agens Xanthin ist, ausgewählt werden.
Das einer positiven Selektion dienende Gen kann gleichfalls unter
dem Gen der Hypoxanthinphosphoribosyltransferase (HPRT), wobei das
entsprechende selektive Agens Hypoxanthin ist, ausgewählt werden.
Der oder die Selektionsmarker, die eingesetzt werden, um zu erlauben,
die homologen Rekombinationsereignisse zu identifizieren, können in
der Folge die Genexpression in Mitleidenschaft ziehen und können, sofern
erforderlich, eliminiert werden durch das Einsetzen von ortsspezifischen
Rekombinasen, wie der für
die Lox- Stellen spezifischen
Cre-Rekombinase (Sauer, 1994; Rajewski et al., 1996; Sauer, 1998)
oder der für
die FRT-Stellen spezifischen FLP-Rekombinase (Kilby et al., 1993).
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Die
positiven Kolonien, d. h. welche Zellen enthalten, in welchen mindestens
ein homologes Rekombinationsereignis stattgefunden hat, werden durch
eine Analyse durch Southern-Blotting
und/oder durch PCR-Techniken identifiziert. Der Expressionsgrad
der mRNA, welche dem Transgen entspricht, in den isolierten Zellen
oder den Zellen des transgenen Tiers gemäß der Erfindung kann gleichfalls
durch Techniken bestimmt werden, welche die Analyse durch Northern-Blotting,
die Analyse durch in situ-Hybridisierung, durch RT-PCR umfassen.
Die Zellen oder tierischen Gewebe, welche das Transgen exprimieren,
können
gleichfalls unter Verwendung eines Antikörpers, der gegen das Reporterprotein
gerichtet ist, identifiziert werden. Die positiven Zellen können dann
verwendet werden, um die Manipulationen an dem Embryo und insbesondere
die Injektion der durch homologe Rekombination modifizierten Zellen
in die Blastozysten auszuführen.
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Was
die Maus betrifft, werden die Blastozysten ausgehend von weiblichen
Tieren von 4 bis 6 Wochen, bei welchen eine Superovulation induziert
worden ist, erhalten. Die Zellen werden trypsinisiert und die modifizierten
Zellen werden in das Blastozöl
einer Blastozyste injiziert. Nach der Injektion werden die Blastozysten in
den Cornu uteri von pseudoschwangeren Weibchen eingeführt. Man
lässt die
Weibchen dann bis zum Geburtszeitpunkt in Ruhe und die resultierenden
Würfe werden
analysiert, um das Vorhandensein von mutierten Zellen, welche das
Konstrukt aufweisen, zu bestimmen. Die Analyse eines unterschiedlichen
Phänotyps
zwischen den Zellen des neugeborenen Embryos und den Zellen der
Blastozyste oder der ES-Zellen erlaubt, die chimären Neugeborenen nachzuweisen.
Die chimären
Embryos werden dann bis zum Erwachsenenalter aufgezogen. Die nicht-humanen
Chimären
oder chimären
Tiere sind Tiere, in denen nur eine Subpopulation von Zellen ein
verändertes
Genom aufweist. Die chimären
Tiere, welche das modifizierte Gen oder die modifizierten Gene aufweisen,
werden im Allgemeinen miteinander oder mit einem nicht-humanen Wildtyp-Tier
gekreuzt, um eine heterozygote oder homozygote Nachkommenschaft
zu erhalten. Die männlichen
und weiblichen Heterozygoten werden dann gekreuzt, um homozygote
Tiere zu erzeugen. Außer,
dass es nicht angegeben ist, umfasst das nicht-humane transgene
Tier gemäß der Erfindung
stabile Veränderungen
der Nukleotidsequenz der Zellen der Keimbahn.
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Gemäß einer
anderen Ausführungsweise
der Erfindung kann die nicht-humane transgene Zelle gemäß der Erfindung
als Kernspenderzelle im Rahmen eines Kerntransfers oder nuklearen
Transfers dienen. Mit nuklearem Transfer soll der Transfer eines
Kerns einer lebenden Vertebraten-Spenderzelle, eines erwachsenen
Organismus oder eines Organismus im fötalen Stadium in das Zytoplasma
einer entkernten Empfängerzelle
der gleichen Spezies oder einer unterschiedlichen nicht-humanen
Spezies bezeichnet werden. Der transferierte Kern ist umprogrammiert,
um die Entwicklung von klonierten Embryonen zu steuern, die dann
in trächtige Weibchen
transferiert werden können,
um den Fötus
und die Neugeborenen zu erzeugen, oder eingesetzt werden können, um
Zellen der internen Zellmasse in Kultur zu erzeugen. Es können verschiedene
Kernklonierungstechniken eingesetzt werden; unter jenen kann man
nicht-erschöpfend jene
aufführen,
die den Gegenstand der Patentanmeldungen
WO 95 17500 ,
WO 97/07668 ,
WO 97 07669 ,
WO 98 30683 ,
WO 99 01163 und
WO 99 37143 bilden.
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So
erstreckt sich die Erfindung gleichfalls auf ein nicht-humanes transgenes
Tier, welches eine rekombinante Sequenz umfasst, welche JAK2 V617F
kodiert. Diese Tiere können
homozygot oder heterozygot (JAK2 V617F/JAK2 V617F oder JAK2 V617F/JAK2)
sein. Diese Tiere reproduzieren insbesondere die Vaquez-Polyzythämie, aber
gleichfalls ein jegliches myeloproliferatives Syndrom, welches durch
JAK2 V617F induziert wird. Sie erlauben folglich, ein funktionelles
Screening von Tyrosinkinase-Inhibitoren, insbesondere ein Screening
von für
JAK2 V617F spezifischen Inhibitoren auszuführen.
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Eine
andere Alternative kann darin bestehen, einen viralen Vektor (Retrovirus
oder Lentivirus oder andere), welcher in der Lage ist, die Variante
JAK2 V617F zu exprimieren, in nicht-humane hämopoetische Stammzellen, nicht-humane
Vorläuferzellen
oder nicht-humane ES-Zellen
zu injizieren, um gleichfalls Modelle für Vaquez-Polyzythämie oder
andere myeloproliferative Syndrome herzustellen.
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Diagnose-Hilfsmittel
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Unter
einem dritten Aspekt zielt die Erfindung auf Diagnose-Hilfsmittel,
welche erlauben, das Vorhandensein oder Fehlen der Mutation JAK2
V617F in einem Säugetier,
das an einem myeloproliferativen Syndrom leidet oder ein solches
möglicherweise
aufweist, insbesondere bei den Patienten, welche eine Polyglobulie
zeigen oder bei welchen man vermutet, dass sie die Symptome der
Vaquez-Polyzythämie,
von Thrombozythämien
und/oder Myelofibrosen aufweisen, nachzuweisen, ab.
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Zu
diesem Zweck bezieht sich Erfindung auf Primer und Sonden, welche
erlauben, das Vorhandensein oder Fehlen der Mutation in der nachfolgend
beschriebenen Sequenz SEQ ID No. 2 nachzuweisen.
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Insbesondere
bezieht sich die Erfindung auf eine isolierte Nukleinsäure mit
einer Sequenz von mindestens 10, 12, 15, 20, 30, 40 oder ferner
50 aufeinanderfolgenden Nukleotiden (beispielsweise von 10 bis 30 Nukleotiden
oder von 10 bis 25 Nukleotiden) des Exons 12 oder der nachfolgenden
Sequenz SEQ ID No. 3 oder 4 und umfassend das mutierte Nukleotid
t
1849, beispielsweise von 10 bis 30 Nukleotiden. SEQ
ID No. 3
-
Die
unterstrichene Sequenz bezeichnet ein Beispiel von strangabwärts oder
strangaufwärts
gelegenen Zonen, welche die Gestaltung von Sonden oder Primern,
welche für
die Mutation an Position 1849 spezifisch sind (SEQ ID NO. 4), erlauben.
-
Beispiel von verschiedenen bevorzugten
Primern und Sonden der Erfindung:
-
-
AUF
DNA, SEQUENZIERUNGSPRIMER:
-
AUF
cDNA, PCR- UND SEQUENZIERUNGSPRIMER:
-
SNPS-SONDEN
UND SONDEN FÜR
DEN NACHWEIS VON MUTATIONEN UND siRNA (1829–1870):
-
GENOTYPISIERUNG
mittels LightCycler (DNA aus PNN oder Knochenmark)
-
GENOTYPISIERUNG
mittels LightCycler (beispielsweise cDNA von Plättchen)
-
GENOTYPISIERUNG durch die Taqman-Technik
(beispielsweise an DNA von mononuklearen Knochenmarkszellen)
-
Erkennung
durch allel- und für
einzelsträngige
DNA spezifische fluoreszierende Sonden PCR-Reaktion
-
Unter
einem anderen Aspekt bezieht sich die Erfindung auf ein in vitro-
oder ex vivo-Diagnoseverfahren,
welches erlaubt, das Vorhandensein oder Fehlen der Mutation JAK2
V617F in einer Probe nachzuweisen.
-
Tests mit den Nukleinsäuren der Erfindung
-
In
einer ersten Ausführungsweise
kann die Variante G1849T (welche der Mutation JAK2 V617F entspricht)
nachgewiesen werden durch Analyse des Nukleinsäuremoleküls des JAK2-Gens. Im Rahmen der Erfindung versteht
man unter „Nukleinsäure" eine mRNA, die genomische
DNA oder die cDNA, welche von der mRNA abgeleitet ist.
-
Das
Vorhandensein oder Fehlen der Nukleinsäure der Variante G1849T kann
nachgewiesen werden durch Sequenzierung, Amplifizierung und/oder
Hybridisierung mit einer spezifischen Sonde und spezifischen Primern,
wie vorstehend beschrieben: Sequenz abgeleitet von den SEQ ID No.
3 oder 4 und SEQ ID No. 5 bis 11 oder ferner SEQ ID No. 15 bis 24.
