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Technisches
Gebiet der Erfindung
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Die
Erfindung bezieht sich auf akapsuläre Mutanten von P. multocida
und die Mutanten enthaltende Impfstoffe.
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Technischer
Hintergrund der Erfindung
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Pasteurella
multocida (P. multocida) ist mit einer Vielfalt von Krankheiten
verbunden, darunter Meningoenzephalitis von Kälbern und Färsen, Lymphadenitis der Schafe,
Septikämie
der Pferde und Esel, septikämische
Rinderpasteurellose (hämorrhagische
Septikämie,
Barbone), Schweinepasteurellose, septikämische Pasteurellose der Schweine,
Pneumonie und Geflügelcholera.
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Es
besteht das Bedürfnis
nach wirksamen Impfstoffen, die zur Bereitstellung einer protektiven
Immunität
gegen die von P. multocida verursachten Krankheiten verwendet werden
können.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Eine
erfindungsgemäße Ausführungsform
ist ein isoliertes Pasteurelle multocida (P. multocida)-Bakterium
der Serogruppe A, das eine teilweise oder vollständige Deletion des hyaE-Gens
umfasst. Die Deletion schwächt
das Bakterium.
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Eine
andere erfindungsgemäße Ausführungsform
ist ein Impfstoff zur Erzeugung einer protektiven Immunität gegen
Wildtyp-P. multocida. Der Impfstoff umfasst ein P. multocida-Bakterium
der Serogruppe A, das eine teilweise oder vollständige Deleti on des hyaE-Gens
umfasst, und ein pharmazeutisch zulässiges Konstituens. Die Deletionsmutation
schwächt
das Bakterium.
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Noch
eine andere erfindungsgemäß Ausführungsform
sind für
Säugetiere
(einschließlich
Vieh, Huftiere und Haustiere (companion animals) oder Vögel (bevorzugt
Geflügel))
geeignete Futtermittel, die ein P. multocida-Bakterium der Serogruppe
A, das eine teilweise oder vollständige Deletion des hyaE-Gens
umfasst, enthalten. Die Deletion schwächt das Bakterium.
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Noch
eine weitere erfindungsgemäße Ausführungsform
ist die Verwendung eines P. multocida-Bakteriums der Serogruppe
A, das eine teilweise oder vollständige Deletion des hyaE-Gens
umfasst, die das Bakterium schwächt,
bei der Herstellung eines Arzneimittels zur Erzeugung protektiver
Immunität
gegen Wildtyp-P. multocida. Das Bakterium ist zur Verabreichung
an ein Tier wie ein Säugetier
(einschließlich
Vieh, Huftiere und Haustiere) oder einen Vogel (einschließlich Geflügel) bestimmt.
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Die
Erfindung stellt daher Mittel und Verfahren zur Erzeugung protektiver
Immunität
gegen die von P. multocida verursachten Krankheiten bereit.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnung
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1:
Darstellung des Aufbaus der hyaE-Deletionsmutanten.
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1A: Schema, das die geplante Deletion
zeigt.
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1B: Plasmid, das den deletierten hyaE-Insert
enthält.
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Eingehende
Beschreibung der Erfindung
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Akapsuläre hyaE-Deletionsmutanten
von P. multocida Serogruppe A können
Säugetieren
(einschließlich
Vieh, Huftiere und Haustiere) und Vögeln (einschließlich Geflügel) verabreicht
wer den, um diesen protektive Immunität gegen Wildtyp-P. multocida
zu verleihen, z. B. um Krankheiten wie hämorrhagische Septikämie oder
Pneumonie bei Vieh, Huftieren und Haustieren zu verhindern oder
deren Schwere zu vermindern bzw, um Geflügelcholera bei Vögeln, insbesondere
bei Geflügel,
zu verhindern oder ihre Schwere zu vermindern. Die Begriffe "akapsuläre Mutante(n)", "akapsuläres Bakterium" und "mutantes Bakterium" werden in dieser
Beschreibung austauschbar verwendet.
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Akapsuläre hyaE-Deletionsmutanten
von P. multocida Serogruppe A.
