DE4327598C2 - Verwendung von Aktivkohle bei der Wasseraufbereitung, insbesondere für die Aufbereitung von Schwimm- und Badebeckenwasser - Google Patents
Verwendung von Aktivkohle bei der Wasseraufbereitung, insbesondere für die Aufbereitung von Schwimm- und BadebeckenwasserInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung von Aktivkohle als Pulver, Granulat, Pressling oder
Extrudat zur Adsorbtion von Trihalogenmethanen (Haloformen) und adsorbierbaren
organischen Halogenverbindungen (AOX) sowie zur Reduktion von Chloraminen bei der
Wasseraufbereitung, insbesondere von Schwimm- und Badebeckenwasser.
Bei der Desinfektion von Schwimm- und Badebeckenwasser entstehen aus Chlor und
organischen Stoffen (Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen) unerwünschte
Reaktionsprodukte. Diese Belastungsstoffe können sowohl durch das Füllwasser (z. B.
Huminstoffe) oder durch den Badegast (Schmutzeintrag) ins Beckenwasser gelangen. Die
Reaktionsprodukte aus organischer Substanz und Chlor sind in erster Linie
Trihalogenmethane, hier zum größten Teil Chloroform, AOX sowie Chloramine
(gebundenes Chlor), hier zum größten Teil Monochloramin (NH₂Cl).
Diese Stoffe und Stoffgruppen können, bei zu hoher Konzentration im Badewasser, die
menschliche Gesundheit schädigen. Trihalogenmethane stehen beispielsweise im Verdacht
kanzerogene und mutagene Eigenschaften zu haben. Der Entwurf der
Schwimmbeckenwasserverordnung und die überarbeitete DIN 19 643 (Aufbereitung und
Desinfektion von Schwimm- und Badebeckenwasser) beinhaltet deshalb Richtwerte für die
oben genannten Stoffe. Die Werte betragen für Chloramin maximal 0,2 mg/l und für
Trihalogenmethan maximal 20 µg/l.
Umfangreiche Untersuchungen des Bundesgesundheitsamtes haben gezeigt, daß durch
den Einsatz von spezieller Pulveraktivkohle Trihalogenmethane adsorbiert und Chloramine
reduziert werden, was zu einer wesentlichen Verbesserung der Beckenwasserqualität führt.
Durch die Reduzierung des gebundenen Chlors erhält man zusätzlich ein geruchfreies
Schwimmbeckenwasser und verhindert dadurch gleichzeitig den typischen Chlorgeruch in
der Hallenluft.
Wie bereits oben erwähnt, wird in der neuen DIN 19 643 der Einsatz von Pulveraktivkohle
für eine neue Verfahrensstufe vorgeschlagen.
Diese Pulveraktivkohle hat nun die Aufgabe, sowohl Trihalogenmethane und AOX zu
adsorbieren, als auch den Gehalt an gebundenem Chlor zu reduzieren. Die Adsorbtion ist
eine rein physikalische Reaktion, die Reduktion von Chloramin eine rein chemisch
katalytische Reaktion zwischen o.g. Wasserinhaltsstoffen und der Pulveraktivkohle. Dies
sind zwei unterschiedliche Vorgänge, die es aufeinander abzustimmen gilt. Desweiteren
muß die Pulveraktivkohle, um nicht ins Schwimm- und Badebecken zu gelangen, vor das
Filter (Sandfilter oder Anschwemmfilter) in den Umwälzkreislauf dosiert werden. Dies
bedeutet, daß die Pulveraktivkohle ein gute Filtrierbarkeit aufweisen muß, um sowohl ein
Durchschlagen als auch ein zu schnelles Verstopfen des Filters zu vermeiden. Zu feines
Produkt schlägt durch, zu grobes Produkt wird nur auf der Filteroberfläche angeschwemmt
und verstopft das Filter zu schnell. Darüberhinaus muß die Pulveraktivkohle sowohl für
Anschwemmfilter als auch für Sandfilter gleichsam einsetzbar sein. Die einzusetzende
Pulveraktivkohle muß dabei in erster Linie der DIN 19 603 entsprechen.
