DE4125909A1 - Aufbereitung und verwendung von lackschlamm - Google Patents

Aufbereitung und verwendung von lackschlamm

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Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufbereitung von Lack­ schlamm aus der Entsorgung von Lackspritzkabinen durch Trocknung bei erhöhter Temperatur und die Verwendung des getrockneten Lack­ schlammkoagulats zur Herstellung von Formteilen im Automobilbau oder zur Rückgewinnung des Lackanteils durch Extraktion.
Bei der Aufbringung von Lacken, Wachsen oder ähnlichen, lösli­ che und/oder nicht wasserlösliche organische Substanzen ent­ haltenden Beschichtungsmaterialien auf metallische Oberflächen oder Kunststoffoberflächen, beispielsweise in der Automobilin­ dustrie, gelingt es nicht, die Lacke und/oder Beschichtungsmate­ rialien restlos auf die zu beschichtenden Teile aufzubringen. Speziell bei der Lackierung von Kraftfahrzeug-Karosserien fällt in den Lackspritzkabinen sogenanntes "Overspray" an, das mittels Wasser aus den Lackspritzkabinen entfernt und in ein sogenanntes "Beruhigungsbecken" gespült wird. Um einerseits die Funktion der wasserführenden Leitungs-, Düsen- und Berieselungssysteme durch klebende Lackpartikel nicht zu stören und andererseits das um­ laufende Wasser von den aufgenommenen Inhaltsstoffen zu entsor­ gen, müssen zur Koagulierung der genannten Stoffe dem Wasser Chemikalien zugegeben werden. Die Chemikalien-Zugabe sollte in einem Arbeitsgang die Entklebung der verspritzten und vom Wasser aufgenommenen Lackpartikel und deren Agglomeration zu einem aus­ tragungsfähigen Koagulat bewirken.
Zur Koagulierung herkömmlicher, vor allem in der Automobilin­ dustrie verwendeter Lacke steht eine Reihe von neutralen und alkalischen Produkten zur Verfügung. Um eine Koagulierung, d. h. Entklebung der Lackpartikel und die Agglomeration zu einem aus­ tragungsfähigen Koagulat zu erreichen, wurden dem in den Lack­ spritzkabinen und angeschlossenen Leitungen und Aggregaten um­ laufenden Wasser bisher pulverförmige oder flüssige alkalische sowie neutrale Produkte zugesetzt.
Diese benötigen jedoch eine relativ lange Zeit, um Lackpartikel zu koagulieren und das zur Austragung überschüssiger Lacknebel verwendete Wasser befriedigend zu entsorgen. Aus wassertechni­ schen Gründen ist eine Verlängerung der Standzeit der Entsor­ gungsbäder anzustreben und daher eine Verwendung solcher Sub­ stanzen, insbesondere Salze, unerwünscht, die sich schnell in den Entsorgungsbädern anreichern und damit die Funktionsfähig­ keit der Anlage aus verschiedenen Gründen beeinträchtigen.
In den aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren zur Koagu­ lation von Lacken und Beschichtungsmitteln hängt es weitgehend von den vorhandenen technischen Anlagen ab, ob entweder ein Lack­ koagulierungsmittel verwendet wird, das das Koagulat im Beruhi­ gungsbecken flotiert, d. h. zum Aufschwimmen bringt, oder ob ein Koagulierungsmittel verwendet wird, durch das das Koagulat sedi­ mentiert. Im ersteren Fall ist ein Abschöpfen des Koagulats von der Wasseroberfläche möglich, während im letzteren Fall die se­ dimentierten Koagulate mittels eines Kratzbandes vom Beckenboden abgeräumt werden. Zunehmend kommen jedoch Lackentsorgungslinien in Gebrauch, in denen es erforderlich ist, die entklebten und koagulierten Lackpartikel in einer gleichmäßigen Dispersion zu halten. Je nach Lackqualität und Lackart ist es erforderlich, das spezifische Verhalten der Lackpartikel im Einzelfall dadurch zu beeinflussen, daß man zur Flotierung neigende Lacke stärker sedimentiert, so daß eine gleichmäßige Dispersion erhalten wer­ den kann, oder zur Sedimentation neigende Lacke dazu veranlaßt, stärker aufzuschwimmen und damit ebenfalls in Dispersion zu be­ lassen (J. Geke in "Oberfläche + JOT" 11, 1986, S. 43-46).
