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Die
vorliegende Erfindung gibt eine neue Art von Amplifikations- und
Nachweisverfahren an, das eine homogene Multiplexanalyse von Nucleinsäuresequenzen
und den Nachweis von Einzelnucleotidpolymorphismen und Nucleotidsequenzänderungen,
wie Punktmutationen, Allelvarianten, Deletionen, Insertionen, Repeats
und/oder Inversionen, erlaubt. Zusätzlich kann die Erfindung für die Quantifizierung
von Nucleinsäuren und
die Genotypbestimmung nützlich
sein.
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Homogene
Assays zum Nachweis von Nucleinsäuresequenzen,
insbesondere zum Nachweis von Einzelnucleotidpolymorphismen (SNPs),
sind ein entscheidendes Werkzeug der Genanalyse und wurden zu kommerziellen
Produkten insbesondere für
die klinische Diagnostik entwickelt. SNPs sind evolutionsstabile Punktmutationen,
die alle 500 bis 1000 DNA-Basen über
das ganze menschliche Genom verstreut sind und daher die häufigste
genetische Variation in menschlichen Populationen darstellen (Cooper
et al., Hum Genet 1985, 69: 201–205;
Collins et al., Genome Res 1998, 8: 1229–1231). Das Genom von zwei
beliebigen, nicht miteinander verwandten Individuen unterscheidet
sich schätzungsweise
in wenigstens drei Millionen Nucleotidpositionen, von denen sich
ungefähr
500 000 in codierenden Bereichen befinden. Die Verfügbarkeit
der vollständigen
Sequenz des humanen Genoms (International Human Genome Sequencing
Consortium, Nature 2001, 409: 860–921) liefert jetzt die Basis
für die
Erstellung einer Ganzgenom-SNP-Karte, eines wirkungsvollen Werkzeugs
für die
Genanalyse, das die Assoziation von SNPs mit vielen Krankheitseigenschaften
enthüllen
wird und vielversprechend bezüglich
der Optimierung der Entwicklung neuer Wirkstoffe und der Individualisierung
der klinischen Diagnostik und Therapeutik ist (Bentley, Med Res
Rev 2000, 20: 189–196;
Pfost et al., Trends Biotechnol 2000, 18: 334–338; Schork et al., Clin Genet
2000, 58: 250–264).
Zukünftige
Entwicklungen werden sich auf die Identifizierung und/oder Durchmusterung
von wenigen Dutzend bis zu Hunderten von SNPs konzentrieren, die
für bestimmte
Krankheitsbereiche (z.B. Krebs, neurodegenerative oder kardiovaskuläre Krankheit)
relevant sind, anstatt bei jedem Individuum Ganzgenom-SNP-Scans
durchzuführen.
Verfahren, die die Anforderungen dieser Entwicklungen erfüllen, müssen flexible
und schnelle Assays, einen mittleren bis hohen Durchsatz und eine
qualitative hochwertige Genotypbestimmung für interessierende SNPs ermöglichen.
Zu den zur Zeit angewendeten Verfahren zur Analyse von Nucleinsäuresequenzen,
insbesondere zur Analyse von SNPs, gehören die Analyse des Restriktionsfragment-Längenpolymorphismus
von Produkten der Polymerase-Kettenreaktion (RFLP-PCR), die Hybridisierung
mit allelspezifischen Oligonucleotiden (Nickerson et al., Proc Natl
Acad Sci USA 1990, 87: 8923–8927;
Saiki et al., Proc Natl Acad Sci USA 1989, 86: 6230–6234; de
Verlaan et al., Gene 1986, 50: 313–320; Wallace et al., Nucleic
Acids Res 1981, 9: 879–894;
Zhang et al., Nucleic Acids Res 1991, 19: 3929–3933), allelspezifische PCR
(Gibbs et al., Nucleic Acids Res 1989, 17: 2437–2448; Newton et al., Nucleic
Acids Res 1989, 17: 2503–2516),
Oligonucleotid-Ligierungsassay (Grossman et al., Nucleic Acids Res
1994, 22: 4527–4534;
Landegren et al., Science 1988, 241: 1077–1080), allelspezifische Ligase-Kettenreaktion
(Abravaya et al., Nucleic Acids Res 1995, 23: 675–682; Barany,
Proc Natl Acad Sci USA 1991, 88: 189–193; Wu und Wallace, Genomics
1989, 4: 560–569),
Chiparrays hoher Dichte für die
allelspezifische Hybridisierungsanalyse (Wang et al., Science 1998,
280: 1077–1082;
Yershov et al., Proc Natl Acad Sci USA 1996, 93: 4913–4918),
der 5'-Nuclease-Assay
(Holland et al.; Proc Natl Acad Sci USA 1991, 88: 7276–7280; Lee
et al., Biotechniques 1999, 27: 342–349; Livak, Genet Anal 1999,
14: 143–149;
Livak et al., PCR Methods Appl 1995, 4: 357–362), der matrizengesteuerte
Farbstoff-Terminator-Einbauassay
(Chen und Kwok, Nucleic Acids Res 1997, 25: 347–353; Chen et al., Genome Res
1999, 9: 492–498,
und Proc Natl Acad Sci USA 1997, 94: 10756–10761), der Molecular-Beacon-allelspezifische-Oligonucleotidassay
(Marras et al., Genet Anal 1999, 14: 151–156; Tyagi und Kramer, Nat
Biotechnol 1996, 14: 303–308),
der allelspezifische Fluoreszenzenergietransfer(LightCycler)-Assay
(Bernard et al., Anal Biochem 1998, 255: 101–107; Lay und Wittwer, Clin
Chem 1997, 43: 2262–2267),
der strukturspezifische invasive Endonuclease-Spaltungsassay (Lyamichev
et al., Nat Biotechnol 1999, 17: 292– 296) und der Pyrosequenzierungsassay
(Ahmadian et al., Anal Biochem 2000, 280: 103–110, Alderborn et al., Genome
Res 2000, 10: 1249–1258).
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Bei
den meisten der Verfahren werden zur Zeit makroskopische Fluoreszenztechniken
eingesetzt, die konventionelle Fluoreszenzintensität, Fluoreszenzpolarisierung,
Energieübertragung
oder Fluoreszenz-Quenching umfassen und die die mittlere Fluoreszenzausstrahlung
aus der Menge der emittierenden Fluorophore messen. Dagegen werden
bei der Einzelmolekülnachweistechnik
Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie (FCS) (Eigen und Rigler, Proc
Natl Acad Sci USA 1994, 91: 5740–5747; Elson und Magde, Biopolymers
1974, 13: 1–27,
Magde et al., Phys Rev Lett 1972, 29: 705–708, und Biopolymers 1974,
13: 29–61)
statistisch Proben von den Fluoreszenzfluktuationen einzelner Moleküle in diskreten
Zeitintervallen mit einer zeitlichen Auflösung von bis zu Nanosekunden
und darunter genommen. Dann werden viele solche Nachweisereignisse
gemittelt, um die Eigenschaften des ganzen Assaysystems zu definieren.
Eine Analyse von Einzelmolekülereignissen wird
mit Hilfe einer konfokalen Optik mit einem Beleuchtungs/Beobachtungsvolumen
von ungefähr
0,24 fl (10–15 Liter)
erreicht und hat gegenüber
herkömmlichen
makroskopischen Fluoreszenzverfahren mehrere Vorteile. Zum Beispiel
werden Probleme, die aus der Sondenadsorption, der Autofluoreszenz
von Reaktionskomponenten oder von Reaktionsgefäßen stammen, sowie innere Filtereffekte
praktisch beseitigt. Dies führt
zu einem hohen Signal-Rausch-Verhältnis und einer maximalen Empfindlichkeit,
die vom Assayvolumen im Wesentlichen unabhängig ist und eine spätere Assayminiaturisierung
bis zu 1 ml oder darunter erlaubt, eine wesentliche Vorbedingung
einer Hochdurchsatzanalyse. Die Autokorrelation von Fluoreszenzfluktuationen
liefert mehrere Fluoreszenzparameter einschließlich der mittleren Anzahl
und der Translationsdiffusionszeiten von fluoreszierenden Molekülen im konfokalen
Beleuchtungs/Beobachtungs-Volumen. FCS wurde erfolgreich angewendet,
um so verschiedene molekulare Wechselwirkungen wie Wirkstoff/Target-Wechselwirkungen
zu messen (Auer et al., Drug Discovery Today 1998, 3: 457–465; Sterner
und Henco, J Recept Signal Transduct Res 1997, 17: 511–520), enzymatische
und Bindungsstudien (Kettling et al., Proc Natl Acad Sci USA 1998,
95: 1416–1420;
Meyer-Almes und Auer, Biochemistry 2000, 39: 13261–13268)
sowie Proteinaggregationsstudien (Pitschke et al., Nat Med 1998,
4: 832–834,
Tjernberg et al., Chem Biol 1999, 6: 53–62). Außerdem wurde gezeigt, dass
FCS gut für
die qualitative und quantitative Nucleinsäureanalyse (Bjorling et al.,
Biochemistry 1998, 37: 12971–12978;
Kinjo, BioTechniques 1998, 25: 705–6; Kinjo et al., Anal Biochem
1998, 260: 166–172;
Kinjo und Rigler, Nucleic Acids Res 1995, 23: 1795–1799; Rigler
et al., J Biotechnol 1998, 63: 97–109; Walter et al., Proc Natl
Acad Sci USA 1996, 93: 12805–12810;
Weiner et al., Digestion 2000, 61: 84–89) und für den indirekten Nachweis von
Punktmutationen in Genen (Kinjo and Nishimura, Bioimaging 1997,
5: 134–138)
geeignet ist.
