-
Die
Erfindung bezieht sich auf eine wärmehärtbare Heißschmelz-Lackzusammensetzung
und ein Auftragsverfahren solcher Heißschmelz-Lackzusammensetzungen.
Heißschmelz-Lackzusammensetzung
werden typischerweise zuerst erwärmt,
bis die erforderliche Auftragsviskosität erreicht wird. Anschließend werden die
Zusammensetzungen aufgetragen und gehärtet, indem man z.B. die Temperatur
weiterhin auf die Härtungstemperatur
erhöht.
Im Allgemeinen sind Heißschmelzbeschichtungen
im Wesentlichen frei von flüchtigen organischen
Verbindungen (VOC).
-
EP-A
0 604 815 offenbart eine lösungsmittelfreie
wärmehärtbare Beschichtungszusammensetzung
für den
Siebdruck. Die Beschichtungszusammensetzung umfasst eine Mischung
von flüssigen
und festen Epoxyharzen und hat eine hohe Viskosität, wodurch
diese Beschichtungszusammensetzung sich zur Verwendung für Auftragstechniken,
bei denen eine niedrige Viskosität
notwendig ist, wie Lackgießen,
als ungeeignet erweist.
-
Auftragstechniken,
wie Lackgießen,
sind besonders brauchbar, wenn dünne
Schichten aufgetragen werden sollen. Ein spezielles Beispiel eines
Auftragens, bei dem dünne
Filmschichten notwendig sind, ist die Spiegel-Rückseitenschutzbeschichtung,
wenn ein Überzug
auf die Rückseite
einer reflektierenden metallischen Schicht von Spiegeln aufgetragen
werden soll, um sie vor Korrosion und mechanischer und chemischer Einwirkung
zu schützen.
Diese Spiegel-Rückseitenschutzüberzüge werden
typischerweise in Form einer oder mehrerer Schichten aufgetragen,
die eine Dicke in der Größenordnung
von etwa 20–100 μm haben.
-
Bisher
enthielten Lackzusammensetzungen, die bei Auftragstechniken verwendet
wurden, bei denen eine niedrige Viskosität notwendig ist, wie Spiegel-Rückseitenschutzüberzüge, die
in EP-A 0 562 660 offenbart werden, Lösungsmittel. Die Verwendung
von Lackzusammensetzungen auf Lösungsmittel-Basis
ist jedoch mit immer größeren Schwierigkeiten
in Bezug auf die Umwelt verbunden. Aus Umweltgründen sowie aus wirtschaftlichen
Gründen
sollte der Lösungsmittelgehalt
minimiert werden. Um antikorrosive Eigenschaften zu erreichen, schließen Spiegel-Rückseitenschutzbeschichtungen
typischerweise Korrosionsinhibitoren ein, von denen die meisten
für die
menschliche Gesundheit oder die Umgebung schädlich sind.
-
Die
Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine im Wesentlichen VOC-freie
Beschichtungszusammensetzung bereitzustellen, die bei Auftragstemperaturen
zwischen 100 und 160 °C
oder noch niedrigeren Temperaturen verwendet werden können, wobei
man Auftragstechniken verwendet, für die eine niedrige Viskosität erforderlich
ist, wie Lackgießen
oder Sprühbeschichten.
-
Die
Aufgabe der Erfindung wird durch eine Heißschmelz-Lackzusammensetzung
gelöst,
die ein Tg unterhalb von 5 °C,
vorzugsweise unterhalb von –20 °C und eine
Viskosität
von weniger als 2000 mPa·s,
vorzugsweise von weniger als 600 mPa·s hat, die bei 80 °C und einer
Scherrate von 10 s–1 gemessen wird. Es wurde
gefunden, dass solche Heißschmelz-Zusammensetzungen,
im Gegensatz zu Heißschmelzlacken
des Standes der Technik, für
Auftragstechniken geeignet sind, für die eine niedrige Viskosität erforderlich
ist, ohne dass die Zugabe von Lösungsmitteln
notwendig ist. Als Ergebnis der niedrigen Viskosität der Heißschmelz-Lackzusammensetzung
gemäß der Erfindung
können
relativ niedrige Auftragstemperaturen, z.B. unterhalb von 120 °C, verwendet
werden, während
dennoch gute Lackeigenschaften, wie Fließen und Aussehen, beibehalten
werden. Die Zusammensetzung gemäß der Erfindung
kann bei Raumtemperatur z.B. fest oder flüssig sein.
