-
Die
vorliegende Erfindung ist auf ein konditionales Genvektorsystem
und eine Wirtszelle, die mit einem solchen Vektorsystem transfiziert
wurde, gerichtet. Die vorliegende Erfindung ist ferner auf eine
kombinierte Zubereitung, die das Vektorsystem der Erfindung und
ein interferierendes Mittel umfasst, gerichtet. Des Weiteren werden
eine pharmazeutische Zusammensetzung und deren Verwendung bei der
Behandlung von Hämophilie,
Diabetes, rheumatoider Arthritis, genetischer Immundefizienz und
Graft-Versus-Host-Krankheit bereitgestellt.
-
Rekombinante
Nukleinsäuren
sind die Basis von Genvektoren, die für die Gen- und Immuntherapie von
verschiedenen humanen Erkrankungen verwendet werden. Die meisten
Genvektoren umfassen genetische Bestandteile von Viren oder Vielzellern,
die die notwendigen cis-aktiven Elemente, wie beispielsweise Promotoren
und Enhancer, zum Exprimieren von einem oder mehreren Genen von
therapeutischem Interesse bereitstellen. Daneben tragen bestimmte
Genvektoren, die auf Virus-Vorlagen („Virus-Blueprints") konstruiert werden,
auch die essentiellen regulatorischen Signale, die am Verpacken
von Nukleinsäuren
in virale strukturelle Bestandteile beteiligt sind, sowie replikative
Elemente für
die Amplifikation der viralen Vektorgenome.
-
In
der Empfängerzelle
können
die Genvektoren nur vorübergehend
vorhanden sein oder für
eine lange Zeit erhalten werden. Insofern gehen die genetischen
Informationen durch den spontanen Abbau durch zelluläre Nukleasen
schnell verloren oder werden durch Einbauen der genetischen Informationen
in das Chromosom der Empfängerzelle
erhalten. Da bei einer Gen- oder Immuntherapie oft eine verlängerte Wirkung
der therapeutischen Gene und ihrer Produkte bevorzugt ist, werden üblicherweise
Genvektoren verwendet, die den chromosomalen Einbau ihrer genetischen
Informationen begünstigen.
Während
dieses Teils der viralen Lebenszyklen bauen sich insbesondere alle
Retroviren und adeno-assoziierten Viren als Proviren ein, um einen latenten
oder dauernden Zustand zu etablieren. In ähnlicher Weise können sich
auch auf DNA basierende Genvektoren in das Chromosom einbauen.
-
Der
Einbau von fremder DNA unterbricht die genetische Integrität des Wirtschromosoms.
Sich einbauende Viren, virale Vektoren und auf DNA basierende Genvektoren
können
daher als insertionale Mutagene wirken. Die insertionale Mutagenese
wurde kritisch betrachtet, da retrovirale Vektoren, die zum Heilen
einer schweren Form von Immiundefizienz in Menschen verwendet wurden,
zu einer onkogenen Tranformation von T-Zellen führten (Hacein-Bey-Abina et
al., 2003). Dieses Problem wird mit Genvektorsystemen vermieden,
die als extrachromosomale Einheiten in der transduzierten oder mit
DNA transfizierten Empfängerzelle
erhalten werden. Alle Genvektoren, die sich durch dieses Merkmal
kennzeichnen, sind von rekombinanten DNA-Plasmiden abgeleitet, die
autonome Replikons tragen (Piechaczek et al., 1999; Schaarschmidt
et al., 2004; Sugden und Leight, 2001). Replikons sind genetische
Einheiten, die die DNA-Replikation der DNAs von Genvektoren oft
gleichzeitig mit der Replikation des Chromosoms der Wirtszelle vermitteln.
-
Das
Plasmidreplikon des Epstein-Barr-Virus (EBV) ist der latente Ursprung
der DNA-Replikation
dieses humanen Herpesvirus. Plasmide, die diesen Ursprung der DNA-Replikation enthalten,
replizieren ähnlich wie
das Genom der Wirtszelle und werden extrachromosomal erhalten. Dieses
Plasmid wurde daher als rekombinante Genvektoren ausgenutzt (Sugden
und Leight, 2001). Das EBV-Plasmidreplikon, oriP genannt, unterstützt die
effiziente DNA-Replikation in Zellen, die so ausgewählt sind,
dass sie das virale Genprodukt EBNA1 mit mehreren Kopien erhalten,
wenn es bereitgestellt wird. Rekombinante Plasmide, die oriP enthalten, werden
einmal pro Zellzyklus während
der S-Phase repliziert
und in effizienter Weise auf die Tochterzellen verteilt. Es sind
nur zwei Bestandteile, oriP in cis und EBNA1 in trans, erforderlich,
die Zelle trägt
das Übrige
bei.
-
Das
Replikon oriP besteht aus zwei essentiellen Elementen, der Familie
von Wiederholungen (FR) und einem Doppelsymmetrieelement (DS, 1).
Die Initiierung der DNA-Replikation findet an oder in der Nähe des DS
statt, wo Bestandteile des zellulären Präreplikationskomplexes (Prä-RC), einschließlich ORC- und
MCM-Proteine, erneuert werden (Ritzi et al., 2003; Schepers et al.,
2001). Es ist wahrscheinlich, dass EBNA1, das an vier Bindungsstellen
mit geringer Affinität
innerhalb des DS bindet, vielleicht in Verbindung mit anderen strukturellen
Merkmalen von DS, zu der Erneuerung von Prä-RC beiträgt. Das FR-Element ist eine Anordnung
von 20 Bindungsmotiven mit hoher Affinität für EBNA1 und ihm wird eine Funktion
bei der nukleären
Retention von oriP zugeschrieben. Eine nukleare Retention von oriP-Plasmiden
wird als für
ein lange dauerndes Erhalten der Plasmide obligatorisch angesehen
und könnte
auch zur Aufteilung in jedem Zellzyklus beitragen. Bei rekombinanten
Plasmiden von bis zu ungefähr
30 kbps Größe sind
beide Bestandteile, DS und FR, für
die oriP-Funktion essentiell. In größeren rekombinanten Plasmiden
(oder in dem Zusammenhang mit dem EBV-Genom) kann DS, weil Prä-RC wahrscheinlich
in anderen Bereichen als DS erneuert werden kann (Schepers et al.,
2001), überflüssig werden
(White et al., 2001). Diese Ergebnisse ließen vermuten, dass DS und FR funktional
unterschiedliche cis-aktive
Elemente sind, die sowohl in proliferierenden als auch ruhenden
Zellen entsprechend der DNA-Replikation und dem Erhalten von Replikons
zugeordnet werden.
-
EBNA1
ist ein virales Protein, das direkt mit oriP interagiert und durch
eine modulare Anordnung gekennzeichnet ist. Die carboxy-terminale
Hälfte
umfasst die AS-Reste 459 bis 604 des Prototyp-EBNA1-Genprodukts
des B95.8-Stamms von EBV (Baer et al., 1984), das eine Dimerisierungs-
und DNA-Bindungsdomäne
darstellt (2). Die amino-terminale Hälfte von
EBNA1, insbesondere die Aminosäurereste
1 bis 89 und 322 bis 379, vermittelt die Assoziation mit den Chromosomen
der Zelle (Marechal et al., 1999) und ist für das Erhalten von Plasmiden
und die transkriptionale Aktivierung essentiell (Yates und Camiolo,
1988). Die restlichen Domänen
sind Glycin-Alanin-Wiederholungseinheiten (AS 90 bis 327), die vermutlich
an dem Proteinabbau beteiligt sind, ein nukleäres Lokalisierungssignal (AS
379 bis 386) und eine saure Aktivierungsdomäne (AS 605 bis 641) (rückblickend
zusammengefasst von Kieff und Rickinson, 2001).
-
Die
Eigenschaften einer Chromosomassoziation von EBNA1 steuerten einen
Ansatz an, bei dem die amino-terminale Hälfte desselben durch zelluläre Proteine
ersetzt wurde, von denen bekannt ist, dass sie mitotischen Chromosomen
eine Chromatinbindung und – assoziation
verleihen (Hung et al., 2001). Von mehreren Kandidaten ersetzten
chimäre
Genprodukte, die aus den zellulären
Histon-H1- oder HMGA1a-Proteinen bestanden, die mit den Aminosäureresten
379 bis 641 von EBNA1 fusioniert worden waren, funktional das Wildtyp-(wt-)EBNA1-Allel
in Bezug auf sowohl die Plasmidreplikation als auch die – erhaltung
(Sears et al., 2003).
-
Keine
der Druckschriften oder Veröffentlichungen
gibt jedoch ein System für
die Regulierung der Vektorerhaltung in einer Zielzelle an. Eine
solche Regulierung der Vektorerhaltung könnte den Vorteil bringen, genetische
Informationen auf eine Zielzelle zu übertragen, wobei die Übertragung
leicht durch Zusetzen eines Mittels, das speziell dazu ausgelegt
ist, den Vektor aus der Zielzelle zu entfernen, umgekehrt werden
kann.
