DE4402593A1 - Sicherheitsgurtsystem für ein Fahrzeug - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Sicherheitsgurtsystem nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.

Ein herkömmliches Sicherheitsgurtsystem, insbesondere Dreipunktsicherheitsgurtsystem, besitzt einen Gurt­ bandspeicher, beispielsweise in Form einer Wickelwel­ le eines Gurtaufrollautomaten. Von der Wickelwelle des Gurtaufrollautomaten wird das Sicherheitsgurtband geführt über eine Gurtbandumlenkstelle, welche in einem Dreipunktsicherheitsgurtsystem einen höhenver­ stellbaren Schulteranlenkpunkt bildet. Das ausgezoge­ ne von der Gurtumlenkstelle ausgehende Gurtband wird am Körper des Fahrzeuginsassen angelegt.

In der Praxis läßt sich nicht vermeiden, daß die im Gurtbandspeicher befindlichen Gurtbandteile, bei­ spielsweise die auf der Wickelwelle aufgewickelten Gurtbandlagen, durch Filmspuleffekt eine Gurtlose aufweisen, die trotz bei einem Unfall blockierter Wickelwelle zu einer relativ weiten Vorverlagerung des Körpers des Fahrzeuginsassen führt. Um dies zu vermeiden, ist es bekannt, das Gurtband durch eine Klemmeinrichtung festzuklemmen. Die auf das festge­ klemmte Gurtband ausgeübten Kräfte werden von der Klemmeinrichtung aufgenommen und von dort in den Fahrzeugaufbau, beispielsweise in eine B-Säule des Kraftfahrzeugs, eingeleitet. Die Verbindungsstelle zwischen Klemmeinrichtung und Fahrzeugaufbauteil, in welches die Kräfte eingeleitet werden, muß diese ho­ hen Kräfte aushalten können und somit entsprechend ausgebildet sein.

Aufgabe der Erfindung ist es, ein Sicherheitsgurtsy­ stem nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1 zu schaffen, bei welchem die in das Fahrzeugaufbauteil eingeleiteten Kräfte im Hinblick auf die vom Gurtband übertragenen Kräfte niedrig sind.

Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kenn­ zeichnenden Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst.

Dadurch, daß das Verstellerteil und die Befestigungs­ stelle für die Klemmeinrichtung am Träger in der Wei­ se zueinander angeordnet sind, daß bei durch die ak­ tivierte Klemmeinrichtung geklemmten Gurt am Gurt­ band, beispielsweise durch Vorverlagerung des Körpers des Fahrzeuginsassen wirkende Kräfte am Träger so zur Auswirkung kommen, daß sie einander entgegengerichtet sind. Die vom Träger in das Fahrzeugaufbauteil, z. B. die B-Säule, eingeleiteten Kräfte sind daher entspre­ chend reduziert. Der Träger ist insbesondere als längliches Trägerteil in Form einer Führungsschiene ausgebildet. An diesem Träger, der sich im wesentli­ chen in vertikaler Richtung an der B-Säule des Kraft­ fahrzeuges erstreckt, ist das Verstellerteil mit der Gurtumlenkstelle höhenverstellbar gelagert und kann in bestimmten Positionen arretiert werden. Hierdurch erreicht man eine an die Größe des Fahrzeuginsassen angepaßte Anlenkstelle für den Sicherheitsgurt im Schulterbereich des Fahrzeuginsassen.

Bei einer derartig ausgebildeten Gurtumlenkstelle ist die Befestigungsstelle für die Klemmeinrichtung be­ vorzugt unterhalb den verschiedenen Positionen ange­ ordnet, in denen das Verstellerteil am Träger arre­ tiert werden kann. Bei einer solchen Anordnung liegt der Gurtbandspeicher, welcher beispielsweise in Form einer Wickelwelle eines Aufrollautomaten ausgebildet sein kann, wiederum unterhalb der Klemmeinrichtung, so daß das Gurtband vom Gurtbandspeicher durch die Klemmeinrichtung zur Gurtumlenkstelle geführt ist.

Gurtbandspeicher, insbesondere in Form eines Aufroll­ automaten und Klemmeinrichtung können einen gemein­ samen Rahmen aufweisen (DE 40 14 566 A1), wobei der gemeinsame Rahmen am Träger befestigt ist oder aus einem Stück mit dem Träger gebildet ist.