-
In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Heißschmelz-Lackzusammensetzung
gemäß der vorliegenden
Erfindung schließt
die Zusammensetzung wenigstens ein amorphes Bindemittel mit einem
Tg unterhalb von 5 °C,
vorzugsweise unterhalb von –20 °C, und/oder
wenigstens ein kristallines oder semikristallines Bindemittel mit
einem Schmelzpunkt oder Schmelzbereich unterhalb von 150 °C ein. Semikristalline
und/oder kristalline Bindemittel sind im Allgemeinen durch eine
deutliche Phasenänderung
gekennzeichnet, die sehr niedrige Schmelzviskositäten nach
dem Schmelzen ergibt. Auch Kombinationen von amorphen und (semi)kristallinen
Bindemitteln können
verwendet werden. Durch Kombination von amorphen Bindemitteln mit
(semi)kristallinen Bindemitteln kann die Schmelzviskosität der Heißschmelz-Lackzusammensetzung
leicht auf den erwünschten
Grad eingestellt werden. Gegebenenfalls können die Bindemittel eine hyperverzweigte
oder verästelte
Struktur haben.
-
Um
zu untersuchen, ob ein Bindemittel kristallin, semikristallin oder
amorph ist, können
diese Typen von Phasenänderungen
durch Differential-Scanning-Kalorimetrie
(DSC) nachgewiesen werden, wie in Encyclopedia of Polymer Science
and Engineering, Band 4, Seite 482-519, 1986 (Wiley Interscience)
beschrieben ist. Ein Bindemittel wird als amorph angesehen, wenn
es eine erkennbare Glasübergangstemperatur
(Tg) aufweist und weder Kristallisationspeaks noch Schmelzpeaks
hat. Ein Harz wird als semikristallin angesehen, wenn es ein erkennbares
Tg und wenigstens einen Schmelzpeak aufweist. Wenn im Allgemeinen
unterschiedliche Schmelzpeaks in einer DSC-Kurve beobachtet werden,
sind diese mehrfachen Peaks durch einen Schmelzbereich spezifiziert.
Wenn ein Bindemittel kein Tg bei Erwärmen von –60 °C an aufzeigt, sondern nur einen
scharfen Schmelzpeak, wird das Bindemittel als kristallin angesehen.
-
Das
Bindemittel der Heißschmelz-Lackzusammensetzung
kann z.B. ein Alkydharz, ein Acrylharz, ein Polyesterharz, ein Urethanöl oder -harz,
ein Vinylpolymer, ein Vinylhalogenid-Polymer, ein Phenol-Formaldehyd-Harz,
ein Aminoharz, ein Epoxyharz oder Modifikationen und/oder Kombination
derselben sein.
-
Das
Bindemittel ist entweder selbstvernetzend oder wird in Kombination
mit einem entsprechenden Vernetzungsmittel verwendet, z.B. blockierten
oder nicht blockierten Isocyanaten oder aminofunktionellen Vernetzungsmitteln.
Geeignete Beispiele von aminofunktionellen Vernetzungsmitteln sind
z.B. Melamin-Formaldehyd-Harze,
wie Hexamethoxymethylolmelamin (HMMM) oder Trisalkoxycarbonylaminotriazin
(TACT) oder Derivate derselben. Im Handel erhältliche HMMM-Harze sind z.B.
Beetle® 370,
Beetle® 3745
und Beetle® 3747, die
alle von BIP erhältlich
sind. Geeignete Isocyanate sind z.B. Desmodur® N3300,
das von Bayer erhältlich ist,
und Vestanat® T1890,
das von Creanova erhältlich
ist.
-
Bindemittel,
die mit diesem Isocyanat oder aminofunktionellen Vernetzungsmitteln
reagieren können, sind
z.B. Hydroxy-funktionelle Bindemittel. Bevorzugte Hydroxy-funktionelle
Bindemittel sind acrylische Polyole, Polyetherpolyole und Polyesterpolyole.
Beispiele von geeigneten amorphen Polyesterpolyolen sind Desmophen® 670,
800, 1155 und Desmophen® VPLS 2249/1, die alle
von Bayer erhältlich
sind. Ein geeignetes Beispiel eines verästelten Polyols ist Boltorn® H10,
das von Perstorp Specialty Chemicals erhältlich ist.
