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Technisches Gebiet der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Einstellung
der biologischen Abbaubarkeit von Silicafasern, umfassend Spinnen
der Fasern aus einem Silicasol, wobei die Viskosität des Sols,
aus dem die Faser gesponnen wird, ausgewählt wird. Darüber hinaus
bezieht sich die Erfindung auf kontrollierbar biologisch abbaubare
Silicafasern, die nach dem Verfahren der vorliegenden Erfindung
hergestellt sind. Die Erfindung richtet sich auch auf kontrollierbar
biologisch abbaubare Fasern als Abgabevorrichtungen für eine anhaltende
und/oder kontrollierte Freisetzung für biologisch aktive Agenzien,
speziell Medizin, Proteine oder Hormone, und auf pharmazeutische
Präparationen,
die die Vorrichtungen umfassen.
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Hintergrund der Erfindung
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Die
aus Sol-Gel hergestellten Keramikmaterialien haben viele Anwendungen
auf verschiedenen Gebieten. Biokeramik ist eines der vielversprechendsten
und interessantesten Gebiete, die noch viel Entwicklungsarbeit zur
Optimierung der Eigenschaften des Materials in der biologischen
Umgebung erfordern. Das Sol-Gel-Verfahren, das mit einer flüssigen Phase
beginnt, ermöglicht
eine einfache Kontrolle der Porenstruktur des Materials und eine
Einführung
von anderen Komponenten in unterschiedliche Arten von Verbundstoffen, speziell
im Fall von Materialien auf Silicabasis. Die Verarbeitung der aus
Sol-Gel hergestellten Silicafasern ist bekannt und die Hauptparameter,
die das Verfahren kontrollieren, sind die Funktionalität der Silicavorläufer oder
der Verzweigungsgrad der Silica- Cluster.
Der letztgenannte beeinflusst die Verspinnbarkeit in kritischer Weise
und wird üblicher
Weise durch rheologische Messungen charakterisiert.
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Fasern
werden traditionell verwendet, um die mechanischen Eigenschaften
von Materialien zu verbessern. Im Fall der durch ein Sol-Gel-Verfahren
hergestellten Silicafaser gibt es zwei Hauptparameter, die die Fasermassenstruktur
bestimmen. Hitzebehandlung der Fasern ist ein Weg, um die Massenstruktur
zu kondensieren. In Abhängigkeit
von der Anwendung der durch ein Sol-Gel-Verfahren hergestellten
biologisch abbaubaren Silicafasern kann das Gleichgewicht zwischen
mechanischen Eigenschaften und biologischem Abbau variieren. Die
mechanischen Eigenschaften sind zum Beispiel von geringerer Bedeutung,
wenn die Silicafaser als Wirkstoff-Abgabevorrichtung bzw. Arzneimittel-Abgabevorrichtung
in einem weichen Gewebe verwendet wird. Allerdings müssen die
mechanischen Eigenschaften ausreichend gut sein, um die erhaltenen
Fasern nach dem Spinnen weiter zu der gewünschten Form zu verarbeiten.
Der biologische Abbau der Silicafaser nimmt nach Wärmebehandlung
bei hohen Temperaturen deutlich ab, und zwar ebenso wie die mechanischen Eigenschaften
besser werden.
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Die
internationale Patentanmeldung Nr.
WO
97/45367 diskutiert durch ein Sol-Gel-Verfahren produzierte
Silica-Xerogel-Materialien.
Die Patentpublikation
DE 19609551 diskutiert
Silicafasern, die durch Strecken dieser aus eine spezifische Spinnzusammensetzung
erhalten werden. Keine der Patentpublikationen lehrt eine kontrollierbar
biologisch abbaubare Silicafaser, eine Abgabevorrichtung oder eine
pharmazeutische Zusammensetzung gemäß der Erfindung oder Verfahren
zur Herstellung oder Verwendung derselben oder legt solche nahe.
Außerdem
lehrt keine der Patentpublikationen ein Verfahren gemäß der Erfindung
zur Kontrolle des biologischen Abbaus einer Silicafaser oder legt
ein solches nahe.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Es
wurde gefunden, dass der biologische Abbau von Silicafasern kontrolliert
werden kann, indem die Viskosität
der Spinnlösung
kontrolliert wird, und auf diese Weise kann der biologische Abbau
der Silicafasern variiert werden, selbst wenn dasselbe Rezept verwendet
wird. Dementsprechend besteht eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung
in der Bereitstellung eines Verfahrens zur Herstellung von kontrollierbar
biologisch abbaubaren Silicafasern. Spezifischer ausgedrückt, die
vorliegende Erfindung stellt ein Verfahren zur Herstellung der biologischen
Abbaurate von 0,2 bis 20 Gew.-%/h, gemessen in vitro unter Verwendung
einer simulierten Körperflüssigkeit
(simulated body fluid, SBF) nach Ohtsuki, C, et al., J. Non-Cryst. Sol., 143
(1992) 84–92
und errechnet aus dem linearen Teil der Silica-Löslichkeitskurve, für eine Silicafaser,
die aus einem Silicasol gesponnen wurde, bereit, wobei das Verfahren
die Einstellung der biologischen Abbaurate durch Auswählen der Viskosität des Silicasols,
aus dem die Faser gesponnen wird, am Anfangspunkt des Spinnprozesses
umfasst, wobei die Fasern, die in einer frühen Stufe der Verspinnbarkeit
gesponnen werden, sich im Vergleich zu Fasern, die in einer späteren Stufe
gesponnen werden, sehr langsam abbauen.
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Es
sollte betont werden, dass der Ausdruck „Spinnen" bzw. „Verspinnen" alle geeigneten
Verfahren zur Herstellung von Silicafasern aus einem Silicasol umfasst.
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Eine
weitere Aufgabe der Erfindung besteht in der Bereitstellung einer
kontrollierbar biologisch abbaubaren Silicafaser, die aus einem
Silicasol gesponnen wurde.
