DE4438110A1 - Verfahren zum anodischen, oxidativen Abbau von organischen Schadstoffen in Prozeßlösungen und Abwässern - Google Patents
Verfahren zum anodischen, oxidativen Abbau von organischen Schadstoffen in Prozeßlösungen und AbwässernInfo
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Description
Bei vielen Verfahren der chemischen und pharmazeutischen Industrie fallen Prozeßlösungen,
Waschflüssigkeiten und Abwässer an, die mit solchen organischen Verbindungen verunreinigt
sind, die biologisch nicht abbaubare Schadstoffe darstellen. Dabei handelt es sich vielfach um
ein Substanzgemisch, deren einzelne Spezis nicht immer bekannt sind und durch die Summen
parameter TOC (totaler organisch gebundener Kohlenstoff) und AOX (adsorbierbares organisch
gebundenes Halogen) charakterisiert werden können. Die direkte Einleitung dieser schadstoff
haltigen wäßrigen Lösungen in die Gewässer oder in die biologische Abwasserbehandlungs
anlage ist deshalb ohne vorherige separate Behandlung mit dem Ziel einer vollständigen Entgif
tung oder zumindest einer Umwandlung in biologisch abbaubare Verunreinigungen nicht mög
lich.
Dem oxidativen Schadstoffabbau dienen sowohl chemische Verfahren zur Umsetzung mit Oxi
dationsmitteln wie Chlor, Chlorsauerstoffverbindungen, Wasserstoffperoxid, Ozon und anderen
Aktivsauerstoffverbindungen, als auch direkte elektrochemische Verfahren der anodischen Oxi
dation. Letztere haben den Vorteil, daß auf zusätzliche Chemikalien verzichtet werden kann, die
mit Ausnahme des Wasserstoffperoxids und des Ozons zwangsläufig zu einer weiteren Aufsal
zung der Gewässer führen. Wasserstoffperoxid wiederum besitzt mit 1,77 V ein für die Oxidation
relativ beständiger Problemschadstoffe oft nicht ausreichendes Oxidationspotential. Durch Zu
satz von Katalysatoren, z. B. Fentons Reagenz, ist zwar infolge der Bildung aktiver Radikale eine
Verbesserung der Oxidationswirkung möglich, was aber wiederum zusätzliche Chemikalien und
Arbeitsschritte zur Entfernung dieser Katalysatoren erforderlich werden läßt. Eine Verwendung
von Ozon ist in Anbetracht seiner geringen Stabilität, seiner Giftigkeit und seiner hohen Herstel
lungskosten auf spezielle Anwendungsfälle beschränkt.
Für den elektrochemischen oxidativen Schadstoffabbau wurden Elektrolysezellen mit hoher spe
zifischer Oberfläche unter Verwendung von Fest- und Wirbelbettelektroden, z. B. mittels Kohle
partikeln, vorgeschlagen. Zellen mit Partikelelektroden gewährleisten zwar durch ihre hohe spe
zifische Oberfläche einen guten Stofftransport, jedoch bereitet es bei dieser Technologie große
Schwierigkeiten, ein gleichermaßen hohes Oxidationspotential bei gleichmäßiger Stromdichte
verteilung zu realisieren. Dies begrenzt die Anwendung und bewirkt eine geringe Selektivität des
Prozesses.
Andererseits ist bekannt, daß es unter Verwendung herkömmlicher Elektrolysezellen mit Plat
tenelektroden bei geeigneten Elektrodenmaterialien, z. B. Platin, und ausreichend hohen Strom
dichten durchaus möglich ist, solche organischen Schadstoffe oxidativ abzubauen. Die Reak
tionsgeschwindigkeit wird jedoch begrenzt durch die niedrigen Stofftransportgeschwindigkeiten
der organischen Spezies zu den Anoden, weshalb die erreichbaren Stromausbeuten vielfach zu
niedrig und/oder die erreichbaren Schadstoffrestgehalte zu hoch sind.
Dem vorgeschlagenen Verfahren gemäß Patentanspruch 1 liegt das Problem zugrunde, beim
anodischen oxidativen Schadstoffabbau sowohl einen ausreichend großen Stofftransport zur
Elektrodenoberfläche zu realisieren als auch hohe Elektrodenpotentiale und eine gleichmäßige
Stromdichteverteilung zu gewährleisten.