Die US-A-46 99 730 beschreibt die Koagulation von Lackrückstän­ den durch silikatische Additive im Waschwasser. Als solche Addi­ tive werden unter anderem Bentonite und Kaolinit verwendet.
Aus der EP 04 02 573 A2 ist ein Verfahren zur Herstellung bitu­ minöser Produkte unter Verwendung von Lackschlämmen in Form von Folien, Bahnen oder Platten bekannt. Es wird die DE 31 50 718 A1 referiert, aus der bekannt ist, noch reaktionsfähige Lackabfälle nach dem Entwässern bei niedrigen Temperaturen mit Zuschlagstof­ fen zu mischen und zu schwingungsdämpfenden Platten zu verarbei­ ten.
Die DE 39 36 974 C1 betrifft die Verarbeitung von Lackschlammko­ agulat zu formbeständigen Gegenständen, wobei das zunächst wäß­ rige Lackkoagulat durch Massewirkung entwässert und anschließend unter teilweiser Aufrechterhaltung der Reaktionsfähigkeit des Binders getrocknet und mit Fasern gemischt wird.
Die DE 35 25 254 C1 betrifft die Wiederaufbereitung von Lackab­ fällen in noch unvernetzter Form in einer wäßrigen Dispersion und deren Verwendung als hitzehärtbare Entdröhnungsmaterialien. Als Koagulierungsmittel hat sich in den vorgenannten Druckschriften die Verwendung von anorganischen Trägermaterialien durchgesetzt.
Die DE-A-37 39 224.7 beschreibt ein Verfahren zur Koagulierung von Farben oder Lacken durch Verwendung von pulverförmigem ex­ pandiertem Polyurethan als Koagulierungsmittel.
Es ist darüberhinaus bekannt, den anfallenden Lackschlamm automa­ tisch auszutragen, zu entwässern und im allgemeinen zu verbren­ nen. Eine alternative Entsorgungsmöglichkeit besteht in der Depo­ nierung des anfallenden Lackschlamms. Die Deponierung ist sehr kostenaufwendig während die Verbrennung sehr hohe umwelttech­ nische Nachteile aufweist. Strenge behördliche Auflagen werden in naher Zukunft diese bisherigen Entsorgungsmöglichkeiten drastisch reduzieren.
Demgegenüber besteht die Aufgabe der vorliegenden Erfindung da­ rin, den bisher durch Verbrennung/Verschwelung oder Deponierung entsorgten Lackschlamm durch entsprechende Aufbereitung einer neuen Verwendung zuzuführen.
Die vorstehend genannte Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Aufbereitung von Lackschlamm aus der Entsorgung von Lack­ spritzkabinen, enthaltend mit Lackpartikeln beschichtetes, pul­ verförmiges, expandiertes Polyurethan durch Trocknung des Lack­ schlamms bei einer Temperatur im Bereich von 50 bis 200°C.
Lackschlamm im Sinne der vorliegenden Erfindung beinhaltet ins­ besondere die in der Automobilindustrie anfallenden Lackover­ sprays der für die Karosserie verwendeten verschiedenen Lacke, insbesondere Füller, base-coat-, clear-coat- sowie Unilacke, aber auch allgemein den bei üblichen Lackier- oder Beschich­ tungsverfahren z. B. von Haushaltsgeräten anfallenden Schlamm.
Es konnte überraschenderweise gefunden werden, daß Lackschlamm, wie er beispielsweise gemäß der DE-A-37 39 224.7 anfällt, erst­ mals in Form von getrocknetem Lackschlammkoagulat einer Verwen­ dung zur Herstellung von Formteilen im Automobilbau oder auch der Rückgewinnung des Lackanteils durch Extraktion mit Lacklöse­ mitteln zugeführt werden kann.
