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HINTERGRUND
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1. Gebiet
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung ist auf ein Verfahren und ein Katalysatorsystem
zur Herstellung von aromatischen Carbonaten und insbesondere auf
ein Verfahren und ein Katalysatorsystem zur Herstellung von Diarylcarbonaten
mittels einer Carbonylierung von aromatischen Hydroxyverbindungen
gerichtet.
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2. Stand der
Technik
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Aromatische
Carbonate werden u.a. als Zwischenprodukte bei der Herstellung von
Polycarbonaten eingesetzt. Ein bekanntes Verfahren zur Herstellung
von Polycarbonaten ist z.B. die Umesterung von aromatischen Carbonaten
mit Bisphenolen in der Schmelze. Es zeigte sich, dass dieses Verfahren
im Hinblick auf Umweltverträglichkeit
den vorher eingesetzten Verfahren überlegen war, in denen als
Reagenz Phosgen, ein toxisches Gas, und als Lösungsmittel chlorierte aliphatische
Kohlenwasserstoffe wie Methylenchlorid verwendet wurden.
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Verschiedene
Verfahren zur Herstellung von aromatischen Carbonaten sind schon
vorher in der Literatur beschrieben und/oder in der Industrie eingesetzt
worden. Ein Verfahren, das sich in der Literatur beträchtlicher
Beliebtheit erfreute betrifft die direkte Carbonylierung von aromatischen
Hydroxyverbindungen mit Kohlenmonoxid und Sauerstoff. Im Allgemeinen
haben die Chemiker gefunden, dass die Carbonylierungsreaktion ein
ziemlich komplexes Katalysatorsystem erfordert. Beispielsweise berichtet
Chalk in dem US-Patent 4,187,242, welches dem Anmelder der vorliegenden
Erfindung gehört,
dass ein Katalysatorsystem für
eine Carbonylierung ein Metall der Gruppe VIIIB wie Ruthenium, Rhodium,
Palladium, Osmium, Iridium, Platin oder einen Komplex derselben
enthalten sollte. Weitere Feinheiten der Carbonylierungsreaktion
umfassen die Identifizierung von organischen Cokatalysatoren wie
Terpyridine, Phenanthroline, Chinoline und Isochinoline im US-Patent
5,284,964 sowie den Einsatz bestimmter Halogenverbindungen wie quarternärer Ammonium-
oder Phosphoniumhalogenide im US-Patent 5,399,734, wobei beide Patente
ebenfalls dem Anmelder der vorliegenden Erfindung gehören.
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Die
Wirtschaftlichkeit des Carbonylierungsverfahrens hängt stark
von der Molzahl des pro Mol des eingesetzten Metalls der Gruppe
VIIIB hergestellten aromatischen Carbonats ab (d.h. vom "Katalysator-Umsatz"). Folglich wurde
viel Arbeit investiert, um wirksame Kombinationen von Katalysatoren
zu finden, die den Katalysator-Umsatz steigern. Im US-Patent 5,231,210,
das ebenfalls dem Anmelder der vorliegenden Erfindung gehört, beschreiben
Joyce et al. den Einsatz eines Cobaltpentadentatkomplexes als anorganischer
Cokatalysator ("IOCC"). Im US-Patent 5,498,789
beschreiben Tagaki et al. die Verwendung von dreiwertigem Cer als
IOCC. Im US-Patent 5,726,340 beschreiben Tagaki et al. die Verwendung
von Blei und Cobalt als binäres
IOCC-System.
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In
der Literatur über
Carbonylierungskatalysatoren wird die Wirksamkeit von Oniumhalogenid-Verbindungen,
insbesondere von Bromiden, als Halogenidquelle im Katalysatorsystem
gelobt. In der
GB 2311777 von
Takagi et al. wird z.B. an dem traditionellen Verständnis festgehalten,
dass Oniumbromidquellen die bevorzugten Halogenidquellen für Katalysatorsysteme
zum Carbonylieren darstellen. Während
es zutrifft, dass Oniumhalogenid-Verbindungen historisch gesehen
eine hohe Aktivität
zeigten, bestehen jedoch bei der Verwendung von Oniumhalogeniden
im Allgemeinen und von Bromiden im Besonderen in der Carbonylierungsreaktion
Nachteile. Zunächst
ist darauf hinzuweisen, dass das Bromidion bei der im Prozess erfolgenden
Verwendung zur Carbonylierung von Phenol unter Bildung von unerwünschten
bromierten Nebenprodukten wie 2- und 4-Bromphenolen sowie Bromdiphenylcarbonat
verbraucht wird. Diese Nebenprodukte müssen typischerweise gewonnen
und recycelt werden, was die Investitions- und Betriebskosten des
Verfahrens weiter erhöht.
