DE4425384C1 - Verfahren zur stoßinduzierten Fragmentierung von Ionen in Ionenfallen - Google Patents
Verfahren zur stoßinduzierten Fragmentierung von Ionen in IonenfallenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Ein
derartiges Verfahren ist aus der EP 0 580986 A1 bekannt.
Für die Analyse der Struktur von Ionen, für die eindeutige Identifizierung von Sub
stanzen oder auch für die Untersuchung komplexer Substanzgemische werden sehr
häufig sogenannte "Tochterspektren" aufgenommen. Tochterspektren sind Massen
spektren der willkürlich erzeugten geladenen Bruchstücke von ausgewählten Ionen
aus dem Primärspektrum der Substanz oder des Substanzgemischs. Die Auswahl
der Ionen bezieht sich auf deren Masse, genauer, auf deren Nominalmasse, also ei
ner Massenzahl, die nur die Anzahl der Protonen und Neutronen im Molekül be
rücksichtigt, und nicht als Summe der präzisen Isotopenmassen gebildet wird.
Es werden somit für das Tochterspektrum Ionen ausgewählt, die alle dieselbe No
minalmasse besitzen. Diese Ionen werden fortan Mutterionen genannt (in eng
lischsprachiger Literatur: "parent ions"). Es ist im Folgenden ohne Belang, ob diese
Mutterionen alle von gleicher Art, also von gleicher Bruttoformel und gleicher Io
nenstruktur, sind oder nicht.
Die Mutterionen werden dazu in der Ionenfalle üblicherweise zunächst isoliert.
Darunter versteht man, die Ionen dieser Nominalmasse gespeichert zu halten, und
alle anderen Ionensorten durch besondere Maßnahmen aus der Ionenfalle zu entfer
nen. Dieser Schritt der Isolierung ist nicht immer unbedingt notwendig, beispiels
weise dann nicht, wenn sich keine Ionen kleinerer Massen in der Falle befinden.
Sodann werden die interessierenden Mutterionen durch Zufuhr von genügend
Energie in das Schwingungssystems des Moleküls hinein in teils geladene und teils
ungeladene Bruchstücke zerlegt. Dieser Prozeß wird Fragmentierung, genauer Stoß
fragmentierung genannt (in der englischsprachigen Literatur: "CID = collisionally
induced decomposition"). Die geladenen Bruchstücke bilden die sogenannten Toch
terionen (engl.: "daughter ions"). Schließlich werden Häufigkeiten und Massen der
geladenen Bruchstückionen durch Messung bestimmt. Diese Wertepaare, Häufigkei
ten und Massen der Bruchstückionen, bilden dann das Tochterionenspektrum, aus
dem wiederum Informationen über Ionenstruktur, Identität oder Mischung der
Mutterionen gewonnen werden können.
Strukturbestimmungen können für vielerlei Untersuchungen von Interesse sein:
stöchiometrische Bestimmung der Bruttoformel der Ausgangssubstanz; Zusammen
setzung eines Moleküls aus funktionalen Untergruppen; insbesondere die Sequenz
analyse von Peptiden, Proteinen, Proteoglykanen oder Nukleotiden; und nicht zu
letzt die Faltungsstruktur von großen Biomolekülen.
Fragmentierung eines Ions findet statt, wenn dem Ion genügend sogenannte "innere
Energie" zugeführt wird, also Energie, die in das Schwingungssystems des Moleküls
hineingepumpt wird.
Die Stoßfragmentierung der Mutterionen wird dadurch eingeleitet, daß die säkulare
Oszillation der Ionen im Speicherfeld durch eine über die Endkappen angelegte
hochfrequente Spannung resonant angeregt wird. Die Ionen nehmen dann in dem
Dipolfeld Energie auf und vergrößern dabei kontinuierlich ihre Schwingungsampli
tude. Da sich in der Ionenfalle üblicherweise bereits ein Stoßgas für die Dämpfung
der Ionenbewegung befindet, finden dabei viele Stöße mit dem Stoßgas statt. Das
Stoßgas wird normalerweise so dosiert, daß bei jeder fünften bis zwanzigsten
Schwingung ein Stoß stattfindet.