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Das
Europäische
Patent Nr. 332435 ("Method
of detecting nucleotide sequences") von Zeneca Ltd., London, und Newton
et al. (Nucleic Acid Res 1989, 17: 2503–16) beschreiben ein Verfahren
zum Nachweisen der Anwesenheit oder Abwesenheit von wenigstens einer
Nucleotidsequenzvariation. Dieses Verfahren ist als ARMS (amplification
refractory mutation system) bekannt. Die Grundlage der Erfindung,
wie sie im Europäischen
Patent Nr. 332435 beschrieben ist, besteht darin, dass Oligonucleotide
mit einem fehlgepaarten 3'-Rest unter
geeigneten Bedingungen nicht als Primer in einer PCR-Reaktion funktionieren.
Das Verfahren umfasst (i) das In-Kontakt-Bringen einer Nucleinsäureprobe
mit einem diagnostischen Primer, der zu einem diagnostischen Teil
einer Zielnucleinsäuresequenz
im Wesentlichen komplementär
ist, wodurch eine Verlängerung
des diagnostischen Primers an einer Zielmatrize unter geeigneten
Bedingungen nur erreicht wird, wenn ein terminales Nucleotid des
diagnostischen Primers entweder zu einem vermuteten abweichenden
Nucleotid oder einem entsprechenden normalen Nucleotid der Zielnucleinsäuresequenz
komplementär
ist, und (ii) das Nachweisen der Anwesenheit oder Abwesenheit eines
Verlängerungsprodukts.
Gemäß der im
Europäischen
Patent Nr. 332435 beschriebenen Erfindung umfasst ein bevorzugtes
Verfahren zum Nachweisen von und Unterscheiden zwischen mehreren
Amplifikationsprodukten, die durch das Verfahren erzeugt werden,
das Auswählen
der Position der Amplifikationsprimer auf der Zielnucleinsäuresequenz,
so dass die Länge
jedes Amplifikationsprodukts verschieden ist. Dementsprechend kann
dies erreicht werden, indem man den Abstand der Amplifikationsprimer
von der Position der Markierungsprimer variiert, so dass jede Nucleotidvariante
mit einem Amplifikationsprodukt unterschiedlicher Länge assoziiert
ist. Die Amplifikationsprodukte unterschiedlicher Länge können dann
durch etablierte Elektrophoresetechniken nachgewiesen werden. Die
oben beschriebene Nachweistechnik hat jedoch den Nachteil, dass
sie zeitraubend und nichthomogen ist und mehrere manuelle Arbeitsschritte
erfordert. Außerdem
kann die Technik nur für
die gleichzeitige Durchmusterung einer Probe von Zielnucleinsäuresequenzen
entweder auf die Anwesenheit oder auf die Abwesenheit von Nucleinsäurevarianten
in mehreren, aber unterschiedlichen Positionen auf den Zielnucleinsäuresequenzen
verwendet werden, während
eine gleichzeitige Analyse von mehreren Nucleotidvarianten, die
sich in einer definierten einzigen Position befinden, nicht möglich ist.
Weiterhin ermöglicht
die im Europäischen
Patent Nr. 332435 beschriebene Erfindung keine Quantifizierung von
Zielnucleinsäuresequenzen.
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Die
internationale Anmeldung WO 98/24928 offenbart ein Verfahren zum
Nachweis der Anwesenheit oder Abwesenheit von chromosomalen Abnormitäten, die
mit einem Zustand bei einem Probanden verbunden sind und jeweils
durch wenigstens eine charakteristische Nucleinsäuresequenz definiert sind.
Das Verfahren umfasst das Durchführen
eines Multiplexmolekularamplifikationsverfahrens mit einer Probe
von Nucleinsäuren,
wobei das Verfahren die Verwendung von wenigstens 7 jeweils unterschiedlichen
Primern in einem einzigen Reaktionsgemisch umfasst, wobei jeder
der Primer ein Ende wenigstens einer charakteristischen Nucleinsäuresequenz
definiert. Wenigstens einer der Primer definiert die ersten Enden
von wenigstens zwei charakteristischen Nucleinsäuresequenzen, wobei die zwei
Sequenzen in ihren entgegengesetzten Enden durch jeweils unterschiedliche
Primer definiert sind, die aus dem Rest der Primer ausgewählt sind,
wodurch die Zahl der amplifizierten charakteristischen Nucleinsäuresequenzen,
die nach dem Abschluss der Amplifikationsreaktion nachgewiesen werden
können,
wenigstens 1/2 × n
+ 1 beträgt.
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Die
Veröffentlichung
von Boldt B. et al., "One-tube
method for complete HPA-1 genotyping by PCR using sequence-specific
primers", British
Journal of Haematology, 1997, 99, 968–973, beschreibt ein Verfahren zur
gleichzeitigen und vollständigen
Genotypbestimmung bei der interessierender Allele in einer einzigen
PCR unter Verwendung einer rekombinanten Matrize, die nur durch
die sequenzspezifischen Primer amplifiziert werden kann.
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In
dem Artikel von Echevarria J. et al. "Simultaneous detection and identification
of human parainfluenza viruses 1, 2 and 3 from clinical samples
by multiplex PCR",
Journal of Clinical Microbiology, Mai 1998, S. 1388–1391, sind
Multiplex-RT-PCR-Assays
offenbart, bei denen ein Gemisch von drei Paaren von Primern für die primäre Amplifikation
verwendet wird. Eine zweite Amplifikation wurde zur Typbestimmung
mit einem Gemisch von geschachtelten Primern durchgeführt, die
gegebenenfalls mit einem fluoreszierenden Mittel gekoppelt sind.
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WO
96/40995 offenbart Verfahren zum Nachweisen und Quantifizieren von
Gensequenzen, wie mutierten Genen und Onkogenen, in biologischen
Flüssigkeiten.
Die Flüssigkeitsprobe
wird erhalten, deproteiniert, und die in der Probe vorhandene DNA
wird extrahiert. Dann wird die DNA unter Verwendung eines Amplifikationsverfahrens,
wie PCR oder LCR, amplifiziert, um die mutierte Gensequenz zu amplifizieren.
In einer Ausführungsform
wird die DNA vor oder während
des Amplifikationsverfahrens mit einer Peptidnucleinsäure in Kontakt
gebracht.
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WO
97/42345 beschreibt ein Verfahren zum Nachweis von diagnostischen
Basensequenzen in einer Probennucleinsäure sowie diagnostische Primer
mit einem nichtkomplementären
Schwanz, die Tag- und Detektorbereiche umfassen, zur Verwendung
in dem Verfahren. Das Verfahren ist in Kombination mit dem Amplification
Refractory Mutation System (ARMS) zum Nachweis von abweichenden
diagnostischen Basensequenzen vor einem Hintergrund von normalen
diagnostischen Basensequenzen von Nutzen.
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Die
vorliegende Erfindung überwindet
die oben beschriebenen Beschränkungen
und verwendet eine homogene, empfindliche, einfache und arbeitssparende
Technik zur Multiplexanalyse von Nucleinsäuresystemen, die GALIOS (gene
amplification and labeling in one system) genannt wird. Das neue
Verfahren ist für
den direkten Nachweis von bekannten SNPs, Punktmutationen, Allelvarianten,
Deletionen, Insertionen, Repeats und/oder Inversionen besonders
gut geeignet. Die vorliegende Erfindung verwendet ein Verfahren,
das die hohen Spezifitäten
einer halbgeschachtelten (semi-nested) Polymerase-Kettenreaktion
(Haff, PCR Methods Appl 1994, 3: 332–337) mit einem verbesserten
Verfahren der nucleotidvariantenspezifischen Amplifikation verwendet.
Das verbesserte nucleotidvariantenspezifische Amplifikationsverfahren
ist durch die Verwendung von wenigstens zwei im Wesentlichen ähnlichen,
aber unterscheidbaren Markierungsprimern für die Analyse einer Zielnucleinsäuresequenz
gekennzeichnet. Das erfindungsgemäße Verfahren liefert gegenüber anderen
Systemen den Vorteil, dass es die Amplifikation, Markierung und
Messung in einem homogenen Format ermöglicht. Gemäß der vorliegenden Erfindung
können
mehrfache Reaktionsprodukte direkt und gleichzeitig in einem Misch-und-miss-Format
ohne irgendwelche Postamplifikationsverarbeitungs- oder physikalischen
Trennschritte gemessen, analysiert und quantifiziert werden. Die
Messung erfolgt vorzugsweise durch die Technik der Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie
(FCS).