Ferner sind Oniumhalogenide beträchtlich
teurer als Alkalimetallhalogenide. Wegen ihrer vergleichsweise geringen
Aktivität
wurden die Alkalimetallhalogenide traditionell nicht als wirtschaftlich überdauernde
Alternative zu Oniumbromiden angesehen.
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Unglücklicherweise
steht in der Literatur nicht viel über die Rolle vieler Katalysatorkomponenten
bei der Carbonylierungsreaktion (d.h. den Reaktionsmechanismus).
Dementsprechend ist eine entsprechende Anleitung zum Erkennen wirksamer
Kombinationen von Komponenten für
Katalysatorsysteme bestenfalls nur oberflächlich. Beispielsweise lieferten
die Gruppen des Periodensystems keine Anleitung zum Erkennen zusätzlicher
IOCCs. Typisch für
dieses Problem ist das US-Patent 5,856,554, in dem eine allgemeine
Aufstellung für
mögliche
IOCC-Kanditaten
angegeben wird. Eine weitere Analyse ließ jedoch erkennen, dass eine
wesentliche Anzahl der Vertreter (und Kombinationen von Vertretern)
der angegebenen Gruppen (das sind die Gruppen IVB und VB) keine
wirksamen IOCCs sind. Daher wurde in Folge des Mangels einer Anleitung
in der Literatur das Erkennen von wirkungsvollen Katalysatorsystemen
für die
Carbonylierung ein Glücksspiel.
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Da
die steigende Nachfrage nach hochleistungsfähigen Kunststoffen anhielt,
werden neue und verbesserte Verfahren zur Bereitstellung von wirtschaftlicheren
Produkten benötigt,
um den Markt zu bedienen. In diesem Zusammenhang werden ständig verschiedene
Verfahren und Katalysatorsysteme entwickelt; wegen der Gleichartigkeit
der verbesserten und/oder zusätzlichen
wirksamen Katalysatorsysteme für
diese Zwecke geht man jedoch weiterhin an den Bedürfnissen
der Industrie vorbei. Folglich gibt es einen lange bestehenden, jedoch
unerfüllten
Bedarf nach neuen und verbesserten Verfahren und Katalysatorsystemen
zur Herstellung aromatischer Carbonate und dergl..
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ZUSAMMENFASSUNG
DER ERFINDUNG
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Die
vorliegende Erfindung ist dementsprechend auf ein Verfahren und
ein Katalysatorsystem zur Herstellung aromatischer Carbonate gerichtet.
In einer Ausführungsform
weist das Verfahren den Schritt auf, mindestens eine aromatische
Hydroxyverbindung mit Sauerstoff und Kohlenmonoxid in Gegenwart
eines Carbonylierungskatalysatorsystems mit katalytischen Mengen
der folgenden Komponenten in Kontakt zu bringen: einer Quelle für Metalle
aus der Gruppe VIIIB; einem Alkalimetallchlorid; einem Polyether
und einer Base.
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Alternative
Ausführungsformen
ersetzen den Polyether durch eine katalytische Menge eines Promotors
aus einem Nitril. Weitere alternative Ausführungsformen für das Carbonylierungskatalysatorsystem
können
katalytische Mengen von mindestens einem anorganischen Cokatalysator
mit einer nicht aus der Gruppe VIIIB stammenden Metallquelle umfassen,
wie z.B. Blei und Kombinationen von Kupfer und Titan; Blei und Cer; Blei
und Titan oder Kupfer und Zirkonium.
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KURZE BESCHREIBUNG
DER ZEICHNUNG
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Die
verschiedenen Merkmale, Aspekte und Vorteile der vorliegenden Erfindung
werden unter Bezugnahme auf die folgende Beschreibung, die anhängenden
Ansprüche
sowie die anliegende Zeichnung verdeutlicht, wobei die FIGUR eine
schematische Ansicht einer Vorrichtung wiedergibt, die in der Lage
ist, einen Aspekt einer Ausführungsform
der vorliegenden Erfindung auszuführen.
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GENAUE BESCHREIBUNG
DER BEVORZUGTEN AUSFÜHRUNGSFORMEN
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Die
vorliegende Erfindung ist auf ein Verfahren und ein Katalysatorsystem
zur Herstellung aromatischer Carbonate gerichtet. In einer Ausführungsform
weist das Verfahren den Schritt auf, mindestens eine aromatische
Hydroxyverbindung mit Sauerstoff und Kohlenmonoxid in Gegenwart
eines Katalysatorsystems für die
Carbonylierung mit katalytischen Mengen der folgenden Komponenten
in Kontakt zu bringen: einer Quelle für Metalle aus der Gruppe VIIIB;
einem Alkalimetallchlorid; einem Polyether und einer Base.
