DE4206950A1 - Aus polyesterformmassen erhaeltliche formkoerper und flaechige gebilde - Google Patents
Aus polyesterformmassen erhaeltliche formkoerper und flaechige gebildeInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft Formkörper oder flächige Gebilde,
die dadurch erhältlich sind, daß man Polyesterformassen, enthaltend
als wesentliche Komponenten
- I) 40 bis 100 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Polyester
formmassen,
- A) eines teilkristallinen Polyesters mit einem Kristallisations
grad 10% (Polyester A) auf der Basis von
- A1) 1 bis 40 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Poly esters (A), mindestens eines Monomeren, welches minde stens eine olefinische Doppelbindung in der Hauptkette enthält (Monomeres A1) ausgewählt aus der Gruppe der ole finisch ungesättigten polyesterbildenden Diole, Dicarbon säuren und Dicarbonsäurederivate, wobei die olefinische Doppelbindung nicht konjugiert zu den Carboxylgruppen stehen und
- A2) 60 bis 99 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Poly esters (A), mindestens eines Monomeren, welches keine olefinischen Doppelbindungen enthält (Monomeres A2), aus gewählt aus der Gruppe der polyesterbildenden Diole, Di carbonsäuren und Dicarbonsäureester
- oder
- B) einer Polyestermischung mit einem Kristallinitätsgrad 10%,
enthaltend als Komponenten
- B1) 5 bis 40 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Poly
estermischung, eines olefinische Doppelbindungen enthal
tenden kristallinen Polyesters (Polyester B1) auf der Ba
sis von
- B1.1) 45 bis 100 Mol-%, bezogen auf den Polyester (B1), mindestens eines Monomeren (A1) und
- B1.2) 0 bis 55 Mol-%, bezogen auf den Polyester (B1), min destens eines Monomeren (A2)
- und
- B2) 60 bis 95 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Poly estermischung eines Polyesters, welcher keine olefini schen Doppelbindungen in der Hauptkette enthält (Poly ester B2) und auf der Umsetzung polyesterbildender Monomerer (A2) basiert
- B1) 5 bis 40 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Poly
estermischung, eines olefinische Doppelbindungen enthal
tenden kristallinen Polyesters (Polyester B1) auf der Ba
sis von
- A) eines teilkristallinen Polyesters mit einem Kristallisations
grad 10% (Polyester A) auf der Basis von
- und
- II) 0 bis 35 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Polyesterform massen, eines schlagzähmodifizierenden Kautschuks und
- III) 0 bis 50 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Polyesterform massen, Füllstoffe und/oder Verstärkungsmittel und
- IV) 0 bis 30 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Polyesterform massen, eines Flammschutzmittels und
- V) 0 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Polyesterform massen, eines Synergisten und
- VI) 0 bis 5 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Polyesterform massen, an Zusatzstoffen und/oder Verarbeitungshilfsmitteln
nach der Formgebung Beta-, Gamma-, Röntgen- oder Elektronenstrahlung
aussetzt.
Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung dieser
Formkörper oder flächigen Gebilde sowie deren Verwendung.
Polyester, die teilweise aus olefinisch ungesättigten Monomeren aufge
baut sind, sind an sich bekannt. Dabei können sich die olefinischen
Doppelbindungen sowohl in der Seitenkette (siehe DE-A1-23 48 841) als
auch in der Hauptkette (siehe z. B. DE-A1-25 09 790, DE-A 16 94 216)
des Polymeren befinden.
Ferner ist bekannt, Überzüge, die die in der DE-A1-23 48 841 beschrie
benen Polyester mit vinylischen Seitenketten enthalten, durch hoch
energetische Strahlung auszuhärten. Aufgrund ihrer Struktur sind diese
Polyester vor dem Vernetzen klebrig und weich, so daß sie sich nicht
spritzgießen lassen. Nach dem Bestrahlen werden Materialien erhalten,
die für viele Anwendungszwecke zu spröde sind.
Nach der japanischen Auslegeschrift JP-B4-6 10 20 570 können Formmassen
auf der Basis einer Polyestermischung aus einem Polyester, der keine
olefinischen Doppelbindungen enthält und einen olefinisch ungesättig
ten Polyester mit UV-Strahlen vernetzt werden. Die so hergestellten
Produkte verformen sich jedoch bei hoher thermischer Beanspruchung.
Der vorliegenden Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, Formkörper
und flächige Gebildete zur Verfügung zu stellen, die auf einfache Wei
se erhältlich sind und ein gutes Eigenschaftsspektrum, insbesondere
eine hohe Wärmeformbeständigkeit, aufweisen.
Demzufolge wurden die eingangs definierten Formkörper und flächigen
Gebilde erhalten.
Die erfindungsgemäßen Formkörper und flächigen Gebilde sind dadurch
erhältlich, daß man Polyesterformmassen nach der Formgebung Beta-,
Gamma-, Röntgen- oder Elektronenstrahlung aussetzt.
Diese Polyesterformmassen enthalten als Komponente (I) 40 bis
100 Gew.-%, vorzugsweise 60 bis 100 Gew.-%, bezogen auf das Gesamt
gewicht der Polyesterformmasse, eines teilkristallinen Polyesters
(Polyester (A)) oder einer Polyestermischung (Komponente (B)).
Die Polyester (A) weisen einen Kristallinitätsgrad von 10 % oder höher
auf. vorzugsweise liegt der Kristallinitätsgrad bei mindestens 25 %.
Im allgemeinen beträgt der Kristallinitätsgrad nicht mehr als 60 %,
obwohl er auch höhere Werte annehmen kann.
Die Polyester (A) können dadurch hergestellt werden, daß man 1 bis
40 Gew.-%, bevorzugt 2 bis 20 Gew.-%, besonders bevorzugt 5 bis
15 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Polyesters (A), minde
stens eines Monomeren, welches mindestens eine olefinische Doppelbin
dung in der Hauptkette enthält (Monomeres (A1)) mit 60 bis 99 Gew.-%,
vorzugsweise 80 bis 98 Gew.-%, insbesondere 85 bis 95 Gew.-%, bezogen
auf das Gesamtgewicht des Polyesters (A), mindestens eines Monomeren,
welches keine olefinischen Doppelbindungen in der Hauptkette enthält
(Monomeres (A2)) umsetzt.
Die Monomeren (A1) enthalten mindestens eine und vorzugsweise nicht
mehr als drei olefinische Doppelbindungen in der Hauptkette. Es ist
jedoch auch möglich, Verbindungen mit mehr als drei z. B. bis zu fünf
Doppelbindungen in der Hauptkette als Monomere (A1) einzusetzen. Diese
stehen vorzugsweise nicht konjugiert zueinander. Neben den olefini
schen Doppelbindungen können davon isoliert stehende aromatische Ringe
vorhanden sein. Außerdem stehen die olefinischen Doppelbindungen nicht
in α,β-Stellung zu einer Carbonylfunktion.
