DE4208208C2 - Verfahren und Vorrichtung zur Verminderung der Zunderbildung beim Warmumformen von Metall, insbesondere von Stahl - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Verminderung der Zunderbildung beim Warmumformen von Metall, insbesondere von StahlInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Verminderung der Zunderbildung beim Warmwalzen
von Metall, insbesondere Stahl, bei welchem das erhitzte
Metall kurzzeitig unter hohem Druck mit einem
elastischen Anteil plastisch verformt wird und anschlie
ßend entspannen kann, wobei das Walzgut mit Inertgas
abgedeckt wird und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
Aus der US-PS 4,727,747 ist es bekannt, beim Warmwalzen
von Metall dieses gegen Oxidation dadurch zu schützen,
daß das Walzgut vor Erreichen des Walzgerüsts ein Ge
häuse durchläuft, in das fortlaufend Inertgas eingebla
sen wird. Dadurch soll insbesondere bei Planetenwalzwer
ken, denen wegen der hohen Auslaufgeschwindigkeit das
Walzgut relativ langsam zugeführt werden muß, ein star
kes Verzundern vor dem Einlauf in das Walzgerüst vermie
den werden.
Alle unedlen Metalle reagieren oberflächig mit Bestand
teilen der sie umgebenden Atmosphäre und bilden durch
Verzundern eine Korrosionsschicht aus, welche das dar
unterliegende Metall vor weiterer Korrosion schützt. In
Luft reagiert deren Sauerstoff mit dem Metall und bildet
eine Zunderschicht aus dem Metalloxid aus. Diese Oxid
schicht ist spröde. Bei starker mechanischer Verformung
des Metalls reißt sie und springt leicht ab, bildet sich
aber unter dem Einfluß der Umgebungsatmosphäre wieder
neu.
Bei den eingangs angesprochenen Warmumformprozessen
wurde beobachtet, daß in erheblichem Umfange feine Zun
derpartikel sich von der Metalloberfläche ablösen und
als Schwebstoffe in Form von Aerosolwolken entweichen.
Beispielsweise an Warmwalzstraßen erfolgen hinter jedem
Walzspalt erhebliche Emissionen von Eisenoxid- und (ent
sprechend den Legierungskomponenten) Schwermetall-Teil
chen. Solche Emissionen stellen eine erhebliche Belas
tung der Umwelt und vor allem der im Walzwerk Tätigen
dar. Bislang versucht man, dieser Emissionen durch Ab
saugen Herr zu werden. Der dafür erforderliche apparati
ve Aufwand, den namentlich das Ausfiltern der Schweb
stoffteilchen aus der Luft oder dem Kühlwasser für die
Walzen erfordert, ist beträchtlich; außerdem gehen er
hebliche Stahlmengen verloren.
Aus diesem Problem ergibt sich für ein Verfahren und eine Vorrichtung der eingangs genannten Art die Aufgabe, auf andere
als die bekannte Weise den Oxidstaubwolken auf der Auslaufseite
von Warmwalzgerüsten zu begegnen.
Gelöst wird diese Aufgabe bei einem Verfahren mit den Merkmalen im Patentanspruch 1 und bei
der Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens mit den
Merkmalen des Patentanspruches 4.
Auszugehen ist davon, daß bei den hohen Temperaturen,
auf die das Metall zur Erzielung eines duktilen Zustan
des erhitzt werden muß, die chemischen Reaktionen der
Zunderbildung beschleunigt, ja spontan ablaufen. Auszu
gehen ist ferner davon, daß die beim Beginn eines Warm
umformprozesses auf dem Metall befindliche Zunderschicht
während der Verformung zerreißt und sich jedenfalls
weitgehend ablöst. Eine genauere Betrachtung und Bewer
tung hat ergeben, daß die starken Zunder-Emissionen, wie
sie etwa beim Durchlauf eines erhitzten Stahlbandes
durch ein Walzgerüst auftreten, offenbar nicht allein
von der Zunderschicht herrühren können, welche beim Be
ginn des Umformvorganges auf der Metalloberfläche vor
handen ist.
