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Hintergrund
der Erfindung
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Im
April 1993 wurde erklärt,
dass Tuberkulose eine Bedrohung für die globale Gesundheit darstellt – zum ersten
Mal in der Geschichte der Weltgesundheitsorganisation wurde eine
solche Aussage getätigt.
Diese „Auszeichnung" ist bedauerlicherweise
gerechtfertigt, da Tuberkulose eine der häufigsten Ursachen von Krankheit
und Tod in der Welt ist (37), teilweise bedingt durch die erhöhte Empfänglichkeit von
HIV-infizierten Individuen und dem bedenklichen Auftreten von Stämmen, die
gegen viele Medikamente resistent sind sowohl in Industrie- als
auch in Entwicklungsländern.
Effektive neue Tuberkulosekontroll- und Vorbeugungsstrategien benötigen zusätzliches
Wissen über
den verursachenden Erreger und seine Interaktion mit dem menschlichen
Wirt.
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In
dieser Hinsicht hat die Bestimmung der Genomsequenz von Mycobacterium
tuberculosis (7) viele neue Möglichkeiten
zum Untersuchen der Tuberkulosepathogenese gegeben. Viele der Gene
in dem Genom von M.tuberculosis besitzen keine bekannte Funktion.
Ein erster Schritt beim Bestimmen einer Funktion eines unbekannten
Gens liegt in der Generierung einer Mutation in diesem Gen und der Charakterisierung
des resultierenden Mutantenstamms. Studium des Verhaltens dieser
Mutanten in einem Modellsystem von Tuberkulose könnte den Mechanismus offenbaren, über den
M.tuberculosis sich innerhalb der Wirtszellen multipliziert und
den immunologischen Effektorfunktionen des Wirtes widersteht.
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Die
Verfügbarkeit
der M.tuberculosis Genomsequenzen und die Entwicklung erfolgreicher Transformationsprotokolle
für das
langsam wachsende Mycobakterium (32, 34) gestaltet das Konstruieren
spezifischer Mutationen einfach. Jedoch war das Einbringen dieser
mutierten Allele in ihre homologen Bereiche in dem Chromosom, d.h.
Allelaustausch, in diesem Organismus bekanntermaßen schwierig. Langsam wachsende
Mycobakterien wie M.bovis BCG und M.tuberculosis können exogene
DNA sowohl über
illegitime als auch über
homologe Rekombination (13, 16) in ihr Chromosom intergrieren. In den
letzten Jahren wurde über
eine große
Anzahl erfolgreicher Genspaltungen in verschiedenen Mycobakterienarten
unter Verwendung von kurzen (1, 13, 28) oder langen linearen DNA-Fragmenten
(2) als homologe DNA-Substrate berichtet. Eine „suizidale" Vektor-Annäherung unter Verwendung rekombinanter
Plasmide, die unfähig
zur Replikation in Mycobakterien waren, wurde ebenfalls häufig zum
Bewirken von Allelaustausch in sowohl schnell als auch langsam wachsenden
Mycobakterien verwendet (5, 14) (22) (23) (24, 25, 31). Unglücklicherweise
ist es sehr schwierig, die tatsächliche
Häufigkeit
von Allelaustauschereignissen in diesen Experimenten einzuschätzen aufgrund
der geringen Anzahl erhaltener Transformanten, insbesondere wenn
langsam wachsende Mycobakerien verwendet wurden. Dies führte zu
der allgemeinen Schlussfolgerung, dass homologe Rekombinationen
in langsam wachsenden Mycobakterien ineffizient ist (16).
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Ein
zweistufiges Selektionsverfahren unter Verwendung einer selektierbaren
und gegenselektierbaren Markierungssubstanz, die auf einem entweder
replizierenden oder nicht replizierenden Plasmid plaziert ist, wurde
bei M.smegmatis (14, 24) erfolgreich eingesetzt. Zudem hat die Verwendung
eines konditionalen replizierenden temperatursensitiven Plasmids
als Bezugsvektor die Reproduzierbarkeit des Allelaustauschs in langsam
wachsenden Mycobakterien (23) deutlich gesteigert.
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Jedoch
wäre der
natürliche
Mechanismus des Austauschs genetischer Information wie Konjugation
oder Transduktion eine alternative Strategie zum Einbringen homologer
DNA in Mycobakterien mit einer hohen Effizienz. Obwohl Konjugation
für M.smegmatis
(17, 20, 33) beschrieben wurde, wurde es für langsam wachsende Mycobakterien
noch nicht beschrieben. Ebenso wurde Transduktion für M.smegmatis
(26) beschrieben, aber nicht für
BCG oder M.tuberculosis.
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Da
die Bildung von Mutanten bei M.tuberculosis und BCG von besonderer
Wichtigkeit bei der Analyse von Genfunktionen ist, ist es wünschenswert effektive
Mittel und Verfahren zum allelischen Austausch für M.tuberculosis, BCG und andere
langsam wachsende Mycobakterien zu entwickeln. Verfahren zum effektiven
Allelaustausch würden
die Bestimmung von Wildtyp- und Mutanten-Genen von M.tuberculosis und BCG-Mycobakerien
erleichtern und dabei die notwendigen Werkzeuge zum Verstehen des
Mechanismus, über
den diese Mycobakterien überleben
und replizieren, bereitstellen. Zudem würde es die Entwicklung von
Impfstoffen und neuen Medikamenten, die bei der Behandlung von Infektionen, die
von M.tuberculosis, BCG und anderen Mycobakterien verursacht werden,
wirksam sind, erleichtern.
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Die
WO 99/16868 offenbart ein konditionales Shuttle-Phasmid, das über Einbringen
eines Cosmids in eine nicht essentielle Region des TM4-Mycobakteriophags,
der die betreffende DNA in Mycobakterien einbringt, konstruiert
wird. Das Journal of Bacteriology (1996) 273–279 offenbart den allelischen Austausch
beim Mycobakterium für
M.tuberculosis mit langen linearen Rekombinationssubstraten von 40
bis 50 kb Länge.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung beschreibt ein neues einstufiges Verfahren
zum Bewirken von hochfrequentem allelischem Austausch in schnell-
und langsam wachsenden Mycobakterien unter Verwendung von in vitro
generierten konditionalen transduzierenden Phagen. Die vorliegende
Erfindung stellt ein Verfahren zur Herstellung eines rekombinanten mutierenden
Mycobakteriums bereit einschließlich eines
rekombinanten mutierenden langsam wachsenden Mycobakteriums, umfassend
das Infizieren eines Mycobakteriums mit einem konditionalen transduzierenden
Phagen, bei dem der konditionale transduzierende Phage ein mutiertes
DNA-Substrat zum allelischen Austausch mit einer homologen Wildtyp-Nukleinsäuresequenz
des Mycobakteriums aufweist. Das infizierte Mycobakterium wird unter
Bedingungen kultiviert, in denen der konditionale transduzierende
Phage nicht repliziert. Das mutierte DNA-Substrat wird in das Chromosom
des Mycobakteriums über
homologe Rekombination eingebracht, wobei ein rekombinantes mutierendes
Mycobakterium gebildet wird, das das mycobaterielle DNA-Substrat
anstelle der homologen Wildtyp-Nukleinsäuresequenz
des Mycobakteriums aufweist.
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Die
vorliegende Erfindung stellt ferner einen konditionalen transduzierenden
Phagen bereit, der einen konditionalen Mycobakteriumphagen umfasst, der
ein E.coli Bakteriophage Lambdacosmid, eingebracht in eine nicht
essentielle Region des Micobakteriophagen, aufweist, wobei dieses
Cosmid zusätzlich
ein mutiertes DNA-Substrat umfasst, das homolog zu einer Wildtyp-Nukleinsäuresequenz
von Mycobakterium ist.
