DE4427843C1 - Tiefschachtreaktor - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft einen Tiefschachtreaktor gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1, zur Naßoxidation von Klärschlämmen.
Ein solcher Reaktor ist beispielsweise in der EP 0 282 276 A1 und in
der Firmenschrift der Mannesmann Anlagenbau AG "VerTech, ein neues,
umweltverträgliches und wirtschaftliches Verfahren zur
Klärschlammaufbereitung", 1994 beschrieben. Er wird durch ein Bohrloch
in die Erde eingelassen und erreicht eine Tiefe von mindestens mehreren
hundert Metern. Für die Naßoxidation von Klärschlämmen sind Tiefen im
Bereich von etwa 1000 bis 1500 m, insbesondere 1200 bis 1300 m üblich.
Durch diese große Tiefe entsteht infolge des hydrostatischen Drucks der
Flüssigkeitssäule in der am unteren Ende des Reaktors sich einstellenden
Reaktionszone ein sehr hoher Druck für die durchzuführende Reaktion
(z. B. Oxidation),der den Ablauf dieser Reaktion bei vergleichsweise
niedrigen Temperaturen (z. B. 280°C) ermöglicht. Das hat beispielsweise
bei der Naßoxidation von Klärschlämmen und sonstigen organischen
Abfallstoffen den großen Vorteil, daß Schadstoffe, die bei üblicher
atmosphärischer Verbrennung mit offener Flamme vielfach entstehen (z. B.
Stickoxide, Dioxine), gar nicht erst gebildet werden.
Der bekannte Tiefschachtreaktor weist ein zentrales, an eine
Zuführleitung für das zu behandelnde Medium angeschlossenes Abstromrohr
auf, das vertikal bis zu einer Tiefe von ca. 1200 m nach unten führt.
Das unten offene Abstromrohr ist koaxial von einem unten dicht
verschlossenen Aufstromrohr umgeben, das oberirdisch an eine
Abzugsleitung für das behandelte Medium angeschlossen ist. Das
Abstromrohr endet relativ dicht über dem Boden des Aufstromrohrs, so daß
das Innere des Abstromrohrs mit dem dieses ringförmig umgebenden freien
Innenraum des Aufstromrohrs strömungstechnisch verbunden ist. Die
Naßoxidation findet in der Reaktionszone statt, die im Ab- und
Aufstromrohr bei einer Tiefe von etwa 850-900 m beginnt und sich bis
zum unteren Ende des Reaktors erstreckt. Der zur Oxidation benötigte
Sauerstoff wird z. B. in Form von Luft, vorzugsweise aber in Form von
reinem Sauerstoff über eine rohrförmige Lanze, die über eine längere
Strecke in das Abstromrohr hineinragt, eingetragen und von dem
Flüssigkeitsstrom bzw. Dispersionsstrom (Klärschlamm) mit fortgerissen.
Die bei der exothermen Reaktion (Naßoxidation) über eine Strecke von
z. B. 2 × 300 m (über eine Tiefe von 900-1200 m und wieder zurück bis
900 m) dient teilweise zur Vorwärmung des frisch zugeführten zu
behandelnden Mediums, während ein anderer Teil als Überschußwärme
abgeführt werden muß. Hierzu ist ein Kühlmantelrohr vorgesehen, das das
Aufstromrohr außen praktisch über die gesamte Länge vollständig
umschließt. Das Kühlmantelrohr ist oben an eine Kühlmittelzuleitung
(vorzugsweise Kühlwasserleitung) angeschlossen und ist an seinem unteren
Ende mit einer separaten Kühlmittelrückleitung verbunden, die parallel
zum Kühlmantelrohr wieder nach oben führt. Die Kühlmittelrückleitung ist
thermisch isoliert, so daß das heiße Kühlmittel oberirdisch für
Heizzwecke weiterverwertet werden kann. Zum Anfahren des Reaktors wird
in umgekehrter Richtung ein Heizmedium zur Vorwärmung des zu
behandelnden Mediums auf Reaktionstemperatur durch diese isolierte
Kühlmittelrückleitung gepumpt. Der in dieser Weise ausgebildete
Tiefschachtreaktor wird üblicherweise in ein mit Futterrohren
ausgekleidetes entsprechend dimensioniertes Bohrloch abgesenkt. Der
verbleibende Hohlraum innerhalb der Futterrohre wird mit Beton
ausgegossen.
