DE4306971C2 - Verfahren zur Vorbehandlung der Oberflächen von Kunststoffteilen sowie ein nach diesem Verfahren vorbehandeltes metallisiertes und/oder lackiertes Kunststoffteil - Google Patents
Verfahren zur Vorbehandlung der Oberflächen von Kunststoffteilen sowie ein nach diesem Verfahren vorbehandeltes metallisiertes und/oder lackiertes KunststoffteilInfo
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Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Vorbehandlung der
Oberflächen von Kunststoffteilen in einem Niederdruckplasma zum nachfolgenden
Aufbringen von Schichten, insbesondere Metallschichten, wobei ein Prozeßgas für das
Niederdruckplasma verwendet wird, das Schwefelhexafluorid (SF₆) enthält, sowie ein
nach dem Verfahren vorbehandeltes metallisiertes und/oder lackiertes Kunststoffteil.
Die Erfindung liegt auf dem technischen Gebiet der Oberflächenbehandlung von
Kunststoffen. Für viele Anwendungen solcher Teile ist es wünschenswert, diese an der
Oberfläche besonders zu beschichten. Eine der häufigsten Anwendungen ist dabei das
Aufbringen von Metallschichten, insbesondere von Aluminiumschichten. Eine
besondere Schwierigkeit bei der Durchführung solcher Beschichtungen ist die im
allgemeinen geringe Haftung zwischen aufgebrachter Schicht und dem Kunststoffteil.
Um diese Haftung zu verbessern, ist es bekannt, die Kunststoffteile einer Plasma
behandlung zu unterziehen.
So ist beispielsweise aus US-A-3 686 018 eine Methode zur Metallisierung eines
Kunststoffsubstrates bekannt. Das Kunststoffsubstrat wird zur Verbesserung der
Haftung mittels einer Niederdruckgasentladung behandelt, die vorzugsweise
Sauerstoff als Prozeßgas enthält. Weiter ist aus US-A-4 756 964 ein Verfahren zur
Herstellung von Barriereschichten aus amorphem Kohlenstoff auf Polycarbonat-,
Polyethylen- oder Polypropylensubstrat bekannt, bei dem die Kunststoffoberfläche mit
einem Gasplasma, das vorzugsweise Argon enthält, behandelt wird. Aus
US-A-4 264 750 und US-A-4 404 256 ist ein Verfahren zur Behandlung fluorfreier
Polymerer bekannt, bei dem durch Behandlung mit fluorhaltigen Gasen in einem
Niedertemperaturplasma die Oberfläche der Polymeren fluoriert wird. Mit diesen
bekannten Verfahren, bei welchen das Fluor in die Oberfläche eingelagert wird,
konnte eine befriedigende Haftung der nachfolgenden Metallbeschichtung von
insbesondere hochtemperaturbeständigem Polycarbonat nicht erzielt werden.
Daher bestand die Aufgabe, ein Verfahren zur Oberflächenbehandlung von Kunst
stoffteilen zu finden, mit dem sich die Haftung nachfolgend aufgebrachter Schichten
verbessern läßt.
Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß das Prozeßgas frei von Sauerstoff gehalten
wird, daß das Verfahren bei einem Druck von 1,0 Pa bis 50 Pa durchgeführt wird und
daß die Kunststoffoberfläche beim Vorbehandeln von Fluoranlagerungen bzw.
-einlagerungen freigehalten wird.
Niederdruckplasmen und ihre Erzeugung sind seit langem bekannt. Sie sind dadurch
charakterisiert, daß der Druck in der Kammer, in der die Plasmabehandlung durch
geführt wird, unterhalb des Atmosphärendruckes liegt. In der Fachwelt wird das
Niederdruckplasma häufig auch als Niedertemperaturplasma bezeichnet, da die Kunst
stoffsubstrate einer Temperatur von maximal bis zu 200°C ausgesetzt werden. Die
Niederdruckplasmabehandlung ist gekennzeichnet durch die Größen Prozeßdruck,
elektrische Leistung und Prozeßzeit sowie durch das verwendete Prozeßgas. Be
kannte Prozeßgase sind beispielsweise Sauerstoff, Luft, Edelgas, Stickstoff oder
Tetrafluormethan.
