DE4403666A1 - Untereinheiten von Glutamatrezeptoren, Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung - Google Patents
Untereinheiten von Glutamatrezeptoren, Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre VerwendungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Expression neuer Varianten ionotroper
Glutamatrezeptor-Untereinheiten in Eukaryontenzellen sowie Ver
fahren zum Auffinden funktioneller Liganden für entsprechende
Glutamatrezeptorkanäle.
Glutamat ist der wichtigste exzitatorische Neurotransmitter im
zentralen Nervensystem (TIPS 11, 1990, 126-132; Pharmacological
Reviews 40, 1989, 143-210; TIPS 13, 1992, 291-296) und ist in
zahlreiche pathophysiologische Vorgänge wie z. B. Epilepsie,
Schizophrenie, Ischämie involviert. Rezeptoren für Glutamat sind
deshalb potentielle Angriffsorte für entsprechende Pharmaka.
In ihrer Primärstruktur aufgeklärt sind bislang einige Unterein
heiten von AMPA-, Kainat- und NMDA-Rezeptoren sowie einige meta
botrope Rezeptoren (Nature 342, 1989, 643; Science 249, 1990,
556; Neuron 8, 1992, 169; Science 256, 1992, 1217; Nature 358,
1992, 36).
In der Literatur wurden bisher vier AMPA-Glutamatrezeptor-Unter
einheiten der Ratte beschrieben, GluRA, GluRB, GluRC und GluRD,
die jeweils in zwei splicing-Varianten, "flip" und "flop", vor
kommen (Science 249, 1990, 1580). Für GluRB von Maus und Ratte
ist zusätzlich "RNA editing" gezeigt worden, das die sog. Q/R-
Stelle der zweiten Transmembrandomäne betrifft. Diese beiden
GluRB Varianten unterscheiden sich erheblich in ihren elektrophy
siologischen Eigenschaften (Cell 67, 1991, 11-19; Neuron 8; 1992,
189-198). Die humane cDNA für GluRAflip und GluRAflop ist eben
falls publiziert (PNAS USA 88, 1991, 7557-7561; PNAS USA 89,
1992, 1443-1447).
Es wurden nun Varianten der humanen Glutamatrezeptor-Untereinhei
ten A, B, C und D gefunden, sowie DNA-Sequenzen, die für solche
Untereinheiten kodieren. Diese Untereinheiten führen zu GluR-
Kanälen mit spezifischen elektrophysiologischen Eigenschaften.
Für GluRA, GluRB, GluRC und GluRD wurde gefunden, daß die erste
Aminosäure der "flip/flop"-Region durch "RNA-editing" als
Glycin (G) oder als Arginin (R) vorliegen kann. Die entsprechen
den Untereinheiten werden wie folgt bezeichnet:
GluRAflipG, GluRAflipR, GluRAflopG, GluRAflopR
GluRBflipQ-G, GluRBflipQ-R, GluRBflopQ-G, GluRBflopQ-R
GluRBflipR-G, GluRBflipR-R, GluRBflopR-G, GluRBflopR-R
GluRCflipG, GluRCflipR, GluRCflopG, GluRCflopR
GluRDflipG, GluRDflipR, GluRDflopG, GluRDflopR.
GluRBflipQ-G, GluRBflipQ-R, GluRBflopQ-G, GluRBflopQ-R
GluRBflipR-G, GluRBflipR-R, GluRBflopR-G, GluRBflopR-R
GluRCflipG, GluRCflipR, GluRCflopG, GluRCflopR
GluRDflipG, GluRDflipR, GluRDflopG, GluRDflopR.
Bei GluRB ist das bereits bei der Ratte bekannte "RNA-editing"
bei der Bezeichnung der entsprechenden Varianten berücksichtigt
worden.
Für GluRA wurde des weiteren eine durch das "alternative
splicing" entstandene Variante gefunden, bei der ein 240 bp Frag
ment im 5′-Bereich der GluRA cDNA fehlt und das entsprechende
Protein somit um 80 Aminosäuren verkürzt ist. Die entsprechenden
Untereinheiten werden wie folgt bezeichnet:
GluRAdel240flipG, GluRAdel240flipR, GluRAdel240flopG,
GluRAdel240flopR.