-
Polyol/Isocyanat-Vernetzungssysteme
als solche sind hochreaktiv. Ein geeigneter Weg zur Vermeidung einer
vorzeitigen Härtung
besteht in der Verwendung von innen oder außen blockierten Isocyanaten.
Ein Beispiel eines innen blockierten Polyisocyanat-Vernetzungsmittels
ist ein cycloaliphatisches Polyuretdion, das auf Isophorondiisocyanat
basiert: Vestagon® EP-BF 1320, das von Creanova
erhältlich
ist.
-
Ein
anderer Weg zur Vermeidung einer vorzeitigen Härtung solcher hochreaktiven
Vernetzungssysteme besteht in der Verwendung von Zweikomponenten-Systemen,
für die
eine separate Lagerung der reaktiven Komponenten und spezielle Auftragsgerätschaften
erforderlich sind. Die reaktiven Komponenten werden kurz vor oder
während
des Auftragens miteinander vermischt, z.B. in einer Zweikomponenten-Spritzpistole.
Eine solche Zweikomponentenanordnung ist nicht nur für Isocyanat/Polyol-Vernetzungssysteme
unter Verwendung von nicht blockierten Isocyanaten geeignet, sondern
auch für
andere hochreaktive Vernetzungssysteme, z.B. für Epoxy/Amin- und Acryloyl/Amin-Vernetzungssysteme.
-
Heißschmelz-Beschichtungszusammensetzungen,
die auf der Polyol/Isocyanat-Chemie
basieren, haben den Vorteil der Kombination eines geringen VOC-Gehalts
oder sogar eines VOC-Gehalts von Null und eines hohen Grades an
Film-Leistungsfähigkeit.
Solche Heißschmelz-Beschichtungszusammensetzungen
sind z.B. zur Verwendung in der Auto- und Fahrzeug-Nachlackierungsindustrie
besonders geeignet.
-
Eine
andere Klasse von geeigneten Bindemitteln besteht aus Epoxyharzen,
gegebenenfalls in Kombination mit Verbindungen, die Epoxy-reaktive
Gruppen enthalten, z.B. Amine, Polycarbonsäuren und/oder -anhydride.
-
Besonders
geeignete Epoxyharze sind z.B. Epikote® 828,
Epikote® 1001
und Epikote® 1002.
Viskose Epoxyharze, wie z.B. Epikote® 1004,
sollten vorzugsweise in geringeren Mengen verwendet werden, um die erforderliche
Viskosität
zu erhalten. Alle oben erwähnten
Epikote®-Harze
sind von Shell Chemicals erhältlich.
-
Wenn
Epoxyharze in den Heißschmelz-Beschichtungszusammensetzungen
gemäß der vorliegenden Erfindung
eingeschlossen sind, wird es bevorzugt, eine Verbindung zu verwenden,
die Cyanamidgruppen und/oder Derivate derselben, wie Dicyandiamid,
beschleunigtes Dicyandiamid, substituiertes Dicyandiamid oder cyclische
Amidine, enthält.
Spiegel-Rückseitenschutzbeschichtungen,
die mit Cyanamid-funktionellen Verbindungen formuliert werden, haben
den Vorteil, dass sie einen Komplex mit den Silberionen bilden können, die
in der reflektierenden Spiegelschicht vorliegen, insbesondere wenn
diese Schicht frei von Kupfer ist. Dies verbessert die antikorrosiven
Eigenschaften des Überzugs.
Die Zugabe von antikorrosiven Pigmenten kann in diesem Fall reduziert
oder sogar eliminiert werden. Dicyandiamid ergibt diesbezüglich optimale
Ergebnisse. Wenn Cyanamidgruppen und/oder Derivate derselben in
der Lackzusammensetzung gemäß der vorliegenden
Erfindung bei einem Spiegel-Rückseitenschutzauftrag
verwendet werden, wird eine verbesserte Haftung an die Silberschichten
beobachtet. Dies ermöglicht
die Formulierung von Spiegel-Rückseitenschutzüberzügen ohne
Silan-funktionelle Verbindungen, die üblicherweise in Systemen des
Standes der Technik zur Verbesserung der Haftung verwendet werden.