Bei richtigen Dosierungen von Stoßgasdruck und Spannung wird dabei die Schwin
gungsamplitude durch die zahlreichen Stöße mit dem Stoßgas in geeigneter Weise
gerade so gedämpft, daß die Ionen bei ihrer Schwingung nicht an die Endkappen
stoßen.
Durch die Stöße nehmen die Mutterionen fortlaufend, aber diskontinuierlich diskre
te Portionen von Energie auf, die in den inneren Schwingungszuständen des Ions
gespeichert werden. Bei Überschreiten eines Schwellenwertes für die innere Energie
kann dann Fragmentierung eintreten. Die Ionen können daher zerbrechen, obwohl
der einzelne Stoß der relativ langsam schwingenden Ionen mit einem leichten Stoß
gasmolekül keine so große Energiemenge übertragen kann, wie sie für einen Bruch
benötigt wird.
Andererseits können die Portionen der Energieaufnahme nicht beliebig klein sein.
Wegen der Quantenstruktur der Energieniveaus des Schwingungssystems können
immer nur diskrete, endlich große Mengen an Energie aufgenommen werden. Es
existiert daher auch ein Schwellenwert für die Energieaufnahme. Alle sehr sachten
Stöße, deren Energieübertrag nicht für eine Änderung des Quantenniveaus ausrei
chen würde, verhalten sich wie vollelastische Stöße, die ohne jede Energieübertra
gung in das Innere des Moleküls ablaufen. Nur durch die Existenz dieses unteren
Schwellenwertes ist es möglich, Molekülionen praktisch beliebig lange ohne Zerfall
in einer Ionenfalle zu speichern, obwohl sich in ihr ein Stoßgas befindet, das wegen
der üblichen Beheizung der Ionenfalle eine Temperatur besitzt, die sich zwischen
Raumtemperatur und etwa 250°C befindet.
Als Massenspektrometer verwendete Ionenfallen sind häufig nichtlinear, um für die
Ionenejektion während der Spektrennahme gute Auflösungsvermögen zu erzielen,
(vgl. US-PS 5 170 054). Es werden dabei dem reinen Quadrupolfeld höhere gerade
Multipolfelder (Oktopolfeld, Dodekapolfeld, usw.) überlagert. Die Überlagerung
wird in sehr einfacher Weise durch eine Formgebung der Elektrodenstruktur er
zeugt, die von der einer reinen Quadrupol-Ionenfalle abweicht. Die Überlagerung
mit höheren Multipolfeldern wird dabei so vorgenommen, daß das Feld längs der
Achse der rotationssymmetrischen Ionenfalle vom Zentrum nach außen zu den End
kappen hin nicht einfach linear, wie bei einem reinen Quadrupolfeld, sondern über
proportional ansteigt. Ein Oktopolfeld liefert dabei eine kubisch ansteigende Feld
komponente, ein Dodekapolfeld eine Komponente, die mit der fünften Potenz nach
außen anwächst.
Der Prozeß der Fragmentierung ist aber dadurch erschwert. Vergrößert ein Ion sei
ne Schwingungsamplitude durch Resonanz mit dem Dipolfeld, so erfährt das Ion
jetzt im Wechselfeld eine rücktreibende Kraft, die nicht mehr proportional zum Ab
stand vom Zentrum wächst. Wir haben daher keine rein harmonische Schwingung
mehr, die bekanntlich durch eine Frequenz ausgezeichnet ist, die unabhängig von
der Schwingungsamplitude immer gleich ist. Die nach außen zu verstärkt rücktrei
bende Kraft durch die überlagerten Multipolfelder bewirkt eine Änderung der
Schwingungsfrequenz mit der Amplitude. Die Schwingung wird schneller mit grö
ßeren Amplituden.