Bei einem solchen Reaktor wirken sich wegen der großen Tiefe
Temperaturänderungen während des Betriebs und insbesondere bei An- und
Abfahrvorgängen in thermischen Längenänderungen in einer Größenordnung
von mehreren Metern aus. Aus diesem Grunde weisen die
ineinandergeführten Rohre am unteren Ende des Reaktors einen
entsprechenden Sicherheitsabstand in Längsrichtung voneinander auf. Dies
gilt auch für das Abstromrohr, dessen freie Austrittsöffnung im
Montagezustand bei Raumtemperatur mehrere Meter über dem Boden des
koaxialen Aufstromrohrs liegt. Auch während des stationären Betriebs
liegt ein ähnlicher Abstand vor. Dies führt dazu, daß sich in der Nähe
des Bodens im Aufstromrohr eine strömungstechnische Totzone ausbildet,
weil das aus dem Abstromrohr austretende zu behandelnde Medium auf
kurzem Wege in den ringförmigen Strömungsspalt des Aufstromrohrs
einfließt. Bei der Naßoxidation von Klärschlämmen führt dies zu
Sedimentationsvorgängen, d. h. zu Ablagerungen anorganischer Feststoffe
(z. B. mitgeführter Sand) auf dem Boden des Aufstromrohrs. Derartige
Ablagerungen können sich störend auf die Reinigung einer solchen Anlage
auswirken, die üblicherweise in regelmäßigen Abständen durch Spülung
etwa mit Salpetersäure erfolgt, um gebildete Ablagerungen auf den
Reaktorrohren zu entfernen.
Aufgabe der Erfindung ist es, einen gattungsgemäßen Tiefschachtreaktor
so zu verbessern, daß die Bildung von Schlammablagerungen im
Bodenbereich des Aufstromrohrs vermieden wird.
Gelöst wird diese Aufgabe bei einem gattungsgemäßen Tiefschachtreaktor
erfindungsgemäß mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs 1.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen 2
bis 6 angegeben.
Die Erfindung sieht vor, die effektive Länge des Abstromrohrs unabhängig
von thermischen Längendehnungen zur Länge des Aufstromrohrs dadurch
einstellbar zu halten, daß sein Ende als teleskopierbares Rohrstück
ausgebildet wird. Durch mindestens einen Abstandshalter wird das Ende
des Teleskoprohres auf einem konstanten Mindestabstand vom Boden des
Aufstromrohres gehalten.
Zweckmäßigerweise sollte die Länge des teleskopierbaren Rohrstücks
größer sein als die zu erwartende maximale Differenz der thermischen
Dehnungen von Ab- und Aufstromrohr. Es empfiehlt sich, das Teleskoprohr
mindestens doppelt so lang zu machen, um eine gute Führung der sich
zueinander verschiebenden Rohrstücke zu gewährleisten. Die Länge des
teleskopierbaren Endstücks des Abstromrohrs beträgt für die Naßoxidation
von Klärschlämmen vorteilhaft 0,5-1,5%, insbesondere etwa 0,8% der
Gesamttiefe des Reaktors, die bei mindestens 1000 m, insbesondere bei
1200-1300 m liegt. Somit stellt ein Teleskoprohr von etwa 10 m Länge
für einen Reaktor von 1250 m Tiefe eine zweckmäßige Ausführungsform dar.