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Akapsuläre hyaE-Deletionsmutanten
von P. multocida Serogruppe A (z. B. die Serotypen A:1, A:3, A:4) können durch
Mutagenisierung des hyaE-Gens im biosynthetischen Genlocus für die Kapsel
erzeugt werden. Die Gene des biosynthetischen Genlocus für die Kapsel
in der Serogruppe A sind gut bekannt und wurden vollständig sequenziert.
Chung et al., FEMS Microbiol. Lett. 166(2), 289–96, 1998. Der Serotyp A:1-Genlocus
enthält
vier offene Leseraster (ORFs) in der Region 1 (hexA, hexB, hexC
und hexD), fünf
ORFs in Region 2 (hyaA, hyaE, hyaC, hyaD und hyaE) und 2 ORFs in
Region 3 (phyA und phyB).
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In
bestimmten Ausführungsformen
umfassen die mutanten Bakterien keine antibiotischen Resistenzgene
oder fremde DNA, was ihre Attraktivität für Umwelt und Ökologie
verbessert. Ein Verfahren zur Erzeugung von Deletionsmutanten ist
im Beispiel 1 beschrieben, jedoch können alle anderen bekannten
Verfahren zur Erzeugung von Deletionsmutanten angewendet werden.
Einfache Tests zur Bestätigung,
dass die Mutanten einen akapsulären
Phänotyp
haben, sind ebenfalls im Beispiel 1 beschrieben.
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P.
multocida-Bakterien mit irgendeiner teilweisen oder vollständigen Deletion
des hyaE-Gens gehören zur
Erfindung, wenn die Deletion das Bakterium schwächt. In einer Ausführungsform führt die
Deletionsmutation zur Deletion der Aminosäuren 239–359 des hyaE-Proteins (d.
h. im kodierten hyaE-Protein ist keine der Aminosäuren 239–359 vorhanden).
In anderen Ausführungsformen
umfasst das offene Leseraster des hyaE-Gens SEQ ID NO:7 oder SEQ
ID NO:8.
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Ein
mutantes Bakterium ist geschwächt,
wenn bei Exposition mit dem mutanten Bakterium eine Steigerung der
Dosis gegenüber
dem Wildtyp-P. multocida erforderlich ist, um die Hälfte der
empfindlichen Zielspezies zu töten
(d. h. die LD50 steigt) und/oder die pathologischen
Läsionen
(z. B. Pneumonie) nach Exposition der Zielspezies mit dem mutanten
Bakterium im Vergleich zur Exposition mit dem Wildtyp-Bakterium
abnehmen und/oder die kommensale Koloniebildung auf Schleimhautoberflächen, auf
denen P. multocida nach Exposition der Zielspezies mit dem mutanten
Bakterium residiert, im Vergleich zur Exposition mit einem Wildtyp-Bakterium
geringer ist.
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Die
Schwächung
kann mit verschiedenen bekannten Verfahren beurteilt werden. Für septikämische Erkrankungen
(wie Geflügelcholera)
können
beispielsweise empfindliche Spezies mit Wildtyp-Organismen auf intranasalem,
intravenösem,
intramuskulärem
oder intraperitonealem Weg exponiert werden und die zur Erzeugung
der Krankheit erforderliche Dosis von Wildtyp- und Mutantorganismen
kann miteinander verglichen werden. Für Lungenkrankheiten kann man
empfindliche Tiere mit Wildtyp-Organismen auf intranasalem, intratrachealem
oder intrapulmonalem Weg exponieren und Ausmaß und Schwere der klinischen
Symptome und pathologischen Läsionen
zwischen mutant- und wildtypexponierten Tieren vergleichen. Für die Koloniebildung auf
Schleimhäuten
können
Tiere mit Wildtyp auf oralem, intranasalem oder intratonsillarem
Weg exponiert werden und die Zahl der zu verschiedenen Zeiten nach
der Exposition aus dem Nasenschleim oder aus Tonsillenwaschproben
gewonnenen Organismen kann verglichen werden.