Als Monomere (A1) kommen polyesterbildende in der Hauptkette olefinisch
ungesättigte Diole in Betracht. Diese weisen im allgemeinen 4 bis
30 Kohlenstoffatome auf. Bevorzugt werden Diole mit 6 bis 30 Kohlen
stoffatomen, insbesondere solche mit 8 bis 30 Kohlenstoffatomen. Ganz
besonders bevorzugt werden langkettige Diole mit 10 bis 30 Kohlen
stoffatomen. Diese Diole können linear oder verzweigt sein und sowohl
cycloaliphatische als auch aromatische Ringe enthalten. Bevorzugt wer
den aliphatische Diole linearer Struktur. Beispiele geeigneter Diole
sind 2-Hexen-1,6-diol, 3-Hexen-1,6-diol, 3-Octen-1,8-diol und
4-Octen-1,8-diol. Zu den langkettigen Diolen zählen 9-Octa
decen-1,18-diol, 9-Nonadecen-1,19-diol, 10-Eicosen-1,20-diol,
9,12-Heneicosadien-1,21-diol, 9,12-Docasadien-1,22-diol,
9,12,15-Tetracosatrien-1,24-diol, 9,12,15-Pentacosatrien-1,25-diol und
9,12,15,18-Heptacosatetraen-1,27-diol. Bevorzugt werden 3-He
xen-1,6-diol und 4-Octen-1,8-diol eingesetzt. Ganz besonders bevorzugt
wird 10-Eicosen-1,20-diol verwendet. Es können sowohl einzelne Verbin
dungen als auch Mischungen verschiedener Diole eingesetzt werden.
Erfindungsgemäß können auch olefinisch ungesättigte Dicarbonsäuren
oder deren Derivate als Monomere (A1) eingesetzt werden. Bei den Dicar
bonsäurederivaten werden als Dicarbonsäuredialkylester, insbesondere
die Dicarbonsäuredimethylester, bevorzugt. In der Regel haben die Di
carbonsäuren bzw. deren Derivate 6 bis 30 und insbesondere 10 bis
30 Kohlenstoffatome. Ganz besonders bevorzugt werden Verbindungen mit
16 bis 30 Kohlenstoffatomen. Die Dicarbonsäuren und Dicarbonsäurederi
vate können linear oder verzweigt sein und sowohl cycloaliphatische
als auch aromatische Ringe enthalten. Bevorzugt werden aliphatische
lineare Dicarbonsäuren bzw. deren Derivate verwendet. Beispiele geeig
neter Verbindungen sind 3-Hexen-1,6-dicarbonsäure, 3-Octen-1,8-dicar
bonsäuredimethylester. Vertreter der langkettigen Dicarbonsäuren und
Dicarbonsäurederivate sind 9-Octadecen-1,18-dicarbonsäure, 9-Nonade
cen-1,19-dicarbonsäure, 10-Eicosen-1,20-dicarbonsäure, 10-Eico
sen-1,20-dicarbonsäuredimethylester, 9,12-Heneicosadien-1,21-dicarbon
säure, 9,12-Docasadien-1,22-dicarbonsäure,
9,12-Tetracosadien-1,24-dicarbonsäure, 9,12-Tetracosadien-1,24-dicar
bonsäuredimethylester, 9,12,15-Tetracosatrien-1,24-dicarbonsäure,
9,12,15-Pentacosatrien-1,25-dicarbonsäure, 9,12,15-Pentacosa
trien-1,25-dicarbonsäuredimethylester und 9,12,15,18-Heptacosatetra
en-1,27-dicarbonsäure. Bevorzugt werden 3-Hexen-1,6-dicarbonsäure,
3-Hexen-1,6-dicarbonsäuredimethylester, 4-Octen-1,8-dicarbonsäure und
4-Octen-1,8-dicarbonsäuredimethylester eingesetzt. Ganz besonders be
vorzugt werden 10-Eicosen-1,20-dicarbonsäure und 10-Eicosen-1,20-di
carbonsäuredimethylester verwendet. Neben Einzelverbindungen können
auch Mischungen unterschiedlicher Dicarbonsäuren oder deren Derivate
eingesetzt werden.
Die langkettigen olefinisch ungesättigten Diole, Dicarbonsäuren und
aus langkettigen Säuren wie Ölsäure oder Ricinolsäure bzw. deren Me
thylestern zugänglich. Daneben können auch Säure-Gemische wie Gemische
aus Öl- und Ricinolsaure oder Gemische aus Öl-Linol- und Linolensäure
der Metathesereaktion unterworfen werden, um die entsprechenden lang
kettigen Monomere (A1) herzustellen.
Die Monomere (A2) sind polyesterbildende Verbindungen, die keine olefi
nischen Doppelbindungen aufweisen. Sie können jedoch einen oder mehre
re aromatische oder cycloaliphatische Ringe enthalten, die auch sub
stituiert sein können.
Die als Monomere (A2) in Betracht kommenden Diole, die keine olefini
sche Doppelbindung enthalten, weisen in der Regel 2 bis 10 Kohlen
stoffatome auf und können sowohl linear als auch verzweigt sein. Zu
dieser Gruppe von Diolen zählen Ethylenglykol, 1,3-Propandiol, 1,4-Bu
tandiol, 1,4-Hexandiol, 1,6-Hexandiol, 1,4-Cyclohexandiol, 1,4-Di-(hy
droxymethyl)cyclohexan, 2,2-Bis(4,4′-diphenylhydroxy)propan (Bisphe
nol A) und Neopentylglykol. Besonders bevorzugte Diole sind
Ethylenglykol und 1,4-Butandiol. Neben Einzelverbindungen können auch
Mischungen unterschiedlicher Diole sowie esterbildende Derivate der
selben eingesetzt werden.
Zu den polyesterbildenden Verbindungen, die als Monomere (A2) verwendet
werden können, zählen auch aromatische sowie aliphatische Dicarbonsäu
ren und deren Derivate, die keine olefinische Doppelbindung enthalten.