Bekannte Pulveraktivkohlen sind entweder nur auf die Adsorbtion oder nur auf die
Reduktion von Wasserinhaltsstoffen ausgelegt. Diese wasserdampfaktivierten
Pulveraktivkohlen sind deshalb nicht in der Lage, die Adsorbtion der Trihalogenmethane
sowie die Reduktion von Chloraminen in zufriedenstellender Weise zu bewirken. Auch
entsprechen diese Pulveraktivkohlen nicht der DIN 19 603. Die Gründe dafür liegen in der
kostengünstigeren Herstellung dieser chemischen Aktivate durch z. B. Zinkchlorid oder
Phosphorsäure. Reste dieser Aktivierungsmittel sind nachweislich noch an diesen
Pulveraktivkohlen enthalten und gestatten aus diesem Grund nicht den Einsatz dieser
Kohlen in der Trink- und Badebeckenwasseraufbereitung.
Desweiteren können handelsübliche Pulveraktivkohlen eine exakt definierte und auf die
Verfahrenstechnik der Flockung, Filtration und Chlorung abgestimmte
Korngrößenverteilung nicht aufweisen. Für diese Anwendung ist es notwendig, das
Rohprodukt mehrfach windzusichten und zu sieben, um eine notwendigerweise sehr
scharfe Verteilungskurve einhalten zu können.
Ein weiteres Problem bei einigen handelsüblichen Pulveraktivkohlen ist die Forderung, das
Produkt sowohl bei Sandfiltern als auch bei Anschwemmfiltern einzusetzen. Wird das
Produkt aus einem Rohprodukt mit zu hoher Dichte wie z. B. Stein- oder Braunkohle
hergestellt, liegt die Dichte dieses Produktes zu hoch, um bei der Anschwemmfiltration
eingesetzt werden zu können. Bei diesen ist die Verteilung der Pulveraktivkohle auf den
Anschwemmflächen während der Primär- und Sekundäranschwemmung voraussichtlich
aufgrund stärkerer Sedimentationsgeschwindigkeiten nicht optimal.
Es ist die Aufgabe der Erfindung, eine Aktivkohle der gattungsgemäßen Art so
weiterzuentwickeln, daß bei ihrer besonders für die Wasseraufbereitung bestimmten
Verwendung die eingangs genannten Probleme und Nachteile vermieden werden. Vor
allem soll es die zu entwickelnde Aktivkohle ermöglichen, daß die Adsorbtion und
Reduktion, sowie beim Einsatz von Pulveraktivkohle die Filtration, in
verfahrenstechnischer Beziehung optimal aufeinander abgestimmt sind.
Die Aufgabe der Erfindung ist gemäß dem Verfahren nach Anspruch 1 gelöst.
Ein entscheidender Vorteil der Erfindung ist darin erkennbar, daß aufgrund der
vorliegenden Porengrößenverteilung und des gewählten Jodzahlbereiches die in mit Chlor
behandeltem Schwimm- und Badebeckenwasser vorhandenen Trihalogenmethane unter
die geforderten Richtwertkonzentrationen reduziert und die notwendigen katalytischen
Eigenschaften zur Reduktion der Chloramine aufgebracht werden.
Auch löst die Erfindung die bisher bei der Filtration aufgetretenen Probleme durch die
vorgeschlagene Wahl der Korngrößenverteilung in äußerst vorteilhafter Weise dadurch,
daß die Korngrößen der Aktivkohle zwischen der im Anspruch 1 bildhaft dargestellten
oberen und unteren Verteilungsgrenze liegen. Demnach ist im idealen Fall die
Korngrößenverteilung so gestaltet, daß z. B. ca. 15 Gewichtsprozent der Aktivkohle kleiner
als 10 µm ist. Entsprechend der unteren Verteilungsgrenze sollen mindestens ca. 3
Gewichtsprozent der gesamten Aktivkohle kleiner 10 µm sein, entsprechend der
oberen Verteilungsgrenze sollen maximal ca. 40 Gewichtsprozent kleiner als 10 µm sein.
Aufgrund dieser auf die Verfahrenstechnik der Flockung, Filtration und Chlorung
abgestimmten Korngrößenverteilung ist die Aktivkohle in der Lage, ohne durch das Filter
durchzuschlagen, bis tief in dieses vorzudringen und somit die geforderten
Filterstandzeiten, respektive die Reduktions- und Adsorbtionsleistung durch Raumfiltration
zu erreichen. Darüberhinaus ist der Einsatz der erfinderischen Aktivkohle auch bei
Sandfiltern und Anschwemmfiltern problemlos möglich.