Der einzusetzende Lackschlamm kann beispielsweise dadurch er­ halten werden, daß man wäßrige Aufschlämmungen (Slurries) von pulverförmigem, expandiertem Polyurethan zur Koagulation von Lacken, Wachsen und/oder Beschichtungsmitteln in Umlaufwässern und Beruhigungsbecken von Lackentsorgungsanlagen einsetzt. Dabei werden diese den Umlaufwässern und/oder dem Beruhigungsbecken der Anlagen kontinuierlich mittels bekannter, geeigneter Dosier­ geräte zugemischt, wozu die genannten wäßrigen Aufschlämmungen besonders geeignet sind. Es ist jedoch auch möglich, pulverför­ miges, expandiertes Polyurethan diskontinuierlich, beispiels­ weise einmal oder mehrmals täglich, zuzugeben.
Die anfallenden Lackpartikel werden hierbei vollständig ent­ klebt; mit den Umlaufwässern werden diese auch in Form eines gut austragbaren Koagulats aus den Anlagen ausgetragen, ohne daß es zu Störungen in den Anlagenteilen wegen Verklebungen oder Ver­ stopfungen kommt. Bei entsprechend eingestellter Dichte werden die Lackpartikel durch die Bewegung der Umlaufwässer schwimmend oder schwebend in der Dispersion gehalten und können dadurch auch in kontinuierlich arbeitenden Entsorgungsanlagen problemlos von den Umlaufwässern abgetrennt werden. Auch in herkömmlich arbeitenden Anlagen ergeben sich keine Probleme bei der Abtren­ nung des Koagulats.
Als Koagulationsmittel im Sinne der vorliegenden Erfindung wird vorzugsweise ein pulverförmiges expandiertes Polyurethan einge­ setzt, das durch Zerkleinern von expandiertem Polyurethan, häu­ fig als Polyurethanschaum bezeichnet, erhalten werden kann. Die­ ses Polyurethan weist vorzugsweise eine Dichte von weniger als 1000 kg/m3 und insbesondere zwischen 80 und 200 kg/m3 auf. Die Körnung des Pulvers ist vorzugsweise 3 mm und zwar insbeson­ dere < 0,8 mm. Die Auswahl der Dichte erlaubt das Halten der entklebten Lackpartikel in der Schwebe oder an der Oberfläche der Umlaufwässer, beispielsweise in einem Beruhigungsbecken, während die relativ geringe Korngröße verantwortlich ist für eine gute Dosierbarkeit. Darüber hinaus bedingt die geringe Korn­ größe eine große Oberfläche des Polyurethans.
Das feine Polyurethanpulver, das von den Umlaufwässern mitge­ nommen wird und die kleinen Farbtröpfchen, die nicht auf den zu lackierenden Oberflächen abgelagert sind, werden in einer Ver­ wirbelungszone in einen innigen Kontakt gebracht, wobei die Farbtröpfchen mit den Pulverkörnern aus expandiertem Polyurethan agglomerieren und durch die Umlaufwässer zu einem Sammelbehälter mitgenommen werden, in dem diese bei geeigneter Dichte an der Oberfläche der Umlaufwässer aufschwimmen. Mit geeigneten Vor­ richtungen werden die mit dem Polyurethanpulver agglomerierten Partikel aus dem Sammelbehälter abgetrennt. Klarwasser fließt in den Kreislauf zurück zur Pumpvorlage oder direkt in die Spritz­ kabine.
Bevorzugterweise wird die Menge an zugesetztem expandiertem Poly­ urethan zu dem Gewicht des die Verwirbelungszone durchströmenden Lacks auf einen Wert 0,3 eingestellt. Besonders bevorzugt ist es, das Gewicht des zugegebenen Pulvers an expandiertem Polyure­ than zum Gewicht der Trockensubstanz der durch die Verwirbelungs­ zone geführten Lacke auf einen Wert 0,5 einzustellen.