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Spezifischer
stellt die vorliegende Erfindung eine kontrollierbar biologisch
abbaubare Silicafaser bereit, erhältlich durch die Verfahren
der Ansprüche
1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Löslichkeit der Faser in simulierter
Körperflüssigkeit
(SBF) gemäß Ohtsuki,
C, et al., J. Non-Cryst. So., 143(1992)84–92, errechnet aus dem linearen
Teil der Silica-Löslichkeitskurve,
0,2 bis 20 Gew.-%/h ist. Spezifischer stellt die vorliegende Erfindung
eine kontrollierbar biologisch abbaubare Silicafaser bereit, die
aus einem Silicasol gesponnen wurde, das eine Viskosität unter
100 000 mPas (Millipascalsekunde) hatte, vorzugsweise eine Viskosität von 1
000 bis 50 000 mPas und bevorzugter von 2 000 bis 15 000 mPas hatte.
Die Faser der vorliegenden Erfindung wird vorzugsweise wärmebehandelt,
um die Faser zunächst
zu trocknen, und zwar nur bei niedrigen Temperaturen, die für die biologisch
aktiven Agenzien nicht gefährlich
sind, und sie wird äußerlich
nicht in anderer Weise verdichtet.
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Eine
weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht in der Bereitstellung
von Abgabevorrichtungen für
eine anhaltende und/oder kontrollierte Freisetzung für biologisch
aktive Agenzien, speziell Medizin, Proteine, oder Hormone, die aus
kontrollierbar biologisch abbaubaren Silicafasern hergestellt sind,
sowie in der Bereitstellung von pharmazeutischen Präparationen,
die die Vorrichtungen umfassen.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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1 zeigt
ein thermogravimetrisches Spektrum der Faserproben im grünen Zustand,
die über
drei Monate gealtert waren.
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2 zeigt
eine abgeleitete Funktion des thermogravimetrischen Spektrums von 1.
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3 zeigt
ein FT-IR-Spektrum der Faserproben, die in der thermogravimetrischen
Analyse wärmebehandelt
worden waren.
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4 zeigt
eine Transmissionselektronenmikrographie des Grünkörpers von FIB2_B, gealtert
für drei Monate.
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5 zeigt
die Spinnviskosität
als Funktion des Anfangspunkts des Spinnprozesses für die Fasern FIB1,
FIB2 und FIB3. Ausgefülltes
Quadrat (∎) gealtert für
einen Monat; leeres Quadrat (☐) gealtert für zwei Monate;
ausgefülltes
Dreieck
gealtert
für einen
Monat und drei Monate, ausgefüllter
Kreis (⦁) gealtert für einen
Monat, drei Monate und fünf
Monate; leerer Kreis (O) gealtert für vier Monate, Stern (✸)
gealtert für
sechs Monate.
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6 zeigt
den biologischen Abbau der Fasern in grünem Zustand, die für drei Monate
gealtert waren. Ausgefülltes
Quadrat (∎) FIB1_A; leeres Quadrat (☐) FIB1_B;
ausgefüllter
Kreis (⦁) FIB2_A, leerer Kreis (O) FIB2_B, Stern (✸)
FIB3.
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7 zeigt
die SiO2-Löslichkeit, gemessen als Sättigungslevel
von Silica in SBF, als Funktion der Solviskosität am Anfangspunkt des Spinnprozesses
für FIB1,
die für
verschiedene Zeiträume
gealtert worden war.
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8 zeigt
die SiO2-Löslichkeit in Gew.-% pro Stunde
in SBF als Funktion der Solviskosität am Anfangspunkt des Spinnprozesses
für FIB1,
gealtert für
verschiedene Zeiträume.
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9 zeigt
die SiO2-Löslichkeit, gemessen als Sättigungslevel
von Silica in SBF, als Funktion der Solviskosität am Anfangspunkt des Spinnprozesses
für FIB2,
gealtert für
verschiedene Zeiträume.
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10 zeigt
die SiO2-Löslichkeit in Gew.-% pro Stunde
in SBF als Funktion der Solviskosität am Anfangspunkt des Spinnprozesses
für FIB2,
gealtert für
verschiedene Zeiträume.
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11 zeigt
die SiO2-Löslichkeit, gemessen als Sättigungslevel
von Silica, in SBF als Funktion der Solviskosität am Anfangspunkt des Spinnprozesses
für FIB3,
gealtert für
verschiedene Zeiträume.
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12 zeigt
die SiO2-Löslichkeit in Gew.-% pro Stunde
in SBF als Funktion der Solviskosität am Anfangspunkt des Spinnprozesses
für FIB3,
gealtert für
verschiedene Zeiträume.
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13 zeigt
die Änderungen
der SiO2-Konzentration (Gew.-%) als Funktion
der Eintauchzeit in die simulierte Körperflüssigkeit für verschiedene Fasern.
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14 zeigt
die Freisetzung von Dexmedetomidin aus den Silicafasern von Beispiel
4. Ausgefüllter Kreis
(⦁) 5 600–7
500 mPas, Stern (✸) 11 500–14 900 mPas, leeres Dreieck
(∆)
17 000 bis 29 000 mPas; ausgefülltes
Quadrat (∎) 39 000 bis 100 000 Pas.
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Beschreibung der Erfindung
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Die
Anmelder haben entdeckt, dass der biologische Abbau von Silicafasern
kontrolliert werden kann, indem die Viskosität der Spinnlösung kontrolliert
wird. Der biologische Abbau der Fasern kann selbst, wenn dasselbe
Rezept verwendet wird, variiert werden. Der biologische Abbau der
Fasern kann zu gewünschten Zwecken
eingestellt werden, indem die Viskosität der Spinnlösung zur
Bestimmung des Anfangspunkts des Spinnens kontrolliert wird.
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Faktoren,
die die Viskosität
beeinflussen, sind die Stufe der Verspinnbarkeit, die Temperatur
des Silicasols und die Lösungsmittelmenge
im Spinnsol. Das Silicasol ist innerhalb eines bestimmten Zeitraums
anstatt an einem einzelnen Punkt verspinnbar, und die Viskosität des Silicasols
nimmt während
dieses Zeitraums zu. In der früheren
Stufe der Verspinnbarkeit sind die Silicapolymere etwas kleiner
und sie werden einfacher unter Bildung dichterer Strukturen gepackt
als die größeren Silicapolymere
der späteren
Stufe der Verspinnbarkeit. Außerdem
inhibiert eine höhere
Viskosität
die Orientierung der Silicapolymeren, was die Struktur offener lässt. Die
in der frühen
Stufe des Verspinnbarkeitszeitraums gesponnenen Fasern bauen sich
in der simulierten Körperflüssigkeit
langsamer ab als die Fasern, die in der späteren Stufe der Verspinnbarkeit
gesponnen wurden. Die Stufe der Verspinnbarkeit kann in Abhängigkeit
vom Spinnverfahren differieren. Ein weiterer Parameter, der die
Verspinnbarkeit und die Viskosität
kontrolliert, ist die Temperatur des Silicasols, die verändert werden
kann. Die Fasern, die aus den Silicasols mit höherer Viskosität bei niedrigerer
Temperatur (z.B. 0°C) gesponnen
wurden, bauen sich schneller ab als die entsprechenden Fasern, die
bei höheren
Temperaturen (z.B. 20°C)
gesponnen wurden.