-
Es
ist daher ein der vorliegenden Erfindung zugrunde liegendes Problem,
ein konditionales Genvektorsystem bereitzustellen, das in vorteilhafter
Weise zum Transfizieren von Zielzellen verwendet werden kann und
in dazu in der Lage ist, auf Wunsch aus diesen entfernt zu werden.
Oder anders ausgedrückt
ist ein der vorliegenden Erfindung zugrunde liegendes Problem, Genvektorsysteme
bereitzustellen, die durch einfache Mittel gesteuert werden können und
die Empfängerzelle(n)
genetisch nicht verändern.
Es ist ein weiteres der vorliegenden Erfindung zugrunde liegendes
Problem, ein verbessertes Vektorsystem zum Transfizieren von Wirtszellen
bereitzustellen, wobei das Vektorsystem dazu in der Lage ist, die
Kopienanzahl des Vektors zu erhöhen.
Ein weiteres Problem ist zudem, eine verbesserte und dennoch umkehrbare
Bindung von cis- und trans-aktiven Elementen für den obigen Zweck bereitzustellen.
-
Die
Aufgaben werden durch die Gegenstände der unabhängigen Ansprüche gelöst. Bevorzugte
Ausführungsformen
sind in den abhängigen
Ansprüchen
angegeben.
-
Die
Lösung
der vorliegenden Erfindung ist der erste Ansatz zum Etablieren extrachromosomaler
Genvektorplasmide, deren Erhalten in einer bestimmten Zielzelle
in cis z. B. durch eine niedermolekulare Verbindung gesteuert werden
kann.
-
Es
wurde untersucht, dass die prokaryotischen tetR- und lacI-Gene die
eukaryotische Transkription auf konditionale Weise regulieren (Gossen
und Bujard, 1992; Gossen et al., 1995; Liu et al., 1989). Beide
Genprodukte wurden als solche verwendet (Yao et al., 1998) oder
mit eukaryotischen regulatorischen Domänen fusioniert, die entscheidende
Rollen bei der transkriptinalen Aktivierung (VP16 und damit verwandte
saure Transkriptionsaktivierungsdomänen) (Baron et al., 1997) oder
Repression (KRAB) (Deuschle et al., 1995) spielen. Die unabhängigen Funktionen
der DS- und FR-Module des oriP-Replikons,
die entsprechend der DNA-Replikation und Replikonerhaltung zugeordnet
werden, wurden kürzlich
erkannt (Aiyar et al., 1998; Schepers et al., 2001) und legten nahe,
dass EBNA1 eine Doppelrolle spielt, wenn es an DS und FR bindet.
Die Struktur von EBNA1 und dem FR-Element ließ vermuten, dass FR eine Anordnung
von Bindungsresten bereitstellt, an die EBNA1 spezifisch bindet
und die Bindung der oriP-Plasmide an zelluläres Chromatin über so genannte AT-Hookdomänen begünstigt (Sears
et al., 2003), um eine nukleäre
Retention und stabile Plasmiderhaltung sicherzustellen. AT-Hookdomänen sind
ein Kennzeichen von HMG-Familienmitgliedern (Harrer et al., 2004), von
denen HMGA1a während
des ganzen Zellzyklus an Interphase- und mitotisches Chromatin bindet.
Es wurde auch erkannt, dass HMGA1 die stabile Erhaltung von oriP-wt-Plasmiden
begünstigt,
wenn es mit der DNA-Bindungsdomäne
von EBNA1 fusioniert wurde (Hung et al., 2001).
-
Der
kombinatorische Ansatz der vorliegenden Erfindung wird hierin unter
Bezug auf einige bestimmte Beispiele, d. h. zum Fusionieren der
AT-Hook enthaltenden Regionen von EBNA1 oder HMGA1a mit dem DNA-Bindungsprotein
TetR, veranschaulicht. Dies offenbarte, dass (i) Hybridursprungsplasmide
lange Zeit extrachromosomal erhalten werden können und (ii) bei einer Behandlung
mit Doxycyclin, die die Bindung der TetR-DNA-Bindungsdomäne aufhebt, verloren gehen.
-
Die
Erfindung zeigt ferner, dass synthetische, oriP-ähnliche Plasmidreplikons so
gentechnisch verändert
werden können,
dass virale Faktoren oder Domänen
vollkommen überflüssig werden.
Die vier Bindungsstellen mit geringer Affinität innerhalb von DS (1)
können
durch tetO-Stellen ersetzt werden, so dass Fusionsproteine, die
die TetR-DNA-Bindungsdomäne beherbergen,
ebenso den prä-replikativen
Komplex an dem Ursprung der DNA-Replikation erneuern können. Es
wurde gezeigt, dass solche oriP-ähnlichen
Plasmidreplikons wochenlang extrachromosomal erhalten werden können. Die
Erfinder haben auch beweisen, dass Doxycyclin, vermutlich weil es
die Plasmiderhaltung sowie die DNA-Replikation aufhebt, zu einem starken
Verlust solcher Plasmide führt.
Solche oriP-ähnlichen
Plasmidreplikons beruhen auf Fusionsproteinen mit nur der TetR-DNA-Bindungsdomäne und erfordern
für ihre
DNA-Replikation kein EBNA1. Infolgedessen können Genvektorplasmide konstruiert
werden, die das oriP-ähnliche
Replikon, eine Expressionskassette, die für TetR:TetR:HGMA1a, kodiert,
und eines oder mehrere weitere Gene von Interesse tragen (ein Beispiel
in 7).
-
Es
wurde eine durch Tetracyclin regulierte Genexpression in vivo gezeigt
(Schonig et al., 2002), was anzeigt, dass Genvektoren, die in cis
reguliert werden können,
wahrscheinlich ebenso in vivo funktionieren. Mutanten des tetR-Gens
mit einem inversen Phänotyp
binden ausschließlich
in der Gegenwart des Wirkstoffs an tetO-Motive (Gossen et al., 1995;
Urlinger et al., 2000) und funktionieren erwartungsgemäß auch in
dem vorliegenden System. Es wird angenommen, dass TetR-Fusionen
mit dem inversen Phänotyp
die Etablierung der oriP-ähnlichen
Plasmide nur in Gegenwart von Tetracyclin oder dessen Derivaten,
was eine noch stringentere Bedingung für die in cis regulierten Plasmidgenvektoren
ist, erlauben wird.
-
Die
Erfinder entwickelten eine erste Generation von Genvektorplasmiden,
die in cis reguliert werden kann. Diese Genvektorplasmide tragen
zwei Markergene für
eine Selektion (Puromycin- oder Hygromycinresistenz) und Verfolgung
des Phänotyps
(GFP oder mRFP), die leicht durch Gene von therapeutischem Interesse
ersetzt werden können.
Solche Genvektorplasmide können
in einen viralen Partikel gepackt werden, wenn notwendige Verpackungssignale
bereitgestellt werden (Delecluse et al., 1999; Kreppel und Kochanek, 2004).
Weitere Gene oder sogar genetische Loci von therapeutischem Interesse
können
hinzugefügt
werden, da das Verpackungsvermögen
von auf DNA basierenden Plasmidvektoren oder viralen Vektoren groß, mehr als
100 kbps, sein kann (White et al., 2002).
-
Die
somatische Gen- und Immuntherapie benötigt Vektorsysteme, die mit
einfachen Mitteln gesteuert werden können und die Empfängerzelle(n)
genetisch nicht verändern.
Das hierin vorgestellte, neue Genvektorsystem bietet sowohl Vorteile
an als auch dass es zu der Realisierbarkeit innovativer therapeutischer
Ansätze
beitragen sollte. Zudem stellt das vorliegende System den Vorteil
bereit, dass es zu höheren
Plasmidkopienanzahlen führt,
wie in 6 veranschaulicht ist.
-
Die
vorliegende Erfindung ist insbesondere auf die folgenden Aspekte
und Ausführungsformen
gerichtet:
Gemäß einem
ersten Aspekt stellt die vorliegende Erfindung ein konditionales
Genvektorsystem bereit, das die folgenden Elemente umfasst:
a)
einen Vektor, der ein cis-aktives Element und eine oder mehrere
kodierende und/oder nicht-kodierende Sequenzen trägt, und
b)
einen trans-aktiven Faktor mit einer DNA-Bindungsdomäne, die
dazu in der Lage ist, an eine Region des cis-aktiven Elements zu
binden, und einer Domäne,
die dazu in der Lage ist, das Protein in dem Kern einer Zielzelle
zu halten,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Region des
cis-aktiven Elements und der DNA-Bindungsdomäne des trans-aktiven Faktors,
der dazu in der Lage ist, an die Region des cis-aktiven Elements
zu binden, so ausgewählt
sind, dass das Halten des Vektors, der das cis-aktive Element trägt, in dem
Kern einer Zielzelle durch Zusetzen eines Mittels reguliert werden kann,
das dazu in der Lage ist, mit der Bindung des trans-aktiven Faktors
an das cis-aktive Element zu interferieren.