Das nach dem obigen Verfahren hergestellte Lackschlammkoagulat weist einen Wassergehalt von etwa 40 bis 60% auf und wurde in der Regel bisher verbrannt oder deponiert. Beim Lagern des Koagu­ lats, beispielsweise bei Raumtemperatur, erniedrigt sich der Wassergehalt sehr stark auf Werte bis zu weniger als 10%.
Auch durch geringe Temperaturerhöhung kann der Wassergehalt entsprechend erniedrigt werden.
Erfindungsgemäß wird dieses Lackschlammkoagulat nun bei erhöhter Temperatur getrocknet. In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung wird der Lackschlamm bei einer Temperatur im Bereich von 120 bis 200°C getrocknet und gegebenenfalls zu einem rieselfähigen Koagulat gemahlen. Der Temperaturbereich entspricht der Trocknung von Lacken im Automobilbereich. Die Lackpartikel binden hier fest auf dem Polyurethankern. Lösungs­ mittel und/oder Wasser verdampfen und es entsteht, gegebenen­ falls nach Vermahlung, ein neutrales, chemisch inertes Pulver. Bevorzugt wird die Trocknung in einem Wirbelbett-Trockner durch­ geführt, obwohl auch alle übrigen gängigen Trockner für den Lackschlamm hierfür geeignet sind.
Das so erhaltene neutral-inerte Lackschlammkoagulat kann nun einer Verwendung als Zuschlagstoff, beispielsweise in akustisch wirksamen Formteilen im Automobilbereich, zugeführt werden und kann bisher übliche Zuschlagstoffe, wie Schwerspat, Kreide und Bentonite teilweise oder auch vollständig ersetzen. Ein wesent­ licher Vorteil der Erfindung besteht darin, daß die Verwendung des Koagulats in den Akustikteilen unabhängig von der Spezifi­ kation oder dem Farbton des ursprünglichen Lackes ist. So können selektive Trennungen von Entsorgungslinien vermieden werden.
Stellvertretend für die allgemeine Herstellung von Akustikteilen im Automobilbereich seien solche auf der Basis von Polyurethanen genannt. Diese werden dadurch hergestellt, daß man ein Isocyanat­ gruppen enthaltendes Monomer mit einem Polyol, gegebenenfalls mit einem Treibmittel, bei geeigneten Temperaturen umsetzt. Den genannten Bestandteilen können weitere, insbesondere akustisch wirksame Zuschlagstoffe wie Füllstoffe zugesetzt werden. Als akustisch wirksamer Zuschlagstoff hat sich insbesondere Schwer­ spat in verschiedenen Mengen im Automobilbereich bewährt. Mit Hilfe der vorliegenden Erfindung ist es nunmehr möglich, die Menge an einzusetzendem Schwerspat zu reduzieren durch den Ein­ satz von getrocknetem Lackschlammkoagulat aus der Entsorgung von Lackspritzkabinen auf der Basis von mit Lackpartikeln beschich­ tetem, pulverförmigem, expandierten Polyurethan.
Insbesondere können so die im Automobilbereich eingesetzten Poly­ ester-Melamin- oder Polyacrylat-Lacke bzw. deren Overspray einer neuen Verwendung zugeführt werden und müssen nicht mehr mit ho­ hen Kosten und/oder hohem Energieaufwand entsorgt werden. Das Verfahren ist darüber hinaus auch für sogenannte "High- Solid-Lacke" mit hohem Feststoffgehalt oder Polyurethan-Stein­ schlag-Schutz- und -Füllerlacke geeignet.
Ein weiterer bevorzugter Temperaturbereich zur Trocknung des Lackschlamms aus der Entsorgung von Lackspritzkabinen beträgt 50 bis 100°C, insbesondere 80 bis 85°C.
Sämtliche vorgenannten Temperaturangaben beziehen sich auf Nor­ maldruck. Es ist jedoch selbstverständlich, daß insbesondere zur Verdunstung/Verdampfung von Wasser und/oder Lösungsmittel aus dem Lackschlamm auch der Druck während der Trocknung reduziert werden kann, wodurch die Temperatur entsprechend erniedrigt wer­ den kann.