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Der
Bequemlichkeit halber werden die Bestandteile des hier beschriebenen
Katalysatorsystems als "Komponenten" bezeichnet, unabhängig davon,
ob sich aktuell entweder vor oder während der Carbonylierungsreaktion
eine Reaktion zwischen spezifischen Komponenten abspielt. Daher
kann das Katalysatorsystem die Komponenten sowie jedes Reaktionsprodukt
aus denselben umfassen.
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Wenn
nicht anders angegeben, umfasst der hier verwendete Ausdruck "katalytische Menge" die Menge einer
Komponente, die entweder die Ausbeute an Carbonylierungsprodukt
(direkt oder indirekt) erhöht
oder selektiv zu einem aromatischen Carbonat hin verschieben kann.
Die optimalen Mengen einer gegebenen Komponente können je
nach den Reaktionsbedingungen und der Identität von anderen Komponenten variieren,
sie lassen sich jedoch an Hand der einzelnen Umstände einer
vorgegebenen Anwendung leicht ermitteln.
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Aromatische
Hydroxyverbindungen, die sich in der vorliegenden Erfindung einsetzen
lassen sind aromatische Mono- oder Polyhydroxyverbindungen wie Phenol,
Kresol, Xylenol, Resorcin, Hydrochinon und Bisphenol A. Aromatische
organische Monohydroxyverbindungen sind bevorzugt, wobei Phenol
mehr bevorzugt ist.
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In
verschiedenen bevorzugten Ausführungsformen
enthält
das Carbonylierungskatalysatorsystem mindestens einen Bestandteil
aus den Metallen der Gruppe VIIIB oder eine Verbindung derselben.
Ein bevorzugter Bestandteil der Gruppe VIIIB ist eine katalytische
Menge einer Palladiumquelle. Die Palladiumquelle kann ein nicht
auf einem Träger
sitzendes Pd(II)-Salz oder -Komplex sein. Der hier verwendete Ausdruck "nicht auf einem Träger sitzend" bedeutet die Abwesenheit
von herkömmlichen
in der Industrie eingesetzten Katalysatorträgern auf Basis von Kohlenstoff,
Elementoxiden, Elementcarbiden oder Elementsalzen in verschiedenen
Erscheinungsformen. Beispiele für
Kohlenstoff enthaltende Träger
sind Koks, Graphit, Ruß und
Aktivkohle. Beispiele für
Katalysatorträger
aus Elementoxiden sind SiO2 (natürliches
oder synthetisches Siliciumdioxid, Quarz), Al2O3 (α-, γ- Al2O3), Tonerden, natürliche und
synthetische Aluminosilicate (Zeolithe), TiO2 (Rutil,
Anastas), ZrO2 und ZnO. Beispiele für Elementcarbide
und Salze sind SiC, AlPO4, BaSO4 und
CaCO3.
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Entsprechend
umfassen geeignete Palladiumquellen Palladiumhalogenide, -nitrate,
-carboxylate, -oxide und Kohlenmonoxid, Amin, Phosphine oder Olefine
enthaltende Palladiumkomplexe. Der hier verwendete Begriff "Komplex" umfasst Koordinations- oder Komplexverbindungen
mit einem Zentralion oder -atom. Die Komplexe können je nach den vom Zentralatom
und den koordinierten Gruppen getragenen Ladungen nichtionisch,
kationisch oder anionisch sein. Andere gemeinsame Namen für diese
Komplexe sind Komplexionen (falls elektrisch geladen), Werner-Komplexe
und Koordinationskomplexe.
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In
verschiedenen Anwendungen kann es von Vorzug sein, Palladium(II)-Salze
von organischen Säuren
einzusetzen, einschließlich
Carboxylate mit aliphatischen C2-6-Säuren. Palladium(II)acetylacetonat
und Dichlor(1,4-bis(diphenylphosphin)butan)palladium(II)stellenebenfalls
geeignete Quellen für
Palladium dar. Vorzugsweise sollte die Menge der verwendeten Metallquelle
aus der Gruppe VIIIB genügend
groß sein,
um ca. 1 Mol Metall pro 800–10.000
Mol aromatischer Hydroxyverbindung zur Verfügung zu stellen. Vorzugsweise sollte
der Anteil der verwendeten Metallquelle aus der Gruppe VIIIB genügend groß sein,
um ca. 1 Mol Metall pro 2.000–5.000
Mol aromatischer Hydroxyverbindung zur Verfügung zu stellen.