-
Der
Begriff „Erhaltung/Halten", wie er hierin offenbart
ist, betrifft einen wichtigen Effekt dieser Erfindung, d. h. den
Effekt des Haltens eines Vektors in einer gewünschten Zielzelle solange dies
gewünscht
ist, zum Beispiel bei dem Versuch, ein Tier oder einen Menschen
durch Gentherapie zu behandeln. „Erhaltung/Halten", wie es hierin verwendet
wird, besitzt eine sehr spezielle Bedeutung, die klar von den verwandten Begriffen,
die derzeit in dem Gebiet der Wissenschaft verwendet werden, unterschieden
werden sollte: mit „Erhaltung/Halten" ist gemeint, dass
ein Element, in dem Zusammenhang mit der vorliegenden Erfindung
ein trans-aktiver Faktor, fest an den Kern einer Zielzelle, insbesondere
an das Chromatin-Gerüst
des Kerns, gebunden ist. „Fest
verbunden", wie
es hierin verwendet wird, meint, dass das entsprechende Element
während aller
Phasen des Zellzyklus (G1-, S-G2-Phasen des Zellzyklus) und insbesondere
einschließlich
der Mitose, in der Zelle gehalten wird.
-
Der
Begriff „Erhaltung/Halten" kann daher auch
als Bindungsvermögen
an mitotisches Chromatin definiert werden. Es wird angegeben, dass
der obige Begriff streng von anderen Eigenschaften unterschieden werden
muss, die zum Beispiel durch nukleäre Lokalisierungssequenzen
(NLS) gezeigt sind. Viele Proteine, zum Beispiel Transkriptionsfaktoren
und strukturelle nukleäre
Protein, müssen
von dem Cytosol in das Innere des Kerns bewegt werden. Sie werden
aufgrund ihrer nukleären
Lokalisierungssequenz zu dem Kern hin gesteuert. Diese Proteine
werden aktiv durch die Poren in der Kernhülle in das Innere transportiert.
Diese NLS können
jedoch nur als ein Transportsignal angesehen werden und stellen
kein „Halten", wie sie hierin
erläutert wurde,
d. h. eine starke (und umkehrbare) Bindung der Proteine an die Bestandteile
des Kerns der Zielzelle, bereit. Die Wirkung des Vektorsystems der
vorliegenden Erfindung kann daher auch als „Plasmiderhaltung und/oder
nukleare Retention" bezeichnet
werden.
-
Die
Begriffe „cis-aktives
Element" und „trans-aktiver
Faktor", wie sie
hierin verwendet werden, haben die Bedeutung wie sie allgemein in
dem Gebiet der Wissenschaft verwendet wird. Cis-aktive Elemente
werden gewöhnlich
als DNA-Sequenzen in der Nachbarschaft des strukturellen Abschnitts
eines Gens oder anderweitig als genetische Einheit definiert, die
funktional erforderlich sind. Trans-aktive Faktoren sind Faktoren,
die gewöhnlich
als Proteine angesehen werden und zum Beispiel zur Steuerung der
Genexpression an die cis-aktiven Sequenzen binden.
-
Fachleute
können
leicht bestimmen, welche Proteindomänen dazu in der Lage sind,
das Protein in dem Kern einer Zielzelle zu halten oder nicht. Dies
kann zum Beispiel durch Isolieren und Identifizieren von Proteinen,
die fest an Interphase- oder mitotisches Chromatin einer Zelle während des
ganzen Zellzyklus binden, bestimmt werden.
-
Ein
Beispiel für
einen trans-aktiven Faktor in dem Umfang der hierin angegebenen
Definitionen ist wt-EBNA1, das oben erwähnt wurde und unten erörtert wird
und auch in 2A veranschaulicht ist.
Darin ist das Wildtyp-EBNA1-Genprodukt des Prototyp-EBV-Stamms B95.8 mit
konstruierten funktionalen Domänen und
seinen Aminosäureresten
gezeigt. EBNA1 besitzt daher eine DNA-Bindungsdomäne, die
dazu in der Lage ist, an eine Region des cis-aktiven Elements, das
in diesem Fall die FR-Sequenz von oriP ist, zu binden. Dementsprechend
ist oriP hier das entsprechende cis-aktive Element. Des Weiteren
zeigt EBNA1 eine Domäne, die
dazu in er Lage ist, das Protein in dem Kern einer Zielzelle zu
halten, was in 2A mit „Chromatinassoziation" bezeichnet ist.
-
Es
wird jedoch explizit angegeben, dass das von EBV abgeleitete EBNA1-oriP-System nicht das
Prinzip der vorliegenden Erfindung zeigt, da die Erhaltung eines
Vektors, der das cis-aktive Element oriP tragt, in dem Kern einer
Zielzelle nicht durch Zusetzen eines Mittels, insbesondere einer
niedermolekularen Verbindung, die dazu in der Lage ist, mit der
Bindung von EBNA1 an oriP zu interferieren, reguliert werden kann.
Das oriP-EBNA1-System
funktioniert daher nicht in dem Sinn der vorliegenden Erfindung,
kann jedoch so, wie unten erläutert
wird, modifiziert werden, um die hierin dargestellten Probleme zu
lösen.
-
Der
Begriff „niedermolekulare
Verbindungen", wie
er hierin verwendet wird, ist als eine Gruppe von Verbindungen mit
einem Molekulargewicht von zwischen 50 und 2000, bevorzugt 100 bis
1000, zu verstehen.
-
Gemäß einer
Ausführungsform
ist das in der Erfindung verwendete cis-aktive Element von einem
natürlich
vorkommenden cis-aktiven Element abgeleitet, wobei die Region, die
für das
Binden des cis-aktiven Elements an den entsprechenden natürlich vorkommenden
trans-aktiven Faktor
bereitgestellt wird, durch eine heterologe DNA-Sequenz ersetzt wird
und der trans-aktive Faktor von einem natürlich vorkommenden trans-aktiven
Faktor abgeleitet ist, in dem die DNA-Bindungsdomäne, die
dazu in der Lage ist, an eine Region des cis-aktiven Elements zu
binden, durch eine heterologe Aminosäuresequenz ersetzt wird.
-
Für diese
Ausführungsform
kann die oben angegebene Modifizierung des oriP-EBNA1-Systems auch als Beispiel dienen.
Da die Bindung zwischen oriP und EBNA1 nicht durch ein interferierendes
Mittel beeinsträchtigt
oder unterbrochen werden kann, werden beide Sequenzen, d. h. die
DNA-Bindungsdomäne,
die dazu in der Lage ist, an eine Region der FR-Region von oriP
zu binden, durch eine heterologe Sequenz, zum Beispiel durch TetR,
ersetzt und die FR-Region von oriP wird entsprechend durch ein tetO-Fragment
ersetzt. Nach dieser Modifizierung wird sich ein Vektorsystem ergeben,
dass alle Elemente aufweist, wie sie in dem ersten Aspekt der Erfindung
angegeben sind, d. h. es kann in vivo und in vitro durch ein interferierendes
Mittel, in diesem speziellen Fall durch Doxycyclin, reguliert werden.
-
Der
Begriff „heterologe" Sequenz ist daher
im Besonderen nicht beschränkt
und umfasst den Ersatz der natürlich
vorkommenden Sequenzen durch alle anderen Sequenzen, unabhängig davon,
ob sie von einer verwandten oder nicht verwandten Quelle abgeleitet
wurden (in dem Fall von EBV kann sie z. B. von einem anderen Virus
oder, wie oben erläutert
wurde, von einer prokaryotischen Quelle abgeleitet sein).
-
Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
ist das cis-aktive Element natürlich
vorkommend und ist ausgewählt
aus dem Plasmidursprung der DNA-Replikation des Epstein-Barr-Virus, oriP
genannt, oder von DNA-Motiven, an die trans-aktive Faktoren ortsspezifisch
binden, wie beispielsweise der lacO-Operator, GAL4-Bindungsstellen,
OR1/2, der tetO- Operator
oder der lexA-Operator, die entsprechend in E. coli, Saccharomyces
cerevisiae, Phage Lambda, Transposon Tn10 und E. coli zu finden
sind.
-
Wie
oben erläutert
wurde, müssen
solche natürlich
vorkommenden cis-aktiven Elemente modifiziert werden, um sie an
die Regulierung eines interferierenden Mittels anzupassen.
-
Gemäß einer
weiteren Ausführungsform
ist die DNA-Bindungsdomäne
des trans-aktiven
Faktors bevorzugt ausgewählt
aus EBNA1, LacI-Repressor, GAL4-Protein, Cro-Protein, dem LexA-Protein oder Tet-Repressor,
die entsprechend in Epstein-Barr-Virus, E. coli, Saccharomyces cerevisae,
Phage Lambda, Transposon Tn10, E. coli oder Menschen zu finden sind.
-
Die
Domäne,
die dazu in der Lage ist, den trans-aktiven Faktor in dem Kern einer
Zielzelle zu halten, ist ferner vorzugsweise ausgewählt aus
EBNA1, Histon H1 oder HMGA1a.