Anhand der Figuren wird an Ausführungsbeispielen die Erfindung noch näher erläutert. Es zeigt:

Fig. 1 ein erstes Ausführungsbeispiel;

Fig. 2 ein zweites Ausführungsbeispiel;

Fig. 3 ein drittes Ausführungsbeispiel;

Fig. 4(A-C) verschiedene Betriebsstellungen beim Aus­ führungsbeispiel der Fig. 3; und

Fig. 5 ein viertes Ausführungsbeispiel.

In den Fig. 1 bis 5 sind für die verschiedenen Ausführungsbeispiele der dargestellten Sicherheits­ gurtsysteme, welche insbesondere als Dreipunktsicher­ heitsgurtsysteme ausgebildet sind, die Teile darge­ stellt, welche eine Gurtumlenkstelle 1, eine Klemm­ einrichtung 4 und einen Gurtbandspeicher 6 aufweisen. Diese Komponenten des Sicherheitsgurtsystems können im Bereich einer B-Säule 13 des Kraftfahrzeugs ange­ ordnet sein.

Ein Sicherheitsgurt 2 des Systems ist im Ruhezustand mit einem relativ großen Längenbereich im Gurtband­ speicher 6 untergebracht. Vom Gurtbandspeicher 6 kom­ mend ist der Sicherheitsgurt 2 durch eine Klemmein­ richtung 4 hindurchgeführt. Die Klemmeinrichtung 4 kann in bekannter Weise ausgebildet sein. Von der Klemmeinrichtung 4 ist der Sicherheitsgurt 2 zur Gurtumlenkstelle 1 geführt. Diese kann in bekannter Weise als Gurtumlenkbeschlag ausgebildet sein. Die Gurtumlenkstelle 1 ist an einem Verstellerteil 5 be­ festigt.

Das Verstellerteil 5 ist an einem Träger 3, der als Führungsschiene ausgebildet sein kann, verschiebbar und in verschiedenen Positionen (Arretierpositionen) arretierbar gelagert. Am Träger 3 ist ferner die Klemmeinrichtung 4 befestigt. Die Klemmeinrichtung 4 und die Umlenkstelle 1 haben einen gewissen Abstand voneinander. Zwischen der Klemmeinrichtung 4 und der Gurtumlenkstelle 1 ist das Band des Sicherheitsgurtes 2 so geführt, daß Kräfte, die über das Gurtband 2 in die Gurtumlenkstelle 1 und bei aktivierter Klemmein­ richtung 4, d. h. bei Gurtklemmung, in die Klemmein­ richtung 4 eingeleitet werden, im wesentlichen ein­ ander entgegengesetzt gerichtet sind. Da die Klemm­ einrichtung 4 und das Verstellerteil 5, welches die Gurtumlenkstelle 1 trägt, am gemeinsamen Träger 3 befestigt sind, werden diese Kräfte in den Träger 3 eingeleitet und heben sich im wesentlichen gegenein­ ander auf. Der noch verbleibende nicht kompensierte geringe Kraftanteil wird vom Fahrzeugaufbauteil 10, das ein Teil der B-Säule 13 sein kann, aufgenommen.

Zur Lagerung des Trägers 3 am Fahrzeugaufbauteil 10 sind Lagerstellen bzw. Befestigungsstellen in drei Höhenlagen 7, 8 und 9 vorgesehen. In jeder Höhenlage können zwei Befestigungsmittel, beispielsweise Haken 14, 15, 16, vorgesehen sein. Durch die paarweise in der jeweiligen Höhenlage 7, 8 und 9 vorgesehenen Be­ festigungsmittel werden durch die Kompensation nicht aufgehobene Kraftanteile in das Fahrzeugaufbauteil 10 eingeleitet.

Bei den dargestellten Ausführungsbeispielen ist fer­ ner am oberen Ende des Trägers 3 ein federbelasteter Befestigungsbolzen 17 vorgesehen, der in das Fahr­ zeugaufbauteil 10 eingreift.

Bei den dargestellten Ausführungsbeispielen werden die im Crashfall und bei der dadurch ausgelösten Gurtklemmung auftretenden Kräfte vom Träger 3 aufge­ nommen und wirken sich auf den Bandspeicher 6 nicht aus. An der jeweiligen Arretierungsposition des Ver­ stellerteils 5 und an der Befestigungsstelle der Klemmeinrichtung 4 zur Auswirkung kommende Kräfte sind einander entgegengerichtet, wie es durch die Pfeile 18 und 19 schematisch gezeigt ist. Die daraus resultierende Kraftkompensation findet im Träger 3 statt.