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Das
Verfahren zur Herstellung einer kontrollierbar biologisch abbaubaren
Faser der vorliegenden Erfindung umfasst Spinnen der Faser aus einem
Silicasol, wobei der Anfangspunkt des Spinnprozesses durch die Viskosität des Silicasols
kontrolliert wird. Die Viskosität
des Silicasols am Anfangspunkt des Spinnprozesses liegt unter 100
000 mPas. Vorzugsweise variiert sie im Bereich von 1 000 bis 50
000 MPas, und bevorzugter im Bereich von 2 000–15 000 mPas.
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Die
kontrollierbar biologisch abbaubare Silicafaser, die durch die vorliegende
Erfindung erhältlich
ist, wird aus einem Silicasol gesponnen, wobei der biologische Abbau
der Faser durch Kontrollieren der Viskosität des Spinnsols oder durch
Kontrollieren des Anfangspunkts des Verspinnprozesses durch die
Viskosität
des Silicasols kontrolliert wird. Spezifisch ausgedrückt, die
Fasern werden aus einem Silicasol mit einer Viskosität von 1
000 bis 50 000 mPas, vorzugsweise 2 000 bis 15 000, gesponnen und
die Fasern haben eine Löslichkeit von
0,2 bis 20 Masse-%/h, vorzugsweise von 0,2 bis 8,5 Masse-%/h in
der simulierten Körperflüssigkeit.
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Das
Silicasol kann zum Beispiel hergestellt werden, wie es in
WO 97/45367 beschrieben
ist. Beispielsweise kann ein Silicasol hergestellt werden, indem
ein Silicaalkoxid, z.B. Tetraethylorthosilicat (TEOS) oder ein organisch
modifiziertes Silicat (ORMOSIL), mit Wasser und gegebenenfalls einem
organischen Lösungsmittel, z.B.
Ethanol oder Polyethylenglykol, oder einer Kombination von Lösungsmitteln
bei niedriger Temperatur, z.B. –20°C bis 100°C, vorzugsweise
nahe Raumtemperatur, in Gegenwart eines sauren oder eines basischen
Katalysators durch Hydrolyse und anschließende Kondensationsreaktionen
reagieren gelassen wird. Die Kondensation kann auch partiell sein.
Das Sol kann Ionen eingearbeitet haben, z.B. Na, K, Ca, P, Mg, Al
und B. Der Katalysator sollte so sein, dass er für das biologisch aktive Agens
nicht gefährlich
ist.
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Die
Verfahren, die zur Herstellung der Silicafasern gemäß der vorliegenden
Erfindung verwendet werden können,
sind dem Fachmann bekannt. Ein geeignetes Verfahren ist ein beliebiges
Verfahren, das für
die Herstellung von Fasern aus Silicasol geeignet ist, und der Ausdruck
Spinnen bzw. Verspinnen wird in diesem Kontext verwendet, um ein
solches Verfahren zu beschreiben. Die Spinntechniken umfassen z.B.
trockenes Spinnen oder ein zentrifugales Verfahren. Beim trockenen
Spinnverfahren bzw. trockenen Verspinnverfahren wird das Silicasol
durch eine Spinndüse
gedrückt
und die Verdampfung des Lösungsmittels
begünstigt
die Gelierung. Die Spinnlösung
wird z.B. in einem geschlossenen Behälter gehalten und ein Inertgas,
vorzugsweise Stickstoffgas, wird in den Behälter geleitet, um die Spinnlösung zu
einer Zahnradpumpe zu drücken,
wobei die Spinnlösung
zur Spinndüse
dosiert wird. Vorzugsweise ist der Behälter in der Temperatur einstellbar.
Es gibt auch spezielle Verfahren, die auf einem trockenen Spinnen
basieren. Diese Verfahren umfassen z.B. ein Verfahren, bei dem die
Faser zu einem geeigneten Aerosol geleitet wird, welches die Gelierung
der Faser vergünstigt,
oder ein Verfahren, bei dem ein trockenes Spinnen und ein Nassspinnen
kombiniert werden. In zentrifugalen Verfahren befindet sich die
Spinnlösung
in einer rotierenden Kammer, welche Fasern durch die Löcher in
der Kammerwand extrudiert.
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Die
kontrollierbar biologisch abbaubaren Fasern der vorliegenden Erfindung
können
für Abgabevorrichtungen
oder pharmazeutische Präparationen
verwendet werden, die z.B. einem Menschen oder Tier implantiert
oder injiziert werden oder an der Mukosa eines Menschen oder eines
Tiers befestigt werden. Eine Verabreichung in ein beliebiges Gewebe,
weiche Gewebe oder Knochen, ist möglich. Dies erlaubt eine lokale
Anwendung, so dass ein Targetieren der Freisetzungsstelle für das biologisch
aktive Agens möglich
ist. Dadurch wird die maximale Wirkung des Agenses erhalten.
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In
diesem Zusammenhang umfasst eine Abgabevorrichtung eine Silicafaser
oder eine Kombination von Silicafasern mit einem biologisch aktiven
Agens, das in die Silicafaserstruktur eingearbeitet ist. Eine pharmazeutische
Präparation,
z.B. ein Granulat oder eine Kapsel, ist in diesem Kontext eine Präparation,
die die Abgabevorrichtung und möglicherweise
zusätz liche
Exzipientien, die in pharmazeutischen Präparationen nützlich sind,
umfasst. Eine medizinische Vorrichtung der Erfindung ist auch für orthopädische und
chirurgische Zwecke einsetzbar und muss kein biologisch aktives
Agens in seine Struktur eingearbeitet haben. Eine medizinische Vorrichtung
kann z.B. eine gewebte oder nicht gewebte Matte, hergestellt aus
Silicafasern, ein Strickgewebe oder eine geflochtene Schnur sein.
