DE4025961A1 - Verfahren zur herstellung von kohlenwasserstoffen und polymeren mit allylischen chloridendgruppen - Google Patents
Verfahren zur herstellung von kohlenwasserstoffen und polymeren mit allylischen chloridendgruppenInfo
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Description
Es ist bekannt, daß man durch kationische Polymerisation von Isobuten
Oligomere oder Polymere mit endständiger Doppelbindung oder endständigem
Chlor herstellen kann. Insbesondere weisen die Endgruppen die Struktur A
-CH₂-C(CH₃)₂-CH₂-C(CH₃)₂Cl (A)
auf. Solche Oligomeren oder Polymeren können z. B. unter Einsatz der sog.
Inifer-Technik nach der US-PS 42 76 394 mit geeigneten mono- oder oligofunktionellen
Initiatoren hergestellt werden. Dabei erhält man unmittelbar
Verbindungen, die als Endgruppen zwar an tertiären Kohlenstoff gebundenes
Chlor enthalten, das aber für Folgereaktionen wenig geeignet ist.
Bevorzugte Ausgangsprodukte für Folgereaktionen sind dagegen solche, die
durch Anlagerung von HCl an Oligomere oder Polymere entstehen, die
ihrerseits aus Isobuten oder olefinischen C₄-Schnitten durch kationische
Polymerisation hergestellt werden. Diese Ausgangsverbindungen sind z. B.
mittels Katalysatoren wie BF₃ zugänglich, wie in der DE-A 29 04 314
beschrieben. Außerdem ist bekannt, daß man Isobuten auch kationisch
oligomerisieren kann, wobei Olefine der Struktur B oder C
-CH₃-C(CH₃)₂-CH₂-C(=CH₂)-CH₃ (B)
oder
-CH₂-C(CH₃)₂-CH=C(CH₃)₂ (C)
entstehen. Diese kann man nach einem nicht vorveröffentlichten Vorschlag
mit HCl in geeignete chlorhaltige Produkte umwandeln. Bei diesen Verfahren
bzw. Reaktionen entstehen nämlich zunächst Verbindungen mit endständigem,
an tertiäre C-Atome gebundenem Chlor, die als solche - wie erwähnt - für
Folgereaktionen wenig geeignet sind. Insbesondere gelingt es nicht, den
Chlor-Substituenten z. B. in primäres Hydroxyl, Amin, -CH=CH₂ oder Carboxyl
umzuwandeln, da sowohl in alkalischem wie im sauren Medium sehr leicht HCl
abgespalten wird und eine wenig reaktionsfähige Doppelbindung entsteht,
die insbesondere im sauren Medium ins Innere der Kette hinwandert.
Es bestand daher die Aufgabe, ein Verfahren anzugeben, das es ermöglicht,
das tertiär gebundene Chlor so umzusetzen, daß dabei Endgruppen mit einer
hohen Reaktivität entstehen.
Es wurde gefunden, daß diese Aufgabe in jeder Weise befriedigend gelöst
wird, wenn man die tertiäres Chlor enthaltende Ausgangsprodukte in einem
halogenhaltigen Kohlenwasserstoff mit Butadien in Gegenwart eines
Friedel-Crafts-Katalysators wie AlCl₃, ZnCl₂, SnCl₄, TiCl₄ usw.
vorzugsweise jedoch Bortrichlorid umsetzt.
Unmittelbarer Erfindungsgegenstand ist ein Verfahren zur Herstellung von
Kohlenwasserstoffen und Kohlenwasserstoffpolymeren der Struktur I
R-C(CH₃)₂-CH₂-C(CH₃)₂-CH₂-CH=CH-CH₂-Cl (I)
in der R einen Kohlenwasserstoffrest bezeichnet, indem man erfindungsgemäß
entsprechende, an tertiären Kohlenstoff gebundenes Chlor enthaltende
Ausgangsprodukte der Struktur
R-C(CH₃)₂-CH₂-C(CH₃)₂-Cl (II)
in Gegenwart eines Friedel-Crafts-Katalysators in einem aus einem
gegenüber dem Katalysator indifferenten Lösungsmittel mit 1 bis 10 Mol
Butadien umsetzt.
