DE4216980A1 - Immunosensorische Nachweisverfahren und Vorrichtung zu deren Durchführung - Google Patents
Immunosensorische Nachweisverfahren und Vorrichtung zu deren DurchführungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur
Durchführung immunologischer Nachweisverfahren zur Bestimmung
von blutgruppenspezifischen Antigenen oder Antikörpern gegen
diese blutgruppenspezifischen Antigene mittels Immunosensorsy
stemen, auf deren Oberfläche spezifische Bindungspartner für die
Blutgruppen-Antigene immobilisiert sind.
Immunologische Verfahren zur Bestimmung von Blutgruppen unter
Verwendung immobilisierter Bindungspartner sind dem Prinzip nach
bekannt. Beispielsweise beschreibt die US-P 4 943 522 Vorrich
tungen und Verfahren zur Durchführung spezifischer Bindungspaar
untersuchungen mit immobilisierten Antikörpern, wobei die be
schriebenen Vorrichtungen zum einmaligen Gebrauch bestimmt sind
und sich besonders für den qualitativen Nachweis durch visuelle
Beobachtung eignen. Weiterhin werden halb quantitative Bestim
mungen beschrieben, die auf dem Prinzip der Verdünnungsreihe
beruhen. Ferner sind nach der US-P 4 943 522 quantitative Mes
sungen der Farbe, Fluoreszenz oder Radioaktivität unter Einsatz
zusätzlicher Meßgeräte möglich.
Die DE-PS 36 17 763 beschreibt optische Vorrichtungen zur Durch
führung immunologischer Bestimmungen, die besonders zur Bestim
mung der ABO-Blutgruppen geeignet sind und bei denen Antikörper
auf optischen Leitern gebunden vorliegen. Die Vorrichtungen sind
zur quantitativen Bestimmung von Antigenen und Antikörpern ge
eignet.
Verfahren und Vorrichtungen, die auf dem SPR-Prinzip (Surface
Plasmon Resonance) basieren und demnach ebenfalls den optischen
Verfahren zuzuordnen sind, werden in der WO 90/05303 und der WO
90/05305 beschrieben. Bei der SPR-Technik werden Änderungen des
Brechungsindex in einer Schicht nahe eines dünnen Metallfilms
durch die resultierenden Änderungen der Intensität eines reflek
tierten Lichtstrahls gemessen. Die eigentliche Nachweisreaktion
kann hierbei auf einer immunochemischen Reaktion beruhen.
Nachteilig an den bekannten Verfahren ist, daß beispielsweise
bei optischen Verfahren ihr Einsatz zur Untersuchung stark ge
färbter Flüssigkeiten, wie z. B. Blut, häufig mit Problemen be
haftet ist; der Einsatz von Radioaktivität erfordert besondere
Vorsichtsmaßnahmen, was eine allgemeine Anwendung erschwert.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren mit hoher Empfind
lichkeit für die Serologie zu schaffen, das die sichere und
vorzugsweise gleichzeitige Bestimmung blutgruppenspezifischer
Antigene und Antikörper gegen blutgruppenspezifische Antigene
gestattet. Das Verfahren soll nicht auf die Blutgruppenbestim
mung nach dem AB0-System einschließlich der Untergruppen A1 und
A2, Lewis und D(RH) beschränkt sein, sondern soll auch den Nach
weis von Serumantikörpern gegen Antigene auf den roten Blutkör
perchen, vor allem vom Typ Kell, Duffy, Ridd und RH, ermöglichen.
Ferner soll eine Vorrichtung zur Durchführung derartiger Ver
fahren geschaffen werden.
Zur Lösung der Aufgabe wird erfindungsgemäß ein Verfahren vor
geschlagen, bei dem elektrochemische oder piezoelektrische
Transduktoren, beschichtet mit Lektinen und/oder Antikörpern,
als Immunosensoren verwendet werden.
Das erfindungsgemäße Meßverfahren beruht auf der Bindung des
nachzuweisenden Analyten an eine Transduktoroberfläche und den
Nachweis der Bindung des Analyten an die Transduktoroberfläche
durch elektrisch gemessene Größen am Transduktor, wie zum Bei
spiel den vom Transduktor abfließenden Strom oder die am Trans
duktor in Bezug auf eine Referenzelektrode meßbare Spannung oder
die bei Anlegen einer Wechselspannung beobachtbare Frequenzände
rung eines piezoelektrischen Transduktors. Als Analyte werden
die zu bestimmenden Teilchen bezeichnet.