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Das
Katalysatorsystem für
die Carbonylierung enthält
ferner eine katalytische Menge eines Chlorids von einem alkalischen
Metall. Der hier verwendete Begriff "alkalisches Metall" umfasst sowohl die Elemente der Gruppe
I des Periodensystems (Alkalimetalle") als auch die Elemente der Gruppe II
("Erdalkalimetalle"). Demgemäß umfasst
eine nicht ausschließliche
Aufzählung
der bevorzugten Chloride von alkalischen Metallen Lithiumchlorid,
Natriumchlorid, Kaliumchlorid und Cäsiumchlorid. In bevorzugten
Ausführungsformen
kann das Katalysatorsystem für
die Carbonylierung zwischen ca. 5 und ca. 2.000 Mol Chlorid pro
Mol verwendetem Palladium enthalten und mehr bevorzugt werden zwischen
ca. 50 und ca. 1.000 Moläquivalente
Chlorid verwendet.
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Das
Katalysatorsystem für
die Carbonylierung enthält
auch eine katalytische Menge einer Base. Es können alle gewünschten
Basen oder Mischungen derselben, ob organisch oder anorganisch,
eingesetzt werden. Eine nicht ausschließliche Aufzählung von geeigneten anorganischen
Basen umfasst Hydroxide von alkalischen Metallen und Karbonate;
C2-C12-Carboxylate
oder andere Salze schwacher Säuren
sowie verschiedene Salze von alkalischen Metallen von aromatischen
Hydroxyverbindungen wie z.B. Phenolate von alkalischen Metallen.
Hydrate von Phenolaten alkalischer Metalle können ebenfalls eingesetzt werden.
Beispiele geeigneter organischer Basen sind tertiäre Amine
und dergl.. Vorzugsweise ist die eingesetzte Base ein Salz eines
alkalischen Metalls mit einer aromatischen Hydroxyverbindung mehr
bevorzugt das Salz eines alkalischen Metalls mit der zur Herstellung
des aromatischen Carbonats zu carbonylierenden aromatischen Hydroxyverbindung.
Eine nicht ausschließliche
Aufzählung
geeigneter Basen umfasst Natriumphenoxid und Natriumhydroxid. In
bevorzugten Ausführungsformen
werden zwischen ca. 5 und ca. 1.000 Moläquivalente Base (relativ zu
Palladium) eingesetzt und mehr bevorzugt werden zwischen ca. 100
und ca. 700 Moläquivalente Base
eingesetzt.
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Das
Katalysatorsystem für
die Carbonylierung kann eine katalytische Menge eines Polyethers
aufweisen, d.h. eine Verbindung mit zwei oder mehr C-O-C-Bindungen.
Vorzugsweise verfügt
der Polyether über
keine Hydroxylgruppen, um seine gewünschte Aktivität möglichst
groß zu
halten und in der Carbonylierungsreaktion eine Konkurrenz mit der
aromatischen Hydroxyverbindung zu vermeiden. Bevorzugte Polyether
enthalten zwei oder mehr (C-O-C)-Einheiten. Der Polyether kann ein
aliphatischer oder ein gemischt aliphatisch-aromatischer Polyether
sein. Für
die Identifizierung des Polyethers bezieht sich der Ausdruck "aliphatisch" auf die Strukturen
der Kohlenwasserstoffgruppen im Molekül, nicht auf die Gesamtstruktur
des Moleküls.
Somit umfasst der Ausdruck "aliphatischer
Polyether" heterocyclische
Polyethermoleküle
mit aliphatischen Gruppen in ihrer Molekülstruktur. Anschauliche aliphatische
Polyether sind Diethylenglykoldimethylether ("Diglym"); Triethylenglykoldimethylether ("Triglym"); Tetraethylenglykoldimethylether
("Tetraglym"); Polyethylenglykoldimethylether
und Kronenether wie z.B. 15-Krone-5-(1,4,7,10,13-pentaoxacyclopentadecan)
und 18-Krone-6-(1,4,7,10,13,16-hexaoxacyclooctadecan).
Anschauliche gemischt aliphatisch-aromatische Polyether sind Diethylenglykoldiphenylether
und Benzo-18-Krone-6.
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In
alternativen Ausführungsformen
kann der Polyether durch eine katalytische Menge eines Nitrilpromotors
ersetzt werden. Geeignete Nitrilpromotoren für das vorliegende Verfahren
sind aliphatische C2-8-Mono- oder Dinitrile
oder aromatische C7-10-Mono- oder Dinitrile.
Anschauliche Mononitrile sind Acetonitril, Propionitril und Benzonitril.
Anschauliche Dinitrile sind Succinonitril, Adiponitril und Benzodinitril.