Bei einer Ionenfalle mit etwa 1 bis 4% Oktopolfeld, gemessen als Feldbeitrag des
Oktopolfeldes am Scheitel der Endkappen gegenüber der Feldstärke des Quadrupol
feldes, ist die Frequenzverschiebung sehr deutlich. Die Frequenzverschiebung macht
auf der Massenskala ebenfalls mehrere Prozent, also für eine Ionensorte von 100 bis
200 atomaren Masseneinheiten mehrere Masseneinheiten aus, d. h., die Frequenz ei
nes weit bis an die Endkappen schwingenden Ions entspricht der Frequenz eines
wenig schwingenden Ions mit einer Masse, die um mehrere Masseneinheiten von
der des weit ausschwingenden Ions verschieden ist. Auf der Frequenzskala, die grob
angenähert umgekehrt proportional zur Masse ist, macht die Verschiebung ebenfalls
einige Prozent aus.
Das zu fragmentierende Ion fällt daher bei Vergrößerung seiner Schwingungsampli
tude aus der Resonanz mit der angelegten hochfrequenten Dipolspannung, eine wei
tere Anregung seiner Schwingung ist nicht mehr möglich. Der Fragmentierungs
prozeß ist daher sehr schwierig.
Diese Schwierigkeit, die Mutterionen in Resonanz mit der Anregung zu halten, wird
in EP 0580986 A1 dadurch umgangen, daß die Speicherspannung, die ja die säkula
re Schwingungsfrequenz der Mutterionen bestimmt, mit einer langsamen Amplitu
denmodulation belegt wird. Dadurch wird auch die säkulare Schwingungsfrequenz
moduliert. Die Schwingungsfrequenz wird dadurch periodisch mit einer festen An
regungsfrequenz in Übereinstimmung gebracht, wodurch im Zeitdurchschnitt eine
ständige Anregung erfolgt. - Auch wird in dieser Schrift die Anregung durch ein
Breitbandsignal zitiert. Beide Methoden geben jedoch keine Lehre, wie die Ionen bei
der Zufuhr von Schwingungsenergie davon abgehalten werden können, die Endkap
pen zu berühren, zu entladen, und somit aus dem Prozeß zu verschwinden.
Es ist Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zu finden, mit dem die säkularen Oszil
lationen der Mutterionen so angeregt werden können, daß sie - möglichst unabhän
gig vom Druck des Stoßgases - für eine Stoßfragmentierung optimal weit schwingen,
andererseits aber nicht an die Endkappen anstoßen und damit aus dem Prozeß aus
scheiden können.
Diese Aufgabe wird mit den im Anspruch 1 ausgeführten Maßnahmen gelöst.
Die Erfindung geht davon aus, die säkularen Schwingungen der Mutterionen durch
ein quasikontinuierliches Gemisch von Frequenzen resonant so anzuregen, daß die
Ionen unabhängig von ihrer Schwingungsamplitude immer eine Resonanz ihrer Sä
kularschwingung durch eine Komponente des Gemisches erfahren. Es ist nun der
Grundgedanke der Erfindung, das Frequenzgemisch so an einer Frequenzgrenze
enden zu lassen, daß genügend weit schwingende Ionen keine weitere Resonanz
mehr erfahren. Die Frequenzgrenze ist also so zu wählen, daß sie die Säkularfre
quenz bei einer Schwingungsamplitude bildet, die einerseits für die Fragmentierung
genügend groß ist und die andererseits das Ion noch nicht an die Endkappen der Io
nenfalle anstoßen läßt. Das Ion fällt also gezielt aus der Resonanz, wenn seine
Schwingungsamplitude für die Energieaufnahme durch Stöße genügend groß ge
worden ist, und erlebt sofort wieder - selbstregelnd - eine Resonanz, wenn seine
Schwingungsamplitude, und damit seine Schwingungsfrequenz, durch Stöße wieder
kleiner geworden ist.
Etwas präziser muß das Amplitudenprofil des Frequenzgemisches um eine halbe
Breite des Resonanzprofils vor der oben angegebenen Frequenzgrenze enden. Da je
doch die Resonanzkurve von geringer Breite ist, verglichen mit den hier betrachteten
Frequenzvariationen, ist diese Korrektur nicht erheblich.
Dabei kann das Amplitudenprofil des Gemisches verschieden ausgestaltet werden.
Es kann zur Vermeidung von Überschwingprozessen günstig sein, das Frequenz
gemisch so auszugestalten, daß die Frequenzkomponenten, die einer vergrößerten
Schwingungsamplitude entsprechen, eine kleinere Spannung haben und damit auch
geringer anregen.