Dabei entsteht aus einer Struktur mit sehr labilem Chlor wie
R-CH₂C(CH₃)₂-Cl eine deutlich schlechter dissoziierende allylische
Struktur R-CH₂C(CH₃)₂-CH₂-CH=CH-CH₂-Cl. Bei stöchiometrischer Butadienzugabe
wird zwar die Addition von genau einer Butadieneinheit besonders
begünstigt, jedoch bleiben statistisch einige Endgruppen unverändert. Bei
geeigneter Reaktionsführung wird man daher 2-3 Äquivalente Butadien zur
quantitativen Umsetzung aller Endgruppen mit tertiärem Chlorid verwenden,
wobei ein Teil der Endgruppen auch 2 oder mehr Mol Butadien aufnimmt, die
jedoch die gleichen guten Eigenschaften haben und die erfindungsgemäße
Struktur des Kettenendes enthalten. Die neue Endgruppe ist in besonderem
Maße für Substitutionsreaktionen unter Halogenaustausch prädestiniert. Mit
dem allylisch gebundenen Chlor ist die Möglichkeit für Folgereaktionen für
die Einführung einer großen Zahl von anderen Funktionalitäten öffnet.
Vorteilhaft verwendet man als Ausgangsprodukte Oligomere oder Polymere des
Isobutens, die durch kationische Polymerisation hergestellt wurden und an
einem oder allen Kettenenden an tertiären Kohlenstoff gebundenes Chlor
enthalten.
Eine besonders attraktive Variante des vorliegenden Verfahrens ist es, die
Synthese bzw. Polymerisation der benötigten Cl-haltigen Ausgangsverbindungen
mit dem gleichen Katalysator, also z. B. BCl₃ auszulösen, und dann
die Umwandlung in die erfindungsgemäßen Verbindungen (I) im gleichen
Reaktor vorzunehmen. Die Polymerisation mit BCl₃ ist z. B. in der
US-PS 42 76 394 beschrieben.
Geeignete Lösungsmittel für Reaktionen unter Friedel-Crafts-Bedingungen
sind z. B. Schwefelkohlenstoff, Nitrobenzol und im Falle von ZnCl₂ Ether
wie Diethylether. Bei Temperaturen unter 50°C kommen chlorierte
Kohlenwasserstoffe wie Dichlorethan, Trichlorethylen und Methylenchlorid in
Frage.
Ein für die Katalyse mit BCl₃ besonders geeignetes Lösungsmittel ist
Methylenchlorid. Das System BCl₃/CH₂Cl₂ erlaubt die quantitative Synthese
der benötigten Cl-haltigen Ausgangsverbindungen (II) ebenso wie deren
vollständige Umsetzung zu Produkten der Struktur (I). Gemische von
chlorierten Lösungsmitteln sind ebenfalls verwendbar, auch können in
gewissen Grenzen Zusätze an Kohlenwasserstoffen toleriert werden. Ein zu
hoher Kohlenwasserstoffanteil beeinträchtigt die Selektivität der
Reaktion.
Die Umsetzung verläuft im System BCl₃/CH₂CH₂ i. a. im Bereich von -60 bis
20°C mit befriedigender Geschwindigkeit; bevorzugt ist eine Temperatur von
0°C oder tiefer.
Mindestens 1 Äquivalent Friedel-Crafts-Katalysator sollte pro Endgruppe
eingesetzt werden, vorteilhaft sind 3-10 Äquivalente, hingegen bringen
höhere Mengen keine Vorteile mehr; da Lösungsmittel und Katalysator
schließlich zurückgewonnen werden können, spielt dies für die Wirtschaftlichkeit
jedoch keine Rolle.