Mononitrile sind im Allgemeinen bevorzugt; spezifisch mehr bevorzugt
ist Acetonitril. Es ist darauf hinzuweisen, dass entgegen den Lehren
des Standes der Technik – von
dem einige Dokumente oben angeführt
sind – die
Funktion des Nitrilpromotors im vorliegenden Verfahren nicht einfach
die eines inerten Lösungsmittels
ist. Das Nitril ist vielmehr eine aktive Katalysatorkomponente,
welche die Ausbeute des oder die Selektivität zum aromatischen Carbonat
hin verbessert.
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Das
Katalysatorsystem für
die Carbonylierung kann katalytische Mengen von einem oder mehreren anorganischen
Cokatalysatoren (IOCCs) umfassen. Es wurde gefunden, dass bestimmte
IOCCs und Kombinationen von IOCCs effektiv die Carbonylierungsreaktion
in Gegenwart der oben angegebenen Komponenten des Katalysatorsystems
katalysieren. Solche IOCCs und Kombinationen sind Blei; Kupfer,
Blei und Titan; Blei und Cer; Blei und Mangan; Blei und Zircon;
Kupfer und Titan; Kupfer und Zircon; Kupfer und Eisen; Kupfer und Mangan;
Kupfer und Nickel; Kupfer und Eisen und Zink und Titan. In dem Katalysatorsystem
für die
Carbonylierung lassen sich zusätzliche
IOCCs einsetzen, vorausgesetzt, das zusätzliche IOCC inaktiviert (d.h. "vergiftet") nicht die ursprüngliche
Kombination aus IOCCs.
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Ein
IOCC kann in die Carbonylierungsreaktion in unterschiedlichen Formen
eingeführt
werden, einschließlich
als Salze oder Komplexe wie z.B. Tetradentat-, Pentadentat-, Hexadentat-
oder Octadentat-Komplexe. Anschauliche Formen können Oxide, Halogenide, Carboxylate,
Diketone (einschließlich
Beta-Diketone), Nitrate, Komplexe mit Kohlenmonoxid oder Olefinen
und dergl. umfassen. Geeignete Beta-Diketone sind solche, die im
Stand der Technik als Liganden für
die IOCC-Metalle der vorliegenden Erfindung bekannt sind. Beispiele
sind, jedoch nicht ausschließlich,
Acetylaceton, Benzoylaceton, Dibenzoylmethan, Diisobutyrylmethan,
2,2-Dimethylheptan-3,5-dion, 2,2,6-Trimethylheptan-3,5-dion, Dipivaloylmethan
und Tetramethylheptandion. Die Menge an Ligand ist vorzugsweise
so, dass er nicht die Cabonylierungsreaktion selbst, die Isolierung oder
Reinigung des Produktgemischs oder die Wiedergewinnung und Wiederverwendung
von Katalysatorkomponenten (wie z.B. Palladium) beeinträchtigt.
Ein IOOC lässt
sich in elementarer Form einsetzen, wenn für eine ausreichende reaktive
Oberfläche
gesorgt werden kann. Es ist jedoch bevorzugt, dass ein IOCC auf
keinem Träger
sitzt, wie dies oben in Bezug auf die Metalle der Gruppe VIIB beschrieben
wurde.
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Die
IOCCs sind in dem Katalysatorsystem für die Carbonylierung in katalytischen
Mengen enthalten. In diesem Zusammenhang ist eine "katalytische Menge" eine Menge an IOCC
(oder einer Kombination von IOCCs), welche die Anzahl Mol des pro
Mol des eingesetzten Metalls aus der Gruppe VIIIB hergestellten
aromatischen Carbonats erhöht;
welche die Anzahl Mol des pro Mol des eingesetzten Chlorids hergestellten
aromatischen Carbonats erhöht
oder welche die Selektivität
zur Herstellung aromatischer Carbonate hin über den Wert erhöht, der
in Abwesenheit des IOCC (oder einer Kombination von IOCCs) erhalten
wird. Die optimalen Mengen eines IOCC in einer gegebenen Anwendung
hängen
von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. den Reaktanten und den Reaktionsbedingungen.
Nimmt z.B. Palladium an der Reaktion teil, liegt das molare Verhältnis von
Kupfer in Bezug auf Palladium am Beginn der Reaktion vorzugsweise
zwischen 0,1 und 100.
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Die
Carbonylierungsreaktion lässt
sich in einem Batchreaktorsystem oder einem System mit kontinuierlichem
Reaktor ausführen.
Wegen der teilweise geringen Löslichkeit
von Kohlenmonoxid in organischen Hydroxyverbindungen wie Phenol
ist bevorzugt, dass das Reaktorgefäß unter Druck gesetzt wird.