Das dipolar oder auch quadrupolar angelegte Frequenzgemisch kann also ein Span
nungsprofil haben, das für die säkulare Grundschwingung bei sehr kleinen Ampli
tuden eine große Spannung mit starker Beschleunigung der Ionen aufweist, jedoch
zu größeren Frequenzen hin, die bei vergrößerten Amplituden angenommen wer
den, zu kleineren Spannungswerten abfällt. Die Dipol- oder Quadrupolspannung
muß bei derjenigen Frequenz, die einer maximal gewünschten Schwingungs
amplitude entspricht, zu Null werden, so daß die Ionen nicht über diese maximale
Amplitude hinaus beschleunigt werden können. Das Amplitudenprofil kann dabei
eine abfallende Gerade sein. Vorteilhaft hat das Amplitudenprofil die Form einer
liegenden Parabel, wobei der Scheitelpunkt bei der gewählten Frequenzgrenze liegt.
Bei genauerer Betrachtung des Verhaltens eines Ions in diesem Frequenzgemisch
stellt man fest, daß das Ion nicht eine einfache Sinusschwingung mit sich stetig ver
größernder Amplitude ausführen kann. Die Phasenbeziehungen im Frequenz
gemisch, die ja einer ständigen Veränderung unterliegen, verhindern das. Durch die
sich ständig verändernden Phasenbeziehungen wird das Ion im Wechsel zwischen
Beschleunigungen und Abbremsungen Oszillationen in einer komplizierten und un
regelmäßigen Schwebungsform ausführen. Diese Bewegung interessieren hier nicht
im Detail. Die Maxima dieser Schwebungsbewegungen können jedenfalls nicht so
groß werden, daß die Ionen an die Endkappen anstoßen. Sobald das Ion - etwa in
einem Schwebungsbauch - mit seiner gewünschten Maximalamplitude schwingt,
befindet es sich automatisch mit seiner Säkularfrequenz am Rande des Frequenz
gemisches und wird nicht weiter beschleunigt. Im Grenzfall dieser ungestörten Os
zillation an der Frequenzgrenze des Gemisches wird dann eine relativ saubere Si
nusschwingung eintreten, bis die Oszillation durch einen bremsenden Stoß wieder
gestört wird. Das Stoßgas hat meist einen solchen Druck, daß im statistischen Mittel
etwa alle zehn Oszillationen ein Stoß stattfindet.
Diese Art der Anregung der säkularen Ionenschwingungen für die Fragmentierung
bietet eine Reihe weiterer Vorteile. Sie kann, vor allem durch eine stetig abfallende
Amplituderfunktion, so ausgestaltet werden, daß sie weitgehend von der Stoßzahl,
und damit von der "Gasreibung", im Stoßgas unabhängig wird. Damit spielen insbe
sondere der Druck des Stoßgases und der Stoßquerschnitt der verschiedenartigen
Mutterionen keine bestimmende Rolle mehr.
Das Amplitudenprofil kann für alle Mutterionen der gleichen Nominalmasse gleich
gehalten werden, da alle Ionen die gleiche Veränderung der Frequenz mit der
Amplitude erleiden. Sind Mutterionen verschiedener Art mit leicht unterschiedli
chen Massen bei der gleichen Nominalmasse vorhanden, so sind ihre Massen höch
stens um einige Zehntel Masseneinheiten verschieden, was für die Energieaufnahme
während der Fragmentierung keine Rolle spielt.
Insbesondere kann auch die Höhe des Amplitudenprofils für Mutterionen der glei
chen Masse immer gleich gehalten werden, da ihre optimale Größe nicht mehr durch
die individuellen Stoßquerschnitte und den Druck des Stoßgases bestimmt wird.
Dadurch werden die bisher variierten drei Fragmentierungsparameter, nämlich
Fragmentierungszeit, Dipolspannung (Feldamplitude) und Dipolfrequenz, auf nur
noch zwei Parameter reduziert: Zeit und Frequenz.
