DE4218776A1 - Medizinischer Verband - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft einen medizinischen Verband mit Mitteln zum Fixieren und Anpassen des Verbandes an ein zu behandelndes Körperteil.

Medizinische Verbände der in Rede stehenden Art sind seit Jah­ ren aus der Praxis bekannt. Sie können sowohl als Druckverbände oder auch als Stützverbände ausgelegt sein, wobei sie entweder vorübergehend oder auch auf Dauer eine zusätzliche äußere Stütze für ein Körperteil bilden, an das der Verband angelegt ist.

Bei einem bekannten Druckverband wird eine Schaumgummikompresse ohne Spannung auf das zu behandelnde Körperteil aufgelegt, das anschließend mit einer Dauerbinde oder Durelastbinde unter kräftigem Zug umwickelt wird. Diese Bandage wird dann mit Mull oder Mullbinden umhüllt. In einer nächsten Lage wird eine Schaumgummibinde ohne Zug und ohne Deckung angewickelt. Den Ab­ schluß bildet eine Dauerbinde oder Durelastbinde, die unter kräftigem Zug überwickelt wird.

Solche Druckverbände können nur von medizinischem Personal ver­ antwortlich angelegt werden, da bei unsachgemäßem Anlegen Durchblutungsstörungen des umwickelten Körperteils auftreten können, die einen Schock bewirken und letztendlich eine Amputa­ tion des Körperteils erforderlich machen können.

Ein weiteres Problem der bekannten Druckverbände besteht darin, daß sie zusätzlich zu der erwünschten Wirkung, wie z. B. der Blutstillung und dem Verhindern von Nachbluten, eine Ruhigstel­ lung des entsprechenden Körperteils bewirken. Es ist jedoch be­ kannt, daß die Heilung kranken Gewebes entscheidend von einer guten Durchblutung des entsprechenden Körperteils abhängt und daß wiederum die Durchblutung eines Körperteils belastungsab­ hängig gesteuert ist. Insbesondere für Venen- und Lymphgefäße ist die sogenannte Muskelpumpe lebenswichtig. Trotz Druckver­ band und/oder Stützverband ist also die Ruhigstellung des ent­ sprechenden Körperteils nicht unbedingt erstrebenswert. Im üb­ rigen ist die Ausübung von Druck auf neuralgische Körperstel­ len, wie z. B. Gelenke, Nerven und Gefäße, für den Patienten oftmals besonders schmerzhaft und unangenehm.

Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen medizini­ schen Verband der in Rede stehenden Art anzugeben, der auch von ungeübten, fachfremden Personen einfach aber sachgemäß angelegt und erneuert werden kann und eine gewisse Mindestbeweglichkeit des verbundenen Körperteils gewährleistet. Der Verband soll zu­ dem an die speziellen Erfordernisse für neuralgische Körper­ stellen anpaßbar sein.

Der erfindungsgemäße medizinische Verband löst die voranste­ hende Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruches 1. Danach ist der eingangs genannte medizinische Verband derart ausgebil­ det, daß mindestens ein flächiges, anpaßbares Segment vorgese­ hen ist, das strukturiert ist, indem es mindestens eine Durch­ gangsöffnung und/oder mindestens eine bereichsweise Dicke­ reduzierung und/oder mindestens eine vorzugsweise kanalförmige Ausnehmung aufweist.

Erfindungsgemäß ist erkannt worden, daß die Beweglichkeit und damit die Durchblutung eines zu behandelnden Körperteils nur mittels eines medizinischen Verbandes erreicht werden kann, der einen bereichsweise variierenden Druck auf das entsprechende Körperteil ausübt. Dabei ist es sinnvoll, auch den Druck auf neuralgische Stellen zu reduzieren, um dem Patienten das Tragen des Verbandes angenehmer zu gestalten.

Es ist ferner erkannt worden, daß diese Erfordernisse auf ein­ fache Weise durch flächige, anpaßbare Segmente realisiert wer­ den können, die entsprechend ihrer Position an dem Körperteil strukturiert sind. So erweisen sich z. B. Durchgangsöffnungen oder auch bereichsweise Dickereduzierungen in den Bereichen ei­ nes Segments als besonders vorteilhaft, die auf Gelenken ange­ ordnet werden sollen. Vorzugsweise kanalförmige Ausnehmungen sind beispielsweise besonders geeignet für das Anbringen in Be­ reichen, in denen Nerven oder Gefäße nahe der Oberfläche des Körperteils verlaufen.