-
Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
enthält
die Bindungsregion des cis-aktiven
Elements eine oder mehrere tetO-(tet-Operator-), lacO-(lac-Operator)-Stellen
oder andere Operator-Stellen, die von cis-aktiven Elementen, die
nicht in der Zielzelle des Genvektors vorhanden sind, abgeleitet
sind. Diese Einschränkung muss
in Betracht gezogen werden, um eine spezifische Bindung an einer
ungeeigneten Stelle des trans-aktiven Faktors der Erfinung in der
Zielzelle (was zu einem Bindungswettbewerb mit dem Vektor, der das
cis-aktive Element der Erfindung trägt, führt) zu verhindern.
-
Insbesondere
hat sich tetO als in der vorliegenden Erfindung bevorzugt herausgestellt,
da dessen Bindung an TetR in Gegenwart von Doxycyclin als interferierendem
Mittel unterbrochen werden kann.
-
Das
Vektorsystem der Erfindung umfasst daher bevorzugt eine Bindungsregion
des cis-aktiven Elements, das aus zumindest 5 × tetO- bis 200 × tetO-,
vorzugsweise 10 × tetO- bis 100 × tetO-,
besonders bevorzugt 20 bis 40 × tetO-Stellen
oder zumindest 5 × lacO-
bis 200 × lacO-,
vorzugsweise 10 × lacO-
bis 100 × lacO-,
vorzugsweise 20 bis 40 × lacO-Stellen
besteht.
-
Die
DNA-Bindungsdomäne
des trans-aktiven Faktors ist bevorzugt TetR (Tet-Repressor) oder LacI (Lac-Repressor),
wenn er in Verbindung mit den oben angegebenen Bindungsregionen
der cis-aktiven Elemente verwendet wird.
-
Gemäß einer
besonders bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist daher der trans-aktive Faktor von EBNA1, in dem
die carboxy-terminalen Sequenzen durch TetR oder LacI ersetzt wurden,
abgeleitet. Genauer gesagt, jedoch eher als bevorzugtes Beispiel
statt einer Einschränkung,
können
die carboxy-terminalen Sequenzen als Aminosäuren 379 bis 641, besonders
bevorzugt 459 bis 604, wie in 2A gezeigt
ist, definiert werden. Der trans-aktive
Faktor nimmt daher bevorzugt die Form EBNA1:TetR an (siehe 2B).
-
Noch
mehr bevorzugt ist der trans-aktive Faktor in dem Vektorsystem der
vorliegenden Erfindung HGMA1 oder Histon H1, die mit TetR oder LacI
fusioniert sind, zum Beispiel TetR:TetR:HMGA1a.
-
Der
Vektor, der das cis-aktive Element und eine oder mehrere kodierende
und/oder nicht kodierende Sequenzen trägt und in dem vorliegenden
Vektorsystem verwendet wird, ist bevorzug ein Plasmid.
-
Die
von dem Vektor getragene, kodierende Sequenz ist vorzugsweise ausgewählt aus
der Gruppe, bestehend aus Antigenen, selektierbaren und phänotypischen
Markerproteinen und Genen, die einen somatischen Gendefekt in der
Zielzelle (den Zielzellen) des Genvektors komplementieren. Somatische
Gendefekte in diesen Genen (und Erkrankungen) und Gene, die diese
komplementieren, können
aus den folgenden ausgewählt
sein: Hämoglobin
alpha, beta, gamma, delta (Thalassämie); gewöhnlichem Gammaketten-Cytokinrezeptor
(SCID); Adenosindeaminase (ADA-Immundefizienz); Brutons Tyrosinkinase
(B-Zell-Immundefizienz); Gerinnungsfaktor
VIII (Hämophilie
A); Gerinnungsfaktor IX (Hämophilie
B) und lysosomalen Speichererkrankungen (Morbus Gaucher, Mucopolysaccharidose
usw.).
-
Der
Vektor kann kodierende Sequenzen von ungefähr 120 kb tragen.
-
Daneben
kann der Vektor ferner nicht kodierende Sequenzen, zum Beispiel
Promotorsequenzen, tragen, um die Transkription der einen oder mehreren
darin enthaltenen, kodierenden Sequenzen zu steuern.
-
Alle
essentiellen Elemente des Vektorsystems der Erfindung sind bevorzugt
auf einem einzigen Vektor vorhanden. Ein beispielhafter und bevorzugter
Vektor dieser Art ist in 7 gezeigt. Er trägt das cis-aktive
Replikon und den trans-aktiven Faktor TetR:TetR:HMGA1a, der in der
Mitte der Karte angegeben ist. In vielzelligen Zellen sind zwei
weitere Markergene, die für
destabilisiertes GFP und Hygromycin B-Phosphotransferase kodieren,
funktional, wohingegen das Gen β-Lactamase
eine Ampicillinresistenz in E. coli verleiht.
-
Dies
ist der Grund, warum die vorliegende Erfindung als „Vektorsystem" bezeichnet wird,
da sie zwei essentielle Elemente, d. h. ein cis- aktives und ein
trans-aktives Element, separat oder kombiniert in nur einem einzigen
Vektor bereitstellen kann.
-
Das
interferierende Mittel, wie es in der vorliegenden Erfindung verwendet
wird, ist so ausgewählt, dass
es an das bestimmte cis-aktive System, das verwendet wird, angepasst
werden kann, es kann jedoch bevorzugt ausgewählt sein aus Doxycyclin, Tetracyclin,
Isopropyl-beta-D-thiogalactopyranosid (IPTG), komplexierenden Metall-Ionen,
vorzugsweise Zn2+, oder Hormonen.
-
Gemäß einem
zweiten Aspekt stellt die Erfindung eine Wirtszelle bereit, die
mit einem Vektor, wie er oben definiert wurde, transfiziert wurde.
Der trans-aktive Faktor wird auch von diesem Vektor kodiert. Die
Wirtszelle ist vorzugsweise eine humane oder tierische Stammzelle,
bevorzugt eine hämatopoietische
Stammzelle, eine T-Zelle oder eine B-Zelle.
-
Gemäß einem
dritten Aspekt stellt die Erfindung eine kombinierte Zubereitung
bereit, die: a) das Vektorsystem, wie es oben definiert ist und
b) das interferierende Mittel, wie es hierin definiert ist, umfasst.
-
In
dieser kombinierten Zubereitung sind die Bestandteile a) und b)
zur aufeinander folgenden Verabreichung vorgesehen (wie weiter unten
erläutert
werden wird).
-
Gemäß einem
weiteren Aspekt stellt die Erfindung eine pharmazeutische Zusammensetzung
bereit, die das Vektorsystem, eine Wirtszelle oder eine kombinierte
Zubereitung, wie sie hierin offenbart sind, und einen pharmazeutisch
annehmbaren Träger
oder ein pharmazeutisch annehmbares Verdünnungsmittel enthält.
-
Die
Inhaltsstoffe der vorliegenden Erfindung werden bevorzugt in Form
einer pharmazeutischen Zusammensetzung verwendet, wo sie mit geeigneten
Trägern
oder Hilfsstoffen in Dosen zum Behandeln oder Verbessern der Erkrankung
vermischt werden. Eine solche Zusammensetzung kann (neben dem Inhaltsstoff und
dem Träger)
auch Verdünnungsmittel,
Füllstoffe,
Salze, Puffer, Stabilisatoren, die Löslichkeit fördernde Mittel und andere Materialien,
die in der Wissenschaft allgemein bekannt sind, enthalten. Der Begriff „pharmazeutisch
annehmbar" meint
ein nicht-toxisches Material, das die Effektivität der biologischen Aktivität des Wirkstoffs
(der Wirkstoffe) nicht beeinträchtigt.
Die Eigenschaften des Trägers
werden von dem Verabreichungsweg abhängen. Die pharmazeutische Zusammensetzung
kann ferner andere Mittel, die entweder die Aktivität oder die
Verwendung bei der Behandlung verstärken, enthalten. Solche zusätzlichen
Faktoren und/oder Mittel können
in der pharmazeutischen Zusammensetzung eingeschlossen werden, um
eine synergistische Wirkung zu erzeugen oder Nebenwirkungen zu minimieren.
-
Techniken
zur Formulierung und Verabreichung der Verbindungen der vorliegenden
Anmeldung können
in „Remington's Pharmaceutical
Sciences", Mack
Publishing Co., Easton, PA, letzte Ausgabe, gefunden werden. Wenn
die Zusammensetzungen jeweils für
medizinische Zwecke verwendet werden sollen, werden sie eine therapeutisch
wirksame Dosis des entsprechenden Inhaltsstoffs enthalten. Eine
therapeutisch wirksame Dosis bezieht sich ferner auf die Menge der
Verbindung/des Inhaltsstoffs, die dazu ausreicht, zu einer Verbesserung
von Symptomen, z. B. einer Behandlung, Heilung, Vorbeugung, oder
Verbesserung solcher Zustände
zu führen.
Die intravenöse
Verabreichung der pharmazeutischen Zusammensetzung der Erfindung
an einen Patienten wird bevorzugt.
