DE4444507C2 - Sintermagnesia, Verfahren zur Herstellung von Sintermagnesia sowie deren Verwendung - Google Patents
Sintermagnesia, Verfahren zur Herstellung von Sintermagnesia sowie deren VerwendungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine eisenreiche Sintermagnesia, ein
Verfahren zur Herstellung der
Sintermagnesia, insbesondere mit einem C/S-Verhältnis
(CaO : SiO₂) von mehr als 2, sowie deren Verwendung.
Wie schon von Nemec in "ACTA PHYSICA AUSTRIACA", Band XVIII,
1964, 205 dargestellt, erfahren technische Produkte auf
Basis eisenreicher Sintermagnesia in reduzierender
Atmosphäre eine Dichte-Verringerung. Ursächlich hierfür sind
die ferritischen Nebenphasen Magnesiaferrit und
Dikalziumferrit. An den Stellen des im Ausgangsmaterial aus
den Periklaskristallen ausgeschiedenen Magnesiaferrits
und des Dikalziumferrits treten Hohlräume auf, deren
Anteile an den Periklaskorngrenzen eine gewisse
Gefügelockerung der Sintermagnesia hervorruft.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Sinter
magnesia aus einem eisenreichen Rohstoff mit möglichst hoher
Rohdichte anzubieten, die diese Nachteile nicht aufweist.
Möglichst hohe Rohdichte heißt dabei, daß angestrebt wird,
eine Rohdichte für die eisenreiche Sintermagnesia zu
erzielen, die der Rohdichte einer eisenarmen Sintermagnesia
so nahe wie möglich kommt.
Auf diese Weise soll auch Sinter aus eisenreichem Roh
magnesit Anwendungen zugeführt werden, die sowohl eine hohe
Heißfestigkeit wie auch eine hohe Infiltrationsbeständigkeit
erfordern, vor allem in Kohlenstoff-gebundenen geformten und
ungeformten feuerfesten Werkstoffen.
Dabei geht die Erfindung von folgender Überlegung aus:
Die Verwendung einer konventionellen eisenreichen Sinter
magnesia für kohlenstoffgebundene Magnesiasteine und -massen
führt aufgrund des adsorptiven Bindesystems MgO-C zu einer
zum Teil deutlichen Herabsetzung der Heißfestigkeits-Eigen
schaften, da die aktiven Bindungsbrücken C-MgO-C . . . durch
den Reduktionsvorgang von Fe3+ verringert werden.
Um diese zu verbessern ist es bekannt, Sintermagnesia vor
der Weiterverarbeitung zu MC-Produkten (MgO-C) einer redu
zierenden Glühung bei etwa 1000°C zu unterwerfen. Durch
diese Reduktion stellt sich jedoch eine erhöhte Sinter
porosität ein, so daß der Vorteil verbesserter Heißfestig
keit mit einer Verringerung der Infiltrationsbeständigkeit
aufgrund erhöhten Porenvolumens einhergeht.
Derartige Probleme treten bei eisenarmer Sintermagnesia
nicht oder zumindest in sehr viel geringerem Umfang auf.
Die Trennung von eisenreicher und eisenarmer Sintermagnesia
erfolgt erfindungsgemäß bei einem Gesamt-Eisengehalt,
berechnet als Fe₂O₃₁ von 1,5 Gew.-%, wobei eisenarme
Sintermagnesia in der Regel deutlich geringere Anteile an
Fe₂O₃ aufweist (< 0,5 Gew.-%) und der Fe₂O₃-Gehalt eisen
reicher Sintermagnesia meist deutlich höher liegt
(< 3,0 Gew.-%).
Der Begriff "Kohlenstoff-Bindung" umfaßt dabei sowohl
Produkte, die zum Beispiel mittels Teer oder Pech gebunden
sind, als auch solche zum Beispiel unter Verwendung von
Kunstharz oder anderen, nicht toxischen Substanzen, als
Bindemittel.
Die Erfindung schlägt nun eine Sintermagnesia mit den Merkmalen von Anspruch 1 vor.
Nach einer Ausführungsform
beträgt der Anteil an Fe3+-haltigen Nebenphasen < 0,2 Gew.-%.
Als bevorzugt hat sich ein Sinter mit einem CaO : SiO₂-Ver
hältnis von größer 2 erwiesen.