Bevorzugte Dicarbonsäurederivate sind die Dicarbonsäuredialkylester,
insbesondere die Dimethylester. Die aromatischen Dicarbonsäuren bzw.
deren Derivate haben vorzugsweise 8 bis 16 Kohlenstoffatome und sind
beispielsweise Isophthalsäure, Terephthalsäure, substituierte Isoph
thalsäuren und Terephthalsäuren wie 3-t-Butylisophthalsäure oder Phen
oxyterephthalsäure, mehrkernige Dicarbonsäuren, z. B. 4,4′-Diphenyldi
carbonsäure, 3,3′-Diphenyldicarbonsäure,
3,3′-Diphenylmethandicarbonsäure, 4,4′-Diphenylmethandicarbonsäure,
3,3′-Diphenylsulfondicarbonsäure, 4,4′-Diphenylsulfondicarbonsäure,
1,4-Naphthalindicarbonsäure, 2,6-Naphthalindicarbonsäure, wobei
Terephthalsäure besonders bevorzugt ist. Vertreter der aliphatischen
Dicarbonsäuren, die in der Regel 4 bis 20 Kohlenstoffatome, vorteil
hafterweise 4 bis 16 Kohlenstoffatome aufweisen, sind Adipinsäure,
Suberinsäure, Azelainsäure, Sebacinsäure und 1,12-Dodecansäure. Es
können auch Mischungen dieser Dicarbonsäuren bzw. deren esterbildenden
Derivate eingesetzt werden.
Die Herstellung des teilkristallinen Polyesters (A) erfolgt im allge
meinen in an sich bekannter Weise durch Reaktion der Carbonsäurefunk
tionen mit den Hydroxyfunktionen.
Gemäß der Erfindung kann die in den Polyesterformmassen enthaltende
Komponente (I) auch eine Mischung verschiedener Polyester mit einem
Kristallisationsgrad von 10 % oder mehr sein. (Komponente (B)). Vor
zugsweise beträgt der Kristallisationsgrad der Polyestermischung (B)
mindestens 25 %. Im allgemeinen überschreitet der Kristallisationsgrad
nicht Werte größer als etwa 50 %.
Diese Polyestermischung kann 5 bis 40 Gew.-%, vorzugsweise 8 bis
20 Gew.-%, insbesondere 8 bis 15 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht
der Polyestermischung eines olefinische Doppelbindungen enthaltenden
Polyesters (Polyester (B1)) enthalten.
Die Polyester (B1) basieren auf der Umsetzung von 45 bis 100 Mol-%, be
vorzugt 45 bis 55 Mol-% bezogen auf den Polyester (B1), mindestens ei
nes Monomeren (A1), und 0 bis 55 Mol-%, bevorzugt 0 bis 50 Mol-%, bezo
gen auf den Polyester (B1), mindestens eines Monomeren (A2). Unter dem
Polyester (B1) sind auch Mischungen unterschiedlicher derartiger olefi
nisch ungesättigter Polyester zu verstehen. Besonders bevorzugt sind
Polyester (B1), deren Diolkomponente oder Dicarbonsäurekomponente aus
100 Mol-% aus ungesättigten Monomeren (A1) aufgebaut ist.
Die Herstellung der Polyester (A1) entspricht der der Polyester (A),
wie oben ausgeführt.
Die Polyestermischung (Komponente (B)) enthält erfindungsgemäß 60 bis
95 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Polyestermischung eines
Polyesters, welcher keine olefinischen Doppelbindungen enthält (Poly
ester (B2)). Bevorzugt enthält die Polyestermischung 80 bis 92 Gew.-%,
insbesondere 85 bis 92 Gew.-% des Polyesters (B2).
Die Polyester (B2) basieren auf der Umsetzung polyesterbildender Mono
merer (A2). Die Polyester (B2) schließen auch Mischungen unterschiedli
cher Polyester dieses Typs ein.
Die Herstellung der Polyester (B2) kann durch Reaktion von den bereits
als Monomere (A2) beschriebenen Dicarbonsäuren, deren Estern oder ande
rer esterbildender Derivate mit Diolen oder deren esterbildenden Deri
vaten in an sich bekannter Weise erfolgen.
Die Polyesterformmassen können darüber hinaus 0 bis 35 Gew.-%, bevor
zugt 10 bis 30 Gew.-%, besonders bevorzugt 15 bis 20 Gew.-%, bezogen
auf das Gesamtgewicht der Polyesterformmassen, eines schlagzähmodifi
zierenden Kautschuks enthalten (Komponente (II)).
Als Komponente (II) kommen sowohl Pfropfpolymerisate (II/1) als auch
Copolymerisate (II/2) in Betracht. Daneben können auch Mischungen die
ser Pfropfpolymerisate und Copolymerisate verwendet werden.
Bevorzugte Pfropfpolymerisate (II/1) sind aufgebaut aus
- a) 30 bis 90 Gew.-%, vorzugsweise 40 bis 80 Gew.-% einer Pfropfgrund lage aus einem kautschukelastischen Polymeren mit einer Glasüber gangstemperatur von unter 0°C
- b) 10 bis 70 Gew.-%, vorzugsweise 20 bis 60 Gew.-% einer Pfropfauf
lage aus
- b1) 50 bis 90, vorzugsweise 60 bis 80 Gew.-% Styrol oder substi tuierten Styrolen oder deren Mischungen
- b2) 10 bis 50, vorzugsweise 20 bis 40 Gew.-% Acrylnitril oder Methacrylnitril oder deren Mischungen und
- b3) 0 bis 30, vorzugsweise bis zu 20 Gew.-% eines polymerisier baren Monomeren mit Carboxyl-, Carboxylderivat-, Hydroxyl- oder Epoxygruppen.
Für die Pfropfgrundlage (a) kommen Polymerisate in Frage, deren Glas
übergangstemperatur unterhalb von 0°C, vorzugsweise unterhalb von -20°C
liegt.
Dies sind z. B. Naturkautschuk, Synthesekautschuke auf der Basis von
konjugierten Dienen. Diese können mit anderen Copolymeren sowie Ela
stomeren auf der Basis von C1- bis C8-Alkylestern der Acrylsäure oder
Methacrylsäure, die ebenfalls weitere Comonomere enthalten können, ge
mischt sein.
Elastomere des letztgenannten Typs werden vorzugsweise vernetzt, was
durch Mitverwendung von mindestens difunktionellen Monomeren erfolgen
kann, die vorzugsweise zur Copolymerisation befähigte ethylenische
Doppelbindungen enthalten.
Beispielsweise seien Divinylbenzol, Diallylmaleat, Diallylfumarat, Di
allylphthalat, Triallylcyanurat, Triallylisocyanurat, Tricyclodecenyl
acrylat, Butandioldiacrylat, Butadien und Dihydrodicyclopentadienyl
acrylat genannt. Der Anteil an solchen Monomeren, nachstehend bei der
Beschreibung der bevorzugten Pfropfgrundlagen mit (a2) bzw. (a5) be
zeichnet, beträgt im allgemeinen 0,1 bis 5, vorzugsweise 0,5 bis
4 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge der Monomeren für die Pfropf
grundlage.
