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Maschine zum Trockenspinnen und Zwirnen von Kunstfäden Bei der Herstellung
von Kunstfäden, insbesondere nach dem Trockenspinnverfahren, sind Vorrichtungen
bekannt, welche das Zwirnen mit dem Spinnvorgang vereinigen, indem die aus der Spinnzelle
austretenden getrockneten Fäden irgendeiner der bekannten Zwirnvorrichtungen zugeführt
werden, wodurch das Bündel von Einzelfäden eine gewisse Vordrehung erhält. Da jedoch
die Abzugsgeschwindigkeit beim Trockenspinnen sehr groß (zoo m pro Minute und mehr),
die technisch mögliche Spindel- oder Zentrifugendrehzahl dagegen beschränkt ist,
kann man im direkten Arbeitsgang ohne unwirtschaftliche Herabsetzung des Fadenabzuges
nicht mehr als höchstens .4o bis 7o Drehungen j e Meter auf das Garn bringen. Für
die meisten Verarbeitungszwecke genügt diese Zwirnung jedoch nicht. Man war daher
gezwungen, auf besonderen Maschinen in der Zwirnerei dem Garn die restliche Drehung
(z. B. aoo Drehungen je Meter) zu geben.
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Man hat ebenfalls versucht, gewisse andere Arbeiten, welche für die
Weiterverarbeitung des fertigen Garnes notwendig sind, an der Spinnmaschine vorzunehmen,
z. B. das Ölen. das Färben und das Schlichten der Fäden. Diese Prozeduren an der
Spinnmaschine vorzunehmen, erwies sich jedoch bisher oft für den weiteren Verarbeitungsgang
als nachteilig. Schlichtet man z. B. an der Spinnmaschine die parallel liegenden
oder nur schwach gedrehten Einzelfäden des Fadenbündels, so wird bei rasch trocknendem
Schlichten der erreichte Fadenschluß durch das darauffolgende Nachzwirnen wieder
beeinträchtigt oder gar zerstört. Man ist daher in solchen Fällen gezwungen, das
Schlichten an den Schluß des ganzen Verarbeitungsprozesses zu stellen, d. h. das
fertige Garn, sei es im Strang oder auf besonderen Maschinen, von Bobine zu Bobine
oder auf Kettbäumen zu schlichten. Ähnlich verhält es sich mit dem Ölen der frisch
gesponnenen Fäden an der Spinnmaschine, welches das Garn für die weitere Verarbeitung,
vor allem in der Wirkerei, geschmeidig machen soll. Das Maß von Öl, welches den
gewünschten Effekt hervorbringt, erweist sich in der weiteren Verarbeitung des vorgedrehten
Garnes oft als zu groß, indem es zu schlechtem Lauf auf der Zwirnmaschine und zur
Verschmutzung des Garnes Veranlassung gibt.
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Maschine, welche es gestattet,
den Faden an der Spinnmaschine selbst in einem fortlaufenden, jedoch unterteilten
Arbeitsgang in verkaufsfähiger Form vollständig fertigzumachen und hierbei jede
zusätzliche Veränderung an der Stelle vorzunehmen, wo sie entsprechend
der
damit verfolgten Absicht am besten ihren Zweck erfüllt. Ihr Wesen besteht darin,
die aus den Spinnschacht kommenden getrockneten und in bekannter Weise vorgezwirnten
Fäden auf einem Wickelkörper aufzusammeln und in einem zeitlich unmittelbar anschließenden
Arbeitsgang auf ein und derselben Maschine fertigzumachen. Zu diesem Zweck ist die
Vorzwirn- und die zu einer Spinnstelle gehörige Nachzwirnv orrichtung zusammengehörig
auf den beiden gegenüberliegenden Seiten der Maschine angeordnet, wobei diese zusammengehörigen
Zwirnstellen gemeinsam mechanisch angetrieben oder elektrisch geschaltet sein können.
Hierbei wird zweckmäßig vor jeder Nachzwirnspindel eine Nachbehandlungsvorrichtung
angeordnet, welche gestattet, das Garn vor der Fertigstellung an der Maschine zu
schlichten oder zu ölen.