Die Abgabevorrichtungen und die medizinischen Vorrichtungen der
Erfindung können
durch Spinnanordnung (spinlaying) hergestellt werden.
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Die
kontrollierbar biologisch abbaubaren Silicafasern der Erfindung
können
entweder stabile Fasern oder Filamente sein. Die Silicafasern können Teil
einer Fasermischung oder Teil eines anderen Materials, das nicht
in Faserform ist, sein.
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Die
Einführung
von biologisch aktiven Agenzien in die poröse Struktur der Faser liefert
Alternativen für die
Entwicklung von biomedizinischen Anwendungen. Biologisch abbaubare
und nicht toxische Materialien, die fähig sind, direkt und lokal
in Menschen oder Tier zu wirken, sind günstig, z.B. als Implantate,
die als Arzneimittelabgabevorrichtung oder als temporäre Implantate
bei der Knochenreparatur verwendet werden. Die nach einem Sol-Gel-Verfahren
hergestellten Silicafasern gemäß der Erfindung
erfüllen
diese Anforderungen. Die biologisch aktiven Agenzien, die in die
Faserstruktur eingearbeitet sind, werden kontrollierbar freigesetzt
und sie können
für Abgabevorrichtungen
oder pharmazeutische Präparationen
eingesetzt werden, welche z.B. einem Menschen oder einem Tier implantiert
oder injiziert werden oder mukosal an einem Menschen oder Tier befestigt
werden. Das biologisch aktive Agens kann ein beliebiges organisches
oder anorganisches Agens sein, das biologisch aktiv ist. Das biologisch
aktive Agens kann z.B. eine Medizin, ein Protein, ein Hormon, eine
lebende oder eine tote Zelle, ein Bakterium, ein Virus oder ein
Teil davon sein. Biologisch aktive Agenzien umfassen solche, die
speziell für
eine Langzeittherapie nützlich
sind, z.B. eine Hormonbehandlung, z.B. Kontrazeption und Hormonersatztherapie,
und für
die Behandlung von Osteoporose, Krebs, Epilepsie, Parkinson-Erkrankung,
Schmerzen und kognitive Dysfunktion einsetzbar sind. Die geeigneten
biologisch aktiven Agenzien können
beispielsweise sein: antiinflammatorische Mittel, Antiinfektiva
(z.B. Antibiotika und antivirale Mittel, z.B. Glindamycin, Miconazol),
Analgetika und analgetische Kombinationen, Antiasthmatika, Anticonvulsiva
(z.B. Oxycarbazepin), Antidepressiva, Mittel gegen Diabetes, antineoplastische
Mittel, Mittel gegen Krebs (z.B. Toremifen, Tamoxifen, Taxol), Antipsychotika,
Antispastika, anticholinerge Mittel, Sympathomimetika, kardiovasculäre Präparate,
Antiarrythmika, Antihypertensiva, Diuretica, Vasodilatatoren, Arzneimittel
für das
ZNS (Zentralnervensystem), z.B. Mittel gegen Parkinson-Erkrankung (z.B.
Selegilin), steroidale Hormone (z.B. Estradiol, Progesteron, Nestoron),
Sedativa (z.B. Medetomidin, Dexmedetomidin, Levomedetomidin), Tranquilizer
und Arzneimittel gegen kognitive Dysfunktion (z.B. Atipamezol).
Die Medizin kann in Form eines Salzes sein, z.B. Selegilinhydrochlorid,
(-)-4-(5-Fluor-2,3-dihydro-1H-inden-2-yl)-1H-imidazol-Hydrochlorid, 4-(5-Fluor-2,3-dihydro-1H-inden-2-yl)-1H-imidazo-Hydrochlorid,
Dexmedetomidin-Hydrochlorid und Toremifen-Zitrat. Die Medizin kann auch in der
Form einer freien Säure,
z.B. Ibuprofen, einer freien Base, z.B. Koffein oder Miconatzol,
oder einer neutralen Verbindung, z.B. Z-2-(4-(4-Chlor-1,2-diphenyl-but-1-enyl)phenoxy)ethanol,
sein. Ein Peptid kann z.B. Levodopa sein und ein Protein kann z.B.
ein Enamelmatrixderivat oder ein Knochen-morphogenetisches Protein
sein. Eine wirksame Menge eines biologisch aktiven Agenses kann
dem Reaktionsgemisch zu einer beliebigen Stufe des Verfahrens zugesetzt
werden. Es kann z.B. mit den Ausgangsmaterialien gemischt werden.
Es kann auch dem Reaktionsgemisch in der Solstufe zugesetzt werden,
bevor Kondensationsreaktionen stattfinden oder es kann während der
Kondensationsreaktionen oder sogar danach zugesetzt werden. Die
genaue Menge, die in einer bestimmten Situation verwendet wird,
hängt von
zahlreichen Faktoren, z.B. dem Verabreichungsverfahren, dem Sängertyp,
dem Zustand, für
welchen das biologisch aktive Agens verabreicht wird, dem bestimmten
biologisch aktiven Agens, das verwendet wird, der gewünschten
Verwendungsdauer usw. ab.
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Die
folgenden Beispiele sind lediglich dazu bestimmt, die vorliegende
Erfindung zu erläutern,
und nicht um ihren Umfang in irgendeiner Weise zu beschränken.
