DE4305104C1 - Koagulationsmittel für Lacke oder Wachse in Naßabscheidern - Google Patents
Koagulationsmittel für Lacke oder Wachse in NaßabscheidernInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft Koagulationsmittel auf der
Basis rezenter natürlicher Harze zur Entklebung und Koagula
tion von Beschichtungsmaterialien wie Lacken und/oder Wachsen
in Naßabscheidern von Spritzlackieranlagen.
Bei der Beschichtung von Metall-, Holz- oder Kunststoffteilen
im Spritzverfahren gelingt es nicht, die Beschichtungsmate
rialien restlos auf die zu beschichtenden Oberflächen aufzu
bringen. Ein Teil des Beschichtungsmaterials wird als soge
nannter "Overspray" am Objekt vorbeigesprüht und muß mit
Hilfe von Naßabscheidern aus der Lackierkabinenluft entfernt
werden. Um Verklebungen in den wasserführenden Anlagenteilen
zu verhindern und eine Entsorgung des eingetragenen Beschich
tungsmaterials aus dem Umlaufwasser zu gewährleisten, werden
dem Wasser Koagulationsmittel zugesetzt, die eine Entklebung
des eingetragenen Materials bewirken und es durch Agglomerie
rung in ein austragungsfähiges Koagulat überführen. Als
Koagulationsmittel standen bisher eine Reihe neutraler,
alkalischer und auch saurer Produkte zur Verfügung. Diese
weisen bei der Koagulierung und bei einer sich eventuell
anschließenden Aufbereitung des anfallenden Koagulats zur
Wiedergewinnung enthaltener Wertstoffe wie Bindemittel und
Pigmente mehrere Nachteile auf.
Aus der DE-PS 12 69 594 ist es bekannt, dem Umlaufwasser
Alkalien bis zu einem pH-Wert von ca. 9-10,5 zuzusetzen,
wodurch die Lackbindemittel verseift und dadurch weniger
klebrig werden. Ein Zusatz von Mineralöl bewirkt eine zusätz
liche Umhüllung der Teilchen. Nachteilig an diesem Verfahren
ist, daß alkalische Produkte aus Sicht der Arbeitssicherheit
bedenklich sind und die Verseifungsreaktionen eine Wiederge
winnung der Bindemittel aus dem Koagulat in vielen Fällen
unmöglich machen.
Aus der DE 27 58 873 C3 ist es bekannt, für lösungsmittelarme
Lacke, die nach dem vorstehenden Verfahren nicht befriedigend
entsorgt werden können, statt des Mineralöls ein Montan- oder
Paraffinwachs zuzusetzen, das die Backpartikel ebenfalls
umhüllt. Die Nachteile alkalischer Umlauflösungen werden
dadurch nicht behoben.
In der DE 34 21 289 C1 wird daher vorgeschlagen, Aminoal
kohole oder Morpholin anstelle des Alkali zusammen mit Wach
sen einzusetzen. Nachteilig an diesen Mitteln ist es, daß
sich die Wachse und Lackbindemittel schlecht trennen lassen,
was bei einer erneuten Verwendung von wiedergewonnenen Wert
stoffen aus wachshaltigem Koagulat, für die Herstellung von
Beschichtungsmaterialien zu einer verminderten Haftfähigkeit
und damit zu fehlerhaften Beschichtungen führt, so daß das
entstehende Gemisch entsorgt werden muß und nicht
wiederverwendet werden kann. Aufgrund der enthaltenen
Emulgatoren kann es zu einer teilweisen Emulgierung von
Koagulatbestandteilen im Umlaufwasser kommen und somit deren
Austragung verhindert werden. Die dadurch erfolgende
Aufkonzentrierung dieser Koagulatbestandteile macht einen
vorzeitigen Wechsel des Umlaufwassers erforderlich.