Für die Reaktionen im aufzubereitenden Wasser wird diese Aktivkohle in pulveriger Form
vor das jeweilige Filter, im Falle einer Flockungsstufe zwischen Flockungsmittelzugabe
und Filter dosiert und anschließend komplett vom jeweiligen Filter aufgefangen. Die
Aktivkohle in pulveriger Form lagert sich aufgrund der Korngrößenverteilung nach
Anspruch 1 bis tief in das Filter ein und gewährleistet die geforderten Filterstandzeiten. Die
Reaktionen mit den oben genannten Schadstoffen finden sofort nach der Zugabe der
Aktivkohle in pulveriger Form, aber auch während des Aufenthalts dieser im Filter, bis zu
dessen Rückspülen, statt.
Zum zweiten ist es durch die Erfindung möglich, die Aktivkohle in Form von Korn oder als
Granulat, Extrudat oder Pressling aus der pulverigen Aktivkohle vor der Filtration
einzusetzen, wobei darauf zu achten ist, daß die Eigenschaften nach Anspruch 1,
beispielsweise durch die Formgebung, nicht verändert werden.
Für beide Fälle treten folgende Reaktionen auf:
- 1. Adsorbtion von Trihalogenmethanen (Haloformen) und AOX an der Aktivkohle
- 2. Abbau von Chloramin durch die Aktivkohle.
Beim Einsatz der Erfindung als Pulveraktivkohle wird das Filter nach einer maximalen
Filterstandzeit, bei Sandfiltern von zwei Tagen, bei Anschwemmfiltern von ca. 10 Tagen
rückgespült und die verbrauchte bzw. beladene Aktivkohle aus dem System entfernt, so
daß immer wieder neues Mittel zugeführt werden kann. Beim Einsatz der Erfindung als
Korn oder Granulat, Extrudat oder Pressling aus der pulverigen Aktivkohle wird diese nach
Verbrauch aus dem System entfernt und neues Produkt zugegeben.
Untersuchungen haben ergeben, daß marktübliche Aktivkohlen die erwähnten Filtrations-,
Abbau- und Reduktionsleistungen nicht erbringen.
So zum Beispiel die getestete marktübliche Aktivkohle SA 3 von der Firma Norit
Adsorbtion GmbH. Diese Aktivkohle weist auch einen zu geringen Mikroporenanteil auf.
Laut Ullmanns "Enzyklopädie der technischen Chemie", 4. Auflage, Seite 751, werden als
Grenzen der Porenradien zylindrischer Poren bzw. der Weite ebener Poren 1,5 bis 20 nm
zwischen Mikro- und Mesoporen und 20 bis 100 nm zwischen Meso- und Makroporen
angenommen. Der Anteil der Mikroporen liegt bei dieser Kohle bei 0,28 ml/g, der der
Mesoporen bei nur 0,22 ml/g. Auch führt die grobe Korngrößenverteilung dieser
Aktivkohle mit 4 Gewichtsprozent größer als 150 µm zu einem schnellen Verstopfen der
Filter. Bei den Versuchen mit dieser Aktivkohle konnte weder der gewünschte Abbau von
Chloraminen und AOX noch eine gute Filtrierbarkeit erreicht werden. Dies konnte auch
bei einer weiteren getesteten marktüblichen Aktivkohle mit der Bezeichnung 313 W der
Firma Chemviron Carbon GmbH beobachtet werden. Auch dieses Produkt weist nicht die
erforderliche Filtrierbarkeit und Abbauleistung auf, da auch hier über 4 Gewichtsprozent
Korngrößen über 125 um aufweisen und die Jodzahl dieser Aktivkohle nur 800 mg Jod/g
sowie der Anteil an Mikroporen 0,25 ml/g, der der Mesoporen 0,45 ml/g beträgt.
In den Druckschriften DE 29 04 429 B2, DE 26 56 169 C2 sowie DE 35 15 637 A1 sind
weitere Aktivkohlen beschrieben, doch weisen auch diese Aktivkohlen keinesfalls die
besonderen Eigenschaften der vorgeschlagenen Aktivkohle auf.