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Zusätzliche
Ziele der vorliegenden Erfindung gehen aus der folgenden Beschreibung
hervor.
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Kurzbeschreibung
der Figuren
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1 stellt
ein Schema eines einstufigen Genaustauschs in Mycobakterien dar,
wobei in vitro konstruierte spezialisierte konditionale transduzierende
Phagen verwendet werden. Das erwünschte Mycobakteriumgen
wird unter Verwendung von PCR amplifiziert und in E.coli-Plasmid
kloniert (pBluescript®). Über Restriktionsenzymdigestion
oder long range invers PCR wird eine Deletion geschaffen und mit
einer res-aph-res oder res-hyg-res Genkassette markiert. Das Rekombinationssubstrat
wird in den konditionalen replizierenden TM4ts-Phagen (bezeichnet
als phAE87, hinterlegt bei der American Type Culture Collection (ATCC)
unter der Zugangs-Nr. 209306) zur Herstellung eines spezialisierten
konditionalen transduzierenden Phagen eingebracht. Hoch-Titer-Lysate
dieses rekombinanten Phagen werden über Propagieren in M.smegmatis bei
30°C erhalten.
Die Lysate werden mit Wirtszellen bei einem MOI von 10 vermischt,
bei 37°C
inkubiert, um die Absorption des Phagens zu ermöglichen, anschließend werden
die Zellen auf Selektionsmedien bei 37°C plattiert. Antibiotika-Resistenz-Transduktanten
werden auf Auxotrophie über
Plattieren auf komplettem und minimalem Medium und auf die Gegenwart
von Allelaustausch über
PCR oder Southern-Blotting analysiert.
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2 zeigt
Southern-Blot-Analyse der Genom-DNA des Wildtyps M.smegmatis mc2155 (Bahn 1) und M.smegmatis mc21494
(Bahn 2) digeriert mit PvuII und sondiert mit einem 2,3 kb EcoR1-Fragment von pYUB619,
das das ΔlysA4::res-hyg-res-Allel
umfasst. Das Wildtyp-Fragment zeigt die erwarteten 1,9 kb, während die
genomische DNA des Mutanten das erwartete 3,4 kb-Fragment aufweist.
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3 ist eine Analyse von M.bovis BCG ΔlysA5::res-aph-res
lysA auxotrophen Mutanten, die über
spezialisierte Transduktion mit phAE128 erhalten wurden. Tafel A
gibt ein auxotrophes Screening von BCG-Pasteur Transduktanten, plattiert
auf minimalem und komplettem Medium auf einer 96 Vertiefungen aufweisenden
Platte wieder. Tafel B zeigt die Ergebnisse der PCR-Analyse von
12 willkürlich
ausgewählten
kanamycinresistenten BCG-Pasteur Transduktanten
unter Verwendung der Primer Pv21 und Pv22 (Bahnen 5 bis 16). Negative
Kontrollen schließen
ein Plasmid pYUB665 ein, das das Wildtyp lysA Gen (Bahn 2) trägt, gereinigte
Wildtyp-chromosomale DNA (Bahn 4) und das Plasmid pYUB669, enthaltend
das ΔlysA5::res-aph-res-allel
(Bahn 3). Ebenfalls gezeigt ist ein Schema der Primer, die auf lysA+ und ΔlysA5::res-aph-res
positioniert sind.
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4 zeigt die Southern-Blot-Analyse des lysA
und leuCD-Lokus
von M.bovis BCG-Pasteur, Kopenhagen und Moreau auxotrophen Mutanten. Genom-DNA
von den auxotrophen Stämmen
wurde mit ApaLI für ΔlysA5::res-aph-res-Auxotrophe
oder SacII für ΔleuCD6::res-aph-res-Auxotrophe
verdaut. Tafel A zeigt Genom-DNA
des Wildtyp-BCG-Substamms Pasteur (Bahn 1), des BCG-Substamms Pasteur
auxotroph mc21507 (Bahn 2), des BCG-Substamms
Kopenhagen mc21508 (Bahn 3) und des BCG-Substamms
Moreau mc21509 (Bahn 4), sondiert mit lysA
PCR-Produkt von BCG Pasteur Wildtyp-Genom-DNA. Das Wildtypfragment
ist das erwartete 1,1 bp, während
die Genom-DNA der auxotrophen Stämme
das erwartete 2,2 kb Fragment hat. Bild B zeigt Genom-DNA des Wildtyp-BCG-Substamms Pasteur
(Bahn 1), des BCG-Substamms Pasteur auxotroph mc21510
(Bahn 2), des BCG-Substamms Kopenhaben mc21511
(Bahn 3) und des BCG-Substamms Moreau mc21512
(Bahn 4), sondiert mit 3,3 kb PstI – HindIII-Fragment von pYUB853.
Das Wildtypfragment ist das erwartete 1,9 kb, während die Genom-DNA der auxotrophen
Stämme
das erwartete 3,4 kb Fragment hat. Ebenfalls gezeigt ist das Schema
der markierten Deletionsallele von ΔlysA5::res-aph-res und ΔleuCD6::res-aph-res.
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Ausführliche
Beschreibung der Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung stellt ein neues Verfahren zum Erzeugen von
hochfrequentem allelischen Austausch bei schnell und langsam wachsenden
Mycobakterien bereit unter Verwendung von in vitro generierten spezialisierten
konditionalen transduzierenden Mycobacteriophagen. Das Verfahren der
vorliegenden Erfindung ist insbesondere für die Bildung von Mutanten über allelischen
Austausch in Mycobacterium tuberculosis Komplex Organismen geeignet,
bevorzugt in Stämmen
von M.tuberculosis, M.bovis und Bacille-Calmette-Geurin (BCG), die langsam
wachsende Mycobakterien sind, sowie in anderen langsam wachsenden
Mycobakterien zusätzlich
zu nicht tuberkulösen
schnell wachsenden Myco bakterien, die üblicherweise in biologischen Proben
angetroffen werden, die isoliert von menschlischen Subjekten sind,
z.B. M.avium-intracellulare, M.kansasii, M.xenopi, M.scrofulaceum,
M.simiae, M.szulgai, M.gordonae, M.gastri, M.smegmatis und M.chelonae.
Der Ausdruck „mutiertes
Mycobakterium" bedeutet
hier, dass das mutierte Mycobakterium mindestens ein mutantes Gen
aufweist, so dass die Expression oder Funktion des Gens im Vergleich
zu dem nicht mutierten Gen in dem Ausgangsstamm verändert ist.
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In
dem Verfahren der vorliegenden Erfindung wird ein Mycobakterium
mit einem konditionalen transduzierenden Phagen infiziert, der ein
mutiertes DNA-Substrat umfasst, das homolog zu einer Wildtyp-Nukleinsäuresequenz
des Mycobakteriums ist, in das das mutierte DNA-Substrat über allelischen
Austausch eingebracht werden soll. Das infizierte Mycobakterium
wird bei nicht permissiver Temperatur (d.h. unter Bedingungen, in
denen der konditionale transduzierende Phage nicht repliziert) aufgezogen.
Die Phagen-DNA dringt demnach in das Mycobakterium ein aber ohne
Lysis des infizierten Mycobakteriums. Auf diese Weise kann das mutierte
DNA-Substrat für den
Allelaustausch in das Mycobakteriumchromosom über homologe Rekombination
mit der homologen Mycobakteriumnukleinsäuresequenz integriert werden,
was in einem Austausch der Wildtyp-Nukleinsäuresequenz des Mycobakteriums
durch die Nukleotidsequenz des mutierten DNA-Substrats führt. Das
erfindungsgemäße Verfahren
kann zur Herstellung von rekombinanten mutierenden schnell wachsenden
Mycobakterien eingesetzt werden einschließlich rekombinanter mutierender
Stämme
von M.smegmatis oder M.avium, aber wird vorzugsweise zur Herstellung
rekombinanter mutierender Stämme von
langsam wachsenden Mycobakterien eingesetzt und besonders bevorzugterweise
von rekombinanten Mutanten von M.tuberculosis, M.bovis BCG oder M.leprae.