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Impfstoffherstellung
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Impfstoffe
mit mutanten Bakterien können
allein oder als Bestandteil von Mehrfachimpfstoffen, d. h. in Kombination
mit anderen Impfstoffen, verabreicht werden. Mutante Bakterien in
einer Impfstoffrezeptur können lebend
oder abgetötet
sein; sowohl lebende als auch abgetötete Bakterien können gefriergetrocknet
und optional wie dem Fachmann bekannt wieder gelöst werden. Impfstoffe können geeignet
in Sätzen
(kits) geliefert werden, welche auch geeignete Kennzeichnungen und
Informationen für
die Verabreichung des Impfstoffs an ein Tier (z. B. Vieh, ein Huftier,
ein Haustier) oder einen Vogel (z. B. Geflügel) enthalten können.
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Impfstoffe
mit akapsulären
Mutanten können
auch pharmazeutisch und veterinärmedizinisch
zulässige
Träger
enthalten. Solche Träger
sind dem Fachmann gut bekannt und umfassen ohne Beschränkung langsam
metabolisierende Makromoleküle,
wie Proteine, Polysaccharide, Polymilchsäuren, Polyglykolsäuren, polymere
Aminosäuren,
Aminosäurecopolymere
und inaktive Virusteilchen. Auch pharmazeutisch und veterinärmedizinisch
zulässige
Salze können
im Impfstoff verwendet werden, beispielsweise Mineralsalze wie Hydrochloride,
Hydrobromide, Phosphate oder Sulfate, wie auch Salze organischer
Säuren
wie Acetate, Propionate, Malonate oder Benzoate. Die Impfstoffe
können
auch Flüssigkeiten,
wie Wasser, Kochsalzlösung,
Glyzerin und Ethanol enthalten, wie auch Substanzen wie Netzmittel,
Emulgatoren oder pH-Puffermittel. Auch Liposomen können als
Träger
für mutante
Bakterien verwendet werden. Siehe
US
5,922,120 ; WO 95/13796; WO 91/14455 oder EP-529 968-B1.
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Falls
gewünscht
kann dem Impfstoff ein Adjuvans zugefügt werden. Brauchbare Adjuvantien
umfassen ohne Beschränkung
oberflächenaktive
Mittel (z. B. Hexadecylamin, Octadecylamin, Ly solecithin, Dimethyldioctadecylammoniumbromid,
N,N-Dioctadecyl-N'-N-bis(2-hydroxyethylpropandiamin),
Methoxyhexadecylglyzerin und Polyalkylenglykolpolyole), Polyanionen
(z. B. Pyran, Dextransulfat, Poly-IC, Polyacrylsäure, Carbopol), Peptide (z.
B. Muramyldipeptid, Dimethylglyzin, Tuftsin), Ölemulsionen, Alaun und deren
Mischungen.
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Behandlung von Säugetieren,
insbesondere Vieh, Huftiere und Haustiere
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"Säugetiere" umfassen Monotremata (z. B. Schnabeltier),
Beuteltiere (z. B. Känguruh)
und Plazentalier, umfassend Vieh (einheimische Tiere, die wegen
Nahrung, Milch oder Fasern gezüchtet
werden, wie Schweine, Schafe, Rinder und Pferde) und Haustiere (z.
B. Hunde, Katzen). "Huftiere" umfassen ohne Beschränkung Rinder,
Wasserbüffel,
Bisons, Schafe, Schweine, Hirsche, Elefanten und Yaks. Beide umfassen sowohl
ausgewachsene als auch im Wachstum befindliche Formen (z. B. Kälber, Ferkel,
Lämmer
usw.). Erfindungsgemäße Bakterien
können
ausgewachsenen oder im Wachstum befindlichen Säugetieren, bevorzugt Vieh,
Huftieren oder Haustieren verabreicht werden.