Es ist schließlich erkannt worden, daß die Strukturierung der Segmente auch deren Positionierung an dem entsprechenden Kör­ perteil vereinfacht und das Problem von Durchblutungsstörungen weitgehend vermieden werden kann.

Als besonders geeignet erweisen sich plattenförmige Polsterma­ terialien, die zwar formstabil aber verformbar, weich und ela­ stisch sind, so daß sie sich leicht an die Form des entspre­ chenden Körperteils anpassen lassen. In diesem Zusammenhang ist es vorteilhaft, wenn das Material einfach schneidbar ist, so daß es jeweils individuell für das zu behandelnde Körperteil einer bestimmten Person zugeschnitten werden kann. Das Material sollte ferner wärme- und kältefest sein, um den jahreszeitlich bedingten Temperaturschwankungen standzuhalten. Des weiteren ist es vorteilhaft, wenn das Polstermaterial hautverträglich, antiallergisch, schweißdurchlässig und atmungsaktiv ist, da es mittelbar oder unmittelbar auf der Haut des zu behandelnden Körperteils angeordnet wird. Als Polstermaterialien eignen sich beispielsweise Watte, Filz oder auch Kunststoffe mit für die jeweilige Anwendung geeigneter Verdichtung.

Für Langzeitanwendungen ist es sinnvoll, die Segmente mit einer Gewebehülle zu umgeben, die erneuert oder auch gereinigt werden kann. Auch diese Gewebehülle ist vorteilhafterweise hautverträglich, antiallergisch, schweißdurchlässig und at­ mungsaktiv, da auch sie zumindest bereichsweise unmittelbar mit der Haut des Patienten in Kontakt steht.

Von Vorteil ist es, wenn der gesamte Verband eine Umhüllung aus einem Trikotmaterial aufweist. Da dieses elastisch ist, läßt es sich einfach über das verbundene Körperteil ziehen, ohne spezi­ ell angepaßt werden zu müssen. Die Umhüllung kann vorteilhaft in Form von Binden oder auch in Form eines Strumpfes gebildet sein. Eine Funktion der Umhüllung besteht in einer Fixierung der strukturierten Segmente und auch weiterer Elemente des Ver­ bandes an dem zu behandelnden Körperteil. Die Umhüllung dient aber auch als Schutz vor Verschmutzung des Verbandes und ggf. einer zu behandelnden Wunde.

Bei dem erfindungsgemäßen medizinischen Verband sind Mittel zum Fixieren und Anpassen des Verbandes vorgesehen. Diese können vorteilhaft durch Klebeverschlüsse oder Klettverschlüsse gebil­ det sein, die beispielsweise direkt an den Segmenten angeordnet sind. Als Mittel zum Fixieren und Anpassen des Verbandes kommen jedoch auch Bänder mit Verschlußmitteln in Frage, über die auf einfache Weise die Weite des Verbandes variierbar ist. Ein sol­ ches Band kann nun je nach Anwendung so angeordnet sein, daß es die Segmente und unter Umständen auch die Umhüllung des Verban­ des umgibt und umfaßt. Eine weitere Möglichkeit der Anordnung des Bandes besteht darin, es durch die Segmente durchzuführen, d. h. die Segmente auf dem Band aufzureihen. Eine solche Anord­ nung hat den Vorteil, daß die Segmente bei angelegtem Verband aber vor dem Festziehen des Bandes noch verschoben werden kön­ nen, d. h. daß ihre Position bezüglich dem zu behandelnden Kör­ perteil auf einfache Weise verändert und angepaßt werden kann.

Der erfindungsgemäße medizinische Verband kann je nach Anwen­ dungsfall auch zusätzliche Bestandteile, wie beispielsweise Pe­ lotten, Gummiteile und/oder Heiß- oder Kaltpackungen aufweisen. Es sei schließlich nochmals daraufhingewiesen, daß der erfin­ dungsgemäße medizinische Verband je nach Aufbau, Fixierung und Anpassung sowohl als Druckverband als auch als Stützverband verwendet werden kann.

Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, die Lehre der vor­ liegenden Erfindung in vorteilhafter Weise auszugestalten und weiterzubilden. Dazu ist einerseits auf die dem Patentanspruch 1 nachgeordneten Ansprüche, andererseits auf die nachfolgende Erläuterung dreier Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnung zu verweisen. In Verbindung mit der Erläuterung der bevorzugten Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnung werden auch im allgemeinen bevorzugte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Lehre erläutert. In der Zeichnung zeigt

Fig. 1 die schematische Darstellung eines erfindungsge­ mäßen Knieverbandes,

Fig. 2 die Aufreihung von Segmenten auf einem Band und

Fig. 3a bis 3c drei verschiedene erfindungsgemäß strukturierte Segmente des Verbandes.

Fig. 1 zeigt einen erfindungsgemäßen Knieverband 1, wobei das Knie, an das der Verband angelegt werden soll, der einfachen Darstellung halber nicht gezeigt ist. Der Knieverband 1 umfaßt ein nichtstrukturiertes Segment 2 eines plattenförmigen Pol­ stermaterials, das hinten, im Kniekehlenbereich, angeordnet ist. Im vorderen Bereich ist ein erstes flächiges und erfin­ dungsgemäß strukturiertes Segment 3 des plattenförmigen Pol­ stermaterials sich über die Kniescheibe erstreckend angeordnet. Dieses erste strukturierte Segment 3 weist als Strukturierung eine Durchgangsöffnung 8 auf, die direkt über der Kniescheibe angeordnet und dabei so dimensioniert ist, daß die Kniescheibe im wesentlichen frei liegt. Dadurch übt der Verband 1 auf die Kniescheibe nur einen verminderten Druck aus. Der Knieverband 1 umfaßt ein weiteres strukturiertes Segment 4, das ebenfalls eine Durchgansöffnung 9 aufweist. Dieses weitere strukturierte Segment 4 ist unterhalb der Kniescheibe angeordnet, mit der Durchgangsöffnung 9 im Bereich des Schienbeinkopfes. Zur Fixie­ rung der Segmente 2, 3 und 4 des Knieverbandes 1 sind ein Band 5 und Verschlüsse 6, 7 vorgesehen. Das Band 5 umfaßt die Seg­ mente 2 und 3 oberhalb des Knies. Dieses Band 5 kann elastisch oder auch längenverstellbar mit Verschlußmitteln ausgebildet sein. Die Verschlüsse 6 und 7 sind jeweils im Bereich der Durchgangsöffnungen 8 und 9 der Segmente 3 und 4 angeordnet, wobei sie die Segmente 3 und 2 bzw. die Segmente 4 und 2 umge­ ben und umfassen. Vorteilhaft ist es, diese Verschlüsse 6, 7 als Klebe- oder Klettverschlüsse auszubilden und zumindest mit den Segmenten 3 und 4 zu verbinden. Dieser medizinische Verband kann ferner mit einer Umhüllung versehen sein, was in Fig. 1 nicht dargestellt ist. Diese kann direkt über die Segmente 2, 3 und 4 gezogen sein, also zwischen den Segmenten 2, 3 und 4 so­ wie dem Band 5 und den Verschlüssen 6, 7 angeordnet sein. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Umhüllung über die in Fig. 1 dargestellte Anordnung aus Segmenten 2, 3 und 4, Band 5 und Verschlüssen 6, 7 zu ziehen.

Fig. 2 zeigt ein Band 5, dessen Enden über eine Schnalle oder Spange 10 als Verschlußmittel längenverstellbar verbunden sind. Auf das Band 5 sind Segmente 2 und 3 aufgezogen. Diese Segmente 2 und 3 können je nach Anwendung unterschiedlich strukturiert sein und angeordnet werden.