In bevorzugten Azsführungsformen
kann das Gas dem Reaktorgefäß in Anteilen
zwischen ca. 2 und ca. 50 Molprozent Sauerstoff, Rest Kohlenmonoxid,
zugeführt
werden und aus Sicherheitsgründen
in jedem Fall außerhalb
des Explosionsbereichs. Der Sauerstoff soll in zweiatomiger Form
oder aus einer anderen Sauerstoff enthaltenden Quelle wie Peroxiden
oder dergl. zugeführt
werden können.
Es können
zusätzliche
Gase in Mengen vorliegen, welche die Carbonylierungsreaktion nicht
schädlich
beeinflusst. Die Gase können
getrennt oder als Gemisch zugeführt
werden. Ein Gesamtdruck im Bereich von ca. 10 bis ca. 250 Atmosphären ist
bevorzugt. Im Reaktionsgefäß können Trockenmittel,
typischerweise Molekularsiebe, vorliegen. Reaktionstemperaturen
im Bereich von ca. 60°C
bis ca. 150°C
sind bevorzugt. Das Besprengen oder Zumischen von Gas kann las Hilfe
bei der Reaktion eingesetzt werden.
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Zur
besseren Ausführung
der Erfindung durch den Fachmann wird auf die FIGUR verwiesen, welche ein
Beispiel eines Systems mit kontinuierlichem Reaktor zur Herstellung
aromatischer Carbonate zeigt. Das Symbol "V" bezeichnet
ein Ventil und das Symbol "P" einen Druckanzeiger.
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Das
System verfügt über einen
Einlass 10 für
Kohlenmonoxidgas, einen Einlass 11 für Sauerstoff, ein Entlüftungsventil 12 sowie
einen Einlass 13 für
ein Gas wie Kohlendioxid. Ein Reaktionsgemisch kann einem Niederdruckreservoir 20 oder
einem Hochdruckreservoir 21 zugeführt werden, das sich über die
Dauer der Reaktion unter einem höheren
Druck als der Reaktor betreiben lässt. Das System verfügt ferner über einen
Reservoirausgang 22 und einen Reservoireingang 23.
Mit einem Druckregler 30 lässt sich der Druck des zugeführten Gases
auf einen größeren Wert
als den gewünschten
Reaktordruck einstellen. Das Gas kann in einem Waschbehälter 31 gereinigt
und dann zur Regulierung der Fließgeschwindigkeiten einer Kontrolleinrichtung 32 für den Mengenfluss
zugeführt
werden. Das Gas zur Beschickung des Reaktors kann in einem Wärmeaustauscher 33 mit
passender Rohrführung
vor dem Einleiten in das Reaktionsgefäß 40 erhitzt werden.
Der Druck im Reaktionsgefäß lässt sich
mit Hilfe eines Gegendruckreglers 41 kontrollieren. Nach
Durchtritt durch einen Kondensator 25 kann entweder von
dem ausströmende
Gas am Ventil 42 eine Probe für eine weitere Analyse entnommen
werden oder es kann am Ventil 50 in die Atmosphäre entlassen
werden. Von der Reaktorflüssigkeit kann
am Ventil 43 eine Probe entnommen werden. Ein zusätzliches
Ventil 44 kann für
eine weitere Systemkontrolle sorgen, es ist aber typischerweise
während
der Reaktion des strömenden
Gases geschlossen.
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Bei
der Durchführung
einer Ausführungsform
der Erfindung werden das Katalysatorsystem für die Carbonylierung und die
aromatische Hydroxyverbindung in das Reaktorsystem eingeführt. Das
System wird verschlossen. Kohlenmonoxid und Sauerstoff werden solange
in ein geeignetes Reservoir eingeleitet, bis ein bevorzugter Druck
(wie zuvor angegeben) erreicht ist. Es wird mit dem Umwälzen des
Kondensatorwassers begonnen und die Temperatur des Wärmeaustauschers 33 (z.B.
ein Ölbad)
kann auf die gewünschte
Betriebstemperatur angehoben werden. Die Leitung 46 zwischen
dem Wärmeaustauscher 33 und
dem Reaktionsgefäß 40 lässt sich
erhitzen, um die gewünschte
Betriebstemperatur aufrecht zu erhalten. Durch die Kombination des
Druckminderungsreglers 30 und des Gegendruckreglers 41 lässt sich
der Druck im Reaktionsgefäß kontrollieren.
Ist die gewünschte
Reaktionstemperatur erreicht, können
zur Überwachung
der Reaktion Aliquots entnommen werden. Verschiedene bevorzugte
Aushührungsformen
der Erfindung liefern eine Pd-TON von mindestens 1500. Noch mehr
bevorzugte Ausführungsformen
liefern eine Pd-TON von mindestens 2500.