Die Fragmentierungszeit wurde meist schon bisher konstant gehalten. Ihre Variation
hat bei optimalen Fragmentierungsverhältnissen eine nur untergeordnete Rolle ge
spielt. Die Fragmentierung folgt - nach einer gewissen Pumpzeit - im wesentlichen
den Gesetzen eines exponentiellen Zerfalls. Ist die Hauptmenge der Mutterionen
fragmentiert, so ergibt eine Verlängerung der Fragmentierung keinen wesentlichen
Gewinn mehr. Die Fragmentierungszeiten betragen allgemein etwa 20 bis 50 Milli
sekunden, die Fragmentierung dauert also einige Tausend Säkularschwingungen,
wobei einige Hundert Stöße stattfinden.
Die Einstellung der Frequenz, bisher der kritischste einzustellende Parameter, wird
mit der neuen Methode ganz wesentlich entschärft. Sie braucht wegen der Form der
Amplitudenabhängigkeit von der Frequenz, gemessen auf der Massenskala, nur auf
etwa einige Zehntel Masseneinheiten genau eingestellt werden, um ein Anstoßen der
Ionen an die Endkappen zu vermeiden. Es genügt daher, nur die Nominalmasse der
Ionen zu kennen, nicht die genaue, aus den Isotopenmassen berechnete präzise Io
nenmasse.
Auch die Frequenz kann konstant gehalten werden, indem man die Mutterionen
immer an der gleichen Stelle im Stabilitätsdiagramm fragmentiert. Es ist allerdings
dann die Masse der Mutterionen durch die Einstellung der Speicherspannungs
amplitude an diese Stelle des Stabilitätsdiagramms zu bringen. Die Einstellung der
Speicherspannungsamplitude kann aber sehr einfach über die normale Massenkali
brierung erfolgen, die für jede Ionenfalle vorgenommen werden muß.
Damit wird erstmals eine automatisch ablaufende Fragmentierung unbekannter Io
nensorten auf der Basis ihrer Nominalmassen unabhängig von den Individual
eigenschaften der Ionensorte möglich. Die Automatisierung scheiterte bisher immer
am Zwang zu einer individuell für jede Ionensorte vorzunehmenden Optimierung
der Einstellparameter.
Die Erfindung wird nun anhand der Figuren näher erläutert.
Bild 1 zeigt ein Prinzipbild der digitalen Gemischerzeugung. Die digitale Gemisch
erzeugung ist häufig in Ionenfallen für den MS/MS-Betrieb enthalten, da sie vorteil
haft auch für die Isolierung der Ionen verwendet werden kann.
Bild 2 zeigt die Abhängigkeit der Säkularfrequenz von der Schwingungsamplitude
der Ionen in einer nichtlinearen Ionenfalle. Die Veränderung erstreckt sich von einer
Grundfrequenz von 100 kHz für kleine Schwingungsamplituden bis zu etwa 105
kHz bei einer Schwingungsweite, bei der die Ionen an die Endkappen der Ionenfalle
anstoßen.
In das Diagramm ist über derselben Frequenzachse ein Amplitudenprofil eines Fre
quenzgemisches eingezeichnet, das zur Fragmentierung benutzt werden kann. Es
fällt von einer maximalen Amplitude, die für eine gute resonante Anregung der Io
nen in ihrer Grundschwingung bei kleinen Amplituden dient, zu einer Frequenz
grenze des Gemisches hin auf Null ab. Die Frequenzgrenze ist so gewählt, daß sie
kleiner ist, als die Schwingungsfrequenz der Ionen bei ihrer maximal möglichen
Schwingungsamplitude zwischen den Endkappen. Die Ionen können daher von dem
Frequenzgemisch nicht bis an die Endkappen heran beschleunigt werden. Nicht be
rücksichtigt ist hier die Breite des Resonanzprofils, die nur etwa 0,2 kHz beträgt und
daher keine tragende Rolle spielt.
Eine besonders günstige Ausführungsform wird in einer digitalen Erzeugung des
Frequenzgemisches gesehen, zumal die Einrichtung der digitalen Frequenzgemisch
erzeugung häufig schon im Ionenfallenspektrometer für die Isolierung der Mutter
ionen vorhanden ist. Bild 1 gibt ein Prinzipschaltbild für die digitale Erzeugung des
Frequenzgemisches wieder.