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BEISPIELE
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Beispiel 1
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Herstellung von Silicasols zum Spinnen
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Die
Silicasols wurden aus TEOS (Tetraethylorthosilicat 98%, ALDRICH),
entionisiertem Wasser (Leitfähigkeit
~0,05 S), Ethanol (Aa, 99,5%, ALKO) und HNO
3 (65%,
Merck) oder NH
3 (28%, Fluka) als Katalysatoren
unter Verwendung des Sol-Gel-Verfahren
hergestellt. Die verwendeten Molverhältnisse sind in Tabelle 1 gezeigt. Tabelle 1. Solzusammensetzungen in Molverhältnissen
| Molverhältnis (r) |
Name | H2O/TEOS | EtOH/TEOS | HNO/TEOS | NH3/TEOS |
FIB1/A&B) | 2 | 1 | 0,036 | 0 |
FIB2
(A&B) | 2 | 1 | 0,1 | 0 |
FIB3 | 2 | 1 | 0,1 | 0,01 |
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Die
Spinnlösung
wurde wie folgt hergestellt. Ethanol wurde mit TEOS und Salpetersäure mit
Wasser gemischt. Die Säure/Wasser-Lösung wurde
unter kräftigem
Rühren
zu der TEOS/Ethanol-Lösung
gegeben und dann wurde die Lösung
in eine Verdampfungsschale gegossen. Der Deckel der Schale ist ein
spezieller Kühler,
der das verdampfende Ethanol kondensiert und es in einen Messkolben
leitet. Die Verdampfungsschale wurde in ein Wasserbad (40°C) gestellt
und die Lösung
wurde dort gehalten, bis eine gewünschte Ethanolmenge verdampft
war (20–22
h). Die Ethanolverdampfung wurde verwendet, um die Gesamtverfahrenszeit
zu reduzieren, nach der die Sole noch verspinnbar waren. Tabelle
2 zeigt die theoretischen Silicakonzentrationen der Spinnlösungen,
wobei angenommen wird, dass die Nettoreaktion nSi(OR)
4 +
2nH
2O nSiO
2 + 4nROH
ist und dass die Verdampfungsfraktion hauptsächlich aus Ethanol besteht,
und zwar in Folge der relativ niedrigen Temperatur und des niedrigen
Wassergehalts (r=1), der hauptsächlich
in der Hydrolyse verbraucht wird. Tabelle 2. Silicagehalt der Spinnlösung
Probenname | m(SiO2)/(m(SiO2) + m(EtOH)/Gew.-% |
FIB1_A | 45,4 |
FIB1_B | 45,4 |
FIB2_A | 42,7 |
FIB2_B | 42,7 |
FIB3 | 41,7 |
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Die
Sole wurden in Abhängigkeit
von der Probe entweder auf 20°C
oder 0°C
gekühlt.
Als die Spinnlösung
einen bestimmten Viskositätslevel
erreichte, wurde mit dem Spinnen begonnen.
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Ein
Rotationsviskometer mit einer scheibenförmigen Spindel (Brookfield
LVDV II+) wurde verwendet, um den Punkt zu bestimmen, bei dem mit
dem Spinnen begonnen wurde. Wegen der praktischen Probleme durch
die große
Chargengröße der Spinnsole
waren die erhaltenen Viskositätswerte
nicht absolut, sie waren aber miteinander vergleichbar. Die Anfangsviskosität war für alle Probensole
dieselbe als der Spinnprozess begonnen wurde. Allerdings wurde jedes
Solrezept verwendet, um Fasern in verschiedenen Stufen zu spinnen.
Luftblasen wurden unter Partialvakuum aus der Spinnlösung entfernt.
Wenn dies nicht gemacht würde, würden die
Filamente durch einen diskontinuierlichen Fluss der Spinnlösung gebrochen
werden.
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Ein
trockenes Spinnen wurde verwendet, um die Sol-Gel-Fasern herzustellen.
Die Spinnlösung
wurde in einem Behälter
gehalten, dessen Temperatur einstellbar ist. Stickstoffgas wurde
in den geschlossenen Behälter
geleitet, um die Spinnlösung
zu einer Zahnradpumpe zu drücken.
Stickstoff ist für
diesen Zweck eine gute Wahl, da dann verhindert wird, dass die Spinnlösung mit
der feuchten Luft in Kontakt kommt. Die Zahnradpumpe (Zenith 958736)
mit einer Kapazität
von 0,6 ml/Umdrehung dosierte die Spinnlösung zum Spinnkopf. Die Spinndüse besteht
aus einem Gold/Platin-Gemisch. Der Durchmesser der Löcher war
0,065 mm und das Länge/Durchmesser
(L/D)-Verhältnis
war 1. Die Anzahl der Löcher
war 6. Der Abstand zwischen der Spinndüse und der Aufwickelwalze war
so eingestellt, dass er den Anforderungen jeder Faser genügte.
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Beispiel 2
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Charakterisierung der Faserstrukturen
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An
Fasern im Grünzustand
wurde eine thermogravimetrische Analyse (TGA) durchgeführt, um
Gewichtsänderungen
mit einer Netzsch TG-209-Vorrichtung (NETZSCH GmbH, Selb, Bayern,
Deutschland) mit Stickstoff als Schutzgas und Luft als Spülgas zu
messen. Der Probenhalter war ein Keramik-Aluminiumoxid-Tiegel und die Hintergrundmessung
wurde mit einem leeren Tiegel vor den Messungen durchgeführt. Der Massen verlust
während
der Hitzebehandlung der Fasern wurde mit einem Temperaturprogramm,
das mehrere Schritte, sowohl isothermische als auch dynamische,
umfasste, durchgeführt:
Isothermisch für
15 Min. bei 21°C,
dynamisch 21 bis 150°C
mit 2°C/Min.,
isothermisch für
60 Min. bei 150°C,
dynamisch 150–700°C mit 5°C/Min und
isothermisch bei 700°C
für 30
Min. Eine TGA wurde für
die Fasern durchgeführt,
die in einem Exsikkator bei Raumtemperatur für drei Monate gealtert worden
waren. Die Analyse wurde bis zu 700°C durchgeführt, da höhere Temperaturen in der Praxis
nutzlos sind, wenn man die biologisch abbaubaren Anwendungen von
Silicas in Betracht zieht. Die Resultate der Proben sind in 1 gezeigt
und die Ableitung der Spektren ist in 2 gezeigt.
