DE4100804A1 - Verfahren zur entfernung von im grundwasser geloesten cyaniden - Google Patents
Verfahren zur entfernung von im grundwasser geloesten cyanidenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entfernung von
im Grundwasser gelösten Cyaniden nach dem Oberbegriff
des Anspruches 1.
Boden und Grundwasser ehemaliger Industriestandorte
sind vielfach mit organischen und anorganischen Ver
bindungen belastet, die bei der Sanierung des Gebietes
beseitigt werden müssen. Zur Beseitigung der im Boden
und Grundwasser befindlichen Schadstoffe sind zwei
Methoden bekannt. Nach der einen Methode wird das be
troffene Erdreich abgetragen, thermisch oder mikrobio
logisch aufbereitet und wieder verfüllt. Eine Sanierung
läßt sich auf diese Weise schnell und gründlich durch
führen, ist aber äußerst kostspielig. Die andere
Methode ist eine Art Kreislaufverfahren, bei dem das
belastete Grundwasser aus einem Förderbrunnen hochge
pumpt wird, mit Sauerstoff angereichert wird und wieder
in das Erdreich zurückgeleitet wird. Der Sauerstoffzu
satz erleichtert es den im Boden befindlichen Mikro
organismen viele Schadstoffe, insbesondere die ver
schiedenartigsten Kohlenwasserstoffe, abzubauen. Diese
Methode basiert auf einer Verfahrensweise, die ur
sprünglich zur Entfernung von Eisen und Mangan aus
Grundwasser entwickelt wurde und beispielsweise aus den
deutschen Patentschriften 19 45 605 und 25 42 333 be
kannt ist.
Das Kreislaufverfahren mit Sauerstoffanreicherung des
Grundwassers hat sich jedoch als nicht effektiv er
wiesen, wenn im Grundwasser auch gelöste Cyanide als
Verunreinigung vorhanden sind. Dies ist vor allem an den
Standorten ehemaliger Gaswerke und Kokereien der Fall,
also nahezu auf dem Gelände jeder größeren Stadt. Auf
dem Gelände dieser ehemaligen Gaswerke und Kokereien
treten neben organischen Verunreinigungen, insbesondere
aromatische und polyzyklische aromatische Kohlenwasser
stoffe, im besonderen Maße Cyanide als Verunreinigungen
auf. Cyanide wirken sich auf den Organismus von Mensch
und Tier extrem gesundheitsschädlich aus. Die Toxizi
tät des Cyanids beruht auf der Komplexbildung mit Eisen
des Hämoglobins im Blut, so daß der Sauerstoff nicht
mehr übertragen werden kann. Bereits Konzentrationen
von weniger als 0,1 mg/l Wasser wirken auf Fische töd
lich. In der Trinkwasserverordnung ist ein Grenzwert von
0,05 mg Cyanid/l angegeben. Diese im Grundwasser ge
lösten Cyanide werden zwar auch allmählich durch im
Boden befindliche Mikroorganismen abgebaut, jedoch er
folgt der Abbau außerordentlich langsam und kann durch
Zugabe von Sauerstoff nicht wesentlich beschleunigt
werden.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren zum schnellen und effektiven mikrobiologischen
Abbau von im Grundwasser gelösten Cyaniden unter Bei
behaltung des kostengünstigen Kreislaufverfahrens zu
schaffen.
Ausgehend von dem im Oberbegriff des Anspruches 1 be
rücksichtigten Stand der Technik ist diese Aufgabe er
findungsgemäß gelöst mit den im kennzeichnenden Teil
des Anspruches 1 angegebenen Merkmalen.
Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den
Unteransprüchen angegeben.
Die erfindungsgemäße Maßnahme, dem im Kreislauf geför
deten Grundwasser nicht nur Sauerstoff, sondern auch
stickstoff- oder phosphorhaltige Nährstoffe, beispiels
weise Natriumhydrogenphosphat, zuzugeben, fördert über
raschenderweise die Fähigkeiten von Mikroorganismen,
Cyanide sowohl als Stickstoff- als auch als Kohlen
wasserstoffquelle für ihren Stoffwechselumsatz aufzu
nehmen und damit zu eliminieren. Der Abbau der Cyanide
wird hierdurch stark beschleunigt. Gleichzeitig hat die
erfindungsgemäße Maßnahme keinen Einfluß auf den Koh
lenwasserstoffabbau durch Mikroorganismen, die Kohlen
wasserstoffe als Energiequelle nutzen und sie zu Koh
lendioxid und Wasser umsetzen.
