DE4103451C2 - Verwendungen des Wirkstoffes Sulpirid in seiner R- bzw. S-Form - Google Patents
Verwendungen des Wirkstoffes Sulpirid in seiner R- bzw. S-FormInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Verwendungen des Wirkstoffes
Sulpirid in seiner optisch aktiven R- bzw. S-Form.
Der Wirkstoff R,S-Sulpirid wird in der Razematform von
verschiedenen pharmazeutischen Herstellern angeboten
(siehe z. B. Rote Liste 1990, Nr. 70110 bis 70112). Dieser
Wirkstoff zeichnet sich durch ein einmaliges
pharmakologisches Profil aus. In niedriger Dosierung zeigt
er eine dopaminfreisetzende Wirkung. Dies erklärt die
durch Einnahme von Sulpirid hervorgerufene
Antriebssteigerung. In höherer Dosierung dagegen zeigt
Sulpirid eine Dopamin-Rezeptor-blockierende Wirkung.
Dosierungsabhängig kann daher der Wirkstoff R,S-Sulpirid
zur Behandlung depressiver bzw. psychotischer Erkrankungen
eingesetzt werden. Darüberhinaus ist als weitere
Indikation auch die antiemetische Wirkung von R,S-Sulpirid
bekannt.
Unter den Namen LEVOPRAID® vertreibt die Firma Ravizza
S.p.A., Italien, die optisch aktive S-Form von Sulpirid
als Antiemetikum.
Aus der DS-OS 29 03 891 sowie der EP-OS 00 53 584 ist der
Einsatz des Wirkstoffes Sulpirid auf dem neurologischen
psychiatrischen Gebiet bekannt, wobei angegeben ist, daß
das linksdrehende Isomere von Sulpirid ein größeres
Wirkungsprofil als das rechtsdrehende Isomere besitzt.
Beide Patentanmeldungen beschreiben insbesondere
bestimmte Herstellungsverfahren für die Isomeren von
Sulpirid.
Aus J. Pharmacol. Ex. Ter. 223 (3), Seite 462 bis 468
(1982) sind die Enantiomeren von Sulpirid ebenfalls an
sich bekannt.
In Chem. Abstr. 95:16 1878u ist allgemein die
neuroleptische Wirkung von S-Sulpirid erwähnt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen
gezielteren, im Hinblick auf die Indikation her nicht mehr
dosisabhängigen Einsatz des Wirkstoffes Sulpirid zu
ermöglichen.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Verwendungen
gemäß den Ansprüchen 1 bis 8 gelöst.
Durch die Erfindung ist es erstmals möglich geworden, das
oben beschriebene Wirkungsprofil des Wirkstoffes R,S-Sulpirid
(bis 400 mg antidepressive Eigenschaften; 400 bis
1200 mg antipsychotische Wirkung), bei dem bei unbeab
sichtigten Überdosierungen durch die unterschiedlichen
pharmakologischen Angriffspunkte die Wirkungsweise verändert
werden kann und das daher unter ständiger ärztlicher Kon
trolle verabreicht werden muß, durch Verabreichung der je
weiligen optisch aktiven isomeren Formen des Wirkstoffes in einer
Retardgalenik für die jeweilige Indikation zu überwinden. Der Erfindung
liegt dabei die Vermutung zugrunde, daß die in der Dosierung bis
400 mg erzielte präsynaptische Blockade ihre Ursache nicht
nur in der niedrigen Dosierung, sondern auch in der be
sonderen Rezeptor-Bindungsfähigkeit des S-Sulpirids hat. Die
postsynaptische Blockade der Dopamin-Rezeptoren findet da
gegen ihre Begründung vermutlich nicht nur in der verab
reichten Dosis des Wirkstoffes, sondern insbesondere auch in
der besonderen Bindungsfähigkeit von R-Sulpirid an die post
synaptischen Dopamin-Rezeptoren.
Dabei bietet die Erfindung nicht nur die Möglichkeit einer
einfacheren und sicheren Dosierung des Wirkstoffes im
Hinblick auf die jeweilige Indikation, sondern auch die
Möglichkeit, die Wirkstoffmenge um 50% zu reduzieren, da für
die jeweilige Indikation wirksame Substanz, d. h. die ent
sprechend wirksame isomere Form von Sulpirid, in reiner
Form eingesetzt werden kann und nicht mehr im Razematge
misch, d. h. unter gleichzeitiger Verabreichung der für die
jeweilige Indikation entbehrlichen anderen isomeren Form,
gegeben werden muß.
Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus
der detaillierteren Beschreibung zur antidepressiven bzw.
antipsychotischen Wirkung der isomeren Formen des Wirkstoffes
Sulpirid.