-
Die
Erfindung schlägt
folglich ein ex vivo- oder in vitro-Verfahren zum Bestimmen des
Vorhandenseins oder des Fehlens der Variante G1849T des JAK2-Gens
in einer Probe eines Patienten, der an PV leidet oder möglicherweise
eine PV oder ein jegliches anderes myeloproliferatives Syndrom,
insbesondere Erythrozytose, Thrombozythämien und Myelofibrosen, entwickeln
könnte,
vor, welches umfasst:
den Nachweis des Vorhandenseins oder
des Fehlens der Variante G1849T des JAK2-Gens in einer Nukleinsäureprobe
des Patienten,
dadurch gekennzeichnet, dass das Vorhandensein
der Variante G1849T ein Hinweis auf PV oder ein jegliches anderes
myeloproliferatives Syndrom ist.
-
Die
Nukleinsäureprobe
kann ausgehend von einer jeglichen zellulären Quelle oder Gewebebiopsie
erhalten werden. Diese Zellen müssen
von hämopoetischem
Ursprung sein und können
ausgehend von zirkulierendem Blut, hämopoetischem Gewebe oder einem
jeglichen Fluid, welches durch Blutzellen verunreinigt ist, erhalten
werden. Die DNA kann extrahiert werden, indem ein jegliches Verfahren,
das im Stand der Technik bekannt ist, eingesetzt wird, wie die Verfahren,
die in Sambrook et al. (1989) beschrieben werden. Die RNA kann gleichfalls
isoliert werden, beispielsweise ausgehend von Geweben, die während einer
Biopsie erhalten werden, unter Verwendung von Standardverfahren,
die dem Fachmann auf diesem Gebiet wohlbekannt sind, wie die Extraktion
durch Guanidiniumthiophenat-Phenol-Chloroform.
-
Die
Variante G1849T des JAK2-Gens kann in einer Probe von RNA oder DNA
vorzugsweise nach Amplifizierung nachgewiesen werden. Die isolierte
RNA kann beispielsweise einer Umkehrtranskription, dann einer Amplifizierung,
wie einer RT-PCR-Reaktion unter Verwendung der für die mutierte Stelle spezifischen
Oligonukleotide, oder die die Amplifizierung der Region, welche
die Mutation enthält,
beispielsweise das Exon 12 oder die Sequenz SEQ ID No. 3 oder 4,
erlauben, unterworfen werden. Der Ausdruck „Oligonukleotid" wird hier eingesetzt,
um eine Nukleinsäure
von mindestens 10, vorzugsweise zwischen 15 und 25 Nukleotiden,
vorzugsweise unter 100 Nukleotiden zu bezeichnen und die in der
Lage ist, mit der genomischen DNA von JAK2, mit der cDNA oder ferner
mit der mRNA zu hybridisieren.
-
Die
Oligonukleotide der Erfindung können
durch den Fachmann auf diesem Gebiet gemäß einer jeglichen bekannten
Technik, wie radioaktive, fluoreszierende oder enzymatische Marker,
markiert werden. Ein markiertes Oligonukleotid kann als Sonde, um
das Vorhandensein oder das Fehlen der Variante G1849T des JAK2-Gens
nachzuweisen, eingesetzt werden.
-
So
sind die gemäß der Erfindung
nützlichen
Sonden und Primer jene, die spezifisch mit der Region des JAK2-Gens
in der Nähe
des Nukleotids an Position 1849 (Nummerierung ausgehend von dem
ATG, welches den Transkriptionsbeginn markiert) hybridisieren.
-
Bei
dem oben erläuterten
Verfahren können
die Nukleinsäuren
vor dem Nachweis der Allelvariation durch PCR amplifiziert werden.
Die Verfahren für
den Nachweis der Allelvariation werden beispielsweise in „Molecular
Cloning – A
Laboratory Manual",
zweite Auflage, Sambrook, Fritsch und Maniatis (Cold Spring Harbor
Laboratory, 1989) und Laboratory Protocols for Mutation Detection,
hrsg. von U. Landegren, Oxford University Press, 1996, und PCR,
2. Auflage, von Newton & Graham,
BIOS Scientific Publisher Limited, 1997, beschrieben.
-
Zu
diesem Zweck ist es möglich,
einen Amplifizierungsschritt, gefolgt von einem Nachweisschritt,
welcher erlaubt, die Proben abhängig
von dem Vorhandensein oder dem Fehlen der gesuchten Variante zu
unterscheiden, zu kombinieren.
-
Verschiedene
Techniken, die zu diesem Zweck angepasst sind, werden in
EP 1 186 672 aufgeführt, wie
die DNA-Sequenzierung, die Sequenzierung durch Hybridisierung SSCP,
DGGE, TGGE, die Heteroduplex-Analyse, CMC, die enzymatische Spaltung
von Fehlpaarungen, „hybridization
based solid Phase hybridization",
die DNA-Chips, „solution
Phase hybridization Taqman
TM" (Taqman
TM-Hybridisierung
in Lösungsphase) (
US 5 210 015 und
US 5 487 972 ) wie auch die
RFLP-Technik.
-
Der
Nachweis kann ausgeführt
werden, indem verschiedene alternative Verfahren eingesetzt werden: FREI,
Fluoreszenz-Quenching, polarisierte Fluoreszenz, Chemolumineszenz,
Elektrolumineszenz, Radioaktivität
und kolorimetrische Methoden.
-
Das
erfindungsgemäße Verfahren
kann umfassen, die Nukleinsäure
der Probe zu extrahieren.
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Wie
vorstehend angegeben, kann die eingesetzte Probe Blut oder ein jegliches
anderes Körperfluid oder
Gewebe, das von einem Individuum erhalten wird, sein. Nach den Extraktions- und Reinigungsschritten der
Nukleinsäure
kann die PCR-Amplifizierung mittels der vorstehend beschriebenen
Primer eingesetzt werden, um den Nachweis des Signals zu verbessern.
-
So
kann das erfindungsgemäße Verfahren
den Amplifizierungsschritt mittels der genannten Primer, gefolgt
von einem Hybridisierungsschritt mit mindestens einer Sonde, vorzugsweise
zwei Sonden, die unter Bedingungen hoher Stringenz mit den Sequenzen,
welche der Region der vorstehend erwähnten Mutation G1849T entsprechen,
hybridisieren, und dem Nachweis des durch die Marker der Sonden
erzeugten Signals umfassen.
-
Beispielsweise
zielt die Erfindung insbesondere auf ein in vitro-Verfahren zum
Bestimmen des Vorhandenseins oder Fehlens der Variante G1849T des
JAK2-Gens in einer Probe eines Patienten, welcher an PV leidet oder
möglicherweise
eine PV oder ein jegliches anderes myeloproliferatives Syndrom entwickeln
könnte, ab,
welches den Nachweis des Vorhandenseins oder des Fehlens der Variante
G1849T des JAK2-Gens in der Nukleinsäureprobe mittels eines oder
mehrerer SNP („single
nucleotide polymorphism";
Einzelnukleotidpolymorphismen), die für die Mutation G1849T des JAK2-Gens
spezifisch sind, insbesondere der SEQ ID No. 17, 18 oder ferner
23 und 24 umfasst,
dadurch gekennzeichnet, dass das Vorhandensein
der Variante G1849T ein Hinweis auf PV oder ein jegliches anderes
myeloproliferatives Syndrom ist.
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Dieser
Nachweis mittels SNPs kann durch die TaqMan®-Technik,
welche eine Allelunterscheidung erlaubt, ausgeführt werden. Diese Methode besteht
im Wesentlichen in der Erkennung des Allels 1849 von JAK2 durch
spezifische fluoreszierende Sonden auf einzelsträngiger DNA und umfasst eine
PCR-Reaktion (mit einer Polymerase mit 5'-Exonuklease-Aktivität), den Nachweis der Emission
von allelspezifischer Fluoreszenz der hybridsierten SNP, die Bestimmung
des Genotyps durch Ablesung der Fluoreszenz am Endpunkt (Gewinnung eines
Bilds, welches die Cluster von mutierter homozygoter, heterozygoter
und normaler DNA zeigt).
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Nachweis des mutierten Proteins JAK2 V617F
-
Gemäß einer
anderen Ausführungsweise
kann die Variante direkt innerhalb des JAK2-Proteins nachgewiesen werden.
-
Dazu
zielt die Erfindung auf ein in vitro-Verfahren zum Nachweisen des
Vorhandenseins oder des Fehlens der Variante JAK2 V617F in einer
Probe eines Patienten, der an PV oder einem jeglichen myeloproliferativen
Syndrom, insbesondere Erythrozytose, leidet oder möglicherweise
eine PV oder ein jegliches anderes myeloproliferatives Syndrom,
insbesondere Erythrozytose, entwickeln könnte, ab, welches umfasst:
den
Nachweis des Vorhandenseins oder des Fehlens der Variante JAK2 V617F
in einer Probe des Patienten,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Vorhandensein der Variante ein Hinweis auf PV oder ein jegliches
anderes myeloproliferatives Syndrom ist.
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Die
Variante JAK V617F kann durch ein jegliches geeignetes bekanntes
Verfahren des Standes der Technik nachgewiesen werden.
-
Insbesondere
kann eine Probe, die von einem Individuum erhalten worden ist, mit
einem für
die Variante V617F des JAK2-Proteins spezifischen Antikörper, beispielsweise
einem Antikörper,
der in der Lage ist, die Unterscheidung zwischen der Variante V617F
und dem nicht mutierten JAK2-Protein (und einem jeglichen anderen
Protein) zu treffen, in Kontakt gebracht werden.
-
Die
Antikörper
der Erfindung können
monoklonale oder polyklonale, einzelkettige oder doppelkettige Antikörper, chimäre, humanisierte
Antikörper
oder Abschnitte von Immunglobulin-Molekülen, welche die Abschnitte
umfassen, die in dem Stand der Technik dafür bekannt sind, dass sie den
Bindungsfragmenten an das Antigen entsprechen, [humanes Fragment,
human, F(ab')2 und
F(v)] sein.