Das erfindungsgemäße Verfahren erfordert keinen Einsatz
gezüchteter Bakterien, vielmehr beruht es auf der Maß
nahme, die im Boden natürlich vorkommenden und an die
jeweiligen Schadstoffe angepaßten Mikroorganismen op
timal zu versorgen. Dazu gehört neben der ausreichenden
Sauerstoffzufuhr auch die Zufuhr von Nährstoffen und
die Möglichkeit für die Mikroorganismen, sich optimal
vermehren zu können. Dies geschieht in einem
Festbettfilter, welches im einfachsten Fall aus
vorhandenem Erdreich besteht, vorzugsweise jedoch ein
oder zwei in Serie geschaltete Kiesfilter ist. Ein Teil
der im Boden angesiedelten Bakterien ist im Grundwasser
frei beweglich und gelangt mit dem aus dem Förderbrunnen
abgepumpten Grundwasser in das Festbettfilter. Auf den
einzelnen Körnern der Schüttung bildet sich infolge der
durch das erfindungsgemäße Verfahren gebotenen
optimalen Lebensbedingungen ein kräftiger biologischer
Bewuchs aus. Diese als Bewuchs nun ortsfestgebundenen
Mikroorganismen bauen sowohl die im Wasser gelösten
Cyanide als auch die anderen organischen Schadstoffe
oberirdisch in großem Umfang ab. Parallel zu diesem
Vorgang laufen identische biologische Vorgänge durch
die im Boden selbst befindlichen Mikroorganismen ab, der
Boden übernimmt also ebenfalls eine Filterfunktion.
Das aus dem Festbettfilter austretende gereinigte
Grundwasser wird in den Boden zurückgeführt, vorzugs
weise durch ein kombiniertes System von Infiltrations
brunnen und einer Beregnungsanlage. Es ist von Vorteil,
wenn das erfindungsgemäße Verfahren unter Überdruck
durchgeführt wird, da hierbei insbesondere die Sauer
stoffzufuhr optimiert werden kann. Diese Vorteile
gleichen die Mehrkosten durch die erforderliche druck
feste Auslegung der Anlage aus. Bevorzugt werden hierbei
Drücke von 1 bis 5 bar.
Die Zeichnung veranschaulicht ein Ausführungsbeispiel
der Erfindung in schematischer Form.
Dargestellt ist ein durch organische Verunreinigungen
und Cyanide belasteter Boden. Diese finden sich sowohl
im wassergesättigten Bereich 1 als auch gelöst im
Grundwasserbereich 2. Aus einem Förderbrunnen 3 wird
mit gelösten Verunreinigungen und Cyaniden belastetes
Grundwasser an die Oberfläche gepumpt. Durch eine Rohr
leitung 4 gelangt es in einen Oxidator 5, in dem es mit
Sauerstoff angereichert wird. Die Sauerstoffzufuhr ist
durch einen Pfeil angedeutet. Anschließend gelangt es
in eine Anreicherungseinrichtung 6, in welcher ihm
Nährstoffe zugesetzt werden. Die Nährstoffzufuhr ist
ebenfalls durch einen Pfeil angedeutet. Hierauf tritt
das Grundwasser in ein Festbettfilter 7 ein, in welchem
sich ein üppiger mikrobiologischer Bewuchs ausgebildet
hat. Die dort vorhandenen Mikroorganismen beseitigen
schnell und effektiv die gelösten Cyanide und anderen
organischen Verunreinigungen. Nach dem Austritt aus dem
Festbettfilter 7 wird das Grundwasser aufgeteilt. Ein
Teilstrom wird über Infiltrationsbrunnen 8, die
kreisförmig um den Förderbrunnen 3 angeordnet sind, in
den kontaminierten Boden zurückgeführt. Der andere
Teilstrom gelangt durch die Beregnungsanlage 9 in den
Boden zurück. Die Wasserströmung ist durch Pfeile wie
dergegeben. Die Anlage ist so ausgelegt, daß im Oxi
dator 5, der Anreicherungseinrichtung 6 und dem Fest
bettfilter 7 mit Überdruck gearbeitet werden kann.
Das erfindungsgemäße Verfahren wurde auf dem Gelände
eines ehemaligen Gaswerkes praktisch ausgeübt. Die
hierbei gewonnenen Ergebnisse werden nachfolgend wie
dergegeben.