Die Fig. 3a bis c zeigen unterschiedliche Strukturierungsmög­ lichkeiten von Segmenten 3, 13 und 14 des plattenförmigen Pol­ stermaterials. In Fig. 3a ist ein rund oder oval zugeschnit­ tenes Plattensegment 3 dargestellt, das in seinem Mittelbereich eine Durchgangsöffnung 8 aufweist. Fig. 3b zeigt den Schnitt durch ein strukturiertes Segment 13, wobei die Strukturierung in einer Dickereduzierung 11 im Mittelbereich dieses Segments 13 besteht. Fig. 3c schließlich zeigt den Schnitt durch ein strukturiertes Segment 14. Die Strukturierung besteht hier in einer kanalförmigen Ausnehmung 12 in der dem zu behandelnden Körperteil zugewandten Oberfläche des Segments 14.

Hinsichtlich weiterer in den Figuren nicht gezeigter Merkmale wird auf den allgemeinen Teil der Beschreibung verwiesen.

Abschließend sei hervorgehoben, daß die erfindungsgemäße Lehre nicht auf die voranstehend erörterten Ausführungsbeispiele be­ schränkt ist. Die erfindungsgemäße Lehre läßt sich vielmehr auch bei anders ausgestalteten medizinischen Verbänden, wie z. B. Halskrawattenverbänden, Sprunggelenk-, Handgelenk-, Ellbo­ genverbänden oder auch Lendenkreuzbandagen, realisieren.

Claims (14)

1. Medizinischer Verband mit Mitteln (5, 6, 7) zum Fixieren und Anpassen, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein flächiges, anpaßbares Segment (3, 4) vorgesehen ist, das struk­ turiert ist, indem es mindestens eine Durchgangsöffnung (8, 9) und/oder mindestens eine bereichsweise Dickereduzierung (11) und/oder mindestens eine vorzugsweise kanalförmige Ausnehmung (12) aufweist.

2. Medizinischer Verband nach Anspruch 1, dadurch gekenn­ zeichnet, daß das Segment (3, 4) aus einem plattenförmigen Pol­ stermaterial gebildet, insbesondere zugeschnitten ist.

3. Medizinischer Verband nach Anspruch 2, dadurch gekenn­ zeichnet, daß das plattenförmige Polstermaterial formstabil aber verformbar, weich und elastisch ist und daß es wärmefest und kältefest ist.

4. Medizinischer Verband nach Anspruch 2 oder 3, dadurch ge­ kennzeichnet, daß das plattenförmige Polstermaterial hautver­ träglich, antiallergisch, schweißdurchlässig und atmungsaktiv ist.

5. Medizinischer Verband nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das plattenförmige Polstermaterial durch Watte, Filz und/oder Kunststoff mit für die jeweilige An­ wendung geeigneter Verdichtung gebildet ist.

6. Medizinischer Verband nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Segment (3, 4) eine Gewebehülle aufweist, die hautverträglich, antiallergisch, schweißdurchläs­ sig und atmungsaktiv ist.

7. Medizinischer Verband nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnete daß eine Umhüllung vorgesehen ist, die insbesondere durch Trikotmaterial in Form von Binden und/oder einem Strumpf gebildet ist.

8. Medizinischer Verband nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnete daß als Mittel zum Fixieren und Anpas­ sen des Verbandes (1) Klebeverschlüsse und/oder Klettver­ schlüsse (6, 7) vorgesehen sind.

9. Medizinischer Verband nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnete daß als Mittel zum Fixieren und Anpas­ sen des Verbandes mindestens ein Band (5) mit Verschlußmitteln (10) vorgesehen ist.

10. Medizinischer Verband nach Anspruch 9, dadurch ge­ kennzeichnet, daß das Band (5) das mindestens eine Segment (3, 4) äußerlich umfaßt.

11. Medizinischer Verband nach Anspruch 9, dadurch gekenn­ zeichnet, daß das Band (5) durch das Segment (3, 4) zumindest teilweise hindurchgeführt ist.

12. Medizinischer Verband nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnete daß zusätzlich Pelotten, Gummiteile und/oder Heiß- oder Kaltpackungen vorgesehen sind und daß die Pelotten, Gummiteile und/oder Heiß- oder Kaltpackungen zumin­ dest teilweise integrale Bestandteile des Verbandes sind.

13. Medizinischer Verband nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnete daß er als Druckverband verwendet wird.

14. Medizinischer Verband nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß er als Stützverband verwendet wird.