-
Diese
Antikörper
können
immunkonjugiert sein, beispielsweise mit einem Toxin oder einem
Marker.
-
Die
Protokolle für
die Gewinnung von polyklonalen Antikörpern sind dem Fachmann auf
diesem Gebiet wohlbekannt. Typischerweise können solche Antikörper durch
die Verabreichung der Variante JAK2 V617F durch subkutane Injektion
an weiße
Neuseeland-Kaninchen, die vorab vorbereitet worden sind, um ein
Vorimmunserum zu erhalten, erhalten werden. Die Antigene können bis
zu 100 μl
pro Stelle an 6 unterschiedlichen Stellen injiziert werden. Die
Kaninchen werden zwei Wochen vor der ersten Injektion vorbereitet,
dann periodisch durch dasselbe Antigen stimuliert, etwa drei Mal
alle sechs Wochen. Dann wird eine Serumprobe zehn Tage nach jeder
Injektion erhalten. Die polyklonalen Antikörper werden dann aus dem Serum
durch Affinitätschromatographie
unter Verwendung des Proteins JAK2 V617F, um die Antikörper einzufangen,
gereinigt.
-
Die
monoklonalen Antikörper
sind gegenüber
den polyklonalen Antikörpern
aufgrund ihrer hohen Spezifität
bevorzugt.
-
Die
Gewinnung von solchen monoklonalen Antikörpern liegt im Vermögen des
Fachmanns auf diesem Gebiet, wissend, dass die Variante JAK2 V617F
eine 3D-Struktur aufweist, die sich von dem wilden JAK2-Protein
unterscheidet. Der Ausdruck „monoklonaler
Antikörper" bezeichnet einen
Antikörper,
der in der Lage ist, nur ein Epitop eines Antigens zu erkennen.
-
Die
monoklonalen Antikörper
können
durch Immunisierung eines Säugetiers,
beispielsweise einer Maus, einer Ratte oder von anderen Säugetieren,
mit der gereinigten Variante JAK2 V617F hergestellt werden. Die
Zellen des immunisierten Säugetiers,
die die Antikörper
produzieren, werden isoliert und mit Myelom- oder Heteromyelomzellen
fusioniert, um hybride Zellen (Hybridome) herzustellen.
-
Die
Hybridomzellen, die den monoklonalen Antikörper produzieren, werden als
Quellen für
die Produktion des Antikörpers
eingesetzt. Die Techniken zur Erzeugung von Antikörpern, an
welchen keine Immunisierung beteiligt ist, werden gleichfalls von
der Erfindung ins Auge gefasst. Es handelt sich beispielsweise um
die „phage
display"-Technik.
-
Die
gegen die Variante JAK2 V617F gerichteten Antikörper können in bestimmten Fällen eine
Kreuzreaktion mit dem wilden JAK2-Protein zeigen. Wenn dies der
Fall ist, ist eine Selektion der für die Variante V617F spezifischen
Antikörper
erforderlich. Zu diesem Zweck kann man beispielsweise eine Affinitätschromatographie
mit dem wilden JAK2-Protein einsetzen, um die Antikörper einzufangen,
die eine Kreuzreaktion mit wildem JAK2 zeigen.
-
So
zielt die Erfindung auf einen monoklonalen Antikörper, der spezifisch die Variante
JAK2 V617F erkennt, wie auch die Hybridom-Linien, die diesen produzieren,
ab.
-
Die
Erfindung bezieht sich gleichfalls auf einen ELISA-Test mittels
des Antikörpers,
um das Vorhandensein oder das Fehlen der Variante JAK2 V617F in
einer Probe nachzuweisen.
-
Eine
Alternative zu der Verwendung der Antikörper kann beispielsweise in
der Herstellung und der Identifizierung von Haptameren, die Klassen
von Molekülen
sind, die eine spezifische molekulare Erkennung erlauben, bestehen.
-
Haptamere
sind Oligonukleotide oder Oligopeptide, die praktisch eine jegliche
Klasse von Zielmolekülen
mit einer hohen Affinität
und Spezifität
erkennen können.
-
Kits
-
Unter
einem anderen Aspekt betrifft die Erfindung Kits, um zu bestimmen,
ob ein Patient an der Vaquez-Polyzythämie oder an einem jeglichen
anderen myeloproliferativen Syndrom, an welchem die Variante JAK2
V617F beteiligt ist, leidet.
-
Der
Kit der Erfindung kann eine(n) oder mehrere Sonden oder Primer,
wie vorstehend definiert, für
den spezifischen Nachweis des Vorhandenseins oder des Fehlens der
Mutation G1849T in dem JAK2-Gen umfassen.
-
Der
Kit kann gleichfalls eine wärmebeständige Polymerase
für die
PCR-Amplifizierung, eine oder mehrere Lösungen für die Amplifizierung und/oder
den Hybridisierungsschritt wie auch ein jegliches Reagens, welches
den Nachweis des Markers erlaubt, umfassen.
-
Bei
einer anderen Ausführungsweise
umfasst der Kit einen Antikörper,
wie vorstehend definiert.
-
Die
Kits der Erfindung können
außerdem
ein jegliches Reagens, welches für
die Hybridisierung oder an die immunologische Reaktion auf einem
festen Träger
angepasst ist, enthalten.
-
Das
Nachweisverfahren und der Nachweiskit werden in vorteilhafter Weise
für die
Subpopulation von Patienten, die einen Hämatokrit-Prozentsatz über 51%
aufweisen, praktisch eingesetzt. Das Nachweisverfahren und der Nachweiskit
werden gleichfalls in vorteilhafter Weise für die Subpopulation von Patienten,
die eine Thrombozytenzahl über
450000 aufweisen, praktisch eingesetzt.
-
siRNA der Erfindung
-
Unter
einem vierten Aspekt bezieht sich die Erfindung gleichfalls auf
siRNAs, welche erlauben, die Expression von an Position 617 mutiertem
JAK2, insbesondere von JAK2 V617F, um mehr als 50%, 75%, 90% oder
95% oder ferner um mehr als 99% zu verringern. Diese siR-NAs können in
die Zellen oder Gewebe durch Lipofektion, Transduktion oder Elektroporation
eingeführt
werden. Sie erlauben, die mRNAs, die JAK2 V617F kodieren, spezifisch
zu zerstören,
was zahlreiche mögliche
therapeutische Anwendungen, insbesondere die Behandlung der Vaquez-Polyzythämie, impliziert.
-
siRNAs
werden in
US 60/068562 (CARNEGIE)
beschrieben. Die RNA ist dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Region
mit einer doppelsträngigen
Struktur (ds) aufweist. Die Inhibition ist spezifisch für die Zielsequenz,
die Nukleotidsequenz eines Strangs der ds-Region der RNA, welche
mindestens 25 Basen umfasst und zu dem Abschnitt des Zielgens identisch
ist. Die Nukleotidsequenz des anderen Strangs der ds-Region der
RNA ist komplementär
zu jener des ersten Strangs und zu dem Abschnitt des Zielgens. Außerdem beschreibt
die Anmeldung
WO 02/44 321 (MIT/MAX
PLANCK INSTITUTE) eine doppelsträngige
RNA (oder Oligonukleotide derselben Natur, die chemisch synthetisiert
worden sind), von denen jeder Strang eine Länge von 19 bis 25 Nukleotiden
aufweist und in der Lage ist, spezifisch die posttranskriptionelle
Expression eines Zielgens durch einen RNA-Interferenz-Prozess zu
inhibieren, um die Funktion eines Gens zu bestimmen und um diese
Funktion in einer Zelle oder einem Organismus zu modulieren. Schließlich bezieht
sich
WO 00/44895 (RIBOPHARMA)
auf ein Verfahren zur Inhibition der Expression eines gegebenen
Zielgens in einer eukaryotischen Zelle in vitro, in welchem eine
dsRNA, die aus zwei getrennten einzelsträngigen RNAs gebildet wird,
in die Zelle eingeführt
wird, wobei ein Strang der dsRNA eine zu dem Zielgen komplementäre Region
aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass die komplementäre Region
weniger als 25 Paare von aufeinanderfolgenden Nukleotiden aufweist.
Der Fachmann wird sich auf die in diesen Dokumenten enthaltene Lehre
für die
Herstellung der siRNAs der Erfindung beziehen können.
-
Spezieller
bezieht sich die Erfindung auf doppelsträngige RNAs von etwa 15 bis
30 Nukleotiden, 19 bis 25 Nukleotiden oder vorzugsweise etwa 19
Nukleotiden Länge,
die komplementär
(Strang 1) und identisch (Strang 2) zu der Sequenz SEQ ID No. 3,
umfassend die Mutation G1849T, sind. Diese siRNAs der Erfindung können außerdem ein
Dinukleotid TT oder UU am 3'-Ende
umfassen.
-
Für die Gestaltung
der siRNAs der Erfindung stehen zahlreiche Programme zur Verfügung:
- – „siSearch
Program" unter http://sonnhammer.cgb.ki.se/siSearch/siSearch_1.6.html
(„Improved
and automated prediction of effective siRNA", Chalk AM, Wahlesdelt C und Sonnhammer
ELL, Biochemical and Biophysical Research Communications, 2004).
- – "siDirect" unter http://design.rnai.jp/sidirect/index.php
(Direct: highly effective, target-specific warsiRNA design softe
for mammalian RNA interference, Yuki Naito et al., Nucleic Acids
Res., 32, Nr. Web Server issuBand e© Oxford
University Press, 2004).
- – "siRNA Target Finder” von Ambion
unter der Adresse http://www.ambion.com/techlib/misc/siRNA_tools.html
- – das „siRNA
design tool" des
Whitehead Institute of Biomedical Research am MIT unter der Adresse: http://jura.wi.mit.edu/pubint/http://iona.wi.mit.edu/siRNAext/.
