DE54696C - Verfahren zur Herstellung von Geschützrohren und Gewehrläufen - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Geschützrohren und GewehrläufenInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
Bei der Herstellung gröfserer Geschützrohre pflegt man das Rohr aus einzelnen Theilen
zusammenzusetzen, die sauber abgedreht, dann erwärmt und über einander geschoben werden,
so dafs sie zusammenschrumpfen und sich fest mit einander verbinden.
Ein solches Verfahren erfordert aber eine genaue Arbeit und bietet auch sonst grofse
technische Schwierigkeiten. Die einzelnen Theile können naturgemäfs nur dickwandig
sein, so dafs in diesem dickwandigen Körper unbemerkte Fehlerstellen vorhanden sein können.
Nach dem vorliegenden Verfahren wird behufs Vermeidung jener Uebelstände, Erleichterung
der Herstellung und Erhöhung der Festigkeit, das Rohr aus einer mehr oder minder
grofsen Anzahl dünnwandigerer Röhren hergestellt , welche gleichfalls über einander geschoben,
aber durch Bearbeitung von aufsen im warmen Zustande mit einander vereinigt
werden, und zwar kann dies durch Walzen, Hämmern, Pressen oder Ziehen geschehen, wobei
in jedem Falle das Ganze vorher auf den nöthigen Hitzegrad gebracht wird.
Dem auf diese Weise hergestellten zusammengesetzten Rohr wird dann gleichfalls durch
äufsere Bearbeitung die erforderliche Form gegeben. Die gegenseitige Verschiebung der
Rohre wird am besten nicht allein durch die Reibung, sondern durch auf der Oberfläche
anzubringende Erhöhungen oder Rauhigkeiten oder zwischengelegte Drähte, Ringe oder dergleichen
verhindert, die sich beim Verarbeiten in die Wandungen eindrücken.
Nach dem gleichen Verfahren lassen sich auch die zum Aufbau von Geschützrohren
dienenden Ringe herstellen.
Die Ausführung des Verfahrens kann in verschiedener Weise erfolgen.
Am zweckmäfsigsten verwendet man Röhren, die nach dem Schrägwalzverfahren hergestellt
sind und eine spiralförmige Faserlage besitzen. Die Röhren können dann so in einander geschoben
werden, dafs auf ein Rohr mit rechtsgewundener Faser ein solches mit linksgewundener
folgt.
Fig. ι der beiliegenden Zeichnung zeigt ein solches Rohrbündel im Längenschnitt, vorbereitet,
um nach Erhitzung durch Bearbeitung von aufsen zu einem Geschützrohr umgeformt zu werden.
Zwischen den einzelnen Rohren abc...
ist so viel Zwischenraum vorhanden, dafs die Rohre ohne besondere Hülfsmittel über einander
geschoben werden können; damit aber beim Bearbeiten durch Walzen oder dergleichen
bezw. bei der späteren Benutzung die gegenseitige Lage der Rohre nicht verändert wird,
sind, bevor die Rohre über einander geschoben werden, Drähte i um dieselben in spiralförmigen
Windungen gewickelt, welche sich beim Bearbeiten in das Material eindrücken, Fig. 2,
und so verhindern, dafs die Rohre sich gegen einander verschieben. Die einzelnen Rohre
können entweder gleich lang sein, wie Fig. 1 zeigt, oder man schiebt an den Stellen, wo
das Rohr dicker werden soll, kürzere Rohre über. Auch kann jedes einzelne Rohr aus
verschiedenen Enden bestehen, wenn man aufsergewöhnlich lange Rohre herstellen will.
Das Bearbeiten geschieht entweder über eine in das Rohr gesteckte Kernstange k oder
mittelst eines feststehenden Domes.