Dieses Problem wird durch ein Verfahren zum elektrochemischen Abbau von organischen
Schadstoffen in Prozeßlösungen und Abwässern gelöst, bei dem die schadstoffhaltigen
Lösungen in vorzugsweise durch Ionenaustauschermembranen geteilten Gas-Lift-Zellen bei
anodischen Stromdichten von 1 bis 10 kA/m² und Temperaturen von 20 bis 90°C elektrolysiert
werden, wobei die sich anodisch entwickelnden Gase, besonders das Oxidationsprodukt
Kohlendioxid zur Zirkulation zwischen den Anodenräumen und äußeren Rückströmkanälen
genutzt werden.
Während auf Grund der hohen Gasbildungsdichten der unter Wasserstoffentwicklung ablau
fenden Kathodenreaktionen günstige Voraussetzungen für einen Gas-Lift bestehen, war dies für
die anodischen Oxidationsprozesse keinesfalls von vornherein zu erwarten. War doch zu
befürchten, daß die stöchiometrisch bedingt ohnehin niedrigeren anodischen Gasbildungs
dichten infolge des Sauerstoffverbrauches beim oxidativen Schadstoffabbau weiter zurückgehen
und einen Gas-Lift unmöglich machen würden. Überraschend wurde jedoch gefunden, daß bei
der anodischen Schadstoffoxidation in vielen Fällen durch die Bildung gasförmiger Oxida
tionsprodukte, insbesondere von Kohlendioxid, eine für die Funktion des Gas-Liftes völlig
ausreichende Gasbildungsdichte erreicht wird. Damit wurde es möglich, Gas-Lift-Zellen, wie sie
z. B. in der DD-PS 99 548 oder der DE-PS 42 11 555 für die Herstellung und Regenerierung von
Peroxodisulfaten beschrieben sind, auch für den anodischen Schadstoffabbau vorteilhaft einzu
setzen. Die in diesen Zellen erreichbaren großen Umlaufgeschwindigkeiten in Verbindung mit
dem hohen Anodenpotential am glatten Platin ermöglichen eine überraschend gute Schadstoff
entgiftung in Abwässern und Prozeßlösungen. Dabei kommt das glatte Platin, welches bei an
gepaßten Stromdichten ein besonders hohes Oxidationspotential ermöglicht, vorwiegend in
Form von Verbundelektroden mit den Ventilmetallen Tantal, Niob oder Titan zur Anwendung.
Nicht in allen Fällen ist jedoch Platin ausreichend beständig, beispielsweise bei Anwesenheit
von Chloriden in den Elektrolytlösungen, oder aber es genügt bereits ein nicht so hohes Anoden
potential für den oxidativen Abbau der Schadstoffe, wie dies beispielsweise bei der Oxidation
von Ameisensäure der Fall ist. Für solche Anwendungsfälle lassen sich nach einem weiteren
Patentanspruch Elektroden aus den Ventilmetallen Tantal, Niob oder Titan, beschichtet mit
Edelmetallen (z. B. in Form von Platinmohr) oder Edelmetalloxiden bzw. Mischoxiden aus Metall
oxiden der Platinmetallgruppe mit Metalloxiden der IV. bis VI. Nebengruppe (z. B. in Form nicht
stöchiometrischer Iridium-Tantal-Mischoxide) vorteilhaft einsetzen. Aber auch Elektroden mit
einer Beschichtung von Bleidioxid, entweder auf Titan als Grundmetall oder auf einer Bleiunter
lage (Blei-Bleidioxid-Elektrode) oder dotierte elektronenleitende Zinndioxide sind für einige An
wendungsfälle von Vorteil, da damit relativ hohe Anodenpotentiale erreichbar sind.
Eine wesentliche Voraussetzung für das Verfahren ist der Einsatz optimal dimensionierter Gas-
Lift-Zellen. In Anbetracht der oft nicht sehr großen Gasbildungsdichten ist es deshalb besonders
wichtig, daß zur Erzielung eines ausreichend hohen Auftriebes Gas-Lift-Zellen mit einer Höhe
von 1 bis 2,5 m eingesetzt werden, deren Anodenräume zur Vermeidung von Querströmungen in
senkrechte, parallel durchströmte Kanäle untergliedert sind.