-
Gemäß einem
weiteren Aspekt ist die Erfindung auf die Verbindung des Vektorsystems
oder einer pharmazeutischen Zusammensetzung für die Herstellung eines Medikaments
zur Behandlung von Hämophilie,
Diabetes, rheumatoider Arthritis, genetischer Immundefizienz und
Graft-Versus-Host-Krankheit gerichtet.
-
Ein
Verfahren zum Behandeln eines Patienten, einschließlich dem
Schritt des Verabreichens einer therapeutisch wirksamen Dosis einer
pharmazeutischen Zusammensetzung, wie sie hierin offenbart ist,
an einen Patienten mit dem Bedarf nach einer solchen Behandlung,
wird unten veranschaulicht. Ein solches Behandlungsverfahren folgt
dem folgenden Protokoll:
Ein Vektor, der bevorzugt alle essentiellen
und ferner nicht essentielle Elemente der Erfindung, die auf einem einzigen
Vektor angeordnet wurden, umfasst, wird in eine Wirtszelle, bevorzugt
eine hämatopoietische
Stammzelle übertragen.
Die Wirtszellen und die darin enthaltenen Vektoren werden in vitro
vermehrt und anschließend
an einen Patienten verabreicht, der an einer bestimmten Erkrankung
leidet. In dem Patienten bindet das exprimierte trans-aktive Element über seine
DNA-Bindungsdomäne
an die Bindungsregion des cis-aktiven Elements auf dem Vektor, wodurch
der Vektor über
seine Erhaltungsdomäne
an den Kern der Zielzelle in dem Patienten bindet. Die genetischen
Informationen gehen daher weder schnell durch den spontanen Abbau durch
zelluläre
Nukleasen verloren noch werden sie durch Einbauen der genetischen
Informationen in das Chromosom der Empfängerzelle erhalten. Stattdessen
werden sie reversibel in dem Kern der Zielzelle erhalten.
-
Im
Verlauf der Behandlung wird die kodierende Sequenz exprimiert, wodurch
dem Patienten das therapeutisch erforderliche Produkt bereitgestellt
wird. Wenn die Behandlung vollständig
ist oder wenn sie unterbrochen werden soll, wird das interferierende
Mittel an den Patienten verabreicht, das zu einer Unterbrechung der
Bindung des trans-aktiven Elements an das cis-aktive Element führt und
somit den Vektor freisetzt, der dann durch den Abbau von zellulären Nukleasen
aus der Zielzelle entfernt wird.
-
Solange
sie nicht anders definiert sind, haben alle technischen und wissenschaftlichen
Begriffe die gleiche Bedeutung, wie sie allgemein von Fachleuten
verstanden wird, an die sich diese Erfindung richtet. Daneben sind
die Materialien, Methoden und Beispiele lediglich veranschaulichend
und sollen in keinster Weise einschränken.
-
Die
Erfindung ist ferner durch die begleitenden Figuren veranschaulicht,
in denen folgendes gezeigt wird:
-
1:
Schematischer Überblick über das
oriP-Wildtyp-(wt-)Replikon und das Hybridreplikon 20xtetO. Das virale
Replikon oriP ist mit den beiden Elementen „Familie von Widerholungen" und „Doppelsymmetrie" gezeigt, die entsprechend
20 und 4 EBNA1-Bindungsstellen zeigen. Jede EBNA1-Bindungsstelle ist
30 bps groß;
das so genante rep*-Element ist ein Hilfselement und kann unter
bestimmten Bedingungen zu der DNA-Replikation der oriP-Plasmide beitragen.
Die Modifizierung des Hybridreplikons 20xtetO erzeugt eine Anordnung
von zwanzig tetO-Bindungsstellen
(5'-TCCCTATCAGTGATAGAGA-3'), an die das TetR-Protein mit hoher
Affinität
bindet.
-
2 Konstruktion
von trans-aktiven Faktoren und Zelllinien. (A) Gezeigt ist das Wildtyp-EBNA1-Genprodukt
des Prototyp-EBV-Stamms B95.8 mit den funktionalen Domänen und
ihren Aminosäureresten.
(B) Das Fusionsgenprodukt EBNA1:TetR mit der amino-terminalen Domäne von EBNA1,
die über
eine künstliche
Verknüpfungsdomäne [(SG4]5] mit der vollständigen kodierenden
Region des tetR-Genoms verknüpft
ist, gefolgt von einer Domäne
F, einer transkriptionalen Aktivierungsdomäne, die von VP16 abgeleitet
ist (Krueger et al., 2003). Im Gegensatz zu Wildtyp-EBNA1 in (A)
ist ungefähr
die Hälfte
der Gly-Ala-Wiederholungen, wie angegeben (Δ) deletiert, ohne dass dies
funktionale Konsequenzen hat. (C) Das dimere Fusionsgenprodukt TetR:TetR:HMGA1a
mit zwei tetR-Genen, die über
die künstliche
Verknüpfungsdomäne miteinander
verknüpft sind,
wie in (B). (D) Western Blot-Analyse der elterlichen HEK293-Zelllinie
(linke Bahn) und dessen Derivaten, die EBNA1 (mittlere Bahn) und
EBNA1 plus EBNA1:TetR (rechte Bahn) exprimieren. Die Proteine wurden
mit zwei monoklonalen Antikörpern,
die gegen den Carboxy-Terminus von EBNA1 und TetR gerichtet sind,
nachgewiesen. (E): Western Blot-Analyse der elterlichen HEK293-Zelllinie (linke
Bahn) und dessen Derivaten, die TetR:HMGA1a (rechte Bahn) exprimieren.
Das Protein wurde mit einem monoklonalen Antikörper, der gegen TetR gerichtet
ist, nachgewiesen.
-
3:
TetR-DNA-Bindungsdomäne,
die mit EBNA1 fusioniert ist, verleiht ein Halten des Plasmids.
Die Testplasmide 2832 (oriP-wt) und 2835 (20xtetO) wurden separat
in die HEK-Zelllinie, die sowohl EBNA1 als auch EBNA1:TetR exprimiert,
transfiziert. Die Zellen wurden in Gegenwart selektiver Konzentrationen
von Puromycin (125 ng/ml) mit oder ohne 2,0 μg/ml Doxycyclin (DOX) wenige
Tage lang kultiviert, bis die Zellen Konfluenz erreichten. Niedermolekulare
DNA wurde gemäß dem Hirt-Verfahren
isoliert, mit einem Restriktionsenzym, um die Testplasmide zu linearisieren,
und DpnI, um nicht replizierte Plasmide, die das dam-Methylierungsmuster,
das die Plasmide während
ihrer Vermehrung in E. coli erhalten hatten, behalten, zu verdauen, gespalten.
Die vollständig
lange, DpnI-resistente Plasmid-DNA wurde mittels Southern Blot-Analyse
mit einer radioaktiven Sonde, die nur mit dem prokaryotischen Plasmidrückgrat der
Testplasmide 2832 und 2835 hybridisiert, nachgewiesen. Während Doxycyclin
nahezu keine Wirkung auf das oriP-wt-Plasmid 2832 zeigte, war kein
Signal nachweisbar, wenn die Zellen mit dem Hybrid 20xtetO-Testplasmid
2835 transfiziert und in Medien gehalten wurden, die Doxycyclin
und den selektiven Wirkstoff Puromycin enthielten. Die linke Bahn
zeigt das oriP-wt-Plasmid 2832 in der HEK293-Zelllinie, das nur EBNA1 exprimiert.
Das stärkere
Signal gibt eine höhere Kopienanzahl
dieses Plasmids an, wenn ausschließlich EBNA1 exprimiert wird.
-
4:
Doxycyclin beeinflusst die Dauer der kurzzeitigen Erhaltung des
Plasmids. In diesem Versuch wurden drei verschiedene HEK293-Zelllinien
verwendet, die kein virales Protein (Kontrolle, Felder in der oberen
Reihe), EBNA1 (Felder in der mittleren Reihe) und sowohl EBNA1 plus
EBNA1:TetR (Felder in der untere Reihe) exprimieren. Es wurden zwei
verschiedene Testplasmide untersucht, die für das rote Fluoreszenzprotein
(mRFP) kodieren. Das Plasmid 3154 trägt Wildtyp-oriP, während 3155
ein Testplasmid mit dem Hybridursprung und 20 tetO-Stellen ist (Tab.
1). Die drei Zelllinien wurden mit den Testplasmiden transfiziert
und nur zwei bis vier Tage lang mit Puromycin selektiert, bis die
meisten der adhärenten
Zellen unter UV-Licht im Mikroskop (Tag 0) hellrot erschienen. Der
Selektionsdruck wurde verringert und die Zellen wurden für einen
Zeitraum von 12 Tagen in normalen Zellkulturmedien mit oder ohne
Doxycyclin (2,0 μg/ml)
gehalten. Zu diesem Zeitpunkt schienen keine oder nur sehr wenige
Zellen mRFP in elterlichen HEK293-Zellen, die mit den beiden Testplasmiden
transfiziert worden waren, zu exprimieren (obere Reihe und Daten
nicht gezeigt), was angibt, dass beide Testplasmide in Abwesenheit
von EBNA1 und EBNA1:TetR schnell verloren gingen. In HEK293-Zellen,
die EBNA1 exprimieren und mit dem oriP-wt-Testplasmid 3154 transfiziert
worden waren, exprimierte nach 12 Tagen noch ein beachtlicher Anteil
der Zellen mRFP in Gegenwart oder Abwesenheit von Doxycyclin (mittlere
Reihe +/– DOX).