-
Die
erforderliche Schmelzviskosität
der Zusammensetzung kann durch Optimierung der Bindemittel-Eigenschaften
eingestellt werden, wie der Molmasse und molekularen Struktur. Vorzugsweise
beträgt
das Zahlenmittel der Molmasse Mn des Bindemittels
oder der Bindemittel 1000–10
000 g/mol, mehr bevorzugt liegt es zwischen 2000 und 6000 g/mol.
-
Ein
anderer Weg zum Einstellen der Viskosität der Zusammensetzung besteht
in der Verwendung von reaktiven Verdünnungsmitteln. Reaktive Verdünnungsmittel
sind im Allgemeinen niedermolekulare Verbindungen, die eine niedrige
Viskosität
aufweisen und während
der Formulierung und Verarbeitung des Überzugs als Lösungsmittel
agieren.
-
Im
Gegensatz zu nicht reaktiven Lösungsmitteln
können
reaktive Lösungsmittel
mit einem Bindemittel oder einem anderen Bestandteil, der in der
Heißschmelzzusammensetzung
vorliegt, copolymerisieren. Das Zahlenmittel der Molmasse Mn der reaktiven Verdünnungsmittel ist im Allgemeinen
kleiner als 1000 g/mol, vorzugsweise kleiner als 500 g/mol. Die
Menge an funktionellen Gruppen, die Funktionalität des reaktiven Verdünnungsmittels,
ist wenigstens eins, vorzugsweise zwei oder höher, wobei in diesem Fall die
reaktiven Verdünnungsmittel
als Vernetzungsverstärker
agieren können.
Beispiele geeigneter reaktiver Verdünnungsmittel sind niedrigviskose
Glycidylether, Alkylencarbonate, Oxetane, epoxidierte Öle, Polyole
und/oder Modifikationen derselben, wie alkoxydierte Polyole. Geeignete
Beispiele von Glycidylethern sind Cyclohexandimethanol-Diglycidylether,
wie Araldite® DY
0395, und Trimethylolpropan-Triglycidylether, wie Araldite® DY
0396, wobei die beiden Araldite®-Produkte
von Ciba Specialty Chemicals erhältlich
sind. Geeignete Beispiele von Polyolen sind Ditrimethylolpropan
und alkoxylierte Polyole, wie Polyol TP30®, ein
ethoxyliertes Trimethylolpropan, das von Perstorp Specialty Chemicals
erhältlich
ist. Geeignete Beispiele von Alkylencarbonaten sind Ethylencarbonat
und Propylencarbonat.
-
Die
Zusammensetzung gemäß der Erfindung
ist im Wesentlichen VOC-frei. Im Prinzip wird bei der Herstellung
der Zusammensetzung kein zusätzliches
Lösungsmittel
zugegeben. Darüber
hinaus sollte der Gehalt an restlichem Lösungsmittel, das aus der Herstellung
irgendeines der Inhaltsstoffe stammt, 5 Gew.-% nicht übersteigen.
-
Wie
oben ausgeführt
wurde, können
hochreaktive Vernetzungssysteme in Zweikomponenten-Heißschmelzsystemen
verwendet werden. Heißschmelz-Beschichtungen lassen
sich jedoch in Form von Einkomponentensystemen leichter handhaben,
indem man ein Vernetzungsmittel verwendet, das mit dem Bindemittel nur
bei einer Temperatur oberhalb der Auftragstemperatur reagiert. In
solchen Systemen ist ein gutes Gleichgewicht zwischen chemischer
Beständigkeit
und Reaktivität
wesentlich.
-
Wenn
die chemische Beständigkeit
nicht optimal ist, z.B. aufgrund einer zu hohen Grenzviskosität, könnte eine
vorzeitige Vernetzung erfolgen, d.h. bevor der Überzug auf das Substrat aufgetragen
ist, was ein Verstopfen der verwendeten Auftragsgerätschaft
und schlechte Beschichtungseigenschaften ergibt.
-
Eine
gute chemische Beständigkeit,
die sich aus einer geringen Reaktivität ergibt, kann ein zu langsames
Härten
ergeben, um den regulären
Anforderungen zu genügen.