Auch in diesem Temperaturbereich verdunstet Wasser und/oder Lö­ sungsmittel. Jedoch härtet in diesem Temperaturbereich der Lack­ overspray nicht aus; das expandierte Polyurethan dient praktisch nur als Träger für die Lackpartikel.
Der so erhaltene Polyurethanschaum mit anhaftendem Lack mit Par­ tikelgrößen im Bereich von 0,01 bis 3 mm kann unter Zumischung von Fasern oder Schaumflocken sowie deren Gemische und durch Einwirkung von Druck und Temperatur direkt zu einem Schaumstoff­ gebilde ohne weitere Zugabe von Bindemitteln geformt werden. In gleicher Weise kann das Lackschlammkoagulat bei der Herstellung von Formteilen auch mehr oder weniger große Bindemittelanteile ersetzen. Die zu verwendenden Drucke und Temperaturen zur Her­ stellung der Formteile sind dem Fachmann geläufig.
Bekanntermaßen enthält expandiertes Polyurethan eine sogenannte Hartphase und eine amorphe Phase. Bei Einstellung der Trock­ nungstemperatur auf den oben genannten Bereich ist es möglich, die amorphe Phase so zu erhalten, daß diese anschließend bei der Herstellung von Formteilen als Bindemittel fungiert. Demgemäß kann das Lackschlammkoagulat aus der Entsorgung von Lackspritz­ kabinen als akustisch wirksamer Zuschlagstoff in Formteilen und/ oder als Bindemittelkomponente in denselben Formteilen einge­ setzt werden. Üblicherweise werden im Stand der Technik Phenol­ harzbindemittel oder Einkomponenten-Polyurethane zur Herstellung von Faservliesteilen oder Flockenverbundschaumteilen eingesetzt.
Mit Hilfe der vorliegenden Erfindung ist es nunmehr möglich, beispielsweise 30 bis 100%, insbesondere bis 50%, der üblicher­ weise verwendeten Bindemittelkomponente durch das getrocknete Lackschlammkoagulat zu ersetzen, insbesondere in Formteilen die Fasermaterialien, beispielsweise anorganische oder organische Fasern wie Baumwollfasern enthalten. Besonders vorteilhaft ist die Verwendung in derartigen Formkörpern, wenn der Polyurethan­ körper unter den Formungsbedingungen nicht chemisch inert ist, sondern aufgrund amorpher Bereiche selbst als Bindemittelkompo­ nente fungiert.
Bei der Herstellung von an sich im Stand der Technik bekannten EPDM-Schwerfolien mit bis zu 70 Gew.% Füllstoffanteilen läßt sich erfindungsgemäß die Menge der originären Rohstoffe durch das Lackschlammkoagulat teilweise ersetzen.
Eine weitere Aufbereitungsmöglichkeit von Lackschlammkoagulat aus der Entsorgung von Lackspritzkabinen besteht darin, das vor­ getrocknete oder auch ungetrocknete Lackschlammkoagulat mit an sich bekannten Lacklösemitteln zu extrahieren und den gesamten Lackaustrag gegebenenfalls nach Entfernung kleiner oder größerer Lösemittelmengen erneut für Beschichtungszwecke zu verwenden. Diese Verfahrensvariante ist insbesondere geeignet, wenn in der Automobilindustrie die Entsorgung der Spritzkabinen getrennt nach Lackspezifikationen oder Farben durchgeführt wird. Bei ent­ sprechender Trennung, beispielsweise von Füller, Base-Coat und Klarlack, ist es mit Hilfe der vorliegenden Erfindung möglich, den jeweils anfallenden Lack-Overspray erneut selektiv zu verwen­ den.
Beispiele Beispiel 1
a) Ein Lackschlamm PU-Hartschaum-Koagulat mit einer Teilchen­ größe von < 3 mm aus verschiedenen Lacken, enthaltend insbeson­ dere Klarlack, das im Verlauf von 5 Tagen bei einem deutschen Automobilhersteller anfiel, wurde bei 120°C im Verlauf von 2 h in einem Wirbelbetttrockner getrocknet.