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Der
Vektor der vorliegenden Erfindung, der das mutierte DNA-Substrat für den allelischen
Austausch in ein Mycobakterium einbringt, ist ein spezialisierter
konditionaler transduzierender Phage. „Konditionale" Phagen wie sie hier
verwendet werden sind solche, die sich lediglich unter bestimmten
Bedingungen, wie bei bestimmten Temperaturen, replizieren. In einer
bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist der konditionale transduzierende Phage ein TM4 Phage,
der bei 30°C
repliziert, aber bei 37°C
nicht repliziert und seine Gastzelle nicht lysiert. Dieser konditionale
transduzierende Phage wird über
Einbringen von mutiertem DNA-Substrat zum allelischen Austausch
in ein Cosmid hergestellt, welches wiederum in eine nicht essentielle
Region des Genoms eines TM4 Mycobacteriophagen eingebracht wird.
Der Begriff „insertiert" wie er hier verwendet
wird bedeutet die Ligation des fremden DNA-Fragments und Vektor-DNA über Techniken,
wie dem Annealing von kompatiblen kohäsiven Enden, die über Restriktionsendonuklease-Digerierung
oder über
Blunt-End-Ligationstechniken hergestellt wurde. Andere Verfahren
zum Ligieren von DNA-Molekülen
sind dem Fachmann bekannt. Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird das mutierte DNA-Substrat für den allelischen Austausch
in das E.coli Bakteriophage Lambdacosmid des konditionalen Shuttle
Phasmids, bezeichnet als pHAE87, eingebracht, wobei dieses Phasmid
unter dem Budapester Vertrag vom 26. September 1997 bei der American
Type Culture Collection (ATCC), Rockville, Maryland hinterlegt wurde
und mit der Zugangsnummer 209306 bezeichnet wurde. PhAE87 wird über die Verfahren,
die in der
US 5 972 700 ,
betitelt TM4 CONDITIONAL SHUTTLE PHASMID AND USES THEREOF, offenbart
werden, hergestellt.
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Das
DNA-Substrat für
den Allelaustausch kann jeden Ursprungs sein. Vorzugsweise stammt
es jedoch von einem Mycobakterium. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung stammt das mutierte DNA-Sustrat für den Allelaustausch von einem
Mycobakterium und ist homolog zu einer Wildtyp-Nukleinsäuresequenz des
Mycobakteriums, in der das mutierte DNA-Substrat anstelle der Wildtyp-Nukleinsäuresequenz
eingebracht werden soll.
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Das
DNA-Substrat für
den Allelaustausch enthält
die interessierende Mutation, die über Allelaustausch in die homologe
Region der Mycobakteriumnukleinsäure
eingebracht worden ist. Der Ausdruck „mutiertes DNA-Substrat", wie er hier verwendet
wird, bezieht sich auf die Nukleotidsequenz für mindestens ein Allel, das über Addition,
Substitution oder Deletion von mindestens einem Nukleotid verändert worden
ist. Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung umfasst das mutierte DNA-Substrat eine Deletionsmutation
der Wildtyp-Nukleinsäuresequenz.
Mutationen, die Deletions-, Substitutions- oder Insertionsmutationen
einschließen,
aber nicht auf diese beschränkt
sind, können über alle
bekannten Verfahren hergestellt werden, einschließlich aber
nicht beschränkt
auf das Behandeln mit Restriktionsendonukleasen, inverser PCR und
Subklonierungstechniken. Die Wildtyp-Nukleinsäuresequenz kann ein Protein
oder Polypeptid kodieren und in einer bevorzugten Ausführungsform der
Erfindung kodiert es ein Enzym, das wesentlich für den biosynthetischen Weg
eines Baustoffs ist, die strukturelle oder Zellwandkomponente des
Mycobakteriums oder eine Aminosäure
wie Lysin oder Leucin. Ebenfalls von der vorliegenden Erfindung
umfasst ist, dass die Wildtyp-Nukleinsäure des Mycobakteriums ein
Operon oder einen Cluster von Allelen aufweisen kann, das eine Anzahl
von Proteinen oder Polypeptiden kodiert, oder einen oder mehrere
Promotoren, Enhancer oder Regulatoren, die in die Expression und
Translation von mycobakteriellen Proteinen und Polypeptiden involviert
sind. Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung umfasst die Wildtyp-Nukleinsäure das lysA Gen oder die leuCD
Gene.
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Zusätzlich zu
dem mutierten DNA-Substrat für
den Allelaustausch kann ein selektierbares Markergen, das ein Gen,
das Antibiotikaresistenz verleiht, einschließt aber nicht auf dieses beschränkt ist, mit
dem DNA-Substrat ligiert sein und das hierbei entstehende Molekül in phAE87
oder ein äquivalentes
Phasmid unter Verwendung von Standardverfahren ligiert sein. Selektierbare
Markergene, die in dem DNA-Substrat enthalten sein können, sind
in der Technik gut bekannt und schließen ein, aber sind nicht beschränkt auf
Gene, die Widerstandskraft gegen Antibiotika verleihen wie Kanamycin,
Ampicillin, Viomycin, Thiostrepton, Hygromycin oder Bleomycin.
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Die
erhaltene ligierte DNA, die die Phasmid DNA umfasst, das mutierte
DNA-Substrat und/oder die selektierbare Marker DNA wird anschließend in Bacteriophagen-Lambdaköpfe gepackt
unter Verwendung eines allgemein verfügbaren in vitro Packgemisches.
E.coli wird anschließend
mit dem Phagengemisch, das die ligierte DNA enthält, transduziert und die Transduktanten
werden über
ihre Fähigkeit
isoliert in einem Medium wachsen zu können, das das Antibiotikum,
das dem selektierbaren Marker-Gen auf dem Cosmid entspricht. Die
daraus hervorgehenden konditionalen Phasmide werden isoliert und
in irgendein infizierbares Mycobakterium eingebracht, das zur Replikation
bei der permissiven Temperatur, d.h. M.smegmatis bei 30°C, befähigt ist.
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Die
daraus hervorgehende Plaque, die zusätzlich konditionale transduzierende
Phagen enthalten, welche das mutierte DNA-Substrat umfassen, können anschließend zum
Infizieren der interessierenden Mycobakterien, z.B. M.tuberculosis
und BCG verwendet werden. Mycobakterien, die einen Allelaustausch
erfahren haben, können
durch ihr Überleben
und Wachstum in einem geeigneten Auswahlmedium detektiert werden
ebenso wie über
Selektion hinsichtlich Auxotrophie, die von der Spaltung der Wildtypallele
in Mycobakterien resultiert, wenn es angemessen ist, oder über Verwendung
von PCR-Analyse, Southern- Blot-Analyse oder andere bekannte Verfahren.
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Das
Verfahren der vorliegenden Erfindung kann zur Herstellung zahlreicher
Stämme
von auxotrophen rekombinanten mutierenden Mycobakterien eingesetzt
werden, die für
einen bestimmten Bau stoff oder Baustoffe aufgrund Substitution über allelischen Austausch
einer Wildtyp-Nukleinsäuresequenz
eines Mycobakteriums mit einem mutierten DNA-Substrat auxotroph
sind. Der Begriff „auxotrophes
rekombinantes mutierendes Mycobakterium", wie er hier verwendet wird, wird definiert
als ein Mycobakterium, das eine nutritionale Mutation aufweist,
wobei die nutritionalen Anforderungen des Mycobakteriums verändert sind.
