DE4013287A1 - Treibmittel zur herstellung von schaeumen und geschaeumten produkten - Google Patents
Treibmittel zur herstellung von schaeumen und geschaeumten produktenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft Treibmittel zur Herstellung von
Schäumen, d. h. zur Aufschäumung von Stoffen aller Art,
sowie zur Herstellung beliebiger, geschäumter Produkte.
Sowohl für industrielle und gewerbliche Zwecke als auch im
Privatbereich werden eine Vielzahl unterschiedlichster ge
schäumter Produkte (Schaumstoffe aller Art, Schaumplatten
und andere geschäumte Körper aus Hart- oder Weichschäumen,
Formteile oder Halbzeuge wie Profil- und Dichtungsmaterial)
sowie auch zahlreiche Schäume verwendet, die als thermo
dynamisch instabile aufgeschäumte Flüssigkeiten oder sich
verfestigende stabile Schäume (z. B. Dichtungsmittel)
genutzt werden.
Die heute gebräuchlichsten Verfahren zur
Herstellung von Schäumen und Schaumstoffprodukten verwenden
als Treibmittel bzw. Hilfstreibmittel Fluorchlorkohlenwas
serstoffe (FCKW). Bei der technischen Nutzung von FCKW
und auch anderen Treibmitteln zur Schäumung wird die Pha
senumwandlung dieser Stoffe (flüssig-gasförmig) und die
damit verbundene Volumenvergrößerung ausgenutzt, die bei
Normalbedingungen oder leicht erhöhten Temperaturen auf
tritt. Bei der Produktion solcher Schäume bzw. geschäumter
Produkte, deren Lagerung und Verwendung sowie bei deren
Vernichtung wird ein Teil der FCKW freigesetzt und führt
somit zu einer Belastung der Umwelt.
Beispielsweise zum Ausschäumen von zum Verzehr bestimmten
Flüssigkeiten werden zwar auch unschädliche Treibmittel in
Form von Distickstoffoxiden benutzt, diese müssen jedoch
unter starken Überdruck gesetzt und gehalten werden, so daß
sie auf eine vergleichsweise geringe Schaumbildung an der
Austrittsdüse von Druckbehältern beschränkt sind.
Insbesondere bei der Herstellung größerer Schaummengen bzw.
geschäumter Produkte werden üblicherweise zwei oder mehr
Substanzen zur chemischen Reaktion gebracht. Diese meist
exotherm verlaufenden Reaktionen liefern die Wärme zur
Phasenumwandlung des Treibmittels. Dieses muß in den zu
schäumenden Substanzen homogen verteilt sein, um eine gute
Schaumbildung zu gewährleisten. Flüssige Treibmittel, die
keine Phasenumwandlung bei den gegebenen Druck- und Tempe
raturbedingungen durchmachen, d. h. kein Gas liefern, sind
für eine Schaumbildung ungeeignet. Feste Treibmittel (z. B.
Azoverbindungen) und gasförmige Treibmittel (z. B. Kohlen
dioxid) müssen sich bei den vorgegebenen Produktionsbedin
gungen unter Abspaltung von Treibgasen zersetzen bzw. unter
Schaumbildung entlösen können. Dies hat dazu geführt, daß
in großem Maße Fluorchlorkohlenwasserstoffe angewandt
werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein umweltfreund
liches Treibmittel zur Aufschäumung und Herstellung ge
schäumter Produkte anzugeben, das unter möglichst vielfäl
tigen Bedingungen einsetzbar ist.
Diese Aufgabe wird durch den Gegenstand des Patentanspruchs
1 gelöst. Einerseits stellt Wasserstoff, der in einem
Hydridmaterial gespeichert ist und nach Freisetzen aus
diesem Material als blasenbildendes Treibmittel wirkt, ein
unschädliches Mittel dar, andererseits ist durch die Viel
zahl der zur Verfügung stehenden, den Wasserstoff unter
unterschiedlichsten Druck- und Temperaturbedingungen wieder
abgebenden Hydride, insbesondere Metallhydride, ein breites
Anwendungsspektrum möglich.
So können bei Normaldruck zur Schaumbildung vorgesehene
Substanzen zur exothermen Reaktion gebracht werden und der
Wasserstoff durch die entstehende Reaktionswärme aus dem
Hydridmaterial freigesetzt werden. Auf diese Weise sind
beliebige Schaummengen und geschäumte Produkte einfach her
stellbar. Die notwendigen Temperaturerhöhungen für die
Freisetzung des Wasserstoffs zur Blasenbildung in den
Schäumen und geschäumten Produkten sind durch Auswahl der
Hydridmaterialien entsprechend auf die Reaktionsgegeben
heiten abstimmbar.
