DE4230700A1 - Verfahren zum Reinigen von geschlossenen Ableitungskanälen - Google Patents
Verfahren zum Reinigen von geschlossenen AbleitungskanälenInfo
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Description
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum Reinigen
von geschlossenen Ableitungskanälen, insbesondere Abwas
serkanälen, nach dem Oberbegriff des Anspruches 1. Damit
sind Ableitungskanäle für beliebige fließfähige Medien mit
Feststoffanteilen angesprochen.
Die Anfänge der bestehenden Abwasser-Kanalisation liegen
zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Eine Vielzahl von Kanali
sationseinrichtungen ist etwa 150 Jahre alt. Der Abwasser
anfall hat sich jedoch im Laufe der Zeit ständig erhöht.
Aufgrund der Überalterung ist heute ein erheblicher Sanie
rungsbedarf vorhanden.
Sanierung bedeutet einerseits, daß die Kanalisation von
Ablagerungen befreit werden muß, die einen erheblichen
Teil der Leitungsquerschnitte verstopfen. Das geschieht
bislang manuell oder halbautomatisch mittels hydraulischer
und/oder mechanischer Reinigungsvorrichtungen. Dafür müs
sen Personen in die Kanäle herabsteigen. Sanierung bedeu
tet, daß vorhandene Abwasserkanäle mittels Auskleidungen
oder ähnlich gelagerter Maßnahmen wieder in den baulichen
Urzustand gebracht werden müssen. In der Folge von Sanie
rungsmaßnahmen wird somit eine Betriebs- und Wartungstech
nik benötigt, die den bisherigen Stand der Technik verbes
sert.
Überdies ist es ein Nachteil der vorhandenen Kanalisation,
daß die Abwasserkanäle aus Betriebs- und Wartungsgründen
verhältnismäßig nahe unter der Straßendecke angeordnet
sind. Die sich unter den Straßen befindenden Versorgungs
leitungen nehmen jedoch schon einen so großen Raum ein,
daß offene Sanierungsbauweisen, insbesondere im Zentrum
von Städten, nur sehr schwer und vor allen Dingen aufwen
dig realisierbar sind.
Davon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren zum Reinigen von Abwasserkanälen zu schaf
fen, dessen Durchführung einfacher, menschengerechter und
schonender ist.
Die Lösung dieser Aufgabe ist im Anspruch 1 angegeben.
Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen
enthalten.
Ein erfindungsgemäßes Verfahren bezieht sich also auf die
Reinigung mindestens eines Kanalabschnittes, der beiden
ends eine Staueinrichtung aufweist. Dabei kann es sich um
ein Absperrorgan wie einen Schieber handeln, der in Stau
stellung schließt und in Freigabestellung öffnet. Ferner
kommen wehrartige Stauorgane in Betracht. Bevorzugt kommen
jedoch bogenförmige Kanalabschnitte oder auswölbbare
Schlauchstücke aus elastischem Material zum Einsatz, wie
sie im deutschen Patent 39 22 481 und der deutschen Pa
tentanmeldung 39 43 607 beschrieben sind. Die Offenbarung
dieser Stauorgane wird in die vorliegende Anmeldung einbe
zogen. Bei diesen Stauorganen ist ein Kanalabschnitt in
Staustellung angehoben und in Freigabestellung abgesenkt.
Wenn die beiden benachbarten Staueinrichtungen in Stau
stellung sind, befindet sich im Kanalabschnitt entweder
kein Abwasser, oder der Abschnitt ist teilweise mit Wasser
gefüllt. Die Abwassermenge im Kanalabschnitt läßt sich
einstellen, indem man die unterstromseitige Staueinrich
tung nach der oberstromseitigen Staueinrichtung schließt.