HEK293-Zellen, die beide trans-Faktoren
exprimieren und mit dem Hybridreplikon-Testplasmid 3155 transfiziert
wurden, waren nur dann mRFP-positiv, wenn die Zellen in Abwesenheit
von Doxycyclin kultiviert wurden (untere Reihe).
-
5:
Hybridursprungsplasmide gehen in der Gegenwart von Doxycyclin stark
verloren. Das oriP-wt (3230)-Plasmid und die beiden Hybridursprungsplasmide
20xtetO (3231) und 40xtetO (3293) wurden in HEK293-Zellen transfiziert,
die sowohl EBNA1 als auch TetR:TetR:HMGA1a exprimieren (2E) und 19 Tage lang mit Hygromycin (80 μl/ml) selektiert.
Zu diesem Zeitpunkt (Tag 0) wurde die Selektion entfernt und die
Zellen wurden 12 Tage lang mit oder ohne Doxycyclin (DOX, 2,5 μg/ml) weiter
kultiviert. An Tag 8 und 12 wurde niedermolekulare DNA gemäß dem Hirt-Verfahren hergestellt.
Die gemäß Hirt extrahierten
DNAs wurden auch aus den gleichen Zellen hergestellt, die unter
kontinuierlicher Selektion mit Hygromycin gehalten wurden. Die DNAs
wurden mit DpnI, um Spuren nicht replizierter Plasmid-DNAs zu verdauen,
und einem Restriktionsenzym (PmlI), das nur die zelluläre DNA spaltet,
gespalten und nach einer Elektrophorese auf Agarosegel mittels Southern
Blot-Hybridisierung mit einer radioaktiven Sonde, die mit dem prokaryotischen
Rückgrat
der Genvektorplasmide hybridisiert, analysiert. Die Kontrollbahn
gibt das Muster der Wanderung von 500 pg DNA des von E. coli abgeleiteten
Kontrollplasmids 3230 mit den Positionen der monomeren superspiralisierten
(supercoiled), kovalent geschlossenen, zirkulären (ccc), monomeren, mit offenen
Kreisen (oc) und multimeren (mult.) Formen der Plasmid-DNA an. Die
ccc- und oc-DNA-Formen geben das Vorhandensein extrachromosomaler
Plasmide während
des ganzen Versuchs an. Nach Zusetzen von Doxycyclin an Tag 8 und
12 gehen die Hybridursprungsplasmide 20xtetO und 40xtetO stark verloren,
werden jedoch mit höheren
Kopienanzahlen erhalten als wt-oriP mit oder ohne Hygromycinselektion
in Abwesenheit von Doxycyclin.
-
6:
Doxycyclin reguliert die Expressionsmengen von GFP, das von dem
Vektor kodiert wird, herunter und bewirkt den Verlust der Plasmidkopienanzahlen
in Versuchen zur Plasmidrückgewinnung.
Das oriP-wt (3230)-Plasmid und die beiden Hybridursprungsplasmide
20xtetO (3231) und 40xtetO (3293) wurden in HEK293-Zellen transfiziert,
die sowohl EBNA1 als auch TetR:TetR:HMGA1a exprimieren, und so,
wie in 5 beschrieben ist, behandelt. An Tag 4, 8 und
12 wurden die Zellen nach Weglassen von Hygromycin aus den Zellkulturmedien
mittels FACS auf die Expression von GFP, das von allen drei Plasmiden
kodiert wurde, analysiert. An Tag 8 und 12 wurden die gemäß Hirt extrahierten
DNAs zubereitet und, wie in 5 beschrieben ist,
mit DpnI gespalten. Von jeder Probe wurden 600 ng DNA mittels Elektroporation
in kompetente DH10B-E. coli-Zellen transformiert. Nach phänotypischer
Expression wurden verschiedene Fraktionen der E. coli-Kulturen auf Ampicillin
(100 μg/ml)
enthaltenden LB-Platten ausplattiert und 20 Stunden lang bei 30°C inkubiert.
Die Kolonien wurden ausgezählt
und die Gesamtanzahl der ampicillinresistenten Zellen in diesen
Versuchen der Plasmidrückgewinnung
wurde berechnet. Die Kolonienanzahlen werden für alle drei Testplasmide mit
oder ohne Doxycyclin (DOX), wie angegeben ist, bereitgestellt.
-
7:
Genkarte des Plasmids 3333. Gezeigt ist ein Genvektorplasmid 3333,
das sich in elterlichen HEK293-Zellen repliziert und extrachromosomal
in diesen gehalten wird. Das cis-aktive Replikon und der trans-aktive
Faktor TetR:TetR:HMGA1a sind in der Mitte der Karte angegeben. In
vielzelligen Zellen sind zwei weitere Markergene, die für destabilisiertes
GFP und Hygromycin B-Phosphotransferase kodieren, funktional, während das
Gen β-Lactamase eine Ampicillinresistenz
in E. coli verleiht.
-
Beispiele
-
Die
prokaryotische TetR-DNA-Bindungsdomäne, die mit EBNA1 fusioniert
ist, verleiht eine Plasmiderhaltung.
-
Die
Erfinder wollten zwei Arbeitshypothesen überprüfen: (i) Kann eine heterologe,
jedoch funktional ähnliche
Domäne
die DNA-Bindungsdomäne
von EBNA1 ersetzen? (ii) Ist es möglich, eine solche geeignete DNA-Bindungsdomäne zu identifizieren,
deren Bindung konditional ist, um eine Umschaltung zum Steuern der Erhaltung
von oriP-Plasmiden einzustellen? Auf diese Ziele gerichtet konstruierten
die Erfinder zuerst ein synthetisches DNA-Bindungsprotein, um die
Funktion von EBNA1 in Bezug auf die Erhaltung von Plasmiden nachzuahmen
und ersetzten das FR-Element von oriP entsprechend.
-
Wie
in 2A und B gezeigt ist, war die Bindungsdomäne von EBNA1
deletiert und durch den vollständigen
offenen Leserahmen des prokaryotischen DNA-Bindungsproteins TetR
ersetzt. Ähnlich
wie EBNA1 bildet das tetR-Genprodukt Homodimere und bindet mit sehr
hoher Affinität
an sein verwandtes DNA-Motiv. Um die saure Transaktivierungsdomäne von EBNA1
an dessen distalem carboxy-terminalem Ende zu ersetzen, verwendeten
die Erfinder eine funktional äquivalente
Domäne
an der gleichen Position (Domäne
F in 2B) (Krueger et al., 2003). Dieses
chimäre
Protein wurde EBNA1:TetR genannt. Das von einem heterologen Promotor
exprimierte EBNA1:tetR-Gen wurde mit herkömmlichen Verfahren stabil in
die humane Zelllinie HEK293 eingebaut, die bereits ebenso Wildtyp-EBNA1
exprimiert. Wie in 2D gezeigt ist,
exprimiert diese Zelllinie beide Proteine. Um eine Bindung von EBNA1:TetR
an oriP zuzulassen, ersetzten die Erfinder die vollständige Anordnung
von FR, die an der Plasmiderhaltung beteiligt ist, mit einer identischen
Anzahl an direkten Wiederholungen, an die TetR mit hoher Affinität bindet.
Dieses 2835 genannte Testplasmid (Tab. 1) trägt auch ein selektierbares
Markergen für
eine Puromycinresistenz und GFP als phänotypischen Marker. Das elterliche Plasmid
2832 ist mit 2835 identisch, außer
dass es Wildtyp-oriP trägt.
-
Die
Testplasmide 2832 (oriP-wt) und 2835 (20xtetO) wurden separat in
die HEK-Zelllinie,
die sowohl EBNA1 als auch EBNA1:TetR exprimiert, transfiziert. Die
Zellen wurden einige Tage lang in Gegenwart selektiver Konzentrationen
von Puromycin (125 ng/ml) mit oder ohne 2,0 μg/ml Doxycyclin (DOX) kultiviert,
bis die Zellen Konfluenz erreichten. Niedermolekulare DNA wurde
gemäß dem Hirt-Verfahren
isoliert, mit einem Restriktionsenzym, um die Testplasmide zu linearisieren,
und DpnI, um nicht replizierte Plasmide, die das dam-Methylierungsmuster,
das die Plasmide während
ihrer Vermehrung in E. coli erhalten hatten, behielten, zu verdauen,
gespalten. Wie in 3 gezeigt ist, wurde die vollständig lange,
DpnI-resistente Plasmid-DNA mittels Southern Blot-Analyse mit einer
radioaktiven Sonde, die nur mit dem prokaryotischen Plasmidrückgrat der
Testplasmide 2832 und 2835 hybridisiert, nachgewiesen. Während Doxycyclin
nahezu keine Wirkung auf das oriPwt-Plasmid 2832 zeigte, war kein
Signal nachweisbar, wenn die Zellen mit dem Hybrid-20xtetO-Testplasmid
2835 transfiziert und in Medien gehalten wurden, die Doxycyclin
und den selektiven Wirkstoff Puromycin enthielten. Dieses Ergebnis
ließ vermuten,
dass (i) sich das Testplasmid 2835, das ein Hybridreplikon mit einem
Multimer von 20 tetO-Stellen an der Position der FR-Anordnung trägt, replizieren
kann und erhalten wird und (ii) Doxycyclin, das mit der DNA-Bindung
von TetR interagiert, die Erhaltung dieses Plasmidvektors aufhebt.