Weitere Beispiele einer Pfropfgrundlage (a) sind Ethylen/Propylen (EP)
oder Ethylen-Propylen-Dien Kautschuke (EPDM). Die vorzugsweise in Be
tracht kommenden Ethylen/Propylen- oder Ethylen-Propylen-Dien-
Kautschuke sind kommerziell erhältlich. Daneben können auch Silikon
kautschuke verwendet werden, wie sie in der EP-A-2 31 776 beschrieben
werden.
Nachstehend werden zwei besonders bevorzugte Arten von Pfropfgrund
lagen beschrieben.
Zum einen sind dies Pfropfgrundlagen aus
- a1) 95 bis 99,9 Gew.-% eines C1- bis C8-Alkylesters der Acrylsäure oder Methacrylsäure oder deren Mischungen, insbesondere n-Butylacrylat und/oder 2-Ethylhexylacrylat, und
- a2) 0,1 bis 5 Gew.-% eines difunktionellen Monomeren, vorzugsweise Di hydrodicyclopentadienylacrylat oder Tricyclodecenylacrylat oder deren Mischungen.
Eine andere bevorzugte Gruppe sind Pfropfgrundlagen auf der Basis von
- a3) 50 bis 100 Gew.-% eines konjugierten Diens, vorzugsweise Buta dien-1,3,
- a4) 0 bis 50 Gew.-% Styrol, Acrylnitril, Methacrylnitril und/oder C1 bis C8-Alkylestern der Acrylsäure oder Methacrylsäure und
- a5) 0 bis 5 Gew.-% eines vernetzenden Monomeren.
Pfropfgrundlagen der beiden vorgenannten Arten sind an sich bekannt
und in der Literatur beschrieben, beispielsweise in der DE-
PS 24 44 584, der DE-PS 12 60 135 und der EP-A-1 245.
Auf die Pfropfgrundlage (a) ist eine Pfropfauflage (b) aufgepfropft,
die durch Polymerisation von (b1), (b2) und (b3) erhältlich ist.
Beispiele für substituierte Styrole sind α-Methylstyrol, p-Methylsty
rol, p-Chlorstyrol und p-Chlor-α-Methylstyrol, wovon Styrol und α-
Methylstyrol bevorzugt werden.
Die Pfropfauflage (b) kann in einem oder in mehreren, z. B. zwei oder
drei, Verfahrensschritten hergestellt werden; die Bruttozusammenset
zung bleibt davon unberührt.
Falls Monomere (b3) vorhanden sind, beträgt deren Anteil an der Pfropf
hülle (b) bis zu 30, vorzugsweise 0,2 bis 20 und insbesondere 0,5 bis
10 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht von (b).
Beispiele für Monomere (b3) sind Methacrylsäureglycidylester, Acryl
säureglycidylester, Allylglycidylether, Vinylglycidylether und Itacon
säureglycidylester, sowie Acrylsäure, Methacrylsäure und ihre Metall-,
insbesondere Alkalimetallsalze und Ammoniumsalze, Maleinsäure, Malein
säureanhydrid, Metallsalze des sauren Monoethylesters der Maleinsäure,
Fumarsäure, Fumarsäuremonoethylester, Itaconsäure, Vinylbenzoesäure,
Vinylphthalsäure, Salze von Fumarsäuremonoethylester, Monoester von
Maleinsäure, Fumarsäure, Acrylsäure, Methacrylsäure und Itaconsäure
mit Alkoholen ROH, wobei R bis zu 29 Kohlenstoffatomen aufweist, z. B.
Methyl, Propyl, Isopropyl, Butyl, Isobutyl, Hexyl, Cyclohexyl, Octyl,
2-Ethylhexyl, Decyl, Stearyl, Methoxyethyl, Ethoxyethyl und Hydroxy
ethyl.
Maleinsäureanhydrid und Metallsalze (insbesondere Alkalimetall- und
Erdalkalimetallsalze) von polymerisierbaren Carbonsäuren weisen zwar
keine freien Carboxylgruppen auf, kommen aber in ihrem Verhalten den
freien Säuren nahe, so daß sie hier von dem Oberbegriff carboxylgrup
penhaltige Monomere mit umfaßt werden sollen.
Als zweite Gruppe von Monomeren (b3) sind Lactamgruppen enthaltende Mo
nomere geeignet. Vorzugsweise sind die Lactamgruppen wie in der For
mel 1
wobei R1 für eine verzweigte oder lineare Alkylengruppe mit 2 bis 15 C-
Atomen steht, über eine Carbonylgruppe am Stickstoff in die entspre
chenden Monomeren eingebaut.
Nur stellvertretend seien hier β-Propiolactamgruppen (Azetidin-2-on
gruppen) der allgemeinen Formel 2
wobei die Substituenten R2 bis R5 eine Alkylgruppe mit 1 bis 6 C-Atomen
oder ein Wasserstoffatom sein können, genannt. Diese werden von
R. Graf in Angew. Chem. 74 (1962), 523-530 und H. Bastian in Angew.
Chem. 80 (1968), 304-312 beschrieben. Ein Beispiel hierfür ist die
3,3′-Dimethyl-3-propiolactamgruppe.
Weitere geeignete Lactamgruppen sind solche die sich von ε-Caprolac
tam, 2-Pyrrolidon, 7-Onantholactam, 8-Capryllactam und 12-Laurinlactam
ableiten. Die entsprechenden Lactame werden z. B. von H. Dachs, Angew.
Chemie 74 (1962), 540-45 beschrieben.
Ein besonders bevorzugtes Beispiel für ein Monomeres (b3) ist
N-(Meth)acryloyl-ε-Caprolactam
wobei R6 ein Wasserstoffatom oder eine Methylgruppe ist.
Bevorzugte Monomere (b3) sind Glycidylester der Acrylsäure und Meth
acrylsäure, Maleinsäureanhydrid, tert.-Butylacrylat, Fumarsäure und
Maleinsäure.
Vorzugsweise wird die Pfropfhülle in Emulsion oder in Lösung herge
stellt, wie dies z. B. in der DE-PS 12 60 135, DE-OS 32 27 555, und
der DE-OS 34 14 118 beschrieben ist. Bei der sogenannten Lösungspoly
merisation wird die Pfropfgrundlage in einer Lösung der Pfropfmonome
ren für die Pfropfauflage gelöst, wonach diese polymerisiert werden.
Die Verfahrensbedingungen sind der Encyclopedia of Polymer Science and
Engineering, Band 1, Seiten 406-408 zu entnehmen.
Je nach den gewählten Bedingungen entsteht bei der Pfropfmischpolyme
risation ein bestimmter Anteil an freien Copolymerisaten der Monome
ren (b1) bis (b3).