Die durch mehrwöchige Lagerung bei Raumtemperatur vorgetrocknete Lackschlamm-Menge von 15,01 g zeigte nach der Trocknung bis zur Gewichtskonstanz einen Gewichtsverlust von 3,5%.
b) Eine Trocknung entsprechend (a) bei 150°C ergab nach 2,5 h einen Gewichtsverlust von 5,3%.
c) Eine Trocknung entsprechend (a) bei 180°C ergab nach 3 h einen Gewichtsverlust von 7,6%.
Beispiel 2
a) Ein Lackschlamm PU-Hartschaum-Koagulat mit einer Teilchen­ größe von < 3mm aus verschiedenen Lacken, enthaltend insbesondere Unilacke, das im Verlauf von 5 Tagen bei einem deutschen Automo­ bilhersteller anfiel, wurde bei 80°C im Verlauf von 10 min in einem Wirbelbetttrockner getrocknet.
Die durch mehrwöchige Lagerung bei Raumtemperatur vorgetrocknete Lackschlamm-Menge von 15,06 g zeigte nach der Trocknung einen Gewichtsverlust von 1,5%.
b) Eine Trocknung entsprechend (a) bei 120°C ergab nach 2 h einen Gewichtsverlust von 3%.
c) Eine Trocknung entsprechend (a) bei 150°C ergab nach 2,5 h einen Gewichtsverlust von 6,2%.
d) Eine Trocknung entsprechend (a) bei 180°C im Verlauf von 3 h ergab einen Gewichtsverlust von 10,2%.
Beispiel 3
Lackschlammkoagulat, erhalten nach Beispiel 1(c), wurde zu einer handelsüblichen Polyolkomponente (OH-Zahl 435) zur Herstellung von Schaumstoffen in der Automobilindustrie mit einem Raumge­ wicht von 30 bis 40 kg/m3 zugegeben.
Zu 100 Teilen Polyol/Lackschlammkoagulat wurden 253 Teile Diphenylmethandiisocyanat (MDI) zugegeben. Man erhielt 353 Gew.-Teile Semiprepolymer mit etwa 25% freien NCO-Gruppen.
Die Verschäumung mit einem handelsüblichen Halogenalkan als Treibmittel wurde aus 100 Gew.-Teilen Polyol (OH-Zahl 435), 195 Gew.-Teilen Semiprepolymer (25%-NCO) und 3,5 Gew.-Teilen Wasser, bei entsprechender Aktivierung durchgeführt. Die Menge an Lack­ schlammkoagulat im Schaumstoff betrug 10 Gew.-%.
Bei Untersuchung von Prüfplatten im Kundt-Staubrohr und im Apamat® der Interkeller AG konnte keine Beeinträchtigung der Schallreduzierung gegenüber einem Schaumstoff, enthaltend 10 Gew.% Schwerspat als Füllstoff festgestellt werden.
Im Apamat® wird das zu prüfende Material auf ein Blech appli­ ziert. Die Projektion von Stahlkugeln gegen dieses Blech ver­ ursacht eine Erregung sowohl als Körperschall (Stöße von Stahlkugeln gegen das Blech) als auch als Luftschall. Beide sind reich an Einschwingvorgängen.
Der vom Blech abgestrahlte Lärm wird mit einem Meßmikrophon in einer Empfangskammer aufgenommen. Die Nachhallzeit dieser Kammer ist dem Mittelwert des im Wageninnenraum gemessenen Wertes ange­ glichen.
Die Bestimmung der Gesamtwirkungszeit erfolgt durch die Bildung der Differenz zwischen den Lärmspektren des nackten und des mit den zu prüfenden Mustern verkleideten Bleches.
Beispiel 4
Zerkleinerte Polyurethanschaumstoff-Flocken mit einem Schütt­ gewicht von 40 bis 80 g/l und einer Größe von 1 bis 3 cm wurden mit 3 Gew.-% eines Lackschlammkoagulats gemäß Beispiel 2(a) ver­ mischt, anschließend mit 27 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der Flocken und des Koagulats, eines handelsüblichen Einkomponenten- Polyurethanharzes vermischt und diese Formulierung im Verlauf von 2 min bei 180°C zu einem akustischen Formteil, geeignet für den Automobilbau, verpreßt.