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Ein
geeignetes Verfahren zur Abgabe eines erfindungsgemäßen Bakteriums
an Säugetiere
(wie Vieh, Huftiere oder Haustiere) ist die orale Verabreichung
(z. B. im Futter oder Trinkwasser oder im Köder). Es ist besonders dienlich,
das Futter mit dem Bakterium zu garnieren (das Bakterium aufzulegen)
oder zu mischen. Typischerweise wird bei Großtieren (z. B. Vieh/Huftiere
wie Rinder) etwa 106, 5 × 106,
107, 5 × 107, 108, 5 × 108, 109, 5 × 109 oder 101 cfu (koloniebildende
Einheiten) dosiert, etwa 108, 5 × 108, 109, 5 × 109 cfu, wenn das Futter garniert wird. Es
können
Dosen von etwa 106 bis etwa 108,
etwa 2 × 106 bis etwa 3 × 108,
etwa 2,4 × 106 bis etwa 2,6 × 108,
etwa 104 bis etwa 106 cfu
oder etwa 104 bis etwa 109 gegeben
werden. Für
kleineres Vieh/Huftiere wie Schafe können die Dosen angepaßt werden
(z. B. etwa 104, 5 × 104,
105, 5 × 105, 106, 5 × 106, 107, 5 × 107 oder 108 cfu).
Analoge Dosisvorschriften für
Haustiere können
leicht abgeleitet werden.
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Obwohl
wegen der einfachen Gabe der orale Weg bevorzugt ist, können auch
andere Wege zur Impfung angewendet werden. Diese umfassen ohne Beschränkung subkutan,
intramuskulär,
intravenös,
intradermal, intranasal, intrabronchial usw. Erfindungsgemäße Bakterien
können
in das Ohr implantiert werden. Die Bakterien können auch durch Luftnebel,
Augeninokulation oder Skarifikation (Ritzen) verabreicht werden.
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Behandlung
von Vögeln
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"Vögel" umfassen wilde (z. B. Wildgeflügel) und
gezähmte
(z. B. Geflügel
oder zahme) Vögel
und umfassen sowohl ausgewachsene als auch im Wachstum befindliche
Formen (z. B. Junge, Küken,
Truthahnküken usw.). "Geflügel" oder "Geflügelvögel" umfassen alle Vögel, die
wegen Fleisch oder Eiern gehalten, gefangen oder gezähmt werden,
darunter Hühner,
Truthahn, Strauß,
Wildhuhn, Jungtaube, Perlhuhn, Fasan, Wachtel, Ente, Gans und Emu.
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Erfindungsgemäße Bakterien
können
einem Vogel durch alle bekannten oder Standardverfahren verabreicht
werden, darunter Injektion in Schleimhaut oder Muskeln. In einem
Brutbetrieb können
Bakterien durch Techniken wie In ovo-Impfung, Sprühimpfung
oder subkutane Impfung verabreicht werden. Auf dem Bauernhof können Bakterien
durch Techniken wie Skarifikation, Sprühimpfung, Augentropfenimpfung,
Trinkwasserimpfung, Futterimpfung, Flügelimpfung (wing web vaccination),
subkutane Impfung und intramuskuläre Impfung verabreicht werden.
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Die
wirksame Dosis hängt
von der Größe des Vogels
ab. Die Dosen reichen von etwa 102, 5 × 102, 103, 5 × 103, 104, 5 × 104, 105, 5 × 105, 106, 5 × 106, 107, 5 × 107, 108, 5 × 108, 109 bis 5 × 109 cfu.
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Die
vorstehende Offenbarung beschreibt die vorliegende Erfindung allgemein.
Ein vollständigeres
Verständnis
kann durch Bezug auf die folgenden speziellen Beispiele erreicht
werden, die nur zum Zweck der Veranschaulichung angegeben werden
und den Umfang der Erfindung nicht beschränken sollen.
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Beispiel 1
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Erzeugung von akapsulären P. multocida-Mutanten
mit hyaE-Deletion
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P.
