DE3918216A1 - Verfahren und einrichtung zur filmlosen erstellung einer druckform - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung zur filmlosen Erstellung einer druckfertigen Druckform, insbesondere zum Einsatz an Klein-Offsetdruckmaschinen.

Dem eigentlichen Druckprozeß in einer Druckmaschine geht die Druckformenerstellung voraus. Konventionell setzte sie sich aus mehreren getrennten Arbeitsschritten zusammen, die im Verhältnis zum eigentlichen Druckprozeß zeit- und arbeitsintensiv sind. Da die Druckformenerstellung lediglich eine - wenn auch für die Druckqualität äußerst wichtige - Vorbereitung für das nachfolgende Drucken darstellt, gehen die Bestrebungen dahin, den Arbeits- und Zeitaufwand auf ein Mindestmaß zu beschränken.

Ein bedeutender Schritt in diese Richtung wurde dadurch getan, daß die fotografische Rasterbelichtung eines Films mit anschließender Filmentwicklung und eventuell notwendigen lithographischen Korrekturen in der Reprotechnik heute weitgehend dadurch ersetzt wird, daß die Vorlage abgescannt wird, die Daten auf Datenträgern abgespeichert werden, Korrekturen am Computerbild direkt vorgenommen werden, und daß anschließend eine bildgemäße Belegung eines Films mittels eines Laserstrahls erfolgt.

Im weiteren dient der belichtete Film (Zwischenkopieträger) als "Negativmaske" für die Druckform, bei der es sich beispielsweise um eine Aluminiumplatte handelt, die mit einer lichtempfindlichen Diazo-Schicht belegt ist. Im Vakuumkopierrahmen werden beide mit einer intensiven Flächenbestrahlung belichtet, wobei die von dem Film nicht abgedeckten Stellen der Diazo-Schicht durch eine chemische Reaktion ausgehärtet und unlöslich werden, so daß sie beim nachfolgenden Entwickeln auf der hydrophilen Aluminiumplatte als oleophile Stellen verbleiben.

Ideal wäre es, wenn die Belegung einer Druckform direkt auf dem Plattenzylinder der Druckmaschine erfolgen könnte, womit der gesonderte Arbeitsablauf der Druckformenerstellung entfallen würde. Vielfältige Anstrengungen werden in dieser Richtung unternommen. Die bisher offenbarten Lösungen zielen darauf ab, unter Ausnutzung bestimmter physikalischer Eigenschaften eine spezielle, hydrophile - und somit nicht druckende - Plattenzylinderbeschichtung durch bildgemäße Energieeinwirkung dahingehend zu verändern, daß die behandelten Stellen oleophil und damit druckend werden.

In der EP-PS 01 01 266 wird vorgeschlagen, auf einer aus einem hydrophilen Material bestehenden Plattenzylinder-Beschichtung ein hydrophobes Material aufzutragen. Durch computergesteuerten Lasereinsatz wird die hydrophobe Schicht bildgemäß durch Verdampfen abgetragen. Bei Ende der Druckauflage wird die Schicht abgerakelt. Der Plattenzylinder muß für den nächsten Auftrag neu beschichtet werden.

Der Nachteil, daß nach jedem Druckauftrag der Plattenzylinder abgerakelt und neu beschichtet werden muß, wird in den beiden im folgenden aufgeführten Schriften zu umgehen versucht.

In der US-PS 36 78 852 wird ein Verfahren vorgestellt, bei dem der Plattenzylinder mit einem Halbleitermaterial beschichtet wird, das unter Energieeinwirkung mittels Laser, Elektronenstrahl oder Wärmequelle reversibel zwischen einem amorphen oleophilen und kristallinen hydrophilen Zustand geschaltet werden kann.

In der EP-PS 02 62 475 wird der Plattenzylinder mit einer ferroelektrischen Schicht oder Folie belegt, die durch rechnergesteuerten Einsatz von Elektroden, bzw. Elektrode und Wärmequelle, gemäß den gescannten Daten polarisiert bzw. depolarisiert wird, wobei die polarisierten Bereich hydrophil sind, während die depolarisierten oleophil sind.

Neben der schon erwähnten Zeitersparnis haben diese Verfahren einer direkten, bildgemäßen Belegung der Druckform auf dem Plattenzylinder den Vorteil, daß Lösch- und Umschreibevorgänge auf der Platte in der Druckmaschine vorgenommen werden können. Damit wird eine Druckform bedingt wiederverwendbar und korrigierbar. Einrichtzeiten zum Aufbringen der Druckform auf den Plattenzylinder, ebenso wie die genaue Positionierung der Druckform auf dem Plattenzylinder, entfallen.

Trotz der beschriebenen Vorteile haften diesen Verfahren so erhebliche Mängel an, daß ihr Einsatz in der Druckpraxis zum jetzigen Zeitpunkt nicht ernsthaft in Erwägung gezogen wird. Hauptgrund dafür ist, daß die speziellen Druckformbeschichtungen, deren physikalischer Zustand durch Energiezufuhr zwischen einem oleophilen und hydrophilen beliebig schaltbar ist, durchweg den Nachteil einer kurzen Standzeit haben.

