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Verfahren zur Herstellung genauer Abdrücke, insbesondere für zahnärztliche
Zwecke, Die für zahntechnische Arbeiten erforderlichen Mundabdrücke werden unter
Zuhilfenahme eines. geeigneten Abdrucklöffels mit plastischen oder breiigen Abdruckmassen
genommen. Von den plastischen Massen sind fast ausschließlich die sog. Stentsmassen
im Gebrauch, die hauptsächlich aus Harzen, Wachs und Talkum bestehen und durch Erwärmen
plastische Konsistenz erhalten. Das früher vielfach benutzte Weichwachs wird wegen
seines niedrigen Schmelzpunktes heute kaum noch zum Abdrucknehmen verwandt. Unter
den breiigen Abdruckmassen herrscht der feine Alabastergips, der in einem Napf mit
Wasser zu einem Brei angerührt wird, vor.
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Die gebräuchlichsten Abdruckmethoden kennzeichnen sich durch Verwendung
nur einer Masse der beiden Gruppen, entweder einer plastischen oder breiigen Masse.
Die plastischen Massen, allein benutzt, leiden hauptsächlich unter dem Nachteil,
daß sie untersichgehende Stellen ungenau wiedergeben, weil sie sich beim Herausnehmen
des Abdrucks verziehen. Deshalb wird von vielen Praktikern dem Gipsabdruck der Vorzug
gegeben, der sich nach dem Abbinden des Gipses beim Herausnehmen nicht verzieht,
sondern bricht und sich nach völligem Erhärten wieder zusammensetzen läßt. Aber
auch der bisherige Gipsabdruck hat seine großen Nachteile, die darin bestehen, daß
der Gips in fließendem Zustand von dem Mundlöffel abläuft, so daß er gut breiig
angerührt werden muß, damit er sich im Löffel hält, worunter natürlich die Abdruckschärfe
wesentlich leiden kann, und daß seine Herausnahme in vielen Fällen für den Praktiker
schwierig und umständlich sowie für den Patienten unangenehm und schmerzhaft ist.
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Es ist auch bereits ein Abdruckverfahren bekanntgeworden, bei dem
zuerst mit Stents ein Vorabdruck genommen wird, der mit dünnflüssigem Gips gefüllt
noch einmal gegen den Gaumen gepreßt wird. Dieses Verfahren hat aber den Nachteil,
daß durch den Vorabdruck mit nur einer plastischen Masse kein genauer Abdruck hergestellt
werden kann, da die durch den Vorabdruck erhaltene Form keinen Abstand vom abzuformenden
Gegenstand aufweist. Es kann also bei diesem Verfahren bei der Herstellung des Hauptabdruckes
unmöglich eine lückenlose Gipsschicht von einer Stärke entstehen, die beim Brechen
der Gipsschicht ein einwandfreies Zusammenfügen der Bruchstücke gestattet, weil
zwischen Hilfsform und abzuformenden Gegenstand kein genügender Raum für eine Gipsschicht
vorhanden ist.
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Die in der letzten Zeit vielfach geübten Verfahren zur Herstellung
eines individuellen Mundlöffels, bei denen auf Grund eines Mundabdruckes im zahntechnischen
Laboratorium ein besonderer Löffel aus Metall oder Kautschuk angefertigt wird, sind
umständlich, zeitraubend und teuer.
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Allen bisherigen Abdruckverfahren gegenüber kennzeichnet sich das
nachstehend beschriebene und durch Zeichnungen erläuterte Verfahren dadurch, daß
durch einen Vorabdruck
mit zwei auf einem gebräuchlichen Mundlöffel
übereinander angeordneten Platten plastischer Abdruckmassen ungleicher Zusammensetzung
und Eigenschaften (etwa Stents und Wachs) und durch die Entfernung der oberen Platte
nach genommenem Vorabdruck auf einfache, schnelle und billige Weise ein einwandfreier
individueller Mundlöffel selbst hergestellt wird, der zur endgültigen Abformung,
mit fließendem Gips beschickt, noch einmal gegen den Gaumen gepreßt wird.
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Auf der Zeichnung ist das Verfahren und die dazu erforderlichen Mittel
in verschiedenen Querschnitten dargestellt, und zwar zeigt Fig. i einen gebräuchlichen
Mundlöffel, Fig. z eine in den Löffel passende Stentsplatte, Fig.3 eine dazu passende
Weichwachsplatte, Fig.4 den Mundlöffel mit übereinandergeschichteter Stents- und
Wachsplatte vor der Vorabdrucknahme, Fig. 5 dasselbe nach der Vorabdrucknahme, Fig.6
einen durch Vorabdruck und Entfernung der Wachsplatte erhaltenen individuellen Abdrucklöffel,
der aus dem Mundlöffel und der durch den Vorabdruck veränderten Stentsplatte besteht,
Fig. 7 einen mit dünnem Gipsbrei d beschickten individuellen Mundlöffel vor der
Hauptabdrucknahme und Fig. 8 dieselbe Vorrichtung nach der Hauptabdrucknahme.
