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Die
Erfindung betrifft ein Plasmid, welches für die genetische Modifikation
von Bakterien mit positiver Gram-Färbung, insbesondere Milchsäurebakterien,
welche einen industriellen oder medizinischen Nutzen aufweisen,
eingesetzt werden kann.
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Sie
betrifft gleichfalls Bakterien, die ein solches Plasmid enthalten.
Sie betrifft schließlich
genetische Modifizierungsverfahren, welche ein solches Plasmid einsetzen,
entweder um ein normalerweise in dem Bakterienchromosom vorhandenes
Gen zu inaktivieren oder um ein Gen von Interesse einzuführen und
zu exprimieren.
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Zahlreiche
Gram-Bakterien mit positiver Gram-Färbung sind Forschungsgegenstände als
biologisches Modell (beispielsweise die Bakterien der Gattung Bacillus),
als Fermentationstamm von industriellem Nutzen (Milchsäurebakterien)
oder als Pathogen (beispielsweise Clostridien, Listerien, Staphylococcus,
Streptococcus). Viele dieser Stämme
sind aus einem physiologischen Gesichtspunkt charakterisiert, es
wurden aber nur wenige genetisch untersucht oder modifiziert. Die
Untersuchung oder die Modifizierung der Stämme kann durch die Verwendung
von Vektoren, welche gesteuerte oder nicht-spezifische Insertionen
in das Bakterienchromosom erlauben, vereinfacht werden. Abgabesysteme,
welche auf nicht-replikativen Vektoren basieren, sind auf die Bakterien
beschränkt,
die mit einer hohen Frequenz transformiert werden können, und
jene, die allein unter bestimmten Bedingungen aktive Replikons verwenden,
sind oftmals auf ihr Wirtsspektrum begrenzt. Auch erfordert die
Konstruktion von rekombinanten Stämmen einen bedeutenden Aufwand
und kann wirkungsvoll lediglich bei bestimmten speziellen Mikroorganismen
angewendet werden.
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Das
Hinzufügen,
der Verlust oder die Modifizierung von Genen kann die Rolle eines
Organismus in einem industriellen Prozess, wie der Fermentation,
umwandeln.
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Die
Biotechnologie strebt an, die industrielle Verwendung von Mikroorganismen
zu vereinfachen. Beispielsweise werden die Milchsäurebakterien
in der Agrarwirtschaft, hauptsächlich
für die
Herstellung von vergorenen Milchprodukten, aber auch außerhalb
des Milch-Kontexts für
die Herstellung von Wein, Apfelwein, Fleisch- und Wurstwaren und
Silage eingesetzt.
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Es
ist folglich besonders wünschenswert, über wirksame
Mittel zur Einführung
oder zur spezifischen und definitiven Modifizierung von bestimmten
Genen in diese(n) Organismen zu verfügen.
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Aktuell
erfolgt die Modifizierung des Chromosoms bei den Milchsäurebakterien
durch das Zwischenglied eines Systems durch Transformation mittels
eines nicht-replikativen Plasmids. Es ist notwendig, dass in einem
einzigen Schritt zwei Ereignisse von geringer Häufigkeit, die Transformation
durch ein Plasmid und eine Rekombination in das Chromosom, stattfinden.
Die Wahrscheinlichkeit, diese beiden Ereignisse in einem einzigen
Schritt zu erhalten, ist das Produkt der Wahrscheinlichkeiten von
jedem; folglich besteht eine sehr geringe Chance, die Modifizierung
zu erzielen.
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Das
Plasmid pWV01 ist ein kryptisches Plasmid, welches erstmals bei
Lactococcus lactis Subsp. cremoris isoliert worden ist; es handelt
sich um ein Plasmid mit breiter Wirtsspezifität, welches sich zugleich in grampositiven
und gramnegativen Bakterien, insbesondere in E. coli, Bacillus subtilis,
Lactococcus lactis, Streptococcus und Lactobacillus, repliziert.
Es wurde charakterisiert und seine Nukleotidsequenz wurde von Leenhouts
et al. (1991) veröffentlicht.
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In
der Anmeldung WO 85/03495 werden große Fragmente dieses Plasmids
eingesetzt, um ein rekombinantes Plasmid pGK12, welches durch das
Erythromycin-Resistenzgen und/oder das Chloramphenicol-Resistenzgen
(die Chloramphenicolacetyltransferase (CAT)) markiert ist, zu konstruieren.
Dieses Plasmid pGK12 kann nicht eingesetzt werden, um Integrationen
in das Bakterienchromosom vorzunehmen.
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Die
bis heute verwendeten nicht-replikativen Plasmide erlauben es, dieses
Problem zu beheben, aber dieses System erfordert hohe Transformationsgrade,
um den Nachweis von Ereignissen von geringer Häufigkeit, wie der Transposition
oder der Rekombination in das Chromosom, zu erlauben; außerdem ist
der größte Teil
der Milchsäurebakterien
nur schlecht transformierbar.
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Die
Gesamtheit dieser Schwierigkeiten könnte dank der Gewinnung eines
wärmesensitiven
Replikons, welches als Abgabevektor in Bakterien, Milchsäurebakterien
oder anderen, einsetzbar ist, überwunden
werden.
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Die
Plasmide pE194 und PSH71 wurden als oberhalb einer Temperatur von
51°C natürlich wärmesensitiv
beschrieben (J. Bacteriol., 1990, 172, 4543–4548).
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Aus
diesem Grunde hat die Erfindung einen bakteriellen Plasmidvektor
des Typs, welcher einen in grampositiven Bakterien wirksamen Replikationsstartpunkt
aufweist, zum Gegenstand, welcher dadurch gekennzeichnet ist, dass
er wenigstens umfasst:
- – ein Markergen, welches in
einem bakteriellen Wirtsstamm exprimiert wird,
- – ein
wirksames Replikationssystem, welches ab einer Temperatur, welche
mit der Lebensfähigkeit
des Wirtsstamms verträglich
ist, wärmesensitiv
(Ts) ist,
und dass die Replikationsinhibitionstemperatur
unter oder gleich ungefähr
37°C beträgt.
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Die
Tatsache, dass das erfindungsgemäße Plasmid
bei 37°C
nicht replikativ ist, macht dieses besonders geeignet in dem Falle,
wo die Bakterien eine relativ niedrige Vermehrungstemperatur aufweisen
oder wenn ein bedeutender Wärmeschock
nicht wünschenswert
ist. Das erfindungsgemäße Plasmid
kann allein verwendet werden, es muss nicht mit einem anderen Plasmid
kombiniert werden. Da die Hemmung der Replikation oder Replikationsinhibition
durch Temperaturen über
ungefähr
37°C erfolgt,
handelt es sich nicht um einen abhängigen Stamm. Es weist ein
breites Wirtsspektrum auf und kann insbesondere in den klassischen Stämmen etabliert
werden, welche zu der Gruppe gehören,
umfassend: Bacillus, Ente rococcus, Lactobacillus, Lactococcus, Streptococcus,
Listeria, Pediococcus, Staphylococcus, Clostridia, Leuconostoc,
E. coli. Unter jenen kann man als Beispiel die folgenden Spezies
aufführen:
B. subtilis, E. faecalis, L. fermentum, L. helveticus, L. bulgaricus,
L. lactis, S. pyogenes, S. thermophilus, S. sanguis, L. monocytogenes.
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Das
erfindungsgemäße Plasmid
trägt wenigstens
ein Gen, welches einen Selektionsmarker kodiert, wie auch die für dessen
Expression erforderlichen Elemente, wie Promotor, Ribosomen-Bindungsstelle,
Terminationssequenzen u.s.w. Selektionsgene sind beispielsweise
Resistenzgene gegen Antibiotika (Erythromycin, Chloramphenicol)
oder solche, die die Vermehrung auf einem Medium, welchem bestimmte
Elemente fehlen, erlauben.
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Das
Markergen wird im Falle einer Rekombination in das Chromosom integriert.
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Unter
Replikationssystem versteht man ein System, welches einen Replikationsstartpunkt
wie auch das Protein, welches sein Funktionieren induziert, umfasst;
dieses Protein wird oberhalb einer Temperatur, welche das Replikationssystem
hemmt, inaktiviert.