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Gemäß einem
Merkmal der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren zum Nachweisen
der Anwesenheit oder Abwesenheit von abweichenden Nucleotiden innerhalb
von Zielnucleinsäuresequenzen
angegeben, wobei das Verfahren die folgenden Schritte umfasst:
- (i) Herstellen eines Reaktionsgemischs, das
Folgendes umfasst: Nucleosidtriphosphate oder funktionelle Derivate
davon; ein Polymerisationsmittel; wenigstens ein Paar von zielspezifischen
Amplifikationsprimern, die mit Zielnucleinsäuresequenzen hybridisieren
können;
wenigstens ein Satz Markierungsprimer, wobei jeder Satz aus wenigstens
zwei Typen von Markierungsprimern besteht, die mit entsprechenden
Zielnucleinsäuresequenzen
3' von den Amplifikationsprimern
hybridisieren können,
so dass jeder Satz Markierungsprimer relativ zu dem entsprechenden
Paar von Amplifikationsprimern halbgeschachtelt (semi-nested) ist, und
wobei die halbgeschachtelten Markierungsprimer in niedrigeren Konzentrationen
vorhanden sind als das Paar von Amplifikationsprimern, wobei die
wenigstens zwei Typen von Markierungsprimern eines Satzes Markierungsprimer
dadurch gekennzeichnet sind, dass sie im Wesentlichen ähnliche
Nucleotidsequenzen haben, abgesehen von wenigstens dem 3'-terminalen Nucleotid,
das für
jeden Typ von Markierungsprimer verschieden und zu dem abweichenden
Nucleotid komplementär
ist, wodurch ein verlängerter
Markierungsprimer synthetisiert wird, wenn das 3'-terminale Nucleotid des Markierungsprimers
komplementär zu
dem entsprechenden Nucleotid in der Zielnucleinsäuresequenz ist, und wodurch
im Wesentlichen kein oder nur ein vernachlässigbarer Hintergrund von verlängertem
Markierungsprimer synthetisiert wird, wenn das terminale Nucleotid
nicht komplementär
zu dem entsprechenden Nucleotid in der Zielnucleinsäuresequenz
ist, und jeder Typ von Markierungsprimer weiterhin dadurch gekennzeichnet
ist, dass er eine andere und unterscheidbare Markierung trägt. Das
Reaktionsgemisch umfasst weiterhin wenigstens eine Probe von Nucleinsäuresequenzen.
- (ii) Durchführen
einer Amplifikationsreaktion unter Bedingungen, die die Hybridisierung
der Amplifikationsprimer und der Markierungsprimer, entweder zusammen
oder nacheinander, an die entsprechenden Zielnucleinsäuresequenzen
ermöglichen,
und Fördern
der Polymerisation; und
- (iii) Messen spezieller Eigenschaften der Typen von Markierungsprimern
während
oder nach der Beendigung der Amplifikationsreaktion, wobei die spezifischen
Eigenschaften auf eine Verlängerung
oder Nichtverlängerung
der Markierungsprimer hinweisen, wodurch die Anwesenheit oder Abwesenheit
eines abweichenden Nucleotids innerhalb einer Zielnucleinsäuresequenz
nachgewiesen wird.
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Man
sollte sich darüber
im Klaren sein, dass gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren
ein Verlängerungsprodukt
des Markierungsprimers synthetisiert wird, wenn das 3'-terminale Nucleotid
des Markierungsprimers komplementär zu dem entsprechenden Nucleotid
der Zielnucleinsäuresequenz
ist. Es sei weiterhin angemerkt, dass der Ausdruck "halbgeschachtelt" in Bezug auf den
Markie rungsprimer bedeutet, dass jeder Typ von Markierungsprimer
innerhalb des Bereichs der Zielnucleinsäuresequenz, die von dem Paar
von Amplifikationsprimern eingerahmt und amplifiziert wird, assoziiert
oder hybridisiert. Jedes Paar von Amplifikationsprimern besteht
aus einem Stromaufwärts-
und einem entsprechenden Stromabwärts-Amplifikationsprimer, die den
zu analysierenden Bereich auf der Zielnucleinsäuresequenz einrahmen (siehe 1 zur
Veranschaulichung). Der hier verwendete Ausdruck "Zielnucleinsäuresequenz" bezieht sich auf
eine bestimmte interessierende Nucleinsäuresequenz, von der man annimmt
oder weiß,
dass sie ein abweichendes Nucleotid enthält. Der hier verwendete Ausdruck "abweichendes Nucleotid" ist definiert als
Nucleotid, das auf einer definierten Position innerhalb einer Zielnucleinsäuresequenz
enthalten ist und von dem man annimmt oder weiß, dass es abweicht. Dies bedeutet,
dass ein abweichendes Nucleotid eines von vier möglichen Nucleotiden (Adenosin, Guanosin,
Cytidin und Thymidin) umfassen kann. In der Praxis der Erfindung
kann ein abweichendes Nucleotid zum Beispiel eine Punktmutation,
Deletion, Insertion, Inversion oder einen Einzelnucleotidpolymorphismus (SNP)
umfassen. Verschiedene Allele eines Gens können durch die An- oder Abwesenheit
eines abweichendes Nucleotids definiert werden. Man sollte sich
weiterhin darüber
im Klaren sein, dass eine Probe von Zielnucleinsäuresequenzen eine gemischte
Population von Zielnucleinsäuremolekülen enthalten
kann, die wenigstens zwei verschiedene Nucleinsäuresequenzen repräsentieren,
wobei sich die Zielnucleinsäuresequenzen wenigstens
in ihrer Nucleotidzusammensetzung auf der Position, die durch das
entsprechenden komplementäre
3'-terminale Nucleotid
des Markierungsprimers definiert ist, voneinander unterscheiden.
Folglich kann das Reaktionsgemisch ein Gemisch von wenigstens zwei
Typen von verlängerten
und amplifizierten Markierungsprimern enthalten, wobei die multiplen
amplifizierten Typen von Markierungsprimern anhand ihrer verschiedenen
Marker unterscheidbar sind. In der Praxis sind Polymorphismen, bei
denen mehr als zwei der vier möglichen
Nucleotide an einer gegebenen Einzelbasenstelle vorhanden sein können, einer
qualitativen und quantitativen Analyse mit dem beschriebenen Verfahren
zugänglich.
Das Reaktionsgemisch umfasst auch Nucleosidtriphosphate oder funktionelle
Derivate davon. Wie der Ausdruck hier verwendet wird, können Nucleosidtriphosphate
oder funktionelle Derivate davon in ein Verlänge rungs- oder Amplifikationsprodukt
eingebaut werden. Funktionelle Derivate von Nucleosidtriphosphaten
umfassen zum Beispiel synthetische Nucleotide mit modifizierten
Baseneinheiten und/oder modifizierten Zuckereinheiten.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
gibt die vorliegende Erfindung ein Verfahren an, wie es oben beschrieben
ist, bei dem die Konzentration jedes Markierungsprimers 0,1- bis
300mal, vorzugsweise 5- bis 30mal, niedriger ist als die Konzentration
des wenigstens einen Paars von Amplifikationsprimern. Bei dem hier beschriebenen
Verfahren werden vorzugsweise wenigstens ein Paar von Zielnucleinsäuresequenz-spezifischen
Amplifikationsprimern in hohen Konzentrationen (z.B. 150 bis 300
nM) und wenigstens zwei Typen von halbgeschachtelten nucleotidvariantenspezifischen
Markierungsprimern in wesentlich niedrigeren Konzentrationen (z.B.
1 bis 10 nM) in einer einzigen Amplifikationsreaktion, z.B. PCR,
eingesetzt. Während
der Reaktion wird der interessierende Zielbereich unabhängig von
der variablen Nucleotidsequenz amplifiziert, während die geschachtelten Markierungsprimer
mit hoher Effizienz, die nur von der abweichenden Nucleotidsequenz
abhängt,
verlängert
werden. Da die 3'-terminalen Basen
der Markierungsprimer zu der jeweiligen zu analysierenden variablen
Nucleotidsequenz komplementär
sind, erfolgt nur dann eine Verlängerung
des Markierungsprimers durch die Polymerase, wenn die 3'-terminale Base des
Markierungsprimers spezifisch mit der komplementären Base in der Zielnucleinsäuresequenz
hybridisiert. Wenn dagegen die 3'-terminale
Base des Markierungsprimers nicht richtig mit der Zielnucleinsäuresequenz
assoziiert wird, ist die spezifische Verlängerung beeinträchtigt.
Dennoch kann im Falle von hohen DNA-Konzentrationen in der Amplifikationsreaktion
eine unspezifische Amplifikation stattfinden. Um die unspezifische
Verlängerung
zu minimieren, sind die halbgeschachtelten Markierungsprimer in
niedrigeren Konzentrationen vorhanden als das Paar von Amplifikationsprimern. Aufgrund
ihrer hohen Konzentration dominieren die Amplifikationsprimer die
früheren
PCR-Zyklen, während die
niedrig konzentrierten Markierungsprimer vorwiegend in späteren PCR-Stadien
verlängert
werden, wodurch sie ein zeitlich und räumlich halbgeschachteltes Primersystem
bilden. Dieses Merkmal hat den Vorteil, dass es zu hohen Signal- Rausch-Verhältnissen,
einer sehr hohen Spezifität
und einer minimalen Gefahr, falsch positive Ergebnisse zu erhalten,
führt.