Das Pfropfpolymerisat ((a) + (b)) weist im allgemeinen eine mittlere
Teilchengröße von 0,05 bis 10 µm, im besonderen von 0,08 bis 0,8 µm
(d50-Gewichtsmittelwert) auf. Die Bedingungen bei der Herstellung des
Elastomeren (a) und bei der Pfropfung werden daher vorzugsweise so ge
wählt, daß Teilchengrößen in diesem Bereich resultieren. Maßnahmen
hierzu sind bekannt und z. B. in der DE-PS 12 60 135, der DE-
AS 24 27 960 und der DE-OS 28 26 925 sowie in Journal of Applied
Polymer Science, Vol. 9 (1965), S. 2929 bis 2938 beschrieben. Die
Teilchenvergrößerung des Latex des Elastomeren kann z. B. mittels
Agglomeration bewerkstelligt werden.
Zum Pfropfpolymerisat (II/1), zählen im Rahmen dieser Erfindung auch
die bei der Pfropfmischpolymerisation zur Herstellung der Komponen
te (b) entstehenden freien, nicht gepfropften Homo- und Copolymerisa
te.
Auch Mischungen verschiedener Pfropfpolymerisate (II/1) können einge
setzt werden.
Nachstehend seien einige bevorzugte Pfropfpolymerisate (II/1) ange
führt:
- (II/1.1) 60 Gew.-% Pfropfgrundlage (a) aus
- (a1) 98 Gew.-% n-Butylacrylat und
- (a2) 2 Gew.-% Dihydrodicyclopentadienylacrylat und 40 Gew.-% Pfropfhülle (b) aus
- (b1) 71 Gew.-% Styrol und
- (b2) 24 Gew.-% Acrylnitril
- (b3) 5 Gew.-% Glycidylmethacrylat.
- (II/1.2) Pfropfgrundlage wie bei (II/1.1) mit 5 Gew.-% einer ersten
Pfropfhülle aus Styrol und 35 Gew.-% einer zweiten Pfropf
stufe aus
- (b1) 75 Gew.-% Styrol und
- (b2) 25 Gew.-% Acrylnitril
- (II/1.3) Pfropfgrundlage wie bei (II/1.1) mit 13 Gew.-% einer ersten Pfropfstufe aus Styrol und 27 Gew.-% einer zweiten Pfropfstufe aus Styrol und Acrylnitril im Gewichtsverhältnis 72 : 28
- (II/1.4) Pfropfgrundlage wie bei (II/1.1) mit 40 Gew.-% einer Pfropf hülle aus Styrol und Acrylnitril im Gewichtsverhältnis 75 : 25
- (II/1.5) Pfropfgrundlage wie bei (II/1.5) mit 40 Gew.-% einer Pfropf hülle aus 100 Gew.-% Methylmethacrylat
- (II/1.6) 60 Gew.-% Pfropfgrundlage (a) aus
- (a3) 99 Gew.-% Butadien-1,3 und
- (a5) 1 Gew.-% t-Dodecylmercaptan und 40 Gew.-% Pfropfhülle (b) aus
- (b1) 70 Gew.-% Styrol und
- (b2) 30 Gew.-% Acrylnitril.
Es können auch Mischungen verschiedener Pfropfpolymerisate (II/1) ver
wendet werden.
Neben den Pfropfpolymerisaten (II/1) kommen auch Copolymerisate (II/2)
als schlagzähmodifizierende Komponente (II) in Betracht. Diese Copoly
merisate (II/2) sind aufgebaut aus
- α1) 50 bis 90, vorzugsweise 55 bis 90 und insbesondere 65 bis 80 Gew.-% Styrol und/oder substituierten Styrolen und,
- α2) 10 bis 50, vorzugsweise 10 bis 45 und insbesondere 20 bis 35 Gew.-% Acrylnitril und/oder Methacrylnitril,
- α3) 0 bis 30, vorzugsweise bis zu 20 Gew.-% eines polymerisier baren Monomeren mit Carboxyl-, Carboxylderivat-, Hydro xyl- oder Epoxygruppen, oder
- α4) 30 bis 100, vorzugsweise mehr als 60 Gew.-% Methylmethacrylat, α5) 0 bis 70, vorzugsweise bis zu 50 Gew.-% Styrol oder substi tuierten Styrolen oder deren Mischungen,
- a6) 0 bis 50, vorzugsweise bis zu 30 Gew.-% Acrylnitril oder Meth acrylnitril oder deren Mischungen,
- α7) 0 bis 30, vorzugsweise bis zu 20 Gew.-% eines polymerisier baren Monomeren mit Carboxyl-, Carboxylderivat-, Hydroxyl- oder Epoxygruppen.
Bei den Copolymerisaten (II/2) gilt hinsichtlich der Monomeren (α3)
bzw. (α7) das vorstehend für die Komponenten (b3) Gesagte, worauf
hier zur Vermeidung von Wiederholungen verwiesen wird.
Derartige Produkte (II/2) können z. B. nach dem in den DE-AS 10 01 001
beschriebenen Verfahren hergestellt werden. Auch im Handel sind solche
Polymere erhältlich. Vorzugsweise liegt der durch Lichtstreuung be
stimmte Gewichtmittelwert des Molekulargewichts im Bereich von 50 000
bis 500 000, insbesondere von 100 000 bis 250 000.
Auch Mischungen verschiedener Polymerisate (II/2) können eingesetzt
werden.
Die Komponente (II) kann entweder ein Pfropfpolymerisat (II/1) oder
ein Copolymerisat (II/2) oder aber auch Mischungen aus Pfropfpolymeri
sat (II/1) und Copolymerisat (II/2) enthalten. Bevorzugt werden
Mischungen aus (II/1) und (II/2), wobei das Verhältnis von
(II/1) : (II/2) in weiten Bereichen variiert werden kann. Als besonders
geeignet hat es sich erwiesen, wenn als Komponente (II) Mischungen
eingesetzt werden, die zu gleichen Teilen aus Pfropfpolymerisat (II/1)
und Polymerisat (II/2) bestehen.
Die Polyesterformmassen können bis zu 50 Gew.-%, vorzugsweise 10 bis
50 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Polyesterformmassen an
faser- oder teilchenförmigen Füllstoffen oder Verstärkungsmitteln oder
Mischungen solcher Materialien enthalten (Komponente (III)).
Als faserförmige Füllstoffe seien hier nur beispielsweise Glasfasern,
Kohlenstoff-Fasern, Aramid-Fasern, Kaliumtitanatfasern und faserförmi
ge Silikate wie Wollastonit genannt. Besonders bevorzugt werden Glas
fasern verwendet.
Bei der Verwendung von Kohlenstoff- oder Glasfasern können diese zur
besseren Verträglichkeit mit der Komponente (I) mit einer Schlichte
und einem Haftvermittler ausgerüstet sein.