In einem solchen Fall könnte
ein Katalysator eingeschlossen werden, um die Reaktivität zu erhöhen. Die
Auswahl des Katalysators hängt
von den chemischen Vernetzungsreaktionen in der Heißschmelz-Formulierung
ab. Durch Auswahl eines geeigneten Katalysators kann ein gutes Gleichgewicht
zwischen chemischer Beständigkeit
und Reaktivität
erhalten werden. Wenn ein Katalysator verwendet wird, liegt er vorzugsweise
in einer Menge von 0,5–5
Gew.-% der gesamten Formulierung vor. Eine optimale Menge an Katalysator
beträgt
1–3 Gew.-%
der gesamten Formulierung. In Abhängigkeit von dem Typ der chemischen
Vernetzungsreaktionen der Heißschmelz-Beschichtungszusammensetzung
könnte
der Katalysator eine Säure,
eine Base oder eine Kombination derselben sein.
-
Vorzugsweise
ist der Katalysator latent oder blockiert. Die Verwendung von latenten
oder blockierten Katalysatoren ist ein wirksamer Weg, um eine vorzeitige
Vernetzung zu vermeiden. Zur Steuerung der Aktivität können unterschiedliche
Mechanismen und Blockierungsmittel verwendet werden, wie Alkohole,
Wasser, flüchtige
Säuren
und durch UV zersetzbare Verbindungen. Die Blockierung des Katalysators
kann z.B. durch Erhöhung
der Temperatur aufgehoben werden. Ein geeignetes Beispiel dafür ist Diaza[4.3.0]bicycloundec-7-en,
das mit Benzoesäure
oder Ameisensäure
blockiert ist, wie in
US 5,219,958 beschrieben
wird. Ein anderer Katalysator, dessen Blockierung durch Erwärmen aufgehoben
wird, ist z.B. Dyhard
® UR 500, das ein auf Amin
basierender Katalysator ist, der mit einem Isocyanat blockiert ist.
Dieser Katalysatortyp ist besonders geeignet, um die chemische Beständigkeit
und die Reaktivität
einer Heißschmelz-Beschichtungszusammensetzung
auszugleichen, die auf einem Epoxyharz und einem Polyamin wie Dicyandiamid
basiert. Geeignete latente Katalysatoren sind z.B. Amidsäuren, die
sich von Carbonsäureanhydriden
und Diaminen ableiten. Beim Erwärmen
unterliegen diese zwitterionischen Amidsäuren einer thermisch induzierten
intramolekularen Cyclisierung zu Imiden, die verschiedene Reaktionen
katalysieren können.
-
Die
Herstellung dieser latenten Amin-Katalysatoren wird in Catalysts
for Epoxy-Carboxy
Hybrid Powder Coatings, Investigations on Phase Change Control of
Reactivity von S.P. Pappas, V.D. Kuntz und B.C. Pappas, Journal
of Coatings Technology, Band 63, Nr. 796, Mai 1991 offenbart.
-
Wenn
die Zusammensetzung auf einem Säure-induzierten
Vernetzungsmechanismus basiert, wie Amino/Polylol-Vernetzung, kann
die Beschichtungszusammensetzung gegebenenfalls einen Säure-Katalysator
umfassen. Beispiele von Katalysatoren vom Säuretyp sind p-Toluolsulfonsäure und
Dodecylbenzolsulfonsäure.
Ein Beispiel eines blockierten Säure-Katalysators
ist Nacure® 3525,
erhältlich
von King Industries, das auf Dinonylnaphthalindisulfonsäure basiert.
-
Die
Heißschmelz-Beschichtungszusammensetzung
gemäß der Erfindung
kann Pigmente und/oder Additive umfassen, wie Füllstoffe, Dispergiermittel, Entgasungsmittel,
Haftvermittler, Mattierungsmittel, Tenside, Fließverbesserer oder Wachse.
-
Die
beschriebene Heißschmelz-Beschichtungszusammensetzung
kann mit Gerätschaften
hergestellt werden, die üblicherweise
in der Lackindustrie bekannt sind. Im Allgemeinen werden alle Rohmaterialien,
außer
den Vernetzungsmitteln und den Katalysatoren, in einem Hochgeschwindigkeits-Dissolver
bei Raumtemperatur oder erhöhter
Temperatur miteinander vermischt. In einem optionalen nächsten Schritt
werden die Pigmente in einer hochscherenden Dispergierapparatur,
wie einer Perlmühle
oder Sandmühle,
dispergiert. Schließlich
werden die Vernetzungsmittel und gegebenenfalls Katalysatoren zugegeben,
und das Ganze wird vermischt, bis eine homogene Mischung erhalten
wird. In Fällen,
in denen die Kontaktzeit zwischen den reaktiven Komponenten bei
einem Minimum gehalten werden sollte, kann eine Dispergierapparatur
mit einer kurzen Verweilzeit verwendet werden. Eine geeignete Apparatur,
mit der reaktive Komponenten in einer kurzen Zeitspanne sehr wirksam
vermischt werden können,
ist ein Extruder oder eine andere Gerätschaft, die auf der Rotor/Stator-Technologie
basiert.