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Ein
solches Plasmid repliziert sich bei 28°C in einer großen Anzahl
von Bakterien normal. Bei einer Temperatur über ungefähr 35°C ist die Replikation dieses
Plasmids gehemmt; diese die Replikation des Plasmids hemmende Temperatur
ist relativ niedrig und erlaubt die normale Multiplikation und Vermehrung
des größten Teils
der Bakterien, insbesondere der Milchsäurebakterien. Die für die wirksame
Inaktivierung dieses Plasmids empfohlene Temperatur beträgt 37°C.
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Gemäß einem
ihrer Aspekte hat die Erfindung einen Plasmidvektor zum Gegenstand,
welcher dadurch gekennzeichnet ist, dass er das größte ClaI-Fragment
des Plasmids pWV01, welches wenigstens eine Mutation in der Thal-Rsal-Region
aufweist, enthält.
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Insbesondere
weist ein Plasmidvektor mit wärmesensitiver
Replikation gemäß der Erfindung
wenigstens eine Mutation in der Regi on, welche RepA des Plasmids
pWV01 entspricht, auf. Das Protein RepA wird durch eines der 4 offenen
Leseraster (ORF), welche auf pWV01 identifiziert worden sind, ORFA,
kodiert und ist für
die Replikation erforderlich.
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Bevorzugte
Mutationen dieses Plasmids finden sich an den Positionen 972, 977,
980 und 987 der Nukleotidsequenz von pWV01.
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Das
durch das erfindungsgemäße Plasmid
kodierte RepA-Protein weist bezogen auf den Wildtyp die in der 3 angegebenen
Modifikationen auf, nämlich
den Ersatz von:
- – Ser durch Asn,
- – Asp
durch Asn,
- – Val
durch Ile,
- – Arg
durch Gln.
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Ein
solches Plasmid bilden einen Suizidvektor mit breiter Wirtsspezifität eines
bis heute auf dem Gebiet der Milchsäurebakterien einzigartigen
Typs.
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Tatsächlich erlaubt
es, die Integration in das Chromosom in zwei Schritte zu zerlegen.
In dem ersten Transformationsschritt wird das Plasmid in der Zelle
etabliert. In dem zweiten Schritt wird das Ereignis der Integration
in das Chromosom durch Erhöhung
der Temperatur selektioniert. Man kann so Bakterien, die dafür bekannt
sind, schlecht transformierbar zu sein, genetisch modifizieren.
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Erfindungsgemäße Plasmide
umfassen insbesondere eine der Sequenzen, die in einer der 9, 10 oder 11 angegeben
sind, oder eine Sequenz, welche wenigstens 80% Homologie zu diesen
Sequenzen aufweist.
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Die
so entwickelten genetischen Werkzeuge (Tools) erlauben es, Gene
in das Bakterienchromosom einzuführen
und darin zu stabilisieren.
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Man
trifft beispielsweise die Wahl, ein Verfahren durch homologe Rekombination
anzuwenden.
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Dafür setzt
man ein wärmesensitives
Replikon gemäß der Erfindung
ein, welches außerdem
wenigstens ein DNA-Fragment umfasst, welches zu der chromosomalen
DNA des Bakteriums, welches man zu modifizieren wünscht, homolog
ist.
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Gemäß einem
ihrer Aspekte hat die Erfindung ein Verfahren zur Inaktivierung
eines Gens, welches in dem Chromosom eines Bakteriums vorhanden
ist, zum Gegenstand, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass:
- a) man in das Bakterium durch Transformation
das erfindungsgemäße Plasmid
einführt,
- b) man das Bakterium auf selektivem Medium bei einer Temperatur
unter der Hemmungstemperatur des Replikationsstartpunkts kultiviert,
- c) man die Kultivierungstemperatur auf eine Temperatur über der
Hemmungstemperatur erhöht,
- d) man die nach mehreren Vermehrungszyklen bei der Hemmungstemperatur
der Plasmidreplikation überlebenden
Bakterien gewinnt.
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Der
Schritt d) erlaubt es, die Bakterien zu selektieren, welche den
Plasmidmarker tragen.
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Das
in das Plasmid klonierte chromosomale Fragment kann einem präzisen Gen
entsprechen, welches durch die Integration des Plasmids auf der
Ebene der chromosomalen Kopie des Gens inaktiviert wird. In der
Bakterienpopulation wird allein diese Integrationsstelle gefunden.
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Bei
einer anderen Ausführungsweise
könnte
die in dem Plasmid vorhandene bakterielle DNA in einer Bank von
chromosomalen Fragmenten für
die Klonierung ausgewählt
werden und es wird eine zufällige
Integration stattfinden; die Integrationsstelle des Plasmids unterscheidet
sich von einem Bakterium zum anderen und man führt so die Mutagenese aus.
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Das
Verfahren kann gleichfalls auf ein wärmesensitives Replikon, welches
ein Transposon trägt,
angewendet werden. Man verfügt ü ber verschiedene
Transposons, um das Chromosom zu mutagenisieren.
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Das
Ts-Plasmid wird als Träger
für eines
dieser Transposons, welches gegebenenfalls modifiziert ist, so dass
es in L. lactis aktiv ist, eingesetzt. Jedes Transposon trägt ein Markergen
(z.B.: Resistenzgen). Indem man das zuvor beschriebene Protokoll
(a bis c) anwendet, erhält
man Zellen, welche das Transposon in ihre Chromosomen integriert
haben. Man selektiert diese Zellen mittels des Markers des Transposons.
In dem Falle der Transposition wird das Plasmid nicht in das Chromosom
integriert.
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Bei
einer Variante umfasst der erfindungsgemäße Plasmidvektor gleichfalls
einen Mobilisierungs-Genort, welcher eine Konjugation erlaubt. Dieser
Mobilisierungs-Genort ist vorzugsweise der Genort ori T, welcher
aus einem Plasmid von grampositiven Bakterien extrahiert wird, der
vorzugsweise aus einem Plasmid von Streptococcus extrahiert werden
kann. Der Plasmidvektor, der diesen Genort trägt, kann mobilisiert und durch Konjugation
in nicht-transformierbare Bakterienspezies transferiert werden.
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Das
Verfahren zur Inaktivierung eines Gens in einem Bakterium lässt dann
die folgenden Schritte stattfinden:
- a) man
führt in
das Bakterium durch Konjugation ein erfindungsgemäßes Plasmid
ein, welches einen Mobilisierungs-Genort und ein zu dem Chromosom
homologes Fragment und/oder ein Transposon trägt,
- b) man kultiviert das Bakterium auf selektivem Medium bei einer
Temperatur unterhalb der Hemmungstemperatur des Replikationsstartpunkts,
- c) man erhöht
die Kultivierungstemperatur auf eine Temperatur oberhalb der Hemmungstemperatur,
- d) man gewinnt die nach mehreren Vermehrungszyklen bei der Hemmungstemperatur
der Plasmidreplikation überlebenden
Bakterien.
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Die
am Ende von Schritt d) erhaltenen Bakterien haben ein Rekombinations-
oder Transpositionsereignis durchlaufen und tragen den Marker des
Transposons oder des Plasmids.
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Bei
einer Variante umfasst der erfindungsgemäße Plasmidvektor gleichfalls
ein in E. coli aktives Replikon. Der diesen Genort tragende Plasmidvektor
und dessen Derivate können
in E. coli vermehrt werden. Die in E. coli hergestellten und bei
37°C (dank
des zweiten Replikons) vermehrten Konstrukte können dann in die Milchsäurebakterien,
in denen nur das Ts-Replikon aktiv sein wird, transferiert werden.
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In
den oben beschriebenen Verfahren lässt man nach der Einführung des
Plasmidvektors in das Bakterium durch Transformation oder Konjugation
in Schritt a) das Plasmid sich in der Bakterienpopulation durch Replikation
bei 28–30°C etablieren.
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Der
Selektionscharakter wird in der Gesamtheit der Bakterien exprimiert.
Wenn die Temperatur über 35°C ansteigt,
wird das Plasmid in freier Form unfähig, sich zu replizieren, und
geht folglich während
der Zellteilungen verloren. Nur die Bakterien, bei denen dieses
Plasmid sich durch Rekombination in das Chromoson integriert hat
oder bei denen das Transposon sich in das Chromosom integriert hat,
bewahren und übertragen die
genetische Information, die das Plasmid oder das Transposon trägt und die
es diesen erlaubt, sich auf selektivem Medium zu vermehren. Man
selektiert so auf die Integrationsereignisse von geringer Häufigkeit,
indem die Bakterien, die sich bei 35–37°C auf selektivem Medium vermehren,
gewinnt.
