DE4216078C1 - Verfahren zur Herstellung von Fleischbrühe und Fleischextrakt - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Fleischbrühe und FleischextraktInfo
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Description
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung
von Fleischbrühe durch wäßrige Extraktion von vorzugsweise
klein zerteiltem Rindfleisch und zur Herstellung eines
Fleischextraktes durch Konzentrierung der Fleischbrühe.
Fleischbrühe ist ein durch Kochen mit Wasser erhaltener
Auszug aus vorzugsweise zerkleinertem Fleisch, das mit etwa
der gleichen Menge Wasser aufgesetzt und nach kurzem Kochen
wieder abgetrennt wird. Kalt angesetztes, langsam erhitztes
Fleisch gibt eine besonders gute Fleischbrühe. (H. J.
Teuteberg in Lebensmittelqualität: Wissenschaft und Technik,
VCH-Verlag (1989), Seite 30).
Fleischextrakt ist ein zu pastenförmiger Konsistenz
eingedickter, wäßriger, dunkelbrauner aromatischer
Fleischauszug, der die wasserlöslichen Fleischinhaltsstoffe
enthält. (Dr. Oetker Lexion Lebensmittel und Ernährung,
Ceres-Verlag (1989); M. Klünder, "Die Herstellung des
Liebigschen Fleischextraktes", Chem. Zeitung, Bd. 44 (1920)
Nr. 135, 837-838).
Fleischextrakt wird bis heute nahezu unverändert nach dem von
Liebig vorgegebenen Eigenschaftsprofil hergestellt und stellt
einen bezüglich Geschmack, Zusammensetzung usw. weitgehend
standardisierten Rohstoff dar.
Die Gewinnung von Fleischextrakt war seinerzeit ein
wesentlicher Beitrag zur Nutzung der riesigen
Fleischüberschüsse in Südamerika, da mit Hilfe dieses
Verfahrens nicht verderbliche und damit transportfähige
Produkte hergestellt werden konnten.
Nach Einführung des Tiefgefrierens bzw. des Kühltransportes hat
die Fleischextrakt-Herstellung als Konservierungsverfahren
zunehmend an Bedeutung verloren. Fleischextrakt ist heute ein
Nebenprodukt, das aus den verschiedenen, bei der Verarbeitung
von Fleisch anfallenden Fleischbrühen und Fleischsäften
gewonnen wird.
Trotz dieser Veränderungen in der Nutzung der Fleischproduktion
in Südamerika entsprechen die Herstellbedingungen für
Fleischextrakt noch weitgehend den von Liebig vorgegebenen bzw.
seinerzeit eingeführten Bedingungen, auch wenn sicher
zahlreiche prozeßtechnische Verbesserungen (u. a. bessere
Verdampfer) bei der Fleischextrakt-Herstellung eingeführt
wurden.
Der Grund für die vergleichsweise geringen Veränderungen bei
der Herstellung dürfte in den bereits sehr früh genau
festgelegten Qualitätsmerkmalen zu suchen sein. Sowohl
Geschmack als auch Zusammensetzung (u. a. Mindestgehalt und
Kreatinin) sind seit langem standardisiert und mußten deshalb
auch bei veränderter Technologie bzw. dem Einsatz anderer
Rohware beibehalten werden. Demzufolge weichen Fleischextrakte
verschiedener Herstellung nur geringfügig voneinander ab. Ein
weiterer Grund, warum eigentlich nie versucht wurde,
Fleischextrakte mit einem anderen Eigenschaftsprofil
herzustellen, liegt in der Verfügbarkeit einer Vielzahl von
nach dem Maillard-Reaktionsprinzip hergestellten
Reaktionsaromen mit Fleisch bzw. Fleischextrakt ähnlicher
Geschmacks- und Aromanote. Derartige Reaktionsaromen werden aus
Eiweißhydrolysaten durch Umsetzung mit reaktionsfähigen
Kohlehydraten ggf. unter Zusatz weiterer Ingredienzien,
geschmacksgebender bzw. modifizierender Art hergestellt, sehr
oft auch unter Mitverwendung von Fleischextrakt, wobei
Fleischextrakt aufgrund seiner Zusammensetzung und Herstellung
eigentlich auch ein Reaktionsaroma darstellt.