Die folgenden DNA- bzw. Aminosäuresequenzen beziehen sich aus
schließlich auf humane Glutamatrezeptor-Untereinheiten.
In SEQ ID NO: 1 ist die cDNA-Sequenz von GluRAflipG und die davon
abgeleitete Polypeptidsequenz (SEQ ID NO: 2) dargestellt; in SEQ ID
NO: 3 die cDNA-Sequenz von GluRAflopG, in SEQ ID NO: 4 die davon
abgeleitete Polypeptidsequenz.
Die GluRAflipR cDNA besitzt im Vergleich zur GluRAflipG cDNA
einen Basenaustausch an Position bp 2269, der ein Glycin-Codon
(GGA) in ein Arginin-Codon (AGA) umwandelt. Für GluRAflopR gilt
entsprechendes.
Die GluRAdel240-Varianten entsprechen den genannten GluRA-
Varianten, besitzen jedoch eine Deletion: bp 221-460 bezogen auf
SEQ ID NO: 1 und 3.
In SEQ ID NO: 5 ist die cDNA-Sequenz von GluRBflipQ-G und die
davon abgeleitete Polypeptidsequenz (SEQ ID NO: 6) dargestellt;
in SEQ ID NO: 7 die cDNA-Sequenz von GluRBflopQ-G, in SEQ ID
NO: 8 die davon abgeleitete Polypeptidsequenz.
Die cDNA für GluRBflipQ-R besitzt im Vergleich zu GluRBflipQ-G
einen Basenaustausch an Position bp 2290, der ein Glycin-Codon
(GGA) in ein Arginin-Codon (AGA) umwandelt. Für GluRBflopQ-R gilt
entsprechendes.
Die cDNA-Moleküle für GluRBflipR-G, GluRBflipR-R, GluRBflopR-G
und GluRBflopR-R besitzen im Vergleich zu den o.g. GluRB-Varian
ten einen Basenaustausch an Position bp 1820, der ein Glutamin-
Codon (CAG) in ein Arginin-Codon (CGG) umwandelt.
In SEQ ID NO: 9 ist die cDNA-Sequenz von GluRCflipG und in SEQ ID
NO: 10 die davon abgeleitete Polypeptidsequenz dargestellt. SEQ
ID NO: 11 zeigt die cDNA-Sequenz von GluRCflopG und SEQ ID NO: 12
die davon abgeleitete Polypeptidsequenz.
Die cDNA-Moleküle für GluRCflipR und GluRCflopR besitzen im Ver
gleich zu GluRCflipG bzw. GluRCflopG einen Basenaustausch an Po
sition bp 2377, der ein Glycin-Codon (GGA) in ein Arginin-Codon
(AGA) umwandelt.
In SEQ ID NO: 13 ist die cDNA-Sequenz von GluRDflipG und in SEQ
ID NO: 14 die davon abgeleitete Polypeptidsequenz dargestellt.
SEQ ID NO: 15 zeigt die cDNA-Sequenz von GluRDflopG und SEQ ID
NO: 16 die davon abgeleitete Polypeptidsequenz.
Die cDNA-Moleküle für GluRDflipR und GluRDflopR besitzen im Ver
gleich zu GluRDflipG bzw. GluRDflopG einen Basenaustausch an Po
sition bp 2293, der ein Glycin-Codon (GGA) in ein Arginin-Codon
(AGA) umwandelt.
Weitere geeignete DNA-Sequenzen sind solche, die zwar eine andere
Nukleotidsequenz als die in SEQ ID NO: 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13 oder
15 aufgeführte besitzen, die aber infolge der Degeneration des
genetischen Codes für die in SEQ ID NO: 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14
oder 16 aufgeführte Polypeptidkette oder Teile davon codieren.
Weiterhin sind solche DNA-Sequenzen geeignet, die für AMPA-Glut
amatrezeptor-Untereinheiten codieren und die unter Standardbedin
gungen mit der in SEQ ID NO: 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13 oder 15 darge
stellten Nukleotidsequenz oder mit einer Nukleotidsequenz, die
für das in SEQ ID NO: 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14 oder 16 dargestellte
Protein codiert, hybridisieren. Unter Standardbedingungen sind
beispielsweise Temperaturen zwischen 42 und 58°C in einer wäßrigen
Pufferlösung mit einer Konzentration zwischen 0,1 und 1×SSC
(1×SSC: 0,15M NaCl, 15mM Natriumnitrat pH 7,2) zu verstehen.