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung enthält
jeder Markierungsprimer wenigstens eine der folgenden Markierungen:
Fluoreszenzfarbstoffe, Chemilumineszenzmarker, Elektrolumineszenzmarker,
Affinitäts-
oder Bindungsmarker, positionsspezifische Marker oder Marker mit
spezifischen physikalischen Eigenschaften, wie unterschiedlicher
Größe, Masse
oder Drehrichtung.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung enthalten die Markierungsprimer Fluoreszenzfarbstoffe
und jeder Typ von Markierungsprimer ist mit einem anderen Fluoreszenzfarbstoff
markiert, so dass jeder Typ von Markierungsprimer durch unterschiedliche
Anregungs- und/oder Emissionsspektren, Lebensdauereigenschaften,
Polarisationseigenschaften, Fluoreszenz-Resonanz-Energie-Transfer(FRET)-Eigenschaften,
Quantenausbeuten, Photostabilität
oder Triplettzahl der Fluorochrome gekennzeichnet ist.
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In
einer anderen bevorzugten Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist der Marker permanent oder temporär an den Markierungsprimer,
vorzugsweise das 5'-Ende
des Markierungsprimers, gebunden. Die Verfahren des Bindens, Befestigens
oder Konjugierens des Markers mit dem Markierungsprimer hängen von
der Art des Markers und der Position des Markers auf dem Markierungsprimer
ab und sind in der Technik bekannt. Markierungsprimer und Amplifikationsprimer
bestehen aus Oligonucleotiden, die typischerweise 15 bis 30 Nucleotide
enthalten. Je nach der besonderen Komplexität der Zielsequenz, der Assoziationstemperatur
und anderen variablen Faktoren können
die Primer jedoch auch mehr oder weniger Nucleotide enthalten. Die
Primer können
aus Phosphodiester-Oligonucleotiden oder modifizierten Oligonucleotiden,
wie Methylphosphonaten, Phosphotriestern, Phosphorothioaten, Phosphoramidaten,
PNAs, Nichtphosphat-Internucleosidbindungen oder Gemischen davon
bestehen.
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In
noch einer anderen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung werden
die Amplifikationsreaktion und die anschließende gleichzeitige Messung
der spezifischen Eigenschaften der multiplen Reaktionsprodukte in
einem homogenen Format, d.h. in einem einzigen Reaktionsröhrchen,
durchgeführt.
Man wird sich leicht darüber
im Klaren sein, dass diese Ausführungsform
den Vorteil eines erhöhten
Probendurchsatzes und von potentiellen Kosten- und Zeitersparnissen
hat.
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In
einer weiteren Ausführungsform
des vorliegenden Verfahrens ist das Polymerisationsmittel ein Enzym.
Die Synthese von Primer-Verlängerungsprodukten
kann zum Beispiel durch E.-coli-DNA-Polymerase I, Klenow-Polymerase,
Phage-T4-DNA-POlymerase
oder andere DNA-Polymerasen erfolgen. Ein bevorzugtes Enzym ist
eine thermostabile DNA-Polymerase. Es ist besonders wünschenswert,
eine thermostabile DNA-Polymerase zu verwenden, der die 5'→3'-Exonuclease-Aktivität fehlt, z.B. eine verkürzte Form
von T.-aquaticus-DNA-Polymerase (Lawyer et al., J Biol Chem 1989,
264: 6427–6437;
Lawyer et al., PCR Method Appl 1993, 2: 275–287). Bei Verwendung eines
solchen Enzyms unterliegen die Markierungsprimer keinem Exonuclease-Abbau
ausgehend von dem markertragenden 5'-terminalen Ende des Markierungsprimers
während
der Amplifikationsreaktion.
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In
einer anderen Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung umfassen die Zielnucleinsäuresequenzen
vorzugsweise genomische DNA. Außerdem
können
die Zielnucleinsäuresequenzen
cDNA, einzelsträngige
DNA, doppelsträngige
DNA, Plasmid-DNA und Gemische von DNA mit anderen Molekülen umfassen.
Weiterhin können
Zielnucleinsäuresequenzen
aus RNA bestehen. Wenn RNA das Ausgangsmaterial für die Analyse
ist, können
eine reverse Transcriptionsreaktion und eine Amplifikationsreaktion
in derselben Reaktion durchgeführt
werden. Die Herkunft der Zielnucleinsäuresequenzen ist vorzugsweise
human, aber sie können auch
von anderen Organismen, wie anderen Säugern, Vertebraten, Invertebraten,
Pilzen, Hefe, Bakterien, Viren und Pflanzen, stammen. Die Zielnucleinsäuresequenzen
können
vorzugsweise aus Blut erhalten und extrahiert werden. Sie können weiterhin
aus anderem zugänglichem
Gewebematerial und Körperflüssigkeiten, wie
Gewebebiopsien, Tumormaterial, Haut, Haar, Sperma, Speichel, Nabelschnurblut,
Liquor und Amnionflüssigkeit,
erhalten werden. Noch eine weitere Quelle für Zielnucleinsäuresequenzen
kann Zellkulturmaterial sein. Die Extraktion kann nach mehreren
Techniken durchgeführt
werden, die dem Fachmann bekannt sind (siehe Sambrook und Russell,
Molecular Cloning: A Laboratory Manual, Cold Spring Harbor Laboratory
Press, Cold Spring Harbor, New York, 2000).
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung kann das Messen der speziellen Eigenschaften der Amplifikationsreaktionsprodukte
durch mehrere verschiedene Techniken erfolgen. Zum Beispiel können chromatographische
Techniken, wie HPLC, FPLC, Kapillarelektrophorese oder Gelelektrophorese, eingesetzt
werden. Massenspektroskopische oder elektrochemische Techniken können ebenfalls
verwendet werden. Die Messung kann während (d.h. Echtzeitanalyse)
oder nach der PCR-Amplifikation (d.h. Endpunktanalyse) durchgeführt werden.
Je nach der Natur der Markierung ermöglicht die Erfindung die Verwendung
von fluorimetrischen, chromatographischen oder physikalischen Nachweissystemen,
um den Grad der Verlängerung
der Markierungsprimer zu messen. In der bevorzugten Ausführungsform
ist eine fluorimetrische Analyse für die Messung der Amplifikationsreaktionsprodukte
erwünscht.
Die Messung kann auf einer Fluoreszenzpolarisationsanalyse, Fluoreszenzanisotropieanalyse,
Fluoreszenzintensitätsanalyse,
Fluoreszenzintensitätsverteilungsanalyse,
Fluoreszenzlebensdaueranalyse, Fluoreszenzdichroismusanalyse, Fluoreszenz-Resonanzenergie-Transfer-Analyse,
spektroskopischen Analyse von Anregungs- und/oder Emissionsspektren
oder vorzugsweise Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie (FCS) beruhen.
Sie kann auch auf Kombinationen dieser auf Fluoreszenz beruhenden
Techniken beruhen. Weiterhin kann eine fluorimetrische Analyse auch
in einem konfokalen Fluoreszenzsystem durchgeführt werden. Für die Multiplexanalyse
einer homogenen Amplifikationsreaktion werden Fluoreszenzmarker
mit unterscheidbaren optischen Parametern, wie Anregungsspektren, Emissionsspektren,
Fluoreszenzlebensdauer, Polarisation, Quantenausbeuten, Photostabilität oder Triplettzahl
der Fluorochrome, verwendet. Im Falle von Größen- oder Massenmarkern ist
die Spektroskopie ein bevorzugtes Nachweissystem.
-
In
einer Ausführungsform
der Erfindung umfasst die Messung des Verlängerungsgrads eines Markierungsprimers
den qualitativen Nachweis von abweichenden Nucleotiden, die innerhalb
einer Probe von Zielnucleinsäuresequenzen
enthalten sind. Gemäß dieser
Ausführungsform
zeigt ein verlängerter
Markierungsprimer die Anwesenheit eines abweichenden Nucleotids
an, und ein nicht verlängerter
Markierungsprimer zeigt die Abwesenheit eines abweichenden Nucleotids
an.
-
In
einer anderen Ausführungsform
der Erfindung umfasst die Messung der Mengen der verlängerten Markierungsprimer
die Quantifizierung von Zielnucleinsäuresequenzen. Dieses Merkmal
ist besonders nützlich
für die
Genotypbestimmung an Proben von Zielnucleinsäuresequenzen. Gemäß dieser
Ausführungsform kann
die Quantifizierung zum Beispiel erreicht werden durch (i) Berechnen
des Verhältnisses
der Werte von individuell aufgezeichneten Signalen (Signal A/Signal
B) oder (ii) durch Subtrahieren des Werts von Signal B von dem Wert
von Signal A.
-
Gemäß einer
Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung kann das Verfahren zum Nachweis der Anwesenheit
oder Abwesenheit von einem oder mehreren abweichenden Nucleotiden,
die mit einem ererbten oder erworbenen Zustand bzw. Krankheit assoziiert
sind, verwendet werden.
-
Außerdem kann
das Verfahren gemäß einer
anderen Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung auch zum diagnostischen Durchmustern
von vielen Proben von Zielnucleinsäuresequenzen auf ererbte oder erworbene
Zustände
oder Krankheiten verwendet werden. Das Verfahren erlaubt weiterhin
das Durchmustern auf die Anwesenheit oder Abwesenheit von einem
oder mehreren abweichenden Nucleotiden, die eine Prädisposition
zum Erwerb eines bestimmten Zustands oder einer bestimmten Krankheit
anzeigen können.