Erfindungsgemäß wird derjenige Teil des Immunosensors Transduk
tor genannt, der den Meßeffekt erfaßt. Im Fall der elektrochemi
schen Verfahren umfaßt der Transduktor elektrisch leitende Mate
rialien, während in den piezoelektrischen Verfahren piezoelek
trische Materialien eingesetzt werden.
Im Fall der elektrochemischen Verfahren wird das Binden des
nachzuweisenden Analyten an die Transduktoroberfläche des Immu
nosensors durch die Bildung elektrodenaktiver Produkte nachge
wiesen, die zu einer Strom- oder Spannungsänderung führen. Wie
nachfolgend näher erläutert, werden die elektrodenaktiven Pro
dukte entweder durch Markerenzyme aus geeigneten Enzymsubstraten
oder aber durch Stoffwechselreaktionen des Analyten selbst ge
bildet und durch amperometrische oder potentiometrische Meßver
fahren nachgewiesen.
Die erfindungsgemäß eingesetzten piezoelektrischen Materialien
sind beispielsweise piezoelektrische Schwingquarze, die hoch
sensitiv Veränderungen der Massebeladung anzeigen und deshalb
für Immunosensoren besonders geeignet sind. Zunächst wurden
piezoelektrische Immunosensoren für den Nachweis gasförmiger
Antigene beschrieben (G. Guilbault, GBF Monograph 10 (1987)
1871). Das Eintauchen des Schwingquarzes in Wasser führt jedoch
durch die hohe Viskosität zu einer starken Dämpfung.
Vorrichtungen zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
umfassen einen oder mehrere der beschriebenen Transduktoren in
Form von Immunosensoren, auf deren Oberfläche ein Bindungspart
ner, d. h. ein blutgruppenspezifisches Antigen, ein erythrozy
tenbindendes Lektin und/oder Antikörper, direkt oder auf einer
semipermeablen Membran angeordnet sind, welche sich unmittelbar
vor der Transduktoroberfläche befindet. Die Vorrichtung kann
ferner eine Meßkammer mit Probenzu- und -abführung sowie die
Auswertungselektronik umfassen.
Erfindungsgemäß erfolgt die Bestimmung von blutgruppenspezifi
schen Antigenen und damit die Bestimmung der Blutgruppen einer
seits und die Bestimmung von Antikörpern andererseits auf die
nachfolgend im einzelnen erläuterte Weise.
Ein mit einer erythrozytenbindenden Lektin- oder Antikörper
schicht überzogener Sensor wird mit der zu untersuchenden
Blutprobe in Kontakt gebracht. Das verwendete Lektin bzw.
der Antikörper bindet Erythrozyten abhängig von ihrer Blut
gruppe. Nach einer Inkubationszeit von 1 bis 20 Minuten
wird der Sensor aus der Blutprobe entfernt und abgespült.
Bei der Blutgruppe 0 erfolgt keine Bindung von Erythrozyten.
Im Fall der elektrochemischen Verfahren wird der Sensor zum
Nachweis der Blutgruppenantigene der gebundenen Erythrozyten
anschließend mit blutgruppenspezifischen, enzymmarkierten
(monoklonalen) Antikörpern oder blutgruppenspezifischen,
enzymmarkierten Lektinen in Kontakt gebracht. Beispiele für
in Betracht kommenden Lektine sind: Blutgruppe B: Lektin aus
Eunymus europaeus, Blutgruppe A: Lektin aus Helix aspera
oder H. Pomotia, Blutgruppe A1: Lektin aus Dolichos biflo
rus, Blutgruppe A2: Lektin aus Ulex europaeus. Dabei reagie
ren die enzymmarkierten Antikörper oder Lektine mit dem
komplementären Antigenen auf der Zelloberfläche der gebunde
nen Erythrozyten (Abb. 1), indem sie den jeweils kom
plementären Partner binden. Zur Vermeidung der unspezifi
schen Adsorption wird der Sensor mit einer 2%igen Kälber
serum-Lösung "geblockt".
Monoklonale Antikörper oder Lektine für die Blutgruppen A,
B, AB und die Untergruppen A1, A2, Lewis und D(RH) sind käuf
lich erhältlich. Die Markierung der Antikörper bzw. Lektine
mit den Markerenzymen erfolgt nach Standardverfahren der
Proteinchemie.
Nach einer Inkubationszeit von etwa 5 Minuten wird die Sen
soroberfläche zur Entfernung nicht gebundener markierter
Antikörper abgespült.
