DE4206997C2 - Verfahren zur Herstellung eines textilen Flachmaterials aus mindestens zwei Komponenten unterschiedlichen Schmelzpunktes - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines tex­ tilen Flachmaterials aus mindestens zwei Komponenten unter­ schiedlichen Schmelzpunktes, bei dem insbesondere ein Gewebe, ein Gewirke, Gestrick oder Gelege aus Kunstfasern erzeugt und das so entstandene Flachmaterial einer Druck-Wärmebehandlung unterworfen wird, bei dem Fäden der niedriger schmelzenden Kom­ ponente zum Schmelzen gebracht werden.

Die Fäden oder Garne, aus denen das Flachmaterial hergestellt ist, können aus Monofasern, Stapelfasern, kontinuierlichen Fä­ den oder Mischungen daraus bestehen. Insbesondere Schußfäden im Gewebe werden vielfach im Hinblick auf die Nachbehandlung der­ art ausgewählt, daß sie bei der Temperatur und dem Druck der Nachbehandlung schmelzen, zumindest anschmelzen. Darüberhinaus wird der Griff des Materials stark verändert. Dies ist an sich unvermeidbar und wird in dem Ausmaße, in dem eine Veränderung des Griffs erfolgt, hingenommen. Dies gilt sowohl für luft­ durchlässig bleibende als auch luftundurchlässige Produkte.

Kunstfaser-Flachmaterialien bzw. -stoffe werden häufig nicht nur durch Wärme und Druck nachbehandelt sondern auch noch zu­ sätzlich mit Kunststoff beschichtet, wenn das Endprodukt, zumindest im wesentlichen, luftundurchlässig sein soll, bzw. nicht atmungsaktiv zu sein braucht, beispielsweise um wasser­ abweisend zu sein.

Das eingesetzte Kunststoffmaterial kann Polyethylen, Polypropy­ len, Polyester, Polyamid oder dergl. sein. Die Materialien sind je nach ihrer Vorgeschichte bei unterschiedlichen Temperaturen schmelzbar.

Aus der DE-OS 40 09 611 ist ein Verfahren zur Herstellung eines grundsätzlich für die Herstellung von Automobil-Airbags geeigneten Stoffs in Form eines gasdurchlässigen Gewebes be­ kannt, bei dem das Garn aus einer homogenen Stapelfasermischung gesponnen ist, die zum überwiegenden Teil aus Aramidfasern und zum geringeren Teil aus thermisch verformbaren Fasern, insbes. aus Polyamid, bestehen.

Aus der DE-OS 20 11 829 ist ein Verfahren zur Herstellung von Garnen oder Textilstoffen bekannt, bei dem die eingesetzten Garne unterschiedliches Schmelzverhalten zeigen, doch bestehen die eingesetzten Stapelfasern aus zwei Komponenten, die in ei­ nem Hüllen/Kernverhältnis liegen, wobei die Kernkomponente ei­ nen niedrigeren Schmelzpunkt als die Hüllenkomponente besitzt. Ferner sollen die Endteile der Fasern mit anderen Fasern im Garn oder im Textilstoff verbunden sein. Die spezielle Ausbil­ dung des Garns und Stoffs zielt daraufhin, die Neigung der Fasern aus der Oberfläche des Flachmaterials auszutreten, zu beseitigen, d. h. es soll die Neigung des Stoffs zum "Pilling" vermindert oder ausgeschaltet werden.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung eines textiles Flachmaterial zu schaffen, bei dem das Maß der Luftdurchlässigkeit auf einfache Weise eingestellt werden kann und die Festigkeit des Gewebes o. dgl. vor und nach der Druck-Wärmebehandlung im wesentlichen unverändert bleibt, die Festigkeit der Fäden also nicht merkbar reduziert ist.

Ein Verfahren, das diese Aufgabe löst, ist im Patentanspruch näher gekennzeichnet.

Das neue Flachmaterial besteht aus zwei oder mehreren Komponen­ ten, von denen eine der Komponenten (Polyethylen) einen niedri­ geren Schmelzpunkt hat als wenigstens eine der anderen Kompo­ nenten. Diese andere Komponente bzw. diese anderen Komponenten können entweder einen höheren Schmelzpunkt aufweisen oder schmelzen überhaupt nicht. Die bei niedriger Temperatur schmel­ zenden Fäden oder Fasern werden aufgrund der Temperatur­ und/oder Druckeinwirkung ausreichend fließend, so daß sie als Mittel zur Einstellung der Durchlässigkeit herangezogen werden können oder eine Beschichtung auf einer oder beider Seiten des Textilstoffes bewirken können.

Die Eigenschaft der Luftdurchlässigkeit des erfindungsgemäßen Materials läßt den Einsatz von aus ihnen hergestellten Produk­ ten als atmungsaktiv oder als luftundurchlässig zu. Solche Ma­ terialien eignen sich zur Herstellung von Airbags (Luftkissen), von Filtrationsmatten oder Tüchern und von Erdtextilien.