Beispielsweise sind einige auxotrophe Mutanten unfähig zum
Synthetisieren von Aminosäuren
oder können
spezifische Aminosäuren
benötigen,
die von den parentalen oder prototrophen Stämmen nicht benötigt werden.
Spezifische auxotrophe rekombinante mutierende Mycobakterien schließen langsam
wachsende Mycobakterien, die auxotroph für Leucin oder Lysin sind, ein.
Vorzugsweise sind die auxotrophen rekombinanten mutierenden Mycobakterien
die Stämme
M.bovis, BCG oder M.tuberculosis, aber die Erfindung ist nicht auf
diese Mycobakterienarten beschränkt.
Gemäß einer
spezifischen Ausführungsform
der Erfindung schließt
das auxotrophe rekombinante mutierende Mycobakterium, das für Lysin
auxotroph ist, eine Mutation des lysA-Gens ein, während das
auxotrophe rekombinante mutierende Mycobakterium, das für Leucin
auxotroph ist, eine Mutation des leuCD-Gens einschließt.
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Die
vorliegende Erfindung stellt einen Impfstoff bereit, umfassend ein
auxotrophes rekombinantes mutantes Mycobakterium, das für Leucin und/oder
Lysin auxotroph ist, und ein Verfahren zur Behandlung oder Vorbeugung
von Tuberkulose bei einem Subjekt, das eine Behandlung oder Vorbeugung
benötigt,
unter Verwendung des Schutzstoffes. In dieser Hinsicht kann der
Schutzstoff, der das rekombinante mutante Mycobakterium enthält, in Verbindung
mit einem geeigneten physiologisch verträglichen Träger verabreicht werden. Mineralöl, Alaun, synthetische
Polymere etc. sind repräsentative
Beispiele geeigneter Träger.
Bindemittel für
Schutzstoffe und therapeutische Mittel liegen innerhalb der Fähigkeiten
des Fachmanns. Die Auswahl eines geeigneten Schutzstoffes hängt ebenfalls
von der Art ab, auf die der Schutzstoff oder das therapeutische
Mittel verabreicht werden soll. Der Impfstoff oder das therapeutische
Mittel kann in Form einer injizierbaren Dosis vorliegen und intramuskulär, intravenös, oral,
intradermal oder über
subkutane Administration verabreicht werden.
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Ferner
kann das rekombinante mutante Mycobakterium, das für Lysin
auxotroph ist, bei der Konstruktion von DAP-Auxotrophen (Peptidoglycanmutanten)
eingesetzt werden.
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Die
vorliegende Erfindung wird in der folgenden Sektion über experimentelle
Einzelheiten beschrieben, die zum Verständnis der Erfindung angefügt ist,
und sollte nicht dahingehend verstanden werden, dass sie auf irgendeine
Weise den Schutzbereich der Erfindung, wie er in den nachfolgenden
Ansprüchen
definiert ist, einschränken
soll.
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Experimenteller Teil
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A) Experimentelle Verfahren
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Bakterienstämme, Medien
und Kulturverfahren: Die in dieser Studie verwendeten Bakterienstämme sind
in Tabelle 1 aufgelistet. Die E.coli-Stämme werden in LB (Luria-Bertani)
Nährlösung oder
auf LB Agar (DIFCO) gezogen für
die Amplifikation rekombinanter Klone, Plasmidisolierung und Transformierung,
und in 1% Trypton, 0,5% Hefeextrakt, 0,5% NaCl, 0,2% Maltose (TYM-Nährlösung) zur
Transduktion mit λ-gepackten
Cosmiden. Zur Herstellung von elektrokompetenten Zellen wurde M.smegmatis
mc2155 in LB-Nährlösung, enthaltend 0,5%
(Gew./Vol.) Tween 80 (LBT) (22) gezogen. Wenn nötig wurden die folgenden Antibiotika
in den angegebenen Konzentrationen eingesetzt: Carbenicillin (50 μg/ml), Kanamycin
(25 μg/ml)
und Hygromycin B (50 μg/ml
für E.coli
und 150 μg/ml
für M.smegmatis).
Hygromycin B wurde von Boehringer Mannheim bezogen (50 mg/ml in
phosphatgepufferter Salzlösung),
alle anderen Antibiotika wurden von Sigma Chemical bezogen. Die
Mycobakterienstämme
(ausgenommen M.smegmatis) wurden in Basis-Middlebrook 7H9-Nährlösung (DIFCO),
versetzt mit 1X ADS (0,5% Rinderserum Albumin, Fraktion V (Boehringer,
Mannheim), 0,2% Glucose und 0,085% Natriumchlorid), 0,2% Glycerol
und 0,1% Tween-80 (M-ADS-TW-Nährlösung) (11)
gezogen. Das komplette Medium besteht aus M-ADS-TW, versetzt mit einzelnen
L-Aminosäuren (Sigma
Chemical), bei einer Endkonzentration von 80 μg/ml. Für die Transduktionsexperimente
wurden Kulturen der BCG-Stämme
durch Inokulieren von 10 ml M-ADC-TW-Nährlösung mit 1 ml gefrorener Lösung in
30 ml Plastikkulturflaschen hergestellt und bei 37°C in einem
Inkubator-Schüttler
(100 rpm) inkubiert. Größere Kulturen
wurden durch Inokulieren von 100 ml M-ADS-TW-Nährlösung mit 1 ml einer 7 Tage alten
Kultur in einer 490-cm2-Rollerflasche (Corning, Corning,
N.Y.) hergestellt und bei 37°C
auf einem Roller bei 8 rpm inkubiert. Zur Propagation von Mycobacteriophagen
in M.smegmatis wurde mc2155 Tryptic Soy
Agar (Difco), versetzt mit 0,4% Glycerol und 2 mM CaCl2,
als Grundagar verwendet und 0,6% Agar in Wasser, versetzt mit 2
mM CaCl2, wurde als Deckelagar verwendet.
Suspensionen von Mycobacteriophagen höheren Titers wurden routinemäßig von Phagen
hergestellt, die in M.smegmatis vermehrt wurden, das auf diesem
festen Medium bei 30°C
gezogen wurde. Phagenlysate wurden in MP-Puffer (50 mM Tris.HCl
pH 7,6, 150 mM NaCl, 10 mM MgCl2 und 2 mM
CaCl2) gelagert. Absorption der Phagen wurde bei
37°C 30
Minuten lang durchgeführt.
Das Auswachsen der infizierten Zellen wurden über Transferieren des Phagen-Zellgemischs
in einer Rollerflasche, die 50 ml komplette M-ADS-TW vorgewärmt auf
37°C enthält, durchgeführt.
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DNA-Reinigung:
Plasmide und Phasmide, die in dieser Studie verwendet werden, sind
in Tabelle 2 aufgelistet. DNA-Manipulationen
wurden im wesentlichen wie vorangehend beschrieben durchgeführt (30).