Bei der Konzentrierung bzw. Eindickung der zunächst anfallenden
Fleischbrühe reagieren die darin enthaltenen reduzierenden
Zucker mit den freien Aminosäuren unter Bildung der für
Fleischextrakt typischen dunkelbraunen Farbe und eines von
Fleischbrühe abweichenden, für Fleischextrakt
charakteristischen Geschmacks und Aromas. Fleischextrakt, wie
er in dieser Form Ende des letzten Jahrhunderts als Würzmittel
eingeführt wurde, ist in diesem Sinne ein Würzmittel mit einem
eigenen typischen Geschmackprofil geworden, das heute in
standardisierter Qualität hergestellt wird.
Aufgrund des heutigen Trends nach natürlichen Produkten unter
Vermeidung chemischer Reaktionen wie sie bei der Herstellung
von Reaktionsaromen üblich sind, hat Fleischextrakt als
natürliches Produkt wieder an Bedeutung gewonnen und es besteht
auch Interesse an der Herstellung eines Fleischextraktes mit
einem anderen als dem herkömmlichen Eigenschaftsprofil.
Bisher wurde dem Zeitpunkt der Verarbeitung des Fleisches nach
der Schlachtung keine besondere Bedeutung zugemessen und es ist
üblich, Fleisch erst einige Zeit nach der Schlachtung zu
verarbeiten, zumal bekannt ist, daß frisch erschlachtetes
Fleisch beim Kochen und Braten zäh wird und deshalb
grundsätzlich erst abhängen (reifen) gelassen wird, wobei sich
die zunächst eintretende Muskelstarre unter dem Einfluß
fleischeigener Enzyme durch allmähliche Auflockerung des
Gefüges löst. Außerdem ist frisches Fleisch wesentlich
elastischer als gereiftes Fleisch und daher schwerer zu
zerkleinern.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß eine direkt nach
dem Schlachten aus schlachtwarmem, prärigor Fleisch
hergestellte Fleischbrühe und ein daraus hergestelltes
Konzentrat ein völlig anderes Eigenschaftsprofil besitzen als
die bislang hergestellten Fleischextrakte und sich insbesondere
durch einen vielfach erhöhten Gehalt an 5-Inosinmonophosphat
auszeichnen.
Das 5-Inosinmonophosphat ist ein Nucleotid, welches als
Abbauprodukt des Adenosintriphosphates (ATP) in Fleisch
enthalten ist und welches eine geschmacksverstärkende Wirkung
besitzt und damit eine wesentliche Komponente des
Fleischgeschmacks darstellt.
Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur
Herstellung von Fleischbrühe und Fleischextrakt auf an sich
bekannte Weise, wobei man jedoch erfindungsgemäß das Fleisch im
Prärigor-Zustand verarbeitet.
Die Totenstarre, Rigor mortis, tritt etwa 2-6 Stunden nach der
Schlachtung ein. Die Zeitspanne bis zu ihrem Eintritt hängt von
inneren und äußeren Faktoren, insbesondere von der Temperatur
ab. Je mehr Glykogen der Muskel im Zeitpunkt der Schlachtung
enthält, desto später tritt die Totenstarre ein und umgekehrt.
Die zur Totenstarre führende Glykolyse ist erkennbar an der
kontinuierlichen Abnahme des pH-Wertes im Fleisch in Folge
Anreicherung von Milchsäure. Während frisch geschlachtetes
Fleisch einen pH-Wert von etwa 7 aufweist, sinkt dieser während
der Glykolyse auf etwa 5,5.
Die Verarbeitung des Fleisches sollte also erfindungsgemäß
möglichst schnell in schlachtwarmem Zustand erfolgen und im
allgemeinen nicht länger als 5 Stunden, vorzugsweise nicht
länger als 3 Stunden post mortem. Nach einem anderen Kriterium
läßt sich sagen, daß das zur Verarbeitung kommende Fleisch im
allgemeinen einen pH-Wert von nicht unter 6,0, vorzugsweise von
nicht unter 6,25 besitzen sollte.
Man kann dem Extraktionswasser eine gewisse Menge Kochsalz, im
allgemeinen 1,5-2,0 Gew.-%, zusetzen.
