DE4209569C2 - Prothesenbasis - Google Patents
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Description
Zahntechnische Prothesenteile, wie z. B. Basisplatten einer Zahnprothese, werden derzeit aus
speziellen Kunststoffen, z. B. auf PMMA-Basis oder geeigneten Metallegierungen hergestellt.
Individuelle Kunststoffprothesenteile können nur relativ ungenau gefertigt werden und benötigen
aufgrund der limitierten Bruchfestigkeit des Basismaterials eine Mindestschichtdicke von 3 bis
4 mm.
Weitere Nachteile sind:
- - geringe Präzision der Fertigungstechnik aufgrund ausgeprägter Schrumpfungserscheinungen und Eigenspannungen im Formkörper
- - geringe Bruchzähigkeit
- - ausgeprägte Wechselwirkungen mit dem umgebenden Mundmilieu, wie z. B. Depolymerisation der Matrix, Quellung, Bakterienpenetration, Verfärbungen . . .
- - vermehrte Plaqueakkumulation
- - Unverträglichkeit, Allergisierung
- - zum Teil hoher Restmonomergehalt
Metallische Einstückgußprothesen bzw. Prothesenteile weisen folgende Nachteile auf:
- - aufwendige, kostenintensive Fertigungstechnik und hohe Materialkosten (Edelmetallegierungen)
- - Gefahr der galvanischen Elementbildung in der Mundhöhle
- - Korrosionserscheinungen (insbesondere bei Nichtedelmetallegierungen)
- - hohes Eigengewicht durch hohes spezifisches Gewicht (insbesondere bei Edelmetallegierungen)
- - schlechter Prothesenhalt (insbesondere im Oberkiefer)
- - metallische Farbe
- - Unverträglichkeiten - Allergisierung (insbesondere bei Nichtedelmetallegierungen)
Die DE 40 11 865 A1 "Galvanobrücke" beschreibt die galvanische Beschichtung mindestens zwei
in gegenseitigem Kontakt stehenden Formteile, wobei die Fügestellen der Formteile nicht im
selben Arbeitsgang mitbeschichtet werden.
Anders als bei der Zahnprothese mit goldfarbigem Überzug nach der DE 31 50 039 A1 ergeben sich die mechanischen Eigenschaften durch die
Kombination zweier Werkstoffe, die jeder für sich die geforderten mechanischen Eigenschaften
zum Einsatz als Prothesenbasisplatte nicht aufweisen würden; während in der DE 31 50 039 A1
eine primär stabile Metallkonstruktion von weitgehend endgültiger Geometrie mit einem metallischen
Titan- bzw. Zirkoniumnitrit Überzug versehen wird, um der Prothese das goldfarbene
Aussehen zu verleihen.
Die gesamte Last wird bei der Prothese nach der DE 31 50 039 A1 durch die Metallsubkonstruktion aufgenommen,
der Überzug in Dünnschichttechnik dient lediglich zur gezielten Veränderung der Oberflächeneigenschaften
(Farbe, Verträglichkeit, Verschleiß); während bei der vorgestellten Verbundkonstruktion
Metallfolie und Kunststoffbeschichtung, unter Berücksichtigung definierter Mindestschichtdicken,
durch kraftschlüssigen Verbund gegeneinander stabilisiert werden.
In der DE 40 11 865 A1 wird eine Vorrichtung zur elektrogalvanischen Fertigung von beliebigen
Formteilen beschrieben. Die Vorrichtung basiert auf der metallischen (galvanotechnischen)
Beschichtung zweier in Kontakt stehender Formteile. Die Verbundkonstruktion entsteht also
während der Verblendung mit galvanisch abgeschiedenem Feingold in der endgültigen Form des
Bauteils.
In der DE 36 07 915 A1 wird die Herstellung metallischer Zahnersatzteile nach dem galvanotechnischen
Verfahren beschrieben. Im Gegensatz zur vorliegenden Anmeldung werden definierte
galvanische Formteile, wie zum Beispiel Kronenkäppchen endgültiger Geometrie, mit
Verblendmassen überzogen.
Die DE 37 33 991 C2, von der im Anspruch 1 ausgegangen ist, beschreibt ein Verfahren zur
Herstellung metallischer Prothesengrundplatten aus speziellen superplastischen Legierungen.