An der geschlossenen oberstromseitigen Staueinrichtung
sammelt sich eine bestimmte Wassermenge an. Diese wird be
vorzugt so gewählt, daß es dem noch freien Füllvolumen des
zu reinigenden Kanalabschnittes entspricht. Insbesondere
wenn als Stauorgane bogenförmige Kanalabschnitte und/oder
auswölbbare Schlauchstücke zum Einsatz kommen, kann an der
oberstromseitigen Staueinrichtung gegenüber der unter
stromseitigen Staueinrichtung eine Druckhöhe vom doppelten
Kanaldurchmesser aufgebaut werden. Dabei handelt es sich
um den Höhenunterschied zwischen dem Hochpunkt des bogen
förmigen Kanalabschnittes bzw. des auswölbbaren Schlauch
stückes und der Sohle im angrenzenden Kanalabschnitt.
Überschußwasser aus dem Oberstrombereich fließt über den
Hochpunkt des bogenförmigen Kanalabschnittes bzw. des aus
wölbbaren Schlauchstückes in den zu reinigenden Kanalab
schnitt ab.
Solange sich die benachbarten Staueinrichtungen in Stau
stellung befinden, ist der zu reinigende Kanalabschnitt
Bestandteil einer Art von Trog. Wird die oberstromseitige
Staueinrichtung dann in Freigabestellung gebracht, strömt
die oberstromseitige Abwassermenge in den Kanalabschnitt
ein und füllt diesen auf. Die Freigabe kann bis hin zur
plötzlichen völligen Freigabe gesteuert erfolgen, um die
Strömungsenergie zu dosieren. Im einfachsten Fall ist die
ausschließlich plötzliche völlige Freigabe möglich. Dabei
spielen sich die folgenden Vorgänge ab:
Das vom oberstromseitigen Stauorgan fließende Abwasser
strömt gegen das unterstromseitige Stauorgan bzw. eine da
von bereits aufgestaute Menge. Im Auftreffpunkt des Ober
stromwassers auf das Unterstromwasser bildet sich eine
Strömungswalze mit turbulenter Strömung. Hier wird Lage
energie des angestauten Wassers in Energie der Strömungs
walze umgesetzt. Nach den derzeitigen Erkenntnissen ist
diese "hydraulische Walze" verhältnismäßig kurz (abhängig
vom Energieinhalt der aufgestauten Abwassermenge). Sie hat
z. B., je nach der vorhandenen Strömungsenergie, einen Aus
dehnungsbereich in Kanalrichtung von ca. 2 bis 3 m, wenn
ein Rohrdurchmesser von 2,0 m gegeben ist und kann dann
den gesamten Querschnitt im Wirkbereich ausfüllen.
Der Bewegungsablauf der "hydraulischen Walze" ist entgegen
der Fließrichtung. Durch die Strömungsenergie der Walze
werden Sedimente (Faserstoffe, Sande etc.) vom Boden des
Kanales aufgenommen und im wesentlichen turbulierend in
der Walze mitgerissen. Die Sedimente wirken abreibend auf
die Wandungen des Abwasserkanals und tragen Inkrustationen
von den Kanalwänden ab, wodurch sie den Reinigungseffekt
an der gesamten Innenwand des Abwasserkanals bewirken.
Die Wandergeschwindigkeit der "hydraulischen Walze" ist
stufenlos einstellbar. Sie kann zwischen 0 und 300 m pro
Stunde liegen, je nachdem, wie die hydraulischen und somit
energetischen Verhältnisse vorhanden und eingestellt wer
den können. Erst wenn das Oberstromwasser vollständig ab
gelassen ist bzw. die Strömungswalze verschwunden ist,
braucht die unterstromseitige Staueinrichtung freigegeben
und das Abwasser aus dem Kanalabschnitt abgelassen zu wer
den. Die durch die Wirkung der "hydraulischen Walze" ge
lösten Ablagerungen und Inkrustationen werden von der dann
eintretenden Strömung mitgerissen. Bei Einsatz bogenför
miger Kanalabschnitte bzw. auswölbbarer Schlauchstücke für
das unterstromseitige Stauorgan kann überschüssiges Wasser
bereits vor Freigabe des unterstromseitigen Stauorganes
abfließen.