Bei Anwendung eines Kernes Ar, Fig. 1 und 2, wird zwischen dem Kern und dem inneren
Rohr α eine Schicht ο aus pulverförmigem,
feuerfestem Material angeordnet, welche es ermöglicht, den Kern nach der Bearbeitung
wieder zu entfernen. Man kann aber auch den Kern in dem Rohr belassen, Fig. 3, so
dafs er entweder später ganz ausgebohrt wird oder zur Herstellung der Seele dient. In
letzterem Falle darf natürlich zwischen dem Kern k und dem ersten Rohr α kein feuerfestes
Material angeordnet werden, vielmehr ist gleichfalls durch Umwickelung des Kernes mit
Draht Sorge dafür zu tragen, dafs das Rohr a sich mit dem Kern k bei der Bearbeitung fest
verbindet. Anstatt die einzelnen Rohre mit Draht oder dergleichen zu umwickeln, kann
man auch, wie Fig. 4 zeigt, die Rohre auf ihrem Umfang mit Erhöhungen beliebiger Art
versehen, so dafs bei der Bearbeitung die Erhöhungen jedes Rohres sich in die innere
Wandfläche des übergeschobenen Rohres eindrücken, Fig. 5, und so eine Verschiebung der
einzelnen Rohre gegen einander verhindern.
Soll das Rohr über einen feststehenden Dorn gewalzt werden, so ist es zweckmäfsig, vor
Beginn des Walzens die Enden in der aus Fig. 4 ersichtlichen Weise durch Schmieden
oder Pressen über einen kurzen Dorn / einzuziehen, damit bei der Reibung, welche das
innere Rohr am feststehenden Dorn erfährt,, die äufseren Rohre nicht abgestreift werden.
Der gleiche Zweck kann durch Aufweiten des inneren Rohres an seinen Enden oder
durch Flantsche f, Fig. 6, erzielt werden, die man dem inneren Rohr a giebt.
Durch dieses Verfahren wird unter anderem der wesentliche Vortheil erzielt, dafs man besonders
bei schweren Geschützrohren die einzelnen Theile desselben sorgfältig auf ihre Beschaffenheit
prüfen kann, bevor die Rohre mit ,einander in beschriebener Weise vereinigt werden.
Das Verfahren ermöglicht auch, jedes Rohr einer Wasserdruckprobe zu unterwerfen.
Hält z. B. jedes Rohr nur 500 at aus, so würde man bei zehn über einander geschobenen Rohren
einer Druckspannung von 5000 at sicher sein.
Eine bisher unerreichte Zuverlässigkeit ist also gewährleistet.
Auch kann man die Festigkeit und das Material der einzelnen Rohre nach Bedarf auswählen
, beispielsweise die inneren Rohre aus Material herstellen, welches dem Ausbrennen,
dem Verschleifs durch Reibung u. dergl. mehr Widerstand bietet, während die äufseren Rohre
aus zäherem Material hergestellt werden.
Die äufseren Lagen werden am besten aus ganz weichem Flufseisen oder aus zäher Bronze
hergestellt, damit für den Fall einer Explosion eines Geschosses im Rohr bei brisanten Sprengstoffen
nicht Stücke des Rohres umherfliegen, sondern die äufseren dehnbaren Lagen die Bruchstücke zusammenhalten, wobei sie sich
mehr oder weniger ausweiten. Die innerste Lage wird zweckmäfsig aus einem Stahl hergestellt,
der der Compression einen hohen Widerstand entgegensetzt, z. B. sehr hartem
kohlenstoffreichen, manganreichen oder sonstwie legirten Stahl. Bei Anwendung von weichem
Material im Innern tritt beim Aufschrumpfen der äufseren auf die inneren Theile eine Verkleinerung
des inneren Durchmessers ein; im Moment der Explosion wird diese Verkleinerung zum Theil wieder aufgehoben, es tritt
also eine verhältnifsmäfsig starke Bewegung des Rohres selbst ein. Gab das innere Rohr dem
Druck der äufseren Lagen von aufsen nach innen weniger Folge, so wird auch die Expansion
des Rohres beim Schiefsen geringer. Man kann abwechselnd Lagen von hartem und weichem Stahl, von Stahl und Bronze u. s. w.
anwenden, um die Vortheile verschiedener Materialien zu vereinigen. Da bei der Verarbeitung
von Metall zu dünnwandigeren Gebilden die Festigkeit sich erhöht und das Gefüge dichter wird, so lassen diese aus dünnen
Rohren hergestellten Geschützrohre eine höhere Festigkeit bei gleichem Material erzielen, als
die bisher benutzten dickwandigen Geschützrohre.