Die experimentellen Bedingungen für DNA-Hybridisierung sind in
Lehrbüchern der Gentechnik, beispielsweise in Sambrook et al.,
"Molecular Cloning", Cold Spring Harbor Laboratory, 1989, be
schrieben.
Weiterhin wurden gentechnische Herstellverfahren für diese Unter
einheiten gefunden. Außerdem wurde gefunden, daß sich die für
diese Rezeptor-Untereinheiten kodierenden DNA-Sequenzen zum Auf
finden von funktionellen Liganden für diese Rezeptoren verwenden
lassen. Gegenstand der Erfindung sind darüber hinaus Verfahren
zur Identifizierung funktioneller Liganden für AMPA-Glutamatre
zeptoren, die dadurch gekennzeichnet sind, daß man mit Sequenzen,
welche für AMPA-GluR-Untereinheiten codieren, Zellen transfi
ziert, die Membranen dieser Zellen isoliert und mit diesen Mem
branen übliche Rezeptorbindungsexperimente durchführt.
Ein weiteres erfindungsgemäßes Verfahren zur Identifizierung
funktioneller Liganden für AMPA-Glutamatrezeptoren ist dadurch
gekennzeichnet, daß man in Zellen, welche mit einer oder mehreren
DNA-Sequenzen transfiziert wurden, die für AMPA-GluR-Untereinhei
ten codieren, eine Beeinflussung des Signaltransduktionswegs
durch Bindung der Liganden an den Rezeptor verursacht, die durch
ein Rezeptorsystem detektiert wird, beispielsweise die intrazel
luläre Ca⁺⁺-Konzentration nach Ligandenbindung mit fluorimetri
schen Methoden (Anal. Biochem. 209, 1993, 343).
Die neuen Polypeptide und DNA-Sequenzen lassen sich gentechnisch
unter Verwendung bekannter Methoden herstellen. So kann man aus
Hirngewebe mRNA isolieren und in doppelsträngige cDNA übersetzen.
Diese cDNA kann als Matrize für die Polymerase-Kettenreaktion
verwendet werden. Durch die Verwendung spezifischer Primer kann
so unter geeigneten Reaktionsbedingungen die entsprechende cDNA
amplifiziert werden. Durch die Verwendung geeigneter Primer kann
die amplifizierte cDNA ohne vorherige Klonierung sequenziert
werden. Die doppelsträngige cDNA kann auch in λ Vektoren, z. B.
λ gt 10 oder λ ZAP, integriert werden, um eine hirnspezifische
cDNA Bank zu generieren. Eine solche cDNA Bank kann mit radioak
tiv markierten DNA- oder RNA-Sonden durchgesucht werden, um Klone
zu identifizieren, die Homologie mit der Hybridisierungsprobe
aufweisen. Die dabei verwendeten Methoden sind beispielsweise in
"Current Protocols in Molecular Biology" (Hrsg. F.M. Ausubel et
al.) 1989, ISBN 0-471 50338-x (Vol. 1 u. 2), für die Polymerase-
Kettenreaktion in Saiki et al. (1985) Science, 230, 1350-54 bzw.
Mullis and Faloona (1987) Meth. Enzymol., 155, 335-350 beschrie
ben.
Die so charakterisierte cDNA ist mit Hilfe von Restriktionsenzy
men leicht zugänglich. Die dabei entstehenden Fragmente, ggf. in
Verbindung mit chemisch synthetisierten Oligonukleotiden, Adapto
ren oder Genfragmenten, können benutzt werden, um die für das
Protein codierende Sequenzen zu klonieren. Der Einbau der Gen
fragmente bzw. synthetischen DNA-Sequenzen in Klonierungsvekto
ren, z. B. die handelsüblichen Plasmide M13mp18 oder Bluescript,
erfolgt in bekannter Weise. Auch können die Gene oder Genfrag
mente mit geeigneten chemisch synthetisierten oder aus Bakterien,
Phagen, Eukaryontenzellen oder deren Viren isolierten Kontroll
regionen versehen werden, die die Expression der Proteine in
unterschiedlichen Wirtssystemen ermöglichen.