Das Extraktionsverfahren ist an sich bekannt und bedarf hier
keiner näheren Beschreibung. Jede bekannte
Verfahrensdurchführung ist geeignet, wobei man das
Extraktionsverfahren auch in der Kälte vornehmen kann um so die
Coagulation der genuinen Eiweißstoffe zu vermeiden.
Die für die Extraktion verwendete Wassermenge ist nicht
kritisch und wird nach allgemein bekannten Kriterien bestimmt.
Im allgemeinen wird eine Wassermenge vom 1,4fachen der
Fleischmenge angewandt.
Die Wassermenge wird auch davon abhängen, ob man die erhaltene
Fleischbrühe direkt verwerten will oder zur Herstellung eines
Fleischextraktes nach der Extraktion aufkonzentrieren will.
Die Konzentration der Fleischbrühe kann z. B. an einem
Dünnschichtverdampfer erfolgen. Die Aufkonzentration kann im
allgemeinen bis auf einen Trockensubstanzgehalt von 70-80%
erfolgen.
Erfindungsgemäß hergestellte Fleischbrühen, bzw. Konzentrate
besitzen einen wesentlich höheren IMP-Gehalt als herkömmliche
Produkte und damit auch veränderte Geschmackseigenschaften.
Erfindungsgemäß ist es möglich einen Fleischextrakt mit einem
5-Inosinmonophosphat-Gehalt von mindestens 1,5, vorzugsweise
von mindestens 2,5% (berechnet auf einen Trockensubstanzgehalt
von 73%) zu erhalten.
Erfindungsgemäß erhaltene Fleischbrühen, bzw. Fleischextrakte
besitzen folgende wesentliche Vorteile:
- 1. Einen durchschnittlich etwa 3fach höheren Gehalt an 5′-IMP.
- 2. Einen deutlich geringeren Gehalt an reduzierenden Zuckern (durchschnittlich etwa 1/2fach).
- 3. Einen deutlich niedrigeren Gehalt an Lactat (zwischen 30-50%).
Durch die Erfindung ergeben sich folgende zusätzliche Vorteile:
- 1. Aufgrund des höheren 5′-IMP-Gehaltes eine höhere Geschmacksintensität und insbesondere eine höhere geschmacksverstärkende Wirkung, wenn in Kombination mit anderen Ingredienzien verwendet.
- 2. Eine solche Brühe bzw. Fleischextrakt kann besonders wirksam in Verbindung mit Glutamat eingesetzt werden, was aufgrund der bekannten synergistischen Wirkung von Glutamat und 5′-Nucleotiden erlaubt, den Glutamatgehalt in Rezepten zu reduzieren, was im Hinblick auf die zwar nicht sehr häufige aber immerhin bei einer Reihe von Menschen bekannte Glutamatempfindlichkeit (China-Restaurant-Syndrom) von entsprechender Bedeutung ist.
- 3. Aufgrund der geringeren Konzentration an reduzierten Zuckern einer geringere Bräunungsneigung beim Konzentrieren bzw. Trocknen.
Darüber hinaus besitzt die Verwendung von schlachtwarmem
Fleisch auch in bezug auf die Fleischaufbereitung eine Reihe
von Vorteilen, denn
- 1. Schlachtwarmes Fleisch läßt sich leichter entbeinen (geringerer Kraftaufwand beim Zerlegen).
- 2. Schlachtwarme Zerlegung ergibt höhere Fleischausbeuten (kein Tropfsaftverlust und höhere Ausbeute durch besseres Ablösen von den Knochen).
- 3. Schlachtwarme Zerlegung ermöglicht die Einhaltung einer niedrigen Keimzahl.
- 4. Die energetisch aufwendige Kühlung nach dem Schlachten entfällt (insbesondere das Mitkühlen von Fett und Knochen).
*) ohne NaCL-Zusatz
prärigor mit NaCL-Zusatz=1,75%
postrigor mit NaCL-Zusatz=1,80%
prärigor mit NaCL-Zusatz=1,75%
postrigor mit NaCL-Zusatz=1,80%
Schlachtwarmes Rindfleisch vom Nacken (2 kg) etwa 30 Min.
post mortem wurde im Fleischwolf (3 mm Lochscheibe) gewolft,
mit 4 l Wasser versetzt, auf 85°C erhitzt und 1 Std. bei
85°C gehalten. Die so erhaltene Brühe besaß einen Trockensubstanzgehalt
(TS) von 1,0% *), einen 5′-Inosinmonophosphatgehalt
(IMP) von 340 µg/ml Brühe (Durchschnittswert aus 5 Versuchen) bzw. 3,4% bezogen auf TS
und einen Lactatgehalt von 1,14 g/l. Die Brühe wurde unter
Zusatz von 0,75 g Kochsalz verkostet. Sie besaß einen intensiven,
fast aufdringlichen z. T. als süßlich empfundenen
Fleischbrühegeschmack.