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Das
physikalische Aussehen der Fasern und die Qualität des Faserfilaments im Spinnprozess,
gezeigt in Tabelle 2, scheinen mit den TGA-Messungen in Verbindung
zu stehen. Die Massenverluste der Fasern waren ziemlich beachtlich
(15–25%),
was betont, dass eine sorgfältige
Kontrolle der Wärmebehandlung
erforderlich ist, um Probleme des Reißens zu vermeiden. Die Massenverluste
der Fasern, die in der frühen
Stufe der Verspinnbarkeit gesponnen wurden, waren nicht so groß wie die
derjenigen, die in der späteren
Stufe der Verspinnbarkeit gesponnen wurden. Die größte Differenz
begann bei etwa 300°C,
wo das organische Material üblicherweise
zu verdampfen beginnt. Da die Rezepte für FIB1_A und FIB1_B sowie für FIB2_A
und FIB2_B exakt gleich waren, ist es wahrscheinlich, dass etwas
organisches Material in der Faserstruktur bei den Fasern, die in
der frühen
Stufe gesponnen wurden, eingefangen wurde. Auch die Verschiebung,
die bei den Ableitungen der Fasern, die in der späteren Stufe
der Verspinnbarkeit gesponnen wurden (FIB1_B, FIB2B und FIB3), beobachtet
wird, zeigt einige Differenzen bei der Verdampfung des organischen
Materials und in der Faserstruktur. Das physikalische Aussehen der
Faser trägt
zu Vermutungen bei. Die schwarze Farbe der Fa sern, die in der frühen Stufe
der Verspinnbarkeit gesponnen wurden, zeigt an, dass sie Kohlenstoffreste
enthalten. FIB3, wo sowohl HNO3 als auch
NH3 als Katalysatoren verwendet wurden,
hatte Intermediateigenschaften, sowohl bei der TG-Analyse als auch
im physikalischen Aussehen. Der Massenverlust ist bei FIB1_A und
FIB2_A größer, aber
kleiner als in FIB1_B und FIB2_B. Auch die Farbe der FIB3-Faser
war zwischen weiß und
schwarz, d.h. braun, und die Filamentqualität im Spinnprozess hatte analoge
Eigenschaften. Die besten und kontinuierlichen Fasern wurden am
Einfachsten mit FIB1_B und FIB2_B erreicht. Es gab einige Schwierigkeiten
mit FIB3, FIB1_A und FIB2_A (verarbeitet bei 0°C, um eine ausreichend hohe
Viskosität
beim Spinnen zu erreichen). Das Filament brach leicht und eine kontinuierliche
Faserverarbeitung war schwieriger.
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Die
Infrarotabsorptionsspektren wurden zwischen 400 und 4 000 cm-1 unter Verwendung eines Bruker IFS 66 FTIR-Spektrometers aufgezeichnet.
Die Messungen wurden mit dem Diffuse Reflectance Infrared Fourier
Transformation (DRIFT)-System
durchgeführt.
Kaliumbromid wurde als Hintergrundmaterial verwendet. Die Auflösung der
FTIR-Vorrichtung war 4 cm-1. Die FT-IR-Messungen,
die für
die in der thermogravimetrischen Analyse wärmebehandelten Fasern durchgeführt wurden,
sind in 3 gezeigt. Die Messungen gaben
Informationen über
die typischen OH-Gruppen an der Silicaoberfläche, allerdings wurden auch
zwei ungewöhnliche Peaks
bei den Fasern detektiert, die in der frühen Stufe der Verspinnbarkeit
gesponnen worden waren (FIB1_A und FIB2_A). Der breite Peak bei
3 400 bis 3 770 cm-1 beinhaltet Peaks, die
mit isolierten einzelnen SiOH-Gruppen, isolierten geminalen Gruppen,
H-gebundenen Hydroxylen
und physiologisch adsorbiertem Wasser, das zusätzlich einen Peak bei etwa
1 630 cm-1 (breit) hat, in Beziehung stehen.
Außerdem
legt die Verschiebung bei den Peaks, die durch eine in dem Graphen
gezeichnete Linie ange zeigt wird, nahe, dass hier auch einige organische
Reste detektiert wurden. Die Verschiebung war analog der der zusätzlichen
Peaks, die für
FIB1_A und FIB2_A beobachtet wurden, und die leichte Verschiebung
für FIB3
trug zu dem physikalischen Intermediataussehen bei. Peaks, die mit
Si-O-Si-Schwingungen
in Verbindung stehen, wurden bei 1 200 bis 1 100 (breit) und 800
cm-1 beobachtet. Die Peaks bei 1 870 und
bei 2 000 cm-1 waren die Si-O-Si-Overtone-Banden
von Silica. Der Peak bei 1 300 bis 1 400 cm-1 war
für Silica
nicht typisch, allerdings ist typischerweise hier eine NO3-Streckschwingung lokalisiert. Der Katalysator,
der in Solherstellungsverfahren eingesetzt wurde, war HNO3, was in der Struktur als Reste geblieben
sein kann. Die Faserstruktur war üblich kondensiert und die Temperatur
war von 450 auf 700°C
ziemlich schnell erhöht
worden und wurde dort für
nur 30 Minuten erhalten. Dies bedeutet, dass die Zersetzung von
Nitrat nicht sehr effektiv war. Die zwei interessierenden Peaks
bei 2 330 und 3 050 cm-1 waren nur für FIB1_A
und FIB2_A klar erkennbar, allerdings konnten sie nicht direkt mit einer
im System vorliegenden Komponente in Bezug gesetzt werden. Die einzige
Möglichkeit
war, dass die Fasern Kohlenstoffreste enthielten, die mit Wasserstoff
(3050 cm-1) und Sauerstoff (2330 cm-1) Doppelbindungen bildeten, die an diesen
Punkten beobachtet wurden.
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Scanning-Transmissions-Elektronenmikroskopie
(JOEL, JEM 1200 EX) wurde angewendet, um die Massenstruktur der
Fasern in Grünzustand
zu veranschaulichen. Die Fasern wurden in ein Epoxidharz (EPON 812)
eingebettet. Propylenoxid wurde als Lösungsmittel verwendet und Epoxideinbettungsmedien
DMP-30 und DDSA oder MNA wurden als Beschleuniger bzw. Härter (FLUKA),
eingesetzt. Die gehärteten
Proben wurden mit einem Ultramikrotom zu einer Dicke von 60–70 nm geschnitten
und die Querschnitte der Fasern wurden analysiert. Eine Transmissionselektronenmikrographie
des Querschnitts von FIB2_B ist in 4 gezeigt. Das
Bild wurde als Beispiel ausgewählt,
um die innere Struktur der aus dem Sol-Gel hergestellten Silicafasern zu
zeigen. Die Bilder von allen fünf
Proben erinnerten aneinander. FIB2_B wurde als repräsentatives
Beispiel der Faser vorgeschlagen, da die Filamentqualität gut war
und die Fasern leicht herzustellen waren. Der weiße Balken
am Boden des Bildes entspricht 20 nm. Die Struktur war typisch für die aus
dem Sol-Gel hergestellten Materialien. Die Struktur war nicht vollständig kondensiert,
aber sie enthält
eine Menge kleiner Poren mit einem Durchmesser von etwa 2 bis 5
nm, was anzeigt, dass die Struktur aus kleineren Silicaeinheiten
gebildet ist.