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Wenn
das Plasmid in das Chromosom integriert ist, weist es eine hervorragende
Stabilität
auf, die nach 75 Fortpflanzungen bei 37,5°C in der Größenordnung von 99% liegen kann.
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Das
für die
Integration des Plasmids durch homologe Rekombination verfolgte
Schema wird in der 6 veranschaulicht.
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Der
Stamm L. lactis VE 6002, welcher das erfindungsgemäße Plasmid
pVE6002 enthält,
wurde bei der nationalen Sammlung des Institut Pasteur, 25–28 rue
du Docteur Roux, Paris, unter der Nummer I-1179 hinterlegt.
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Gemäß einem
anderen ihrer Aspekte hat die Erfindung ein Verfahren, welches die
Einführung
eines heterologen Gens in ein Bakterium erlaubt, zum Gegenstand.
Für dessen
Ausführung
setzt man einen wärmesensitiven
Plasmidvektor ein, wie er zuvor definiert worden sein kann und welcher
außerdem
ein Gen, welches ein Protein von Interesse kodiert, unter der Kontrolle
der für
dessen Expression erforderlichen Elemente, und welche den Fachleuten
auf diesem Gebiet bekannt sind, umfasst. Dieses Gen könnte sich
gegebenenfalls auf dem Transposon befinden. Man folgt dann den nachfolgend
angegebenen Schritten.
- a) man führt in das
Bakterium durch Transformation oder Konjugation ein erfindungsgemäßes Plasmid
ein,
- b) man kultiviert das Bakterium auf selektivem Medium bei einer
Temperatur unter der Hemmungstemperatur des Replikationsstartpunkts,
- c) man erhöht
die Kultivierungstemperatur auf eine Temperatur oberhalb der Hemmungstemperatur,
- d) man gewinnt die nach mehreren Vermehrungszyklen bei der Hemmungstemperatur
der Plasmidreplikation überlebenden
Bakterien.
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Der
Schritt d) erlaubt es, die Bakterien zu selektieren, welche den
Marker des Plasmids oder des Transposons tragen.
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Die
Erfindung hat gleichfalls Bakterien, die ein erfindungsgemäßes Plasmid
in freier Form oder integriert in das Chromosom enthalten, zum Gegenstand.
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Solche
Bakterien werden insbesondere Anwendungen auf dem Gebiet der Agrarwirtschaft,
insbesondere der Milchwirtschaft oder der Käserei finden.
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Bei
bestimmten der zuvor beschriebenen Fälle wünscht man, die Gesamtheit oder
einen Teil des in das Bakterienchromosom durch das erfindungsgemäße Verfahren
eingeführten
genetischen Materials entfernen zu können.
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Das
homologe Rekombinationsverfahren erlaubt zwei Schritte: der erste
besteht darin, auf das Integrationsereignis des Plasmids zu selektieren,
der zweite Schritt – der
fakultativ ist – be steht
darin, das Replikon und die Marker, die nicht den Nahrungsmittelnormen
entsprechen, aus dem Chromosom herauszuschneiden.
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Exzision/Herausschneiden
des Replikons: die Integration durch homologe Rekombination erzeugt Verdopplungen
von jeder Seite des Ts-Plasmids (7a). Es
ist gezeigt worden, dass ein replikatives "rolling circle"-Plasmid, welches in das Chromosom integriert
ist, die homologe Rekombination zwischen den angrenzenden Sequenzen
stark stimuliert. Wenn das chromosomale Fragment, welches das Ts-Plasmid
trägt,
einen Marker enthält,
erlauben die durch die Integration erzeugten Verdopplungen, das
Replikon herauszuschneiden, wobei ein inaktives chromosomales Gen
zurückgelassen
wird (7a). Experimentell handelt es
sich darum, den Stamm, welcher das integrierte Plasmid enthält (welcher
zuvor bei 37°C
selektiert worden ist), bei 28°C
zu kultivieren. Bei permissiver Temperatur startet die Replikation
erneut und stimuliert die Rekombination zwischen den wiederholten
Sequenzen, was zur Deletion des Replikons führt (7a).
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Die
Erfindung hat gleichfalls einen Plasmidvektor mit wärmesensitiver
Replikation, welcher eine oder mehrere der bereits dargelegten Charakteristika
aufweist und bei dem eine interne Region verdoppelt ist, zum Gegenstand.
Die beiden identischen Sequenzen sind derart angeordnet, dass sie
die Region, welche man zu entfernen wünscht, einrahmen. Ein solches
Plasmid wird dann in einem Verfahren zur Inaktivierung eines Gens oder
zur Einführung
eines heterologen Gens durch Rekombination in das Bakterienchromosom,
wie oben beschrieben, eingesetzt.
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Am
Ende von Schritt d) werden die überlebenden
Bakterien erneut bei einer Temperatur unter der Hemmungstemperatur,
beispielsweise bei 28–30°C, auf nicht-selektivem
Medium in Kultur genommen. Tatsächlich
stimuliert ein replikatives Plasmid die homologe Rekombination zwischen
den angrenzenden Sequenzen stark. Der zuvor bei 35–37°C selektierte
Stamm, welcher das integriert Plasmid enthält, wird bei permissiver Temperatur
kultiviert: die Plasmidreplikation startet erneut, wodurch die Rekombination
zwischen den wiederholten Sequenzen stimuliert wird. Das Replikon und
die Marker, welche beispielsweise mit einer agrarwirtschaftlichen
Verwendung dieses Systems nicht verträglich sind, werden herausgeschnitten,
wobei das modifizierte Gen gegebenenfalls zurückgelassen wird. Die Selektion
der Bakterien, bei denen die unerwünschten Marker herausgeschnitten
sind, erfolgt nach Ausplattieren bei nicht-permissiver Temperatur.
Dieser Mechanismus ist in der 7b veranschaulicht.
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Die
folgenden Beispiele sind dazu bestimmt, die Erfindung zu veranschaulichen,
ohne in irgendeiner Weise deren Umfang zu beschränken.
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Es
wird Bezug genommen auf die folgenden Figuren:
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1:
Kinetik des Verlusts und Analyse der Anzahl von Kopien von pVE6002
gemäß der Erfindung und
von nicht-Ts-pVE6001. L. lactis Subsp. lactis IL 1403, welche das
Plasmid pGK12, pVE6001 oder pVE6002 tragen, werden bei 28°C oder 37,5°C kultiviert.
Nach verschiedenen Kulturzeiten werden Proben entnommen, um bei
28°C auf
selektiven und nicht-selektiven Medien kultiviert zu werden. 100
Kolonien werden ausgehend von dem nicht-selektiven Medium auf das
selektive Medium (Em 5 μg/ml)
umpikiert, um den Anteil von Zellen, welche ein Plasmid enthalten,
in der Population auszuwerten. Die Extraktionen von Gesamt-DNA erfolgen
bei Kulturen bei 28°C
oder 37,5°C
ohne Selektion während
5 h 30.
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2:
Hybrides Plasmid von pGK12 und pVE6002. pVE6043 wird aus dem SacI-ThaI-Fragment
von 994 Basenpaaren von pKG12, welches mit dem ThaI-SacI-Fragment
von 3384 Basenpaaren von pVE6002 verknüpft ist, gebildet. pVE6044
enthält
das umgekehrte Paar, das SacI-ThaI-Fragment von 994 Basenpaaren von
pVE6002, welches mit dem ThaI-SacI-Fragment von 3384 Basenpaaren
von pGK12 verknüpft
ist. Die dünnen
Linien entsprechen der pGK12-DNA, die dicken gestrichelten Linien
der pVE6002-DNA.
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3:
Lage der Ts-Mutation in dem RepA-Gen von pVE6002. Das ThaI-RsaI-Fragment
von pVE6002, welches das RepA-Gen enthält, wurde auf beiden Strängen sequenziert.
Die Sequenz zeigt vier Mutationen an den Positionen 972, 977, 980,
987, wohingegen der Rest der Sequenz sich von der für das Ausgangsreplikon
pWV01 veröffentlichten
Sequenz nicht unterscheidet.