Wenngleich auch das beschriebene Verfahren hauptsächlich für die Herstellung von Geschützrohren
anwendbar ist, so lassen sich nach demselben auch vortheilhaft Gewehrläufe erzeugen,
da solche aus verschiedenen Lagen bestehende Läufe, bei denen also alle Unregelmäfsigkeiten
im Material gleichmäfsiger sich vertheilen lassen, gröfsere Gewähr gegen Werfen bei der Erwärmung und Zersprengen bei der
Benutzung bieten.
Claims (2)
- Patent-Ansprüche:ι . Verfahren zur Herstellung von Geschützrohren und Gewehrläufen, darin bestehend, dafs man eine Anzahl Rohre über einander schiebt und durch äufsere Bearbeitung im erhitzten Zustande mit einander vereinigt.
- 2. Bei dem unter 1. gekennzeichneten Verfahren die Anordnung von Ringen oder Drähten zwischen den einzelnen Rohren oder von Erhöhungen auf der Oberfläche der einzelnen Rohre behufs Verhinderung der Verschiebung der Rohre gegen einander.Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
| Publication Number | Publication Date |
|---|---|
| DE54696C true DE54696C (de) |
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Family Applications (1)
| Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
|---|---|---|---|
| DENDAT54696D Expired - Lifetime DE54696C (de) | Verfahren zur Herstellung von Geschützrohren und Gewehrläufen |
Country Status (1)
| Country | Link |
|---|---|
| DE (1) | DE54696C (de) |
Cited By (8)
| Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
|---|---|---|---|---|
| DE746300C (de) * | 1938-11-02 | 1944-07-21 | Roehrenwerke Ag Deutsche | Verfahren zur Herstellung von Mehrlagenhohlkoerpern, bei denen Bandeisen schraubenfoermig um ein Kernrohr gewickelt wird |
| DE753783C (de) * | 1939-09-28 | 1953-06-08 | Dortmund Hoerder Huettenver A | Verfahren zur Herstellung von Hochdruckgefaessen, Hochdruckrohren, Geschuetzrohren u. dgl. |
| DE756783C (de) * | 1939-09-28 | 1953-06-08 | Dortmund Hoerder Huettenver A | Verfahren zur Herstellung von Hochdruckgefaessen, Hochdruckrohren, Geschuetzrohren u. dgl. |
| DE947063C (de) * | 1941-12-28 | 1956-08-09 | Gustav Appel Maschinenfabrik | Verfahren zum Herstellen von Mehrlagenrohren auf Haemmermaschinen und Mehrlagenrohr |
| DE1054412B (de) * | 1954-07-17 | 1959-04-09 | Phoenix Rheinrohr Ag | Verfahren zum Herstellen von Hoechstdruckrohren |
| DE1295333B (de) * | 1960-01-30 | 1969-05-14 | Howell And Company Ltd | Verfahren zum Herstellen eines zwei- oder mehrlagigen Mantelrohres |
| DE2919615A1 (de) * | 1979-05-16 | 1980-12-04 | Walter Hunger | Verfahren zur herstellung eines mehrfachrohres oder einer rundstange mit rohrummantelung |
| DE102011120890A1 (de) * | 2011-12-09 | 2013-06-13 | Benteler Deutschland Gmbh | Verfahren zur Herstellung eines mehrschichtigen Metallrohres und danach hergestelltes mehrschichtiges Metallrohr |
-
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Cited By (9)
| Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
|---|---|---|---|---|
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| DE102011120890A1 (de) * | 2011-12-09 | 2013-06-13 | Benteler Deutschland Gmbh | Verfahren zur Herstellung eines mehrschichtigen Metallrohres und danach hergestelltes mehrschichtiges Metallrohr |
| DE102011120890B4 (de) * | 2011-12-09 | 2015-06-18 | Benteler Deutschland Gmbh | Verfahren zur Herstellung eines mehrschichtigen Metallrohres und danach hergestelltes mehrschichtiges Metallrohr |
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