-
Andere
Programme sind aufgelistet unter:
http://web.mit.edu/mmcmanus/www/home1.2files/siRNAs.htm,
insbesondere
http://athena.bioc.uvic.ca/cgi-bin/emboss.p1?_action=input&_app=sirna.
-
Beispielsweise
ist für
die Sequenz TATGGAGTATGTT1849TCTGTGGAGA
(SEQ ID No. 12) die Sinn-siRNA UGGAGUAUGUUUCUGUGGAdTdT (SEQ ID No.
13) und ist die Antisinn-siRNA
UCCACAGAAACAUACUCCAdTdT (SEQ ID No. 14).
-
In
einer besonderen Ausführungsweise
werden die vorstehend beschriebenen siRNAs der Erfindung getestet
und selektiert auf ihr Vermögen,
die Expression von JAK2 V617F spezifisch zu verringern, ja sogar
zu blockieren, wobei die Expression von wildem JAK2 so wenig wie
möglich
in Mitleidenschaft gezogen wird. Beispielsweise zielt die Erfindung
auf siRNAs ab, welche eine Verringerung der Expression von JAK2
V617F über 80%,
90%, 95% oder 99% und keinerlei Verringerung oder eine Verringerung
von wildem JAK2 unter 50%, 25%, 15%, 10% oder 5% oder ferner unter
1% erlauben.
-
Beispielsweise
können
die siRNAs der Erfindung ausgewählt
werden in der Gruppe, bestehend aus:
-
In
einer anderen Ausführungsweise
betrifft die Erfindung ein ddRNAi-Molekül, wie es generisch in der Anmeldung
WO 01/70949 (Benitec) beschrieben
wird, aber spezifisch abzielend auf JAK2 V617F. Die ddRNAi der Erfindung
erlaubt die Auslöschung
der JAK2 V617F kodierenden Sequenz und umfasst (i) eine Sequenz, die
zu der SEQ ID No. 3, 4 oder 11 identisch ist; (ii) eine Sequenz,
die zu der unter (i) definierten Sequenz komplementär ist; (iii)
ein Intron, welches die Sequenzen (i) und (ii) trennt; wobei die
Einführung
dieses Konstrukts in eine Zelle oder ein Gewebe eine RNA erzeugt,
welche in der Lage ist, die Expression von JAK2 V617F zu verändern.
-
Die
Erfindung erstreckt sich gleichfalls auf ein genetisch modifiziertes
nicht-humanes Tier, welches eine oder mehrere Zellen, welche ein
genetisches Konstrukt, welches in der Lage ist, die Expression von
JAK2 V617F in dem Tier zu blockieren, zu verzögern oder zu verringern, enthalten,
umfasst. Das Herstellungsverfahren eines solchen genetisch modifizierten
Tiers ist in
WO 04/022748 (Benitec)
aufgeführt.
-
Screeningverfahren
-
Unter
einem fünften
Aspekt hat die Erfindung ein Screeningverfahren von für JAK2 V617F
spezifischen Inhibitoren zum Gegenstand.
-
Mit „spezifischen
Inhibitoren" sollen
Verbindungen bezeichnet werden, die ein IC50-Verhältnis
hinsichtlich JAK2/IC50 hinsichtlich JAK2 V617F über 5, 10 25 oder ferner 50
aufweisen. Beispielsweise weist die Verbindung eine IC50 hinsichtlich
JAK2 V617F unter 1 µm,
vorzugsweise 100 nM auf, wohingegen sie eine IC50 hinsichtlich JAK2 über 5 μM oder 10 μM aufweist.
-
Dieses
Verfahren kann mit Hilfe des Proteins der Erfindung, einer Membranfraktion,
welche das Protein umfasst, einer Zelle, welche das Protein exprimiert,
oder ferner eines nicht-humanen
transgenen Tiers, wie weiter oben beschrieben, ausgeführt werden.
-
So
bezieht sich die Erfindung auf einen Test, welcher erlaubt, die
spezifische Inhibition von JAK2 V617F durch eine oder mehrere Verbindungen
zu bestimmen, umfassend die Schritte, welche darin bestehen, eine
oder mehrere Verbindungen mit dem Protein JAK2 V617F, das oben beschrieben
worden ist, einer Membranfraktion, welche JAK2 V617F umfasst, oder
ferner einer Zelle, welche JAK2 V617F exprimiert, die vorstehend
beschrieben worden ist, unter Bedingungen, welche für eine Bindung
und einen Nachweis der spezifischen Bindung und/oder der Inhibition
von JAK2 V617F geeignet sind, in Kontakt zu bringen.
-
Dieses
Verfahren kann außerdem
eine Messung der Bindung an wildes JAK2 umfassen. Dieses Verfahren
kann gleichfalls in einer Aufeinanderfolge von Tests von mehreren
Molekülen
bestehen und einen Schritt einer Auswahl der Moleküle, welche
eine IC50 für
JAK2 V617F unter 1 µM,
vorzugsweise 100 nM aufweisen, umfassen.
-
Dieses
Verfahren kann außerdem
einen negativen Selektionsschritt der vorstehend erwähnten Moleküle, die
eine IC50 für
JAK2 unter 5 µM
oder 1 µM
aufweisen, umfassen.
-
Die
Erfindung bezieht sich auf ein in vitro-Screening, wie vorstehend
beschrieben, in welchem man durch Immunpräzipitation die Inhibition der
Phosphorylierung von JAK2 V617F bestimmt.
-
Die
Erfindung bezieht sich gleichfalls auf ein in vitro-Screening an
CD34+-JAK2 V617F-Vorläuferzellen, die
in der Lage sind, sich ohne Erythropoietin (EPO) zu differenzieren.
Solche Zellen werden aus Patienten, die an der Vaquez-Polyzythämie leiden,
isoliert. Die CD34+-JAK2 V617F-Zellen können in
einem Medium, welches SCF und IL-3 umfasst, in Kultur genommen werden.
Die Verbindungen werden zu dem Kulturmedium hinzugesetzt und man
bestimmt die Fähigkeit
der Zellen, zu proliferieren und sich zu 36+/GPA–-Zellen
zu differenzieren. Man wählt
die Verbindungen aus, für
welche eine Verringerung der Anzahl von 36+/GPA–-Klonen
beobachtet wird. So bezieht sich die Erfindung auf das obige Screeningverfahren
mittels primärer
CD34+-JAK2 V617F-Vorläuferzellen, die in der Lage
sind, sich ohne Erythropoietin (EPO) zu differenzieren, oder auf
Zelllinien, die durch die Einführung
der Variante JAK2 V617F faktorunabhängig geworden sind. Die gleiche
Art von Assay kann an Knochenmarkskulturen vom Typ CFU-E in halbfestem
Medium ausgeführt
werden und es kann direkt die Verbindung hinsichtlich der Inhibition
der spontanen Vermehrung der Kolonien getestet werden.
-
Man
kann gleichfalls eine jegliche oben beschriebene Säugetier-Zelllinie,
welche rekombinantes JAK V617F exprimiert, einsetzen.
-
Die
Erfindung erstreckt sich gleichfalls auf ein Verfahren zur Identifizierung
von Arzneimittelkandidaten, welches die Schritte umfasst, welche
darin bestehen, Verbindungen an ein nicht-humanes transgenes Tier,
welches JAK2 V617F exprimiert, wie weiter oben beschrieben, zu verabreichen,
wobei das Tier die Vaquez-Polyzythämie reproduziert und/oder an
einem myeloproliferativen Syndrom, das mit dem Vorhandensein von
JAK2 V617F in Zusammenhang steht, erkrankt ist, um die Wirkung der
Verbindung zu bestimmen, und die Arzneimittelkandida ten auszuwählen, für welche
man eine Verringerung oder eine Blockierung der Proliferation und
der spontanen Differenzierung der Erythroblasten von Vaquez-Polyzythämie oder
eine Verringerung der mit dem Vorhandensein von JAK2 V617F in Zusammenhang
stehenden Zellproliferation beobachtet.
-
Insbesondere
wird dieses Verfahren mit einer K-in JAK2 V617F-Maus oder einer
K-in JAK2 V617F-Ratte, wie oben beschrieben, ausgeführt.
-
Unter
diesen Verbindungen kann man beispielsweise die oben erwähnten siRNAs,
welche das mutierte Exon 12 von JAK2 als Ziel haben, insbesondere
siRNAs, welche die Sequenz SEQ ID No. 3, 4 oder ferner die Sequenz
SEQ ID No. 11, welche das mutierte Nukleotid t1849 umfasst,
zum Ziel haben, aufführen.
-
Ein
anderer Aspekt der Erfindung bezieht sich auf die Verwendung der
oben beschriebenen siRNAs oder ddRNAis und der Verbindungen, welche
spezifisch JAK2 V617F inhibieren, für die Herstellung eines Arzneimittels.
Das Arzneimittel ist insbesondere bestimmt für die Behandlung von Blutkrebserkrankungen,
insbesondere der myeloproliferativen Syndrome, welche die Vaquez-Polyzythämie, die
essentielle Thrombozythämie,
die myeloide Splenomegalie oder primitive Myelofibrose und die chronische
myeloische Leukämie
(CML) umfassen. Das Arzneimittel ist gleichfalls für die Behandlung
von anderen malignen Hämopathien
bestimmt, welche mit der Mutation JAK2 V617F in Zusammenhang stehen
und gegebenenfalls von soliden Tumoren, Karzinomen, Melanomen und
Neuroblastomen, die JAK2 V617F exprimieren.
-
Für die Folge
der Beschreibung und für
die Beispiele wird auf die Figuren, deren Legende nachfolgend angegeben
ist, verwiesen.
-
Legenden
-
1:
Entdeckung der Schlüsselrolle
von JAK2 bei der PV
Im Grundzustand ist JAK2 an die Box 1 in
nicht-phosphoryliertem Zustand gebunden. Die Bindung an EPO modifiziert
die Konformation des Rezeptors und erlaubt die Transphosphorylierung
von JAK2, welche im Gegenzug die intrazytoplasmatischen Reste von
EPO-R phosphoryliert und so die verschiedenen positiven (→) oder negativen
(⫞) Effektoren der Signaltransduktion rekrutiert.