Zur Erzielung einer Umlaufströmung sind außerhalb der Zelle Rückströmkanäle angeordnet, die
gemäß Anspruch 6 vorzugsweise als äußere chemische Reaktoren ausgelegt sind. Dadurch
wird erreicht, daß anodisch gebildete reaktive Zwischenprodukte, z. B. Radikale, auch außerhalb
der Anodenräume mit den gelösten Schadstoffen abreagieren können. Dafür ist es meist
ausreichend, das Volumen der Rückströmkanäle der erforderlichen Verweilzeit für die Reaktion
dieser Zwischenprodukte anzupassen.
Da für die Funktion der Gas-Lift-Zellen auch bei optimaler geometrischer Gestaltung eine Min
dest-Gasbildungsdichte unerläßlich ist, bleibt die Anwendung normalerweise auf den Abbau sol
cher organischer Verunreinigungen beschränkt, die mindestens je Faraday geflossenem Elek
trolysestrom 0,1 bis 0,2 Mol CO₂ zu bilden in der Lage sind. Es hat sich überraschenderweise
gezeigt, daß in bestimmten Fällen die beobachtete Gasbildungsdichte größer ist als nach der
Stöchiometrie des vollständigen oxidativen Abbaues zu CO₂ zu erwarten wäre. Als Grund ist die
teilweise Bildung anderer gasförmiger Reaktionsprodukte anzusehen, z. B. von Kohlenwasser
stoffen nach einem der Kolbe-Synthese entsprechenden Reaktionsmechanismus.
Aber auch bei solchen Schadstoffen bzw. Schadstoffgemischen, bei denen die durch Oxidation
gebildete Menge an Kohlendioxid nicht für den Antrieb des Gas-Liftes ausreicht, kann das vor
geschlagene Verfahren dann angewendet werden, wenn man der zu behandelnden wäßrigen
Lösung Karbonate oder Bikarbonate zusetzt. Da durch die Anodenreaktion in Verbindung mit
dem Transport von Kationen oder Anionen durch die Kationen- bzw. Anionenaustauschermem
bran innerhalb der Anodenräume insbesondere in der Anodengrenzschicht Säure freigesetzt
wird, kommt es dadurch zu einer zusätzlichen Entwicklung von Kohlendioxid in den Anoden
räumen, die vorteilhaft zur Unterstützung des Gas-Liftes genutzt werden kann.
Die Realisierung des Gas-Liftes für den Schadstoffabbau nach dem vorgeschlagenen Verfahren
macht es natürlich auch möglich, weitere an sich bekannte Vorteile des Gas-Lift-Prinzips für die
optimale Reaktionsführung zu nutzen. Bekanntlich kann der Auftrieb der entwickelten Gase
außer für die Umlaufförderung auch zur hydrodynamischen Kopplung mehrerer dieser Umlauf
systeme im Sinne einer Reaktorkaskade genutzt werden. Dazu können die einzelnen, als
Reaktoren ausgebildeten, Rückströmkanäle vorteilhaft zu einem Mehrkammerreaktor zusam
mengefaßt werden. Wobei der Quertransport der wäßrigen Lösung innerhalb der Reaktor
kaskade durch Überströmöffnungen zwischen den einzelnen Kammern gewährleistet wird. Mit
einer solchen "inneren" Kaskade läßt sich im kontinuierlichen Betrieb eine sehr gute Abrei
cherung der anodisch zu oxidierenden Schadstoffe erreichen.
Durch die anodische Oxidation in Gas-Lift-Zellen lassen sich damit schadstoffhaltige Lösungen
bei vergleichsweise geringem Elektroenergieverbrauch in einfacher Weise entgiften, ohne daß
in den meisten Fällen ein Zusatz von Chemikalien, die möglicherweise selbst toxisch sind bzw.
zu einer Aufsalzung des zu reinigenden Abwassers führen, oder von Katalysatoren, die
anschließend wieder abgetrennt werden müssen, erforderlich ist
Zum Schadstoffabbau können aber zusätzlich auch die an den Kathoden der Gas-Lift-Zellen ab laufenden Elektrodenprozesse genutzt werden. Dabei können beispielsweise durch Abspaltung von Substituenten hochtoxische Verbindungen in relativ leicht abbaubare wenig toxische Stoffe umgewandelt werden.