In Analogie zur Fleischextraktherstellung wurde die so erhaltene
Brühe am Rotationsverdampfer auf einen Trockensubstanzgehalt
von 73% aufkonzentriert. Das so hergestellte
Konzentrat (Fleischextrakt) besaß einen IMP-Gehalt von
3,3% d. s. Der Geschmack nach entsprechender Rückverdünnung
entspricht in etwa der frischen prärigor Brühe.
Aus gereiftem Rindfleisch vom Nacken (14 Tage p. m. bei 24 h
bei 15°C, dann 0°C) wurde unter gleichen Bedingungen wie in
Beispiel 1 Fleischbrühe hergestellt. Die so hergestellte
Brühe besaß einen TS-Gehalt von 1,05%*) und einen IMP-Gehalt
von 95 µg/ml Brühe (Durchschnittswert aus 5 Versuchen) bzw. 0,9% bezogen auf TS und einen Lactatgehalt
von 1,7 g/l.
Der Geschmack war der einer üblichen Fleischbrühe. Nach entsprechender
Konzentrierung am Rotationsverdampfer wurde ein
Konzentrat erhalten, das in seinen Geschmackseigenschaften
weitgehend kommerziellem Fleischextrakt entspricht.
Beispiel 1 zeigt, daß aus schlachtwarmen (prärigor) Fleisch
hergestellte Brühe bzw. Konzentrate (Fleischextrakte) einen
etwa 3-4fach höheren IMP-Gehalt und dementsprechend veränderte
Geschmackseigenschaften besitzen.
Aus verschiedenen Teilstücken eines Rindervorderviertels wurden
in gleicher Weise wie in Beispiel 1 und Vergleichsbeispiel
1Fleischbrühen hergestellt.
Die folgende Tabelle zeigt, daß
die IMP-Gehalte in den einzelnen Muskeln sehr unterschiedlich
sind, in jedem Fall jedoch bei Verwendung von
schlachtwarmem Fleisch um einen Faktor zwischen 4 und 56fach
höher liegen.
In gleicher Weise wie in Beispiel 2 wurden aus verschiedenen
Muskeln jeweils 4 h, 24 h und 2 Wochen post mortem Brühe
hergestellt.
Die folgende Tabelle zeigt, daß auch bei bis zu 24 h post
mortem noch deutlich höhere IMP-Gehalte erhalten werden,
allerdings sind die Unterschiede zu den post mortem Werten
weniger groß als nach 1,5 h post mortem. Dieses Beispiel
zeigt deshalb, daß ein möglichst kurzer Zeitraum zwischen
Schlachtung und Brüheherstellung von Vorteil ist.
Claims (7)
1. Verfahren zur Herstellung von Fleischbrühe durch wäßrige
Extraktion von vorzugsweise klein zerteiltem Rindfleisch,
dadurch gekennzeichnet, daß man Rindfleisch im Prärigor-Zustand
verarbeitet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man
schlachtwarmes Fleisch verarbeitet.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man
das Fleisch nicht länger als 5 Stunden, vorzugsweise nicht
länger als 3 Stunden post mortem verarbeitet.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das zur Verarbeitung kommende Fleisch
einen pH-Wert von nicht unter 6,0, vorzugsweise von nicht
unter 6,25 besitzt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß man dem Extraktionswasser 1,5-2,0%
Kochsalz zusetzt.
6. Abwandlung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1-5,
dadurch gekennzeichnet, daß man zur Herstellung eines
Fleischextraktes die Fleischbrühe nach der Extraktion
konzentriert.
7. Fleischextrakt mit einem originären 5-Inosinmonophosphat-Gehalt von
mindestens 1,5, vorzugsweise von mindestens 2,5% (berechnet
auf einem Trockensubstanz-Gehalt von 73%).
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