Bei Hydridmaterialien, die Wasserstoff bereits bei Zimmer
temperatur freisetzen, wird das zur Schaumbildung verwen
dete Produkt druckentlastet. Mit anderen Worten wird der
Druck, dem das Hydridmaterial ausgesetzt wird, unter dessen
Gleichgewichtspartialdruck bei der vorhandenen Temperatur
abgesenkt. Daneben sind gleichzeitige Druckentlastung und
Temperaturerhöhung möglich. Um letztere zu erzielen, kann
auch auf die exothermen Reaktionen verzichtet werden, um
die für die Freisetzung des Wasserstoffs nötige Energie zu
zuführen, und die Temperatur des Hydridmaterials auf andere
Weise erhöht werden. Vorzugsweise geschieht dies in Form
von Umgebungswärme. Ferner ist es auch möglich, eine mit
dem Hydridmaterial gemischte, zu schäumende Substanz zu
wählen, die an Luft exotherm reagiert, und diese Substanz
mit dem Metallhydrid aus einem Behälter freizusetzen, wobei
die in der Luft entstehende Reaktionswärme wiederum zur
Freigabe des blasenbildenden Wasserstoffs aus dem Hydrid
führt.
Ein weiterer vorteilhafter Aspekt ist darin zu sehen, daß
bei Anwendung der Druckentlastung der zur Aufschäumung aus
genutzte Wasserstoff gleichzeitig zum Austreiben der
schaumbildenden Materialien aus einem Druckbehälter
verwendbar ist.
Metallhydride sind aus den folgenden Gründen als Speicher
für den freizusetzenden Wasserstoff besonders geeignet. In
ihnen ist der Wasserstoff so dicht gepackt, daß in einer
Raumeinheit Metallhydrid mehr Wasserstoff enthalten ist als
in flüssigem Wasserstoff. Somit ist im Vergleich zu den
bislang zumeist verwendeten flüssigen Treibmitteln eine
besonders effektive Volumenvergrößerung erzielbar. Es
tritt, wie auch bei den Treibmitteln auf FCKW-Basis, eine
Phasenumwandlung auf. In diesem Fall verläuft diese jedoch
nicht von flüssig nach gasförmig, sondern aus dem gebun
denen Zustand des fest in den Metallen gelösten und im
Metallgitter eingelagerten Wasserstoffs nach gasförmig ab.
Metallhydride lassen sich zudem einfach herstellen. Pulver
mit Korngrößen von 5 µm und weniger lassen sich durch
bekannte Verfahren leicht erzeugen. Darüberhinaus kann die
Pulverisierung jedoch auch durch einen zyklischen Be- und
Entladevorgang des Metallhydrids mit Wasserstoff einfach
erzielt werden. Das feine Metallpulver ist homogen in den
zur Schaumbildung verwendeten Substanzen verteilbar und mit
diesen mischbar. Somit wird eine gleichmäßige und einheit
liche Porengröße im Schaum bzw. Schaumprodukt gewährlei
stet. Die benötigte Metallhydridmenge zur Herstellung von
Schaumprodukten entspricht in etwa der Menge an FCKW, die
bisher benötigt wurde. Somit wirken die im Schaumprodukt
zurückbleibenden Metallhydride sich nicht störend aus.
Als weitere vorteilhafte Wirkung kommt hinzu, daß es durch
die jeweilige Wahl der Legierungselemente der Metallhydride
möglich ist, abhängig von der Reaktionstemperatur bzw.
Umgebungstemperatur den gewünschten Druck, unter dem der
Wasserstoff freigesetzt werden soll, vorzugeben. So kann
gezielt die Bildung kleiner Blasen bei höherem Druck und
größerer Blasen bei geringerem Druck hervorgerufen werden,
indem Legierungselemente gewählt werden, die bei bestimmten
Temperaturen zum gewünschten Wasserstoffpartialdruck
führen. Hierbei ist auch von Vorteil, daß Metallhydride mit
beträchtlichen Wasserstoffpartialdrücken existieren.
Ferner ist Wasserstoff ein Gas, das sehr gute Diffusions
eigenschaften besitzt. Als weiterer Vorteil läßt sich daher
erfindungsgemäß nutzen, daß der Wasserstoff sehr schnell
aus den im Schaum bzw. den geschäumten Produkten entstan
denen Hohlräumen ausdiffundiert. Entsprechend der Permeabi
lität des Schaumes bzw. der geschäumten Produkte entstehen
dabei Hohlräume mit sehr geringen Wasserstoffanteilen.
Dadurch werden Schäume mit einer schlechten Wärmeleitfähig
keit, d. h. gute Isolatoren gebildet. Dieser Aspekt ist
insofern von Bedeutung, als zahlreiche geschäumte Produkte
für Isolationszwecke verwendet werden.
Der ausdiffundierende Wasserstoff läßt sich ohne weiteres
durch geeignete katalytische Rekombinatose beseitigen. Hier
zu könnten z. B. netzartige Metallgebilde um die Schaumstoff
produkte herum angeordnet werden. Ferner kann der Wasser
stoff auch abgesaugt werden.
Neben der Möglichkeit, das Hydridmaterial vorab mit den zu
schäumenden Substanzen zu mischen, kann das Hydridmaterial
auch zunächst separat gespeichert werden und erst bei der
Schaumherstellung beigemischt werden. Dies kann geschehen,
indem die Substanzen während der Beimischung zu einem
stabilen Schaum aufgeschlagen werden. Die Freigabe des Was
serstoffs kann hierbei sowohl durch Wärme als auch durch
Druckentlastung herbeigeführt werden.