Aus der DE 34 21 270 C2 sind ferner Einkomponenten-Koagulie
rungsmittel auf Basis von Wachsen bekannt, welche Marmorkalk
hydrat, Verdicker, niedere aliphatische Alkohole und Naphtha
linsäurekondensationsprodukte als Zuschläge enthalten. Auch
diese Mittel reagieren stark alkalisch.
Koagulationsmittel auf der Basis meist sauer reagierender
Metallsalze können durch die Aufkonzentrierung der Salze im
Umlaufwasser zu starker Anlagenkorrosion führen und begünsti
gen durch den erniedrigten pH-Wert des Wassers Bakterien
wachstum und damit verbundene Geruchsbelästigungen.
Die Verwendung adsorptiv wirkender Tonmineralien als Koagula
tionsmittel führt zu einer Vermehrung des anfallenden Koagu
lats und zu einem hohen Wassergehalt aufgrund des ausge
prägten Quellvermögens der Tonmineralien. Außerdem ist die
zur Koagulierung notwendige schnelle und gleichmäßige Vertei
lung dieser Produkte im Umlaufwasser oftmals unzureichend, da
diese in Form von Pulvern oder hochviskosen Pasten eingesetzt
werden.
Ziel der vorliegenden Erfindung war es daher, Koagulations
mittel für Lacke und andere Beschichtungsmaterialien zur Ver
fügung zu stellen, die eine nachhaltige Entklebung und Agglo
meration gewährleisten und eine mögliche Wiedergewinnung und
Weiterverwendung von Wertstoffen aus dem Koagulat nicht
beeinträchtigen. Die neuen Produkte sollten sich für die
Koagulierung sowohl lösemittelhaltiger als auch wäßriger
Beschichtungsmaterialien eignen und eine möglichst dünnflüs
sige Konsistenz besitzen, um eine einfache Dosierung und
schnelle, gleichmäßige Verteilung im Umlaufwasser zu errei
chen. Durch spezielle Zusatzstoffe in der Formulierung sollte
das Schwimmverhalten des entstehenden Koagulats, also Sedi
mentation bzw. Flotation beeinflußt werden können.
Diese Aufgaben werden durch die Merkmale des Hauptanspruches
gelöst und durch die Merkmale der Unteransprüche gefördert.
Die vorliegende Erfindung betrifft demzufolge Formulierungen,
welche
- a) 1 bis 50 Gew.-% Schellack, Balsamharz oder andere rezente natürliche Harze,
- b) bis zu 10 Gew.-% eines Amins, Alkanolamins oder Alkali hydroxids zur Einstellung eines pH-Werts von 6-9,
- c) Rest zu 100 Gew.-% Wasser enthalten.
Rezente natürliche Harze sind frisch gewonnene Sekrete
pflanzlicher oder - im Falle von Schellack - tierischer
Herkunft. Sie zeichnen sich im Gegensatz zu den fossilen
natürlichen Harzen, die aus geologischen Lagerstätten gewon
nen werden, durch gute Löslichkeit in organischen Lösungsmit
teln aus und wurden bis zu ihrer weitgehenden Verdrängung
durch synthetische Materialien in großem Umfang für die Her
stellung von Druckfarben, Lacken und anderen Beschichtungsma
terialien verwendet.
Ihr erfindungsgemäßer Einsatz in Koagulationsmitteln führt
aufgrund ihrer hohen Affinität zu Bindemitteln aller Art zu
einer hervorragenden entklebenden Wirkung. Ihre bindemit
telähnlichen Eigenschaften ermöglichen außerdem ein Koagu
latrecycling, ohne die dabei zurückgewonnenen Lackbindemittel
in ihrer Qualität zu beeinträchtigen.
Chemisch gesehen bestehen rezente natürliche Harze aus einem
Gemenge sehr unterschiedlicher Substanzen wie Harzsäuren,
Harzalkoholen, Estern von Harzsäuren und -alkoholen, Phenolen
und ungesättigten, zum Teil sauerstoffhaltigen Verbindungen.