Während bisher pro Tag Dosierungen von bis zu 400 mg der
Razematform, verteilt über mehrere Einzelgaben, notwendig
waren, bietet die Verwendung des reinen isomeren S-Sulpirid,
eingebettet in eine Retardgalenik, die für die
präsynaptische Rezeptor-Blockade erforderliche Menge
S-Sulpirid in 100% reiner Form und nicht als Gemisch von 50%
R- und S-Sulpirid. Wurden bisher z. B. über den Tag verteilt
morgens, mittags und nachmittags je 50 mg R,S-Sulpirid
appliziert, so wurde jeweils nur 50% von der eigentlich
wirksamen S-Form bereitgestellt. Durch die Erfindung
besteht nun die Möglichkeit, mit der Hälfte der Dosierung
auszukommen, da hier S-Sulpirid in 100%iger aktiver Form
vorliegt. Durch Verwendung einer Retardgalenik wird zum einen
eine zu hohe Plasmakonzentration vermieden, zum anderen
die therapeutisch relevante Plasma
konzentration über einen größeren Tageszeitraum aufrechter
halten.
Daraus ergeben sich für den Patienten insbesondere folgende
Vorteile:
Werden dreimal täglich 50 mg R,S-Sulpirid verabreicht,
so muß der letzte Einnahmezeitpunkt aufgrund der positiven
Wirkung auf das Wachbewußtsein gegen 16 Uhr erfolgen.
Spätere Einnahme hatte in nicht wenigen Fällen zur Folgen,
daß die Patienten über Schlafstörungen klagten. Durch die
100% aktive S-Form, eingebettet in eine Retardgalenik, kann
bei einem geringeren Wirkstoffeinsatz und damit einhergehend
mit einer geringeren Wirkstoffbelastung die Medikamentenein
nahme auf nur einen Einnahmezeitpunkt reduziert werden.
Während bisher durch den spätesten Einnahmezeitpunkt 16 Uhr
das Wachbewußtsein und das natürliche Schlafbedürfnis vom
Patienten gesteuert werden mußte, bietet diese neue
medizinische Verwendung des Wirkstoffes Sulpirid die
Möglichkeit, therapeutisch relevante Plasmaspiegel
automatisch zu steuern und dem Biorhythmus und den Lebens
umständen des Patienten anzupassen.
Hier gilt zunächst voll umfänglich das unter 1. gesagte,
wobei für die antipsychotische Wirkung statt des S-Sulpirids
die gereinigte R-Form eingesetzt wird. Wurden z. B. früher
dreimal 400 mg Sulpirid zur Blockade der postsynaptischen
Dopaminrezeptoren eingesetzt, so genügt jetzt die Einmalgabe
von beispielsweise 600 mg R-Sulpirid in Reinform, um
dieselbe Wirkung zu erzielen und gleichzeitig die weiter
oben geschilderten Nachteile zu vermeiden.
Claims (8)
1. Verwendung des Wirkstoffes Sulpirid, wobei dieser
ausschließlich in seiner optisch aktiven R-Form vorliegt,
in einer Retardgalenik zur Behandlung psychotischer
Erkrankungen.
2. Verwendung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch einen
Gehalt von 10 bis 1000 mg R-Sulpirid pro Einzeldosis.
3. Verwendung nach Anspruch 2, gekennzeichnet durch einen
Gehalt von 100 bis 600 mg R-Sulpirid pro Einzeldosis.
4. Verwendung nach Anspruch 3, gekennzeichnet durch einen
Gehalt von 400 mg R-Sulpirid pro Einzeldosis.
5. Verwendung des Wirkstoffes Sulpirid, wobei dieser
ausschließlich in einer optisch aktiven S-Form vorliegt,
in einer Retardgalenik zur Behandlung depressiver
Erkrankungen.
6. Verwendung nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch einen
Gehalt von 10 bis 1000 mg S-Sulpirid pro Einzeldosis.
7. Verwendung nach Anspruch 6, gekennzeichnet durch einen
Gehalt von 100 bis 600 mg S-Sulpirid pro Einzeldosis.
8. Verwendung nach Anspruch 7, gekennzeichnet durch einen
Gehalt von 400 mg S-Sulpirid pro Einzeldosis.
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Publications (2)
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DE4103451C2 true DE4103451C2 (de) | 1994-08-25 |
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IT1095415B (it) * | 1978-02-16 | 1985-08-10 | Ravizza Spa | Processo per la produzione di una benzamide otticamente attiva,benzamide otticamente attiva cosi'ottenuta e composizioni |
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1991
- 1991-02-02 DE DE19914103451 patent/DE4103451C2/de not_active Expired - Fee Related
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DE4103451A1 (de) | 1992-08-06 |
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