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4:
Beschreibung der wärmesensitiven
Derivate. pVE6006 wird durch Insertion des PvuII-Fragments von 445
Basenpaaren von pBluescript SK+ in die ClaI-Stelle von pVE6002 konstruiert.
pVE6007 geht aus einer SacI-Deletion von pVE6006 hervor, welche
zu dem Verlust des Erythromycin-Resistenzgens führt. pVE6004 wird durch Insertion
des PvuII-Fragments von 445 Basenpaaren von pBluescript SK+ in das ClaI-HpaII-Fragment
von pVE6002, welchem das Chloramphenicol-Resistenzgen fehlt, konstruiert.
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5:
Vergleich der zu Rep analogen Proteine von PE.194.
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6:
Schema des Verfahrens zur Inaktivierung eines Gens.
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7a:
Schema eines Beispiels einer Exzision des Ts-Replikons in zwei Schritten.
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7b:
Schema der Exzision des Replikons mittels Plasmidverdopplungen.
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8:
Konstruktion der Plasmide pG+host5 und pG+host6 ausgehend von dem Plasmid pG+host4 (oder pVE6004): das Plasmid pG+host5 wird durch Insertion des AvaI-AlwN1-Fragments
von pBR322 (welches den Replikationsstartpunkt von pBR322 enthält) in das
durch NsiI linearisierte pG+host4 konstruiert.
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pG+host6 wird durch Insertion des AvaI-EcoRI-Fragments
von pBR322 (welches den Replikationsstartpunkt von pBR322 und das
Ampicillin-Resistenzgen enthält)
in das durch NsiI linearisierte pG+host4
konstruiert.
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9:
Nukleotidsequenz von pG+host4.
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10:
Nukleotidsequenz von pG+host5.
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11:
Nukleotidsequenz von pG+host6.
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Beispiel 1: Herstellung
und Charakterisierung eines wärmesensitiven
Plasmidvektors
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MATERIALIEN UND METHODEN
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Die
Arbeiten wurden am Laboratoire de Génétique Microbienne, Institut
de Biotechnologie, INRA, 78352 Jouy-en-Josas cedex, Frankreich,
ausgeführt.
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Bakterienstämme, Plasmide
und Kulturbedingungen.
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Die
eingesetzten Plasmide und Bakterienstämme sind in der Tabelle 1 angegeben.
Die Konstruktionen von pVE6043 und pVE6044 sind in der 2 beschrieben;
die Plasmide pVE6004, pVE6006 und pVE6007 sind in der 4 gezeigt.
pVE6004 (oder pG+host4) wird durch Insertion
eines PvuII-DNA-Fragments von 445 Basenpaaren in das ClaI-HpaII-Fragment
von 3340 Basenpaaren mit stumpfem Ende des ursprünglichen Ts-Isolats, welchem
das Cm-Resistenzgen fehlt, konstruiert. Das PvuII-Fragment von 445
Basenpaaren enthält
eine Mehrfachklonierungsstelle, die Promotoren T7 und T3 und die
Stellen für
M13–20,
T7, T3 und inverse Primer, die die direkte Sequenzierung ausgehend
von dem Vektor erlauben. Dieses Plasmid ist in allen untersuchten
Wirten, einschließlich
E. coli, wärmesensitiv
und muss bei 28°C
gehalten werden.
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E.
coli und Bacillus subtilis wurden in LB-Medium kultiviert. L. lactis
Subsp. lactis (L. lactis) wird auf M17-Medium, in welchem man Lactose
durch Glucose ersetzt hat, kultiviert. Es wurde Chloramphenicol
(Cm) in einer Konzentration von 5 μg/ml für L. lactis und B. subtilis
bzw. Erythromycin (Em) in einer Konzentration von 5 μg/ml bzw.
0,5 μg/ml
eingesetzt. Cm, Azaerythromycin und Erythromycin wurden für E. coli
in jeweiligen Endkonzentrationen von 15 μg/ml, 100 μg/ml und 150 μg/ml eingesetzt.
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Molekulare Klonierung, Kompetenz
und Transformationsverfahren.
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Enzyme
des Handels wurden eingesetzt, wie von den Lieferfirmen angegeben.
Mini-Lysate von ganzen Zellen und Plasmid-DNA wurden hergestellt,
wie in der Literatur beschrieben. Die Induktion von Kompetenz und
die Transformation von E. coli und von B. subtilis erfolgten durch
Standardprozeduren (Hanahan, 1985, oder Niaudet et al., 1979). Die
Stämme
von L. lactis wurden elektrotransformiert, wie von Langella und Chopin,
1989a, beschrieben und gemäß der Prozedur
von Holo und Nes, 1989, modifiziert.
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Mutagenese der Plasmide
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Die
Mutagenese durch Hydroxylamin erfolgte an der DNA des Plasmids pGK12
unter den von Thomas, 1987, beschriebenen Bedingungen. Nach 110
und 120 min Behandlung bei 70°C
wird das Hydroxylamin durch Präzipitation
der DNA mit Isopropanol entfernt.
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Sequenzierung der DNA
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Für die Sequenzierung
der DNA wurde das ThaI (756 bp)-RsaI (1620bp)-Fragment von pVE6002
in das Plasmid pBluescript kloniert. Man erzeugt eine Reihe von überlappenden
Klonen durch Verwendung von Exonuklease III und Mungbohnen-Nuklease
(Stratagene). Das ThaI (756 bp)-NdeI (1140 bp)-Fragment der Präparation
des Plasmids pGK12, welches für
die Mutagenese eingesetzt wurde, wird gleichfalls durch die gleiche
Prozedur sequenziert.
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Man
führt die
Sequenzierung der DNA durch die Didesoxykettenabbruchmethode an
DNA-Doppelsträngen
mit dem Sequenzierungskit Taq Dye Primer Cycle (Applied Biosystems)
durch, indem man einen PCR-Apparat von Perkin Elmer verwendet. Die
Sequenzierungsreaktionen werden mit fluoreszierenden Oligonukleotiden
(Applied Biosystems) initiiert und mittels eines automatischen Sequenzierapparats
(Sequenzierungsapparat 370 A DNA, Applied Biosystems) analysiert.
Die erhaltenen Sequenzen wurden auf beiden Strängen bestimmt.
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ERGEBNISSE
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Isolierung der Mutante.
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Das
in diesen Experimenten eingesetzte Plasmid, pGK12, ist ein Derivat
von pWV01, welches zwei Antibiotika-Resistenzmarker enthält (Kok
et al., 1984). 10 μg
Plasmid-DNA werden in vitro durch Hydroxylamin mutagenisiert und
durch Elektroporation in den Lactococcus-Stamm IL1403 nach Entfernung
des mutagenen Mittels eingeführt.
Die Wirksamkeit der Mutagenese wird durch die Verringerung der Lebensfähigkeit
des Plasmids und durch das Auftreten von gegenüber Erythromycin oder gegenüber Chloramphenicol
empfindlichen Mutanten ausgewertet. Nach 110 bis 120 min Behandlung
fällt die
Lebensfähigkeit
des Plasmids auf weniger als 0,1% ab und ungefähr 10% der Transformanten enthalten
Plasmide, welche gegenüber
einem der Antibiotika empfindlich sind. Diese Mutage nesebedingungen
werden ausgewählt,
um nach wärmesensitiven
Plasmiden zu suchen, welche durch Replikaplattierung der bei 28°C erhaltenen
Transformanten auf ein Medium, welches Erythromycin enthält, unter
Inkubation bei 37,5°C
identifiziert werden. Zwei wärmesensitive
Kandidaten, welche als pVE6001 und pVE6002 bezeichnet werden, werden
durch Screening von ungefähr
5000 Klonen erhalten. Die Anzahlen von Plasmidkopien bei diesen
werden verglichen und es wird der Verlust bei 37,5°C bestimmt.
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Charakterisierung der Mutante:
pVE6001 ist eine nicht-Ts-Mutante.
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Das
Plasmid pVE6001 ist bei 28°C
instabiler als pGK12 und dieser Mangel wird bei 37,5°C noch ausgeprägter. Indessen
enthalten 7% der Bakterien das Plasmid noch nach 8 h nicht-selektiver
Vermehrung bei 37,5°C,
was nahelegt, dass eine Replikation unter den restriktiven Bedingungen
stattfindet (1A, links).