Dabei ist es ein wichtiger verfahrenstechnischer Vorteil, daß die Endgruppe
von (I) relativ stabil gegen HCl-Eliminierung in Gegenwart von
BCl₃ ist, im Gegensatz zu tertiären Chlorid-Endgruppen, die schon oberhalb
-20°C HCl abzuspalten beginnen. Dies erlaubt eine effiziente Rückgewinnung
des teuren BCl₃ und des Methylenchlorids, indem man einfach unter vermindertem
Druck destilliert. Das Kondensat steht nach einer eventuellen
Abtrennung von Spuren an HCl und nicht umgesetztem Butadien für einen
neuen Einsatz zur Verfügung. Zur Erniedrigung der Viskosität des Polymerrückstands
kann ein hochsiedendes, unter den Bedingungen inertes Lösungsmittel
wie Isooktan oder Isododekan vor der Destillation beigemischt
werden.
Zur Charakterisierung der bei der Ausführung der nachstehenden Beispiele
erhaltenen Reaktionsprodukte wurden Chlorbestimmung, Gelpermeationschromatographie
und ¹H-NMR-Spektroskopie herangezogen. Die GPC-Messungen
wurden auf einem Gerät der Fa. Waters mit einer Ultrastyragel-Säulenkombination
derselben Firma durchgeführt. Die Detektion erfolgte mit einem
Refraktometer, das an ein Computer-Auswertesystem der Fa. Polymer
Standard Service gekoppelt war. Geeicht wurde mit Polyisobuten-Standards,
Elutionsmittel war Tetrahydrofuran. Gemessen wurde n und w.
Die ¹H-Messungen wurden an einem 200-MHz-Gerät der Fa. Bruker bzw. an
einem 60-MHz-Gerät der Fa. Jeol durchgeführt.
Die ¹H-NMR-Spektroskopie erlaubt es, zwischen den Protonen der Endgruppe
und denen der Hauptkette zu unterscheiden (Polymer Bulletin 3, 339 (1980);
Polymer Bulletin 21,5 (1989)). Aus dem Intensitätsverhältnis der Resonanzen
terminaler Methyl- und Methylengruppen bei δ=1,67 bis 1,96 ppm
sowie nicht-terminaler Methyl- und Methylengruppen bei δ=1,1 bzw.
1,4 ppm wurde ebenfalls die mittlere Molmasse w berechnet.
Die olefinischen Protonen der Endgruppe geben sich durch zwei charakteristische
Multipletts des ABX₂-Sprinsystems bei 5,6 und 5,8 ppm zu
erkennen. Die Cl-tragende CH₂-Gruppe erscheint als Dublett mit Banden
einer schwachen virtuellen Kopplung bei 4,0 pm, während die allylische
CH₂-Gruppe auf der Polyisobuten-Seite ein Dublett bei 2,0 ppm ergibt. Im
Fall der Telechele kann aus dem Intensitätsverhältnis dieser Resonanzen
zum Signal der olefinischen Initiatorsequenz bei 5,30 ppm auf den Grad der
Umsetzung geschlossen werden. Ein weiteres wichtiges Indiz für eine
vollständige Umsetzung ist das Verschwinden der Signale bei 1,67 bzw.
1,96 ppm die von -CH₂-C(CH₃)₂-Cl-Gruppen herrühren.
Alle Umsetzungen wurden unter Stickstoff, der mit einer Lösung von Butyllithium
in 1,1-Diphenylethen/Mineralöl nachgereinigt war, in getrockneten
Glasapparaturen durchgeführt. Methylenchlorid wurde unmittelbar vor der
Benutzung von Triethylaluminium abdestilliert, das Isobuten durch Überleiten
über Molekularsieb nachgetrocknet.