Zum Schadstoffabbau können aber zusätzlich auch die an den Kathoden der Gas-Lift-Zellen ab laufenden Elektrodenprozesse genutzt werden. Dabei können beispielsweise durch Abspaltung von Substituenten hochtoxische Verbindungen in relativ leicht abbaubare wenig toxische Stoffe umgewandelt werden.
Die Verwendung von Kathodenmaterialien mit hoher Wasserstoffüberspannung wie z. B. Blei,
Cadmium, amalgamiertes Silber und/oder Kupfer oder Kupfer-Silber-Legierungen ermöglicht die
Dimerisierung hochtoxischer und schwer abbaubarer Verbindungen. Beispiele dafür sind z. B.
die AOX- und AOS-Reduktion und Spaltung an der Kathode.
Eine andere Möglichkeit des wirtschaftlich sinnvollen Einsatzes der Kathodenräume besteht in
der Kopplung des anodischen Schadstoffabbaues mit der kathodischen Abscheidung von Metal
len als Metallpulver und deren kontinuierlichem Austrag aus den Kathodenräumen mittels be
kannter Verfahren. Beispielsweise können in Abwässern komplex gebundene Metalle, insbeson
dere Kupfer, nach dem anodischen Abbau der organischen Verbindungen freigesetzt und
anschließend kathodisch abgeschieden werden. Das zu behandelnde Abwasser durchläuft dann
zunächst die Anodenräume der Gas-Lift-Zellen und danach deren Kathodenräume. Auch der Ab
bau hochtoxischer Pflanzenschutzmittel auf der Grundlage von quecksilberorganischen Verbin
dungen ist auf diese Weise möglich. So kann z. B. zunächst der organische Bestandteil des
Pflanzenschutzmittels anodisch oxidativ abgebaut werden und das dabei freigesetzte Queck
silber nach Zusatz von Kupfersulfat kathodisch als Kupferamalgam abgeschieden und ausgetra
gen werden.
Eine weitere vorteilhafte Kombination des erfindungsgemäßen anodischen Schadstoffabbaus
mit einem Kathodenprozeß besteht darin, daß unter Verwendung einer Anionenaustauscher
membran anionische Verunreinigungen aus dem Kathodenraum in den Anodenraum überführt
und dort anodisch abgebaut werden. Ein Beispiel dafür ist die Anwendung zur Entfernung von
Ameisensäure (gasbildender Hauptbestandteil) sowie von Sulfiden und komplexen Cyaniden
(anorganischer Nebenbestandteil) aus Gaswaschlösungen auf Basis von Aminen. Dazu wird die
zu entgiftende Gaswaschlösung durch die Kathodenräume der Gas-Lift-Zelle geleitet, während
die in den Anodenraum überführten anionischen Verunreinigungen in einer Kaskade von Kreis
laufreaktoren anodisch abgebaut werden.
Die den folgenden Beispielen zugrundeliegenden Versuchsergebnisse wurden mit einer bipola
ren Filterpressenzelle erhalten, wie sie in der DE-Anmeldung P 44 19 683.0 beschrieben ist. Es
wurden Technikumsvarianten dieser durch Ionenaustauschermembranen geteilten Gas-Lift-Zel
len mit 2 bis 5 Einzelzellen und mit 20 bis 180 A Strombelastung je bipolarer Einzelzelle verwen
det. Die Anolytlösungen wurden jedoch abweichend davon ausschließlich durch den anodischen
Gas-Lift im Kreislauf und/oder von Zelle zu Zelle gefördert.