Der Anteil an 3-wertigem Eisen im Sinter kann dabei auf die
genannten Nebenphasen beschränkt sein. Es stört aber nicht,
wenn weitere Anteile an 3-wertigem Eisen im Periklas gelöst
sind, soweit der Gesamtgehalt an Fe3+ auf < 10 Gew.-%,
bezogen auf den Gesamtgehalt an Eisen im Sinter, beträgt.
Ein solcher eisenreicher Sinter läßt sich in einem
einstufigen Verfahren herstellen, sofern einer oxidierenden
Brenn-/Sinterzone eine reduzierende Zone folgt, deren
Temperatur unterhalb der der Brennzone liegt und der Sinter
diese Reduktionszone vor der eigentlichen Kühlzone
durchläuft.
Mit anderen Worten: während der eigentliche Sintervorgang
zur Erzielung möglichst hoher Sinter-Kornrohdichten oxidie
rend erfolgt, schließt sich erfindungsgemäß an diesen
eigentlichen Sintervorgang ein Reduktionsvorgang an, der der
eigentlichen Kühlzone vorgeschaltet ist. Wichtig dabei ist,
daß die in der Reduktionszone eingestellte Temperatur
niedriger als in der oxidierend gefahrenen Brennzone, aber
über der der eigentlichen Kühlzone liegt. Dabei soll die
Reduktionszone anschließend an die Brennzone bis etwa 600°C
reichen. Nach einer Ausführungsform soll die reduzierende
Behandlung des Brenngutes in einem Temperaturintervall
zwischen 600°C und der Brenntemperatur (zum Beispiel ca.
1800°C) erfolgen.
Reduzierende Bedingungen für die Reduktionszone lassen sich
auf unterschiedliche Art und Weise einstellen. Im einfach
sten Fall werden dazu auch in der Reduktionszone Brenner
angeordnet, die reduzierend gefahren werden, also mit Luft-
Unterschuß.
Eine Ausführungsform der Erfindung sieht vor, die reduzie
renden Bedingungen für den Pyroprozeß dadurch zu erreichen,
daß eine Teilmenge des der Brennzone zugeführten Brennstoffs
abgezogen und diese mit einem sauerstofffreien Sekundärgas
strom über die Kühlzone in die Reduktionszone geführt wird.
Für den Sekundärgasstrom kann dabei ein Inertgas wie
Stickstoff verwendet werden.
Während die Verbrennung der beiden Brennstoffteilmengen in
der Sinterzone des Schachtofens mit einer Luftzahl
größer 1 erfolgt, wird die Luftzahl in der Reduktionszone
deutlich kleiner als 1 eingestellt.
Bei dieser nach Art eines "Bypasses" aufgeteilten Brenn
stoffzuführung genügt es, einen relativ geringen Brennstoff
anteil aus der Haupt-Brennstoffleitung abzuziehen und über
die Kühlzone der Reduktionszone beziehungsweise der Sinter
zone zuzuführen. Bezeichnet man die unmittelbar in die
Brenn-/Sinterzone geführte Brennstoffmenge mit B1 und die
über die Kühlzone zugeführte Brennstoffmenge mit B2, so
genügt ein B2 : B1-Verhältnis von 0,01 bis 0,1 bereits, um den
gewünschten Reduktionssinter erhöhter Rohdichte zu erhalten.
Versuche haben gezeigt, daß sich mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren eine Sintermagnesia aus alpinen, eisenreichem
Rohmagnesit mit einer Rohdichte über 3,35 g/cm³, ohne Fe3+
haltige Nebenphasen herstellen läßt (DIN 51 065 Teil 2).
Eine reine Gaskühlung (mit N₂) führt zu einer Verschiebung
des Redoxpotentials, so daß teilweise metailisches Eisen
entsteht und sich gleichzeitig elementarer Kohlenstoff
(durch Methanzersetzung) vor allem in gröberen Poren
abscheidet (bis 0,3%). Im Ergebnis lassen sich die Anteile
an dreiwertigem Eisen auf < 0,1% senken.
Die mit dem beschriebenen Verfahren gegenüber: dem Stand der
Technik erreichbaren Vorteile sind offensichtlich. Während
bisher zweistufig (eigentlicher Pyroprozeß, anschließende
Reduktions-Glühbehandlung) gearbeitet wurde, bietet das
erfindungsgemäße Verfahren die in-situ Herstellung eines
eisenreichen Reduktionssinters hoher Rohdichte an. Das Ver
fahren läßt sich dabei besonders einfach in einem Schacht
ofen durchführen mit folgenden, in Transport
richtung des Brenngutes von oben nach unten aneinander
anschließenden Zonen:
- - Aufheiz-/Entsäuerungszone
- - Brenn-/Sinterzone (mit oxidierender Atmosphäre)
- - Reduktionszone (mit reduzierender Atmosphäre)
- - Kühlzone.