In einem 500-ml-Kolben werden 50 g 2-Chlor-2,4,4-trimethylpentan, 70 ml
Dichlormethan und 50 ml Bortrichlorid bei -20°C vorgelegt, 10 Minuten
gerührt und 19,5 g Butadien in 30 ml Dichlormethan innerhalb von
45 Minuten zugetropft; man rührt 3 h bei -20°C nach. Bortrichlorid und
Dichlormethan werden bei 10 mbar abgezogen und der Rückstand mit 20 ml
Methanol versetzt, das wieder abgezogen wird. Man schüttelt zwischen
Pentan und Wasser/Natriumhydrogencarbonat aus und destilliert die
Pentanphase: bei 22°C/1 mbar gehen 9,24 g 2-Chlor-2,4,4-trimethylpentan
über, bei 60°C/0,7 mbar 22,9 g (33,6%) 1-Chlor-5,5,7,7-tetramethyl-2-okten,
bei 115°C/0,7 mbar 7,65 g (8,9%) 1-Chlor-9,9,11,11-tetramethyl-2,6-dodekadien.
Es verbleibt 19,5 g Sumpf, der aus Mehrfachinsertionsprodukten
des Butadiens besteht. Die zurückgewonnene Mischung aus Bortrichlorid
und Dichlormethan kann mit gleichem Ergebnis wieder verwendet
werden.
In einem 4-l-Rührreaktor mit Trockeneiskühler werden 2300 ml Dichlormethan,
130 ml Bortrichlorid und 77,4 g 2-Chlor-2,4,4-trimethylpentan für
5 Minuten bei -32°C miteinander vermischt und innerhalb 35 Minuten 800 ml
Isobuten zugetropft und 60 Minuten nachpolymerisiert. Anschließend werden
108 ml Butadien zugegeben und 4 Stunden bei -28°C gerührt. Man fügt 300 ml
Isooktan zu und zieht die flüchtigen Bestandteile bei -20°C i. v. ab. Es
werden 100 ml Methanol zugetropft, die Mischung zwischen Pentan/Wasser
ausgeschüttelt und die Pentanphase mit wäßriger Natriumhydrogencarbonat-Lösung
neutral gestellt; man engt ein und trocknet bei 50°C im Ölpumpenvakuum.
Cl-Analyse: 4%; GPC: n=1251 g/mol, w=2276 g/mol,
w/n=1,82.
Die Umsetzung erfolgt wie in Beispiel 2 beschrieben. Es werden 1700 ml
Dichlormethan, 55 ml Bortrichlorid, 35,3 g E-2,5-Dichlor-2,5-dimethyl-3-hexen,
600 ml Isobuten und 81 ml Butadien eingesetzt. Aufgearbeitet wird
mit 50 ml Methanol und 250 ml Isooktan. Cl-Analyse: 4%;
GPC: n=1933 g/mol, w=2424 g/mol, w/n=1,25.
Claims (5)
1. Verfahren zur Herstellung von Kohlenwasserstoffen und Kohlenwasserstoffpolymeren
der Struktur I
R-C(CH₃)₂-CH₂-C(CH₃)₂-CH₂-CH=CH-CH₂-Cl (I)in der R einen Kohlenwasserstoffrest bezeichnet, dadurch gekennzeichnet,
daß man entsprechende, an tertiären Kohlenstoff gebundenes
Chlor enthaltende Ausgangsprodukte der StrukturR-C(CH₃)₂-CH₂-C(CH₃)₂-Cl (II)in Gegenwart eines Friedel-Crafts-Katalysators in einem gegenüber dem
Katalysator indifferenten Lösungsmittel mit 1 bis 10 Mol Butadien
umsetzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als
Ausgangsprodukte Oligomere oder Polymere des Isobutens verwendet, die
durch kationische Polymerisation hergestellt wurden und an einem oder
allen Kettenenden an tertiären Kohlenstoff gebundenes Chlor enthalten.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als
Lösungsmittel Dichlormethan und je Mol Chlor enthaltender Endgruppe
1-10 Mol BCl₃ als Friedel-Crafts-Katalysator einsetzt und bei
einer Temperatur unter 0°C arbeitet.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Katalysator
und/oder das Lösungsmittel nach der Umsetzung abdestilliert und
zurückgeführt werden.
5. Polyisobutylen mit Endgruppen der Struktur
-CH₂-CH=CH-CH₂-Cl
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