In einem Umlaufsystem, bestehend aus 2 parallel vom Anolyten durchströmten bipolaren Ein
zelzellen von 2 m Höhe und einem äußeren Reaktionsrohr wurden je 1,54 l Anolytlösung mit
unterschiedlichen organischen Inhaltstoffen mit einer Stromstärke von 2×80 A im Batch-Betrieb
elektrolysiert. Die Anoden bestanden aus Platin, die Kathoden aus imprägniertem Graphit. Als
Separatoren wurden Kationenaustauschermembranen vom Typ Nafion 430 verwendet. Als Ka
tholyt diente verdünnte Schwefelsäure. Die anodische Stromdichte lag bei 3,3 kA/m². Die Ano
lytlösungen waren mit ca. 10 bis 20 g/l Schwefelsäure schwach angesäuert. Die Elektrolyse
dauer lag je nach Konzentration und Reaktivität bei 1 bis 2,5 h. Um die Wasserüberführung vom
Anodenraum in den Kathodenraum auszugleichen, wurde Wasser in den Anolytkreislauf nach
dosiert.
Folgende verschiedene organische Substanzen bzw. Substanzgemische wurden elektrolysiert:
- a) eine ca. 53 g/l Ameisensäure (AS) enthaltende Prozeßlösung
- b) eine ca. 150 g/l Essigsäure (ES) enthaltende Prozeßlösung
- c) eine ca. 42 g/l Monochloressigsäure (CES) enthaltende Prozeßlösung
- d) ein Abwasser, welches ein Gemisch nicht näher definierter organischer Verbindungen enthielt, charakterisiert durch den Summenparameter TOC (1500 mg/l) darunter auch ein Anteil von Organohalogenverbindungen, charakterisiert durch den Summenparameter AOX (88 mg/l).
Die erhaltenen Ergebnisse sind in der Tabelle 1 zusammengestellt.
In allen Fällen setzte bereits kurz nach dem Einschalten des Stromes eine starke Gasentwick
lung ein, die zu einem intensiven Gas-Lift-Anolytumlauf führte. In einigen Fällen (z. B. bei Amei
sensäure und besonders bei Essigsäure) war die Gasentwicklung von höherer Intensität, als aus
der Stöchiometrie der Oxidation zum Kohlendioxid zu erwarten gewesen wäre. Bei den Versu
chen a, c und d wurde auch am Versuchsende ein noch ausreichender Gas-Lift-Umlauf beob
achtet, obwohl sich kaum noch Kohlendioxid bildete. Die verringerte CO₂-Entwicklung konnte in
diesen Fällen durch die zunehmende anodische Sauerstoffentwicklung ersetzt werden. Die Zell
spannungen lagen zwischen 5 und 9 V, die Elektrolysetemperaturen bei 40 bis 50°C.
Die im Beispiel 1 verwendete Elektrolysezelle wurde in der Weise neu verschaltet, daß nur die
erste Zelle mit dem äußeren Reaktions- und Rückströmrohr verbunden war. Als Separatoren
wurden Anionenaustauschermembranen vom Typ Neosepta AMH verwendet. In diese Zelle
wurde ein EDTA-haltiges Abwasser, welches neben ca. 10 g/l EDTA noch ca. 50 mg/l komplex
gebundenes Kupfer enthielt, mit einer Geschwindigkeit von 2,4 l/h eindosiert. Elektrolysiert
wurde mit einer Stromstärke von 2×150 A, einer Stromdichte von ca. 6 kA/m² entsprechend,
wobei der Anolyt durch die entwickelten Anodengase im Kreislauf gefördert wurde. Die
Temperatur wurde mittels einer in die Zelle integrierten Kühlung auf 60 bis 70°C einreguliert.
Der Überlauf aus dem Reaktionsrohr wurde durch den Anodenraum der zweiten bipolaren Ein
zelzelle geleitet und danach durch die parallel geschalteten Kathodenräume beider Einzelzellen.
Das stationär im Anodenkreislauf der ersten Zelle umlaufende Anolytvolumen betrug 1,5 l. Be
reits am Überlauf in den Anodenraum der zweiten Zelle wurde mittels komplexometrischer Titra
tion nur noch ca. 0,1 g/l EDTA festgestellt. Das Kupfer lag auch nicht mehr gebunden vor und
konnte colorimetrisch nachgewiesen werden. Allerdings war das EDTA nicht vollständig bis zum
Kohlendioxid abgebaut, es waren noch 1,29 g/l TOC enthalten. Am Austritt des zweiten Ano
denraumes war nur noch ein TOC-Gehalt von 0,25 g/l nachweisbar. Nach Durchlaufen der
Kathodenräume schließlich waren nur noch ca. 2 mg/l Kupfer enthalten. Infolge einer zusätz
lichen Abreicherung von Oxidationsprodukten der EDTA durch Überführung aus den Kathoden
räumen durch die Anionenaustauschermembran in die Anodenräume ging der Rest-TOC-Gehalt
auf unter 0,1 g/l zurück.