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Zur Vornahme eines Abdruckes, etwa eines zahnlosen Oberkiefers, wird,
wie früher, ein geeigneter Löffel a im Munde anprobiert. Auf diesen Löffel legt
man eine passende Stentsplatte b und setzt ihn mit der lose darauf liegenden Stentsplatte
in ein Gefäß mit heißem Wasser, bis die Stentsmasse genügend erweicht ist. Die so
erwärmte Stentsplatte b versieht man mit einer zu ihr genormten Wachsplatte c, die
in wenigen Sekunden infolge ihres niedrigen Schmelzpunktes erweicht, ohne selbst
erwärmt zu werden, und drückt die gesamte Vorrichtung a, b, c .gegen den
abzuformenden Oberkiefer. Unmittelbar nach der Vorabdrucknahme wird die Wachsplatte
c ohne jede Schwierigkeit in einem Stück von der Vorrichtung abgezogen. Durch die
Entfernung der Wachsplatte erhält man auf einfache, schnelle und billige Weise einen
individuellen Abdrucklöffel, der allen Anforderungen gerecht wird, die man an ein
Gerät zum Abdrucknehmen stellen kann. Für den Vorabdruck finden also zwei plastische
Massen verschiedener Eigenschaften Verwendung, und zwar unter ausschließlicher Ausnutzung
ihrer vorteilhaften Eigenschaften gegenüber den breiigen Massen, die in der Zeitersparnis
durch schnellere Abdrucknahme, in der Verminderung des Brechreizes. während der
Abdrucknahme, in der leichten Entfernbarkeit, in der Wiederverwendbarkeit usw. bestehen.
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Die beiden plastischen Massen, etwa Stents und Wachs, werden entsprechend
ihren verschiedenen physikalischen Eigenschaften auf dem fertigen Mundlöffel a angeordnet.
Da die Stentsmasse einen wesentlich höheren Schmelzpunkt hat als Weichwachs, der
erheblich über der Abbindungstemperatur des Gipses liegt und liegen muß, damit die
während der Abbindung frei werdende Wärme die plastische Masse nicht erweicht, findet
sie Verwendung als Basismaterial. Weichwachs dagegen ist als Oberflächenmaterial
für den Vorabdruck ausgezeichnet geeignet, weil es bei relativ niedriger Temperatur
sehr dehnbar ist, auf der erwärmten Stentsplatte ohne Bindemittel haftet, bei der
Abdrucknahme in die Stentsmasse nicht im geringsten eindringt, und weil es sich
unmittelbar nach der Vorabdrucknahme leicht .entfernen läßt, ohne die Stentsform
zu beschädigen.
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In der Tatsache, daß von allen zur Verfügung stehenden Massen der
fein gemahlene Alabastergips in leicht fließendem Zustand alle Feinheiten des Objektes
am schärfsten wiedergibt, liegt der Grund für dessen Wahl als endgültiges Abdruckmittel.
Der mit dünnbreiiger Gipsmischung versehene Löffel wird, wie üblich, gegen den Gaumen
gedrückt. Die bei untersichgehenden Stellen bei der Herausnahme im Munde zurückbleibenden
Gipsteile lassen -sich ohne besondere Mühe für den Praktiker und ohne merkliche
Beschwerden für den Patienten entfernen, weil die Gipsschicht im Verhältnis zu früher
nur eine geringe Stärke und dementsprechend mäßige Haftung hat. Aus diesen Gründen
ist es möglich und ratsam"die Gipsmischung im Munde mehr erhärten zu lassen als
bisher, damit evtl. Bruchstücke sich mit Sicherheit bündig zusammensetzen lassen.
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Das vorstehend für einen zahnlosen Oberkiefer beschriebene Verfahren,
das mit gleichem Erfolge in jedem vorkommenden Fall, auch bei allen Abdrücken bezahnter
Kiefer, Anwendung finden kann, bedeutet einen großen Fortschritt auf dem Gebiete
der zahnärztlichen Abdruckverfahren, da ein nach. diesem Verfahren hergestellter
Abdruck (Fig. 8) eine mit den heute zur Verfügung stellenden Mitteln höchsterreichbare
Genauigkeit haben wird.