Die Durchführung des neuen Verfahrens erfolgt vorteilhaft in der gleichen
Vakuumanlage, in welcher anschließend die Metallschicht aufgebracht wird, die zum
Kunststoffteil eine gute Haftung aufweisen soll. Bei dem erfindungsgemäßen Ver
fahren wird als Prozeßgas reines SF₆ oder eine Mischung von SF₆ mit anderen sauer
stofffreien Gasen, bevorzugt von Edelgasen, benutzt.
Der Schwefelhexafluoridanteil beträgt dabei vorzugsweise mindestens 50%.
Die Anregung des Plasmas geschieht durch ein elektrisches Feld mit Frequenzen bis
10 GHz, wobei der bevorzugte Frequenzbereich zwischen 0 und 30 MHz liegt.
Vorzugsweise beträgt die Prozeßzeit der Vorbehandlung im Niederdruckplasma 0,5
bis 5 Minuten.
Das Verfahren läßt sich bevorzugt bei Polycarbonat bzw. Blends und Copolymeren
dieses Kunststoffs anwenden. Im Vergleich zu den bekannten Verfahren zeigt das
neue Verfahren eine besondere Verbesserung für hochtemperaturbeständige Poly
carbonate, wie sie beispielsweise aus DE 38 32 396-A1 bekannt sind. Sie basieren auf
Dihydroxydiphenylcycloalkanen, wobei die Cycloalkane bevorzugt mit Methyl
gruppen, insbesondere in der 3- bzw. 3,3-Stellung, substituiert sind.
Nachdem die Kunststoffteile in erfindungsgemäßer Weise vorbehandelt wurden, wird
eine Metallschicht, in einem bevorzugten Beispiel aus A1, aufgebracht. Die Schicht
dicke beträgt 1 nm bis 100 000 nm, vorzugsweise 10 nm bis 10 000 nm. Verfahren
zum Aufbringen von Metallschichten sind literaturbekannt. Es eignen sich Auf
dampfen, Sputtern, Ionenplattieren, Plasma-CVD (chemical vapor deposition) usw.,
die dem Fachmann geläufig sind. Geeignete Kunststoffteile, die nach dem erfindungs
gemäßen Verfahren vorbehandelt werden können, sind beispielsweise Platten,
Reflektoren für Automobilscheinwerfer sowie Formkörper jeglicher Art und
Dimension, z. B. als Gehäuse für Geräte und Folien für Verpackungs- und Dekora
tionszwecke.
Gegenstand der Erfindung ist auch ein metallisiertes und/oder lackiertes Kunststoffteil
mit einer Vorbehandlung entsprechend dem Verfahren nach einem der Ansprüche 1
bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die vorbehandelte Oberfläche frei von Fluor ist
und daß die Haftung der aufgebrachten Metall- und/oder Lackschicht einen
Klebebandtest mit einer Abzugskraft von 7 N/cm übersteht.
Vorzugsweise besteht das metallisierte und/oder lackierte Kunststoffteil, insbesondere
in Form eines Reflektors, aus Polycarbonat, insbesondere aus hochtemperaturbe
ständigem Polycarbonat auf Basis von Dihydroxydiphenylcycloalkanen.
Zur beispielhaften Erläuterung der Erfindung wurden folgende Kunststoffe eingesetzt:
A = Polycarbonat auf Basis von Bisphenol A
B = Polycarbonat auf Basis von hydriertem Isophoron
C = Blends aus einem Polycarbonat auf Basis Bisphenol A und Acrylbutadien styrol.
A = Polycarbonat auf Basis von Bisphenol A
B = Polycarbonat auf Basis von hydriertem Isophoron
C = Blends aus einem Polycarbonat auf Basis Bisphenol A und Acrylbutadien styrol.
Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren vorbehandelte Fläche der Proben betrug
11 × 15 cm.