Der Einsatz der superplatischen Legierung ist erforderlich, da die Metallprothese zur späteren
Steifigkeit und Stabilität eine hohe Schichtstärke aufweisen muß und dadurch eine formgerechte
Anpassung an ein komplex geformtes Kiefermodell verhindert wird. Unter Einsatz der genannten
superplastischen Legierung sowie eines feuerfesten Kiefermodells ist es möglich, die Basisplatte
unter Hitzeeinwirkung dem Modell anzupassen. Nach Abkühlung der so gefertigten Prothesenbasis
bleibt die erreichte geometrische Form erhalten - die Stabilität resultiert alleine aus den
kennzeichnenden mechanischen Eigenschaften der Metallegierung, eine Verbundstabilisierung
ist nicht beschrieben. Allerdings ist der Aufwand für dieses Verfahren, nicht zuletzt aufgrund der
Herstellung feuerfester Kiefermodelle aus keramischen Werkstoffen sowie dem Einsatz hochtechnisierter
Fertigungsanlagen äußerst aufwendig. Ferner ist die erreichbare Präzision durch die
bekannten Probleme thermischer Formgebungsverfahren, insbesondere durch komplexe Volumenänderungen
beim Herstellen des keramischen Modells und während der Abkühlung des
Metalls limitiert.
Die DE 39 30 358 A1 beschreibt die Herstellung galvanischer Brückengerüste für festsitzenden
Zahnersatz durch Eingalvanisieren eines vorgefertigten Pontiks zwischen zwei benachbarte
Pfeilerzähne und anschließende Verblendung mit Porzellanmassen.
Die DE 37 42 640 A1 beschreibt die Verwendung faserverstärkter Prothesenkunststoffe, allerdings
ohne zusätzliche Stabilisierung im Verbund mit metallischen Basiskonstruktionen. Anders
als bei der vorliegenden Anmeldung ergeben sich die Eigenschaften der Prothese ausschließlich
aus den mechanischen Eigenschaften des faserverstärkten Kunststoffs. Außerdem fehlt eine
gewebeverträgliche Innenschicht der Konstruktion.
Die DE 36 20 444 A1 beschreibt die Verblendung konventioneller Metallgerüste mit Kunststoffpulvern,
die in Dünnschichttechnik durch gezielte Wärmeinduktion im Metallgerüst polymerisiert
werden können. Die mechanischen Eigenschaften ergeben sich ausschließlich aus
ausreichend dimensionierten konventionellen Metallgerüsten, die Kunststoffverblendung dient
lediglich zur Einfärbung und zur Befestigung der künstlichen Zähne. Das Metallgerüst liegt im
Gegensatz zur vorliegenden Anmeldung der Verblendung in der endgültigen Form der Prothese
vor und ist primär stabil.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Herstellungsverfahren
von Zahnprothesen anzugeben, sowie Zahnprothesen selbst zu
schaffen, bei welchen die eingangs genannten
Nachteile weitgehend vermieden sind.
Durch die Kombination von wenigstens 2 verschiedenen und/oder gleichen Materialien in beliebiger
Anordnung entsteht ein stabiles einteiliges Verbundbauteil. Basierend auf dem erfinderischen
Grundgedanken können Zahnprothesen oder Prothesenteile äußerst präzise
gefertigt werden. Durch geschickte Auswahl und Kombination der verwendeten Werkstoffe kann
eine ausgesprochen hohe Steifigkeit, ein anisotopes Verhalten sowie eine hohe Bruchfestigkeit
und Bruchzähigkeit bereits bei dünnen Schichtdicken (1-2 mm) erreicht werden. Die galvanische
oder sintertechnische Beschichtung, beispielsweise mit Feingold oder Edelmetallegierungen,
ermöglicht eine homogene Oberfläche der Prothesenbasis von hoher Biokompatibilität.
Dennoch ist der absolute Edelmetallanteil insgesamt gering, was zu einer wesentlichen Reduktion
des Gesamtgewichts und der Materialkosten führt.
Nicht zuletzt ermöglicht die vorgestellte Technologie eine wesentliche Vereinfachung der
Fertigungstechnik.
Das beschriebene Ausführungsbeispiel zeigt den erfindungsgemäßen Grundgedanken am Beispiel
eines einteiligen Grundgerüstes für Zahnprothesen auf.