Üblicherweise sind in der Brennzone umfangsseitig
symmetrisch Brenner verteilt, die von mehreren oder einer
gemeinsamen Brennstoffleitung versorgt werden. Der Brenn
stoff kann beispielsweise Öl oder Gas sein.
Die zur Brennzone
führende Brennstoffleitung kann mit einem Bypass ausgebildet werden,
dessen austragsseitiges Ende in die Kühlzone gerichtet ist.
Auf diese Weise wird die der Brennzone zugeführte Brenn
stoffmenge reduziert und dieser Brennstoffanteil über die
Kühl- und Reduktionszone in die Brennzone geführt. Weitere
Einzelheiten dazu sind im Zusammenhang mit der Beschreibung
des erfindungsgemäßen Verfahrens gegeben worden.
Dabei kann der Bypass in eine in die Kühlzone führende
Kühlgasleitung einmünden oder getrennt von dieser in die
Kühlzone geführt werden.
Entsprechend der im Zusammenhang mit der Verfahrensbeschrei
bung erwähnten zusätzlichen Kühlstufe kann der Schachtofen
am austragsseitigen Ende mit einer Einrichtung zum Besprühen
des Brenngutes mit einer Flüssigkeit ausgebildet werden.
Im übrigen entspricht der Schachtofen, wie er zur Durch
führung des erfindungsgemäßen Verfahrens Verwendung finden
kann, Schachtöfen zur Herstellung von Sintermagnesia nach
dem Stand der Technik.
Die erfindungsgemäße Sintermagnesia weist eine deutlich
erhöhte Rohdichte gegenüber einer aus dem Stand der Technik
bekannten reduzierten eisenreichen Sintermagnesia auf. Dabei
vereint eine erfindungsgemäße eisenreiche Sintermagnesia die
Vorteile hoher Heißfestigkeit und Infiltrationsbeständig
keit.
Sie kann deshalb bevorzugt in kohlenstoffgebundenen Massen
oder Steinen eingesetzt werden. In kohlenstoffgebundenen
Steinen aus einem erfindungsgemäßen Sinter sind im Vergleich
zu kohlenstoffgebundenen Steinen aus eisenarmer Sinter
magnesia ähnliche Verhältnisse für die Bindekomponente
"Kohlenstoff" gegeben, so daß das Verhalten beider Sorten
vergleichbar ist.
Dieses Verhalten beruht - wie ausgeführt - maßgeblich
darauf, daß durch den kombiniert oxidierenden/reduzierenden
Pyroprozeß keine oder nur sehr wenig (< 0,5 Gew.-%) Fe3+
haltigen Nebenphasen im Sinter ausgebildet sind.
Besonders vorteilhaft kann der (preiswertere) eisenreiche
Sinter als Grobfraktion auch mit einer (teureren) Fein
fraktion eines eisenarmen Sinters kombiniert werden, wodurch
sich technische und wirtschaftliche Verbesserungen/
Einsparungen ergeben.
Anhand eines schematisch dargestellten
Schachtofens wird die Erfindung
nachstehend zusätzlich beispielhaft erläutert:
Der insbesondere grobkristalline und im übrigen eisenreiche
Rohmagnesit wird in stückiger Form von oben in den Schacht
ofen gegeben (Pfeil 10). Das Brenngut gelangt danach in eine
Aufheizzone 12, wo das Material entsäuert (dekarbonatisiert)
wird, bevor es in eine Brennzone 14 gelangt, die oxidierend
und entsprechend mit einer Luftzahl größer 1 gefahren wird.
Die Figur zeigt verschiedene Brenner 16, über die Erdgas in
die Brennzone 14 geführt wird.
Während in der Brennzone die höchsten Ofentemperaturen
herrschen, fällt die Ofentemperatur nach unten zum aus
tragsseitigen Ende 18 hin ab, wobei das Brenngut (der
Sinter) von der Brennzone 14 zunächst in eine Reduktionszone
20 geführt wird, bei der die Luftzahl deutlich niedriger als
1 eingestellt ist. Die Reduktionszone erstreckt sich vom
Ende der Brennzone bis zu einem Abschnitt des Ofens mit
einer Temperatur zwischen 550 und 600°C . Von dort
aus gelangt der Materialstrom über eine Kühlzone 22 zum
Ofenaustrag (bei 18). Auf diesem Weg wird der Sinter bei 24
mit Wasser bedüst, wobei aber sichergestellt ist, daß auch
in diesem Abschnitt der Sinter noch eine Temperatur über
250°C aufweist, um eine Bruzitbildung zu verhindern.