Im allgemeinen haben die verwendeten Glasfasern einen Durchmesser im
Bereich von 5 bis 200 µm, vorzugsweise 8 bis 50 µm. Da sich beim Ver
arbeiten die mittlere Faserlänge der Glasfasern verkürzt, kann die
Einarbeitung der Glasfasern sowohl in Form von Endlossträngen (Ro
vings) als auch Schnittglasfasern mit einer Länge von ca. 1 bis 10 mm
oder in Form von Kurzglasfasern mit einer Länge von etwa 0,05 bis
1,5 mm erfolgen. Nach der Verarbeitung ist eine mittlere Faserlänge
von 0,1 bis 0,5 mm optimal.
Als teilchenförmige Füllstoffe seien hier nur stellvertretend Glasku
geln, Quarzmehl, Kaolin, Bornitrid, Calciumcarbonat und Siliciumnitrid
genannt.
Daneben kommen auch Füllstoffe wie Glasfasergewebe oder Glasfasermat
ten in Betracht.
Die Polyesterformmassen können weiterhin Flammschutzmittel in Mengen
von 0 bis 30, vorzugsweise 5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtge
wicht der Formmassen enthalten (Komponente IV).
Es kommen alle bekannten Flammschutzmittel in Betracht, wie Polyhalo
gendiphenyl, Polyhalogendiphenylether, Polyhalogenphthalsäure und ihre
Derivate, Polyhalogenoligo- und -polycarbonate, wobei die entsprechen
den Bromverbindungen besonders wirksam sind.
Beispiele hierfür sind Polymere des 2,6,2′,6′-Tetrabrombisphenols A
der Tetrabromphthalsäure, des 2,6-Dibromphenols und 2,4,6-Tribrom
phenols und deren Derivate.
Weitere halogenhaltige Flammschutzmittel sind Tetrabrombenzol,
Hexachlorbenzol und Hexabrombenzol sowie halogenierte Polystyrole und
Polyphenylenether. Auch die in der DE-A-19 46 926 beschriebenen halo
genierten Phthalimide können verwendet werden. Von diesen hat insbe
sondere N,N′-Ethylenbistetrabromphthalimid Bedeutung erlangt.
Bevorzugtes Flammschutzmittel (IV) ist elementarer roter Phosphor. In
der Regel kann der elementare Phosphors mit z. B. Polyurethanen oder
anderen Aminoplasten phlegmatisiert oder gecoatet werden. Außerdem
sind Konzentrate von rotem Phosphor z. B. in einem Polyamid, Elastome
ren oder Polyolefin geeignet.
Weitere Phosphorverbindungen sind Organophosphorverbindungen wie
Phosphonate, Phosphinate, Phosphonate, Phosphinite, Phosphinoxide,
Phosphine, Phosphite oder Phosphate sind ebenfalls bevorzugt. Als Bei
spiel sei Triphenylphosphinoxid genannt. Dieses kann allein oder ver
mischt mit Hexabrombenzol oder einem chlorierten Biphenyl oder rotem
Phosphor und, wahlweise, Antimonoxid verwendet werden.
Typisch für die bevorzugten Phosphorverbindungen, die gemäß in der
vorliegenden Erfindung verwendet werden können, sind solche der fol
genden allgemeinen Formel
worin Q für Wasserstoff oder für gleiche oder verschiedene Kohlenwas
serstoffreste oder Halogenkohlenwasserstoffreste, wie Alkyl, Cycloal
kyl, Aryl, alkylsubstituiertes Aryl und arylsubstituiertes Alkyl
steht, vorausgesetzt, daß mindestens einer der für Q stehenden Reste
ein Arylrest ist. Beispiele solcher geeigneter Phosphate sind z. B. die
folgenden: Phenylbisdodecylphosphat, Phenylbisneopentylphosphat,
Phenylethylenhydrogenphosphat, Phenyl-bis-(3,5,5′-trimethylhexyl
phosphat), Ethyldiphenylphosphat, 2-Ethylhexyldi(p-tolyl)phosphat, Di
phenylhydrogenphosphat, Bis-(2-ethylhexyl)phenylphosphat, Tri(nonyl
phenyl)phosphat, Phenylmethylhydrogenphosphat,
Di(dodecyl)-p-tolylphosphat, Tricresylphosphat, Triphenylphosphat, Di
butylphenylphosphat und Diphenylhydrogenphosphat. Die bevorzugten
Phosphate sind solche, bei denen jedes Q Aryl ist. Das am meisten be
vorzugte Phosphat ist Triphenylphosphat. Weiter ist die Kombination
von Triphenylphosphat mit Hexabrombenzol und Antimontrioxid bevorzugt.
Als Flammschutzmittel sind auch solche Verbindungen geeignet, die
Phosphor-Stickstoff-Bindungen enthalten, wie Phosphonnitrilchlorid,
Phosphorsäureesteramide, Phosphorsäureesteramine, Phosphorsäureamide,
Phosphonsäureamide, Phosphinsäureamide, Tris(Aziridinyl)-phosphinoxid
oder Tetrakis(hydroxymethyl)phosphoniumchlorid. Diese entflammungshem
menden Additive sind größtenteils im Handel erhältlich.
Eine weitere Komponente (Komponente V), die in den Polyesterformmassen
in 0 bis 20 Gew.-%, vorzugsweise 0 bis 15 Gew.-%, bezogen auf das Ge
samtgewicht der Polyesterformmassen, enthalten sein kann, sind Stabi
lisatoren, die die Zersetzung des roten Phosphors in Gegenwart von
ergisten seien Verbindungen des Cadmiums, Zinks, Aluminiums, Silbers,
Eisens, Kupfers, Antimons, Zinns, Magnesiums, Mangans, Vanadiums, Bors
und Aluminiums genannt. Besonders geeignete Verbindungen sind z. B.
Oxide der genannten Metalle, ferner Carbonate oder Oxicarbonate, Hy
droxide sowie Salze organischer oder anorganischer Säuren wie Acetate
oder Phosphate bzw. Hydrogenphosphate und Sulfate.
Neben den wesentlichen Komponenten können die Polyesterformmassen Zu
satzstoffe und Verarbeitungshilfsmittel (Komponente VI) enthalten. De
ren Anteil beträgt im allgemeinen bis zu 5 Gew.-%, vorzugsweise bis zu
2 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Formmassen.
Zusatzstoffe, die üblicherweise verwendet werden sind z. B. Oxidations
verzögerer, Wärmestabilisatoren, Mittel gegen die Zersetzung durch
Licht, Färbemittel, Farbstoffe, Pigmente, Weichmacher, Gleit- und Ent
formungsmittel.