Derselbe Kanalabschnitt kann mehrfach in derselben Weise
mittels der Strömungswalze gereinigt werden. Ferner ist es
möglich, sämtliche Kanalabschnitte eines Abwassernetzes in
der erfindungsgemäßen Weise zu reinigen, vorausgesetzt,
diese sind an den beiden Enden mit Staueinrichtungen ver
sehen. Energetisch besonders günstig ist, die oberstrom
seitigen Kanalabschnitte vor den unterstromseitigen Kanal
abschnitten zu reinigen, weil dann die Lageenergie des
Wassers in sämtlichen Kanalabschnitten ausgenutzt werden
kann.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann bei voll funktionsfä
higen Kanälen durchgeführt werden. Es setzt lediglich vor
aus, daß Stauorgane in gewissen Abständen von beispiels
weise 1000 m in das Abwassernetz integriert sind. Da eine
personelle Inspektion und Wartung innerhalb der Kanäle
weitestgehend entfällt, ermöglicht diese Technik, die Ab
wasserkanäle tiefer als bislang unter die Erdoberfläche zu
legen, beispielsweise unterhalb von 10 m.
Claims (14)
1. Verfahren zum Reinigen von Ableitungskanälen, mit min
destens zwei Staueinrichtungen und jeweils einem Ka
nalabschnitt zwischen benachbarten Staueinrichtungen,
dadurch gekennzeichnet, daß zwei benachbarte Stauein
richtungen in Staustellung gebracht werden, die ober
stromseitige Staueinrichtung nach dem Anstauen einer
bestimmten Wassermenge davor in gesteuerter Freigabe
stellung gebracht wird und die unterstromseitige Stau
einrichtung nach Ausbildung einer Strömungswalze im
Kanalabschnitt durch die einströmende Wassermenge in
ebenfalls gesteuerter Freigabestellung gebracht wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die unterstromseitige Staueinrichtung nach vollständi
gem Abströmen des im Kanalabschnitt enthaltenen Abwas
sers in Staustellung gebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß die unterstromseitige Staueinrichtung bei
teilweiser Füllung des Kanalabschnittes mit Abwasser
in Staustellung gebracht wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeich
net, daß die unterstromseitige Staueinrichtung nach
der oberstromseitigen Staueinrichtung in Staustellung
gebracht wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß oberstromseitig eine dem restli
chen Füllvolumen des Kanalabschnittes entsprechende
Wassermenge angestaut wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß an der oberstromseitigen Stauein
richtung gegenüber der unterstromseitigen eine Druck
höhe von 3 m WS aufgebaut wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die unterstromseitige Staueinrich
tung nach Wanderung der hydraulischen Walze stromauf
wärts in Freigabestellung gebracht wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß die unterstromseitige Staueinrich
tung nach Energieausbeute der hydraulischen Walze in
Freigabestellung gebracht wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, daß die hydraulische Walze mehrfach in
demselben Kanalabschnitt ausgebildet wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß sämtliche Kanalabschnitte mit
Staueinrichtungen an den beiden Enden eines Abwasser
netzes gereinigt werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß oberstromseitige Kanalabschnitte
vor unterstromseitigen Kanalabschnitten gereinigt wer
den.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß als Staueinrichtungen bogenförmige
Kanalabschnitte mit höhenverstellbarem Bogenscheitel
verwendet werden.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet,
daß bogenförmige Kanalabschnitte mit abgedichteten
Drehverbindungen an beiden Endbereichen zu den angren
zenden Kanalabschnitten verwendet werden.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch
gekennzeichnet, daß als Staueinrichtungen auswölbbare
Schlauchstücke aus elastischem Weichmaterial verwendet
werden.
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- 1992-09-14 DE DE19924230700 patent/DE4230700B4/de not_active Expired - Fee Related
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