multocida-Mutanten der Stämme
1059 (Vogel, Serotyp A:3) und 1062 (Rind, Serotyp A:3) wurden durch
Deletion des kodierenden Bereichs ihres hyaE-Gens erzeugt, was die
Synthese des Kapselbausteins N-Acetyl-D-glukosamin blockierte. Die
kodierenden Bereiche der hyaE-Gene von 1059 und 1062 wurden durch
PCR-Vermehrung erhalten,
wobei der Vorwärtsprimer
5'-ATGAAAAAGGTTAATATCATTGG-3' (SEQ ID NO:1) und
der Rückwärtsprimer
5'-TTAACCTTGCTTGAATCGTTTACC-3' (SEQ ID NO:2) verwendet
wurden. Alle Primer wurden mit einem Oligonukleotidsynthesizer (Applied
Biosystems Inc.) von Integrated DNA Technologies, Inc., Coralville,
IA, synthetisiert. Die PCRs wurden unter Verwendung des GeneAmp
LX PCR-Kits (PE Applied Biosystems, Foster City, CA) in einem Perkin-Elmer
GeneAmp 9600 Thermocycler durchgeführt. Die Reaktionsbedingungen
waren 30 Zyklen mit je 30 s bei 95°C, 45 s bei 48°C und 60
s bei 72°C.
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Die
beiden mit PCR erzeugten hyaE-Fragmente begannen mit ihren Met-Startcodons
und endeten an ihren Stop-Codons. Die PCR-Fragmente wurden in pCR2.1 (Invitrogen
Inc., LaJolla, CA) ligiert und in den E. coli-Stamm DH11S (Life
Technologies, Rock ville, MD) elektroporiert, welche die Plasmide
pCR2.1hyaE1059 und pCR2.1hyaE1062 erzeugten. Beide Plasmidkonstrukte
wurden mit dem alkalischen SDS-Verfahren isoliert und dann durch
CsCl-Zentrifugieren mit Standardverfahren gereinigt. Beide Stränge beider
hyaE-Gene wurden mit dem Dye Terminator Chemistry Kit von PE Applied
Biosystems sequenziert. Die Proben wurden auf einem ABI Prism 377
DNA Sequencer durch die Nucleic Acids Facility, Iowa State University,
Ames, IA, bearbeitet.
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Die
hyaE-Strukturgene eines jeden Strangs waren 1869 Bp (Basenpaare)
lang. Wegen der hauptsächlich
am 3'-Ende des kodierenden
Bereichs gefundenen Sequenzabweichung wurden für jeden Stamm besondere hyaE-Ersatzplasmide
konstruiert, um die beiden mutanten Stämme von P. multocida zu entwickeln.
Genaue Deletionen in jedem auf den Plasmiden pCR2.1hyaE1059 und
pCR2.1hyaE1062 vorhandenen hyaE-Gen wurden mit PCR unter Verwendung
der Deletionsprimer 5'-AARGATATCTTGGTTTACTTCAATAATTTC-3' (SEQ ID NO:3) und 5'-AAAGATATCACTGCATCTGTTCAATCAACGAGC-3' (SEQ ID NO:4) erzielt.
Die Deletionsprimer lagern sich an das geklonte Gen im Abstand von
etwa 300 Bp an und erstrecken sich nach außen, zum Plasmidvektor hin,
anstatt nach innen. Die PCR vermehrt den gesamten Klonvektor und zwei
Enden des Geninserts, aber nicht die "Deletion" von etwa 300 Bp. Das vermehrte Produkt
ist linear mit zwei hyaE-Genfragmenten an den Enden und dem Plasmidvektor
in der Mitte. Die Primer enthalten EcoRV-Erkennungsstellen (GATATC)
an den 5'-Termini.
Daher enthalten die Enden des linearen Produkts EcoRV-Stellen. Siehe 1A und 1B.
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Die
resultierenden PCR-Fragmente wurden der EcoRV-Restriktionsdigestion unterworfen, um
spezifische Sequenzen an den Enden zu entfernen. Dann wurde jedes
Fragment ligiert, um rastergemäße (inframe) Deletionen
durch Ausschneiden der Nukleotide 715 bis 1082 zu erzeugen. Ein
SmaI-Linker mit 8 Bp (5'-CCCCGGGG-3') wurde in die EcoRV-Deletionsstelle
des P. multocida 1062 eingefügt,
um sicherzustellen, dass die Mutation zu einem akapsulären Phänotyp führt. In
die Deletionsstelle des P. multocida 1059 wurde keine solche DNA
eingefügt.