Die Transformation bzw. Transfektion geeigneter Wirtsorganismen
mit Hybridplasmiden ist ebenfalls bekannt und eingehend be
schrieben (M. Wigler et al., Cell, 16 (1979), 777-785; F.L.
Graham and A.J. van der Eb, Virology, 52 (1973), 456-467).
Bei der Expression in Säugerzellen kann man Vektoren verwenden,
die das zu exprimierende Gen, in diesem Fall die für die hier
beschriebenen Untereinheiten von AMPA-Glutamatrezeptoren codie
renden cDNA-Sequenzen, unter die Kontrolle des Maus-Metallothio
nein-, des viralen SV40- oder des Cytomegalievirus-Promotors
setzen (J. Page Martin, Gene, 37 (1985), 139-144). Notwendig
für die Expression ist das Vorliegen des Methionin-Startcodons
des Gens, das für diese Untereinheiten von AMPA-Glutamatrezepto
ren codiert. Man isoliert dann Klone, die Kopien dieser Vektoren
als Episome oder ins Genom integriert besitzen. Besonders vor
teilhaft ist die Integration des Fremdgens in einen Vektor, der
den Promoter des Cytomegalievirus enthält.
Alternativ dazu kann man Zellen mit einem geeigneten Vektor der
art transfizieren, daß die transiente Expression der so einge
brachten DNA für eine pharmakologische Charakterisierung der ex
primierten heterologen Polypeptide ausreicht. Auch hier ist die
Kontrolle der Expression durch den Promoter des Cytomegalievirus
besonders vorteilhaft.
Weiterhin kann man funktionelle AMPA-Glutamatrezeptoren dadurch
herstellen, daß man eine oder mehrere verschiedene DNA-Sequenzen
aus der Gruppe der AMPA-GluR-Untereinheiten zusammen in Zellen
transfiziert. Auf diese Art lassen sich AMPA-Glutamatrezeptoren
mit unterschiedlichen Untereinheiten gewinnen.
In Verbindung mit prokaryontischen Sequenzen, die für die Repli
kation in Bakterienzellen und eine Antibiotika-Resistenz kodie
ren, ist die Verwendung von "shuttle"-Vektoren gut geeignet. Kon
struktionen und Vermehrung des Plasmids erfolgen zunächst in Bak
terienzellen; anschließend erfolgt die Umsetzung in die Eukaryon
tenzellen, z. B. in die menschliche embryonale Nieren-Zellinie
HEK 293.
Auch andere Zellsysteme, z. B. Hefe und andere Pilze, Insektenzel
len sowie tierische und humane Zellen wie z. B. CHO-, COS- und L-
Zellen, können in Verbindung mit geeigneten Expressionsvektoren
zur Expression der klonierten cDNA verwendet werden.
Die eukaryontischen Expressionssysteme besitzen den Vorteil, daß
sie in der Lage sind, ihre Produkte effektiv und meist in nativer
Form zu exprimieren. Ferner besitzen sie die Fähigkeit, ihre Pro
dukte posttranslational zu modifizieren.
Die exprimierten Rezeptorproteine können durch Detergenzien solu
bilisiert werden und durch Affinitätschromatographie nach bekann
ten Verfahren gereinigt werden. Das reine Polypeptid kann, nach
Kristallisation und Röntgen-Strukturanalyse oder anderen physika
lischen Verfahren wie NMR oder Raster-Tunnelmikroskopie, dazu
benutzt werden, zunächst die räumliche Struktur des Rezeptors und
dann die räumliche Struktur der Liganden-Bindungsstelle aufzuklä
ren.
Die exprimierten Rezeptorproteine können nach entsprechender Rei
nigung auch als Antigene für die Generierung polyklonaler oder
monoklonaler Antikörper dienen. Diese Antikörper wiederum können
gegebenenfalls für diagnostische Zwecke verwendet werden. Eine
weitere Anwendungsmöglichkeit für solche Antikörper besteht in
ihrer Verwendung als Hilfsmittel zum rationalen Drug Design. So
können die Rezeptor-spezifischen Antikörper als Antigen für die
Generierung antiidiotypischer Antikörper eingesetzt werden. Sol
che Antikörper können für definierte Bereiche ein Abbild des Re
zeptors darstellen und für das Screening nach spezifischen Rezep
torliganden oder für das rationale Drug Design verwendet werden.