In einer Elektrolysezelle gemäß Beispiel 1 wurde eine Prozeßlösung aus der Pflanzenschutz
mittelproduktion mit toxischen Organohalogenverbindung (160 g/m³ AOX und 250 g/m³ TOC)
und mit einem Salzgehalt (Na₂SO₄) von ca. 160 kg/m³ in einem Anolytkreislaufsystem im
Batch-Betrieb mit 2×150 A elektrolysiert. Es wurde eine Kationenaustauschermembran vom Typ
Nafion 324 eingesetzt. Die anodische Stromdichte lag bei 6 kA/m², die Temperatur bei 30°C.
Der Konzentrationsverlauf in Abhängigkeit von der je Volumeneinheit geflossenen Ladung ist in
Tabelle 2 zusammengestellt.
Es wurde also ein annähernd vollständiger oxidativer Abbau der toxischen Organohalogenverbin
dungen erreicht.
Eine bei der elektrodialytischen Reinigung einer Amin-Gaswaschlösung anfallende Prozeßlö
sung hatte folgende Zusammensetzung:
Schwefelsäure 80 g/l
Ameisensäure 70 g/l
diverse Schwefelverbindungen <= 5 g/l (S2-, SO₃2-, SxOy 2- u. a.)
Schwefelsäure 80 g/l
Ameisensäure 70 g/l
diverse Schwefelverbindungen <= 5 g/l (S2-, SO₃2-, SxOy 2- u. a.)
Diese Prozeßlösung wurde in den Anodenräumen einer aus fünf 1,5 m hohen Einzelzellen be
stehenden Bipolarzelle mit Platin-Tantal-Anoden und Kathoden aus imprägniertem Graphit oxi
dativ behandelt. Die fünf Anodenräume waren mit je einer Kammer eines Mehrkammerreaktors
zu Kreislaufsystemen verbunden, in denen die Anolytlösungen durch die entwickelten Anoden
gase im Kreislauf gefördert wurden. Durch Überströmöffnungen in den die einzelnen Kammern
trennenden Zwischenwänden waren diese Umlaufsysteme in der Weise hydrodynamisch
gekoppelt, daß sie vom Anolyten nacheinander im Sinne einer Reaktorkaskade auf etwa
gleicher Niveauhöhe nacheinander durchströmt wurden. Als Katholyt diente verdünnte Schwe
felsäure, die mittels des entwickelten Wasserstoffs im Kreislauf über ein äußeres Trenn- und
Rückströmgefäß gefördert wurde. Als Separatoren dienten Kationenaustauschermembranen
vom Typ Neosepta CMH. Die Zellen wurden mit je 20 A (5 kA/m² anodische Stromdichte)
betrieben, die Elektrolysetemperatur wurde auf ca. 60°C eingestellt, die Zellspannungen lagen
bei durchschnittlich 4,1 V. In Tabelle 3 sind die im stationären Zustand gemessenen Ein- und
Austrittskonzentrationen sowie die daraus berechneten Stromausbeuten, allein bezogen auf die
Oxidation der Ameisensäure, für jedes Umlaufsystem zusammengestellt.
Daraus ergibt sich eine mittlere Stromausbeute von 93,0%. Die verschiedenen Schwefelverbin
dungen wurden offenbar vollständig zu Schwefelsäure oxidiert, es kam zu keiner Schwefelaus
scheidung. Bei hoher Ameisensäurekonzentration ist die formal aus der Stöchiometrie der voll
ständigen Oxidation der Ameisensäure (AS) zu Kohlendioxid berechnete Stromausbeute größer
als 100%, was auf eine Beteiligung anderer Reaktionsmechanismen am Gesamtprozeß schlie
ßen läßt.