-
2: Entwicklung einer Modellkultur von
CD34+-Vorläuferzellen von PV, die sich
ohne Erythropoietin differenzieren können.
- 2A – Kultur
mit EPO, SCF und IL-3
- 2B – Kultur
ohne EPO.
-
3:
Die Inhibition der JAK-STAT-, Pi3-K- und Src-Kinase-Wege verhindert
die spontane erythroide Differenzierung.
-
4:
Protokoll der Inhibition von JAK2 in den Vorläuferzellen von PV.
-
5:
Ergebnisse der Inhibition von JAK2 in den Vorläuferzellen von PV.
- 5A – Verringerung
des Klonbildungsvermögens
der 36+/gpa-. Kultur Tag 1-Tag 6 in SCF-IL3, Elektroporation Tag
5, Selektion Tag 6 (morpho/36+/gpa-). Methyl-SCF allein. Zählung am
Tag 13 (Tag 7 nach Selektion).
- 5B – Struktur von JAK2 mit der
Mutation V617F (Exon 12).
-
6: Genotypisierungsanalysen der SNP, um
die Mutation JAK2 V617F in der genomischen DNA mit den LightCycler®-
und TaqMan®-Techniken
nachzuweisen.
- A und B: Nachweis der Mutation durch die LightCycler®-Fusionsanalysenkurve
mit den FRET-Hybridisierungssonden.
A: Es sind Experimente mit verschiedenen Verdünnungen von HEL-DNA in TF-1-DNA aufgeführt. Der Peak
JAK2 V617F (57°C)
ist noch in einer Verdünnung
von 1% nachweisbar. B: Es sind Ergebnisse, die von Proben von repräsentativen
Patienten stammen, dargestellt (#1: homozygot; #2: heterozygot;
#3: schwach; #4: nicht mutiert).
- C: Nachweis der Mutation durch spezifische TaqMan®-Allelamplifizierung.
Es sind Versuche von HEL-DNA-Verdünnung (HEL von 100 bis 1%:
leere Quadrate; TF-1-Zellen: leere Kreise) und einige Proben von
repräsentativen
Patienten dargestellt (schwarze Kreuze). #a: homozygote Patienten;
#b: heterozygote Patienten; #c: schwacher Patient; #d: nicht-mutierte
Patienten.
-
7:
Diagnosekarte oder -diagramm, vorgeschlagen für die Diagnose einer Erythrozytose
(d. h. eines Hämatokrit-Prozentsatzes über 51%).
-
Die
Anzahl von betroffenen Patienten in jedem Schritt der Karte bzw.
des Diagramms ist neben jedem Index (n) aufgetragen, wobei nur die
Patienten, von denen alle klinischen Daten vorlagen, hier aufgelistet
sind (n = 81). Der Nachweis von JAK2 V617F als Diagnosetest in erster
Intention ersparte es 58/81 Patienten, sich anderen Untersuchungen
unterziehen zu müssen,
um ein myeloproliferatives Syndrom vom Typ PV zu diagnostizieren.
-
8 und 9:
Die Expression von V617F Jak2 in HEL-Zellen ist 24 h nach der Behandlung
mit spezifischer siRNA JAK2 V617F jak2 (siRNA #1, 3 und 4) verringert.
- 0 bis 6: Mit den siRNAs V617F Jak2 behandelte (1 bis 6) oder
nicht behandelte (0) HEL-Zellen.
- C+: 293HEK-Zellen, transfiziert mit dem Vektor V617F Jak2 RV.
- C–:
293HEK.
-
10:
Das Expressionsniveau von WT Jak2 in K562-Zellen ist 24 h nach einer
Behandlung mit für Jak2
V617 spezifischer siRNA nicht verändert.
- Je: Mit den
WT Jak2-siRNAs behandelte K562-Zellen
- 0 bis 6: Mit den V617F Jak2-siRNAs behandelte K562-Zellen.
- C–:
293HEK (keine Expression von JAK2).
-
Beispiel 1: Identifizierung der Mutation
JAK2 V617F in 39/43 Patienten.
-
Die
Entwicklung eines Zellkulturmodells von pathologischen Vorläuferzellen
und die Verwendung von biochemischen Inhibitoren haben es uns erlaubt,
zu ermitteln, dass die JAK2-SPAT5-,
PI3-Kinase- und Src-Kinase-Wege für die von EPO unabhängige Differenzierung
der Vorläuferzellen
von PV notwendig sind (Ugo et al., 2004). Diese Ergebnisse haben
uns in unse rer Hypothese bestärkt,
gemäß welcher
die primäre
molekulare Läsion,
die der PV zugrunde- liegt,
eine Anomalie eines Schlüsselproteins
sein musste, die zu der Deregulation eines Signalweiterleitungswegs
führt,
wie eine Mutation einer Tyrosinkinase, die jener eine konstitutive
Aktivität verleiht.
Gleichwohl ist es die Untersuchung von 43 Patienten, die an der
Vaquez-Polyzythämie erkrankt
sind, die es erlaubt hat, die Schlüsselrolle des Proteins JAK2
zu identifizieren, welches das am weitesten oben in diesen verschiedenen
Signalweiterleitungswegen befindliche Protein ist und welches den
Signalweiterleitungswegen der Zytokinrezeptoren, für welche
Reaktionsanomalien bei der PV beschrieben worden sind, gemein ist.
Wir haben die Beteiligung des Kinaseproteins JAK2 an der Pathophysiologie
der PV durch 3 ergänzende
Ansätze
untersucht:
- – einen funktionalen Ansatz
(Inhibition von JAK2 in den PV-Zellen durch RNA-Interferenz);
- – einen
genomischen Ansatz (Sequenzierung der 23 Exons des Gens) und
- – einen
biochemischen Ansatz mit der Untersuchung einer Phosphorylierungsanomalie
von JAK2, welche einer konstitutiven Aktivierung zugrunde liegt.
-
Das
eingesetzte biologische Material stammt von an Polyglobulie erkrankten
Patienten, die ihre Zustimmung erteilt hatten, und entspricht den
Resten von Probennahmen, die in Diagnoseabsicht vorgenommen worden
und am Laboratoire Central d'Hématologie
de l'Hotel Dieu
erfolgt waren, und aus therapeutischen Aderlassen.
-
1.1 Funktionelle Untersuchung
-
Die
Untersuchung der Funktion von JAK2 in den Erythroblasten von Patienten,
die an Vaquez-Polyzythämie
erkrankt sind, erfolgte, indem Erythroblasten von PV durch eine
Elektroporation mit einer für
die JAK2-Sequenz spezifischen siRNA (AMBION, Huntingdon, England),
welche als Ziel eine auf dem Exon 15 der mRNA von JAK2 gelegene
Sequenz erkennt, transduziert wurden. Wir haben gezeigt, dass die
Inhibition von JAK2 das Klonbildungsvermögen und die „spontane" Differenzierung
der Vorläuferzellen
von PV in Abwesenheit von EPO stark verringerte. Die normalen erythroblastischen
Vorläuferzellen,
die mit der JAK2-siRNA transfiziert worden sind, haben ein klonogenes
(klonbildendes) Potential, welches bezogen auf die Kontroll-siRNA
um 70% verringert ist, was die Wirksamkeit der Transfektion mit
der JAK2-siRNA bestätigt. Bei
der PV wurden die Wirkungen der Inhibition von JAK2 in den erythroblastischen
Vorläuferzellen
in einem Kulturmodell ohne EPO untersucht, was erlaubte, die Zellen
des malignen Klons zu untersuchen. Wir haben das klonogene Potential,
die Apoptose und die Differenzierung der erythroblastischen Vorläuferzellen
von PV nach Transfektion durch eine JAK2-siRNA verglichen mit einer Kontroll-siRNA
verglichen. Die Untersuchung des Klonbildungsvermögens der
ohne EPO kultivierten Vorläuferzellen
von PV zeigt eine sehr deutliche Verringerung der Anzahl von Kolonien
nach JAK2-siRNA-Transfektion bezogen auf die Kontroll-siRNA. Die
durchflusszytometrische Analyse der Apoptose dieser Zellen zeigt
eine signifikante Erhöhung
der Apoptose in den durch die JAK2-siRNA transfizierten Zellen verglichen
mit der nicht relevanten siRNA (70 gegenüber 53%). Die Untersuchung
der Wirkungen der JAK2-siRNA auf die Differenzierung (Erfassung
des Glycophorins A, nachgewiesen mittels Durchflusszytometrie),
zeigt lediglich einen geringen Unterschied zwischen den durch die JAK2-siRNA
transfizierten Vorläuferzellen
gegenüber
der Kontroll-siRNA.
-
Die
Ergebnisse der zellulären
Untersuchungen haben folglich gezeigt, dass JAK2 bei der von EPO
unabhängigen
Differenzierung der erythroiden Vorläuferzellen von PV notwendig
war. Die ersten Ergebnisse der biochemischen Untersuchungen (Immunpräzipitation)
zeigen eine länger
andauernde Phosphorylierung von JAK2 nach Zytokin-Deprivation der
erythroiden Vorläuferzellen
von PV bezogen auf normale Zellen.
-
1.2 Genomische Untersuchung von JAK2
-
Die
PCR an den 23 Exons ist an einem normalen Individuum ausgehend von
genomischer DNA entwickelt worden. Dann haben wir drei an PV erkrankte
Patienten untersucht, nachdem wir die genomische DNA von in vitro
nach Zellkultur erhaltenen erythroiden Zellen extrahiert hatten.
Wir haben eine in dem Exon 12 von JAK2 gelegene Punktmutation identifiziert,
die bei 2 der 3 getesteten Patienten vorhanden war. Diese Mutation betrifft
die Base Nr. 1849 der kodierenden Sequenz [Nummerierung beginnend
bei dem ATG], GenBank NM_004972), transformiert das Codon 617 des
JAK2-Proteins (V617F).