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Das auf der Maschine zur Anwendung gebrachte Zwirnverfahren und die
Fadenlegung beim Nachzwirnen richtet sich nach der Aufmachung, in welcher das Garn
zum Verkauf kommen soll. Bevorzugt man z. B. die Aufmachung auf Scheibenspulen,
so erweist sich das Ringzwirnen, wie als Beispiel in den Abbildungen gezeigt, als
sehr zweckmäßig. Will man dagegen das Garn mit einer Copswick-Jung auf Hülsen zur
Ablieferung bringen, so ist sowohl das Rin,-zwirnverfahren als auch das Kappenzwirnverfahren
vorteilhaft. Auch der Anwendung der übrigen bekannten Zwirnverfahren steht nichts
im Wege.
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In den Abb. z und 2 ist die Maschine nach der Erfindung in der Verwendung
für das Ringzwirnen veranschaulicht, wobei das Vornvixnen und das Nachzwirnen an
den beiden gegenüberliegenden Seiten der Maschine vorgenommen wird.
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Abb. i zeigt ein schematisches Bild dieser Maschine samt den darüber
angeordneten Spinnschächten in der Längsansicht, Abb.2 im Ouerschnitt.
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Der Arbeitsgang an dieser Maschine vollzieht sich wie folgt: Das frisch
gesponnene und in der Spinnzelle b getrocknete Fadenbündel a läuft über die Lieferwalze
cl, welche die Fäden mit der gewünschten Geschwindigkeit von der Spinndüse abzieht.
Sie gelangen von hier aus über die Fadenöse dl zur Zwirnbank e, in welcher die Vorzwirnspindeln
f, in einer Reihe befestigt sind. Diese Vorzwirnspindeln sowie die auf der gegenüberliegenden
Maschinenseite angeordneten Nachzwirnspindeln f. und f .# werden mittels
Bandes la von der in der Mitte der Maschine gelegenen Trommel i in Umdrehung versetzt.
Die Fäden laufen über den Ringläufer h auf die Scheibenspule l., auf. Die bewickelte
Spule h wird sofort auf das gegenüberliegende Ablaufgestell in aufgelegt, von wo
die Fäden über die Abzugswalze c", Fadenöse d" d3 und Läufer 4 h3 auf den
Spindeln f" f., nachgezwirnt werden. Das auf den vollen Spulen L" h aufgewickelte
Gans hat den gesamten Arbeitsgang durchgemacht und kann der weiteren Verarbeitung
zugeführt werden. Ist es zu diesem Zweck erforderlich oder wünschenswert, die Fäden
besonders zu präparieren, so geschieht dies mittels einer der bekannten Vorrichtungen
während des Laufes der Fäden von der Abzugswalze zu den Nachzw irnspindeln. Eine
solche Vorrichtung st führt den Fäden eine regelbare, stets gleiche Menge von Flüssigkeit
(C51, Schlichte usw.) zu, wobei sich Art und Menge der zur Anwendung kommenden Flüssigkeit
nach der beabsichtigten Weiterverarbeitung des Garnes richtet.
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Die Bauweise der dargestellten Maschine läßt sich weiterhin dadurch
vereinfachen, daß man außer den gruppenweise vereinten Spindelantrieb auch die Fadenlegevorrichtung
für die Vor- und Nachzwirnspindeln auf beiden Maschinenseiten gemeinsam antreibt.
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In Abb.2 dient diesem Zweck beispielsweise ein Herzexzenter g, welches
mittels Rolle o auf den um p drehbar doppelarmigen Hebel q einwirkt. Durch diesen
Hebel q werden unter Vermittlung der Stangen r, und r. abwechselnd die auf beiden
Maschinenseiten angeordneten Ringbänke s, und s2 gehoben bzw. gesenkt.
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An Stelle des mechanischen Antriebes der Spindeln kann auch elektrischer
Antrieb treten. In diesem Falle werden zweckmäßig die Spindeln f, f 2, f 3 usw.
in einen gemeinsamen Stromkreis geschaltet, so daß bei Unterbrechungen des Spinnvorganges
an einem Schacht gleichzeitig die ganze zu diesem Schacht gehörige Spindelgruppe
außer Betrieb gesetzt werden kann.
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Benutzt man an Stelle des Ringzwirnverfahrens das Kappenzwirnverfahren
oder das Flügelzwirnverfahren, so ergibt sich in sinngemäßer Abänderung der einzelnen
Teile derselbe Grundaufbau der zur Durchführung dieses Zwirnverfahrens abgeänderten
Maschine.