Der Umstand, daß sich auf dem verformten Metall rasch
eine neue Zunderschicht bildet, führt zu der Deutung,
daß sich in der Entspannungsphase des umgeformten Me
talls gewissermaßen kaskadenartig eine Mehrzahl von Zun
derbildungen und -absprengungen vollzieht, weil mit der
plastischen Verformung auch ein Anteil elastischer Ver
formung einhergeht und diese zu einer gewissen Wieder
ausdehnung des Metalls führt, bei der es möglicherweise
in rascher Folge zum Bilden, Reißen und Absprengen von
Zunderschichten kommen kann.
Eine Gewißheit für diesen Geschehensablauf gibt es al
lerdings nicht; fest steht nur, daß entgegen fachmänni
scher Erwartung das Abdecken der Oberfläche des warmver
formten Metalls für einen gewissen Zeitraum unmittelbar
nach der Warmverformung - beim Warmwalzen durchlaufenden
Materials entspricht dies einer bestimmten Strecke nach
Verlassen des Walzspalts - zu einer drastischen Verrin
gerung der Zunderbildung (genauer: der Bildung von Wol
ken aus in Form von Schwebstoffen abgesprengten Zunder
teilchen) führt. Vorzugsweise wird wie beim oben ange
sprochenen Stand der Technik als Inertgas Stickstoff
verwendet.
Um in solchem Fall den gesamten kritischen Bereich zu
erfassen, innerhalb dessen beim Warmwalzen von Stahl
nach dem Verlassen des Walzenspalts die Bildung von Ae
rosol-Wolken aus Zunder und Schwermetall-Teilchen auf
tritt, wird beim Warmwalzen von Stahl der den Walzspalt
verlassende Stahl über eine bestimmte Wegstrecke mit dem
Inertgas angeblasen. Diese Strecke entspricht einer
"Entspannungsphase" des Stahlbandes nach seiner plasti
schen Verformung im Walzenspalt; jedenfalls hat sich
gezeigt, daß es nach dieser bestimmten Wegstrecke zwar
naturgemäß zu einer (normal dünnen) Zunderbildung, aber
nicht mehr zur Emission jener Schwebstoffe kommt.
Vorzugsweise wird bei dieser Anwendung des erfindungs
gemäßen Verfahrens die Blasrichtung des Inertgases
schräg gegen die Vorschubrichtung des Walzguts ange
stellt. In einer Weiterbildung kann vorgesehen werden,
das Intertgas auch in die seitlich neben dem Walzgut
liegenden Freiräume des Walzspalts einzublasen.
Demgemäß besteht eine Vorrichtung zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens darin, daß an das Walzge
rüst eine Einrichtung zum Zuführen von Inertgas ange
schlossen ist, welche eine Mehrzahl von gegen das Um
formgut gerichteten Düsen sowie Mittel aufweist, die die
Zufuhr von Inertgas nach dem Warmwalzen auf eine be
stimmte Wegstrecke des Walzguts nach dem Walzspalt be
schränken. Vorzugsweise ist dabei vorgesehen, daß die
Einrichtung Gehäuseelemente aufweist, in denen sich das
Inertgas auf einen höheren als den Atmosphärendruck auf
stauen kann. Es hat sich nämlich gezeigt, daß es eines
gewissen Inertgasdruckes bedarf, um dieses trotz seiner
spontanen Erhitzung bei Annäherung an das Walzgut aus
reichend dicht und intensiv an dessen Oberfläche heran
zubringen. Ohne ein zumindest weitgehendes Umschließen
des Walzguts während der Entspannungsphase läßt sich ein
solcher Druck des Inertgases jedoch nicht aufbauen.
Am Beispiel eines Warmband-Walzgerüsts wird die Erfindung
nachstehend anhand der Zeichnungen erläutert. In den
Zeichnungen zeigt:
Fig. 1 in schematisierter Darstellung den ausgangs
seitigen Teil des Walzgerüsts;
Fig. 2 den oberseitigen Kühlwasserkasten in Drauf
sicht;
Fig. 3 den unteren Walzentisch in Draufsicht;
Fig. 4 eine Darstellung des Umform-Vorganges im
Walzspalt; und
Fig. 5 einen senkrechten Mittelschnitt durch die
Walzen und das Walzgut in Fig. 4.