- • Normales Codon 617: gtc codiert
ein Valin (V)
- • Mutiertes
Codon 617: ttc codiert ein Phenylalanin (F).
-
Wir
haben dank der im Internet veröffentlichten
Datenbanken verifiziert, dass es sich nicht um einen bekannten Polymorphismus
handelte.
-
Wir
haben dann die Kohorte vergrößert. Bis
zum heutigen Tag wurde die Mutation bei 39 an PV erkrankten Patienten
von den 43 getesteten Fällen
gefunden. Keine Vergleichsperson (15 getestete Fälle) oder Patient, der an sekundärer Polyglobulie
litt (18 getestete Fälle),
erwies sich als Träger
der Mutation.
-
Ergebnisse der Sequenzierung bei den Patienten
-
- • 39
mutiert/43 PV getestet (90%)
- • 2/3
Heterozygote
- • 13/39 „Homozygote", was 30% der Fälle entspricht
(gleicher Anteil wie der Heterozygotie-Verlust in 9p).
-
Kontrollen
-
- • 0
Fälle mutiert
von 33 getesteten Vergleichspersonen
- – Darunter
15 normale Individuen
- – Und
18 sekundäre
Polyglobulien (keine spontanen Kolonien).
-
Die
Entdeckung dieser Anomalie von JAK2 erklärt die Überempfindlichkeit gegenüber zahlreichen Wachstumsfaktoren,
die an der PV beteiligt ist (EPO, TPO, IL-3, IL-6, GM-CSF, Insulin).
Tatsächlich
ist JAK2 ein Protein, das an den Signalweiterleitungswegen der Rezeptoren
dieser Zytokine beteiligt ist.
-
Außerdem ist
die Assoziierung von JAK2 mit R-EPO singulär darin, dass JAK2 an R-EPO auf konstitutive
Weise gebunden ist: die Assoziation JAK2/R-EPO, die im Golgi-Apparat
beginnt, ist für
die Prozessierung von R-EPO an der Membran der Erythroblasten notwendig.
Eine Anomalie von JAK2, welche Modifizierungen der Assoziation von
JAK2 mit R-EPO zugrunde liegt, könnte
folglich das Vorherrschen der medullären Hyperplasie bei der erythroblastischen
Linie erklären,
wohingegen dieses Protein an zahlreichen Signalweiterleitungswegen
beteiligt ist. Außerdem
haben Moliterno und Koll. (Moliterno et al., 1998; Moliterno und
Spivak, 1999) einen Mangel an Membran-Expression von mp1, der mit
einem Glycosylierungsmangel verbunden ist, nachgewiesen. Es ist
möglich,
dass JAK2 in Analogie zu R-EPO für
die Prozessierung von c-mp1 erforderlich ist. Die Anomalie von JAK2
könnte
dann den Mangel an Membran-Expression von c-mp1, der bei der PV
gefunden wird, erklären.
-
JAK2
bindet sich an R-EPO über
ihre proximale Domäne
im Bereich einer sehr stark konservierten Domäne, der Box2. In Abwesenheit
einer Stimulation durch EPO ist JAK2 konstitutiv an R-EPO gebunden,
aber in einer nicht-phosphorylierten und folglich nicht aktiven
Form. Nach Stimulation des Rezeptors durch EPO phosphorylieren sich
die beiden JAK2-Moleküle,
dann phosphorylieren sie R-EPO, was die Rekrutierung, dann die Phosphorylierung
von anderen an der Signaltransduktion beteiligten Proteinen, wie
der Proteine STAT5, Grb2, PI3K, erlaubt. Das Protein JAK2 weist
wie alle JAKs eine funktionelle Kinase-Domäne (JH1), eine Pseudokinase-Domäne ohne
Tyrosinkinaseaktivität
(JH2) und mehrere konservierte Domänen (JH3–JH7), die für Mitglieder
der Familie der JAKs charakteristisch sind, auf. Die Domäne JH2 scheint
an der Regulation der Tyrosinkinase-Aktivität von JAK2 beteiligt zu sein.
Nach den verfügbaren
Daten aus der Proteinkartierung von JAK2 (Lindauer, 2001) liegt
die Aminosäure
617 in dieser Domäne
JH2 und nach Modellierungsuntersuchungen in einer Region, welche
für die
Regulation der Kinase-Aktivität
besonders wichtig ist.
-
Über das
pathophysiologische Interesse an dieser Entdeckung (Verständnis der
Mechanismen der Unabhängigkeit
von den Zytokinen, Einteilung der verschiedenen SMP) hinaus ermöglicht der
Nachweis dieser Mutation bei einem Patienten erstmals einen Test,
welcher erlaubt, die Diagnose zu bestätigen. Im Rahmen einer diagnostischen
medizinischen Maßnahme
könnte
die Untersuchung der Mutation von JAK2 an den polynuklearen Blutzellen,
die zu dem malignen Klon gehören,
erfolgen.
-
Die
Erfindung ermöglicht
gleichfalls die Entwicklung einer spezifischen Behandlung vom Typ
eines für das
mutierte Protein spezifischen Kinase-Inhibitors oder einer Gentherapie.
-
Beispiel 2: Nachweis der Mutante JAK2
V617F für
die Diagnose von Erythrozytose in erster Intention
-
2.1 PATIENTEN, MATERIALIEN UND METHODEN
-
Vergleich der Sequenzierung und von zwei
Genotypisierungstechniken von SNP für den Nachweis von JAK2 V617F
-
Zellen des Patienten
-
Es
wurden 119 Proben mit Verdacht auf MPD (d. h. von Erythrozytose,
von Thrombozytose, von Hyperleukozytose) analysiert: 58 Blutproben
wurden in der Aussicht gewonnen und 61 Archivproben von Knochenmark
wurden retrospektiv analysiert.
-
Es
wurden die peripheren Granulozyten isoliert unter Verwendung einer
Dichtegradientenmethode gemäß den Anweisungen
des Herstellers (Eurobio, Frankreich). Es wurden die mononukleären Zellen
des Knochenmarks durch die Verwendung einer FicoII-Gradientenzentrifugation
isoliert. Die genomische DNA wurde mit Standardprozeduren extrahiert.
Um die Empfindlichkeit der LightCycler®- und
TaqMan®-Techniken
zu ermitteln, wurde die von einer homozytogen Probe mit einem minimalen
Rest an Wildtyp-Allel stammende DNA in normaler DNA reihenverdünnt.
-
Zelllinien
-
Es
wurden Reihenverdünnungen
von DNA (1, 0,5, 0,1, 0,05, 0,01) der humanen Erythroleukämie-Zelllinie
(HEL), die homozygot mutiert (JAK2 V617F) war, in DNA der Zelllinie
TF-1 (nicht-mutiert) als positive Standardkontrollen eingesetzt.
Die Zelllinien vermehrten sich in MEM-alpha-Medium (Invitrogen),
welches mit fötalem
Kälberserum
angereichert war.
-
Nachweis der Mutation durch Analyse der
LightCycler®-Fusionskurve
mit FRET-Hybridisierungssonden
-
Es
wurden Primer und Sonden ersonnen, um die Zielsequenz des Exons
12 von JAK2 zu amplifizieren und um damit zu hybridisieren. Die
Position des Mutationsorts (1849G/T) wurde durch eine 3' mit Fluorescein markierte
Donor-Einfang („Capture")-Sonde und die benachbart
gelegene, mit LightCycler® Red 640 (LCRed640) an
ihrem 5'-Ende markierte
Akzeptor-Verankerungssonde,
und deren 3'-Ende
zur Vermeidung der Verlängerung
phosphoryliert worden war, abgedeckt. Die Amplifizierung und die
Analyse der Fusionskurve wurden an dem LightCycler®-Instrument
(Roche Diagnostics, Meylan, Frankreich) ausgeführt. Das endgültige Reaktionsvolumen
betrug 20 µl
unter Verwendung von 10 ng DNA, 14 µl LightCycler FastStart DNA
Master-Mischung, 3 mM MgCl2, 0,2 µM Primern,
0,075 µM
von jeder Sonde. Kurz zusammengefasst, wurden die Proben 10 min
auf 95°C
erwärmt
und einer Amplifizierung durch PCR von 45 Zyklen (10 s bei 95°C, 10 s bei
53°C, 15 s
bei 72°C)
folgten ein Denaturierungsschritt bei 95°C während 10 s, zwei Hybridisierungsschritte
bei 63°C
und 45°C
während
jeweils 30 s und einer Fusionskurve, die sich in dem Bereich zwischen
45 und 70°C
befand (0,1°C/s).
Die Analyse mittels des LightCycler®-Programms
erfolgte durch die graphische Darstellung der Kurve der Ableitung
der Fluoreszenz nach der Temperatur [2(dF12/F11)/dt) gegen T]. Die
mutierten und WT-Peaks wurden bei 57 bzw. 63°C beobachtet.
-
Nachweis der Mutation durch spezifische
Amplifizierung eines Allels durch TaqMan®
-
Es
wurden zwei Primer ersonnen, um ein Produkt von 92 bp, welches den
SNP an der Position 1849 umfasste, zu amplifizieren. Es wurden zwei
fluorogene MGB-Sonden mit unterschiedlichen fluoreszierenden Farbstoffen,
einem Ziel in Bezug auf das WT-Allel und einem Ziel in Bezug auf
dasjenige, das mutiert war, ersonnen. Die Genotypisierung wurde
in Platten mit 96 Vertiefungen unter Verwendung der auf der TaqMan®-PCR
basierenden Methode ausgeführt.
Das endgültige
Reaktionsvolumen betrug 12,5 µl
unter Verwendung von 10 ng genomischer DNA, 6,25 µl TaqMan® Universal
Master Mix und 0,31 µl
40X Assays-on-Demand SNP Genotyping Assay Mix (Applied Biosystems).