Plasmid- und Phasmid-Konstruktionen wurden in E.coli DH5α oder E.coli
HB101 durchgeführt
und DNA wurde über
ein alkalisches Mini-prep-lyse-Verfahren gereinigt. Größe re Mengen Plasmid
oder Phasmid-DNA wurden wie vom Hersteller empfohlen unter Verwendung
einer Qiagen (Chatsworth, CA)-Ausstattung
gereinigt. DNA-Fragmente wurden über
Agarosegelelektrophorese analysiert und DNA-Fragemente für die Konstruktion
rekombinanter Plasmide wurden über
Absorption auf Glaskügelchen
gereinigt (GeneClean, Bio 101, Vista, CA). Chromosomale DNA hohen
Molekulargewichts von M.smegmatis oder M.bovis BCG wurde, wie vorangehend
beschrieben (2), von Bakterien, die in 50 ml Kulturen gezüchtet wurden,
gereinigt wobei Glycin zu der Endkonzentration von 1% 24 Stunden
vor der Zellernte zugegeben wurde. Phagen-DNA von Mycobakteriophagen
wurde, wie vorangehend beschrieben (11), aber mit leichten Veränderungen
gereinigt. Phagenlysate höheren
Titers (30 ml) wurden auf 5 ml Puffer aus 50% Glycerol in MP-Puffer
in einem 35 ml Nitrocellulose-Zentrifugenröhrchen (Beckmann,
Palo Alto, CA) geschichtet und bei 25.000 Upm 2 Stunden lang in
einem SW27-Rotor bei 15°C
zentrifugiert. Phagen-Pellets wurden in 500 μl MP-Puffer resuspendiert, zu
welchem 25 μl
(0,05% vol/vol) STEP-Lysis-Lösung
(0,4 M EDTA.Na2 1% SDS, 50 mM Tris.HCl pH
8,0, Proteinase K 500 μg/ml)
zugegeben wurde und die Suspension wurde 30 Minuten lang bei 56°C inkubiert.
Im Anschluss an die Extraktion mit Phenol:Chloroform (1:1) und Chloroform:Isoamylalkohol
(24:1) wurde die Phagen-DNA durch Zugabe von 2 vol 100%-igem Ethanol
ausgefällt,
in 70%-igem Ethanol gewaschen, luftgetrocknet und bei einer Konzentration
von etwa 200 μg/ml
in TE-Puffer (10 mM Tris.HCl pH 8,0, 1 mM EDTANa2)
resuspendiert.
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Konstruktion
von spezialisierten transduzierenden Mycobakteriophagen: Das Plasmid
pYUB665 wurde als Quelle für
das M.tuberculosis ΔlysA5::res-aph-res-Gen
(21) verwendet. Eine spezialisierte res-aph-res-Genkassette markiert
die Deletion in dem lysA-Gen. Die spezialisierte Kassette besitzt
ein aph-Gen, das von zwei γδ-Resolvase-Bereichen
von dem E.coli-Transposon γδ (Tn1000) (4,9,27)
flankiert wird. Die Gegenwart der Resolvase-Bereiche ermöglicht es, den antibiotischen
Marker über
vorüber gehende
Expression des Resolvase (tnpR)-Gens zu exzidieren, nachdem die
Kassette in das Mycobakterienchromosom eingebracht worden ist. A
4198 bp BclI-AscI-Fragment von pYUB665, das das ΔlysA5::res-aph-res-Gen enthält, wurde
von etwa 1 kb DNA-Sequenz
flankiert, jede Seite wurde über
Blunt-End-Ligation in ein BspHI digeriertes Cosmid pYUB572 zur Generierung
von pYUB586 kloniert.
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Zum
Isolieren der leuCD-Operon-Primer wurden Pleul (5'-TGAACACCGCCTTTGGCAAT-3') und Pleu2 (5'-GCCTTACGCACCGATGCCTT-3') aufgebaut unter
Verwendung der M.tuberculosis-Genomsequenzdatenbank
(7) zum Amplifizieren des 3342 bp DNA-Fragments von M.bovis BCG (Pasteuer-Stamm)
chromosomaler DNA, enthaltend die leuC und leuD-Gene, die von etwa
0,6 kb homologer DNA-Sequenz auf jeder Seite symmetrisch flankiert wurden.
Dieses PCR-Produkt wurde in den einzigen EcoRV-Bereich des pBluescript
I+KS-Plasmids über Blunt-End-Ligierung kloniert.
Eine Deletion von 944 bp wurde über
Spaltung mit MluI und SphI generiert und markiert mit der res-aph
res-Genkassette, die über
Blunt-End-Ligierung eingeführt
worden ist. Das resultierende Plasmid pYUB595 wurde mit PstI und HindIII
digeriert zur Herstellung eines 3342 bp DNA-Fragments, enthaltend ΔleuCD6::res-aph-res. Das
erhaltene Fragment wurde in BspHI, verdaut mit pYUB572, über Blunt-End-Ligierung
kloniert zum Generieren des Cosmids pYUB597.
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Das
M.smegmatis ΔlysA4::res-hyg-res-Phasmid
wurde von dem Plasmid pYUB617 (21) konstruiert. Dieses Plasmid enthält die ΔlysA4-Deletionsallel,
die res-hyg-res-Kassette wurde in den einzigen SnaB1-Bereich bei
dem Deletionspunkt in das ΔlysA4-Allel eingebracht,
wobei das Plasmid pYUB619 entstand. Ein 4130 BamHI-NotI-Fragment,
enthaltend das ΔlysA4::res-hyg-res-Allel
wurde kloniert in BspHI, verdaut mit pYUB572, über Blunt-end-Ligierung zum Herstellen
zweier Cosmide, pYUB854 und pYUB855, die sich durch die Orientierung
des ΔlysA4::res-hpt-res
hinsichtlich des BamH1-Bereichs in dem Cosmid unterscheiden.
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Konstruktion
von spezialisierten transduzierenden Mycobacteriophagen: Es wurden
Concatemere von phAE87 über
Selbstligation von gereinigter Phagen-DNA hergestellt, welche anschließend mit PacI
verdaut wurde. Zum Generieren der spezialisierten transduzierenden
Phagen phAE128 und phAE134 wurden die PacI verdauten Cosmide pYUB586
und pYUB597 zum Ersetzen des pYUB328-Cosmids in phAE87 in einer
in-vitro λ-Packungsreaktion
(GIGAPackII, Stratagene) verwendet. Nach dem Transduzieren von E.coli
HB101 und Plattieren der Transduktanten auf Selektionsmedium, enthaltend
Kanamycin, wurde Phasmid DNA durch Vereinigen der gegen Antibiotikaresistenz-Transduktantenausgehend
hergestellt und in M.smegmatis mc2155 elektroporiert.
In ähnlicher
Weise wurden die transduzierenden Phagen phAE143 und phAE144 unter
Verwendung der durch PacI verdauten Cosmide pYUB854 und pYUB855
konstruiert. Alle transduzierenden Phagen wurden von Plaque gereinigt
und auf den temperatursensitiven Phänotyp hin getestet. Die Gegenwart
des homologen DNA-Substrats in den rekombinanten Phagen wurde über Southern-Blot-Analyse
bestätigt.
Die von Plaque gereinigten Phagen wurden auf einen höheren Titer
an M.smegmatis mc2155 bei 30°C vermehrt.
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Transduktionsprotokoll:
M.smegmatis mc2155 wurde in LBT zu einem
OD bei A600 von 1,0 (6 × 108 cfu/ml)
aufgezogen. M.bovis BCG-Stämme wurden
in M-ADS-TW zu einem OD bei A600 (0,8–1,0) aufgezogen.
