Die Erfindung geht aus von einem Verfahren nach dem Oberbe
griff des Anspruchs 1 und umfaßt eine Vorrichtung zum Durch
führen des Verfahrens nach Anspruch 8.
Gegenstand des Hauptpatentes ist Verfahren zum Herstellen
einer Plattenprothese aus einem hierfür gebräuchlichen
Kunststoff für den Oberkiefer eines Menschen, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß die Plattenprothese in zwei derart
aufeinanderfolgenden Fertigungsabschnitten hergestellt wird,
daß zwei von einander unabhängige Polymerisationsprozesse
ablaufen.
Plattenprothesen werden verwendet zum Verschließen von
Oberkieferdefekten, vorwiegend jedoch zum Wiederherstellen
der Kaufunktion nach Zahnverlust, der speziell bei älteren
Menschen vorliegt.
Es ist bereits bekannt, Plattenprothese in einem Arbeitsgang
herzustellen. Dies erfolgt dadurch, daß die vorgefertigte
Hohlform (Küvette) mit Kunststoff gefüllt wird. Ein derarti
ges Verfahren ist in ZWR, 1991. Nr. 6, S. 377 bis 384
beschrieben. Das gebräuchlichste Material ist Kunststoff auf
der Basis von PMMA (Polymethylmetacrylat). Der Kunststoff
wird durch Zusammenfügen der beiden PMMA-Komponenten
angeteigt und in die Hohlform eingebracht. In Kapseln
vordosiertes Material ist ebenfalls in Verwendung. Die
einfachste Technik hierfür ist die Stopf-Preß-Technik. Eine
weitere Möglichkeit besteht im Injizieren von angeteigtem
Material unter Druck in die Hohlform. Auch kalt aushärtende
Materialien können in die Hohlform eingebracht werden.
Ferner sind Einkomponenten-Materialien bekannt. Nach Erwär
men auf ca. 265 Grad wird die verflüssigte Schmelze in die
Hohlform eingespritzt.
Eine Plattenprothese kann dann nicht einwandfrei
funktionieren, wenn die Plattenform von der Kieferform über
die Gewebetoleranz hinaus abweicht. Die unangenehmen Folgen
einer derartigen Abweichung von den Kiefermaßen bestehen in
wiederholten Versuchen, die Druckstellen zu beseitigen und
in der Unzufriedenheit beim Patienten.
Nachdem in jüngster Zeit das Festlegen und die Kontrolle von
Qualitätsnormen auch für den Zahnersatz gefordert werden,
wird es in dem genannten Artikel als naheliegend bezeichnet,
eine technische Genauigkeitsnorm für Plattenprothese zu
definieren. Unabhängig von dieser Absicht sollte es jedoch
grundsätzlich angestrebt werden, im Interesse des Patienten
die Paßgenauigkeit der Plattenprothese zu erhöhen.
Das Problem der Paßungenauigkeit besteht seit Einführung des
Kunststoff zum Herstellen von Plattenprothesen. Jeder Kunst
stoff verkleinert während der Polymerisation sein Volumen.
In dem gen. Artikel hat Körber das sog. SR-Ivocap-Verfahren
untersucht und festgestellt, daß mehrere Faktoren für die
Formverkleinerung der Plattenprothese maßgebend sind. Haupt
ursache hierfür ist jedoch der Polymerisationsschwund, und
zwar von durchschnittlich 5%. Bspw. wird eine obere Platte
mit dem Transversalabmaß von 50 mm auf 48,5 mm verkleinert.
Eine Übereinstimmung mit den Kieferverhältnissen ist daher
nicht mehr gegeben. Verschiedene Untersuchungen des Polyme
risationsschwundes kommen nicht alle zum selben Meßergebnis.
Z. Zt. ist jedoch kein Verfahren bekannt, mit dem eine so
große Paßgenauigkeit von Plattenprothesen erzielbar ist, daß
sie praktisch vernachlässigt werden kann. Man kann sogar
behaupten, daß sich mit den gängigen Plattenprothese-Mate
rialien auf Kunststoffbasis niemals eine der Gaumenschleim
haut anliegende und damit maximale Saugwirkung erzielende
Plattenprothese anfertigen läßt, weil insb. der äußere
Kammwinkel dem Schwund entgegensteht und Spannungen latent
eingebaut werden, welche nach Entformung freigesetzt werden
und zum Verziehen der Platte führen.
Aufgabe
Dementsprechend ist die Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren
und eine Vorrichtung anzugeben, womit es möglich ist, eine
Plattenprothese herzustellen, die an der Gaumenschleimhaut
und an den angrenzenden Kieferpartien spaltfrei anliegt, bei
der sich also nach Eingliederung im Mund kein dorsaler
Randspalt ergibt. Insb. soll erreicht werden, daß das Her
stellen von Prothesen noch einfacher, schneller und kosten
sparender (weil Silikon sparend) durchgeführt werden kann.