Die Eigenschaft, eine Beschichtung oder eine beschichtungsähn­ liche obere Schicht auf dem Material zu bilden, kann generell zur Erzeugung von beschichteten Textilien ausgenützt werden. Solche Materialien werden als Planen, z. B. zur Abdeckung von Fahrzeugen, als Förderbänder einschließlich solcher für den Transport von Lebensmitteln, und als Zwischen- oder Durchlauf­ bänder in der Gummiindustrie, z. B. im Rahmen der Herstellung von Autoreifen, eingesetzt.

Die Durchlässigkeit des Stoffs wird beeinflußt durch das Ver­ hältnis der bei einer bestimmten Temperatur schmelzbaren zu den nichtschmelzbaren Anteilen der Komponenten, durch die Tempera­ tur selbst, den Druck beim Kalandrieren, den Aufbau der nicht­ schmelzbaren Garne und des Flachmaterials, dessen konstruktiven Aufbau an sich, die Garnstärke bzw. Garnstärken der nicht­ schmelzbaren Faseranteile, wobei nicht notwendigerweise Mikrofasern einzusetzen sind, die Dichte des Flachmaterials, die bei der Herstellung der Garnmischung angewendete Mischungs­ methode und die Viskosität der geschmolzenen Garnkomponente nach dem Schmelzen.

Eine Beschichtung läßt sich zusätzlich zu den angegebenen Para­ metern durch das insbesondere anzuwendende Heißkalandrierver­ fahren beeinflussen, indem unterschiedliche Oberflächenhärten und -gestaltungen der Kalanderwalzen eingesetzt werden. Dabei kann nach Erwärmung des Gewebes dieses durch einen Walzenspalt mit gleicher Walzenhärte oder mit unterschiedlicher Walzenhärte geführt werden, so daß sich das geschmolzene Material praktisch gleich auf und in den Zwischenräumen des Flachmaterials oder auf der Oberfläche verteilt. Im Falle ungleicher Oberflächen­ härten tendiert eine weichere oder nachgiebigere Oberflächen­ ausbildung dazu, geschmolzenen Kunststoff zur Oberfläche des Textilmaterials an der härteren Walze zu drängen, so daß sich ein einseitig beschichteter Stoff ergibt.

Zur Erläuterung der Erfindung dient das nachfolgende Beispiel.

Beschichtetes luftundurchlässiges Flachmaterial.

Ein typisches Beispiel für ein einem beschichteten Flachmateri­ al gleichen Materials (Stoff) nach der Erfindung ist ein Flach­ material aus einem 3Nm gesponnenem Kerngarn mit einem 100% Multifilament-Polyesterträgergarn (Core) und einer Mischung aus 20% Polyester und 80% Polyethylenfasern auf der Außenseite als Außenschicht. Dieses Garn wird in Kette und Schuß eines Gewebes eingesetzt. Um eine einseitige Beschichtung des Flach­ materials zu erzielen, wird dieses durch einen Drei-Walzenka­ lander hindurchgeführt, dessen eine Rolle mit einer Gummibe­ schichtung versehen und unbeheizt ist, während die beiden ande­ ren Walzen eine Metalloberfläche, meist nur Stahl, haben. Das Flachmaterial wird um die Metallwalzen herumgeführt, so daß es gut bis über den Schmelzpunkt des Polyethylens (Schmelzpunkt etwa 180°C) erwärmt wird. Anschließend wird es durch den Walzenspalt zwischen einer Metallwalze und einer gummibeschich­ teten Walze geleitet. Die Funktion der gummibeschichteten Walze ist es, das geschmolzene Polyethylen zur Metallwalze hinzudrän­ gen, um so ein scheinbar einseitig beschichtetes Flachmaterial zu erzeugen.

Claims (1)

1. Verfahren zur Herstellung eines textilen Flachmaterials aus mindestens zwei Komponenten unterschiedlichen Schmelzpunk­ tes, bei dem insbesondere ein Gewebe, ein Gewirke, Gestrick oder Gelege aus Kunstfasern erzeugt und das so entstandene Flachmaterial einer Druck-Wärmebehandlung unterworfen wird, bei dem Fäden der niedriger schmelzenden Komponente zum Schmelzen gebracht werden, dadurch gekennzeichnet,
   daß das Flachmaterial aus einem Garn aus mit einer Mischung aus 20% Polyester- und 80% Polyethylenfasern umhüllten, gesponnenem Kerngarn aus 100% Multifilament-Polyesterträgergarn hergestellt wird,
   und daß es durch einen Dreiwalzenkalander mit einer gummibe­ schichteten Gummiwalze bei einer Temperatur und einem Druck so hindurchgeführt wird, daß das Polyester nicht oder höchstens sehr wenig zum Anschmelzen und das Polyethylen zum Schmelzen gebracht und durch die gummibeschichtete Walze zur Metallwalze hingedrängt wird.