Der erfindungsgemäße Grundgedanke kann durch Beschichtung beliebiger Formteile (3) verwirklicht
werden, insbesondere kann die Herstellung der Formteile (3) auf beliebige Art und
Weise erfolgen und ist ausdrücklich nicht an irgendwelche Positivmodelle (1) gebunden.
Nach einem Abdruck vom Kiefer des Patienten wird ein Positivmodell des Kiefers, zum Beispiel
aus einem geeigneten Gips, hergestellt. Das Formteil (3) wird als Negativ des Positivmodells (1)
angefertigt und weist eine indikationsspezifische Mindestschichtdicke auf; die gegenüberliegenden
Oberflächen verlaufen bei Zahnprothesenbasen im allgemeinen planparallel. Die Größe und
Form des Formteils (3) richtet sich nach den individuellen Anforderungen des Patienten. Selbstverständlich
können auch nur definierte Oberflächensegmente oder Teile des Positivmodells reproduziert
werden.
Zur eigentlichen Fertigung des Formteils (3) sind verschiedene Techniken sowie unterschiedliche
Werkstoffe und/oder Werkstoffkombinationen denkbar:
- I. Die zu reproduzierenden Oberflächen oder Oberflächensegmente des Positivmodells (1) (Gips)
können zunächst leitend (z. B. galvanisch nach vorheriger Benetzung der zu beschichtenden
Oberflächen z. B. mit Leitlack) und/oder nichtleitend (z. B. sintertechnisch, ggf. nach vorheriger
Applikation eines Haftvermittlers) beschichtet werden - z. B. mit einer dünnen (ca. 100 µm) dicken
Schicht einer Edelmetallegierung und/oder Feingold. Das Formteil (3) entsteht dann durch
Überschichtung dieser Initialbasis z. B. mit organischen Werkstoffen, wie z. B. gefüllten und/oder
ungefüllten und/oder faserverstärkten Kunststoffen mit geeigneter Polymermatrix. Die Fasern
und/oder die Matrix des Kunststoffs können primär stromleitfähig sein und/oder leitfähig dotiert
und/oder leitfähig beschichtet werden.
Der Verbund der initial abgeschiedenen Schicht und der überschichteten Phasen kann z. B. durch die Verwendung geeigneter Haftvermittlersysteme gewährleistet und/oder verbessert werden. Ggf. können mehrere Initialschichten aus verschiedenen Werkstoffen mit mehreren überlagerten Werkstoffen kombiniert und/oder alternierend überschichtet werden. Die Entfernung des Formteiles (3) vom Positivmodell (1) gelingt z. B. durch chemisches Lösen oder Ausstrahlen des Gipsmodells.
Auf diese Weise kann ein wenigstens einschichtiges Formteil (3) gefertigt werden, das in sich bereits als Verbundbauteil definiert sein kann. - II. Eine andere Möglichkeit besteht in der gegebenenfalls mehrschichtigen direkten Applikation von geeigneten selbsthärtenden und/oder härtbaren Materialien auf das Positivmodell (1). Die grundsätzliche Verwendung von Haftvermittlersystemen und/oder Isoliersubstanzen zwischen Positivmodell (1) und den applizierten Materialien ist denkbar. Die verwendeten Materialien können direkt plastisch verarbeitbar sein und/oder in geeigneten Formen gepreßt und/oder im Spritzgußverfahren hergestellt weden. Als Materialien eignen sich z. B. ungefüllte und/oder gefüllte und/oder faserverstärkte Kunststoffe (z. B. CFK-Werkstoffe). sämtliche schrumpfungsarmen plastisch zu verarbeitenden Materialien, additiv zu verarbeitende keramische Werkstoffe, organisch und/oder anorganisch gebundene Komposits, Graphite, Metalle bzw. jeweils deren Vorstufen.
- III. Grundsätzlich können auch vorgefertigte oder konfektionierte Elemente oder Halbzeuge verwendet werden - jeweils alleine und/oder in Kombination mit den Verfahren I oder II.
- IV. Fertigung des Formteils (3) durch beliebige Kombination der Möglichkeiten I bis III.