Rezeptor exprimierende Zellinien stellen ein wichtiges Instrument
im Screening nach spezifischen Rezeptorliganden dar. Dazu können
die Membranen dieser Zellen für Rezeptorbindungstests verwendet
werden. Informationen über Wirkungsweise (Agonismus/Antagonis
mus) eines Rezeptorliganden können dadurch gewonnen werden, daß
man Zellen, die mit einer erfindungsgemäßen DNA-Sequenz transfi
ziert worden sind, mit einem geeigneten Reportersystem versieht.
Geeignete Reportersysteme sind solche, bei denen ein Promotor,
der durch Verbindungen des Signaltransduktionswegs (second mes
senger) reguliert wird, mit einem Gen für ein leicht nachzuwei
sendes Produkt wie Luciferase funktionell verbunden ist. Solche
Reportersysteme sind beispielsweise aus Science 252, 1424 (1991);
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88, 5061 (1991) oder Journal of Recep
tor Res. 13, 1993, 79 bekannt. Ein geeigneter Promotor, der bei
spielsweise durch die intrazelluläre Ca⁺⁺-Konzentration reguliert
wird, ist der des fos-Gens. Auch ist es möglich, Änderungen der
intrazellulären Ca⁺⁺-Konzentration mit Fluoreszenzfarbstoffen (z. B.
FURA 2AM) direkt nachzuweisen.
Weiterhin kann der Stromfluß durch die Zellmembran in Abhängig
keit von der Ligandenbindung gemessen werden.
Aufgrund der Degeneration des genetischen Codes ist es möglich,
andere DNA-Sequenzen als hier beschrieben, z. B. chemisch synthe
tisierte Gene mit unterschiedlicher DNA-Sequenz für die Expres
sion der beschriebenen Untereinheiten von humanen AMPA-Glutamat
rezeptoren zu benutzen.
Mit Hilfe der Erfindung wird es möglich, Substanzen zu identifi
zieren und zu charakterisieren, die an den hier beschriebenen Re
zeptor binden und dort agonistisch oder antagonistisch wirken.
Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist die Verwendung von Oli
gonukleotiden, die von der in SEQ ID NO: 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13
oder 15 beschriebenen Struktur abgeleitet sind, als antisense Mo
leküle zur gezielten Ausschaltung von Genen.
Mit Hilfe der Erfindung ist es auch möglich, synthetische Oligo
nukleotide herzustellen, mit denen die Expression von AMPA-
Glutamatrezeptor-Untereinheiten durch intracerebroventrikuläre
Applikation spezifisch inhibiert werden kann, wie es beispiels
weise für NMDA-Rezeptoren beschrieben wurde (Nature 363, 1993,
260).
Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Beispielen nä
her beschrieben.
Für gentechnische Methoden sei dazu z. B. auf das Handbuch von
Sambrook et al. "Molecular Cloning", Cold Spring Harbor Labora
tory, 1989, oder "DNA cloning", Vol. I bis III, IRI Press 1985
bis 1987, Herausgeber D.M. Glover, hingewiesen.
Isolierung von cDNA-Molekülen, die für die humanen AMPA-Glutamat
rezeptor-Untereinheiten GluRA und GluRAdel240 kodieren.
Mit der Technik der Polymreasekettenreaktion (PCR) wurden drei
cDNA-Fragmente, die für die humane AMPA-Glutamatrezeptor-Unter
einheit GluRA spezifisch sind, aus zwei kommerziell erhältlichen
humanen Hirn cDNA-Bibliotheken amplifiziert. Zur Erhöhung der
Spezifität der Amplifikation wurde das im folgenden beschriebene
2-stufige PCR-Verfahren durchgeführt: jeweils 10 µl Lysat einer
humanen temporalen Cortex cDNA-Bibliothek (Titer: 1,5×10¹¹
Phagen/ml; Vektor Lambda ZAP; GluRA cDNA-Fragment bp 1-839) bzw.