-
Um
die Faktoren, die zu einer stabilen Erhaltung (und Replikation)
des Hybridreplikons beitragen, weiter zu analysieren, verwendeten
die Erfinder drei verschiedene Zelllinien, die kein virales Protein
(elterliche HEK293-Zelllinien), EBNA1 und sowohl EBNA1 plus EBNA1:TetR
exprimieren. Für
diese Versuchsgruppe wurden zwei verschiedene Testplasmide verwendet,
die beide für
das rote Fluoreszenzprotein (mRFP) kodieren (Campbell et al., 2002).
Das Plasmid 3154 trägt
Wildtyp-oriP, während
3155 ein Testplasmid mit dem Hybridursprung und 20 tetO-Stellen
ist (Tab. 1). Die drei Zelllinien wurden mit den Testplasmiden transfiziert
und nur zwei bis vier Tage lang mit Puromycin selektiert, bis die
meisten der adhärenten
Zellen unter UV-Licht im Mikroskop (Tag 0, 4) hellrot
erschienen. Der Selektionsdruck wurde verringert und die Zellen
wurden für einen
Zeitraum von 12 Tagen in normalen Zellkulturmedien mit oder ohne
Doxycyclin (2,0 μg/ml)
gehalten. Zu diesem Zeitpunkt schienen keine oder nur sehr wenige
Zellen mRFP in elterlichen HEK293-Zellen, die mit den beiden Testplasmiden
transfiziert worden waren, zu exprimieren (4 obere
Reihe und Daten nicht gezeigt), was angibt, dass beide Testplasmide
in Abwesenheit von EBNA1 und EBNA1:TetR schnell verloren gingen.
In HEK293-Zellen, die EBNA1 exprimieren und mit dem oriP-wt-Testplasmid
3154 transfiziert worden waren, exprimierte nach 12 Tagen noch ein
beachtlicher Anteil der Zellen mRFP in Gegenwart oder Abwesenheit
von Doxycyclin (+/– DOX,
in 4 mittlere Reihe). HEK293-Zellen, die beide trans-Faktoren
exprimieren und mit dem Hybridreplikon-Testplasmid 3155 transfiziert
wurden, waren nur dann mRFP-positiv, wenn die Zellen in Abwesenheit
von Doxycyclin kultiviert worden waren (4 untere
Reihe). Dieses Ergebnis bestätigte,
dass die Erhaltung des Hybridursprungsplasmids von der Funktion
des EBNA1:TetR-Proteins, das in Gegenwart von Doxycyclin nicht an
tetO-Motive bindet, abhängt.
Infolgedessen gehen Hybrid-oriP-Replikons stark verloren, wenn Doxycyclin
zu den Zellkulturmedien zugesetzt wird.
-
Konditionale
Langzeiterhaltung von Hybrid-oriP-Plasmiden.
-
Es
wird erwartet, dass der amino-terminale Teil in dem EBNA1:TetR-Fusionsprotein
mit Chromatin assoziiert, was vermutlich für die Plasmiderhaltung essentiell
ist. Da sich Wildtyp-oriP-Plasmide in Gegenwart eines anderen chimären Proteins,
HMGA1a:EBNA1 (Hung et al., 2001) replizieren und stabil erhalten
werden, argumentierten wir, dass ein neues chimäres Protein, das aus der kodierenden
Sequenz von HMGA1a bestand und mit dem TetR-DNA-Bindungsgen fusioniert war, ebenso
funktional sein könnte.
Es war auch ersichtlich, dass die Plasmidkopienanzahl von sowohl
Wildtyp-oriP als auch dem 20xtetO-Hybridreplikon in den Zellen erheblich
geringer war, wenn EBNA1 und EBNA1:TetR co-exprimiert wurden (3),
da vermutlich die so genannte Verknüpfungsregion (2),
die sowohl in EBNA1 als auch in EBNA1:TetR angeordnet war, heterotypische
Aggregationen und eine Beeinträchtigung
der Funktion verursachte. Es schien daher plausibel, dass ein Fusionsprotein,
das aus HMGA1a und TetR bestand, diese Probleme umgehen würde. Um
die Wirksamkeit des Systems zu erhöhen, verwendeten die Erfinder
ein dimeres Einzelketten-tetR-Gen (Krueger et al., 2003), das, im
Gegensatz zu EBNA1:TetR, das nur als Homodimere bindet, als einzelnes
Protein an tetO-Motive
bindet.
-
Eine
Expressionskassette mit dem HMGA1a:TetR-Gen wurde stabil in die
elterliche Zelllinie HEK293 EBNA1 eingebaut (2E).
Die Plasmide, die oriP (3230, Tab. 1) und zwei verschiedene Hybridreplikonplasmide
mit 20 (20xtetO; 3231) oder 40 (40xtetO; 3293) Kopien des tetO-Motivs
und eine destabilisierte Version von GFP (Li et al., 1998) (Tab.
1) tragen, wurden einzeln in diese Zellen transfiziert, die dann
19 Tage lang unter Hygromycinselektion (80 μg/ml) gebracht wurden. Zu diesem
Zeitpunkt (Tag 0) wurde die Selektion entfernt und die Zellen wurden
12 Tage lang mit oder ohne Doxycyclin (2,5 μg/ml) weiter kultivier. An Tag
0, 4, 8 und 12 wurden die Zellen mittels FACS auf die Expression
von GFP analysiert. An drei Zeitpunkten (Tag 0, 8 und 12) wurden
niedermolekulare DNAs isoliert und mittels Southern Blot-Hybridisierung
auf das Vorhandensein des prokaryotischen Rückgrats der Testplasmide analysiert.
Die DNAs wurde auch in einem Versuch zur Plasmidrückgewinnung
in E. coli elektroporiert, um die Menge an Plasmid-DNA-Molekülen mit
Hilfe der Koloniebildung zu quantifizieren.
-
Am
Tag 0 des Versuchs konnten die Plasmid-DNAs mittels Southern Blot-Hybridisierung (
5)
und Rückgewinnung
der Plasmide in E. coli (
6) nachgewiesen werden. Die
Mehrzahl der Zellpools exprimierte GFP wie erwartet (
6).
Es war unmittelbar ersichtlich, dass beide Hyridplasmide (20xtetO
und 40xtetO) mit höheren
Kopienanzahlen als oriP-wt als extrachromosomale DNAs erhalten wurden
(
5 und
6), obwohl die Zellen keine
höheren
Mengen von GFP exprimierten (
6). Nach
Entfernen der Hygromycinselektion, nahmen die Expressionsmengen
von GFP in allen Zellpools ab (
6). Gleichzeitig
wurden die Signalintensitäten
in den Southern Blot-Autoradiogrammen schwächer, was einen spontanen Verlust
der Plasmid-DNAs anzeigt, wie vorher beachtet wurde (Kirchmaier
und Sugden, 1995). In starkem Gegensatz zu dem beobachteten spontanen
Verlust gingen die Hybridursprungsplasmide 3231 und 3293 in Gegenwart
von Doxycyclin stark verloren, wie anhand der Southern Blot-Analyse
(
5), den Kolonienanzahlen der aus E. coli rückgewonnenen
Plasmide und den Expressionsmengen von GFP (
6) offenbart
wurde. Die Quantifizierung der Signalstärken in der Southern Blot-Analyse
(
5 und Daten nicht gezeigt) und die Kolonienanzahlen
(
6) geben an, dass der Plasmidverlust um einen
Faktor von 50 bis 100 in Gegenwart von Doxycyclin induziert wurde.
Die Verringerung der GFP-Expression
schien nicht so drastisch, es konnte jedoch ein wesentlicher Verlust
der GFP-Expression
dokumentiert werden (
6). Doxycyclin hatte eine vernachlässigbare
Wirkung auf das oriP-wt-Plasmid 3230 (
5 und
6).