Auf einem Gaswerksgelände wurden um einen zentralen För
derbrunnen vier Infiltrationsbrunnen in einem Abstand von
5 m niedergebracht. Mittels einer Tauchmotorpumpe wer
den rd. 6 m3/h kontaminiertes Wasser gefördert. Nach
einer Sauerstoffanreicherung auf 80 g/m3 und einer
Nährstoffdosierung von rd. 100 mg/m3 Natriumhydrogen
phosphat passiert die Wassermenge zwei in Serie ge
schaltete Kiesfilter. Diese haben jeweils einen Durch
messer von 0,8 m und eine Höhe von 4 m. Nach dem Fil
terdurchgang werden über je einen Infiltrationsbrunnen
rd. 1,5 m3/h Wasser wieder versickert. Das gesamte
System arbeitet unter einem Überdruck von 4 bar.
Zu Beginn des Versuches (1986) lagen die im unbehandel
ten Förderwasser analysierten gelösten Cyanide bei Wer
ten bis zu 500 mg/m3. Neuere Messungen (1989) zeigen
noch Werte um 150 mg/m3. Ein erheblich größerer Wir
kungsgrad konnte durch die nachträgliche Installation
von Kiesfiltern gemäß der Erfindung (1988) erreicht
werden. In diesen Filtern werden Abreinigungsgrade von
mehr als 90%, bezogen auf die im geförderten Wasser
enthaltenen Cyanide, erzielt.
Zu Versuchsbeginn (1986) lagen die Gehalte an gelösten
Kohlenwasserstoffen (im wesentlichen Benzol, Toluol und
Xylol) bei 3000 mg/m3. Alleine durch die Bodenpassage
wurden die Gehalte bis 1989 auf 600 mg/m3 reduziert.
Für diese Stoffe zeigen die Kiesfilter gemäß der
Erfindung Abreinigungsgrade von mehr als 95%, bezogen
auf die im Wasser geförderten Kohlenwasserstoffe.
Claims (7)
1. Verfahren zur Entfernung von im Grundwasser gelösten
Cyaniden,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Grundwasser aus einem Förderbrunnen (3) an
die Oberfläche gepumpt wird, dort mit Sauerstoff und
Nährstoffen angereichert wird, anschließend über
mindestens ein Festbettfilter (7) geleitet und zu
rück in den Boden geführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Anreicherung des Grundwassers mit stickstoff
und/oder phosphorhaltigen Nährstoffen erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Anreicherung des Grundwassers mit Natrium
hydrogenphosphat erfolgt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Grundwasser über Kiesfilter geleitet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Anreicherung und Filterung des Grundwassers
unter Überdruck erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Anreicherung und Filterung des Grundwassers
bei Drücken von 1 bis 5 bar erfolgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Grundwasser über ein kombiniertes System von
Infiltrationsbrunnen (8) und einer Beregnungsanlage
(9) in den Boden geführt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19914100804 DE4100804C2 (de) | 1990-01-24 | 1991-01-12 | Verfahren zur Entfernung von im Grundwasser gelösten Cyaniden |
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Publications (2)
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DE4100804A1 true DE4100804A1 (de) | 1991-07-25 |
DE4100804C2 DE4100804C2 (de) | 1998-04-09 |
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Country | Link |
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DE (1) | DE4100804C2 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2009043954A1 (es) * | 2007-10-04 | 2009-04-09 | Aretech Sorbents S.A. | Sistema de tratamiento de suelos y aguas subterráneas |
CN104847009A (zh) * | 2014-02-17 | 2015-08-19 | 陈云桥 | 地下工业污水清除方法 |
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---|---|---|---|---|
CN111570467B (zh) * | 2020-04-30 | 2021-11-16 | 南京大学 | 一种存量生活垃圾异位好氧强化稳定化系统及方法 |
Citations (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE1945605C3 (de) * | 1969-02-13 | 1980-04-03 | Vyrmetoder Ab, Taeby (Schweden) | Verfahren zur Enteisenung von Wasser aus einem Grundwasserbrunnen |
DE2542333C2 (de) * | 1975-09-23 | 1982-05-06 | Ulrich Dr.-Ing. 3012 Langenhagen Rott | Verfahren zur Reinigung von Grundwasser von Mangan und Eisen |
-
1991
- 1991-01-12 DE DE19914100804 patent/DE4100804C2/de not_active Expired - Fee Related
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DE4100804C2 (de) | 1998-04-09 |
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