einer humanen Nucleus accumbens cDNA-Bibliothek (Titer: 1-9×10⁹
Phagen/ml; Vektor Lambda gt10; GluRA cDNA-Fragmente 1-1421 und
1407-2721) wurden als Template für die erste PCR-Reaktion mit den
Primer-Oligonukleotiden A und B eingesetzt. Die Reaktionsvolumina
der Ansätze betrugen jeweils 100 µl, jeweils 20 pMol der verschie
denen Primer wurden eingesetzt und der Reaktionspuffer enthielt
10 mM Tris-HCl pH 8,5, 50 mM KCl, 1,5 mM MgCl₂, jeweils 0,2 mM
dATP, dCTP, dGTP und dTTP. Es wurden 20 Zyklen mit folgendem
Temperaturprofil durchgeführt: 1 Minute 94°C, 1 Minute 55°C,
1 Minute 72°C. Verwendet wurde ein Thermocycler des Typs 9600 der
Firma Perkin-Elmer.
Nach der Durchführung der PCR-Reaktion wurden jeweils 10 µl der
PCR-Ansätze entnommen und als Template für eine zweite PCR-Reak
tion mit den Primern C und D eingesetzt. Die Reaktions- und Puf
ferbedingungen waren die gleichen wie bei der ersten PCR, die
Zahl der Zyklen wurde jedoch auf 35 erhöht. Die amplifizierten
cDNA-Fragmente wurden entsprechend den Herstellerangaben unter
Einsatz des TA Cloning Kits der Firma Invitrogen in den Vektor
pCRII kloniert.
Die Primer-Oligonukleotide für die Amplifikation des humanen
GluRA cDNA-Fragments, das die Basenpaare 1-1431 umfaßt, hatten
die folgenden Sequenzen:
Die Primer-Oligonukleotide für die Amplifikation des humanen
GluRA cDNA-Fragments, das die Basenpaare 1407-2721 umfaßt, hatten
die folgenden Sequenzen:
Die Primer-Oligonukleotide für die Amplifikation des humanen
GluRA cDNA-Fragments, das die Basenpaare 1-839 umfaßt, hatten die
folgenden Sequenzen:
Mit Hilfe gentechnischer Standardmethoden (s. z. B. Sambrook et
al. (1989), "Molecular Cloning", Cold Spring Harbor Laboratory)
wurden die amplifizierten cDNA-Fragmente jeweils zu den voll
ständigen kodierenden Regionen von GluRA und GluRAdel240
zusammengesetzt.
cDNA-Fragmente, die für die humanen Glutamatrezeptor-Untereinhei
ten A, B, C und D spezifisch sind, wurden durch das "screenen"
der folgenden kommerziell erhältlichen humanen Hirn cDNA-Biblio
theken erhalten:
Hippocampus (Fa. Stratagene)
Cerebellum (Firmen Clontech und Stratagene)
Nucleus accumbens (Clontech).
Hippocampus (Fa. Stratagene)
Cerebellum (Firmen Clontech und Stratagene)
Nucleus accumbens (Clontech).
Als Screeningproben wurden PCR-Fragmente der Größen 600-3000 bp
eingesetzt, die von den in pBluescript klonierten cDNA-Molekülen
für GluRA, B, C und D der Ratte amplifiziert worden waren. Es
wurde jeweils 1 ng Plasmid-DNA als Template eingesetzt. Die Pri
mer-Konzentrationen und Puffer-Bedingungen für die PCR-Reaktionen
entsprachen denen in Beispiel 1, jedoch wurden jeweils 2 µl des
dNTP-Markierungsgemisches aus dem DNA Labeling and Detection Kit
der Fa. Boehringer Mannheim als Nukleotidquelle eingesetzt. Es
wurden 35 Zyklen mit folgendem Temperaturprofil durchgeführt:
2 Minuten 94°C, 2 Minuten 55°C, 3 Minuten 72°C. Die Dig-dUTP mar
kierten Fragmente wurden über ein Seaplaque-Agarose-Gel gerei
nigt. Die Durchführung der Screening-Prozedur wurde gemäß den
Vorschriften des Manuals für o.g. Kit durchgeführt. Die GluR
cDNA-Fragmente der aus dem Screening hervorgegangenen Lambda-
Klone wurden mit Hilfe der üblichen gentechnischen Methoden in
den Vektor pBluescript umkloniert und zu den vollständigen cDNA-
Molekülen der verschiedenen GluR-Varianten zusammengesetzt.