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Beispiel 3
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Biologischer Abbau der Fasern
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Die
Spinnviskosität
als Funktion des Anfangspunkts des Spinnprozesses ist in 5 dargestellt.
Der Graph beschreibt schematisch die Viskositätslevel der Spinnsols und die
Alterungszeiten für
die Fasern FIB1, FIB2 und FIB3 vor dem Test auf biologischen Abbau
in der simulierten Körperflüssigkeit.
Die Spinnviskositäten werden
grob in drei Level eingeteilt:
(ŋ(1) = 2000–3500 mPas, ŋ(2) = 3500–7500 mPas
und ŋ(3)>7500 mPas.
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Der
biologische Abbau der Proben wurde in vitro unter Verwendung einer
simulierten Körperflüssigkeit (SBF)
untersucht. Die simulierte Körperflüssigkeit
wurde durch Lösen
der Reagenzchemikalien NaCl, NaHCO3, KCl,
K2HPO4·3H2O, MgCl2·6H2O, CaCl2·2H2O, und Na2SO4 in entionisiertem Wasser hergestellt. Die Flüssigkeit
wurde auf physiologischem pH 7,40 bei 37°C mit Tris(hydroxymethyl)aminomethan
und Salzsäure gepuffert
(Ohtsuki, C, et al., J. Non-Cryst. Sol, 143 (1992) 84–92).
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Es
wurden drei Stücke
jeder Probe verwendet, um die Reaktionen der aus dem Sol-Gel hergestellten Silicafasern
in SBF zu untersuchen. Jede Probe (10 mg) wurde in 50 ml SBF, die
in einer Polyethylenflasche enthalten war, die mit einem dichten
Deckel verschlossen war, eingetaucht. Drei Proben an SBF, die in
Flaschen ohne eine Probe eingeschlossen waren, wurden als Kontrollen
eingesetzt, um die Lösungsstabilität zu untersuchen.
Die Proben wurden für
zwei Wochen in die SBF-Flüssigkeit
eingetaucht, die Flaschen wurden in ein Schüttelwasserbad (SBD 50 (Schlag
36 mm, Geschwindigkeit = 160 Schläge/Minute)), das eine konstante Temperatur
von 37°C
hatte, gestellt. Probenlösungen
wurden auf Silicium- und Calciumkonzentrationen als Funktion der
Eintauchzeit überwacht.
Die Calciumkonzentrationen wurden mit einem Atomabsorptionsspektralfotometer
(AAS, Perkin-Elmer 460) bestimmt. Die Siliciumkonzentrationen wurden
durch ein Molybdänblauverfahren
analysiert (Koch, O.G. & Koch-Dedic,
G.A. Siliconmolybdänblau-Verfahren, in Handbuch
der Spurenanalyse. Springer-Verlag (1974), S. 1105), das auf einer
Reduktion mit 1-Amino-2-naphtol-4-sulfonsäure unter
Verwendung eines UV-Vis-Spektralphotometer
(Hitachi Model 100-60) basiert. Alle Proben wurden dreimal getestet,
um Ungenauigkeitsprobleme und mögliche
Abbaudifferenzen in Abhängigkeit
von der Verteilung im Querschnittsdurchmesser der Faser (30–80 μm, Mittelwert
50 μm) zu
vermeiden. Der biologische Abbau (in vitro in der simulierten Körperflüssigkeit)
für die
Fasern im Grünzustand
FIB1_A, FIB1_B, FIB2_A, FIB2_B und FIB3, die für etwa einen Monat und drei
Monate gealtert worden waren, ist in Tabelle 3 zusammengefasst. Tabelle 3. Silicalöslichkeit der Fasern, die in
SBF eingeweicht waren
Fasername | Alterungszeit/Monate | Silicalöslichkeit
in SBF/Gew.-%/h * |
FIB1_A | 1 | 0,02*** |
FIB2_A | 1 | 0,03*** |
FIB1_B | 1 | (0,8)** |
FIB2_B | 1 | (0,9)** |
FIB3 | 1 | 1,7 |
FIB1_A | 3 | 0,03*** |
FIB2_A | 3 | 0,2 |
FIB1_B | 3 | 0,7 |
FIB2_B | 3 | 0,8 |
FIB3 | 3 | 1,4 |
- * Errechnet aus dem linearen Teil der Kurven
vor dem Sättigungslevel
zwischen 5 und 53 h Eintauchzeit.
- ** Schätzung,
der Punkt bei ~50 h fehlt wegen technischer Probleme.
- *** Ausserhalb der Erfindung.
-
Auch
hier wurde dieselbe Art der Analogie wie bei der TG-Analyse und den FT-IR-Messungen
beobachtet. Die Fasern, die in der frühen Stufe der Verspinnbarkeit
gesponnen wurden (FIB1_A und FIB2_A), bauten im Vergleich zu Fasern,
die in der späteren
Stufe gesponnen worden waren (FIB1_B, FIB2_B) sehr langsam ab. FIB3
hatte erneut eine gewisse Art von Zwischeneigenschaften. Nach den
erhaltenen Resultaten wurde eine bestimmte Art an Plateauwert oder
ein Sättigungslevel
nach wenigen Tagen Eintauchens in SBF erreicht. Die Lösungsraten
(vor dem Plateaulevel) für
FIB1_B, FIB2_B und FIB3 waren deutlich schneller als für FIB1_A
und FIB2_A. Dies zeigt, dass der Silicabereich, der für den Abbau
verfügbar
ist, in der Struktur der Fasern, die in der späteren Stufe der Verspinnbarkeit
gesponnen wurden, größer ist.
Wie in Tabelle 3 beobachtet wird, gab es im Abbau einige Differenzen,
wenn die Proben, die für
1 oder 3 Monate gealtert worden waren, miteinander verglichen wurden.
Eine klare Differenz wurde bei FIB2_A beobachtet. Die Lösungsrate war
für die
Probe, die für
drei Monate gealtert war, größer wie
es der Sättigungslevel
war (–2%
für die
Probe, die für
einen Monat gealtert war, und –5%
für die
Probe, die für
drei Monate gealtert war). Für
die in der späteren
Stufe gesponnenen Fasern (FIB1_B, FIB2_B und FIB3) gab es nach einer
Alterung für
ein oder drei Monate keine signifikanten Differenzen. Die Werte
waren praktisch dieselben, was anzeigt, dass die Strukturen ziemlich
stabil waren. Allerdings waren sie alle in der SBF deutlich löslicher
als die Fasern, die in der frühen Stufe
der Verspinnbarkeit gesponnen worden waren.