-
In
einer weiteren Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung kann das Verfahren verwendet werden, um
Zielnucleinsäuresequenzen
zu quantifizieren, insbesondere um den Genotyp von Zielnucleinsäuresequenzen
zu bestimmen. Das Verfahren kann auch für die Bestimmung der Konzentration
von DNA oder RNA, mRNA oder viraler DNA oder RNA in einer Probe
geeignet sein. Die Verwendung des Verfahrens zu Quantifizierungszwecken
kann vorzugsweise für
die Bestimmung der Kopienzahl von Zielnucleinsäuresequenzen wünschenswert
sein, insbesondere in Proben, die aus Tumorgewebe stammen. Um bei
der praktischen Durchführung
der Erfindung den Quantifizierungsbereich des Verfahrens zu erhöhen, kann
eine Probe von Zielnucleinsäuresequenzen
mit einer definierten Menge von künstlich hergestellten Nucleinsäuren als
internen Standards gemischt werden. Dann werden alle vorhandenen
Nucleinsäuresequenzen
durch eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR) oder Reverse Transcription/Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR)
coamplifiziert, wobei identische Paare von Amplifikationsprimern,
aber ziel- und interner-Standard-spezifische Markierungsprimer verwendet
werden. Die verschiedenen Typen von Markierungsprimern innerhalb
der Reaktion unterscheiden sich durch ihre Marker. Die Mengen beider
Typen von Amplifikationsprodukten werden zum Beispiel durch Fluoreszenz
oder chromatographisches Auslesen bestimmt. Wenn die Amplifikationskinetik
in die Plateauphase eintritt, wird die enzymatische Amplifikationseffizienz
beider Targets reduziert. Der Vergleich des interner-Standard-spezifischen
Signals mit und ohne Zielnucleinsäuresequenzen spiegelt die Amplifikationseffizienz
des gesamten Systems wider. Eine Korrelation der Menge der amplifizierten
Produkte mit der gesamten Amplifikationseffizienz ermöglicht eine
Verlängerung
des Quantifizierungsbereichs.
-
In
einem zweiten Aspekt stellt die vorliegende Erfindung einen Kit
zum Nachweisen der Anwesenheit oder Abwesenheit von abweichenden
Nucleotiden innerhalb einer Probe von Zielnucleinsäuresequenzen
in einem Verfahren gemäß der Erfindung
bereit, wobei der Kit Folgendes umfasst: (i) Nucleosidtriphosphate
oder funktionelle Derivate davon, ein Polymerisationsmittel, wenigstens
ein Paar von zielspezifischen Amplifikationsprimern, die mit einer
Zielnucleinsäuresequenz
hybridisieren können,
wenigstens einen Satz Markierungsprimer, wobei jeder Satz aus wenigstens
zwei Typen von Markierungsprimern besteht, die mit einer entsprechenden
Zielnucleinsäuresequenz
3' von den Amplifikationsprimern
hybridisieren können,
so dass jeder Satz Markierungsprimer relativ zu dem entsprechenden
Paar von Amplifikationsprimern halbgeschachtelt (semi-nested) ist,
und wobei die halbgeschachtelten Markierungsprimer in niedrigeren
Konzentrationen vorhanden sind als das Paar von Amplifikationsprimern,
wobei die wenigstens zwei Typen von Markierungsprimern eines Satzes
Markierungsprimer dadurch gekennzeichnet sind, dass sie im Wesentlichen ähnliche
Nucleotidsequenzen haben, abgesehen von wenigstens dem 3'-terminalen Nucleotid,
das für
jeden Typ von Markierungsprimer verschieden und zu dem abweichenden
Nucleotid komplementär
ist, wodurch ein verlängerter Markierungsprimer
synthetisiert wird, wenn das 3'-terminale
Nucleotid des Markierungsprimers komplementär zu dem entsprechenden Nucleotid
in der Zielnucleinsäuresequenz
ist, und jeder Typ von Markierungsprimer weiterhin dadurch gekennzeichnet
ist, dass er eine andere und unterscheidbare Markierung trägt. Wenn
der Kit der vorliegenden Erfindung vorzugsweise für die Quantifizierung
von Zielnucleinsäuresequenzen
verwendet wird, kann es wünschenswert
sein, Nucleinsäuresequenzen
als interne Standards mitzuverwenden. Solche internen Standards
sind künstlich
hergestellte Nucleinsäuresequenzen,
die mit einer amplifizierten Zielnucleinsäuresequenz im Wesentlichen
identisch sind. Um vergleichbare enzymatische Amplifikationseigenschaften
von Zielnucleinsäuresequenz
und entsprechender, als interner Standard dienender Nucleinsäuresequenz zu
gewährleisten,
sollte der veränderte
Sequenzbereich so klein wie möglich
sein, zum Beispiel 1 bis 50 Nucleotide, vorzugsweise 1 bis 20, am
meisten bevorzugt 1 bis 4 Nucleotide. Im Falle von längeren Stücken mit veränderter
Sequenz sollte die Sequenz verwürfelt
(scrambled) sein. Dies bedeutet, dass die Nucleinsäuresequenz
so verändert
wird, dass die Gesamtnucleotidzusammensetzung (G,C,A,T-Gehalt) im
Wesentlichen unverändert
bleibt. Im Falle von DNA-Zielnucleinsäuresequenzen
ist ein interner DNA-Standard bevorzugt, und im Falle von RNA-Zielnucleinsäuresequenzen
ist ein interner RNA-Standard bevorzugt.
-
Die
obigen und weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung gehen aus
der folgenden Beschreibung von Figuren und den folgenden Beispielen
hervor. Das Verfahren der Erfindung wird anhand der Beispielanalyse
von drei SNPs veranschaulicht, die mit einem erhöhten Risiko der Tiefvenenthrombose
assoziiert sind, der VLeiden-G1691-Übergang
(Zoller et al., J Clin Invest 1994, 94: 2521–2524), der G20210A-Polymorphismus
im Prothrombin-Gen (Poort et al., Blood 1996, 88: 3698–3703) und
die C677-Mutation im Gen für 5,10-Methylentetrahydrofolat-Reductase
(MTHFR) (Frosst et al., Nat Genet 1995, 10: 111–113).
-
Beispiel
-
Die
Spezifität,
Reproduzierbarkeit, Präzision
und Robustheit des erfindungsgemäßen Verfahrens
werden anhand der Analyse von drei SNPs aufgezeigt, die mit einem
erhöhten
Risiko der Tiefvenenthrombose assoziiert sind, der Faktor VLeiden-G1691A-Übergang
(Bertina et al., Nature 1994, 369: 64–67; Zoller und Dahlback, Lancet
1994, 343: 1536–1538;
Zoller et al., J Clin Invest 1994, 94: 2521–2524), der G20210A-Polymorphismus im
Prothrombin-Gen (Degen und Davie, Biochemistry 1987, 26: 6165–6177; Martinelli
et al., N Engl J Med 1998, 338: 1793–1797; Poort et al., Blood
1996, 88: 3698–3703)
und die C677-Mutation im Gen für 5,10-Methylentetrahydrofolat-Reductase
(MTHFR) (Fodinger et al., J Nephrol 2000, 13: 20–33; Frosst et al., Nat Genet 1995,
10: 111–113).
-
Experimentelle Verfahren:
-
- (1) Blutproben und DNA-Präparation: EDTA-Blutproben wurden
von einer Blutbank erhalten und bei –20 °C aufbewahrt. Genomische DNA
wurde aus Vollblut gewonnen, wobei man den QIAamp DNA Blood Mini
Kit (QIAGEN, Hilden, Deutschland) gemäß den Anweisungen des Herstellers
verwendete. DNA wurde durch Messen der Extinktion bei 260 nm quantifiziert,
und die Reinheit von Nucleinsäuren
wurde durch Überwachen
der 260 nm/280 nm-Extinktionsverhältnisse gemessen.
- (2) Primergestaltung: Amplifikations- und Markierungsprimer
wurden unter Verwendung von Primer Premier Software, Version 5.00
(Premier Biosoft International, Palo Alto, CA, USA), gestaltet.
Für die
Reaktionsbedingungen wurden die Default-Einstellungen im Programm
verwendet, und für
die Primerselektion wurden die folgenden Parameter eingestellt:
Primerlänge
= 20 ± 5
bp; Primer-Schmelztemperaturbereich Tm)
= 47–62 °C, Primer-GC-Gehalt
= 40–65%.
Wenn notwendig, wurden zusätzliche
Parameter eingestellt, um die Primerselektion zu optimieren. Allelspezifische
Markierungsprimer wurden mit der 3'-terminalen Base direkt an der polymorphen
Stelle positioniert. In Tabelle 1 sind die Nucleinsäuresequenzen
der Amplifikations- und Markierungsprimer aufgeführt, die für den Nachweis der jeweiligen
Polymorphismen ausgewählt
wurden. Alle Primer wurden durch Interactiva (Ulm, Deutschland)
synthetisiert. Markierungsprimer, die Wildtyp-Allele ansprechen,
wurden durch Standard-Phosphoramidit-Chemie mit TAMRA 5'-markiert, auf mutante
Allele gerichtete Markierungsprimer wurden über einen C6-Linker am 5'-Terminus mit N-Hydroxysuccinimid-aktiviertem
EVObIueTM50 (EVOTEC Biosystems, Hamburg,
Deutschland) verknüpft.