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Bezogen
auf pGK12 erscheint die Anzahl von Kopien von pVE6001 bei 28°C und 37,5°C mit oder
ohne Selektion verringert (1A), was
dessen geringere Stabilität
erklären
könnte.
Es ist möglich,
dass der Verlust des Plasmids bei hohen Temperaturen auf physiologische
Veränderungen
beim Wirt bei höheren
Temperaturen und nicht auf die Wärmesensitivität des Plasmids
zurückzuführen ist.
-
Charakterisierung der Mutante:
pVE6002 ist oberhalb von 35°C
eine wärmesensitive
Mutante.
-
Die
Messungen der Stabilität
des Plasmids während
der Vermehrung ohne Antibiotikum enthüllen, dass pVE6002 bei 28°C ebenso
stabil ist wie pGK12, aber bei 37,5°C auf drastische Weise verloren
geht (1B). Der schnelle Verlust von
pVE6002 bei 37,5°C
legt nahe, dass die Replikation unverzüglich nach der Temperaturänderung
blockiert wird. Nach 8 h Vermehrung bleiben lediglich ungefähr 0,1%
gegen Erythromycin resistente Zellen übrig. Die Anzahlen von Kopien
von pGK12 und von pVE6002 sind bei 28°C mit und ohne Selektion ähnlich;
indessen kann nach 5 h bei 37,5°C
pVE6002 nicht mehr nachgewiesen werden, wohingegen die Anzahl von
Kopien von pGK12 ungefähr
die gleiche ist (1B). Man kann aus diesen Experimenten schließen, dass
die Mutation auf pVE6002 wirklich eine wärmesensitive Replikationsdefizienz
darstellt.
-
Es
wurde die minimale Temperatur, welche den Verlust von pVE6002 ermöglicht,
bestimmt. Der Stamm IL1403, welcher pVE6002 enthält, wurde hinsichtlich des
Plasmidverlusts während
8 h nichtselektiver Vermehrung bei 28°C, 30°C, 33°C, 35°C und 37,5°C getestet (Tabelle 2).
-
TABELLE
2: Prozentsatz von Em
r-Zellen in der Population
-
Eine Übernachtkultur
in M17 mit Em von IL1403, welches pVE6002 trägt, wird in neuem selektivem Medium
verdünnt
und man lässt
sie bei 28°C
3 h sich vermehren. Die Kultur wird dann 10000-fach in einem nicht-selektiven
Medium verdünnt
und bei verschiedenen Temperaturen inkubiert. In unterschiedlichen
Zeitabständen
werden Proben entnommen und bei 28°C auf M17 gegeben. Für jeden
Temperatur- und Zeitpunkt wird der Verlust des Plasmids ausgewertet,
indem ungefähr
Hundert Kolonien auf Schalen mit selektivem (Em) Medium bei 28°C erneut
pikiert werden.
-
Es
wurde festgestellt, dass der Plasmidverlust bei 37,5°C und 35°C äquivalent
ist. Ein partieller Verlust des Plasmids wird bereits bei 33°C beobachtet,
wohingegen das Plasmid bei 28°C
und 30°C
stabil war. So können
die Zellen, die pVE6002 enthalten, dieses Plasmid durch Erhöhung der
Temperatur auf 35°C
oder mehr verlieren.
-
pVE6002
wurde auch in einen anderen Stamm von Lactococcus, MG1363 (Gasson,
1983), der sich von IL1403 durch Vergleich der Pulsfeld-Elektrophoreseprofile
unterscheidet, eingeführt.
Die Analyse der Sequenzen zeigt, dass MG1363 wahrscheinlich ein
L. lactis Subsp. cremoris-Stamm (Godon et al., 1992) ist. pVE6002
zeigt in dieser Umgebung die gleiche Wärmesensitivität, was zeigt,
dass der Phänotyp
der Plasmid-Mutante nicht mit dem Stamm verbunden ist.
-
Breite Wirtsspezifität und Ts-Phänotyp von
pVE6002.
-
Ein
Ts-Plasmid kann ein Klonierungsvehikel, welches in anderen Organismen
nützlich
ist, sein. So wurde das wärmesensitive
Verhalten von pVE6002 bei B. subtilis und E. coli untersucht. Diese
Stämme
wurden als repräsentativ
für das
breite Wirtsspektrum des ursprünglichen
Replikons pWV01 ausgewählt.
Die Plasmid-DNA wurde in die beiden Spezies durch Transformation
und Selektion bei 28°C
eingeführt.
Angesichts der Tatsache, dass B. subtilis und E. coli maximale Vermehrungstemperaturen
aufweisen, die höher
sind als jene von L. lactis-Subsp., wurde die Replikation von pVE6002
bei 28°C,
37°C und
42°C getestet.
Die Ergebnisse zeigen, dass pVE6002 in den beiden Wirten wärmesensitiv
ist. Es ist wahrscheinlich, dass pvE6002 seine Wärmesensitivitäts-Eigenschaften bei
dem breiten Wirtsspektrum, in dem es etabliert werden kann, bewahrt.
-
Kartierung der Ts-Mutation.
-
Die
DNA-Sequenz von pWV01 zeigt das Vorhandensein eines "origin-plus" und von vier ORF.
Leenhouts leitet aus dessen Ähnlichkeit
zu besser charakterisierten Plasmid-DNAs ab, dass ORF A das Replikationsprotein
(RepA) kodiert, welches für
das Schneiden eines DNA-Strangs an der "origin-plus"-Stelle verantwortlich ist. Zusätzliche
Homologien legen nahe, dass ORF C die Expression von RepA regulieren
könnte. ORF
B und ORF D wurden noch keine Funktionen klar zugewiesen, obgleich
man weiß,
dass dieses letztere für
die Replikation nicht erforderlich ist.
-
Um
die Mutation zu lokalisieren, die pVE6002 die Wärmesensitivität verleiht,
wurden hybride Plasmide konstruiert, die Abschnitte des wärmesensitiven
Replikons und nicht-mutierte Abschnitte kombinieren. pVE6043 wird
aus einem Fragment von pGK12, welches die "origin-plus"-Stelle, ORF B und ORF C enthält, und
einem pVE6002 (Ts)-Fragment, welches den ORF A (RepA), dem sein
Promotor fehlt, ORF D und den Em- und Cm-Resistenz-Marker enthält (man
verwendet die Sac1- und Tha1-Restriktionsstellen, 2),
gebildet. Dieses Hybrid geht bei 37,5°C verloren in dem gleichen Maße wie pVE6002,
wohingegen das umgekehrte Hybrid (pVE6044) mit der gleichen Stabilität wie pGK12
beibehalten wird (2). So befindet sich die Mutation,
die pVE6002 Wärmesensitivität verleiht,
in dem DNA-Fragment, welches RepA, ORF D und die Antibiotika-Marker
kodiert. Angesichts der Tatsache, dass ORF D nicht unverzichtbar
ist und dass die Antibiotika-Marker keine Kandidaten darstellen,
kann man schließen,
dass die wärmesensitive
Funktion das RepA-Protein ist.
-
Sequenzierungsdaten
-
Um
die Ts-Mutation zu lokalisieren, wurde das Fragment von 864 Basenpaaren,
welches das RepA-Protein von pVE6002 kodiert, sequenziert. Es wurden
vier Mutationen an den Positionen 972, 977, 980 und 987 identifiziert
(3). Es wurde bestätigt, dass die entsprechende
Region des Ausgangs-Plasmids pGK12, das für die Mutagenese eingesetzt
worden war, mit der für
pWV01 veröffentlichten
Sequenz (Leenhouts et al., 1991) identisch ist. Die vier Mutationen
sind Transitionen von G zu A, was der bekannten mutagenen Wirkung von
Hydroxylamin entspricht. Jede Basenveränderung hat eine Veränderung
einer Aminosäure
zum Ergebnis (3), von denen eine, Val zu Ile,
konservativ ist. Der Beitrag von einer oder mehreren dieser Veränderungen kann
an dem Ts-Phänotyp
beteiligt sein.