Die Markerenzyme werden so gewählt, daß bei Zugabe des En
zymsubstrats ein elektrodenaktives Reaktionsprodukt gebildet
wird bzw. so, daß ein Substrat für die Enzymelektrode in der
Reaktion entsteht. Die elektrodenaktiven Reaktionsprodukte
lassen sich durch amperometrische oder potentiometrische
Meßverfahren nachweisen.
Werden die einzelnen Blutgruppen (A, B, AB) und Untergruppen
(A1, A2) nacheinander überprüft, kann für alle eingesetzten
Antikörper das gleiche Markerenzym verwendet werden.
Als Markerenzyme bieten sich alkalische Phosphatase, Oxida
sen und Peroxidasen an. Bevorzugte Oxidasen sind Glucose
oxidase Lactatoxidase.
Bevorzugte Substrate sind im Fall der alkalischen Phospha
tase para-Aminophenylphosphat und im Fall der Peroxidase
Ferrocyanid. Als elektrodenaktive Produkte werden para-Ami
nophenol (alkalische Phosphatase), Wasserstoffperoxid (Oxi
dasen) bzw. Ferricyanid (Peroxidase) gebildet.
Ein besonderer Vorteil der vorliegenden Erfindung liegt
darin, daß die Bestimmung aller Blutgruppen gleichzeitig
erfolgen kann. Hierbei müssen die blutgruppenspezifischen
Antikörper jedoch für jede Gruppe unterschiedliche Markeren
zyme tragen, die elektrochemisch unterscheidbare Produkte
liefern und deren Substrate nicht miteinander reagieren.
Für den gleichzeitigen Einsatz von drei Antikörperspezies
bieten sich z. B. alkalische Phosphatase, Lactatoxidase und
β-Galactosidase als Markerenzyme an. Die Anzeige dem para-
Aminophenols erfolgt bei +200 mV, die Anzeige von para-Ami
nophenols und Wasserstoffperoxids bei +600 mV. Das Reak
tionsprodukt der β-Galactosidase wird mit einer Glucoseoxi
dase-Elektrode bei +600 mV angezeigt.
Für die elektrochemische Anzeige der Reaktionsprodukte wer
den die üblichen amperometrischen und potentiometrischen
Elektroden eingesetzt. Die Erythrozyten-bindende semiperme
able Membran befindet sich unmittelbar vor der Elektroden
oberfläche, um einen kurzen Diffusionsweg der elektroche
misch aktiven Produkte zu gewährleisten.
Bei gleichzeitiger Anzeige der Produkte mehrerer Markerenzy
me befindet sich für jedes Produkt jeweils eine elektrisch
separate Indikatorelektrode unmittelbar hinter der Lektin
membran.
Für das oben beschriebene Verfahren lassen sich Sensoren
verwenden, an deren Oberfläche erythrozytenbindende Lektine
und/oder Antikörper fixiert sind. Lektine und Antikörper
werden entweder auf der Elektrodenoberfläche oder auf einer
semipermeablen Membran, welche sich unmittelbar vor der
Elektrode befindet, immobilisiert. Die Fixierung der Anti
körper für die Gruppen A, B, AB, A1, A2, Lewis und D(RH)
erfolgt dabei vorzugsweise über den FC-Teil mittels Protein
A oder durch etablierte Immobilisierungsverfahren über den
Kohlenhydratteil. Vorteil dieses Verfahren ist, daß die
hierbei verwendeten Antikörper bereits mit dem Markerenzym
markiert sein können. Auf diese Weise wird ein zusätzlicher
Reaktionsschritt zur Markierung gebundener Erythrozyten
überflüssig. Der Meßeffekt wird hierbei dadurch ausgelöst,
daß die Aktivität der gebundenen Markerenzyme durch die
Bindung der großen Antigene an die Antikörper erniedrigt
wird ("Enzym-modifizierender Immuntest"). Bei Blutgruppe 0
tritt demnach weder bei Anti A noch bei Anti B ein Meßsignal
auf. Dieser "Inhibitor-Effekt" ist auch in Gegenwart der
Blutprobe auswertbar, d. h. es ist kein Spülschritt vor der
Messung erforderlich. Der Meßeffekt tritt nur bei dem Sensor
auf, der die entsprechenden für die Blutgruppe spezifischen
Antikörper trägt. Bei Blutgruppe 0 wird demnach kein Meßsig
nal an den Enzym-Immunosensoren beobachtet.