- (3) Assaybedinqungen für
GALIOS: Alle PCR-Reaktionen wurden in einem endgültigen Volumen von 50 ml durchgeführt, wobei
das GeneAmp PCR System 9700 (PE Applied Biosystems, Weiterstadt,
Deutschland) verwendet wurde. DNA-Proben wurden in doppelten Parallelansätzen amplifiziert
und direkt nach dem zyklischen Temperaturwechsel ohne Reinigungsschritte
durch FCS analysiert. Für
die Faktor-V-Genotypbestimmung bestand die GALIOS-Reaktion aus 1 × Amplifikationspuffer
[20 mM Tris-HCl, pH 8,9, 10 mM KCl, 10 mM (NH4)2SO4, 100 mg/ml BSA,
0,05% Tween-20], 4 mM MgCl2, 0,2 mM von
jedem dNTP, 5% DMSO, 1 E Q-BioTaq (Q-BIOgene, Heidelberg, Deutschland)
und 5 ng genomischer DNA. Die Konzentrationen des Amplifikations-
und des Markierungsprimers betrugen 300 nM bzw. 10 nM. Für die zyklischen
Temperaturwechsel wurde das folgende Profil verwendet: am Anfang
1 min Denaturierung bei 94 °C,
dann 40 Cyclen, die aus 94 °C
während
10 s, 55 °C
während
10 s und 72 °C
während
10 s bestanden. Die Proben wurden 5 min lang auf 72 °C gehalten,
bevor sie vor der Analyse auf 4 °C
gehalten wurden. Im Falle der Prothrombin-Genotypbestimmung enthielt
das GALIOS-Reaktionsgemisch 1 × Amplifikationspuffer (dieselbe
Zusammensetzung, wie sie oben beschrieben ist), 1,5 mM MgCl2, 0,2 mM von jedem dNTP, 1 E Q-BioTaq und 10
ng genomische DNA. Der Amplifikations- und der Markierungsprimer
wurden in Konzentrationen von 300 nM bzw. 5 nM verwendet. Eine PCR
wurde mit den folgenden Temperaturwechselbedingungen durchgeführt: 1 min
bei 94 °C,
dann 40 Zyklen bei 94 °C
während
10 s, 50 °C
während
35 s und 72 °C
während 20
s. Die endgültige
Verlängerung
erfolgte bei 72 °C
während
5 min. Für
die MTHFR-Genotypbestimmung enthielt das GALIOS-Reaktionsgemisch
1 × Amplifikationspuffer
(dieselbe Zusammensetzung, wie sie oben beschrieben ist), 1,5 mM
MgCl2, 0,2 mM von jedem dNTP, 1 E Q-BioTaq
und 25 ng genomische DNA. Die Primerkonzentrationen waren wie bei
der Faktor-V-Genotypbestimmung. Die zyklischen Temperaturwechsel
umfassten: 1 min bei 94 °C,
dann 40 Zyklen bei 94 °C
während
25 s, 55 °C
während
25 s und 72 °C
während
1 min. Die endgültige
Verlängerung
erfolgte bei 72 °C
während
5 min.
- (4) Assaybedinqunaen für
PCR/allelspezifische Restriktionsanalyse (PCR-ASRA): Für die Faktor-V-Genotypbestimmung
wurde eine PCR-Reaktion in einem endgültigen Volumen von 50 ml durchgeführt, das
aus Folgendem bestand: 1 × Amplifikationspuffer
[20 mM Tris-HCl, pH 8,9, 10 mM KCl, 10 mM (NH4)2SO4, 100 mg/ml BSA,
0,05% Tween-20], 4 mM MgCl2, 0,4 mM von
jedem dNTP, 5% DMSO, 300 nM Sense-Primer (5'-GGGCTAATAGGACTACTTCTAATC-3'), 300 nM Antisense-Primer
(5'-AGCCAGGAGACCTAACAT-3'), 1 E Q-BioTaq und
300 ng genomische DNA. Eine PCR-Amplifizierung wurde unter Verwendung
der folgenden Temperaturwechselbedingungen erreicht: am Anfang 5
min Denaturierung bei 94 °C,
dann 40 Zyklen bei 94 °C
während
45 s, 55 °C
während
45 s und 72 °C
während
30 s. Schließlich
wurde ein Verlängerungsschritt
bei 72 °C
während
5 min durchgeführt.
Das amplifizierte 135-bp-PCR-Produkt wurde durch Ethanolfällung gereinigt
und bei 37 °C
während
1,5 Stunden mit 10 E MnlI (New England Biolabs GmbH, Frankfurt, Deutschland)
verdaut. Die verdauten Proben wurden durch Elektrophorese in einem
3%igen TAE-Agarose-Gel, das mit Ethidiumbromid angefärbt war,
analysiert. Eine 100-bp-DNA-Leiter (Life Technologies, Karlsruhe,
Deutschland) wurde als Größenmarker
verwendet.
- (5) Datenerfassung und -analyse: Nach den zyklischen Temperaturwechseln
wurden 5 ml von jedem PCR-Reaktionsgemisch durch Agarose-Gel-Elektrophorese
analysiert, um die erfolgreiche PCR-Amplifikation zu messen. Von
jedem PCR-Reaktionsgemisch wurden 20 ml ohne Post-PCR-Modifikation
in 96-Napf-Mikroplatten
(UniViewTM, Whatman via Merck Eurolab, Bochum,
Deutschland) übergeführt. FCS-Messungen
wurden mit einem modifizierten konfokalen Mikroskop des Typs Olympus
IX50 (Olympus, Hamburg, Deutschland) durchgeführt, das mit Standardfiltersätzen für die Anregung
mit einem Helium-Neon-Laser
(entweder 543- oder 632-nm-Linie, 40 mW, Uniphase), Objektiv UApo
40x/1.15W, Blende 50 μm, ausgestattet
war. Jedes PCR-Reaktionsgemisch wurde fünfmal während jeweils 4 Sekunden sowohl
bei 543 nm als auch bei 632 nm gemessen. Aus dem Photonenzählsignal
wurde die Autokorrelationskurve berechnet und mit der Autokorrelationsfunktion
G(t) bewertet, wobei man ein Zweikomponentenmodell verwendete, das
dem freien und dem verlängerten
Primer entspricht (Schwille et al., Biophys J 1997, 72: 1878–1886): wobei
T der mittlere Anteil der Farbstoffmoleküle im Triplettzustand mit der
Relaxationszeit t ist, N die gesamte mittlere Anzahl der fluoreszierenden
Moleküle
im Beobachtungsvolumen ist, Y der relative Anteil des verlängerten
Primers ist, tfree und tpolyDiffusionszeiten
der freien die mittleren Primer bzw. der verlängerten Primer (d.h. des PCR-Produkts)
durch das konfokale Beobachtungsvolumen definieren. Der Parameter
S = r0/z0 beschreibt
das Verhältnis
des Radius des Nachweisbereichs zu seiner Länge, wobei r0 und
z0 der laterale und der axiale Radius sind,
die das ellipsoide konfokale Beobachtungsvolumen definieren (d.h.
die Abstände
zwischen der Koordinate, wo die Gauss-Verteilung des Emissionslichts
ihren Maximalwert erreicht, und dem Punkt, wo die Lichtintensität auf 1/e2 dieses Maximalwerts abgenommen hat). Die
FCS-Datenbewertung wurde mit der Software FCS+plus (Version 1.00,
EVOTEC BioSystems, Hamburg, Deutschland) durchgeführt und
lieferte translationale Diffusionszeiten und relative Anteile von
fluoreszierenden Primern und PCR-Produkten. Der relative Anteil
an PCR-Produkt aus 10 Messungen (die aus doppelten PCR-Reaktionen,
die jeweils fünfmal
gemessen wurden, resultieren) wurde als Mittelwert ± Standardabweichung
(SD) berechnet. Dies geschah getrennt für Messungen, die bei 543 nm
oder 632 nm erhalten wurden. Schließlich wurde das 543/632-Verhältnis aus
dem entsprechenden Mittelwert jeder (doppelten) Sonde berechnet.
Die Standardabweichung (SDx,y) des 543/632-Verhältnisses
wurde berechnet gemäß: wobei x (y) für den Mittelwert
bei 543 (632) nm steht und SDx (SDy) für
die entsprechende SD steht. Die 95%-Konfidenzintervalle der 543/632-Verhältnisse
wurden berechnet als:
-
Ergebnisse und Analyse:
-
Die
Anwendbarkeit des Verfahrens der Erfindung (GALIOS) zur Bestimmung
der Anwesenheit oder Abwesenheit von abweichenden Nucleotiden wurde
untersucht, indem man es mit einem bewährten Verfahren zur Genotypbestimmung
verglich. Eine Probe von genomischen Zielnucleinsäuresequenzen
mit bekannten allelischen Konstitutionen an der polymorphen G1691A-Stelle (d.h. dem abweichenden Nucleotid)
des Faktor-V-Gens (wt: G/G; hz: G/A; mut: A/A) wurde parallel durch
(1) herkömmliche
PCR-Amplifikation und anschließende
allelspezifische Restriktionsanalyse (PCR-ASRA) und durch (2) das
GALIOS-Verfahren untersucht. Für
PCR-ASRA wurde ein 135-bp-Bereich, der den G1691A-Polymorphismus
des Faktor-V-Gens enthielt, ausgehend von den Zielnucleinsäurese quenzen
amplifiziert und wurde anschließend
mit MnlI verdaut (3A, 3B).