Hauptkomponenten des Schellacks sind die Aleuritinsäure und
die Shellolsäure, Balsamharz enthält vor allem Abietinsäure
und deren Isomere. Wachsanteile, die die erfindungsgemäße
Verwendung ggf. stören, werden durch Lösen im kalten Alkohol,
in dem das Wachs unlöslich ist, oder durch Lösen in Toluol
und Ausfällen mit Alkohol abgetrennt. Das Harz wird durch
Abdampfen des Lösungsmittels in reiner Form gewonnen.
Die erfindungsgemäß verwendeten Harze lassen sich durch
Neutralisation mit Alkali (Natrium- oder Kaliumhydroxid) oder
Aminen und Alkanolaminen in die löslichen Salze überführen,
welche in wäßriger Lösung einen pH-Wert von ca. 6-9, vor
zugsweise 6-8, aufweisen. Ein eventueller Wachsrest, der
nicht gelöst ist, wird bei dieser Stufe abfiltriert. Diese
Lösung läßt sich daher leicht dem Umlaufwasser der Naßab
scheider zusetzen, ist nicht aggressiv und wird im Gegensatz
zu Mineralölen, Wachsen oder festen Flockungsmitteln nicht an
ruhigen Zonen der Apparaturen abgesetzt.
Die Wirkungsweise der erfindungsgemäßen Mittel beruht ähnlich
wie bei den Wachsen auf Entklebung des Lacks durch Adsorption
an die Harz-Flocken. Die Lackpartikel werden dabei teilweise
umhüllt und die feinen Flocken agglomerieren zu austragfähi
gen Makroflocken.
Die erfindungsgemäße Wirkung wird noch verbessert, wenn die
Formulierungen in geringer Menge Tenside (oberflächenaktive
Verbindungen) enthalten, wobei anionische, neutrale oder
zwitterionische Verbindungen gleichermaßen verwendet werden
können; kationische Tenside, die mit den Harzsäuren unlösli
che Salze bilden könnten sind weniger vorteilhaft. Die Ten
side werden beispielsweise der Mischung in bis zu 5 Gew.-%
zugesetzt. Um eine übermäßige Schaumbildung durch die Tenside
und Lackinhaltstoffe zu vermeiden, setzt man der Mischung
vorzugsweise noch bis zu 5 Gew.-% Entschäumer zu. Als solche
werden vorzugsweise Polyalkylenglykole verwendet, aber auch
andere bekannte Verbindungen sind insoweit verwendbar.
Häufig ist es erwünscht, die entstehenden Koagulate unabhän
gig vom spezifischen Gewicht der Lackbestandteile am Boden
oder an der Oberfläche des Umlaufwassers zu sammeln und abzu
ziehen. Zu diesem Zweck können bis zu 5 Gew.-% leichte, orga
nische Flockungshilfsmittel oder bis zu 20 Gew.-% Schichtsi
likate oder Kieselsäure zugefügt werden, welche sich in die
Koagulate einlagern und diese flotieren oder sedimentieren
lassen.
In den folgenden Beispielen wird die Erfindung näher erläu
tert. Diese Standardformulierungen werden dem Umlaufwasser
der Naßabscheider in einer Menge von 0,1-5 Gew.-% zugesetzt
und nach Verbrauch entsprechend ergänzt. Bezogen auf die
Menge des ausgewaschenen Lackoversprays sollten die Koagula
tionsmittel in einer Menge von 1-100, vorzugsweise
2-10 Gew.-% enthalten sein.
10 Gew.-% Schellack (Ammoniumsalz)
0,3 Gew.-% Polyalkylenglykol
Rest zu 100 Gew.-% Wasser.
0,3 Gew.-% Polyalkylenglykol
Rest zu 100 Gew.-% Wasser.
10 Gew.-% Balsamharz
2 Gew.-% Kaliumhydroxid
0,3 Gew.-% Polyalkylenglykol
0, 5 Gew. -% Fettsäurepolyglykolester
Rest zu 100 Gew.-% Wasser.