Die Bindemittelaktivität der angegebenen Formulierung entspricht einer Formulierung ohne Lackschlammkoagulat mit einem Bindemit­ telgehalt von 30% (Einkomponenten-Polyurethanharz). Es zeigen sich keine technischen Nachteile beim Ersatz von Einkomponenten- Polyurethanharz durch Lackschlammkoagulat.
Beispiel 5
Handelsübliches, im Automobilbereich zur Herstellung von Akustik­ teilen verwendetes EPDM wurde mit 7 Gew.-% Lackschlammkoagulat, erhalten gemäß Beispiel 1(c), an sich bekannten Additiven wie Gleitmittel/Schmiermittel (Stearate) und 63 Gew.-% eines Füll­ stoffgemisches aus 80 Teilen Schwerspat und 20 Teilen Kreide vermischt und unter Standardbedingungen zu einer Schwerfolie von 3 mm Dicke ausgezogen.
Mit einem verpreßten Baumwollfaservlies (Flächengewicht 1000 g/m2), enthaltend ein handelsübliches Phenolharz-Bindemittel wurde durch Kaschieren mit der Schwerfolie mittels eines Klebers ein Akustikteil hergestellt, und im Kundt-Staubrohr und im Apamat® vermessen.
Es konnte keine Beeinträchtigung der Schallreduzierung gegenüber einem Akustikteil mit einer gleichen Schwerfolie, jedoch ent­ haltend 70 Gew.-% des Füllstoffgemisches aus Schwerspat und Kreide, festgestellt werden.

Claims (12)

1. Verfahren zur Aufbereitung von Lackschlamm aus der Entsor­ gung von Lackspritzkabinen, enthaltend mit Lackpartikeln be­ schichtetes, pulverförmiges, expandiertes Polyurethan durch Trocknung des Lackschlamms bei einer Temperatur im Bereich von 50 bis 200°C und gegebenenfalls Mahlung zu einem Lackschlamm­ koagulat.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine Tem­ peratur im Bereich von 120 bis 200°C.
3. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine Tem­ peratur im Bereich von 50 bis 100°C.
4. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine Tem­ peratur im Bereich von 80 bis 85°C.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man ein expandiertes Polyurethan mit einer Dichte von weniger als 1000 kg/m3 und insbesondere zwi­ schen 80 und 200 kg/m3 einsetzt.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man ein Pulver aus expandiertem Poly­ urethan mit einer Korngröße von 3 mm und insbesondere < 0,8 mm einsetzt.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man das Gewichtsverhältnis des zu­ gesetzten Pulvers an expandiertem Polyurethan zum Gewichtsver­ hältnis des die Verwirbelungszone durchströmenden Lacks auf ei­ nen Wert 0,3 einstellt.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß man das Gewichtsverhältnis des zu­ gegebenen Pulvers an expandiertem Polyurethan zum Gewichtsver­ hältnis der Trockensubstanz des durch die Verwirbelungszone ge­ führten Lacks auf einen Wert 0,5 einstellt.
9. Verwendung des getrockneten Lackschlammkoagulats nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8 zur Herstellung von Form­ teilen in Automobilbau.
10. Verwendung des getrockneten Lackschlammkoagulats nach An­ spruch 9 als akustisch wirksamer Zuschlagstoff in Formteilen aus Polyurethan-Weichschaum oder Schwerfolie.
11. Verwendung des getrockneten Lackschlammkoagulats nach An­ spruch 9 als Bindemittelkomponente in Formteilen aus Polyurethan- Weichschaum, Schwerfolie oder Faservlies.
12. Verwendung des getrockneten oder ungetrockneten Lackschlamm­ koagulats nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8 zur Rückgewinnung des Lackanteils durch Extraktion mit Lacklösemit­ teln.
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