Zu erkennen ist schließlich, daß die Brennstoffleitung 16
mit einem Bypass 16′ ausgebildet ist. Folglich wird der
Brennstoffstrom B in zwei Teilströme B1 und B2 aufgeteilt,
wobei das Massenverhältnis B2/B1 hier mit 0,06 gewählt
wurde.
Parallel zur Brennstoffleitung B2 verläuft eine Stickstoff-
Kühlgasleitung C. Beide sind über das austragsseitige Ende
18 in die Kühlzone 22 gerichtet, so daß die Gasströme durch
die Kühl- und Reduktionszone 22, 20 in Richtung auf die
Brennzone 14 gelenkt werden.
Die Konstruktion und Fahrweise des Schachtofens kann inner
halb der erfindungsgemäßen Merkmale variiert werden. Bei
spielsweise läßt sich das Verfahren auch an einem Schacht
ofen mit Schrägherd ohne weiteres durchführen.
Claims (10)
1. Sintermagnesia mit
- 1.1 einer Kornrohdichte < 3,35 g/cm³
- 1.2 einem Gesamt-Eisengehalt, berechnet als Fe₂O₃, < 1,5 Gew.-%,
wobei der Anteil an dreiwertigem Eisen (Fe3+), berechnet
als Fe₂O₃, und dreiwertiges Eisen (Fe3+) ent
haltenden Nebenphasen, wie Dicalciumferrit (CF), Brown
millerit (C₄AF) und Magnesiumferrit (MF), jeweils 0,5
Gew.-% nicht übersteigt, gekennzeichnet durch einen
Gehalt an elementarem Kohlenstoff bis 0,3 Gew.-%
und/oder einen durch Reduktion im Sinterprozeß
gebildeten Gehalt an elementarem Eisen.
2. Sintermagnesia nach Anspruch 1, mit einem CaO/SiO₂-
Gewichtsverhältnis (C/S) < 2.
3. Sintermagnesia nach Anspruch 1 oder 2, bei der der Anteil
der Fe3+-haltigen Nebenphasen < 0,2 Gew.-% beträgt.
4. Sintermagnesia nach einem der Ansprüche 1 bis 3, bei der
der Gesamtgehalt an Fe3+, berechnet als Fe₂O₃, weniger
als 10 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge an Eisen,
beträgt.
5. Verfahren zur Herstellung von Sintermagnesia nach einem
der Ansprüche 1 bis 4, bei dem ein eisenreicher, grob
kristalliner Rohmagnesit einem mindestens dreistufigen
Pyroprozeß unterworfen wird und dabei eine Aufheiz-,
Brenn- und Kühlzone durchläuft, wobei das Brenngut im
Anschluß an die eine oxidierende Atmosphäre aufweisende
Brennzone und vor Eintritt in die Kühlzone durch eine
Zone mit reduzierender Atmosphäre und einer gegenüber
der Brennzone verminderten Temperatur geführt, und der so
gebildete Sinter bei oder nach Durchlaufen der Kühlzone
mit einem sauerstofffreien Gas wie Stickstoff bedüst
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, bei dem die reduzierende
Behandlung des Brenngutes in einem Temperaturintervall
zwischen 500°C und nahe Brenntemperatur durchgeführt
wird.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, bei dem zur Reduktion
des Sinters eine Teilmenge des der Brennzone zugeführten
Brennstoffs abgenommen und diese mit einem sauerstoff
freien Sekundärgasstrom über die Kühlzone in die
Reduktionszone geführt wird.
8. Verwendung von Sintermagnesia nach einem der Ansprüche 1
bis 4,
zur Herstellung von Magnesia-Kohlenstoff-
Steinen und -Massen.
9. Verwendung nach Anspruch 8, mit der Maßgabe, daß die
Sintermagnesia nach einem der Ansprüche 1 bis 4 als
Grobfraktion < 0,5 mm eingesetzt wird und als Feinfraktion < 0,5 mm eine
Sinter- oder Schmelzmagnesia mit einem Gesamt-Eisen
gehalt, berechnet als Fe₂O₃, < 1,5 Gew.-%.
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