Erfolgt die Bestimmung gebundener Erythrozyten durch den
Nachweis von Stoffwechselreaktionen der Blutkörperchen, kann
auf Markerenzyme ganz verzichtet werden (Abb. 2). Das
Vorhandensein gebundener Erythrozyten an den jeweiligen
Antikörper wird hierbei z. B. durch folgende Reaktion nach
gewiesen:
- - In Gegenwart von Glucose und Methylblau tritt ein star ker Sauerstoffverbrauch auf, der sich mittels Clark- Elektrode nachweisen läßt.
- - Erythrozyten enthalten Lactat-Dehydrogenase. Diese reduziert bei pH 9 in Gegenwart von Lactat und des Mediators Phenaziniummethosulfat, Ferricyanid zu Ferro cyanid, das bei +50 mV an einer Platinelektrode oxi diert werden kann.
- - Das Hämoglobin der Blutkörperchen besitzt peroxidanti sche Aktivität, die durch die Oxidation reduzierter Substrate quantifiziert werden kann. Bevorzugtes Sub strat ist Ferrocyanid, das sich bei -400 mV an einer Platinelektrode nachweisen läßt.
Im Fall der piezoelektrischen Verfahren führt die Massezu
nahme des piezoelektrischen Materials durch das Binden der
Erythrozyten an die Transduktoroberfläche zu einer Frequenz
erniedrigung, die meßtechnisch erfaßt wird. Die erythrozy
tenbindenden Lektine können auf der Transduktoroberfläche
oder auf einer semipermeablen Membran, welche sich unmittel
bar vor der Transduktoroberfläche befindet, immobilisiert
sein.
Nach der Anzeige der entsprechenden elektrochemischen Signa
le, die durch die Bindung der Erythrozyten hervorgerufen
werden, lassen sich die oben beschriebenen Sensoren durch
Abspalten der gebundenen Blutkörperchen regenerieren. Dazu
wird entweder der pH-Wert auf 2 erniedrigt oder die Ionen
stärke des Mediums erhöht. Die immobilisierten und gegebe
nenfalls enzymmarkierten blutgruppenspezifischen Antikörper
sind für die Messung von mindestens 100 Blutproben regene
rierbar, danach muß der Sensor erneut mit Antikörpern be
laden werden.
Der Nachweis von Antikörpern gegen blutgruppenspezifische
Antigene erfolgt mittels standardisierter Erythrozyten, die
jeweils einen Antigentyp auf der Zelloberfläche tragen. Die
Testerythrozyten werden an die Oberfläche des Immunosensors
gebunden, anschließend wird der so präparierte Sensor mit
der zu untersuchenden Blutprobe in Kontakt gebracht. Dabei
werden die zu den Testerythrozyten komplementären Antikörper
der Untersuchungsprobe spezifisch an diese gebunden. Die
Testerythrozyten werden vorzugsweise über eine Lektin- oder
Antikörperschicht an die Tranduktoroberfläche gebunden. Nach
einer Inkubationszeit von 1 bis 20 Minuten wird der Sensor
von der Blutprobe getrennt und abgespült.
Im Fall der elektrochemischen Verfahren erfolgt der Nachweis
der gebundenen Antikörper entweder mittels enzymmarkierter
Antihuman-Antikörper oder durch enzymmarkiertes Protein A
oder Protein G, die beide an den FC-Teil der Patienten-Anti
körper binden. Hierzu wird der Sensor mit einer Lösung, die
die entsprechenden Antihuman-Antikörper oder das Protein A
oder G enthält in Kontakt gebracht und anschließend-wieder
gespült (Abb. 3). Die weitere Prozedur ist der Blut
gruppenbestimmung analog.
Im Fall der piezoelektrischen Verfahren wird das Binden der
Antikörper an die Transduktoroberfläche durch eine Frequenz
änderung angezeigt.
Ein besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens
besteht darin, daß sich mehrere Antikörpertypen nebenein
ander nachweisen lassen. Wie zuvor unter Punkt 1 erläutert,
erfolgt der Nachweis entweder zeitlich nacheinander oder
aber gleichzeitig. Hierzu können ein Transduktor mit mehre
ren separaten Indikatoroberflächen oder mehrere separate
Transduktoren eingesetzt werden.
Von den gegenwärtig bekannten insgesamt 25 verschiedenen
Antikörpern sind die Merkmale Kell, Duffy, Kidd und vor
allem RH am wichtigsten.