Die Erfindung wird unter Bezugnahme auf das im Anspruch 1 dargestellte Diagramm
anhand von zwei Ausführungsbeispielen der Flockung-Filtration-Adsorbtion und
Desinfektion näher erläutert. Das Diagramm selbst zeigt die erfinderische
Korngrößenverteilung der Aktivkohle. Auf der Abszisse ist die Partikelgröße von 1 bis 1000 µm
und auf der Ordinate die Verteilung in Gewichtsprozent angegeben. Die links
dargestellte Kurve beschreibt die obere Verteilungsgrenze. Die rechts eingezeichnete
Kurve zeigt den Verlauf der unteren Verteilungsgrenze. Zwischen den Verteilungsgrenzen
ist die Verteilungskurve durch eine Anzahl von Meßpunkten dargestellt.
Die Aktivkohle liegt als Pulverkohle vor. Es erweist sich als zweckmäßig, die Aktivkohle
als 5%-Suspension zu dosieren. Dazu wird mittels einer Dosierpumpe diese
Pulveraktivkohlesuspension mengenproportional dem Umwälzkreislauf nach der
Flockungsmittelzugabe zudosiert. Es ist günstig, eine Menge zwischen 2 und 5 g/m³
Umwälzleistung ins aufzubereitende Wasser zuzudosieren. Vorteilhaft ist es ferner, wenn
die Pulveraktivkohle wasserdampfaktiviert ist, eine Jodzahl von mindestens 900 mg Jod/g
bis 1400 mg Jod/g aufweist, eine definierte Porengrößenverteilung von 0,30-0,50 ml/g
Mikroporen, 0,25-0,45 ml/g Mesoporen besitzt und eine Korngrößenverteilung zwischen
4 und 100 µm aufweist. Auch hat es sich als zweckmäßig erwiesen, wenn die
Pulveraktivkohle eine Schüttdichte von 300-500 g/l aufweist. Die Pulveraktivkohle wird
kontinuierlich bis tief in das Sandfilter eingeschwemmt. Dabei lagert sich bis zur
Rückspülung des Filters immer mehr sich verbrauchende Pulveraktivkohle ein. Der
positive Effekt bei dieser Betriebsart ist die permanente Zugabe von frischer, unbeladener
Pulveraktivkohle. Die Adsorbtions- und Reduktionsleistung ist also immer gewährleistet,
selbst bei sehr hoher Belastung.
Die Aktivkohle liegt als Korn oder als Granulat, Extrudat oder Pressling aus der pulverigen
Aktivkohle vor. Vorteilhaft ist es, wenn die Aktivkohle wasserdampfaktiviert ist, eine
Jodzahl von mindestens 900 mg Jod/g bis 1400 mg Jod/g aufweist, eine definierte
Porengrößenverteilung von 0,30-0,50 ml/g Mikroporen, 0,25-0,45 ml/g Mesoporen
besitzt und eine Korngrößenverteilung zwischen 4 und 100 µm aufweist. Es hat sich als
zweckmäßig erwiesen, wenn die Aktivkohle eine Schüttdichte von 300-500 g/l aufweist.
Die Aktivkohle wird vom aufzubereitenden Wasser vor der Filtrationsstufe durchströmt.
Dabei ist es zweckmäßig, daß die Aktivkohle sich in einem separaten Gehäuse befindet.
Die Durchströmung erfolgt solange, bis die Aktivkohle beladen bzw. verbraucht ist. Dann
erfolgt ein Auswechseln der verbrauchten Aktivkohle gegen frische Aktivkohle.
Claims (3)
1. Verwendung von Aktivkohle als Pulver, Granulat, Pressling oder Extrudat zur Adsorbtion
von Trihalogenmethanen (Haloformen) und adsorbierbaren organischen
Halogenverbindungen (AOX) sowie zur Reduktion von Chloraminen bei der
Wasseraufbereitung, insbesondere von Schwimm- und Badebeckenwasser, wobei die
Aktivkohle
- - eine Jodzahl von mindestens 900 mg Jod/g bis 1400 mg Jod/g aufweist,
- - eine Porengrößenverteilung von 0,30 bis 0,50 ml/g Mikroporen und 0,25 bis 0,45 ml/g Mesoporen besitzt und
- - eine Korngrößenverteilung zwischen 4 und 100 µm innerhalb der nach der folgenden Verteilungskurve definierten oberen und unteren Verteilungsgrenze aufweist.
2. Verwendung von Aktivkohle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Aktivkohle eine Schüttdichte von 300 bis 500 g/l aufweist.
3. Verwendung von Aktivkohle nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Aktivkohle einen Wassergehalt von 1 bis 50 Gewichtsprozenten aufweist.
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