2 Gew.-% Kaliumhydroxid
0,3 Gew.-% Polyalkylenglykol
0, 5 Gew. -% Fettsäurepolyglykolester
Rest zu 100 Gew.-% Wasser.
5 Gew.-% Schellack (Ammoniumsalz)
5 Gew.-% Bentonit
0,3 Gew.-% Polyalkylenglykol
1 Gew.-% Fettsäurepolyglykolester
Rest zu 100 Gew.-% Wasser.
5 Gew.-% Bentonit
0,3 Gew.-% Polyalkylenglykol
1 Gew.-% Fettsäurepolyglykolester
Rest zu 100 Gew.-% Wasser.
5 Gew.-% Balsamharz (Kiefernharz)
1 Gew.-% Kaliumhydroxid
1 Gew.-% Bentonit
0,5 Gew.-% Kieselsäure
0,1 Gew.-% Polyalkylenglykol
Rest zu 100 Gew.-% Wasser.
1 Gew.-% Kaliumhydroxid
1 Gew.-% Bentonit
0,5 Gew.-% Kieselsäure
0,1 Gew.-% Polyalkylenglykol
Rest zu 100 Gew.-% Wasser.
Zur Herstellung der Mischungen wird das Harz in der entspre
chenden Menge Wasser bei 80 bis 100°C gelöst oder suspen
diert. Die restlichen Komponenten werden anschließend unter
Rühren hinzugemischt.
Für die Koagulationsversuche wurden folgende Beschichtungs
materialien verwendet:
- A) Einkomponenten-Lösemitteldecklack, Einbrennlack
- B) Einkomponenten-Hydrodecklack, UV-trocknend
- C) Einkomponenten-Lösemittelbasislack, lufttrocknend
- D) Konservierwachs.
Jeweils 6 g der Beschichtungsmaterialien wurden unter Rühren
in je einen Liter Wasser, versetzt mit 3 g der jeweiligen
Beispielmischung, getropft. Das dabei erhaltene Koagulat fiel
in allen Versuchen in Form völlig entklebter, gut austragba
rer, auf schwimmender bzw. absinkender Flocken an. Über das
Aufschwimmverhalten (Flotation) bzw. Absinkverhalten (Sedi
mentation) gibt die folgende Tabelle Aufschluß.
Claims (6)
1. Koagulationsmittel für Lacke und/oder Wachse in Naßab
scheidern, enthaltend eine wäßrige Lösung oder Suspen
sion von Schellack, Balsamharz oder anderen rezenten
natürlichen Harzen, dadurch gekennzeichnet, daß die Harze
als lösliche Salze mit Aminen, Alkanolaminen oder Alka
lihydroxiden vorliegen und die Lösung einen pH-Wert von
6-9 aufweist.
2. Koagulationsmittel nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß als zusätzliche Wirkstoffe Entschäumer,
Biozide und oberflächenaktive Substanzen, sowie organi
sche oder anorganische Flockungshilfsmittel enthalten
sind.
3. Koagulationsmittel nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß als organische Flockungshilfsmittel organische
Polyelektrolyte oder Schichtsilikate und/oder Kieselsäure
enthalten sind.
4. Verwendung des Koagulationsmittels nach Ansprüchen 1 bis 3
zur Koagulation von Beschichtungsmaterialien wie Lacken
und/oder Wachsen in Umlaufwässern und/oder Koagulationsseen
von Lackieranlagen.
5. Verwendung nach Anspruch 4, gekennzeichnet durch eine
Konzentration des Koagulationsmittels im Bereich 0,01
bis 5 Gew.-%, vorzugsweise 0,1 bis 0,5 Gew.-% bezogen
auf die Gesamtmenge des Umlaufwassers.
6. Verwendung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet,
daß das Koagulationsmittel in einer Menge von 1 bis 100
Gew.-%, vorzugsweise 2 bis 10 Gew.-% bezogen auf den
Lackoverspray eingesetzt wird.
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