Die Erfindung hat den prinzipiellen Vorteil, daß alle "bin
denden", d. h. auch die nicht agglutinierten Antikörper er
faßt werden.
Das erfindungsgemäße Immunosensorsystem und Verfahren ermöglicht
es, blutgruppenspezifische Antigene und Antikörper gegen blut
gruppenspezifische Antigene sicher und aus einer Blutprobe nach
zuweisen. Ein besonderer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfah
rens besteht darin, daß sich mehrere Analyte nebeneinander nach
weisen lassen.
Im folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen und Figu
ren erläutert.
An vier 2 × 2 cm große Stücke einer 20 µm dicken Zellulosemem
bran werden nach der Aktivierung mit Cyanbromid in bekannter
Weise monoklonale Antikörper gegen jeweils ein bestimmtes Blut
gruppenantigen (A, A1, A2, B) fixiert. Jede dieser mit Antikör
pern beladenen Membranen werden (wie bei Enzymelektroden üblich)
mit einem Haltering über eine Stabelektrode gespannt. Unmittel
bar hinter der Membran befindet sich die Platin-Indikatorelek
trode und eine breitflächige Gegenelektrode aus Silber, die mit
AgCl überzogen ist. Jede Stabelektrode mit Haltering wird in
eine Mikrodurchflußzelle eingesetzt, anschließend werden die
vier Durchflußzellen mit kurzen Schläuchen (Durchmesser etwa
1 mm) miteinander verbunden. Durch diese Meßzellenkombination
wird 2%iges Kälberserum zum Blocken der Membranoberfläche und
anschließend physiologische Kochsalzlösung (0,25 bis 0,5 ml/min)
gepumpt und die Platinelektrode auf -600 mV gegen die AgCl/Ag-
Elektrode mit einem Potentiostaten polarisiert. Nach einer Ein
laufzeit von 20 Minuten hat sich der Strom der Elektrode stabi
lisiert. Nun werden 200 µl unverdünntes Blut in die vier Meßkam
mern gepumpt und der Fluß für 10 Minuten gestoppt, um die spezi
fische Wechselwirkung der auf der Membran fixierten Antikörper
mit den Erythrozyten zu ermöglichen. Danach wird das Blut aus
den Meßzellen mit physiologischer Kochsalzlösung ausgespült.
Nach 2 Minuten wird 5 mM Glucose in physiologischer Kochsalzlösung,
die 1 mM Phenaziniummethosulfat enthält, durch die 4 Meß
kammern gepumpt. Nur bei der Immunoelektrode, an die Erythrozy
ten über die jeweiligen fixierten Antikörper gebunden sind,
tritt innerhalb von 30 s eine Erniedrigung des Sauerstoff-Reduk
tionsstromes auf. Dabei sinkt der Strom von einem Ausgangswert
von 80 bis 150 nA auf 20 bis 40 nA ab.
Aus der Kombination der vier Meßwerte ergibt sich die Blutgruppe
des untersuchten Bluts.
Blutgruppe A: nur Signal bei Elektrode mit Anti A
Blutgruppe B: nur Signal bei Elektrode mit Anti B
Blutgruppe 0: kein Signal bei Elektrode mit Anti A und Anti B
Blutgruppe AB: Signal bei Elektrode mit Anti A und Anti B
Blutgruppe A1: Signal bei Elektrode mit Anti A1.
Blutgruppe A: nur Signal bei Elektrode mit Anti A
Blutgruppe B: nur Signal bei Elektrode mit Anti B
Blutgruppe 0: kein Signal bei Elektrode mit Anti A und Anti B
Blutgruppe AB: Signal bei Elektrode mit Anti A und Anti B
Blutgruppe A1: Signal bei Elektrode mit Anti A1.
Nach der Messung erfolgt die Regenerierung der Immunomembran,
indem die Mikromeßkammern mit Glycin-HCl-Puffer pH2 für zwei
Minuten gespült werden. Danach beginnt ein neuer Meßzyklus.
Auf die Oberfläche von Kohleelektroden (Querschnitt 1 mm) werden
nach der bekannten Carbodiimid-Methode blutgruppenspezifische
Antikörper gegen die Gruppen AB bzw. B fixiert. Diese Antikörper
tragen als Markerenzym alkalische Phosphatase, die nach bekann
ten Verfahren, z. B. mittels Glutaraldehyd, an das Antikörpermo
lekül gebunden wurden.