10 Milliliter der Kultur wurde zentrifugiert und resuspendiert in
10 ml Waschmedium (7H9-ADS-10% Glycerol) und als stehende Kulturen bei
37°C für mindestens
24 Stunden inkubiert. Diese Inkubierung ist notwendig, um Spuren
des Tween-80-Detergenzes,
das Phagen-Infektion verhindern kann, zu entfernen. Nach dieser
Inkubationszeit wurden die Zellen nochmals gewaschen und in 1,0
ml auf 37°C
vorgewärmtem
Absorptionsmedium (7H9-ADS-5% Glycerol) resuspendiert und mit spezialisiertem, transduzierendem
Phagen bei einer Infektionsmultiplizität (MOI) von 10 gemischt. Das
Phagen-Zellgemisch wird bei der nicht-permissiven Temperatur (37°C) 30 Minuten
lang (M.smegmatis) oder 3 Stunden lang (BCG) inkubiert, wonach das
Gemisch in 50 ml LBT (M.smegmatis) oder M-ADS-TW (BCG-Stämme) vorgewärmt auf
37°C inokuliert
wird. Die Protuberanz der Kulturen wird 30 Minuten lang (M.smegmatis)
oder 24 Stunden lang (BCG) bei 37°C durchgeführt. Die
Zellen werden über
Zentrifugierung pelletiert, in PBS-TW (0,5% Tween-80 in phosphatgepufferter
Salzlösung)
resuspendiert und auf M-ADS-TW, enthaltend 25 μg/ml Kanamycin und 80 μg/ml der
jeweiligen L-Aminosäure
(L-Lysin oder L-Leucin)
plattiert. Auxotrophe Analyse wurde über Plattierungen der Transduktanten
auf kompletten und minimalem Medium durchgeführt. Die Transduktionsfrequenzen
werden berechnet über
Teilen der Anzahl der erhaltenen HygR- oder
KanR-Kolonien minus der Anzahl der spontanen
Medikamenten-resistenten Kolonien der Kontrollzellen, die keinen
Phagen erhalten, durch die Gesamtanzahl der wachstumsfähigen Zellen.
Die Anzahl der allelischen Austausche wurde berechnet als Prozentsatz
der Auxotrophen in der Population der KanR-Transduktanten.
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PCR-Analyse
und Southern-Blotting: PCR-Amplifikation wurde über AmpliTaq-Polymerase (Perkin-Elmer)
unter Standardbedingungen durchgeführt. Die Primerkonzentrationen
und die Zykluskonditionen wurden gemäß der Größe des amplifizierten Produkts
eingestellt. Long range invertierte PCR wurde durchgeführt unter
Verwendung einer Heiß-Starttechnik
mit rTth-Polymerase unter Verwendung von PCR XL-Kit (Perkin-Elmer).
Alle PCR-Reaktionen wurden in einem Perkin-Elmer 9600 thermalen Durchläufer durchgeführt. Die
folgenden diagnostischen Primer wurden zur Analyse der auxotrophen Stämme eingesetzt:Pv21
(5'GAATTCCACTGACGCAGCTC-3') und Pv22 (5'-GCCGACCATGTTGTAACGAC-3') für lysA;
PleuCD1 (5'-GG AAGGCCGGATGACGATCT-3') und PleuCD2 (5'-TCTTGAAC GGCAGCACCACT-3') für leuCD. Southern-Blotting
wurde über
das alkalische Denaturingsverfahren durchgeführt. DNA wurde auf HyBond-N+
Membran (Amersham) über
das Kapillarverfahren transferiert. Hybridisierung und Detektion wurden,
wie vom Hersteller empfohlen, mit einem Chemilumineszens-Detektionssystem
(ECL, Amersham) unter hochstringenten Bedingungen für die Prä-Hybridisierung und
die Hybridisierung (0,1 M NaCl und 42°C) durchgeführt. Gewaschen wurde bei 42°C mit primären Waschpuffern,
enthaltend 6 M Harnstoff und 0,1 × SSC (1 × SSC ist 0,15 M NaCl plus
0,015 M Natriumcitrat).
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B) Experimentelle Ergebnisse
-
Spezialisierte
Transduktionsmethodik: Konditionale replizierende Mycobakteriophagen
haben sich als hocheffizientes System zur Generierung großer Bibliotheken
unabhängiger
Transposonmutanten in M.tuberculosis und BCG erwiesen, da sie die
Mittel bereitstellen, die Transposonkonstrukte nahezu in jede Zelle
in der Bakterienpopulation (3) einzubringen. Die Erfinder schlussfolgerten,
dass dieses System zur Generierung spezialisierter transduzierender Mycobacteriophagen
modifiziert werden kann, die DNA-Substrate für den allelischen Austausch
(1) liefern können.
PhAE87 wurde als Phagen-Vektor eingesetzt, ein temperatursensitiver
TM4-Phage, der einen großen
Bereich an Mycobakterienzellen infiziert. Er repliziert und bildet
klare Platten bei 30°C
in M.smegmatis, aber tötet
die Zellen nicht bei 37°C
(3, 6). Das durch PacI exzidierbare Cosmid pYUB328 in diesem Shuttle-Phasmid
kann in E.coli leicht durch Cosmide ersetzt werden, die mycobakerielle
chromosomale DNA-Fragemente enthalten, die als Substrate für die Gendisruption
gebildet wurden. Lysate mit hohem Titer an transduzierenden Phagen
können anschließend in
M.smegmatis hergestellt werden und zum Infizieren der erhaltenen
Zellen eingesetzt werden.
-
Konstruktion
von lysA auxotrophen Mutanten von M.smegmatis über spezialisierte Transduktion: Die
Erfinder entschlossen sich, zunächst
die vorliegende Erfindung bei dem schnell wachsenden Mycobakterium
M.smegmatis mc2155 zu testen, einem Ersatzwirt
für die
Analyse von Genen von pathogenen Mycobakterien. Dies ermöglicht üblicherweise
das Ausgestalten einer nützlichen
Methodik für
die Stammkonstruktionen bei diesem sehr nützlichen genetischen Hintergrund.
Das Plasmid pYUB619 (21) wurde mit NotI und BamHI verdaut und das
hierbei erhaltene 4552 bp-Fragment,
dass das ΔlysA4::res-hyg-res-Gen
enthält,
wurde gereinigt und in das pYUB572-Cosmid kloniert, wobei das Cosmid
pYUB854 erhalten wurde. Die Erfinder erzeugten zwei Arten spezialisierter
transduzierender Phagen – phAE143
mit ΔlysA4::res-hyg-res in der gleichen
transkriptionalen Orientierung mit der Phagen-Transkription (8)
und pHAE144 mit der ΔlysA4-Allele
in der entgegengesetzten Orientierung. M.smegmatis-Zellen wurden
mit den transduzierenden Phagen bei einem MOI von 10 15 Minuten
lang adsorbiert und die Phagen-Zellgemische wurden auf komplettem
Medium, enthaltend Hygromycin sofort oder nach einer Protuberanzzeit
2 Stunden lang bei 37°C
in Gegenwart des Phagen plattiert (Tabelle 3). Wie in Tabelle 3
gezeigt, wurde die vergleichbare Anzahl von HygR-Kolonien
für beide
Inkubationszeiten erhalten. Die beobachteten Transduktionsfrequenzen
waren in dem Bereich von 10–6 für die Phagen-infizierten Zellen,
während
die Frequenzen der HygR-Kolonien der uninfizierten
Zellen routinemäßig weniger
als 10–8 waren.
Zellsuspensionen, die mit phAE143 infiziert waren und das Hygromycin-Gen
in der gleichen Orientierung wie das Hauptphagen-Transkript enthalten,
verursachten einen Zellrasen auf dem Hygromycin-Medium mit großen Kolonien
auf dem Rasen. Dies wurde nicht beobachtet mit dem Phasmid phAE144,
das das Hygromycin-Gen in entgegengesetzter transkriptionaler Orientierung
aufweist. Man geht davon aus, dass das transkriptionale Durchlesen
des Phasmids in das Hycromycin-Gen stark genug war, das Erscheinen
von abortiven Transduktanten auf dem Selektionsmedium in dem phAE143-Experiment
zu begünstigen.
Als echte HygR-Transduktanten auf Auxotrophie
gescreent wurden, war ein überraschend
großer
Prozentsatz (90% bis 95%) der Transduktanten Lysinauxotrophe. Southern
Analysis bestätig te
den allelischen Austausch des ΔlysA4::res-hyg-res-Allels
mit dem Wildtyp lysA-Allel (2).