Als Metall, dessen Haftung auf dem Kunststoffteil verbessert werden soll, wurde
Aluminium (Al) benutzt. Dieses wurde durch Aufdampfen auf die Kunststoffteile auf
gebracht.
Die Prüfung der Haftung der an die Vorbehandlung anschließend aufgebrachten Al-
Schichten erfolgte nach dem sogenannten Klebebandtest. Dabei wurden Klebebänder
von 20 mm Breite und ca. 80 mm Länge auf die zu untersuchenden Proben aufge
bracht.
Zur Haftungsbeurteilung wurden handelsübliche Klebebänder mit definierter Abzugs
kraft benutzt:
Typ | |
Abzugskraft | |
I | |
5 | |
II | 7 |
Mit diesen Bändern ist eine Differenzierung der Haftfestigkeit der Metallschichten auf
den Kunststofformkörpern möglich.
Das Abrißbild der Al-Schicht wurde in vier Abstufungen beurteilt:
0 = kein Abriß der Al-Schicht
1 = punktförmiger Abriß der Al-Schicht
2 = Abriß der Al-Schicht < 50%
3 = Abriß der Al-Schicht 50%.
0 = kein Abriß der Al-Schicht
1 = punktförmiger Abriß der Al-Schicht
2 = Abriß der Al-Schicht < 50%
3 = Abriß der Al-Schicht 50%.
Zur Untersuchung der Wirkung der Plasmabehandlung auf die Kunststoffoberfläche
wurde eine erfindungsgemäß behandelte Oberfläche des Kunststoffs B mit Hilfe des
ESCA-Verfahrens (Ullmanns Encyclopädie der technischen Chemie, 4. Auflage,
Band 5, "Analysen- und Meßverfahren", S. 522, Verlag Chemie Weinheim; Deerfield
Beach, Florida, Basel) untersucht, um die Wirkung der Vorbehandlung auf die
chemische Zusammensetzung zu bestimmen. Dabei wurde überraschenderweise ge
funden, daß durch das erfindungsgemäße Verfahren kein Fluor, wohl aber Schwefel in
die Oberfläche des vorher schwefelfreien Polymers eingelagert wird. Die Ergebnisse
sind in Tabelle 2 dargestellt. Es sei angemerkt, daß Wasserstoff mit dem ESCA-Ver
fahren nicht nachgewiesen werden kann.
Die eingangs erwähnten Probentypen A, B und C wurden in einer Ausdampfanlage
auf einem rotierbaren Substrathalter befestigt. Anschließend wurde die Prozeßkammer
der Ausdampfanlage geschlossen und auf ca. 0,01 Pa evakuiert. Danach wurde SF₆
bis zu einem Druck von 7 Pa eingelassen. Die Druckmessung erfolgte mit einem
gasartunabhängigen Kapazitätsmanometer. Anschließend wurde der Drehantrieb des
Substrathalters eingeschaltet, so daß dieser mit 20 U/min rotierte. Durch Anlegen
einer Spannung von -475 V gegen Erde an eine als Kathode geschaltete Al-Platte
wurde ein Niederdruckplasma gezündet. In diesem Plasma wurden die Proben 2
Minuten mit einer Leistung von 3,8 Watt behandelt. Danach wurde die Spannung
abgeschaltet, die SF₆-Zugabe beendet und die Prozeßkammer auf 0,01 Pa evakuiert.
Nach Erreichen dieses Druckes wurde die Elektronenstrahlkanone eingeschaltet und
das zu verdampfende Aluminium, welches sich in einem Graphittiegel befand, mit
einer Leistung von 2 kW innerhalb von 180 s auf ca. 1500 K erhitzt. Anschließend
wurde eine bewegliche Blende zwischen Elektronenstrahlkanone und Substrathalter
entfernt und die Formkörper für 80 s bei einer Rate von 1 nm/s beschichtet. Danach
wurde die Blende wieder zwischen Elektronenstrahlkanone und Substrathalter einge
bracht und der Beschichtungsvorgang beendet. Nach dem Abschalten der Elektronen
strahlkanone und Abkühlung des Verdampfungsgutes wurde nach ca. 10 Minuten die
Prozeßkammer belüftet und die beschichteten Kunststoffteile entnommen. Die
Prüfung der Haftung der Metallschicht wurde nach dem oben erwähnten Verfahren
durchgeführt. Das Ergebnis ist in der am Ende der Beispiele angeführten Tabelle 1
dargestellt. Man sieht, daß die Metallschichten von allen untersuchten Kunststoffen
nicht abgelöst werden konnten, d. h. sie weisen eine gute Haftung auf.