Die beiden Immunoelektroden werden in eine Durchflußzelle mit
einer antikörperfreien Vergleichs- und drei Gegenelektroden ein
gebracht. Die Meßzelle wird von physiologischer Kochsalzlösung
durchströmt, die 1 mM Aminophenylphosphat enthält und die Immu
no- und die Vergleichselektrode werden auf +200 mV polarisiert.
Nach etwa 10 Minuten erreicht der Strom einen stationären Wert
von 50 bis 200 nA. Nun erfolgt die Injektion der zu analysieren
den Blutprobe, die ebenfalls 1 mM Aminophenylphosphat enthält.
Durch die Bindung der Erythrozyten an die enzymmarkierten Anti
körper erfolgt eine deutliche Erniedrigung des Elektrodenstromes
bei der Elektrode, die die komplementären Antikörper auf den
Erythrozyten besitzt.
Auswertung und Regenerierung erfolgen analog zu Beispiel 1.
Zur Untersuchung von Plasma auf den Gehalt an RH-Antikörpern
werden "Testerythrozyten", die das Antigen RH⁺ tragen, analog zu
Beispiel 1 an eine Zellulosemembran, die mit Antikörpern gegen
die Blutgruppe (A oder B) der verwendeten "Testerythrozyten"
beladen ist, gebunden. Diese Membran befindet sich wie im Bei
spiel 1 beschrieben, vor einer Mikro-Stabelektrode, die Meßelek
trode ist jedoch auf +600 mV polarisiert.
Nach Erreichen eines stationären Stroms beim Durchleiten von
physiologischer Kochsalzlösung wird Patientenplasma in die Meß
zelle eingebracht und für 15 Minuten in Kontakt mit der "Ery
throzytenmembran" belassen. Danach wird für 5 Minuten mit phy
siologischer Kochsalzlösung gespült und anschließend eine Lösung
von Protein A (100 ng/ml), das mit Glucoseoxidase markiert ist,
vor die "Erythrozytenmembran" geleitet. Nach einer Inkubation
von 2 Minuten wird erneut mit physiologischer Kochsalzlösung
gespült und anschließend eine 5 mM Lösung von Glucose in physio
logischer Kochsalzlösung durch die Meßzelle geleitet. Das Vor
handensein von RH-Antikörpern im untersuchten Plasma macht sich
durch eine deutliche Stromerhöhung bemerkbar, anderenfalls
bleibt die Stromstärke konstant.
Nach der Messung erfolgt eine Abspaltung der Erythrozyten analog
Beispiel 1. Danach kann die Membran erneut mit Testerythrozyten
beladen werden.
Wie in Beispiel 1 beschrieben, wird Lektin aus Sophora japonica
an eine Zellulosemembran gebunden und diese Membran vor eine
Stabelektrode in eine Durchflußkammer eingebracht. Nach Polari
sierung der Meßelektrode auf 600 mV und Stabilisierung des Stro
mes in physiologischer Kochsalzlösung, wird die zu untersuchende
Blutprobe für 10 Minuten mit der Lektin-Membran in Wechselwir
kung gebracht und dann mit physiologischer Kochsalzlösung ge
spült. Anschließend werden nacheinander mit Lactatoxidasen mar
kierte Antikörper, die spezifisch für die Blutgruppen A, B und
A1 sind, in die Meßkammer gepumpt. Nach 10minütiger Inkubation
wird mit einer 2 mM Lactatlösung gespült. Die Bindung der en
zymmarkierten Antikörper an die Erythrozyten vor der Meßelek
trode ruft einen signifikanten Stromabfall durch den O2-Verbrauch
bei der Lactatumsetzung hervor.
Auswertung und Regenerierung erfolgen analog zu Beispiel 1.
Antikörper gegen die Blutgruppen A und B werden jeweils auf die
silanisierte Oberfläche einer Goldelektrode auf einem 25 MHz-
Schwingquarz mittels Glutaraldehyd nach bekannter Vorschrift
fixiert. Die beiden beladenen Schwingquarze werden in eine
Durchflußzelle eingebracht und mit je einem Oszillator und Fre
quenzzähler zur Signalauswertung verbunden.
Die Meßzelle wird mit physiologischer Kochsalzlösung durchspült
und anschließend das zu untersuchende Blut eingebracht. Nach
einer Inkubationszeit von 10 Minuten wird erneut gespült. Bei
Bindung von Erythrozyten aus dem Blut an die mit Antikörpern
beladenen Schwingquarze tritt eine Frequenzerniedrigung von 500
bis 2000 HZ ein. Auswertung und Regenerierung erfolgen analog
zum Beispiel 1.