Da der G1691A-Übergang eine MnlI-Restriktionsstelle
im Faktor-V-Gen zerstört,
blieb das aus den mutanten Zielnucleinsäuresequenzen erhaltene Amplifikationsprodukt
unverdaut, während
im Falle von Wildtyp-Zielnucleinsäuresequenzen das Amplifikationsprodukt
in ein 43-bp- und ein 92-bp-Fragment geschnitten wurde. Der MnlI-Verdau
des Amplifikationsprodukts, das aus heterozygoten Zielnucleinsäuresequenzen
erhalten wurde, ergab drei DNA-Fragmente von 43 bp, 92 bp und 135
bp. Zur Genotypbestimmung durch das GALIOS-Verfahren wurden dieselben
Proben von genomischen Zielnucleinsäuresequenzen und einer negativen Kontrolle
(die keine Zielnucleinsäuresequenzen
enthielt) in doppelten Parallelansätzen nach dem GALIOS-Verfahren
amplifiziert. Nach 40 zyklischen Temperaturwechseln wurden die Reaktionsgemische
ohne Post-PCR-Verarbeitung, physikalische Trennung oder Verdünnungsschritte
durch Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie (3C)
analysiert. Das Volumen des Nachweisfelds bei 543 nm und 632 nm
wurde durch Messen von 5 nM TAMRA bzw. 5 nM EVO-blueTM50 bestimmt.
Das Verhältnis
des Radius des konfokalen Nachweisvolumens zu seiner Länge, S;
betrug 6,9 bei 543 nm und 3,4 bei 632 nm. Die translationale Diffusionszeit der
freien Markierungsprimer, τfree die anhand der negativen GALIOS-Kontrollreaktion
definiert ist, betrug 0,153 ms bei 543 nm und 0,342 ms bei 632 nm.
Die translationale Diffusionszeit des fluoreszierenden 314-bp-Amplifikationsprodukts, τpoly,
wurde durch Kurvenanpassung der Autokorrelationsdaten mit festen
Werten für
S und τfree bewertet und ergaben 1,348 ms bei 543
nm und 2,073 ms bei 632 nm. Da die translationalen Diffusionszeiten
von nichtverlängerten
Primern und amplifizierten Produkten sowohl bei 543 nm als auch
bei 632 nm eindeutig unterscheidbar waren, war es möglich, die
Anteile der amplifizierten Produkte zu quantifizieren. Alle Proben
wurden fünfmal
während
jeweils 4 Sekunden bei 543 nm und 632 nm gemessen. Die Werte von
5, τfree und τpoly wurden im Anpassungsalgorithmus festgehalten,
wie es oben beschrieben ist, um die Zahl der freien Parameter zu
reduzieren und die Anteile der Fraktionen der amplifizierten Produkte
zu quantifizieren. Die Mittelwerte ± SD der relativen Anteile
des fluoreszierenden Amplifikationsprodukts wurden für jeden
Genotyp berechnet. Die Reaktionen, die Faktor-V-Wildtyp-Zielnucleinsäuresequenzen
enthielten, ergaben 42,85 ± 1,77% Amplifikationsprodukt
bei 543 nm, aber nur 4,14 ± 0,61%
Amplifikationsprodukt bei 632 nm. Heterozygote Zielnucleinsäuresequenzen
in Bezug auf den Faktor-V-G1691A-Polymorphismus
ergaben bei beiden Wellenlängen erhebliche
Amplifikationsproduktanteile, 31,50 ± 1,30% bei 543 nm und 52,40 ± 1,10%
bei 632 nm. Zielnucleinsäuresequenzen,
die nur das mutante Faktor-VLeiden-Allel
enthielten, hatten Amplifikationsproduktwerte von nur 2,52 ± 0,99%
bei 543 nm, aber 61,95 ± 0,29%
bei 632 nm. Die Kontrollreaktionen, die keine Zielnucleinsäuresequenzen
enthielten, hatten bei beiden Wellenlängen nur sehr geringe Hintergrund-Amplifikationsproduktanteile:
1,83 ± 0,11%
bei 543 nm und 1,24 ± 0,94%
bei 632 nm. In allen Fällen
waren die Amplifikationsproduktwerte, die eine allelspezifische
Primerverlängerung
anzeigten, wenigstens 15mal so hoch wie das entsprechende Hintergrundrauschen
bei der jeweiligen Wellenlänge.
Durch Berechnung der 543/632-Verhältnisse
der Amplifikationsproduktwerte aus jeder doppelten Probe wurden
repräsentative
Werte für
jeden Genotyp erhalten (3D). Insgesamt
waren die nach dem Verfahren der Erfindung erhaltenen Ergebnisse
der Genotypbestimmung mit den durch das PCR-ASRA-Genotyp-Bestimmungsverfahren
erhaltenen Ergebnissen vergleichbar. Um die Spezifität des Verfahrens
der Erfindung weiter zu bewerten, wurden 18 Proben von Zielnucleinsäuresequenzen
mit bekannten Faktor-V-Genotypen, sechs Proben für jeden Genotyp, in doppelten
Parallelansätzen
amplifiziert und analysiert, wie es oben beschrieben ist. Allen
18 Proben wurde der korrekte Genotyp zugeordnet. Falsch positive
oder falsch negative Genotypbestimmungen wurden nicht beobachtet. 4A zeigt Mittelwerte ± SD von relativen Amplifikationsproduktanteilen
für jeden
Genotyp: Wildtyp (543 nm): 44,79 ± 4,0%; Wildtyp (632 nm) 4,22 ± 3.03%;
heterozygot (543 nm): 33,04 ± 4,55%;
heterozygot (632 nm) 41,98 ± 4,88%;
Mutante (543 nm): 4.09 ± 2,38%;
Mutante (632 nm) 64,05 ± 4,63%.
Die mittleren 543/632-Verhältnisse ± SD der
Amplifikationsproduktfraktionen waren wiederum für jeden Genotyp unterschiedlich:
10,61 ± 5,13
für den
Wildtyp, 0,79 ± 0,08
für heterozygote
und 0,06 ± 0,04
mit mutante Proben von Zielnucleinsäuresequenzen.
-
Die
Reproduzierbarkeit und Präzision
des Verfahrens der Erfindung wurden untersucht, indem man jeden
der drei verschiedenen Faktor-V-Genotypen in 36 unabhängigen Experimenten
analysierte: 18 Proben von Zielnucleinsäuresequenzen (sechs Proben
für jeden
Genotyp) wurden parallel durch drei verschiedene Experimentatoren
an zwei aufeinanderfolgenden Tagen analysiert. Die gesamte Testmenge
umfasste 108 einzelne Reaktionen, und jede einzelne Probe von Zielnucleinsäuresequenzen
wurde sechsmal einer Genotypbestimmung unterzogen. Alle Reaktionen
führten
zu einer korrekten Genotypbestimmung. Diese Ergebnisse unterstreichen
die sehr hohe Reproduzierbarkeit (100%) der Genotypbestimmung nach
dem Verfahren der Erfindung. In 4B sind
die mittleren 543/632-Verhäeltnisse ± SD für jeden
Genotyp aufgeführt.
Bei 95% Konfidenz liegen die 543/632-Verhältnisse für Faktor-V-Wildtyp-, heterozygote
und mutante Proben im Bereich von 9,49 bis 12,49, 0,63 bis 0,67
bzw. 0,03 bis 0,05. Diese Daten zeigen, dass die erhaltenen Ergebnisse
in hohem Maße
reproduzierbar und genau waren, obwohl die Assays an verschiedenen
tagen durch verschiedene Experimentatoren an verschiedenen Proben
von Zielnucleinsäuresequenzen
für einen
gegebenen Genotyp durchgeführt
wurden.
-
Weiterhin
wurde die Spezifität
des Verfahrens der Erfindung untersucht, indem man 9 genomische Proben
von Zielnucleinsäuresequenzen
(3 Proben für
jeden Faktor-V-Genotyp) in Gegenwart eines ca. 250fachen molaren Überschusses
von genomischer DNA von Saccharomyces cerevisiae analysierte (5). Die
Ergebnisse der Genotypbestimmung waren in allen Fällen korrekt
und ergaben Werte, die mit denen, die aus Kontrollreaktionen ohne
5.-cerevisiae-DNA erhalten wurden, praktisch identisch waren. Die
Daten zeigten, dass das Verfahren der Erfindung hochgradig spezifisch
ist und selbst in Gegenwart eines hohen Hintergrunds von kontaminierender
DNA eindeutige Ergebnisse liefert.
-
In
einer anderen Gruppe von Experimenten wurde die Robustheit der Genotypbestimmung
durch das Verfahren der Erfindung nach Zugabe von unterschiedlichen
Mengen von Zielnucleinsäuresequenzen
untersucht. Drei Proben für
jeden Faktor-V-Genotyp wurden nach dem Verfahren der Erfindung analysiert.