Wenn nicht anders beschrieben, wurde die Zellkultur nach Lindl
und Bauer, "Zell- und Gewebekultur", Gustav Fischer Verlag,
durchgeführt.
Die GluR cDNA-Moleküle aus den Beispielen 1 und 2 wurden im Rah
men ihrer Isolierung in übliche Plasmide wie z. B. pBluescript
(Fa. Stratagene) und pCRII (Fa. Invitrogen) kloniert. Die klo
nierten GluR-Fragmente umfassen dabei jeweils das gesamte offene
Leseraster, einschließlich Start- und Stopcodon, und mindestens
40 bp der dem Startcodon vorausgehenden 5′-nicht-translatierten
Regionen.
Zur transienten Expression in eukaryontischen Zellinien wurden
die klonierten GluR-Fragmente in den Expressionsvektor pcDNA3
(Fa. Invitrogen) kloniert. Die daraus resultierenden rekombinan
ten Plasmide wurden in bekannter Weise vermehrt.
HEK 293 Zellen wurden unter Standard-Bedingungen kultiviert. Nach
Trypsinierung wurden die Zellen in DMEM Medium (Gibco), das
3,7 g/l NaHCO₃ enthielt, aufgenommen und 1,5×10⁶-Zellen/10 cm
Petrischalen ausgesät. Danach wurden die Zellen für 24 h bei 37°C
und 5% CO₂ kultiviert.
Die zu transfizierende DNA wurde wie folgt vorbereitet: 20 µg der
DNA-Lösung (1 mg/ml), gereinigt mit dem Quiagen®-System,
Fa. Diagen, wurden mit 437 µl H₂O versetzt, danach wurden 62,5 µl
2 M CaCl₂ zugesetzt und schließlich 500 µl BBS. Innerhalb von
10 min bildeten sich bei Raumtemperatur Ca⁺⁺-Präzipitate.
Die Lösung wurde auf eine 10-cm-Zellkulturschale mit den nach
obiger Vorschrift kultivierten HEK 293 Zellen gegeben. Nach vor
sichtiger Durchmischung wurden die Zellen 15 bis 20 h in einem
Inkubator bei 37°C/3% CO₂ kultiviert. Danach wurden vorsichtig
5 ml serumfreies Medium zugesetzt. Nach Entfernung des gesamten
Mediums und Wiederholung des Waschvorgangs mit 5 ml Medium wurden
den Zellen 10 ml Medium zugesetzt. Nach 48 h Inkubation bei 37°C
und 5% CO₂ konnten die Zellen für pharmakologische und elektro
physiologische Untersuchungen verwendet werden.
Alternativ wurde die DNA auch Liposomen-vermittelt in die Zellen
eingebracht. Dabei wurde Lipofectin der Firma GIBCO-BRL den
Herstellerangaben entsprechend eingesetzt.
Zur Herstellung von cRNA wurden die entsprechenden cDNA-Moleküle,
welche für die Glutamatrezeptor-Untereinheiten kodieren, in das
mit EcoRI gespaltene Plasmid Bluescript (Stratagene) nach Stan
dard-Protokollen einkloniert.
Nach Vermehrung der Bluescript-Klone, welche für Untereinheiten
der AMPA-Glutamatrezeptoren codieren, wurde nach Standard-Metho
den Plasmid-DNA gewonnen. Diese Plasmid-DNA wurde mit dem Restrik
tionsenzym Not I gespalten und zur in vitro Transkription einge
setzt. Die Transkription wurde von dem T3 oder T7 Promotor ge
startet und unter Standard-Bedingungen entsprechend dem in vitro
Transkriptionskit von Stratagene durchgeführt.