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BEISPIELE
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Die
folgenden Beispiele sind enthalten, um dem Fachmann eine zusätzliche
Anleitung bei Ausführung der
beanspruchten Erfindung zu geben. Während einige der Beispiele
verschiedene Ausführungsformen
der beanspruchten Erfindung veranschaulichen, sind andere Vergleichsbeispiele
und sind als solche gekennzeichnet. Die angegebenen Beispiele geben
lediglich die Arbeit wieder, die zur Lehre der vorliegenden Anmeldung beiträgt. Demgemäß sollen
diese Beispiele die in den anhängenden
Ansprüchen
definierte Erfindung auf keine wie auch immer geartete Weise einschränken. Wenn
nicht anders angegeben, sind alle Teile Gewichtsteile und alle Äquivalente
sind auf Palladium bezogen. Die Reaktionsprodukte wurden mittels
Gaschromatographie bestätigt.
In den Beispielen 1–2
und den Vergleichsbeispielen 1–2
wurden die Reaktionen in einem Batchreaktor aus Glas bei 100°C in einer
Atmosphäre
von ungefähr
6–7% O2 in CO bei einem Betriebsdruck von 109 atm durchgeführt. Für jeden
Durchlauf betrug die Reaktionszeit 3 Stunden. Jede Reaktion wurde
mehrmals (3x–4x) wiederholt,
wobei hier die Durchschnittswerte aus den wiederholten Durchläufen angegeben
sind.
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Wie
oben ausgeführt,
hängt die
Wirtschaftlichkeit der Herstellung von aromatischem Polycarbonat
von der Molzahl des pro Mol eingesetztem Metall der Gruppe VIIIB
hergestellten Polycarbonats ab. In den folgenden Beispielen ist
das hergestellte aromatische Carbonat Diphenylcarbonat (DPC) und
das verwendete Metall aus der Gruppe VIIIB ist Palladium. Der Einfachheit
halber werden die pro Mol eingesetztem Palladium gewonnen Molzahlen
für DPC
als Palladium-Turnoverzahl (Pd-TON) angegeben. Verschiedene bevorzugte
Ausführungsformen
der Erfindung liefern eine Pd-TON von mindestens 1500. Noch mehr
bevorzugte Ausführungsformen
liefern eine Pd-TON von mindestens 2500.
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BEISPIEL 1
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Es
wurde Diphenylcarbonat hergestellt, indem unter Umgebungsbedingungen
0,25 mM Dichlor(1,4-bis(diphenylphosphino)butan)palladium(II) ["Pd(dppb)Cl2"],
500 Äquivalente
Chlorid in verschiedenen Salzformen alkalischer Metalle, 150 Äquivalente
Hydroxid in Form von Natriumhydroxid, 28 Vol-% Tetraglym und verschiedene
IOCC-Kombinationen
in unterschiedlichen Mengen in ein Phenol enthaltendes Reaktionsgefäß aus Glas
gegeben wurden. Blei wurde als Blei(II)oxid ("PbO"),
Titan als Titan(IV)oxidacetylacetonat ("TiO(acac)2"), Kupfer als Kupfer(II)acetylacetonat
("Cu(acac)2"),
Cer als Cer(III)acetylacetonat ("Ce(acac)3") und
Zirkon als Zirkon(IV)butoxid ("Zr(OBu)4")
zugeführt.
Die Komponenten wurden in einer Atmosphäre von ungefähr 6–7% Sauerstoff
in Kohlenmonoxid 3 Stunden lang auf 100°C erhitzt. Es wurden die folgenden
Ergebnisse erhalten:
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Die
verschiedenen Reaktionsbedingungen zeigen, dass mindestens eine
Pd-TON so hoch wie 2292 erhalten werden kann, wenn die Ausführungsformen
des offenbarten Katalysatorsystems verwendet werden. Auf Grundlage
der Ergebnisse dieser Versuche wird deutlich, dass ein Katalysatorsystem
mit Pd, einer Base, einem alkalischen Chlorid, einem Polyether und
zahlreichen IOCC-Kombinationen die Carbonylierungsreaktion wirksam
katalysieren können.
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BEISPIEL 2
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Die
allgemeine Vorgehensweise des Beispiels 1 wurde mit 0,25 mM 0,25
mM Pd(dppb)Cl2, 500 Äquivalenten Chlorid in Form
von Kaliumchlorid, 150 Äquivalenten
Phenoxid in Form von Natriumphenoxid, 28 Vol-% Tetraglym und verschiedenen
IOCC-Kombinationen in unterschiedlichen Mengen wiederholt. Mangan wurde
als Mangan(III)acetylacetonat ("Mg(acac)3"), Eisen als Eisen(III)acetylacetonat
("Fe(acac)3"), Nickel als Nickel(II)acetylacetonat
und Zink als Zink(II)acetylacetonat ("Zn(acac)2") zugeführt. Es wurden die folgenden gemittelten
Ergebnisse erhalten:
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Die
verschiedenen Reaktionsbedingungen zeigen, dass mindestens eine
Pd-TON so hoch wie 2043 erhalten werden kann, wenn die Ausführungsformen
des offenbarten Katalysatorsystems verwendet werden.