Die Platte wurde 10 min auf 95°C
erwärmt,
gefolgt von 40 Zyklen von Denaturierung bei 92°C während 15 s und einer Basenpaarbildung/Verlängerung
bei 60°C
während 1
min. Die Thermocyclisierung erfolgte mittels des 7500 Real Time
PCR System (Applied Biosystems). Die Analyse erfolgte mit dem Programm
SDS Version 1.3. Die Genotypisierung der Allelunterscheidung am
Endpunkt erfolgte durch visuelle Inspektion einer Kurve der Fluoreszenz
(Rn), welche von der WT-Sonde stammte, gegenüber der Rn der mutierten JAK2,
erzeugt ausgehend von der Ablesung der Fluoreszenz nach der PCR.
-
Patienten mit einer Erythrozytose und
Sammeln von Proben
-
Wir
haben 88 Patienten mit Hämatokrit-Prozentsätzen über 51%
zum Zeitpunkt der Diagnose vor irgendeiner Behandlung ausgewertet
und das Vorhandensein der WHO- und PVSG-Kriterien untersucht. Der Wert
von 51% wurde für
das obere Ende des Normalbereichs für den Prozentsatz des Hämatokrits
(Pearson TC et al., A Polycythemia Vera Updated: Diagnosis, Pathobiology,
and Treatment. Hematology (Am. Soc. Hematol. Educ. Program.) 2000:
51 bis 68) beibehalten. Die Knochenmarkszellen wurden für Quantifizierungen von
Klonogenen gewonnen und die überschüssigen Zellen
wurden für
die Extraktion von DNA gesammelt. In verschiedenen Laboratorien
wurde das Serum-Erythropoietin (EPO) gemessen und es wurde in der
Folge berichtet, dass es niedrig, wenn es unterhalb des unteren
Werts des Normalbereichs von jedem Labor liegt, normal oder erhöht war.
Die peripheren Granulozyten, die von denselben Patienten stammten,
wurden gereinigt, wie zuvor beschrieben, da Blutproben von jedem
Zeitpunkt zur Verfügung
standen. Die Knochenmarks- und Blutproben wurden gesammelt, nachdem
man nach Aufklärung
eine Einwilligung erhalten hatte.
-
Quantifizierungen der EEC
-
Die
in vitro-Quantifizierungen des auf EPO ansprechenden Charakters
der erythroiden Zellen wurden allesamt in dem gleichen Labor (Hotel
Dieu, Paris) mit einer Plasma-Gerinnsel-Kulturtechnik, wie zuvor beschrieben
(Casadevall N, Dupuy E, Molho-Sabatier P, Tobelem G, Varet B, Mayeux
P. Autoantibodies against erythropoetin in a Patient with pure red-cell
aplasia. N. Engl. J. Med. 1996; 334; 630 bis 633), ausgeführt.
-
Statistische Analyse
-
Die
Korrelation der Marker erfolgte unter Verwendung des Spearman-Rangkorrelationskoeffizienten (R).
-
2.2 ERGEBNISSE
-
Durchführbarkeit
und Empfindlichkeit der auf der PCR basierenden Genotypisierungstechniken
für den
Nachweis der Mutation JAK2 V617F
-
Um
die Effizienz der Sequenzierung, der LightCycler®- und
Taqman®-Techniken
zum Nachweis der Mutation JAK2 V617F auszuwerten, haben wir deren
Vorhandensein in 119 Proben, welche von Patienten mit einem Verdacht
auf MPD stammten, unter Verwendung der 3 Techniken parallel untersucht.
Die Mutation JAK2 V617F wurde effektiv in 83/119 Proben nachgewiesen
und 35 Proben wiesen die Mutation anhand von keiner der 3 Techniken
auf. In nur einer Probe hat die Sequenzierung versagt, die Mutation
nachzuweisen, die durch die beiden LightCycler®- und
Taqman®-Techniken
detektiert wird, was dementsprechend nahelegt, dass diese letzteren
empfindlicher sein könnten.
-
Um
die Empfindlichkeit der Technik auszuwerten, haben wir zwei unterschiedliche
Verfahren eingesetzt: wir haben Reihenverdünnungen der DNA der auf homozygote
Weise mutierten HEL-Zelllinie in der DNA der nicht mutierten Zelllinie
TF-1 und Reihenverdünnungen
der genomischen DNA, welche von einem für die Mutation JAK2 V617F homozygoten
Patienten stammte, in normaler DNA getestet. Die Sequenzierung hat versagt,
das mutierte Allel in einer Konzentration unter 5% DNA der Zelllinie
HEL, verdünnt
in DNA der Zelllinie TF-1, und in einer Konzentration unter 10%
der DNA des auf homozygote Weise mutierten Patienten, verdünnt in normaler
DNA, nachzuweisen. Die Empfindlichkeit der LightCycler®- und
Taqman®-Techniken
war äquivalent,
leicht höher
als die Sequenzierung, wobei sie 0,5 bis 1% der DNA der Zelllinie
HEL, verdünnt
in der DNA der Zelllinie TF-1 (6),
und 2 bis 4% der DNA eines auf homozygote Weise mutierten Patienten,
verdünnt in
normaler DNA, erreichte.
-
Charakteristiken der Patienten mit einer
Erythrozytose zum Zeitpunkt der Diagnose
-
Die
hauptsächlichen
Charakteristiken von 88 Patienten mit Hämatokrit-Prozentsätzen über 51%
zum Zeitpunkt der Diagnose sind in der Tabelle 1 zusammengefasst. Tabelle 1: Charakteristiken der Patienten
| WHO-Kriterium | PVSG-Kriterium | WHO- und
PVSG-Kriterien |
| PV | Idiopathische
Erythrozytose | PV | Idiopathische
Erythrozytose | Sekundäre Erythrozytose | Ht > 50%, aber keine AE |
n
= 61 | n
= 11 | n
= 45 | n
= 21 | n
= 5 | n
= 3 |
Verhältnis der
Geschlechter (männlich/ weiblich) | 38/23 | 11/0 | 28/17 | 18/3 | 4/1 | 3/0 |
Mittleres
Alter (Bereich) | 61
(23
bis 92) | 57
(24
bis 81) | 58
(23
bis 92) | 60
(53
bis 81) | 65
(55
bis 77) | 48,6 |
Mittlere
Ht (%) +/– σ | 59
+/– 4,6 | 54,6
+/– 1,44 | 59,2
+/– 4,5 | 57,8
+/– 4,2 | 55,8
+/– 3,1 | 53,3 –/– 0,8 |
Mittelwert Hb
(g/dl) +/– σ | 19,2
+/– 1,39 | 18,3
+/– 0,34 | 19,3
+/– 1,41 | 19
+/– 1,0 | 18,9
+/– 0,8 | 18,6
+/– 0,5 |
Mittlere WBC
(× 108) +/– σ | 12,2
+/– 4,4 | 7,0
+/– 2,5 | 13,5
+/– 4,9 | 8,2
+/– 2,5 | 8,8
+/– 1,9 | 6,6
+/– 0,4 |
Mittlere Thrombozytenzahl
(× 108) +/– σ | 463
+/– 148 | 212
+/– 38 | 503
+/– 149 | 245
+/– 60,4 | 212
+/– 29 | 175
+/– 19 |
Splenomegalie | 16/55 | 0/11 | 14/39 | 0/21 | 0/5 | 0/3 |
Vorhandensein
von EEC | 59/60 | 1/11 | 43/44 | 11/21 | 0/5 | 0/3 |
Niedriges EPO-Niveau | 39/47 | 2/8 | 27/33 | 10/17 | 0/3 | 1/1 |
Normales EPO-Niveau | 8/47 | 6/8 | 6/33 | 7/17 | 3/3 | 0/1 |
Zytogenetische
Anomalien | 7/32 | 0/3 | 6/23 | 0/7 | n.
b. | 0/1 |
JAK2
V617F positiv | 57/61 | 0/11 | 43/45 | 8/21 | 0/5 | 0/3 |
-
88
Patienten mit Hämatokrit-Prozentsätzen über 51%
sind gemäß den PVSG-
und WHO-Kriterien in vier Gruppen diagnostiziert worden: Vasquez-Erkrankung
(PV), idiopathische Erythrozytose, sekundäre Erythrozytose und „keine
absolute Erythrozytose" (keine
AE), wenn der Messwert der Masse der roten Blutkörperchen nicht erhöht war.
Bei 8 Patienten konnte keinerlei definierte Diagnose erstellt werden,
denn einige klinische Daten standen nicht zur Verfügung. Ht:
Hämatokrite;
Hb: Hämoglobin;
WBC: Leukozytenzahlen; EEC: endogene erythroide Kolonien; EPO: Erythropoietin; σ: Standardabweichung.
Die Patienten konnten in 4 hauptsächliche Gruppen jeweils gemäß den WHO-Kriterien
(Pierre R. et al., Herausgeber. World Health Organization Classification
of Tumours; Pathology and Genetics of tumours of hematopoietic and
lymphoid tissues. Lyon: IARC Press; 2001: 32 bis 34) und den PVSG-Kriterien
(Pearson TC, Messinezy M. The diagnostic criteria of polycythaemia
rubra vera. Leuk Lymphoma 1996: 22 Suppl. 1: 87 bis 93) eingeteilt
werden: 61 bis 45 Patienten mit der Diagnose PV, 5 mit einer sekundären Erythrozytose,
11 bis 21 mit einer idiopathischen Erythrozytose und 3 ohne absolute
Erythrozytose (Masse von roten Blutkörperchen normal). Die klinischen
Daten waren für
7 Patienten unvollständig,
was erklärt,
warum die Diagnose von PV weder mit den WHO-Kriterien noch mit denjenigen
vom PVSG-Typ bestätigt
werden konnte. Aufgrund der Unterschiede zwischen den Kriterien
A1 der beiden Klassifizierungen konnten 6 Patienten, bei denen keinerlei
Messwert für
die Masse der roten Blutkörperchen
vorlag, in die WHO-Klassifizierung und nicht in diejenige vom PVSG-Typ
eingestuft werden. Ein Patient zeigte zugleich eine Hypoxie und
eine Bildung von EEC, was folglich die Diagnose schwierig macht. Bei
35 Patienten wurde eine zytogenetische Analyse ausgeführt; unter
32 PV-Patienten (gemäß dem WHO-Kriterium)
hatten 7 zytogenetische Anomalien: 5 mit einer Trisomie 9, 1 mit
7q- und 1 mit zusätzlichem Material
auf dem Chromosom 18.