Das erfindungsgemäße Treibmittel zur Schaumbildung kann
gemäß der folgenden Erläuterungen für die unterschiedlich
sten Herstellungsverfahren von Schäumen und geschäumten
Produkten angewendet werden.
Eine Anwendung besteht als Treibmittel zur Verschäumung von
geschmolzenen Thermoplasten sowie Duromeren und allen mög
lichen weiteren Kunststoffen zur Herstellung von Schaum
kunststoffen. Auch kann es zur Herstellung von Struktur
schäumen z. B. durch Spritzgießen oder Strangpressen benutzt
werden. Insbesondere bei der Herstellung von Polyurethan
schaumstoffen, bei der bislang praktisch ausschließlich
FCKW verwendet werden, können diese ohne weiteres durch das
erfindungsgemäße Treibmittel ersetzt werden. Wegen der in
weitem Maße durch die Wahl der Hydride vorgebbaren
Phasenumwandlungsbedingungen sind bekannte Verarbeitungen
der erfindungsgemäß mit dem Hydridmaterial gemischten Kom
ponenten in Gießmaschinen und Spritzpistolen möglich.
Ferner ist die Anwendung bei der Schaumgummiherstellung
möglich. Auch ist die Aufschäumung von Polystyrolpartikeln
denkbar.
Da die Freisetzung des erfindungsgemäßen Treibmittels wegen
der Vielzahl der bereits jetzt zur Verfügung stehenden
Hydridmaterialien nicht auf bestimmte Druck- und Tempera
turbedingungen festgelegt ist, sind somit alle möglichen
bekannten Verfahren zur Herstellung sowohl von Hart- als
auch Weichschaumstoffen möglich.
Ferner kann das erfindungsgemäße Treibmittel zum Herstellen
von Schäumen für die Aufblähung von Beton zu Schaumbeton
angewandt werden. Auch der Einsatz von Hydridpulver als
gasbildendes Pulver für die Schaumglasbildung ist denkbar.
Werden die Reaktionskomponenten der Schaumbildner und das
Hydridmaterial zusammen in einem Druckbehälter unterge
bracht, läßt sich der aus dem Hydrid austretende Wasser
stoff zusätzlich als Austreibungsmittel nutzen. Dies ist
z. B. bei der Herstellung von Dichtungsschäumen zur Füllung
von Hohlräumen von Vorteil.
Neben den hinlänglich bekannten Metallhydriden intermetal
lischer Verbindungen bzw. metallartigen Hydriden der Über
gangsmetalle, deren Eigenschaften z. B. als Wasserstoffspei
chersysteme (LaNi5, CaNi5, FeTi usw.) und aus Leitfähig
keituntersuchungen hinlänglich bekannt sind, sind auch
nichtmetallische Hydride möglich, sofern sie den Wasser
stoff unter bestimmten Bedingungen speichern und wieder
abgeben.
Claims (5)
1. Treibmittel zur Herstellung von Schäumen und Schaum
produkten,
dadurch gekennzeichnet,
daß das bei der Herstellung der Schäume und Schaumprodukte
verwendete Treibmittel in Hydriden gespeicherter Wasser
stoff ist, der bei einer Erwärmung des Hydrids und/oder
einer Erniedrigung des Drucks, dem das Hydrid ausgesetzt
wird, freigesetzt wird und die notwendige blasenbildende
Volumenvergrößerung herbeiführt.
2. Treibmittel zur Herstellung von Schäumen und Schaum
produkten nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Hydridmaterial vorzugsweise aus pulverförmigem
Metallhydridmaterial besteht.
3. Treibmittel zur Herstellung von Schäumen und Schaum
produkten nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Hydridmaterial aus pulverförmigem metallartigem
Hydridmaterial besteht.
4. Treibmittel zur Herstellung von Schäumen und Schaum
produkten nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Hydridmaterial mit den Substanzen des zu bildenden
Schaums bzw. Schaumprodukts homogen vermischt ist.
5. Treibmittel zur Herstellung von Schäumen und Schaumpro
dukten nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das zunächst getrennt von den Substanzen des zu bilden
den Schaums bzw. Schaumprodukts gespeicherte Hydridmaterial
diesen Substanzen erst bei der Schaumerzeugung beigemischt
wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19904013287 DE4013287A1 (de) | 1990-04-26 | 1990-04-26 | Treibmittel zur herstellung von schaeumen und geschaeumten produkten |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19904013287 DE4013287A1 (de) | 1990-04-26 | 1990-04-26 | Treibmittel zur herstellung von schaeumen und geschaeumten produkten |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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DE4013287A1 true DE4013287A1 (de) | 1991-11-07 |
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Family
ID=6405120
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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DE19904013287 Granted DE4013287A1 (de) | 1990-04-26 | 1990-04-26 | Treibmittel zur herstellung von schaeumen und geschaeumten produkten |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4013287A1 (de) |
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1990
- 1990-04-26 DE DE19904013287 patent/DE4013287A1/de active Granted
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Also Published As
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