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Die
Nukleotidsequenzen der mutierten hyaE-Fragmente von 1059 und 1062
sind in SEQ ID NO:7 bzw. SEQ ID NO:8 gezeigt. Sowohl in 1059 als
auch in 1062 wurden die Aminosäuren
239 bis 359 des hyaE-Proteins deletiert. Außerdem wurde in beiden Stämmen die
Aminosäure
an der früheren
Position 360 von Leucin in Isoleucin geändert. Stamm 1062 erhielt zusätzlich 8
Aminosäuren
in der Deletionsstelle genau stromaufwärts von der früheren Position
360 (ProArgGlyProGlyAlaProGly; SEQ ID NO:9).
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Die
mutierten hyaE-Fragmente wurden in EcoRI-Stellen in den Mehrfachklonstellen
des Plasmids pBCSK (Strategene Inc.) subkloniert und danach das
Kanamycinresistenzelement Tn903 in die angrenzende BamHI-Stelle
eingesetzt, um pBCSKΔhyaEkan
r1059 bzw. pBCSKΔhyaEkan
r1062
zu erzeugen. Der Aufbau der Austauschplasmide wurde durch Ligieren
der von BssH2 erzeugten ΔhyaEkan
r-Fragmente
von 1059 und 1062 mit dem temperaturempfindlichen 1,2 Bp-Replikationsstartpunkt
von pBB192, der aus der BssH2-Stelle des
pBCSK herausgeschnitten war (Strategene Inc.), abgeschlossen. Siehe
US 5,840,556 . Weil der ColE1-Startpunkt
in P. multocida inaktiv ist, waren nur die die Ligationsprodukte
erzeugenden Plasmide p192oriΔhyaEkan
r1059 oder p192oriΔhyaEkan
r1062
in den Wirten replikationsfähig.
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Die
Austauschplasmide wurden in die geeigneten P. multocida-Stämme durch
Elektroporation eingeführt.
Die Zellen wurden in Columbia-Broth gezüchtet und dann durch folgende
Schritte für
die Elektroporation vorbereitet. Das Gewachsene wurde durch 15 min
Zentrifugieren bei 5000 g als Pellet abgeschieden und einmal mit
100 ml 272 mmol/l Rohrzuckerlösung
bei 0°C
gewaschen. Das Zellpellet wurde auf Eis resuspendiert (1:3 gepackte
Bak terien:272 mmol/l Rohrzucker). Kompetente Bakterien (100 μl) wurden
in einer 0,1 cm-Elektroporationsküvette (BioRad) mit 200 ng Plasmid-DNA
gemischt und die Zellen wurden bei 18000 V/cm, 800 Ω und 25
mF elektroporiert (Gene pulser, BioRad), wobei die resultierenden
Zeitkonstanten von 11 bis 15 ms reichten.
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Zu
den elektroporierten Zellen wurde Columbia-Broth (1 ml, 0°C) zugefügt und die
Suspensionen wurden etwa 25 min bei 25°C inkubiert. Die Zellen erholten
sich bei 30°C
zwei Stunden und wurden dann auf Columbia-Agarplatten mit 50 μg/ml Kanamycin
plattiert. Nach 24 h Inkubieren bei 30°C waren Kolonien sichtbar. Die
transformierten Zellen wurden über
Nacht bei 30°C
in Nährlösung mit
Kanamycin gezüchtet.
Die Zellen wurden dann auf Dextrose-Stärke-Agar-Platten mit 50 μg/ml Kanamycin
plattiert und bei 3°C
24 h gezüchtet.
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Zellen,
welche das integrierte Plasmid besaßen, überlebten die antibiotische
Selektion bei der für
Plasmidreplikation nicht permissiven Temperatur und konnten identifiziert
werden, weil die Integration des Austauschplasmids zu einem akapsulären Phänotyp führte. Die
Unterscheidung zwischen Kolonien von kapsulärem und akapsulärem P. multocida
der Stämme
1059 und 1062, die auf Dextrose-Stärke-Agar-Platten gezüchtet worden
waren, konnte leicht vorgenommen werden. Kolonien des kapsulären Wildtyps
beider Stämme
besitzen Hyaluronsäure
als Hauptbestandteil der Kapsel, welche den Kolonien beim Betrachten
unter schräg durchfallendem
Licht ein schleimiges Aussehen verleiht; diese Kolonien irisieren
perlmuttartig. Dagegen sind die akapsulären Einfachkreuzmutanten (single
crossover mutants) nicht schleimig und nicht irisierend.