-
Die
Heißschmelz-Lackzusammensetzung
kann durch ein Verfahren aufgetragen werden, das die folgenden Schritte
umfasst:
- – Erwärmen der
Zusammensetzung, bis die Auftragstemperatur erreicht ist,
- – Auftragen
der Zusammensetzung in Form eines Überzugs auf ein Substrat und
- – Erwärmen des
aufgetragenen Überzugs
wenigstens auf seine Härtungstemperatur
bis zur vollständigen Härtung.
-
Der
Erwärmungsschritt
kann z.B. in erwärmten
Behältern
durchgeführt
werden, wonach die Zusammensetzung einem erwärmten Auftragsgerät zugeführt wird.
-
Die
Heißschmelz-Lackzusammensetzung
gemäß der Erfindung
ist besonders für
Auftragstechniken brauchbar, bei denen eine niedrige Viskosität notwendig
ist, wie Lackgießen,
wobei die erwärmte
Zusammensetzung durch einen engen horizontalen Schlitz auf ein Substrat
fließt,
das unterhalb des Schlitzes vorbeigeführt wird. Andere Auftragstechniken,
bei denen eine niedrige Viskosität
notwendig ist, für
die die Beschichtungszusammensetzung verwendet werden kann, sind
z.B. erwärmte
Walzen oder Heißsprüh-Techniken.
Erwärmte
Walzen werden z.B. zum Auftragen von Coil-Coating-Lacken verwendet.
Andere Auftragstechniken, bei denen die Viskosität von geringerer Bedeutung
ist, wie Düsenauftrag,
können
auch verwendet werden, falls dies erwünscht ist.
-
Im
Falle von Zweikomponenten-Systemen werden die Komponenten vorzugsweise
separat erwärmt. Das
Erwärmen
der Zusammensetzung kann in jeder geeigneten Erhitzungs- oder Schmelzapparatur
durchgeführt
werden. Die erwärmte
Zusammensetzung kann dem Auftragsgerät durch einen erwärmten Schlauch
mittels einer geeigneten Pumpe zugeführt werden. Wenn das Zweikomponenten-System verwendet
wird, können die
Komponenten vor dem Auftragen in jeder gee gneten Schmelzmischapparatur
vermischt werden, die ein statischer Mischer oder ein dynamischer
Mischer sein kann, z.B. ein Banbury-Mischer oder ein Z-Blattmischer. Alternativ
dazu können
die Komponenten während
des Auftragens vermischt werden. Die Temperatur des Auftragsgeräts liegt
im Allgemeinen im Bereich von 50–160 °C, vorzugsweise von 60–120 °C. Für das thermische Härten der
aufgetragenen Beschichtungszusammensetzung kann die Härtungstemperatur
bis zu 260 °C
betragen, und vorzugsweise liegt sie in einem Bereich von 60–170 °C, und zwar
in Abhängigkeit
von der chemischen Zusammensetzung, dem Typ des verwendeten Substrats
und dem Anwendungsgebiet.
-
Die
Härtungszeit
beträgt
im Allgemeinen weniger als 30 Minuten. In bestimmten Fällen kann
die Härtungszeit
sehr kurz sein, wie für
Coil-Coating-Lacke, bei denen das Härten ein Blitzhärten von
2 min oder weniger bei 260 °C
PMT, Peak-Metalltemperatur,
sein kann.
-
Die
Beschichtungszusammensetzung gemäß der vorliegenden
Erfindung kann in dünnen
Schichten aufgetragen werden. Die Dicke der Schichten nach dem Härten kann
z.B. geringer als 100 μm
sein.
-
Ein
breiter Bereich von Substraten kann mit der Heißschmelz-Lackzusammensetzung
der vorliegenden Erfindung beschichtet werden. Aufgrund der niedrigen
Schmelzviskosität
kann die Beschichtungszusammensetzung auf Metall- und Glassubstrate
aufgetragen werden, z.B. Spiegelrückseiten, aber auch auf temperaturempfindliche
Substrate, wie Kunststoff und Holz. Die Zusammensetzung gemäß der Erfindung
kann auch für
Coil-Coating-Lacke verwendet werden.