Zur Verbesserung der Gleitfähigkeit können die Gleitflächen des
Teleskoprohrs mit einer geeigneten Gleitbeschichtung (z. B. aus PTFE)
versehen werden. Es kann auch zweckmäßig sein, die Gleitfähigkeit im
Sinne einer durch das zu behandelnde Medium bewirkten
Flüssigkeitsschmierung zu verbessern, indem die Durchmesserdifferenz der
ineinander verschieblichen Teile des Teleskoprohrs ausreichend groß
bemessen wird, so daß ein Teil des Mediums durch den Ringraum im
Überlappungsbereich der teleskopierbaren Rohrabschnitte fließt. Zur
besseren Zentrierung des Teleskoprohrs können in dem Ringraum an dem
Außenmantel des Teleskoprohrs oder am Innenmantel des Aufstromrohrs
entsprechende Distanznocken vorgesehen sein. Als Abstandshalter werden
zweckmäßig Nocken verwendet, die auf der Innenseite des Aufstromrohrs im
geforderten Mindestabstand von dessen Boden oder als Distanzbolzen mit
entsprechender Länge an der unteren Stirnseite des Teleskoprohrs
angebracht sind.
Anhand der einzigen Figur, die den unteren Teil eines
Tiefschachtreaktors in einem schematischen Längsschnitt zeigt, wird die
Erfindung nachfolgend näher erläutert.
Der in den Erdboden eingelassene Reaktor weist ein Abstromrohr 1 auf,
dessen unterer Teil mit einem teleskopierbaren Endstück 1a versehen ist.
Das Abstromrohr 1 ist mit Abstand von einem koaxial angeordneten
Aufstromrohr 2 umgeben, das unten durch einen Boden 5 dicht verschlossen
ist. Das Aufstromrohr 2 seinerseits ist ebenfalls mit Abstand von einem
Kühlmantelrohr 3 umgeben, das auch unten verschlossen ist. Das
Kühlmittel kann von oben nach unten durch den zwischen dem Aufstromrohr
2 und dem Kühlmantelrohr 3 gebildeten Ringraum 6 strömen und tritt durch
eine separate, nicht dargestellte, unten an das Kühlmantelrohr 3
angeschlossene Kühlmittelrückleitung nach oben wieder aus. Das
teleskopierbare Endstück 1a des Abstromrohrs 1 ruht auf mehreren,
beispielsweise auf drei Distanzbolzen 4, die an die untere Stirnseite
des Teleskoprohrs 1a angeschweißt sind. In dieser Hinsicht sind auch andere
Lösungen denkbar. So könnten beispielsweise an der Innenseite des
Aufstromrohrs 2 Nocken angeschweißt sein, auf denen das Teleskoprohr 1a
ruht. Auf diese Weise wird das Teleskoprohr 1a auf einem fest
vorgegebenen Abstand vom Boden 5 gehalten. Das zu behandelnde Medium
strömt von oben durch das Abstromrohr 1 nach unten und tritt an den
Distanzbolzen 4 vorbei in den Ringraum 6 des Aufstromrohrs 2 ein, um
wieder nach oben an die Erdoberfläche zu fließen. Der dargestellte
untere Teil des Reaktors gehört zur Reaktionszone des Reaktors und
erwärmt sich beim Betrieb z. B. auf eine Temperatur von 280°C. Da das
Aufstromrohr 2 sich infolge der Kühlwirkung der Kühlflüssigkeit weniger
stark erwärmt als das Abstromrohr 1, das sowohl auf der Innen- als auch
auf der Außenseite vom heißen Reaktionsmedium umgeben ist, stellt sich
die thermische Längendehnung in den beiden Rohren 1, 2 auf
unterschiedliche Werte ein, d. h., das Abstromrohr 1 lenkt sich stärker.