Die Fragmentierung der Mutterionen findet zweckmäßigerweise immer an der glei
chen Stelle im Stabilitätsdiagramm statt, beispielsweise an einer Stelle, die der vier
fachen Masse am Rande des Stabilitätsdiagramms entspricht. Es können dann alle
Tochterionen, die größer sind als ein Viertel der Muttermasse, während der Frag
mentierung eingefangen werden.
Für verdampfbare Substanzen, deren Molekulargewichte im allgemeinen unter
300 atomaren Masseneinheiten liegen, ist die Wahrscheinlichkeit, daß damit alle
überhaupt gebildeten Tochterionen eingefangen werden, sehr groß. Kleinere Bruch
stücke bilden in der Regel sehr stabile Neutralteilchen, die aus energetischen Grün
den nur selten ionisiert sein werden.
Für sehr große Moleküle, beispielsweise Proteine, sind auch kleinere Bruchstücke
interessant. Hier wird es immer schwieriger zu fragmentieren, je weiter man von der
Stabilitätsgrenze entfernt ist, da hier der Potentialtopf, in dem die Teilchen oszillie
ren können, immer flacher wird. In einem flachen Potentialtopf können die Ionen
nur langsam schwingen, die Energieübertragung pro Stoß ist also sehr gering. Auch
hier erscheint eine daher solche Beschränkung auf einen festen Fragmentierungsort
im Stabilitätsdiagramm empfehlenswert.
Der Potentialtopf ist zwar an dieser Stelle bereits sehr flach, was die Fragmentierung
erschwert, aber noch nicht so flach, daß eine Fragmentierung nicht mehr möglich ist.
Die Wahl der Fragmentierungsstelle im Stabilitätsdiagramm wird immer ein Kom
promiß sein müssen.
Für eine Fragmentierung an der gewählten Stelle braucht die Datenfolge der Ampli
tudenwerte für die digitale Erzeugung des Frequenzgemisches nur ein einziges Mal
berechnet zu werden. Dieses Frequenzgemisch kann dann für alle Mutterionen un
abhängig von ihrer Masse verwendet werden. Wird die Fragmentierungszeit kon
stant gehalten, so ist die Einstellung der Amplitude für die Speicherhochfrequenz
der einzige Einstellparameter. Dieser wird über die Kalibrierfunktion der Mas
senskala eingestellt und bestimmt im Grunde die Masse am Rande des Stabilitäts
diagramms, und damit auch die Stelle der Elternmasse im Stabilitätsdiagramm.
Die Berechnung der Datenfolge für die Erzeugung des Frequenzgemisches kann
durch eine rechnerische Überlagerung diskreter Sinuskurven mit entsprechend ge
wählten Amplituden, Frequenzen und Phasen erfolgen. Der Frequenzabstand sollte
eine halbe Resonanzbreite nicht überschreiten. Die Phasen des Frequenzgemisches
sollten an einem festen Zeitpunkt, etwa beim Start der Fragmentierung, nicht alle
gleich sein, um unerwünschte Amplitudenspitzen der Überlagerung auszuschalten
(siehe US 4761 545).
Besonders günstig kann die Berechnung kann mit Hilfe von Fourier-Transforma
tionen vorgenommen werden. Dabei wird das Amplitudenprofil der Frequenzen im
Frequenzraum direkt in eine Datenfolge der Amplitudenwerte im Zeitraum über
führt.
Für eine übliche Ionenfalle mit etwa 2% Oktopolfeld und einer Speicherfrequenz
von 1 MHz hat ein Ion in der Nähe der oben beschriebenen Stelle im Stabilitäts
diagramm eine Säkularfrequenz von etwa 100 kHz. Für eine Fragmentierung an die
ser günstigen Stelle stellt man die Speicherhochfrequenzamplitude so ein, daß die
interessierenden Ionen genau bei 100 kHz schwingen, gemessen bei sehr kleiner
Schwingungsamplitude. Die Frequenzverschiebung bis zu einer Amplitude, die ge
rade noch nicht an die Endkappen stößt, beträgt für diesen Fall etwa 5 kHz. Das
Frequenzgemisch sollte also von etwa 99,5 bis 104,5 kHz reichen, mit einer Amplitu
denfunktion, die für ein Ion der Masse 100 µ von etwa 2 Volt bei 100 kHz parabel
förmig auf 0 Volt bei 104,5 kHz abfällt, wie in Bild 2 gezeigt.