Das Formteil (3) kann allseitig und/oder partiell beschichtet werden, z. B. durch direkte elektrogalvanische
oder sintertechnische Beschichtung, Aufdampfen und/oder andersartigem Abscheiden
geeigneter Werkstoffe und/oder Werkstoffkombinationen auf der Oberfläche (z. B. Edelmetallegierungen,
Titan oder keramische coatings).
Im allgemeinen ist eine Dünnschichtbeschichtung ausreichend (ca. 100 bis 200 µm Schichtdicke).
Die zu beschichtenden Oberflächen können ggf. zuvor konditioniert, lackiert und/oder
vorbeschichtet werden, um die erforderlichen Oberflächeneigenschaften, als Voraussetzung für
das gewählte, spezifische Beschichtungsverfahren zu gewährleisten (z. B. leitfähige Oberflächen
als Voraussetzung zur elektrogalvanischen Beschichtung, gezielte Isolation oder Applikation
eines Bonders als Voraussetzung zur sintertechnischen Beschichtung).
Die oberflächliche Schicht kann grundsätzlich ein- oder mehrschichtig ausgebildet sein und/oder
ein- oder mehrschichtig hergestellt werden. Als Materialien eignen sich grundsätzlich organische,
anorganische oder metallische Werkstoffe oder beliebige Kombinationen dieser Werkstoffgruppen.
Zur Eingliederung im Munde des Patienten eignen sich insbesondere biokompatible
Materialien, die sich im Mundmilieu weitgehend inert verhalten und in dünner Schicht ausreichend
stabil sind, wie z. B. Feingold, Titan und/oder Edelmetallegierungen sowie beständige
Kunststoff- oder Keramikcoatings.
Der ggf. zusätzliche Materialauftrag der oberflächlichen Schicht (2) kann ggf. durch eine
Vorbeschichtung der, der Schleimhaut zugewandten Oberflächen (wie unter I. beschrieben
verkleinert und/oder durch die Resilienz der Schleimhaut kompensiert werden.
Die einzelnen Prothesenzähne (5) können z. B. mit herkömmlichen zahnfarbenen Verblendkunststoffen
(4) an der Oberfläche der Prothesenbasis befestigt werden, ggf. ist eine entsprechende
Oberflächenkonditionierung erforderlich bzw. geeignete Vorbeschichtungen und/oder Haftvermittler
zu verwenden. Analog dazu können direkt einsehbare Oberflächen der Prothesenbasis aus
ästhetischen Gründen mit zahnfleischfarbenen Verblendkunststoffen abgedeckt werden.
Claims (11)
1. Verfahren zum Herstellen einer aus wenigstens zwei unterschiedlichen Werkstoffen aufgebauten
Basisplatte einer Zahnprothese, bei dem wenigstens einer der Werkstoffe durch plastische
Verformung einem Kiefermodell oder einem Teil davon oder dem Kiefer direkt angepaßt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die plastische Verformung durch
Aufpressen erfolgt.
3. Zahnprothesen, hergestellt nach einem Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Basisplatte aus einer metallischen Schicht besteht, die wenigstens teilweise mit
plastisch erformbarem Kunststoff beschichtet ist.
4. Zahnprothese nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die metallische Schicht eine
Goldschicht ist und/oder der plastisch verformbare Kunststoff faserverstärkt ist.
5. Zahnprothese nach einem der Ansprüche 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff
vor Anpassung des Verbundformteils an das Kiefermodell plastisch verformbar und/oder nicht
polymerisiert ist und während oder nach endgültiger Anpassung versteift, erhärtet und/oder
polymerisiert und/oder ausgehärtet werden kann.
6. Zahnprothese nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Kunststoffe vorpolymerisiert
sind.
7. Zahnprothese nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen
den Werkstoffen der Basisplatte ein kraftschlüssiger Verbund besteht.
8. Zahnprothese nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die korrespondierenden
Oberflächen der Verbundmaterialien zur Erzeugung eines kraftschlüssigen
Verbundes physikalisch und/oder chemisch vorbehandelt sind.
9. Zahnprothese nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich ein oder mehrere
Haftvermittler verwendet sind.
10. Zahnprothese nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß auf der Metallschicht zur
Haftung des Kunststoffs Metalloxide gebildet sind.
11. Zahnprothese nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Metallschicht zur Haftung
des Kunststoffs herkömmlich silikatisiert und/oder silanisiert ist.
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