Von den im Ständer 1 eines Walzgerüsts gehaltenen Arbeits
walzen 2, 3 und Stützwalzen 4, 5 sind in Fig. 1 nur Ab
schnitte in schematischer Seitenansicht dargestellt. Den
Walzspalt 6 durchläuft das erhitzte Walzgut von links nach
rechts in Fig. 1; die in Fig. 1 dargestellten, zum Walzge
rüst gehörenden Elemente befinden sich also auf der Aus
gangsseite des Walzgutes.
Zu diesen Elementen gehört unterhalb des Warmbandes 7 ein
aus den beiden Teilen 8a und 8b bestehender Walzentisch
mit einem an der Arbeitswalze 3 anliegenden Abstreifer 9
sowie unterhalb des Walzentisches 8a ein Kühlwasservertei
ler 10. Das von diesen an die Arbeitswalze 3 abgegebene
Kühlwasser ist bei 11 angedeutet.
Oberhalb des Warmbandes 7 erkennt man in Fig. 1 einen
Wasserkasten 12, dessen Unterseite 16 im Bereich der
Arbeitswalze 2 mit einem Abstreifer 13 versehen ist. Im
Wasserkasten 12 sind Verteiler 14 für das Kühlwasser 15
angeordnet, welches auf die Arbeitswalze 2 gesprüht wird.
Der Abstreifer 13 verhindert ein ins Gewicht fallendes
Ablaufen des Kühlwassers auf das Warmband 7; das Kühlwas
ser läuft seitlich im Bereich der Wangen des Ständers 1
ab und wird unterhalb des Walzgerüsts abgeführt.
Erfindungsgemäß sind sowohl im Bereich des Walzentisches 8
als auch des oberseitigen Wasserkastens 12 Einrichtungen
zum Einblasen von Stickstoff in den vom Tisch und dem Was
serkasten mit deren Abstreifern 9, 13 sowie den seit
lichen Komponenten des Ständers 1 weitgehend umschlos
senen, vom heißen Warmband 7 unmittelbar nach Verlassen
des Walzspalts 6 durchlaufenen Raumes vorgesehen. Ein quer
zur Walzrichtung verlaufendes Rohr 20 führt durch eine
Schlauchleitung 21 einem Doppelrohr-Querverteiler 22
Inertgas zu, welches dieser auf eine Vielzahl relativ
dünner Düsenrohre 23 verteilt, die mit ihren Mündungen 24
die Unterseite 16 des Wasserkastens 12 abgedichtet durch
setzen und einen schräg gegen die Vorschubrichtung des
Warmbandes 7 angestellte Inertgasstrahlen 25 oberseitig
gegen das Warmband 7 richten.
Eine weitere Schlauchverbindung 26 führt vom Rohr 20
Inertgas zu einem in Vorschubrichtung des Warmbandes
hinter dem Wasserkasten 12 angeordneten Querverteiler 27,
der mit verschiedenen über die Breite des Warmbandes 7
verteilten Düsenöffnungen 28 versehen ist und wiederum
schräg gegen die Vorschubrichtung des Warmbandes 7 ange
stellte Inertgasstrahlen 29 abgibt. Entsprechendes gilt in
noch größerer Entfernung vom Walzspalt 6 für den Querver
teiler 30, der vom Rohr 20 durch ein Verteilerrohr 31
beschickt wird.
In entsprechender Weise wird die Unterseite des Warmbandes
7 mit Inertgas abgedeckt. Von einem Rohr 40 erhält über
einen Schlauch 41 ein Doppelrohr-Querverteiler 42 das
Inertgas und verteilt es auf eine Vielzahl über die Breite
des Walzgerüsts verteilte Düsenrohre 43 auf Düsen 44, die
den unteren Walzentisch 8a durchsetzen und schräg gegen
die Vorschubrichtung des Warmbandes 7 angestellte Inert
gasstrahlen 45 gegen dieses richten.