Fig. 1 zeigt eine mit einer Lektinschicht überzogene Transduk
toroberfläche. Das Lektin L bindet den Erythrozyten spezifisch
über das Blutgruppenantigen B auf der Oberfläche des Erythrozy
ten. Zum Nachweis der Blutgruppenantigene wird der Erythrozyt
mit einem enzymmarkierten blutgruppenspezifischen Antikörper in
Kontakt bebracht, der ebenfalls über ein Blutgruppenantigen B
auf der Oberfläche des Erythrozyten gebunden wird. Das Markeren
zym E katalysiert die Reaktion des Enzymsubstrats S zum trans
duktoraktiven Produkt P, das durch Diffusion an die Transduktor
oberfläche gelangt, wo es meßtechnisch erfaßt wird.
Fig. 2 zeigt die Bestimmung gebundener Erythrozyten durch
Stoffwechselreaktionen der Blutkörperchen. Der Erythozyt wird
durch das an die Transduktoroberfläche fixierte Lektin L spezi
fisch über ein Blutgruppenantigen auf der Oberfläche des Ery
throzyten gebunden. Stoffwechselreaktionen des gebundenen Ery
throzyten führen zur Umsetzung eines Substrates S zu einem
transduktoraktiven Produkt P.
Fig. 3 zeigt die Antikörper-Bestimmung im Serum. Testerythrozy
ten werden z. B. über Lektine an die Transduktoroberfläche fi
xiert und anschließend mit der zu untersuchenden Probe in Kon
takt bebracht. Dabei werden zu den Testerythrozyten komplementä
re Serumantikörper gebunden. Der Nachweis erfolgt z. B. durch
enzymmarkiertes Protein A oder Protein G, die beide an den FC-
Teil der Serumantikörper binden. Das Markerenzym E katalysiert
die Umsetzung des Enzymsubstrats S zum transduktoraktiven Pro
dukt P, das durch Diffusion an die Transduktoroberfläche ge
langt, wo es meßtechnisch erfaßt wird.
Claims (21)
1. Immunosensorisches Verfahren zum Nachweis von blutgruppen
spezifischen Antigenen der Erythrozytenoberfläche oder Anti
körpern gegen dieselben (Analyte) mittels immobilisierter,
spezifischer Bindungspartner für die jeweiligen Analyte,
dadurch gekennzeichnet, daß man
- a) einen oder mehrere spezifische Bindungspartner auf der Oberfläche eines elektrochemischen oder piezoelektri schen Transduktors oder auf einer semipermeablen Mem bran, welche sich unmittelbar vor der Transduktorober fläche befindet, immobilisiert,
- b) die Transduktoroberflächer mit einem den/die Analyten enthaltenden Medium unter Bedingungen in Kontakt bringt, welche die Bindung der jeweiligen Analyte an die spezifischen Bindungspartner auf der Transduktor oberfläche zulassen, und man
- c) die Bindung der Analyte an die Transduktoroberfläche durch elektrisch gemessene Größen am Transduktor nach weist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
immobilisierten, spezifischen Bindungspartner blutgruppen
spezifische Antikörper oder Lektine sind.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß man in Stufe
- a) einen elektrochemischen Transduktor verwendet, und in Stufe
- c) die Bindung der Analyte an die Transduktoroberfläche nachweist, indem man die Transduktoroberfläche mit einem Medium, das für den gegebenenfalls gebundenen Analyten spezifische, enzymarkierte Antikörper oder Lektine sowie geeignete Enzym-Substrate enthält, unter Bedingungen in Kontakt bringt, welche die Bindung der spezifischen, enzymmarkierten Antikörper oder Lektine an den gebundenen Analyten und die Bildung elektroden aktiver enzymatischer Umsetzungsprodukte zulassen, wobei man das Potential des Transduktors in bezug auf eine Referenz-Elektrode oder nach Anlegen einer Span nung den vom Transduktor abfließenden Strom mißt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß man
in Stufe
- c) ein Medium wählt, das ein(en) spezifisches(en), enzym markiertes(en) Antikörper oder Lektin enthält, das (der) für einen der nachzuweisenden Analyten spezifisch ist,
- d) die Transduktoroberfläche mit einem zweiten Medium in Kontakt bringt, das ein(en) zweites(en) spezifisches(en), enzymmarkiertes(en) Antikörper oder Lektin enthält, das (der) für einen zweiten nachzuwei senden Analyten spezifisch ist und der das gleiche Markerenzym wie das (der) erste spezifische, enzymmar kierte Antikörper oder Lektin trägt, man wie in Stufe (c) das Potential oder den Strom mißt und man die Stufe (d) für jeden nachzuweisenden Analyten wiederholt.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß man
in Stufe (c) ein Medium wählt, das für jeden nachzuweisenden
Analyten einen spezifischen, enzymmarkierten Antikörper oder
Lektin enthält, jeder Antikörper oder Lektin ein anderes
Markerenzym trägt und die Markerenzyme getrennt nachweisbare
Produkte liefern.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 oder 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß man als Markerenzym alkalische Phosphatase,
eine Oxidase oder Peroxidase verwendet.