Kunststoffteile wie in Beispiel 1 wurden in einem Niederdruckplasma vorbehandelt.
Als Prozeßgas wurde Ar benutzt. Alle anderen Prozeßparameter blieben gleich. Die
Aufbringung der Al-Schicht und die Prüfung der Haftung geschah wie in Beispiel 1
beschrieben. Die Ergebnisse sind in der Tabelle 1 angegeben. Es zeigt sich, daß bei
Klebeband Typ I, welches eine Abzugskraft von 5 N/cm aufweist, die Schichthaftung
bei Probe A sehr gut, bei den Proben B und C ausreichend ist. Bei der Prüfung mit
dem Klebeband Typ II, welches eine Abzugskraft von 7 N/cm besitzt, wird dagegen,
verglichen mit den Werten aus Beispiel 1, eine deutlich schlechtere Haftung der
Metallschicht festgestellt.
Kunststoffteile wie in Beispiel 1 wurden in einem Niederdruckplasma vorbehandelt.
Als Prozeßgas wurde CF₄ benutzt, wobei Fluor in der Oberfläche angelagert wurde.
Alle anderen Prozeßparameter bleiben gleich. Die Aufbringung der Al-Schicht und die
Prüfung der Haftung geschahen wie in Beispiel 1 beschrieben; die Ergebnisse sind in
der Tabelle 1 angegeben. Es zeigt sich, daß die Al-Schicht eine ungenügende Haftung
aufweist.
Kunststoffteile wie in den vorherigen Beispielen wurden ohne Vorbehandlung in
einem Niederdruckplasma direkt mit Al bedampft und die Haftung der Al-Schicht
geprüft. Die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle 1 zusammengefaßt und
zeigen, daß die Al-Schichten bei Verwendung beider Klebebänder eine ungenügende
Haftung aufweisen.
Claims (6)
1. Verfahren zur Vorbehandlung der Oberfläche von Kunststoffteilen in einem
Niederdruckplasma zum nachfolgenden Aufbringen von Schichten, insbeson
dere Metallschichten, wobei ein Prozeßgas für das Niederdruckplasma ver
wendet wird, das Schwefelhexafluorid (SF₆) enthält, dadurch gekennzeichnet,
daß dieses Prozeßgas im wesentlichen frei von Sauerstoff gehalten wird, daß
das Verfahren bei einem Druck von 1,0 Pa bis 50 Pa durchgeführt und daß die Kunst
stoffoberfläche beim Vorbehandeln von Fluoranlagerungen bzw. -einlage
rungen freigehalten wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Prozeßgas mit
einem Schwefelhexafluoridanteil von mindestens 50% verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Prozeß
gas außer SF₆ andere sauerstofffreie Gase, insbesondere Edelgase, enthält.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die
Prozeßzeit der Vorbehandlung im Niederdruckplasma zwischen 0,5 und 5
Minuten beträgt.
5. Metallisiertes und/oder lackiertes Kunststoffteil mit einer Vorbehandlung
entsprechend dem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch ge
kennzeichnet, daß die vorbehandelte Oberfläche frei von Fluor ist und daß die
Haftung der aufgebrachten Metall- und/oder Lackschicht einen Klebebandtest
mit einer Abzugskraft von 7 N/cm übersteht.
6. Metallisiertes und/oder lackiertes Kunststoffteil, insbesondere Reflektor, nach
Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß es aus Polycarbonat, insbesondere
aus hochtemperaturbeständigem Polycarbonat auf Basis von Dihydroxydi
phenylcycloalkanen, besteht.
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