Zur Expression der Rezeptoruntereinheiten wurden jeweils 10 ng
cRNA entweder einzeln oder in Kombination mit anderer cRNA in Oo
zyten injiziert, die aus dem Krallenfrosch Xenopus laevis explan
tiert worden waren [C. Methfessel et al., Pflügers Arch. 407,
577, (1986)]. Die Oozyten wurden in OR-2 (92,5 mM NaCl, 2,5 mM
KCl, 1mM Na₂HPO₄, 5 mM HEPES, 1 mM MgCl₂, 1 mM CaCl₂, 0,5 g/l Po
lyvinylpyrolidon, pH 7,2 mit dem Zusatz von 4 µg/ml Zinacef und
100 U/ml Penstrep) bei 19°C inkubiert. 24 Stunden nach der Injek
tion wurden die Oozyten mit Kollagenase (Typ II Sigma) behandelt
(1 mg/ml in OR-2 für 1 Stunde). Elektrophysiologische Ableitungen
wurden 2-6 Tage nach Injektion der cRNA vorgenommen. Dabei
wurde eine 2 Elektroden-"Voltage clamp" Konfiguration benutzt mit
einem TEC 01C Amplifier (NPI Electronic, Tamm, Deutschland). Wäh
rend der elektrophysiologischen Messungen wurden die Oozyten mit
normaler Frosch Ringerlösung NFR (115 mM NaCl, 2,5 mM KCl, 1,8 mM
CaCl₂, 10 mM HEPES, pH 7,2) perfundiert.
Die in den Beispielen 1 und 2 beschriebenen Glutamatrezeptor-
cDNA-Moleküle wurden in den eukaryontischen Expressionsvektoren
pcDNA3 und pRc/CMV (Fa. Invitrogen) kloniert. Diese Expressions
konstrukte wurden nach folgendem Protokoll durch Elektroporation
einzeln oder in Kombination in HEK 293 Zellen eingebracht:
HEK 293 Zellen (ATCC) wurden in RPMI 1640 Medium (Glutamax I,
Fa. Gibco BRL) mit 10% FCS (Gibco BRL) unter 5% CO₂ kultiviert.
Für die Elektroporation wurden 10⁷ Zellen in 0,8 ml PBS mit 20 µg
des Expressionskonstruktes mit einem Elektroporator (BTX, electro
cell manipulator 600, 3 µF, 130 V, 72 Ohm) transfiziert. Die Zel
len wurden anschließend 24 h in Kulturmedium inkubiert und an
schließend in Selektionsmedium (RPMI-Medium mit 600 µg/ml
G418-Sulfat, Geneticin) überführt. Stabile Geneticin resistente
Zellklone wurden nach 10-12 Tagen über Einzelzellablage isoliert,
expandiert und mittels Membranbindungsassay analysiert.
Claims (7)
1. DNA-Sequenzen, die für Varianten von Glutamatrezeptor-Unter
einheiten codieren und die aus der Gruppe, die von
- a) DNA-Sequenzen der in SEQ ID NO: 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13 oder 15 beschriebenen Struktur,
- b) DNA-Sequenzen, die für Proteine mit der in SEQ ID NO: 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14 oder 16 beschriebenen Struktur codieren, und
- c) DNA-Sequenzen, die unter Standardbedingungen mit DNA- Sequenzen a) oder b) hybridisieren, gebildet wird,
ausgewählt sind.
2. Verfahren zur gentechnischen Herstellung von Glutamat
rezeptor-Untereinheiten unter Verwendung von DNA-Sequenzen
gemäß Anspruch 1.
3. Verwendung von DNA-Sequenzen gemäß Anspruch 1 zur Identifi
zierung funktionaler Liganden für Glutamatrezeptoren.
4. Verfahren zur Identifizierung funktionaler Liganden für
Glutamatrezeptoren, dadurch gekennzeichnet, daß man mit einer
für einen Glutamatrezeptor codierenden DNA-Sequenz gemäß
Anspruch 1 Zellen transfiziert, die Membranen dieser Zellen
isoliert und mit diesen Membranen übliche Rezeptorbindungs
experimente durchführt.
5. Verfahren zur Identifizierung funktionaler Liganden für
Glutamatrezeptoren, dadurch gekennzeichnet, daß man mit einer
oder mehreren für einen Glutamatrezeptor codierenden DNA-Se
quenz gemäß Anspruch 1 Zellen transfiziert und die in diesen
Zellen durch Bindung der Liganden an den Rezeptor verursachte
Beeinflussung des Signaltransduktionswegs durch ein Reporter
system detektiert.
6. Verwendung von Oligonukleotiden, die von der in SEQ ID NO: 1,
3, 5, 7, 9, 11, 13 oder 15 beschriebenen Struktur abgeleitet
sind, als antisense Moleküle zur gezielten Ausschaltung von
Genen.
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