-
Derivate des Ts-Plasmids
-
Mit
dem Ziel einer Klonierung wurden Derivate des anfänglichen
Ts-Plasmids pVE6002 entwickelt (4). Diese
Derivate sind modifiziert, so dass sie entweder die beiden Antibiotika-Resistenzen (Em und
Cm) oder nur eine (Em oder Cm) enthalten, und alle haben eine von
dem Plasmid pBluescript SK+ abgeleitete Multistellen ("multisite")-Sequenz
-
Excision des Replikons
-
Ausgehend
von einem von pVE6002, welches eine Region mit Homologie zu dem
Bakterienchromosom unterbrochen durch ein Resistenzgen gegen ein
Antibiotikum (Abr) trägt, abgeleiteten Plasmid konnten Ereignisse
eines doppelten reziproken Austauschs erhalten werden, wie in der 7a veranschaulicht.
Nach Einführung
des Plasmids in das Bakterium bei 28°C besteht ein erster Schritt
darin, diejenigen Zellen, bei denen eine Integration in das Chromosom
stattgefunden hat, durch Kultur bei 37°C auf Medium, welches das Antibiotikum
enthält,
zu selektieren. Die Region mit Homologie ist infolge der Integration
verdoppelt (7a). Während eines zweiten Schritts
erhält
man die Exzision des Replikons durch Inkubation bei 28°C, um zu
ermöglichen,
dass die Plasmidreplikation erneut startet, und um ein zweites Rekombinationsereignis
zu stimulieren. Auf die Exzisionsereignisse wird durch Kultivierung
bei 37°C
selektiert; das chromosomale Gen wird durch das Abr-Gen
inaktiviert.
-
Beispiel 2: Integration
des wärmesensitiven
Plasmids in das Chromosom von L. lactis
-
Die
in dieser Untersuchung eingesetzten Bakterienstämme und Plasmide sind in der
Tabelle 3 aufgeführt.
Die Stämme
von Escherichia coli werden in LB-Brühe kultiviert. L. lactis wird
in einer M17-Glucose-Brühe oder
in einem Minimalmedium, wenn es auf den ilv-Phänotyp getestet wird, kultiviert
und ausplattiert. Erythromycin (Em) wird zu einer Konzentration
von 5 Mikrogramm/ml für
L. lactis Subsp. lactis und 150 Mikrogramm/ml für E. coli zugesetzt, Tetracyclin
wird in einer Konzentration von 12,5 Mikrogramm/ml für L. lactis eingesetzt.
Die Elektroporation von L. lactis Subsp. lactis (Appl. Env. Microbiol.
55, 3119–3123,
1989) liefert zwischen 105 und 106 Transformanten pro Mikrogramm Plasmid-DNA
für IL1403
und ungefähr
102 Transformanten pro Mikrogramm Plasmid-DNA
mit NCDO2118, dem ilv+-Stamm, welcher für die Genersatzexperimente
eingesetzt wurde. E. coli wird durch die von Hanahan (1985, DNA
cloning: A practical approach, Band 1: 109–135, IRL Press, Hrsg. Glover)
beschriebene Methode transformiert.
-
-
-
Konstruktion der Plasmide
für die
Integration
-
a) Konstruktion des Vektors
-
Das
Plasmid pG+host4 (oder pVE6004) ist ein
Ts-Derivat von pWV01, welches gemäß Beispiel 1 hergestellt worden
ist. Um die Klonierung in E. coli zu vereinfachen, wird das 1,4
kb-Fragment, welches den Startpunkt von pBR322 enthält, in pG+host4 inseriert. Das Plasmid pG+host5
wird durch Insertion des AvaI-AlwN1-Fragments von pBR322 (welches den Replikationsstartpunkt
von pBR322 enthält)
in den durch NsiI geschnittenen linearisierten pG+host4
konstruiert. Dessen Struktur ist in der 8 aufgeführt. Das
erhaltene Plasmid, welches als pG+host5
bezeichnet wird (Appligene, Illkirch, Frankreich), wird für alle Klonierungen verwendet.
Die Aktivität
des Startpunkts von pBR322 erlaubt seine Aufrechterhaltung bei 37°C in E. coli
und der Ts-Startpunkt hält
pG+host5 bei 28°C in den grampositiven Bakterien
aufrecht.
-
b) Klonierung von zufälligen chromosomalen
Fragmenten in pG+host5
-
Die
chromosomale DNA des Stamms IL1403 wird durch EcoRV und HindIII
verdaut. Chromosomale Fragmente mit einer Größe zwischen 0,9 kb und 1,4
kb einschließlich
werden ausgehend von Agarosegelen gereinigt und mit durch SmaI-HindIII
behandeltem pG+host5 verknüpft. Die
rekombinanten Plasmide werden in E. coli etabliert, dann lässt man
sie durch Elektroporation in L. lactis eindringen. Dieses Letzere
wird eingesetzt, um die Strukturen der Plasmide und die Größen der
Inserts zu verifizieren. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle
4 aufgeführt.
Man setzt die Restriktionsenzyme HpaI (einmalig vorkommende Stelle
in dem Abschnitt des Vektors) und HindIII (einmalig vorkommende
Stelle zwischen dem Insert und dem Vektor) für die Analyse der Klone, bei
denen eine Integration stattgefunden hat, ein.
-
Tabelle
4: Ipc an unterschiedlichen Positionen auf dem Chromosom von L.
lactis
-
c) Klonierung und Deletion
eines Fragments des ilv-Operons
-
Ein
EcoRI-Fragment von 3949 by des ilv-Operons von IL1403 (J. Bacteriol.
174, 6580–6589
(1992) wird in der einen oder der anderen Orientierung in die EcoRI-Stelle
von pG+host5 kloniert (wodurch pVE7009 und
pVE7009R erhalten werden).
-
Integration durch einfaches
Crossing-over (sco) in das Chromosom von L. lactis
-
Lactococcus-Stämme, welche
die getesteten Plasmide enthalten, werden eine Nacht bei 28°C in Gegenwart
von Erythromycin kultiviert, dann 100-fach in dem gleichen Medium
verdünnt
und bei 28°C
2 h bis 2 ½ h
kultiviert (exponentielle Phase). Die Kulturen werden 3 h bei 37,5°C plaziert,
um die Anzahl von Kopien von Plasmiden pro Zelle zu verringern.
Die Proben werden dann verdünnt
und bei 37°C
auf M17-Em-Medium ausplattiert, um die Integrationsereignisse zu
detektieren, und bei 28°C
auf nicht-selektivem
Medium, um die Anzahl von lebensfähigen Zellen zu bestimmen.
Die Integrationshäufigkeit
pro Zelle (ipc) wird als das Verhältnis der Emr-Zellen
bei 37°C
zu der Anzahl von bei 28°C
lebensfähigen
Zellen abgeschätzt.
Die Zellen, bei denen eine Integration stattgefunden hat, welche
bei 37°C
isoliert wurden, werden in einem M17-Medium, welches Ein enthält, bei
37,5°C für eine spätere Verwendung
gehalten.
-
Integration durch doppeltes
Crossing-over (dco) in das Chromosom von L. lactis
-
Die
Plasmide pIL1263 und pIL1202 werden aus dem Vektor Ts (pG+host4, Emr) und
aus den chromosomalen Regionen von 2,3 kb bzw. 3,6 kb, unterbrochen
durch das Tet-Gen von Tn1545 (Nucl. Acids Res., 14, 7047–7058, 1986)
gebildet. Ein Stamm, welcher pIL1202 oder pIL1263 trägt, wird
eine Nacht bei 37,5°C
in M17 mit Tet oder Ein kultiviert, um eine Population von Zellen,
bei welchen eine Integration stattgefunden hat, zu erhalten. Die
Kultur wird dann auf 1/105 in M17-Medium
ohne Antibiotikum verdünnt
und auf 28°C
erwärmt,
um die Rekombination durch Plasmidreplikation zu stimulieren. Eine
Kultur von 12 h oder mehr bei 28°C
liefert maximale Genersatz-Frequenzen. Eine Übernachtkultur bei 28°C wird in
unterschiedlichen Zellkonzentrationen bei 37°C mit oder ohne Selektion durch
Tet ausplattiert. Die Kolonien, bei denen der Ersatz des Gens erfolgt war,
haben einen Tetr- und Em-empfindlichen (Ems) Phänotyp.