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In 6 ist
der biologische Abbau der Fasern FIB1_A, FIB1_B, FIB2_A, FIB2_B
und FIB3 im Grünzustand,
die für
etwa drei Monate gealtert worden waren, gezeigt.
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Darüber hinaus
ist der biologische Abbau der Fasern FIB1, FIB2 und FIB3 in vitro
in der SBF in den 7-12 gezeigt.
In den 7 und 8 ist der biologische Abbau
der Faser FIB1, die für
etwa zwei Wochen und drei, fünf
und 6,5 Monate gealtert wurde, dargestellt. Der biologische Abbau
der Faser FIB2, die für
etwa zwei Wochen und zwei, drei und fünf Monate gealtert wurde, ist
in den 9 und 10 gezeigt. Außerdem ist
der biologische Abbau der Faser FIB3, die für etwa zwei Wochen, drei, vier
und fünf
Monate gealtert wurde, in den 11 und 12 gezeigt.
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Der
Einfluss des Anfangspunkts des Spinnprozesses auf den biologischen
Abbau der Fasern ist klar. Die Hauptparameter, die die Viskosität beeinflussen,
sind die Konzentration, die Länge
und der Verzweigungsgrad der Silicapolymeren. Diese Faktoren beeinflussen
wiederum die Bildung der Faserstruktur, z.B. Packung und Orientierung
der Silicapolymere, und resultieren in einem unterschiedlichen biologischen
Abbau.
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Die
Fasern, die aus den Sols hergestellt wurden, die während des
Spinnprozesses eine niedrige Viskosität haben, bauen sich langsamer
ab als Fasern, die aus Sols stammen, die bei höherer Spinnviskosität hergestellt
wurden. Daher ist der Anfangspunkt des Spinnprozesses im Hinblick
auf den biologischen Abbau wichtig. Die Fasern, die in der frühen Stufe
der Verspinnbarkeit gesponnen wurden, bauen sich im Vergleich zu
den Fasern, die in der späteren
Stufe gesponnen wurden, sehr langsam ab.
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Es
wurde beobachtet, dass die Lösungsrate
von FIB1 (bestimmt aus dem linearen Teil der entsprechenden Löslichkeitskurven)
bei sehr hohen Spinnviskositäten
niedriger war, obgleich sich die Sättigungslevel nicht signifikant änderten.
Es wird angenommen, dass dies wegen der leicht dünneren Fasern mit glatteren Oberflächen erfolgt,
die bei sehr hohen Spinnviskositäten
produziert werden.
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In 13 sind
die Änderungen
der SiO2-Konzentration (Gewichts-%) als
Funktion der Eintauchzeit in die simulierte Körperflüssigkeit für verschiedene Fasern gezeigt.
Diese Resultate zeigen, dass ein weiter Bereich verschiedener Löslichkeiten
abgedeckt wird, indem die Eigenschaften des Silicasols eingestellt
werden.
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Beispiel 4
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Herstellung von Silicafasern, die Dexmedetomidin-Hydrochlorid
enthalten
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Ein
Sol für
das Faserspinnen wurde aus TEOS, entionisiertem Wasser, Ethanol
und HNO3 als Katalysator im Verhältnis 1/2,35/1/0,000322
unter Verwendung des Sol-Gel-Verfahrens hergestellt. Ethanol wurde mit
TEOS und Salpetersäure
mit Wasser gemischt. Die Säure/Wasser-Lösung wurde
unter kräftigem
Rühren zu
der TEOS/Ethanol-Lösung
gegeben und dann wurde die Lösung
in eine Verdampfungsschale gegossen. Der Verdampfungsprozess wurde
wie in Beispiel 1 beschrieben durchgeführt. Nach der Ethanolverdampfung wurde
Dexmedetomidin-Hydrochlorid
(HCl) zugesetzt (entsprechend 1 Gew.-% in getrockneter Faser). Als
mit dem Spinnprozess begonnen wurde, war die Viskosität 5 600
mPas. Die Fasern wurden zu verschiedenen Stufen der Verspinnbarkeit
bei 20°C
gesponnen. Die Fasern wurden gepackt und luftdicht in Aluminiumfolienbeuteln
bei Raumtemperatur gelagert, bis die Lösungstests durchgeführt wurden.
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In vitro-Lösungstest
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Die
Lösungsprofile
von Dexmedetomidin-HCl aus den Silicafasern wurden unter Verwendung
der Lösungsapparatur
II (Paddelverfahren, Sotax AT6, Basel, Schweiz) untersucht. Jede
Probe (50 mg) wurde in 250 ml einer 0,9 Gew.-%igen NaCl-Lösung eingetaucht.
Die Rotationsgeschwindigkeit war 50 Upm und die Temperatur war 37°C. Gelöstes Dexmedetomidin-HCl
in den Lösungsproben
wurde mit einem Spektralphotometer für den UV-sichtbares Licht-Bereich (Hewlett Packard
845/A, USA) bei der maximalen Extinktion von Dexmedetomidin-HCl,
220 nm gemessen.
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Resultate
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Die
Freisetzung von Dexmedetomidin-HCl zeigte einen Burst (33%) bei
der Spinnviskosität,
die niedriger als 10 000 mPas war (14). Als
die Spinnviskosität
auf mehr als 11 500 mPas erhöht
wurde, verringerte sich der Bursteffekt auf 3–10%. Bei einer Spinnviskosität über 11 500
mPas wurde die Freisetzungsrate von Dexmedetomidin-HCl im Vergleich
zu Fasern, die bei weniger als 11 500 mPas gesponnen worden waren, verringert.
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Der
Fachmann wird erkennen, dass, obgleich spezifische Ausführungsformen
dargestellt und beschrieben wurden, verschiedene Modifikationen
und Änderungen
durchgeführt
werden können,
ohne den Rahmen der Erfindung zu verlassen.
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Andere
Ausführungsformen
der Erfindung werden dem Fachmann in anbetracht der Beschreibung und
der hierin offenbarten Durchführung
der Erfindung einfallen. Es ist beabsichtigt, dass die Beschreibung und
die Beispiele lediglich exemplarisch zu betrachten sind, wobei der
wahre Umfang der Erfindung in den folgenden Ansprüchen angegeben
wird.