7. Verfahren gemäß Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß man
als Enzym alkalische Phosphatase und als Substrat para-Ami
nophenylphosphat verwendet.
8. Verfahren gemäß Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß man
als Oxidase Glucoseoxidase oder Lactatoxidase verwendet.
9. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß man
als Enzym Peroxidase und als Substrat Ferrocyanid verwendet.
10. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß man
als Markerenzyme alkalische Phosphatase, Lactatoxydase und
β-Galactosidase verwendet.
11. Verfahren zur Bestimmung von blutgruppenspezifischen Antige
nen mittels eines Immunosensorsystems gemäß Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet, daß man die gebundenen Erythrozyten
anhand von Stoffwechselreaktion nachweist.
12. Verfahren gemäß Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß man
der Untersuchungsprobe Glucose und Methylenblau zusetzt und
die Bestimmung anhand des Sauerstoffverbrauchs der gebunde
nen Erythrozyten oder anhand der in Erythrozyten enthalten
den Lactatdehydrogenase oder durch die peroxidantische Akti
vität der Erythrozyten durchführt.
13. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß man in Stufe
- a) einen oder mehrere spezifische Bindungspartner wählt, die mit einem Markerenzym markiert sind, und in Stufe
- c) die Bindung der Analyte an die Transduktoroberfläche nachweist, indem man die Transduktoroberfläche mit einem Medium, das geeignete Enzym-Substrate enthält, unter Bedingungen in Kontakt bringt, welche die Bildung elektrodenaktiver enzymatischer Umsetzungsprodukte zulassen, wobei die Aktivität der Markerenzyme durch den gebundenen Analyten vermindert wird und man das Potential des Transduktors in bezug auf eine Referenz- Elektrode oder nach Anlegen einer Spannung den vom Transduktor abfließenden Strom mißt.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß man in Stufe (a) standardisierte Erythrozyten
(Testerythrozyten) auf der Oberfläche des Transduktors immo
bilisiert, die jeweils einen Antigentyp auf der Zellober
fläche tragen.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß man
in Stufe (c) enzymmarkierte Antihuman-Antikörper oder enzym
markiertes Protein A oder Protein G wählt.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekenn
zeichnet, daß man als Transduktor eine amperometrische oder
potentiometrische Elektrode verwendet.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß man in Stufe
- a) einen Transduktor mit piezoelektrischen Eigenschaften wählt und in Stufe
- c) bei Anregung des Transduktors mit einer Wechselspannung mit konstanter Frequenz die Änderung der Frequenz des Transduktors in Folge der Zunahme der Masse oder der Schichtdicke nachweist.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 17, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Transduktor nach der Messung regeneriert
wird.
19. Vorrichtung zur immunosensorischen Bestimmung von Analyten
umfassend einen oder mehrere elektrische oder piezoelektri
sche Transduktoren, dadurch gekennzeichnet, daß die Trans
duktoroberfläche oder eine unmittelbar vor der Transduktor
oberfläche angeordnete, semipermeable Membran ganz oder
teilweise mit immunologischen Bindungspartnern für die nach
zuweisenden Analyte beschichtet ist.
20. Vorrichtung nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß
die Transduktoroberfläche oder die vor der Transduktorober
fläche angeordnete Membran mit blutgruppenspezifischen Anti
genen der Erythrozytenoberfläche oder Antikörpern oder/und
Lektinen gegen dieselben beschichtet ist.
21. Vorrichtung nach Anspruch 19 oder 20, dadurch gekennzeich
net, daß der oder die Transduktoren mit einer oder mehreren
Meßkammern mit Probenzu- und -abführung sowie einer elek
tronischen Einrichtung für die Erfassung elektrischer Meß
größen des Transduktors verbunden sind.
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