Die chromosomale DNA wird gemäß bekannten Methoden
präpariert
(Grüss
et al., 1988).
-
Die
gereinigte DNA wird durch Restriktionsenzyme behandelt, durch Elektrophorese
in einem Agarosegel aufgetrennt und durch Southern-Hybridisierung
mit DNA-Sonden analysiert, um die homologen Rekombinationen nachzuweisen
(Sambrook et al., 1989).
-
Ergebnisse
-
1) Integration durch einfaches
Crossing-over
-
Die
Klonierung der chromosomalen Fragmente von L. lactis in pG+host5 in E. coli erlaubt es, 14 unterschiedliche
Plasmide, welche jeweils eine unterschiedliche chromosomale Insertion
von 0,9 kb bis 1,4 kb enthalten, zu isolieren. Diese in IL1403 bei
28°C etablierten
Plasmide dienen dazu, die Integrationshäufigkeiten in das Chromosom
von L. lactis zu messen. Die Integrationshäufigkeit pro Zelle liegt zwischen
10–2 und
10–7. Die
ipc eines Vektors pG+host5 ohne chromosomales
Insert liegt zwischen 10–6 und 10–7.
Die Plasmide, die die chromosomalen Inserts tragen, können in
zwei Gruppen abhängig
von ihrer Integrationshäufigkeit
eingeteilt werden. In der Gruppe I variiert die ipc zwischen
-
3.10–2 und
4.10–4.
Diese Variationen müssen
auf die Lage oder auf die Natur des Inserts, vielmehr auf seine
Größe zurückzuführen sein.
In der Gruppe II liegt die ipc des Plasmids zwischen 10–5 und
3.10–7.
Dies ist wahrscheinlich auf die Unterbrechung eines essentiellen
chromosomalen Gens, die es lediglich erlaubt, die nicht-homologen
Integrationen zu beobachten, zurückzuführen. Nur
zwei von diesen Plasmiden (pVE7028 und pVE7034) produzieren Moleküle mit hohen
Molekulargewichten (HMW). Die Analyse der ausgehend von den bei
37°C gehaltenen
Stämmen,
bei welchen eine Integration stattgefunden hat, erhaltenen chromosomalen DNA
durch enzymatische Restriktion und Southern-Hybridisierung unter
Einsatz des Plasmids pG+host5 als Sonde
zeigt eine einfache Integration und Multi-Tandems in dem Falle von
acht Plasmiden und eine Integration durch eine Mehrzahl von Kopien
im Falle von zwei Plasmiden. Der Verdau der DNA der Zellen, bei
denen eine Integration stattgefunden hat, durch HindIII bestätigt, dass
die Integration durch einfaches Crossing-over erfolgt. Jedes Plasmid
enthält
eine einzige HindIII-Stelle an der Vektor-Insert-Verbindungsstelle und der Verdau muss
eine einzige DNA-Bande von Plasmidgröße freisetzen. Die Southern-Hybridisierung
der nicht- verdauten Gesamt-DNA
enthüllt
bei keinem der Plasmide der Gruppe I freies Plasmid, was anzeigt,
dass die Kopie des Plasmids integriert ist. Eine ähnliche
Analyse der Plasmide pVE7028 und pVE7034 bestätigt, dass diese Plasmide gleichfalls
durch einfaches Crossing-over integriert sind. Die Verwendung von
HpaI, welches eine einmalig vorkommende Stelle im Inneren des Vektors
erkennt, erlaubt es, zu bestimmen, dass jedes Plasmid an einer unterschiedlichen
Position integriert ist.
-
Die
vier Plasmide der Gruppe II (niedrige Integrationshäufigkeit)
scheinen zufällig
integriert worden zu sein, denn der Verdau durch HindIII setzt keine
monomere Plasmid-Bande frei und der Verdau durch HpaI von drei Klonen,
bei denen eine Integration des gleichen Plasmids stattgefunden hat,
liefert auf dem Gel nicht das gleiche Profil. Die Restriktionskarte
des Chromosoms von L. lactis, welche für SmaI und ApaI entwickelt
wurde, erlaubt es die Integrationsstellen der Plasmide durch einfaches
Crossing-over auf der Chromosomenkarte zu lokalisieren. Jede Integration
befindet sich auf einem unterschiedlichen Abschnitt. Die Gesamtheit
dieser Ergebnisse zeigt, dass die chromosomalen Insertionen auf
zufällige
Weise auf dem Chromosom positioniert sind, was so eine jegliche
Verfälschung
in dem Verfahren ausschließt.
-
Die
Integrationshäufigkeit
hängt von
der Länge
der Homologie ab.
-
Ein
Abschnitt von 3,9 kb des sequenzierten ilv-Operons von IL1493 wird
in pG+host5 kloniert und es wird auf demselben
Vektor eine Gesamtheit von Deletionen des Fragments erzeugt. Während Plasmide,
die das vollständige
Insert von 3,9 kb in einer der beiden Orientierungen tragen (pVE7009
und pVE7009R), eine gewisse strukturelle Instabilität in L.
lactis zeigen, sind die acht Derivate durch Deletion von pVE7009R
stabil. Diese Klone werden eingesetzt, um das Verhältnis zwischen
der Länge
der Homologie und der Integrationshäufigkeit zu bestimmen. Es existiert
eine logarithmische Beziehung zwischen der Integrationshäufigkeit
und der Länge
der Homologie für
Längen
zwischen 0,35 und 2,5 kb. Bei Fragmenten von mehr als 2,5 kb scheinen die
Rekombinationshäufigkeiten
ein Plateau zu erreichen, denn die ipc der homologen Segmente von
2,5, 3,3 und 3,9 kb sind nicht signifikant unterschiedlich. Die
anderen Faktoren als die Länge
scheinen ebenfalls wichtig zu sein. Die Analyse durch Restriktionsenzyme,
die eine einmalig vorkommende Stelle entweder in dem Vektor oder
in dem Insert oder in der Vektor-Insert-Verbindungsstelle erkennen, bestätigt, dass
die Integration durch homologe Rekombination durch einfaches Crossing-over
erfolgt. Für
jedes eingesetzte Plasmid erfolgen Multicopy-Integrationen des Plasmids. Diese Ergebnisse
zeigen, dass pG+host ein wirksames Integrationsmittel durch
einfaches Crossing-over liefert, wenn es homologe Abschnitte, welche
auch so klein wie 330 Basenpaare sein können, trägt.
-
2) Integration durch doppeltes
Crossing-over
-
Bei
dem oben beschriebenen System durch einfaches Crossing-over (sco)
wird das integrierte Plasmid durch wiederholte Sequenzen flankiert.
Wenn die bei 37°C
erzeugten Klone, bei denen eine Integration stattgefunden hat, bei
28°C gehalten
werden, stimuliert die Replikation des Plasmids auch stark ein zweites Rekombinationsereignis.
Dieses Ereignis hat eine hohe Häufigkeit
einer Exzision des Replikons, welche entweder zu der Ausgangsstruktur
oder zu der chromosomalen Struktur dco (doppeltes Crossing-over)
führt,
zur Folge.
-
Es
wird ein schlecht transformierbarer Stamm von L. lactis, NCDO2118,
der für
die verzweigten Aminosäuren
(Ilv, Leu, Val) prototroph ist und in dem bis heute keinerlei genetische
Modifikation realisierbar war, eingesetzt. Es werden zwei Derivate
von pG+host4, die ein entweder angrenzendes
oder nicht-angrenzendes chromosomales Segment tragen, eingesetzt.
pIL1263 enthält
ein chromosomales Fragment von 2,3 kb stromaufwärts des ilv-Operons unterbrochen
durch ein DNA-Segment von 4 kb, welches einen Tetracyclinresistenz-Marker
(Tetr) enthält. Die Substitution des Gens
muss zu der Insertion des Tetr-Markers in
das Chromosoms führen
und das ilv+-Operon intakt lassen. Das Plasmid
pIL1202 enthält
nicht-angrenzende Segmente von 1,1 kb und 2,5 kb, welche den Enden
einer Region von 18,5 kb, welche das ilv-Operon einschließt, verbunden durch
den Tetr-Marker von 4 kb entsprechen. Der
Ersatz des Gens muss zu einer Deletion des Chromosoms von 14,9 kb,
welche das ilv-Operon mit einschließt, und unter Erzeugung eines
ilv–-Phänotyps führen.