Oxidationsverzögerer und Wärmestabilisatoren, die den thermoplasti
schen Massen zugesetzt werden können, sind z. B. Halogenide, von Metal
len der Gruppe I des Periodensystems, z. B. Natrium-, Kalium-, Lithium-
Halogenide, ggf. in Verbindung mit Kupfer-(I)-Halogeniden, z. B.
Chloriden, Bromiden oder Iodiden. Weiterhin können Zinkfluorid und
Zinkchlorid verwendet werden. Ferner sind sterisch gehinderte Phenole,
Hydrochinone, substituierte Vertreter dieser Gruppe und Mischungen
dieser Verbindungen, vorzugsweise in Konzentrationen bis zu 1 Gew.-%,
bezogen auf das Gewicht der Polyesterformmassen, einsetzbar.
Beispiele für UV-Stabilisatoren sind verschieden substituierte Resor
cine, Salicylate, Benzotriazole, Benzophenone, und auch sterisch ge
hinderte Amine, sogenannte HALS (s. z. B. Gächter/Müller, Plastics Ad
ditives 3rd Ed. Hans Publishers, Munich, Seite 208 f), die im
allgemeinen in Mengen bis zu 2 Gew.-% eingesetzt werden.
Gleit- und Entformungsmittel, die in der Regel in Mengen bis zu
2 Gew.-% den Polyesterformmassen zugesetzt werden, sind Stearinsäure,
bzw. deren Salze Stearylalkohol, Stearinsäurealkylester und -amide so
wie Ester des Pentaerythrits mit langkettigen Fettsäuren.
Die Polyesterformmassen können nach an sich bekannten Verfahren herge
stellt werden, indem man die Ausgangskomponenten in üblichen Mischvor
richtungen wie Schneckenextrudern, vorzugsweise Zweischneckenextru
dern, Brabender-Mühlen oder Banbury-Mühlen sowie Knetern mischt und
anschließend extrudiert. Nach der Extrusion wird das Extrudat abge
kühlt und zerkleinert.
Um möglichst homogene Polyesterformmassen zu erhalten, ist eine inten
sive Durchmischung notwendig. Dazu sind im allgemeinen mittlere Misch
zeiten von 1 bis 5 Minuten bei Temperaturen von 240 bis 300°C erforder
lich. Die Abmischreihenfolge der Komponenten kann variiert werden, so
können zwei oder falls gewünscht drei Komponenten vorgemischt werden,
es können aber auch alle Komponenten gemeinsam gemischt werden.
Aus den so erhaltenen Polyesterformmassen lassen sich Formkörper oder
flächige Gebilde wie Fasern oder Folien herstellen. Die Formkörper
können blockartig sein oder Hohlkörper mit verschiedenen Wandstärken.
Zur Herstellung der Formkörper und flächigen Gebilde können z. B. be
kannte Verfahren wie Aufraklen, Gießen, Walzen oder vorzugsweise
Spritzgießen angewandt werden.
Anschließend werden die Formkörper oder flächigen Gebilde erfindungs
gemäß Beta-, Gamma-, Elektronen- oder Röntgenstrahlung ausgesetzt, wo
bei sie aushärten. UV-Strahlung ist aufgrund ihrer geringen Eindring
tiefe in die teilkristallinen und daher nicht transparenten Formkörper
ungeeignet. Bevorzugt werden Elektronenstrahlen von 20 bis 200, insbe
sondere 50 bis 100 kGray verwendet. Die Elektronenstrahlen können bei
spielsweise mittels van de Graaff-Generatoren mit Strahlungsenergien
von 300 bis 3000, bevorzugt 800 bis 2000 keV erzeugt werden, wobei die
Energie umso höher gewählt wird, je größer die erforderliche Eindring
tiefe in das Formteil ist.
Die Gesamtbestrahlungszeit liegt zwischen etwa 1 und etwa 60 s, bevor
zugt 5 bis 30 s. Die Formkörper oder flächigen Gebilde können dabei
ununterbrochen bestrahlt oder mehrmals für kürzere Zeit bestrahlt wer
den bis die gewünschte Gesamtbestrahlungszeit erreicht ist. Mit Elek
tronenstrahlen können üblicherweise Teile bis zu einer Dicke von etwa
20 cm, bevorzugt 10 cm ausgehärtet werden. Dies entspricht bei beid
seitiger Bestrahlung einer Eindringtiefe von ca. 10 bzw. ca. 5 cm.
Es ist auch möglich, die Formkörper oder flächigen Gebilde, Gammas
trahlung auszusetzen, die von radioaktiven Nukliden erzeugt werden.
Mit Gammastrahlen werden Eindringtiefen von mehreren Metern erreicht,
so daß die Dicke der zu vernetzenden Teile praktisch keiner Einschrän
kung unterliegt. Die Bestrahlungszeiten bei Gammstrahlung liegen zwi
schen etwa 0,1 bis ca. 100 Stunden, bevorzugt von ca. 1 bis ca.
20 Stunden.
Im allgemeinen werden dabei 20 bis 80% der ursprünglich in Formmassen
enthaltenen olefinischen Doppelbindungen vernetzt. Der Vernetzungsgrad
kann jedoch auch 20 bis 95% betragen.
Die erfindungsgemäßen Formkörper und flächigen Gebilde zeichnen sich
insbesondere durch sehr gute Wärmeformbestandigkeit aus. Formkörper,
Fasern oder Folien, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren herge
stellt wurden, eignen sich daher insbesondere für Einsatzbereiche in
denen sie hohen thermischen Belastungen genügen sollen, so z. B. auf
dem Elektro-Elektronikgebiet.
Aus den Monomeren, die der Tabelle 1 zu entnehmen sind, wurde in den
angegebenen Mengen eine Mischung hergestellt. Diese wurde unter Stick
stoffatmosphäre bei 160 bis 230°C zur Reaktion gebracht. Das entstehen
de Methanol wurde abdestilliert. Anschließend wurde überschüssiges
1,4-Butandiol bei einer Temperatur von 260°C im Vakuum entfernt. Nach
Abkühlen auf 230°C wurde das flüssige Vorpolymerisat kondensiert, wobei
der Druck von 1013 mbar innerhalb von 40 Minuten auf 0,2 mbar redu
ziert wurde. Gleichzeitig wurde die Temperatur gleichmäßig von 230 auf
250°C erhöht.
Bei der Nachkondensation wurde das Produkt 25 Minuten bei 0,2 bis
0,5 mbar einer Temperatur von 255°C ausgesetzt. Danach wurde das warme
flüssige Produkt aus dem Reaktionsgefäß entfernt und unter Verfesti
gung abgekühlt.