-
Obwohl
die Heißschmelz-Beschichtungszusammensetzung
besonders zur Verwendung als Spiegel-Rückseitenschutzüberzug geeignet
ist, ist sie auch für
andere Anwendungen geeignet, bei denen z.B. dünne, insbesondere hochleistungsfähige Schichten
erforderlich sind, oder wenn die Verwendung von Auftragstechniken
erwünscht
ist, für
die eine geringe Viskosität
notwendig ist. Ein spezielles Beispiel ist der Sprühauftrag
von Zweikomponenten-Polyol/Isocyanat-Systemen als Decklack auf Metall-
oder Kunststoffsubstrate.
-
Die
Erfindung wird weiterhin durch die folgenden Beispiele erläutert. In
diesen Beispielen sind die nachstehend aufgeführten Zusammensetzungen verfügbar, wie
angegeben ist.
- Araldite® DY
0396
- Trimethylolpropantriglycidylether
mit einem Tg von weniger als –50 °C, erhältlich von
Ciba Specialty Chemicals
- Baysilon® OL
17
- Fließmittel,
das im Handel von Bayer erhältlich
ist
- Beetle® 370
- lösungsmittelfreies Hexamethoxymethylolmelamin-Harz
mit einem Tg von weniger als –50°C, das im
Handel von BIP erhältlich
ist
- Benzoin
- Entgasungsmittel,
das im Handel von DSM, Niederlande erhältlich ist
- Byk® A
530
- Verlaufmittel, das
im Handel von Byk erhältlich
ist
- Byk® 165
- Dispergiermittel,
das im Handel von Byk erhältlich
ist
- Desmophen® 670
- amorphes Polyesterpolyol
mit einem Tg von weniger als –50 °C, das im
Handel von Bayer erhältlich
ist
- Desmophen® VPLS
2248
- amorphes Polyesterpolyol
mit einem Tg von weniger als –50 °C und einer
Viskosität
von 154 mPa bei 70 °C
und einer Scherrate von 10 s–1, das im Handel von Bayer
erhältlich
ist
- Desmophen® 1155
- amorphes Polyesterpolyol
mit einem Tg von weniger als –50 °C und einer
Viskosität
von 84 mPa bei 70 °C
und einer Scherrate von 10 s–1, das im Handel von Bayer
erhältlich
ist
- Desmodur® N3300
- Polyisocyanat mit
einem Tg von weniger als –50 °C, das im
Handel von Bayer erhältlich
ist
- Dyhard® 100SF
- Dicyandiamid, das
im Handel von SKW Trostberg AG erhältlich ist
- Dyhard® UR
500
- blockierter Amin-Katalysator,
der im Handel von SKW Trostberg AG erhältlich ist
- Epikote® 828
- Epoxy-funktionelles
Harz mit einem Tg unterhalb von –50 °C, das im Handel von Shell Chemicals
erhältlich
ist
- Epodil 750
- difunktioneller Glycidylether
mit einem Tg unterhalb von –50 °C, das im
Handel von Air Products erhältlich
ist
- Kronos® 2310
- Titandioxid-Pigment,
das von Kronos International Inc. erhältlich ist
- Nacure® 3525
- Dinonylnaphthalinsulfonsäure, Katalysator,
der von King Industries erhältlich
ist
- Polyol® 30
- TPethoxyliertes Trimethylolpropan,
reaktives Verdünnungsmittel,
das im Handel von Perstorp Specialty Chemicals erhältlich ist
-
In
den Beispielen werden die folgenden Abkürzungen verwendet:
- DBTDL
- Dibutylzinndilaurat
- PA/DEP
- Amidsäure, die
auf Phthalsäureanhydrid
und N,N-Diethylaminopropylamin basiert
- Tg
- Glasübergangstemperatur
-
In
den Beispielen sind alle Mengen in Gramm angegeben, falls nichts
Anderweitiges angegeben ist.
-
Beispiele 1 bis 7
-
In
den Beispielen 1 bis 7 wurden Heißschmelz-Beschichtungszusammensetzungen
aus den in der Tabelle 1 angegebenen Rohmaterialien hergestellt.