Ist in der betreffenden Ionenfalle die Nachverstärkung des Frequenzgemischs unter
digitaler Ansteuerung möglich, wie häufig vorzufinden, so ist es besonders vorteil
haft, die Nachverstärkung proportional zur Masse der zu fragmentierenden Mutter
ionen einzustellen. Die Anregungsspannung bildet dann ein festes Verhältnis zur
Speicher-Hochspannung.
Wird zusätzlich zur dipolaren Anregung mit einem Frequenzgemisch auch noch ei
ne quadrupolare Anregung mit einem zweiten Frequenzgemisch verwendet, so kann
man die Amplitudenprofile günstig so aufeinander abstimmen, daß Nachbarionen
(beispielsweise ein Tochterion, das durch Abspaltung von Wasserstoff H₂ nur zwei
Massen unterhalb des Mutterions einzufangen ist) möglichst wenig gestört werden.
Das Dipolfeld sollte die Beschleunigung bei kleinen Schwingungsamplituden, das
Quadrupolfeld, das in der Nähe des Fallenzentrums überhaupt nicht wirkt, die bei
großen Amplituden übernehmen.
Claims (7)
1. Verfahren zur Stoßfragmentierung von Mutterionen einer ausgewählten
Nominalmasse in einer Quadrupol-Hochfequenz-Ionenfalle, wobei die Fragmentie
rung durch Energieaufnahme der durch Anregung schwingenden Mutterionen bei
Stößen mit den Molekülen eines Stoßgases in der Falle bewirkt wird und die
Schwingungsanregung resonant durch die Wechselfelder aus angelegten Hochfre
quenzspannungen erfolgt, wobei die angelegten Hochfrequenzspannungen für die
Schwingungsanregung der Mutterionen ein Gemisch aus Frequenzen eines endli
chen Frequenzbereichs bilden und der Frequenzbereich die säkulare Schwingungs
frequenz der Mutterionen bei sehr kleinen Schwingungsweiten umfaßt,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei einer Ionenfalle mit überlagerten Multipolfeldern der Frequenzbereich nur
bis zu einer oberen Grenzfrequenz reicht, die so gewählt wird, daß Mutterionen, die
mit dieser Frequenz schwingen, nicht an die Endkappen anstoßen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Frequenz
gemisch aus diskreten Hochfrequenzspannungen erzeugt wird, deren Resonanz
kurven für die zu fragmentierenden Mutterionen sich wesentlich überlappen.
3. Verfahren nach Anspruche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, das die
Amplituden im Frequenzbereich bis zur Grenzfrequenz kontinuierlich auf den Wert
Null abfallen.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß Amplituden linear
abfallen.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Amplituden
parabelförmig abfallen, wobei der Scheitel der nach unten geöffneten Parabel an der
Stelle der säkularen Schwingungsfrequenz der Mutterionen für kleine Amplituden
liegt.
6. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die abfallende
Amplitudenfunktion ein Zweig einer liegenden Parabel ist, deren Scheitel an der
Stelle der Grenzfrequenz liegt.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeich
net, daß die Maximalamplitude des Gemisches proportional zur Masse der zu frag
mentierenden Mutterionen eingestellt wird.
Priority Applications (3)
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DE4425384A DE4425384C1 (de) | 1994-07-19 | 1994-07-19 | Verfahren zur stoßinduzierten Fragmentierung von Ionen in Ionenfallen |
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Publications (1)
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DE4425384C1 true DE4425384C1 (de) | 1995-11-02 |
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Family Applications (1)
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DE4425384A Expired - Lifetime DE4425384C1 (de) | 1994-07-19 | 1994-07-19 | Verfahren zur stoßinduzierten Fragmentierung von Ionen in Ionenfallen |
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