Benutzt wurde die gleiche Versuchsapparatur wie im Beispiel 4 beschrieben, allerdings unter
Verwendung von Anionenaustauschermembranen vom Typ Neosepta AMH. Es wurde ein Mo
dellabwasser eingesetzt, welches als Schadstoff ca. 50 mg/l des relativ schwer abzubauenden
Farbstoffes Rhodamin B enthielt. Dieses Abwasser durchlief alle fünf hydrodynamisch im Sinne
einer Kaskade gekoppelten Umlaufsysteme mit einer Dosiergeschwindigkeit von 4 l/h. Elektro
lysiert wurde wieder mit 5×20 A bei einer mittleren Temperatur von 40°C. Als Kreislaufkatholyt
diente eine verdünnte Schwefelsäure. Die Farbtiefe nahm von Zelle zu Zelle zunächst schnell,
dann langsamer ab und aus der letzten Zelle trat ein fast völlig entfärbtes Abwasser aus. Durch
Anionenüberführung wurde das Abwasser von Zelle zu Zelle saurer, so daß sich relativ niedrige
Zellspannungen von durchschnittlich 4,6 V ergaben.
Claims (11)
1. Verfahren zum elektrochemischen Abbau von organischen Schadstoffen in Prozeßlösungen
und Abwässern, gekennzeichnet dadurch, daß die schadstoffhaltigen Lösungen in vorzugsweise
durch Ionenaustauschermembranen geteilten Gas-Lift-Zellen bei anodischen Stromdichten von
1 bis 10 kA/m² und Temperaturen von 20 bis 90°C elektrolysiert werden, wobei die sich
anodisch entwickelnden Gase, zur Zirkulation zwischen den Anodenräumen und den äußeren
Rückströmkanälen genutzt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß Anoden aus Platin oder Verbund
anoden aus Platin mit Tantal bzw. Titan verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß mit Edelmetallen oder Edelmetall
oxiden oder Mischoxiden aus Metalloxiden der Platingruppe und Metalloxiden der IV. bis VI.
Nebengruppe beschichtete Anoden aus Niob, Tantal oder Titan verwendet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet dadurch, daß Blei/Bleidioxid-Anoden oder mit
Bleidioxid oder dotiertem Zinndioxid beschichtete Anoden verwendet werden.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, gekennzeichnet dadurch, daß Gas-Lift-Zellen mit 1 bis
2,5 m hohen, in parallel durchströmte Kanäle unterteilten Anodenräumen verwendet werden.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, gekennzeichnet dadurch, daß die Rückströmkanäle als
Reaktoren ausgebildet werden.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, gekennzeichnet dadurch, daß den schadstoffhaltigen
wäßrigen Lösungen Karbonat oder Bikarbonat zugesetzt wird.
8. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 7, gekennzeichnet dadurch, daß mehrere der aus Ano
denräumen und Rückströmkanälen bestehende Umlaufsysteme nacheinander im Sinne einer
Reaktorkaskade vom Anolyten durchströmt werden.
9. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 8, gekennzeichnet dadurch, daß die schadstoffhaltigen
Lösungen zusätzlich auch in den Kathodenräumen elektrolysiert werden.
10. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 9, gekennzeichnet dadurch, daß die anodisch abzu
bauenden Schadstoffe elektrochemisch aus den Katholytlösungen durch die Ionenaustauscher
membranen in den Anodenraum überführt werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944438110 DE4438110A1 (de) | 1994-10-26 | 1994-10-26 | Verfahren zum anodischen, oxidativen Abbau von organischen Schadstoffen in Prozeßlösungen und Abwässern |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19944438110 DE4438110A1 (de) | 1994-10-26 | 1994-10-26 | Verfahren zum anodischen, oxidativen Abbau von organischen Schadstoffen in Prozeßlösungen und Abwässern |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4438110A1 true DE4438110A1 (de) | 1996-05-02 |
Family
ID=6531653
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19944438110 Ceased DE4438110A1 (de) | 1994-10-26 | 1994-10-26 | Verfahren zum anodischen, oxidativen Abbau von organischen Schadstoffen in Prozeßlösungen und Abwässern |
Country Status (1)
Country | Link |
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