-
Selektion auf das Ersatzgen:
-
Ein
Stamm, welcher entweder pIL1202 oder pIL1263 enthält, wird
unter oben angegebenen Bedingungen unter Verwendung von Tet als
Selektionsmarker kultiviert. Bei unabhängigen Experimenten mit pIL1263 waren
69% und 98% der Tetr-Kolonien Ems; bei pIL1202 sind 50% und 91% der Tetr-Kolonien
Ems. In den während des gleichen Zeitraums
bei 37°C
gehaltenen Kontrollkulturen sind alle Tetr-Kolonien
gleichfalls Emr. Dieses Ergebnis zeigt,
dass die Replikation bei den rc ("rolling circle" oder rollender Kreis) -Plasmiden die
Exzision aus dem Chromosom stimuliert. Fünf Ems-Kolonien,
die durch Integration von pIL11202 erhalten worden waren, werden
auf Minimalmedium, welchem verzweigte Aminosäuren fehlen, kultiviert und
sind ilv–,
was bestätigt,
dass die Rekombination stattgefunden hat. Die Struktur der entsprechenden
chromosomalen Region der fünf
Tetr-Ems-Isolate
wird durch Southern-Hybridisierung untersucht, welche den Ersatz
des Gens in allen Fällen
bestätigt.
-
Keine Selektion:
-
Es
wurde ein identisches Protokoll ohne Selektion durch Tet eingesetzt,
um sich in den Fall zu versetzen, wo das chromosomale Fragment,
das das Plasmid trägt,
keinen Selektionsmarker aufweist. In drei Experimenten unter Verwendung
von pIL1263 (Geninsertion) sind 10% bis 40% der bei 37°C ohne Selektion
erhaltenen Kolonien Tetr Ems,
was anzeigt, dass ein Genersatzereignis stattgefunden hat. Für pIL1202
(Deletion des Chromosoms) sind 1% bis 7% der Kolonien Tetr Ems, was einen
Ersatz des Gens anzeigt; von den untersuchten vier Tetr Ems-Kolonien sind alle ilv–.
Die Analyse der chromosomalen Struktur der vier Klone von jedem Typ,
bei welchen eine Integration durch dco stattgefunden hat, bestätigt, dass
der Ersatz erfolgt, ohne Selektion eines neuen inserierten Fragments.
Diese Ergebnisse zeigen die Durchführbarkeit des Genersatzes,
ohne einen Antibiotikumsmarker in dem Chromosom zurückzulassen.
Dieses Protokoll ist folglich für
die chromosomale Modifizierung ohne Verwendung von Selektionsmarkern
geeignet.
-
Verwendung von pG+host in anderen grampositiven Bakterien
-
Die
Wirksamkeit der intermolekularen Rekombination an zwölf unterschiedlichen
Positionen des Chromosoms von B. subtilis wurde bestimmt, indem
kompetente Zellen durch ein nicht-replikatives Plasmid transformiert
wurden (J. Bacteriol. 174, 5593–5587,
1992). In diesen Experimenten ist das homologe Segment unveränderlich
(Insertion eines Fragments von pBR322). Die Wirksamkeiten variieren
um das ungefähr
dreifache abhängig
von der Position der Integration. Unter Verwendung des Systems pG+host sco wie auch des nicht-replikativen
Vektors können
identische Rekombinationsexperimente bei den beiden Stämmen von
B. subtilis mit den Unterschieden einer Größenordnung von drei bei den
Integrationshäufigkeiten
ausgeführt
werden. pG+host5, welches das 1,4 kb-Fragment von pBR322
trägt,
wird in die Stämme
von B. subtilis von Interesse eingeführt. Unter Einsatz der oben
beschriebenen sco-Prozedur variiert die Integrationshäufigkeit
zwischen 1,8 ± 0,6.10–3 und
6,1 ± 0,9.10–4.
Die gleichen Variationen um das 3-fache werden zwischen den beiden unterschiedlichen
Positionen wie bei jenen, die mit dem nicht-replikativen System
erhalten werden, beobachtet. Dieses Ergebnis zeigt die Wirksamkeit
des Systems.
-
Beispiel 3: Genetische Modifikation
von nicht-transformierbaren Organismen
-
Organismen
von industriellem Nutzen, wie bestimmte Lactobazillen, sind gegenwärtig nicht
transformierbar; es ist indessen möglich, dahinein Plasmide durch
Konjugation einzuführen.
Der Mobilisierungs-Genort oriT des Plasmids pIP501 ist charakterisiert
worden. pIP501 ist in bestimmte dieser Lactobazillen autotransferierbar.
-
Dieses
oriT-Fragment wurde in das Plasmid Ts kloniert (Plasmid Ts:oriT);
es wurde seine Fähigkeit
getestet, in Gegenwart eines "helper"-Plasmids (abgeleitet
von pIP501), welches die Transfer-Proteine in trans liefert, mobilisiert
zu werden. Es wurden verschiedene Intra- oder Inter-Spezies-Kreuzungen
mit Erfolg ausgeführt
(Tabelle 5); mit den Exkonjuganten, die lediglich das Plasmid Ts:oriT
enthalten, ist das zukünftige
Verfahren einer Integration durch Rekombination anwendbar. Man kann
folglich ge netische Informationen in das Chromosom von nicht-transformierbaren
Lactobacillus bulgaricus-Spezies, welche durch die Milchindustrie mehr
und mehr eingesetzt werden, einführen.
-
Die
Zweckbestimmung des Verfahrens einer Integration durch Rekombination
ist die Modifizierung der genetischen Charaktere von Bakterienstämmen. Dies
legt nahe, dass die zu modifizierenden Eigenschaften auf molekularer
Ebene charakterisiert sind. Die Entwicklung eines funtkionsfähigen Transpositionssystems (Kombination
des Ts-Plasmids mit einem Transposon) würde einen bedeutenden Beitrag
als genetisches Werkzeug (Tool) für die Analyse von L. lactis
bilden.
-
Tabelle
5: KONJUGATIONSHÄUFIGKEIT
MIT DEM PLASMID TS:oriT
-
Beispiel 4: Verwendung eines
wärmesensitiven
Plasmids als Vektor eines Transposons
-
Es
wird eine Tn10-Transpositionskassette, welche in ein Derivat von
pVE6004 kloniert ist, für
einen Transpositionstest eingesetzt. Bei 37°C sind ungefähr 1% der Zellen Emr, was anzeigt, dass das Transposon oder
das Plasmid in das Chromosom integriert ist. Die nicht-spezifische
Integration des Plasmids ohne die Transpositionskassette erfolgt
mit Häufigkeiten
unter 10–7.
Die Transposition wird durch Analyse der durch HindIII verdauten
DNA aus acht Kolonien abgeschätzt.
HindIII hat zwei Restriktionsstellen in dem Plasmid, aber keine
in der transponierbaren Einheit. Die chromosomale DNA wird aus acht
wärmeresistenten
Emr-Klonen extrahiert
und mit HindIII verdaut; die behandelte DNA wird dann durch Elektrophorese
in einem Agarosegel aufgetrennt und mit einem DNA-Fragment, welches
das Emr-Transposon enthält, als Sonde hybridisiert.
Unter diesen Bedingungen würde
die Integration des vollständigen
Vektors (d.h. ohne Transposition) zu einer Hybridisierungsbande
von 1,3 kb führen,
die hier nicht beobachtet wird. Jede Chromosomenprobe liefert ein
einzigartiges Profil, wenn das DNA-Fragment, welches das Transposon
enthält,
als Sonde verwendet wird. Keine der hybridisierten Banden hat eine
Größe von 1,3
kb, die erwartet würde,
wenn das vollständige
Plasmid in eine Stelle des Vektors integriert worden wäre. Außerdem beobachtet
man keine Hybridisierung, wenn der Plasmidvektor Ts als Sonde eingesetzt
wird. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Transposition an unterschiedlichen
Stellen stattfindet und dass die Plasmid-DNA sich nicht mit dem
Transposon in das Chromosom integriert. Das wärmesensitive Plasmid kann folglich
als Abgabevektor eingesetzt werden.
-
REFERENZEN
-
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LEGENDE DER FIGUREN
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FIGUR
4: Einmalig
vorkommende Stellen:
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