Die Menge der Zielnucleinsäuresequenzen
variierte von 2,5 bis 7,5 ng pro Assay. Wie in 6 gezeigt
ist, hatte die Änderung
der Gesamtmenge der Zielnuclein säuresequenzen
um ±50%
keine signifikanten Wirkungen auf die Qualität und Quantität des Fluoreszenzsignals.
-
Um
zu bestätigen,
dass das Verfahren der Erfindung im Allgemeinen für den Nachweis
von Einzelnucleotidpolymorphismen (SNP) geeignet ist, wurden zwei
zusätzliche
SNPs, von denen wie bei dem Faktor-VLeiden-G1691A-Polymorphismus berichtet wurde, dass
sie eine Rolle bei der Prädisposition
zu Tiefvenenthrombose spielen, analysiert: Der G20210A-Polymorphismus
im Prothrombin-Gen und die C677T-Mutation
im Gen für 5,10-Methylentetrahydrofolat-Reductase
(MTHFR).
-
Für beide
SNPs wurden 18 Proben von Zielnucleinsäuresequenzen mit bekannten
Genotypen (sechs Proben für
jeden Genotyp) amplifiziert und gemäß der experimentellen Strategie,
die oben für
Faktor V beschrieben ist, analysiert. Alle 36 Genotypen wurden korrekt
ohne falsch positive oder falsch negative Bestimmungen zugeordnet. 7 (A,
C) zeigt den Mittelwert ± SD
der relativen Amplifikationsproduktanteile für jeden Genotyp von Prothrombin
bzw. MTHFR. Die Reproduzierbarkeit und Präzision der Prothrombin- und
MTHFR-Genotypbestimmung durch das Verfahren der Erfindung wurden
mit demselben Versuchsaufbau analysiert, wie er oben für Faktor
V beschrieben ist: Jeder Genotyp von jedem Polymorphismus wurde
36mal unabhängig
untersucht, mit sechs einzelnen Bestimmungen für jede Probe von Zielnucleinsäuresequenzen.
Alle 216 Reaktionen ergaben ein korrektes SNP-Scoring. Bei 95% Konfidenz
lagen die Werte für
Wildtyp-, heterozygote und mutante Proben im Bereich von 9,77–14,57,
1,00–1,12
bzw. 0,10–0,14
für Prothrombin
und 10,96–15,50,
0,96–1,04
bzw. 0,10–0,11
für MTHFR
(7B, 7D).
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Beschreibung der Figuren:
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1 zeigt
eine Ausführungsform
des Prinzips des erfindungsgemäßen GALIOS-Verfahrens
für die Analyse
von abweichenden Nucleinsäuresequenzen.
Genspezifische Amplifikationsprimer (F, R) amplifizieren Wildtyp-
und mutante Allele mit gleicher Effizienz. Allelspezifische Markierungsprimer
(L1, L2) werden an verschiedene und unterscheidbare Fluoreszenzmarker
gebunden und amplifi zieren nur das Allel mit dem entsprechenden
abweichenden Nucleotid gleichzeitig effizient. Dies führt zu einer
allelspezifischen Akkumulation von fluoreszenten Amplifikationsprodukten,
die vorzugsweise durch Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie nachweisbar
sind.
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2 zeigt
das Ausleseergebnis der Analyse des Faktor-V-Polymorphismus durch
GALIOS unter Verwendung von Fluoreszenzkorrelationsspektroskopie
(FCS). A) Die relativen Mengen der beiden markierungsprimer und
ihrer Verlängerungsprodukte
werden durch das vorliegende Verfahren bestimmt. Die drei Faktor-V-Genotypen
(AA, AB, BB) sind auf der x-Achse dargestellt, und die entsprechenden
Mengen des Verlängerungsprodukts
(Fluoreszenzsignal in relativen Einheiten) sind auf der y-Achse
gezeigt. Die schwarzen Balken zeigen die TAMRA-markierten Produkte
(angeregt bei 543 nm), und die schraffierten Balken zeigen die mit EVOblueTM 50 markierten Produkte (angeregt bei 632
nm), die in derselben Reaktion amplifiziert wurden. B) Zum Zwecke
einer bequemeren Genotypbestimmung werden die gemessenen Fluoreszenzsignale
für die TAMRA-markierten Moleküle durch
das Fluoreszenzsignal für
die mit EVOblueTM 50 markierten Produkte
dividiert. Die erhaltenen Werte ermöglichen eine eindeutige und
hochspezifische Genotypbestimmung.
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3 zeigt
die Analyse des G1691A-Polymorphismus des
Faktor-V-Gens durch herkömmliche
Amplifikation und anschließende
allelspezifische Restriktionsanalyse (PCR-ASRA) und nach dem Verfahren
der Erfindung (GALIOS). A) Schematische Darstellung des MnlI-Restriktionsverdaus.
Ein 135-bp-Amplifikationsprodukt aus dem Wildtypallel wird zu einem
43-bp- und einem 92-bp-Fragment geschnitten, während das aus dem mutanten
Allel erhaltene Amplifikationsprodukt unverdaut bleibt. B) Analyse
der MnlI-Restriktion durch Agarose-Gel-Elektrophorese. Spur 1, 8:
100-bp-DNA-Leiter. Spur 2–7:
PCR-Produkte aus genomischer DNA, und zwar Wildtyp wt (2, 3), heterozygot
hz (4, 5) oder mutant mut (6, 7) in Bezug auf den Faktor-V-G1691A-Polymorphismus vor (2, 4, 6) und nach
(3, 5, 7) MnlI-Verdau. Alle Proben ergaben die erwarteten Restriktionsfragmentmuster,
d.h. 92 bp und 43 bp für
den Wildtyp; 135 bp, 92 bp und 43 bp für heterozygote und 135 bp für mutante DNA.
C) GALIOS-Genotypbestimmung des Faktor-V-G1691A-Polymorphismus.
Mittelwerte ± SD
von relativen Fraktionen von fluoreszierendem PCR-Produkt, die bei
543 nm und 632 nm erhalten wurden, für jeden Faktor-V-Genotyp (wt,
hz, mut) und für
eine negative Kontrolle ohne Matrize (n.c.). D) Mittlere 543/632-Verhältnisse ± SD und
entsprechende 95%-Konfidenzintervalle
für jeden
Faktor-V-Genotyp.
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4 zeigt
Daten für
die Spezifität,
Reproduzierbarkeit und Präzision
des Verfahrens der Erfindung. A) Sechs genomische DNA-Proben wurden
für jeden
Faktor-V-Genotyp analysiert. Die Graphik zeigt Mittelwerte ± SD von
relativen Anteilen von fluoreszierenden Amplifikationsprodukten,
die bei 543 nm und 632 nm erhalten wurden, für jeden Genotyp. B) Mittlere
543/632-Verhältnisse ± SD und
entsprechende 95%-Konfidenzintervalle für jeden Faktor-V-Genotyp sind
aufgeführt.
Die Daten wurden aus n = 36 unabhängigen Bestimmungen für jeden
Genotyp erhalten.
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5 zeigt
die Spezifität
des GALIOS-Verfahrens in Gegenwart einer kontaminierenden Matrize.
Die GALIOS-Genotypbestimmung wurde parallel mit humaner genomischer
DNA und mit einem Gemisch von humaner genomischer DNA und kontaminierender
S.-cerevisiae-DNA (jeweils 5 ng) durchgeführt. Dies stellt einen 250fachen
molaren Überschuss
von S.-cerevisiae-DNA gegenüber
humaner genomischer DNA dar. Drei genomische DNA-Proben für jeden
Genotyp wurden getestet. Die Daten stellen Mittelwerte ± SD von
Fluoreszenzsignalen für
jeden Genotyp dar.
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6 zeigt
exemplarisch die Robustheit des GALIOS-Verfahrens zur Bestimmung
der An- oder Abwesenheit von abweichenden Nucleotiden. Die Menge
der Zielnucleinsäuresequenzen
in dem Assay wurde um ± 50%
gegenüber
der optimalen Konzentration (5 ng) variiert. Für jeden Genotyp wurden drei
genomische DNA-Proben analysiert. Die Daten stellen Mittelwerte ± SD von
Fluoreszenzsignalen für
jeden Genotyp dar.
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7 zeigt
die Ergebnisse der GALIOS-Genotypbestimmung des Prothrombin-G20210A-
und des MTHFR-C677T-Polymorphismus. A, C)
Sechs genomische DNA- Proben
für jeden
Prothrombin- (A) oder für
jeden MTHFR-Genotyp (C) wurden in doppelten Parallelansätzen analysiert.
Die Graphik zeigt Mittelwerte ± SD
von relativen Anteilen von fluoreszierenden PCR-Produkten, die bei
543 nm und bei 632 nm erhalten wurden. B, D) Mittlere 543/632-Verhältnisse ± SD und
entsprechende 95%-Konfidenzintervalle für jeden Prothrombin- (B) und
MTHFR-Genotyp (D) sind aufgeführt.
Die Daten wurden aus n = 36 unabhängigen Bestimmungen für jeden
Genotyp erhalten.
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