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Einfachkreuzmutanten
wurden in 5 ml Columbia-Broth ohne antibiotische Ergänzung überführt und
bei 30°C über Nacht
inkubiert, um das Plasmid vom Chromosom zu lösen. Das Gewachsene wurde auf
Dextrose-Stärke-Agar-Platten
ohne Antibiotikum-Ergänzung überführt, die
bei 38°C
12 h inkubiert wurden. Der erste Test zur Identifizierung von Doppelkreuzmutanten
(double crossover mutants) umfasste das Abklatsch-Plattieren von
akapsulär
erscheinenden Zellarrays auf Dextrose-Stärke-Agar-Platten mit und ohne Antibiotikum und Züchten der
Zellen bei 38°C.
Akapsuläre
Kolonien, die auf den Antibiotikumplatten nicht wuchsen, wurde der PCR-Analyse
mit hyaE-Vorwärts-
und Rückwärtsprimern
unterworfen. Die Größe der PCR-Produkte
wurde mittels Agarose-Gelelektrophorese mit jenen der Wildtyp-Eltern
verglichen.
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Vermeintliche
hyaE-Deletionsmutanten von P. multocida 1059 und 1062 wurden ebenfalls
auf das Vorhandensein des Kanamycinresistenzgens geprüft. Mutanten,
die mutmaßlich "reine" hyaE-Deletionen besaßen, waren
frei von Antibiotikaresistenzsequenzen. Um zu bestätigen, dass
die beiden hyaE-Mutanten einen akapsulären Phänotyp besitzen, wurde ein Blättchen-Enzymassay
(Kirby-Bauer Test, Bauer et al., Am. J. Clin. Path. 45, 493–496, 1966)
und ein Färbeassay
mit chinesischer Tinte (Indian ink) (Collins & Lyne, Microbiological Methods, Butterworth,
Boston, Mass., 1076, Seite 110) angewendet.
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Beispiel 2
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Impfung von Truthahnküken mit
dem P. multocida-Stamm 1059 ΔhyaE
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Die
Schwächung
des 1059 ΔhyaE-P.
multocida-Stamms wurde in drei Wochen alten Küken des breitbrüstigen Weißtruthahns
beurteilt. Küken
in Vierergruppen wurden Verdünnungsreihen
mit Faktor 10 aus Kulturen der exponentiellen Wachstumsphase des
Wildtyps und des akapsulären
Mutanten, suspendiert in Tryptikase-Nährlösung, intramuskulär injiziert.
Die Küken
wurden über
7 Tage nach der Belastung beobachtet.
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Die
LD50-Werte (d. h. die zur Tötung der
Hälfte
der Küken
notwendige Menge Bakterien) war < 103 Organismen für die Küken, denen der Wildtypstamm
und über
107 für
jene, denen die hyaE-Mutante
injiziert worden war.
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Beispiel 3
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Impfung von Stierkälbern mit
dem P. multocida-Stamm 1062 ΔhyaE
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Sechs
Holstein-Stierkälber
von etwa 500 pounds (230 kg) wurden der akapsularen Mutante P. multocida
1062 ΔhyaE
ausgesetzt. Der Stamm wurde entweder durch subkutane Injektion in
den Nacken (108 cfu) oder durch Auflegen
auf das Futter (109 cfu) verabreicht.
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Nach
keiner der Expositionen wurden abträglichen Reaktionen beobachtet.
Die Schleimhaut von Geimpften zeigte Kolonien auf den Gaumenmandeln
während
der restlichen 5 Wochen des Versuchs. Intratracheale Belastung mit
dem virulenten Elternstamm (1010 cfu Gesamtdosis
in 15 ml) rief vorübergehendes
(1 bis 2 Tage) Fieber bei den Vergleichskälbern, jedoch nur geringe oder
keine Veränderung
der Lunge bei Vergleichen und Geimpften 10 d nach Belastung hervor.
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