-
-
In
den Beispielen 2 bis 6 wurde Epikote® 828
als hauptsächliches
Bindemittel verwendet, während
im Beispiel 1 nur eine geringe Menge dieser Verbindung als Haftvermittler
verwendet wurde.
-
Beetle® 370
und Dyhard® 100
SF wurden als Vernetzungsmittel in den Zusammensetzungen verwendet.
DBTDL, Dyhard® UR
500, Nacure® 3525
und PA/DEP wurden als Katalysatoren verwendet.
-
Alle
Rohmaterialien, außer
den Vernetzungsmitteln und Katalysatoren, wurden zuerst in einem
Hochgeschwindigkeits-Dissolver bei Raumtemperatur oder erhöhter Temperatur
miteinander vermischt.
-
Anschließend wurden
die Pigmente in einer Perlmühle
40 Minuten lang bei 2500 U/min und Raumtemperatur dispergiert. Danach
wurden die Vernetzungsmittel und Katalysatoren zugegeben, und das
Ganze wurde 10 Minuten bei 2500 U/min vermischt.
-
Die
Zusammensetzungen der Beispiele 1 bis 7 wurden auf eine Temperatur
von 80 °C
erwärmt,
falls die Viskosität
für einen
Auftrag zu niedrig war, und anschließend auf eine Spiegel-Rückseite
bei einer Temperatur von 80 °C
aufgetragen und in einem Infrarot-Umluftofen 5 Minuten lang bei
einer Ofentemperatur von 150 °C
gehärtet.
-
Die
folgenden Testmethoden wurden verwendet, um die Viskosität und Tg
der Zusammensetzungen zu testen:
Viskosität (80 °C, 10 s–1) | ISO
53229 |
Tgungehärtet | DSC,
10°C/min |
-
Die
Filmeigenschaften wurden unter Verwendung der folgenden Testmethoden
getestet:
Glanz | ISO
2813, Messwinkel von 85° |
Haftung | ISO
2409 |
Persoz-Härte | ISO
1522 |
Tggehärteter
Film | DSC,
10°C/min |
-
Die
Randkorrosion wurde gemäß dem CASS-Test,
wie er in ISO 1456 definiert ist, und durch den Salzsprühtest, wie
er in DIN 50021 definiert ist, getestet. Die Beständigkeit
gegenüber
Wasserdampf wurde gemäß dem Feuchtigkeitstest
des Industriestandards DIN 50017 getestet.
-
Die
Testergebnisse sind in der folgenden Tabelle 2 aufgeführt.
-
-
Beispiel 8
-
Im
Beispiel 8 wurde die Zusammensetzung gemäß Beispiel 2 ohne Bleicyanid
hergestellt. Die Randkorrosion gemäß dem CASS-Test war 400 μm.
-
Beispiel 9
-
Zweikomponenten-Heißschmelz-Beschichtungszusammensetzung
-
Eine
lösungsmittelfreie
Zweikomponenten-Heißschmelz-Beschichtungszusammensetzung
wurde auf folgende Weise hergestellt. In einem Dissolver wurde eine
erste Komponente A aus 35,08 g Desmophen® VPLS
2248, 0,2 g Byk® A
530, 0,1 g Baysilon® und 0,1 g DBTDL bei einer
Temperatur von 70 °C
hergestellt.
-
Separat
dazu wurde eine zweite Komponente B, bestehend aus 64,52 g Desmodur® N3300
auf eine Temperatur von 70 °C
erwärmt
und mit der ersten Komponente A kurz vor dem Auftragen vermischt.
Die Mischung wurde auf ein phosphatiertes Stahlblech (Bonder® 26560
OC) gesprüht
und 30 Minuten bei 60 °C
gehärtet.
Die Trockenschichtdicke betrug etwa 50 μm.
-
Die
folgenden Testmethoden wurden verwendet:
Schlagzähigkeit | ASTM
D 2794-93 |
MEK-Beständigkeit | ISO
2812 |
-
Der
Glanz, Tgungehärtet der
Komponente A, Tggehärteter Film und die Viskosität der Komponenten
A und B vor dem Vermischen wurden gemäß den Methoden getestet, die
für die
Beispiele 1–8
verwendet wurden.
-
Der
erhaltene Klarlack hatte die in der Tabelle 3 aufgeführten Eigenschaften.
-