Die so erhaltenen Polyesterformmassen waren weiß. Ihre Schmelzviskosi
täten wurden bei 25°C in einer 50 : 50-Mischung aus o-Dichlorbenzol und
Phenol gemessen und sind der Tabelle 1 zu entnehmen.
Die Monomeren wurden in den in der Tabelle angegebenen Gewichtsteilen
mittels eines Zweiwellenextruders bei einer Temperatur von 240°C im ge
schmolzenen Zustand miteinander vermischt. Die ausgetragenen Stränge
wurden in einem Wasserbad gekühlt und granuliert. Aus dem getrockneten
Granulat wurden im Spritzgußverfahren die für die unten aufgeführten
Prüfungen benötigten Formkörper gespritzt. Dabei betrug die Kunst
stofftemperatur 260°C und die Formtemperatur 60°C.
Die Probekörper (80×10×3 mm) wurden einseitig mit einer Strahlen
dosis von 100 kGray, erzeugt mit einem van-de-Graaff-Generator mit ei
ner Beschleunigungsspannung von 3 MV, bestrahlt. Die Probekörper wur
den jeweils dreimal je 10 s lang bestrahlt, wobei zwischen den
Bestrahlungsdurchgängen jeweils 5 min lagen. Die Bestrahlung wurde bei
Raumtemperatur durchgeführt. Während der Bestrahlung erwärmten sich
die Probekörper auf etwa 60°C.
Die Erweichungstemperatur erfindungsgemäßer Formmassen wurde nach
Vicat VST, Prüfmethode B (DIN 53 460) bestimmt. Dazu wurden Probekör
per (10×10×3 mm) in einem Ölbad mit einer Geschwindigkeit von
50 k/h erwärmt und mit einer Nadel (Durchmesser 1 mm2) mit 9,8 N be
lastet. Es wurde diejenige Temperatur bestimmt, bei der die Eindring
tiefe der Nadel 1 mm betrug.
Die Wärmeformbeständigkeit erfindungsgemäßer Formkörper wurde nach
ISO/R 75 (DIN 53 461) sowohl nach Prüfmethode A als auch B bestimmt.
Dazu wurden Probekörper (80×10×4 mm) mit 1,85 bzw. 0,46 N/mm2 be
lastet und in einem Ölbad mit einer Geschwindigkeit von 2 K/min er
wärmt. Es wurde die Temperatur gemessen, bei der die Durchbiegung
0,32 mm betrug.
Claims (8)
1. Formkörper oder flächige Gebilde, die dadurch erhältlich sind, daß
man Polyesterformmassen, enthaltend als wesentliche Komponenten
- I) 40 bis 100 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Poly
esterformmassen,
- A) eines teilkristallinen Polyesters mit einem Kristallisa
tionsgrad 10 % (Polyester A) auf der Basis von
- A1) 1 bis 40 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Polyesters (A), mindestens eines Monomeren, welches mindestens eine olefinische Doppelbindung in der Hauptkette enthält (Monomeres A1) ausgewählt aus der Gruppe der olefinisch ungesättigten polyesterbilden den Diole, Dicarbonsäuren und Dicarbonsäurederivate, wobei die olefinische Doppelbindung nicht konjugiert zu den Carboxylgruppen stehen und
- A2) 60 bis 99 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Polyesters (A), mindestens eines Monomeren, welches keine olefinischen Doppelbindungen enthält (Monome res A2), ausgewählt aus der Gruppe der polyesterbil denden Diole, Dicarbonsäuren und Dicarbonsäureester
- oder
- B) einer Polyestermischung mit einem Kristallinitätsgrad
10 %, enthaltend als Komponenten
- B1) 5 bis 40 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der
Polyestermischung, eines olefinische Doppelbindungen
enthaltenden kristallinen Polyesters (Polyester B1)
auf der Basis von
- B1.1) 45 bis 100 Mol-%, bezogen auf den Polyester (B1), mindestens eines Monomeren (A1) und
- B1.2 0 bis 55 Mol-%, bezogen auf den Polyester (B1), mindestens eines Monomeren (A2)
- und
- B2) 60 bis 95 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Polyestermischung, eines Polyesters, welcher keine olefinischen Doppelbindungen in der Hauptkette ent hält (Polyester B2) und auf der Umsetzung polyester bildender Monomerer (A2) basiert
- B1) 5 bis 40 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der
Polyestermischung, eines olefinische Doppelbindungen
enthaltenden kristallinen Polyesters (Polyester B1)
auf der Basis von
- A) eines teilkristallinen Polyesters mit einem Kristallisa
tionsgrad 10 % (Polyester A) auf der Basis von
- und
- II) 0 bis 35 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Polyester formmassen, eines schlagzähmodifizierenden Kautschuks und
- III) 0 bis 50 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Polyester formmassen, Füllstoffe und/oder Verstärkungsmittel und
- IV) 0 bis 30 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Polyester formmassen, eines Flammschutzmittels und
- V) 0 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Polyester formmassen, eines Synergisten und
- VI) 0 bis 5 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Polyester formmassen, an Zusatzstoffen und/oder Verarbeitungshilfs mitteln
nach der Formgebung Beta-, Gamma-, Röntgen- oder Elektronenstrah
lung aussetzt.
2. Formkörper oder flächige Gebilde nach Anspruch 1, in denen der
Kristallinitätsgrad des Polyesters (A) und der der Polyestermi
schung (B) jeweils mindestens 25 % beträgt.
3. Formkörper oder flächige Gebilde nach Anspruch 1 oder 2, in denen
die Monomere (A1) ausgewählt sind aus der Gruppe 4-Octen-1,8-diol,
10-Eicosen-1,20-diol, 4-Octen-1,8-dicarbonsäure, 10-Eico
sen-1,20-dicarbonsäure und 10-Eicosen-1,20-dicarbonsäuredimethyl
ester.
4. Formkörper oder flächige Gebilde nach den Ansprüchen 1 bis 3, in
denen die Monomere (A2) ausgewählt sind aus der Gruppe Terephthal
säure, Ethylenglykol und 1,4-Butandiol.
5. Formkörper oder flächige Gebilde nach den Ansprüchen 1 bis 4, in
denen die Polyester (B2) ausgewählt sind aus der Gruppe der Poly
ethylenterephthalate und Polybutylenterephthalate.
6. Verfahren zur Herstellung von Formkörpern oder flächigen Gebilden
gemäß den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man
Polyesterformmassen nach Anspruch 1 nach der Formgebung Beta-,
Gamma- oder Röntgenstrahlung aussetzt.
7. Verwendung der Formkörper oder flächigen Gebilde nach den Ansprü
chen 1 bis 5 als isolierendes Material oder zur Herstellung von
Behältern oder Überzügen.
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
8130 | Withdrawal |