-
Das Vorhandensein von JAK2 V617F entspricht
den PVSG- und WHO-Kriterien von PV
-
JAK2
V617F war in 43/45 (96%) Patienten, bei denen PV gemäß den PVSG-Kriterien
diagnostiziert wurde, und in 57/61 (93%) Patienten, bei denen die
Diagnose mit den WHO-Kriterien
erstellt wurde, vorhanden (Tabelle 1). Gleichwohl wiesen 8/29 Patienten,
die gemäß der PVSG-Klassifizierung
als nicht-PV eingestuft wurden, die Mutation auf, im Gegensatz zu
keinem der 19 nicht-PV-Patienten der WHO; diese 8 Patienten wurden
mit den PVSG-Kriterien als IE und mit jenen der WHO als PV angesehen.
Keiner der mit SE diagnostizierten Patienten noch jener mit einer
normalen Masse an roten Blutkörperchen
(„keine
AE") hatte die Mutation. Das
Vorhandensein oder Fehlen von JAK2 V617F entspricht so der positiven
Diagnose von PV bei 76/80 Patienten (95%, R = 0,879, p < 0,0001), wenn man
die WHO-Kriterien verwendet, und bei 64/74 Patienten (86,5%, R =
0,717, p < 0,0001)
mit den PVSG-Kriterien. Da außerdem
keiner der Patienten, die mit den WHO-Kriterien als nicht-PV diagnostiziert
worden waren, die Mutation hatte, hat der Nachweis von JAK2 V617F
einen Vorhersagewert von 100% im Kontext der absoluten Erythrozytose.
-
Einige
Autoren (Mossuz P. et al., Diagnostic value of serum erythropoietin
level in patients with absolute erythrocytosis. Haematologica 2004;
89: 1194 bis 1198) sehen die Messung der EPO-Serumkonzentration als
einen Diagnosetest in erster Intention für die Patienten mit einer absoluten
Erythrozytose mit einer Spezifität
von 97% und einem Vorhersagewert von 97,8% für die PV-Diagnose, wenn die
EPO-Konzentration unterhalb des unteren Werts des Normalbereichs
liegt, an. In unserer Untersuchung wurde die Korrelation zwischen der
EPO-Konzentration
und der PV-Diagnose gemäß den WHO-
und PVSG-Kriterien bei 50/61 (82%, R = 0,488, p = 0,0002) bzw. 39/56
(70%, R = 0,358, p = 0,0067) Patienten beobachtet. Wir haben dann
die EPO-Serumkonzentration in Gegenwart oder in Abwesenheit von
V617F JAK2 verglichen und es wurde festgestellt, dass 52/68 Patienten
(76%, R = 0,416, p = 0,0004) eine adäquate Korrelation aufwiesen.
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Das
Vorhandensein der Mutation JAK2 V617F entspricht der Fähigkeit,
EEC zu bilden. Drei unterschiedliche Gruppen haben gezeigt, dass
von EPO abhängige
Zelllinien, die mit JAK2 V617F transfiziert worden sind, unabhängig wie
auch überempfindlich
gegenüber
EPO hinsichtlich ihrer Vermehrung waren, wodurch die Unabhängigkeit
und die Überempfindlichkeit
der erythroiden Vorläuferzellen,
die bei der PV beschrieben werden, nachgeahmt werden. Folglich haben
wir die Hypothese aufgestellt, dass die Patienten, die JAK2 V617F
tragen, auch eine Bildung von EEC zeigten. Unter den 20 Patienten
mit einer Erythrozytose, die keinerlei Bildung von EEC aufwiesen,
wies einer die Mutation auf, was die Frage des positiven Vorhersagewerts
des Nachweises von JAK2 V617F aufwirft; indessen, selbst wenn dieser
Patient keinerlei EEC aufwies, erfüllte er zahlreiche positive
WHO- und PVSG-Kriterien, was es erlaubte, diesen in den beiden Klassifizierungen
als PV einzustufen. Dieser Patient musste folglich vielmehr als
ein „falsches
Negativergebnis bei den EEC" als
ein „falsches
positives Ergebnis hinsichtlich JAK2" angesehen werden. Unter den 67 Patienten,
die EEC aufwiesen, trugen 62 die Mutation JAK2 V617F, wobei 5 Patienten
bei Verwendung der empfindlichen Techniken für den Nachweis keine Mutation
aufwiesen. Unter diesen 5 Patienten konnten 4/5 bzw. 2/5 in die
PV-Gruppe gemäß den WHO-
bzw. PVSG-Kriterien eingestuft werden. In der Gesamtheit der 87
analysierten Patienten entsprach das Vorhandensein oder das Fehlen
der Mutation JAK2 V617F dem Vermögen
oder dem Unvermögen, EEC
zu bilden, in 81/87 Patienten (93,1%, R = 0,824, p < 0,0001).
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Das
Vorhandensein der Mutation JAK2 V617F in den mononuklearen Zellen
des Knochenmarks (BMMC) entspricht seinem Vorhandensein in den peripheren
Granulozyten.
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Um
zu untersuchen, ob die Verwendung der Granulozyten des peripheren
Bluts, um die Mutation JAK2 V617F zum Diagnosezeitpunkt nachzuweisen,
die Ausführung
der Quantifizierung an den Knochenmarkszellen vermeiden könnte, haben
wir die Ergebnisse, die durch das eine oder andere der Verfahren
von Sequenzierung, LightCycler® und TaqMan® erhalten
worden sind, bei 50 Patienten (einschließlich 35 PV, 8 SE und 8 andere
Verdachtsfälle
von MPD), von denen zugleich Proben von Knochenmark und von peripherem
Blut zum Diagnosezeitpunkt zur Verfügung standen, verglichen. In
allen Fällen
(34 mutierte, 16 nicht mutierte) wurde die Mutation auf identische
Weise nachgewiesen.
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III. Schlussfolgerung
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Wir
schlagen so ein neues Diagnosediagramm von PV vor, worin der Nachweis
von JAK2 V617F in den Granulozyten mit empfindlichen Techniken der
erste Schritt bei der Diagnose einer Erythrozytose bis auf den Fall
einer evidenten sekundären
Erythrozytose ist (7). Diese Einstellung hat mehrere
Vorteile: sie vermeidet die Ausführung
einer Messung der Masse der isotopischen roten Blutkörperchen,
die nicht immer zur Verfügung
steht und deren Ergebnis manchmal Anlass zu Kontroversen gibt. Sie
kann auch eine Knochenmarksaspiration und die Ausführung von
quantitativen Bestimmungen von EEC, die Zeit benötigen und nicht gut standardisiert
sind, vermeiden. Sie verringert die Kosten der positiven Diagnose
von PV drastisch, denn nur die Patienten mit Hämatokrit-Prozentsätzen über 51%
und die negativ hinsichtlich JAK2 V617F sind, müssen sich allen Untersuchungen
unterziehen, die tatsächlich
ausgeführt
werden, um eine Erythrozytose zu charakterisieren. Auch wenn der
Nachweis von JAK2 V617F allein in dem Kontext der Erythrozytose
die Diagnose von PV tragen wird, kann eine Knochenmarksbiopsie noch
nützlich
sein, denn sie kann Anzeichen von Myelofibrose oder das Vorhandensein
von blastischen Zellen zeigen, was folglich die leukämische Transformation der
PV bestätigt.
Gleichwohl erscheint uns, dass eine Knochenmarksbiopsie in dem Kontext
einer etwaigen Untersuchung mit einer zytogenetischen Analyse ausgeführt werden
müsste.
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Es
wurde auch JAK2 V617F bei 30% der ET, 50% der IMF und einigen seltenen,
nicht charakterisierten MPD nachgewiesen, was folglich eine neue
Gruppe von MPD mit unterschiedlichen klinischen Manifestationen definiert.
Die Gründe
für diese
Unterschiede sind noch unbekannt und es ist noch zu früh, um diese
Krankheiten in eine einzige myeloproliferative Gesamtheit mit einer
gemeinsamen pathophysiologischen Ursache und unterschiedlichen Phänotypen
umzuklassifizieren. Etwaige präzise
klinische Untersuchungen würden
die gemeinsamen Anzeichen zwischen PV, ET, IMF und anderen seltenen
MPD, die JAK2 V617F tragen, speziell in Hinblick auf absolute Erythrozytose,
auf der Ebene von EPO, von Myelofibrose und der zytogenetischen
Anomalien präziser
charakterisieren. Es wird so ins Auge gefasst, den Nachweis von
JAK2 V617F als anfängliches Hilfsmittel
bei der Diagnose der chronischen Hyperleukozytose, der Thrombozytose
und der Erythrozytose einzusetzen. Das Vorhandensein von JAK2 V617F
wird nicht nur eine neue Definition einer Gruppe von MPD erlauben,
sondern es wird auch sicherlich die Grundlage für die Entwicklung von spezifischen
zielgerichteten Therapien sein.
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Beispiel 3: Die für die Mutation V617F JAK2 spezifischen
siRNAs inhibieren V617F JAK2, nicht aber WT-JAK2.
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Die
siRNAs 1, 3 und 4, welche den SEQ ID No. 25 bis 27 entsprechen,
inhibieren das mutierte Protein V617F JAK2, das durch die Linie
HEL exprimiert wird, ohne das wilde JAK2-Protein, welches durch die Linie K562
exprimiert wird, zu inhibieren. Die Ergebnisse sind in den 8, 9 und 10 angegeben.
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