Mittels weiterer Schläuche 46, 47 sind Querverteiler 48,49
an das Rohr 40 angeschlossen und richten - wiederum schräg
gegen die Vorschubrichtung angestellte - Inertgasstrahlen
50, 51 (durch die beabstandeten Einzelelemente des Walzen
tisches 8b hindurch; vgl. Fig. 3) gegen die Unterseite des
Warmbandes 7.
In Fig. 4 ist schematisch der Durchlauf des Warmbandes 7
durch die Arbeitswalzen 2, 3 veranschaulicht. Das Warm
band 7 kommt von links mit der Ausgangsdicke s und wird im
Walzspalt 6 auf eine geringere Dicke plastisch verformt,
die in einigem Abstand vom Walzspalt 6 die Größe s₁ hat.
Die Zunderschicht 7a, die das Warmband 7 vor dem Einlaufen
in den Walzspalt 6 allseitig umgibt, ist in Fig. 4 links
des Walzspalts zu erkennen. Diese Zunderschicht wird im
Verlauf der keilförmig stattfindenden Verformung aufgeris
sen und abgesprengt; in Fig. 4 ist dies stark vergrößert
angedeutet.
Sobald das Warmband 7 den Walzspalt (also die Linie ge
ringsten Abstandes zwischen den Arbeitswalzen 2 und 3)
passiert hat, vergrößert sich der Abstand zwischen den
Walzen 2 und 3 rasch, so daß das Material des Warmbandes 7
entspannen kann. In Abhängigkeit von Materialeigenschaften
und der Vorschubgeschwindigkeit des Warmbandes 7 erstreckt
sich die Zone E der Entspannungsphase über eine gewisse,
sich in Vorschubrichtung an den Walzspalt 6 anschließende
Wegstrecke, die in Fig. 4 oberseitig und unterseitig des
Warmbandes 7 mit "E" kenntlich gemacht ist. Im Bereich E
dieser Entspannungsphase wird das Warmband 7 erfindungsge
mäß mit Inertgas - vorzugsweise Stickstoff - abgedeckt, so
daß sich dort kein neuer Zunder auf dem Band bilden kann.
Sobald das Warmband 7 die mit Inertgas abgedeckte Entspan
nungszone E verläßt, reagiert die Metalloberfläche mit dem
Sauerstoff der Umgebungsluft und bildet eine (neue) Zun
derschicht 7b von jedoch vergleichsweise geringer Dicke.
Fig. 5 zeigt einen schematischen Vertikalschnitt durch die
Arbeitswalzen 2 und 3 und das im Walzspalt 6 befindliche
Warmband 7. Nach einer Weiterbildung der Erfindung wird
das Inertgas auch in die neben dem Warmband 7 liegenden
Freiräume 52 des Walzspalts 6 eingeblasen.
Claims (5)
1. Verfahren zur Verminderung der Zunderbildung beim
Warmwalzen von Metall, insbesondere von Stahl, bei wel
chem das erhitzte Metall kurzzeitig unter hohem Druck
mit einem elastischen Anteil plastisch verformt wird und
anschließend entspannen kann, wobei das Walzgut mit
Inertgas abgedeckt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß das Walzgut unmittelbar nach verlassen des Walzspaltes
über eine bestimmte Wegstrecke mit dem Inert
gas angeblasen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Blasrichtung des Inert
gases schräg gegen die Vorschubrichtung des Walzgutes
angestellt ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß das Inertgas auch in die
seitlich neben dem Walzgut liegenden Freiräume des Walz
spalts eingeblasen wird.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach
mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3 an einem Walzge
rüst zum Warmwalzen von Metall,
dadurch gekennzeichnet, daß an das Walzgerüst eine Ein
richtung zum Zuführen von Inertgas angeschlossen ist,
welche eine Mehrzahl von gegen das Umformgut gerichtete
Düsen sowie Mittel aufweist, die die Zufuhr von Inertgas
nach dem Warmwalzen auf eine bestimmte Wegstrecke des
Walzgutes nach dem Walzspalt beschränken.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Einrichtung Gehäuseele
mente aufweist, in denen sich das Inertgas auf einen
höheren als den Atmosphärendruck aufstauen kann.
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