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BEISPIEL 3
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In
ein Batch-Batch-Reaktorsystem wurde unter Umgebungsbedingungen ein
Phenol:Colösungsmittel-Gemisch
gegeben, das verschieden Mengen mit unterschiedlichen Katalysatorkomponenten
enthielt. In einen am Rührstab
des Reaktors befestigten durchlöcherten
Korb aus Polytetrafluorethylen wurden Molekularsiebe (Pellets von
1,6 mm Durchmesser, 3A, 30 Gramm) gelegt. Das Reaktorgefäß wurde
geschlossen und mit einem Gasgemisch von 9% Sauerstoff in CO bis
zu einem Druck von 109 atm beaufschlagt. Der Reaktor wurde über 10 Minuten
auf 100°C
erhitzt und bei 1600 Upm gerührt
und die Temperatur während
des Reaktionslaufs von 3,5 Stunden bei 100°C gehalten. Alle 30 Minuten
wurden über
ein im Reaktor befindliches Probenröhrchen flüssige Proben aus dem Inhalt
des Reaktors entnommen. Aliquots der Proben wurden mittels HPLC
für die
DPC analysiert. Die unten zusammengestellten Daten entsprechen dem
Punkt der maximalen Ausbeute für
jeden Reaktionslauf in Gegenwart von 400 Äquivalenten NaOH:
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Die
verschiedenen Reaktionsbedingungen zeigen, dass mindestens eine
Pd-TON so hoch wie 5925 erhalten werden kann, wenn die Ausführungsformen
des offenbarten Katalysatorsystems verwendet werden.
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VERGLEICHSBEISPIEL
A
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Um
die Wirksamkeit der zuvor genau angegebenen Katalysatorsysteme im
Vergleich zu zeigen, wurden unter Verwendung der allgemeinen Verfahrensweise
der Beispiele 1–2
wiederholte Durchläufe
mit 00,25 mM Pd(dppb)Cl2, 500 Äquivalenten
Chlorid in Form von Tetrabutylammoniumchlorid ("TBACl"), 150 Äquivalenten NaOH und, falls
anwendbar, 28 Vol.-% Tetraglym durchgeführt. Die Ergebnisse sind unten
wiedergegeben:
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Im
Vergleich mit Beispiel 1 zeigen diese Ergebnisse, dass sich die
Leistung des vorliegenden Systems der von Systemen mit Oniumchloridverbindungen
annähert.
Wichtiger ist jedoch, dass die Kosten von Chloriden alkalischer
Metalle im Vergleich mit Oniumchloriden die wesentlichen wirtschaftlichen
Vorteile des vorliegenden Systems unterstreichen. Es ist auch zu
beachten, dass die Leistung dieser Systeme aus Oniumchloriden bei
Zusatz von Tetraglym unter den verwendeten Bedingungen abnahm.
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VERGLEICHSBEISPIEL
B
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Unter
Einsatz der allgemeinen Vorgehensweise des Beispiels 1 wurden wiederholte
Durchläufe
durchgeführt.
Die Durchläufe
erfolgten unter Abwesenheit einer Base mit den folgenden Ergebnissen:
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Diese
Ergebnisse zeigen, dass die Katalysatorsysteme des Beispiels 2 wesentlich
besser funktionieren als die Systeme ohne Base.
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VERGLEICHSBEISPIEL C
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Die
allgemeine Verfahrensweise des Beispiels 3 wurde mit ausgesuchten
Kombinationen von Tetraethylammoniumchlorid ("TEACl"), Tetramethylammoniumchlorid ("TMACl") und Tetraglym wiederholt,
um die Wirksamkeit des vorliegenden Katalysatorsystems im Vergleich
zu zeigen. Es wurden die folgenden Ergebnisse erhalten:
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Die
folgenden anschaulichen Kosten für
Chloride wurden dem Chemical Marketing Reporter, Februar 1999 entnommen:
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Im
Vergleich mit den Ergebnissen in Beispiel 3 und unter der Annahme,
dass alle Chlorid-Cokatalysatoren mit neuen Chloridsalzen (d.h.
keinem recycelten Chlorid) wieder aufgefüllt werden müssen, wird
klar, dass das vorliegende System im Vergleich mit der Verwendung
teurerer Oniumchloride wesentliche wirtschaftliche Vorteile bieten
kann.