Da das untere Teilstück 1a als Teleskoprohr ausgebildet ist, kann sich
der zusammenhängende Rohrstrang des Abstromrohrs 1 problemlos über das
Endstück 1a schieben, dessen untere Stirnseite stets den gleichen
Abstand vom Boden 5 hält. Aus diesem Grunde besteht im Bereich des
Bodens 5 ständig die gleiche starke Strömung ohne Totzonen, so daß sich
bei der Verarbeitung von Klärschlämmen
keine Sedimente bilden können. Dadurch, daß der
Außendurchmesser des Endstücks 1a deutlich kleiner gewählt wurde als der
Innendurchmesser des Abstromrohrs 1, bildet sich zwischen beiden
Rohrleitungsteilen ein Ringspalt aus, durch den ein Teil des nach unten
fließenden Mediums strömen kann, so daß auf diese Weise eine
Flüssigkeitsschmierung bewirkt wird, die durch das Eigengewicht ein
sicheres Gleiten des teleskopierbaren Endstücks 1a im Abstromrohr 1
gewährleistet. Zur besseren Zentrierung des Teleskoprohrstücks 1a im
Abstromrohr 1 sind am Außenmantel des Teleskoprohrstücks 1a
entsprechende Distanznocken 7 angebracht. Im übrigen wird auch durch den
halbkugelförmig ausgebildeten Boden 5, auf dem sich die Distanzbolzen 4
abstützen, eine gewisse Zentrierwirkung erzielt.
Claims (6)
1. Tiefschachtreaktor zur Durchführung der Naßoxidation von
Klärschlammen mit einem zentralen, unten offenen Abstromrohr
(1), das oben an eine Zuführleitung für das zu behandelnde
Medium angeschlossen ist, und einem das Abstromrohr (1) mit
Abstand umgebenden Aufstromrohr (2), das oben an eine
Abzugsleitung für das behandelte Medium angeschlossen ist,
wobei das Aufstromrohr (2) unten durch einen Boden (5) dicht
verschlossen ist und das Abstromrohr (1) mit Abstand über dem
Boden (5) endet, und mit einem das Aufstromrohr (2) außen mit
Abstand umgebenden Kühlmantelrohr (3),
dadurch gekennzeichnet,
daß das untere Ende des Abstromrohres (1) ein teleskopierbares
Endstück (1a) aufweist und daß mindestens ein Abstandshalter
(4) vorgesehen ist, der das untere Ende des teleskopierbaren
Endstücks (1a) auf einem Mindestabstand von Boden (5) hält.
2. Reaktor nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Länge des Endstücks (1a) mindestens etwa dem Doppelten
der Differenz der Längendehnung von Abstromrohr (1) und
Aufstromrohr (2), die im Reaktorbetrieb insbesondere infolge
unterschiedlicher thermischer Dehnungen maximal zu erwarten
ist, entspricht.
3. Reaktor nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der oder die Abstandshalter (4) als Nocken, die in einer
dem Mindestabstand vom Boden (5) entsprechenden Höhe an der
Innenseite des Aufstromrohres (2) angebracht sind, oder als
Distanzbolzen ausgebildet sind, die an die Stirnseite des
teleskopierbaren Entstücks (1a) angeschweißt sind.
4. Reaktor nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Abstromrohr (1) im teleskopierbaren Bereich eine
Gleitbeschichtung aufweist.
5. Reaktor nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Durchmesserdifferenz zwischen dem Abstromrohr (1) und
dem teleskopierbaren Endstück (1a) ausreichend groß
dimensioniert ist, daß sich im Betrieb im Überlappungsbereich
des Abstromrohres (1) und des Endstücks (1a) eine
Flüssigkeitsschmierung durch das zu behandelnde Medium ausbilden
kann und daß das teleskopierbare Endstück (1a) durch
Distanznocken zentriert ist.
6. Reaktor nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Reaktortiefe mindestens 1000 m beträgt.
Priority Applications (2)
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- 1994-07-28 DE DE19944427843 patent/DE4427843C1/de not_active Expired - Fee Related
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