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Konstruktion
von lysA-auxotrophen Mutanten von drei unterschiedlichen BCG-Stämmen über spezialisierte
Transduktion: Zum Testen, ob die konditionalen replizierenden Mycobakteriophagen
als spezialisierte transduzierende Phagen in langsam wachsenden
Mycobakterien verwendet werden können,
haben die Erfinder Lysin-Auxotrophe in BCG generiert unter Verwendung
eines aph-markierten Deletionsallels des lysA-Gens (ΔlysA5::res-aph-res).
Ein Raster für
Lysinauxotrophie würde
es einem ermöglichen,
leicht allelische Austauschereignisse von spontanen KanR-Mutanten
oder illegitimen Rekombinationsereignissen zu unterscheiden. Darüber hinaus
würde dieses
System erlauben, die Fähigkeit
von spezialisierten transduzierenden Phagen zum Aufbau von Mutationen
in verschiedenen variierenden Umfeldern zu testen, da die BCG-Unterstämme verwandte,
aber genetisch verschiedene Varianten darstellen. Ein DNA-Fragment,
enthaltend das M.tuberculosis ΔlysA4::res-aph-res-Allel
an jeder Seite flankiert durch nahezu 1 kb DNA in dem Cosmid pYUB598,
wurde aufgebaut zu dem konditionalen replizierenden Phagen phAE87.
Hohe Titer des dabei entstehenden Phagens phAE128 wurden unter Verwendung
von M.smegmatis generiert. Drei unterschiedliche Stämme von
BCG, Pasteur, Kopenhagen und Moreau wurden infiziert mit phAE128
mit einem MOI von 10. Da die Zeit, die für eine optimale Rekombination
benötigt
wird, unbekannt war, wurden Zell Phagen-Gemische bei 37°C unterschiedliche
Zeitintervalle lang inkubiert, bevor auf einem kompletten Medium,
das Kanamycin enthält,
plattiert wurde (Tabelle 4). KanR-Kolonien wurden bei
Frequenzen von etwa 10–6 von Input-Zellen für ale drei
BCG-Stämme bei
allen drei Inkubationszeiten erhalten. Zelltiter, die zu Beginn
der Infektion und 24 h später
gemessen wurden, zeigten keine eindeutige Veränderung bezüglich der Zellzahlen (Datensätze nicht
gezeigt). Zum Test auf allelische Austauschereignisse wurden die
KanR-Transduktanten auf Ly sin-Auxotrophie
untersucht (3, Abbildung A). Während die
Anzahl der KanR-Kolonien nicht deutlich
während
der veränderten
Inkubationszeiten anstieg, wurde ein leichter Anstieg bei der Prozentzahl
der Lysin-Auxotrophe bei allen drei BCG-Stämmen beobachtet. Der größte Prozentsatz
an Auxotrophen wurde in BCG-Pasteur und
BCG-Kopenhagen nach 24 h Protuberanzzeit (34% und 29% jeweils) beobachtet,
wo die Anzahl der Auxotrophe sich nahezu verdreifacht hat. Obwohl unerwartet
niedrige Häufigkeiten
für den
allelischen Austausch beobachtet wurden bei der Verwendung des BCG-Moreau-Stamms,
wurde diese Tendenz des Ansteigens der Auxotrophe nach 24 h Protuberanzzeit
(von 2% bis 6%) ebenfalls beobachtet. Zum Test, ob die Lysinauxotrophie
durch einen allelischen Austausch des ΔlysA5::res-aph-res-Allels in
die BCG-Chromosomen bewirkt wird, wurde eine PCR-Analyse des lysA-Locus durchgeführt. Für alle untersuchten
Auxotrophe (> 10 für jeden
Stamm) führte
die PCR-Analyse lediglich zu einem Band von 2,4 kb, der erwarteten
Größe für das ΔlysA5::res-aph-res-Allel.
Im Unterschied dazu ergaben die KanR-prototrophen
Kolonien ein einziges Band von 1,1 kb in Übereinstimmung mit der Größe der Wildtyp
lysA+-Allele der Mutterstämme (vgl. 3, Abb. B für repräsentive Datensätze für BCG-Pasteur).
Die PCR-Ergebnisse wurden durch Southern-Blot-Analyse (4, Abb. A) bestätigt. Für alle drei BCG-Stämme wiesen
die Lysin-Auxotrophe ein einziges Hybridisierungsband von der gleichen Größe wie das ΔlysA5::res-aph-res-Allel
auf. Im Unterschied dazu besaßen
die Mutterstämme
oder die KanR-prototrophen Stämme ein
einzelnes Band, das dem Wildtyp lysA+-Allel
entspricht.
-
Konstruktion
von ΔleuCD-auxotrophen
Mutanten von drei unterschiedlichen BCG-Stämmen über spezialisierte Transduktion:
Zum Test der Allgemeingültigkeit
der speziellen Transduktion als Verfahren zur insertionalen Inaktivierung
verschiedener Gene in langsam wachsenden Mycobakterien haben die
Erfinder einen spezialisierten transduzierenden Phagen, der ein ΔleuCD6::res-aph-res-Allele
trägt, konstruiert.
Dieses Allel wurde in das phAE87 insertiert zur Bildung des spezialisierten
transduzierenden Phagen phAE134. Die BCG-Stämme Pasteur, Kopenhagen und
Moreau wurden mit phAE134 wie oben beschrieben transduziert unter
Verwendung von 24 h Protuberanzzeit. Die Untersuchung der Platten
drei Wochen nach der Inkubation enthüllte die Gegenwart von sowohl
großen
als auch kleinen Kolonien. Keine der großen Kolonien jedes BCG-Stamms
waren auxotrophe Mutanten. Die PCR-Analyse von 20 großen Klonen
zeigte das Wildtyp leuCD-Allel
(Datensätze
nicht gezeigt). Nach weiterer zweiwöchiger Inkubation wuchsen die
kleinen Kolonien an Größe und wurden
anschließend
auf Auxotrophie untersucht. Ein großer Prozentsatz der kleinen
KanR-Kolonien jedes BCG-Unterstamms waren
Leucin-Auxotrophe
(Tabelle 5). Southern-Analysis bestätigte, dass die Leuxin-Auxotrophe
von einem Allelaustausch des ΔleuCD6::res-aph-res-Allels mit
dem Wildtyp leuCD-Allel (4, Abb. B)
stammt.
-
C) Diskussion
-
Mit
der Verfügbarkeit
der Genomsequenz von M.tuberculosis wurde das komplette Gen-Set
vorausgesagt. Während
40% der vorausgesagten Gene präzise
Funktionen zugeschrieben worden sind, haben 44% Homologien nahegelegt
und 16% besitzen keine bekannten Funktionen. Die Bestimmung der
Funktion eines individuellen Gens erfordert den Vergleich der Phänotypen
der isogenen Stämme,
die genetisch identisch sind mit Ausnahme des betreffenden Gens.