Zur Aktivierung der Klemmeinrichtung 4 können in be­ kannter Weise separat wirkende gurtbandsensitive und fahrzeugsensitive Mittel zum Einsatz kommen. Man er­ reicht eine kompakte Anordnung von Klemmeinrichtung und Gurtumlenkstelle, die in Form einer modularen Baueinheit, beispielsweise in einer B-Säulenverklei­ dung, angeordnet sein kann.

Bei den verschiedenen Ausführungsbeispielen kommen unterschiedliche Gurtbandspeicher 6 zur Anwendung. Beim Ausführungsbeispiel der Fig. 1 ist der Gurtband­ speicher 6 als Flaschenzugspeicher ausgebildet, wobei drei Umlenkstellen vorgesehen sind. Beim Ausführungs­ beispiel der Fig. 2 ist das Gurtband in einem Spei­ cherschacht, insbesondere mäanderförmig, angeordnet. Beim Ausführungsbeispiel der Fig. 3 und 4 ist der Gurtbandspeicher 6 als Doppelwickelwelle ausgebildet. Die Fig. 4(A) stellt die Ruheposition bei nichtange­ legtem Gurt dar. Die Fig. 4(B) stellt den Betrieb während des Ausziehens des Sicherheitsgurtes beim Anlegen dar, und die Fig. 4(C) stellt die Betriebs­ position beim angelegtem Sicherheitsgurt dar.

In der Fig. 5 ist der Gurtbandspeicher 6 als Wickel­ welle eines Sicherheitsgurtaufrollautomaten ausgebil­ det. Der Aufrollautomat und die Klemmeinrichtung 4 sind an einem gemeinsamen Rahmen 12 gelagert, der einstückig mit dem Träger 3 ausgebildet sein kann oder am Träger 3 befestigt ist. Aus der DE 40 14 566 A1 ist beispielsweise eine an einem gemeinsamen Rah­ men kombinierte Anordnung von Gurtaufroller und Klemmeinrichtung bekannt. Auch aus der DE 33 30 938 A1 ist eine kombinierte Einrichtung aus Gurtaufroll­ automat und Klemmeinrichtung bekannt, wobei ein Klemmteilpaar mit Greifflächen zum Einsatz kommt. Diese Greifflächen können in bekannter Weise mit Greifzähnen ausgestattet sein.

Claims (6)

1. Sicherheitsgurtsystem für ein Fahrzeug mit einem in einem Gurtspeicher aufbewahrten Sicherheits­ gurt, einer Gurtumlenkstelle, um welche der Si­ cherheitsgurt beim Anlegen umlenkbar ist, einem an einem Fahrzeugaufbauteil befestigten Träger und einem die Gurtumlenkstelle aufweisenden Ver­ stellerteil, der am Träger verschiebbar und in verschiedenen Positionen arretierbar gelagert ist, dadurch gekennzeichnet, daß am Träger (3) ferner eine durch überhöhte Gurtbandauszugsgeschwindigkeit und/oder Fahr­ zeuggeschwindigkeitsänderung aktivierbare Klemm­ einrichtung. (4) für den Sicherheitsgurt an einer Trägerstelle befestigt ist, an welcher die bei aktivierter Klemmeinrichtung (4) in den Träger (3) eingeleiteten und durch den Gurtbandzug ver­ ursachten Kräfte den am Schulterumlenkpunkt (1) auftretenden Kräften im wesentlichen entgegen­ gesetzt gerichtet sind.

2. Sicherheitsgurtsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der länglich ausgebildete Träger (3) sich im wesentlichen in vertikaler Richtung erstreckt, daß das Verstellerteil (5) höhenverstellbar am Träger (3) gelagert ist und daß die Befestigungsstelle für die Klemmeinrich­ tung (4) unterhalb der verschiedenen Positionen, in welchen das Verstellerteil (5) am Träger (3) arretierbar ist, angeordnet ist.

3. Sicherheitsgurtsystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Sicherheitsgurt (2) von dem Gurtbandspeicher (6) durch die Klemmeinrichtung (4) zum Schulterumlenkpunkt (1) geführt ist.

4. Sicherheitsgurtsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Träger in drei Höhenlagen (7, 8, 9) am Fahrzeugaufbauteil (10) befestigt ist.

5. Sicherheitsgurtsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Gurtband­ speicher (6) als Wickelwelle eines Aufrollauto­ maten (11) ausgebildet ist.

6. Sicherheitsgurtsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Gurtband­ speicher (6) und die Klemmeinrichtung an einem gemeinsamen Rahmen (12), der am Träger (3) befe­ stigt ist, gelagert sind.