In der Gegenwart einer Hygromycinselektion wurden die beiden Hybridplasmide
sowie das oriP-wt-Kontrollplasmid für die gesamte Dauer des Versuchs
stabil erhalten (31 Tage,
5 und Daten
nicht gezeigt). Die Kopienanzahl des oriP- wt-Plasmids war erneut niedriger als
diejenigen der beiden Hybridplasmide, von denen das 40xtetO-Hybridplasmid übereinstimmend
die höchste
Kopienanzahl erreichte (
5). Tabelle 1: Übersicht über verschiedene Genvektorplasmide
Elemente
Plasmide+ | Replikon | selektierbarer
Marker | phänotypischer
Marker |
2832
(12,2) | oriP-wt | Puromycin | GFP |
2358
(12,0) | 20xtetO;
DS | Puromycin | GFP |
3154
(12,9) | oriP-wt | Puromycin | mRFP |
3155
(12,7) | 20xtetO;
DS | Puromycin | mRFP |
3230
(8,8) | oriP-wt | Hygromycin | GFP |
3231
(8,7) | 20xtetO;
DS | Hygromycin | GFP |
3293
(8,9) | 40xtetO;
DS | Hygromycin | GFP |
- + Anzahl in Klammern
gibt die Größe der Genvektorplasmide
in kbps an.
- Aiyar, A., Tyree, C. und Sugden, B. (1998) The plasmid replicon
of EBV consists of multiple cis-acting elements that facilitate
DNA synthesis by the cell and a viral maintenance element. Embo
J, 17, 6394–6403.
- Baer, R., Bankier, A. T., Biggin, M. D., Deininger, P. L., Farrell,
P. J., Gibson, T. J., Hatfull, G., Hudson, G. S., Satchwell, S.
C., Seguin, C., Tufnell, P. S. und Barell, B. G. (1984) DNA sequence
and expression of the B95-8 Epstein-Barr virus genome. Nature, 310,
207–211.
- Baron, U., Gossen, M. und Bujard, H. (1997) Tetracycline-controlled
transcription in eukaryotes: novel transactivators with graded transactivation
potential. Nucleic Acids Res, 25, 2723–2729.
- Campbell, R. E., Tour, O., Palmer, A. E., Steinbach, P. A.,
Baird, G. S., Zacharias, D. A. und Tsien, R. Y. (2002) A monomeric
red fluorescent protein. Proc Natl Acad Sci USA, 99, 7877–7882.
- Delecluse, H. J., Pich, D., Hilsendegen, T., Baum, C. und Hammerschmidt,
W. (1999) A firstgeneration packaging cell line for Epstein-Barr
virus-derived vectors. Proc Natl Acad Sci USA, 96, 5188–5193.
- Deuschle, U., Meyer, W. K. und Thiesen, H. J. (1995) Tetracycline-reversible
silencing of eukaryotic promoters. Mol Cell Biol, 15, 1907–1914.
- Gossen, M. und Bujard, H. (1992) Tight control of gene expression
in mammalian cells by tetracycline-responsive promoters. Proc Natl
Acad Sci USA, 89, 5547–5551.
- Gossen, M., Freundlieb, S., Bender, G., Mueller, G., Hillen,
W. und Bujard, H. (1995) Transcriptional activation by tetracyclines
in mammalian cells. Science, 268, 1766–1769.
- Hacein-Bey-Abina, S., Von Kalle, C., Schmidt, M., McCormack,
M. P., Wulffraat, N., Leboulch, P., Lim, A., Osborne, C. S., Pawliuk,
R., Morillon, E., Sorensen, R., Forster, A., Fraser, P., Cohen,
J. I., de Saint Basile, G., Alexander, I., Wintergerst, U., Frebourg,
T., Aurias, A., Stoppa-Lyonnet, D., Romana, S., Radford-Weiss, I., Gross,
F., Valensi, F., Delabesse, E., Macintyre, E., Sigaux, F., Soulier,
J., Leiva, L. E., Wissler, M., Prinz, C., Rabbitts, T. H., Le Deist,
F., Fischer, A. und Cavazzana-Calvo,
M. (2003) LMO2-associated clonal T cell proliferation in two patients
after gene therapy for SCID-X1. Science, 302, 415–419.
- Harrer, M., Luhrs, H., Bustin, M., Scheer, U. und Hock, R. (2004)
Dynamic interaction of HMGA1a proteins with chromatin. J Cell Sci,
117, 3459–3471.
- Hung, S. C., Kang, M. S. und Kieff, E. (2001) Maintenance of
Epstein-Barr virus (EBV) oriP-based
episomes requires EBV-encoded nuclear antigen-1 chromosome-binding
domains, which can be replaced by high-mobility group-I or histone
H1. Proc Natl Acad Sci USA, 98, 1865–1870.
- Kieff, E. und Rickinson, A. B. (2001) Epstein-Barr virus and
its replication. In Knipe, D. M., Howley, P. M., Griffin, D. E.,
Martin, M. A., Lamb, R. A., Roizman, B. und Straus, S. E. (eds.),
Fields'Virology.
Lippincott – Williams & Wilkins, Philadelphia,
Ausg. 2, S. 2511–2573.
- Kirchmaier, A. L. und Sugden, B. (1995) Plasmid maintenance
of derivatives of oriP of Epstein-Barr virus. J. Virol., 69, 1280–1283.
- Kreppel, F. und Kochanek, S. (2004) Long-term transgene expression
in proliferating cells mediated by episomally maintained high-capacity
adenovirus vectors. J Virol, 78, 9–22.
- Krueger, C., Berens, C., Schmidt, A., Schnappinger, D. und Hillen,
W. (2003) Single-chain Tet transregulators. Nucleic Acids Res, 31,
3050–3056.
- Li, X., Zhao, X., Fang, Y., Jiang, X., Duong, T., Fan, C., Huang,
C. C. und Kain, S. R. (1998) Generation of destabilized green fluorescent
protein as a transcription reporter. J Biol Chem, 273, 34970–34975.
- Liu, H. S., Feliciano, E. S. und Stambrook, P. J. (1989) Cytochemical
observation of regulated bacterial beta-galactosidase gene expression
in mammalian cells. Proc Natl Acad Sci USA, 86, 9951–9955.
- Marechal, V., Dehee, A., Chikhi-Brachet, R., Piolot, T., Coppey-Moisan,
M. und Nicolas, J. C. (1999) Mapping EBNA-1 domains involved in
binding to metaphase chromosomes. J Virol, 73, 4385–4392.
- Piechaczek, C., Fetzer, C., Baiker, A., Bode, J. und Lipps,
H. J. (1999) A vector based on the SV40 origin of replication and
chromosomal S/MARs replicates episomally in CHO cells. Nucleic Acids
Res, 27, 426–428.
- Ritzi, M., Tillack, K., Gerhardt, J., Ott, E., Humme, S., Kremmer,
E., Hammerschmidt, W. und Schepers, A. (2003) Complex protein-DNA
dynamics at the latent origin of DNA replication of Epstein-Barr
virus. J Cell Sci, 116, 3971–3984.
- Schaarschmidt, D., Baltin, J., Stehle, I. M., Lipps, H. J. und
Knippers, R. (2004) An episomal mammalian replicon: sequence-independent
binding of the origin recognition complex. Embo J, 23, 191–201.
- Schepers, A., Ritzi, M., Bousset, K., Kremmer, E., Yates, J.
L., Harwood, J., Diffley, J. F. und Hammerschmidt, W. (2001) Human
origin recognition complex binds to the region of the latent origin
of DNA replication of Epstein-Barr virus. Embo J, 20, 4588–4602.
- Schonig, K., Schwenk, F., Rajewsky, K. und Bujard, H. (2002)
Stringent doxycycline dependent control of CRE recombinase in vivo.
Nucleic Acids Res, 30, e134.
- Sears, J., Kolman, J., Wahl, G. M. and Aiyar, A. (2003) Metaphase
chromosome tethering is necessary for the DNA synthesis and maintenance
of oriP plasmids but is insufficient for transcription activation
by Epstein-Barr nuclear antigen 1. J Virol, 77, 11767–11780.
- Sugden, B. und Leight, E. R. (2001) EBV's plasmid replicon: an enigma in cis
and trans. Curr Top Microbiol Immunol, 258, 3–11.
- Urlinger, S., Baron, U., Thellmann, M., Hasan, M. T., Bujard,
H. und Hillen, W. (2000) Exploring the sequence space for tetracycline-dependent
transcriptional activators: Novel mutations yield expanded range
and sensitivity. Proc Natl Acad Sci USA, 97, 7963–7968.
- White, R. E., Wade-Martins, R. und James, M. R. (2001) Sequences
adjacent to oriP improve the persistence of Epstein-Barr virus-based
episomes in B cells. J Virol, 75, 11249–11252.
- White, R. E., Wade-Martins, R. und James, M. R. (2002) Infectious
delivery of 120-kilobase genomic DNA by an Epstein-Barr virus amplicon
vector. Mol Ther, 5, 427–435.
- Yao, F., Svensjo, T., Winkler, T., Lu, M., Eriksson, C. und
Eriksson, E. (1998) Tetracycline repressor, tetR, rather than the
tetR-mammalian cell transcription factor fusion derivatives, regulates
inducible gene expression in mammalian cells. Hum Gene Ther, 9,
1939–1950.
- Yates, J. L. und Camiolo, S. M. (1988) Dissection of DNA replication
and enhancer activation functions of Epstein-Barr virus nuclear
antigen 1. Cancer Cells, 6, 197–205.