Während
effiziente Transposonmutagenese-Systeme für M.tuberculosis entwickelt worden
sind, verbleibt der Genaustausch bei langsam wachsenden Mycobakterien
ein schwieriger und/oder zeitlich ineffizienter Prozess, insbesondere bei
M.tuberculosis und M.bovis. Entsprechend beschreiben die Erfinder
hier ein einstufiges, zeitsparendes System zum Bewirken von Genaustauschen in
Mycobakterien unter Verwendung von spezialisierten transduzierenden
Phagen. Transduktion, ein natürliches
System für
den Austausch genetischer Information unter Verwen dung von Phagen-vermitteltem
Gentransfer wurde zum ersten mal als überraschendes Ergebnis der
folgenden Versuche zur Beobachtung der Konjugation in Salmonella
(36) beschrieben. Im Gegensatz zu der Konjugation bei E.coli wurde
gefunden, dass genetisches Material über einen Nuklease-resistenten
Mechanismus, der keinen Kontakt zwischen den Zellen benötigt, transferiert
werden konnte. Bei der Beobachtung, dass Gentransfer „Mittel" Filter passieren
und durch Antikörper
zu Phage P22 inhibitiert werden, schlossen Zinder und Lederberg,
dass ein neues Phagenvermitteltes Gentransfer-System entdeckt worden
ist, das als Transduktion bezeichnet wurde (36). Auf ähnliche
Weise entdeckte Lenox, dass der Phage P1 den Gentransfer zwischen
E.coli-Stämmen für eine große Vielzahl
von Genen vermitteln kann (15). Spätere Studien enthüllten, dass
Bakteriophagen-Lambda-Lysate, die von Lysogenen induziert worden
sind, den Transfer von zwei Genmarkern, gal und bio vermitteln können, die
zufälligerweise
benachbart zu der Lambda-Bindungsstelle attB (18) sind. Dieser Transfer
wurde spezialisierte Transduktion genannt, weil er auf wenige Gene
beschränkt
war, im Unterschied zu der allgemeinen Transduktion von P22 und
P1, die eine große
Anzahl genetischer Marker transferieren können. Die Basis für den spezialisierten
Transfer ist eine abweichende Excision des lysogenen Phagens im
Unterschied zu einem zufälligen „headfull"-Packen von chromosomaler
DNA über
allgemein transduzierende Phagen. Der Ausdruck „spezialisierte Transduktion" bezieht sich demnach
auf den Transfer des genetischen Materials mit einem hybriden Phagen-Molekül, das teils
Phage ist und teils chromosomale DNA. Im Unterschied dazu wird die
allgemeine Transduktion vermittelt über eine Subpopulation von Phagen
in einem Lysat, das zur Gänze
chromosomale DNA (35) enthält.
Spezialisierte transduzierende Phagen können ein spezifisches Gen-Set
in ein individuelles Lysat transduzieren, während allgemein transduzierende
Phagen eine Vielzahl von Genen innerhalb eines einzelnen Lysats
transferieren können.
-
Konditionell
replizierende Mycobacteriophagen haben sich als hocheffizientes
genetisches System für
die Erzeugung großer
Bibliotheken unabhängiger
Transposonmutanten sowohl in BCG als auch in M.tuberculosis erwiesen,
da sie die Mittel zum Liefern von Transposonkonstrukten in nahezu
jede Zelle in der bakteriellen Population bereitstellen (12) (10) (3)
(19). Die Erfinder haben dieses System modifiziert und spezialisierte
transduzierende Mycobacteriophagen generiert, die dazu fähig sind
homologe DNA-Substrate für
allelische Austausche bereitzustellen. Demnach teilen diese Phagen
einige der Eigenschaften der spezialisierten und generalisierten transduzierenden
Phagen. Sie ähneln
den spezialisierten transduzierenden Phagen dadurch, dass sie lediglich
einen kleinen, nicht essentiellen Teil des Phagen-Genoms ersetzt
durch chromosomale DNA aufweisen, während der allelische Austausch,
den sie über
homologe Rekombination via Doppelkreuzung begünstigen, mehr den P1 oder P22
allgemein transduzierenden Phagen ähnelt. Einer der großen Vorteile
der spezialisierten transduzierenden Mycobacteriophagen, die in
dieser Studie verwendet werden, ist die Gegenwart von natürlichen
Gegenselektionsmechanismen zur Integrierung des gesamten Phagens
oder Teile von ihm in das Wirtschromosom über eine einzige kreuzweise
oder illegitime Rekombination, da wenn eine solche Integration vorkommt, ist
die Expression von Phagen-Genen
als Teil des Chromosoms schädlich
für die
Wirtszelle. In zahlreichen Hybridisierungsexperimenten unter Verwendung
von Phagen-DNA-Sequenzen als Probe waren die Erfinder niemals dazu
fähig,
eine Phagen-Integration in das Hist-Chromosom der auxotrophen Stämme aufzufinden
(Datensätze
nicht gezeigt). Die Erfinder haben die Reproduzierbarkeit und die
Nützlichkeit
der spezialisierten Transduktion für das Liefern von homologen
DNA-Substraten für allelische Austausche
von markierten Mutationen sowohl in schnell als auch in langsam
wachsenden Mycobakterien demonstriert. Unter Verwendung der M.tuberculosis-Sequenzdatenbank
(7) wurden ΔlysA5::res-aph-res-mutierende
Deletionsallele generiert, welche, wenn sie über Transduktion in drei unterschiedliche
Substämme
von BCG eingebracht wurden, Lysin-Auxotrophe mit einer Häufigkeit
generierten, die die Häufigkeiten,
die erhalten werden, wenn ein „Selbstmord"-Plasmid-Ansatz oder lange
lineare DNA-Substrate verwendet werden, deutlich übersteigt.
Dieser Unterschied könnte
mit der sehr hohen Effizienz der Übertragung des Rekombinationssubstrats
in die Wirtszelle im Vergleich mit der Transformationseffizienz über Elektroporation
erklärt werden.
Wenn die speziellen transduzierenden Phagen in einer geeigneten
Infektionsmultiplizität
verwendet werden, wird nahezu jede Zelle in der Bakterienpopulation über den
rekombinanten Phagen infiziert. Solche Ergebnisse stehen in Einklang
mit den Schlussfolgerungen, die von Pavelka et al. (21) gemacht
wurden, nämlich
dass die Häufigkeit
der homologen Rekombination in den langsam wachsenden Mycobakterien
sich nicht deutlich von denen unterscheidet, die bei den schnell
wachsenden Mycobakterien beobachtet werden. Dennoch räumt die Tatsache,
dass das gleiche Target-Gen verwendet wird, nicht die Bedenken aus,
dass die lysA-Region des Chromosoms die homologe Rekombination besser
zulässt.
-
Dieses
neue Verfahren der spezialisierten Transduktion für Mycobakterien
weist einige nützliche
Merkmale auf. Zunächst
kann das spezialisierte Transduktions-Phagen-System leicht auf jedes Gen-Set übertragen
werden aufgrund der günstigen Klonierungseigenschaften
der Shuttle-Phasmid-Eigenschaften des konditionalen replizierenden
Mycobacteriophagen-Vektors. Sobald eine spezifisch mutiertes Allel
in den Phagen eingebaut ist, ermöglicht der
Phage das Einbringen des mutierten Allels in jeden BCG-Stamm oder BCG-Mutanten.
Die Erfinder haben chromosomale DNA-Fragmente von mindestens 4 kb, die einige
spezielle Gene enthielten, inkorporiert. Es wird davon ausgegangen,
das die Klonierungskapazität
des Phasmid-Vektors bis auf 8 kb expandiert werden kann über Generieren
zusätzlicher Deletionen
in nicht essentiellen Regionen des Phagen-Genoms. Diese Verbesserung
des Systems würde
es ermöglichen,
Verknüpfungsanalysen
zum charakterisieren spezifischer Punktmutationen in einem speziellen Gen,
das einen verknüpften
auswählbaren Marker
neben sich aufweist, durchzuführen.
Im Unterschied zu einem Plasmid-Transformationssystem ist
die vorliegende Erfindung ein Einstufensystem zum Erhalt unabhängiger Allelaustausch
e. Die Verwendung von Plasmid-Transformationssystemen macht es schwierig,
unabhängige
homologe Rekombinationsereignisse von Geschwistern zu unterscheiden.
Letztlich sollte die vorliegende Erfindung sich als sehr nützlich für die Konstruktion
und die Entwicklung von M.tuberculosis-basierten Impfstämmen erweisen mit
zahlreichen definierten nicht revertiblen Mutationen.
-
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