Vorteile der Erfindung
Mit der Wahl der zwei voneinander unabhängigen, in der
angegebenen Weise aufgeteilten Verfahrensschritten wird
gemäß der Erfindung erreicht, daß vor allem bei stark ge
schwundenem Kieferkamm der zwischen dem Bereich der Schleim
haut und den künstlichen Zähnen beträchtliche Anteil des
Kunststoffes in seiner Wirkung auf einen Schwund wesentlich
gemindert wird. Denn bei einer etwa gleichmäßigen Erwärmung
der Hohlform beginnt die Polymerisation im Bereich der
größten Massen (Startreaktion). Ist die Gaumenplatte im
Bereich der Mittellinie unterbrochen, so kann der Polymeri
sationsschwund zur Kieferkammpartie hin erfolgen. Es entste
hen keine Spannungen, welche zum Verzug des Polymerisations
produktes führen. Der Vorgang kann spannungsfrei ablaufen.
Die Herstellung der Plattenprothese wird somit einfacher,
schneller und billiger, weil weniger Silikon verbraucht
wird.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den
Unteransprüchen angegeben.
In Weiterbildung der Erfindung nach Anspruch 2 kann im
zweiten Verfahrensabschnitt eine sehr schmale Retraktionsfu
ge erhalten werden.
Mit der Weiterbildung nach Anspruch 3 wird erreicht, daß die
Plattenprothese trotz zweier Verfahrensabschnitte am Ende
des gesamten Verfahrens eine Einheit bildet.
Das Verfahren nach Anspruch 4 sorgt dafür, daß der Verfah
rensaufwand gering bleibt.
Die Weiterbildung des Verfahrens nach Anspruch 5 gewährlei
stet den problemlosen Übergang vom ersten zum zweiten Ver
fahrensabschnitt.
Die Weiterbildung des Verfahrens nach Anspruch 6 ermöglicht
auf einfache Weise, den zweiten Verfahrensabschnitt zu
realisieren.
Zum Durchführen des Verfahrens dient die Vorrichtung gemäß
Anspruch 8. Sie besteht im Prinzip aus an sich bekannten
Elementen.
Erläuterung der Erfindung
Das erfindungsgemäße Verfahren läuft folgendermaßen ab:
Zuerst wird die Hohlform, die nach den üblichen Methoden
nach dem Maßen des Patienten hergestellt worden ist, vom
Wachs befreit und vollständig mit Kunststoff gefüllt. Aus
diesem Kunststoff wird mit einem Messer entlang der Gaumen
naht ein schmaler Bereich bis etwa zur Papilla Incisiva
(Gaumenpapille) herausgetrennt. Danach wird anstelle des
entfernten Kunststoffmaterials ein Silikon in den ent
standenen Spalt, der als Retraktionsfuge wirkt, eingebracht
und die Hohlform verschlossen. Nach dem Auspolymerisieren
wird die Hohlform geöffnet und das den Gaumennahtbereich
bedeckende Silikon herausgenommen und durch Kunststoffmate
rial ersetzt. In einem zweiten Polymerisationsvorgang wird
die Plattenprothese fertiggestellt, wobei sich der im zwei
ten Verfahrensabschnitt eingefüllte Kunststoff mit dem
bereits eingefüllten Kunststoff aus dem ersten Verfahrensab
schnitt verbindet.
Soll die Hohlform z. B. im Injektionsverfahren gefüllt werden,
wobei auch hier angeteigtes Kunststoffmaterial oder ein
thermoplastisches Material Verwendung finden kann, so wird
vorteilhafterweise der Einspritzkanal im Bereich der Lippen-
Umschlagfalte angelegt und die den Gaumennahtbereich betref
fende Partie mit einem Platzhalter aus Silikon abgedeckt.
Wichtig ist, daß der Gaumenbereich entlang der Gaumennaht in
zwei Teile getrennt wird und sich der Polymerisationsschwund
in Richtung Kieferkämme bewegt. Nur dann läuft der Polymeri
sationsvorgang spannungsfrei ab.
Silikon, auch Gummi und dergl. eignet sich deshalb als
Zwischenfüllung für die Hohlform, weil es sich weder mit
Gips noch mit dem verwendeten Kunststoff verbindet. Da die
ausgehärtete Partie des ersten Fertigungsabschnittes keinen
negativen Einfluß auf die die Gaumennaht bedeckende Partie
ausübt, erreicht man mit dem beschriebenen Verfahren eine
exakt passende Plattenprothese, bei der auch eine gute
Saugwirkung am Gaumen vorhanden ist.