Halbleitermaterial, wie in der US-PS 36 78 852 als Plattenzylinderbeschichtung vorgeschlagen wird, ist - abgesehen davon, daß es teuer ist - spröde und keineswegs abriebsfest gegenüber dem Gummituch des Gegendruckzylinders, d. h. eine Wiederverwendbarkeit ist nur begrenzt möglich. Beimischungen anderer Materialien, die die Widerstandsfähigkeit gegen Abdrucken und/oder die Haftfähigkeit auf dem Plattenzylinder selbst erhöhen, verschlechtern die Differenzierung zwischen farbannehmenden (oleophilen) und farbabstoßenden (hydrophilen) Bereichen.

Dieses gilt ebenfalls für das in der EP-PS 02 62 475 vorgeschlagene ferroelektrische Beschichtungsmaterial, wobei hierbei - bedingt durch die langreichweitigen, elektrostatischen Kräfte - eine ausreichende Bilddifferenzierung noch weniger wahrscheinlich scheint.

Gemeinsamer Nachteil der offenbarten Lösungen ist, daß die bilddifferenzierende Energieeinwirkung großteils über einen rechnergesteuerten Laserstrahl erfolgt. Da der Laser direkt in die Druckmaschine integriert wird, werden die notwendigen, mechanischen Teile, besonders der hochpräzise Drehspiegel, die Umlenkspiegel und Liniensysteme des Lasers nach kurzer Zeit durch hochfrequente Vibrationen beim Lauf der Druckmaschine unbrauchbar.

Im Klein-Offsetdruck ist die Herstellung von Druckformen ohne Zwischenkopieträger bekannt. Die von der Vorlage abgescannten Daten werden über einen Laserstrahl direkt auf die Druckfolie übertragen. Anschließend wird entwickelt (Deutscher Drucker Nr. 9, 1988). Eine Integration dieser Apparatur in die Druckmaschine ist wegen der zuvor genannten Empfindlichkeit der optischen Einrichtungen des Lasers nicht möglich.

Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren sowie eine Einrichtung vorzuschlagen, die es ermöglichen, eine Druckform ohne Zwischenkopieträger direkt an der Druckmaschine bildgemäß zu belegen. Die fertige Druckform wird anschließend automatisch auf dem Plattenzylinder positioniert und abgedruckt.

Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß eine im Emissionsbereich von licht-emittierenden Dioden (LED) empfindliche Druckform in einer Belichtungseinheit mittels eines rechnergesteuerten LED-Balkens bildgemäß belichtet wird, daß die belichtete Druckform eine Entwicklerstation durchläuft, in der sie entwickelt wird, und daß die Druckform anschließend über einen Schnelleinzug für Druckformen eingezogen und auf dem Plattenzylinder positioniert wird; ebenso wie mit einer Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens, das sich dadurch auszeichnet, daß sich Belichtungs- und Entwicklungseinheit in einem lichtdichten Gehäuse befinden, daß die Belichtung über einen rechnergesteuerten LED-Balken erfolgt, daß die Belichtungs- und Entwicklungseinheit über einen Anlegetisch mit der Druckmaschine verbunden sind und daß eine Schnelleinzugs-Einrichtung für Druckformen die fertige Druckform auf dem Plattenzylinder positioniert.

Der wesentliche Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt darin, daß die Belichtung der Druckform nicht über den schwingungsempfindlichen Drehspiegel eines Lasers erfolgt, sondern über einen schwingungsunempfindlichen, kompakten LED-Balken, und daß in der Praxis bewährte, vorsensibilisierte Druckformen hoher Druckfestigkeit verwendet werden können. Diese Druckformen sind so gefertigt, daß sie sich durch eine hohe Empfindlichkeit im sichtbaren oder infraroten Spektralbereich auszeichnen.

Weiterhin besitzt die Erfindung den Vorzug, daß Druckformenerstellung und Druck in einen automatisch ablaufenden Prozeß integriert werden können. Besonders hervorzuheben ist hierbei, daß durch die Möglichkeit der direkten Integration der Belichtungs- und Entwicklungseinheit in die Druckmaschine die sonst notwendigen langen Transportwege von der Belichtungseinheit zum Plattenzylinder entfallen.

Die Erfindung ist weiterbildend derart ausgestaltet, daß der Transport der Druckform durch die Belichtungs- und nachfolgend durch die Entwicklungseinheit über ein System von Transportrollen und Transportbändern erfolgt. Die Druckform wird von einer Vorratsrolle abgewickelt, wobei der Zuschnitt in die gewünschten Formate vor dem Eintritt in die Entwicklungseinheit erfolgt. Als weitere Ausführungsform ist vorgesehen, die gestapelte, vorgestanzte Druckform über eine bekannte Stapeleinzugsvorrichtung der Belichtungseinheit zuzuführen.

Eine Weiterbildung der Erfindung besteht darin, daß die gesamte Einrichtung zur filmlosen Erstellung einer druckfertigen Druckform platzsparend in einem lichtdichten Gehäuse untergebracht ist, das beispielsweise anstelle einer üblichen Vorstapeleinrichtung für Druckformen an der Druckmaschine eingehängt werden kann. Es ist jedoch auch möglich, die Belichtungs- und Entwicklungseinheit in eine Offset-Druckmaschine zu integrieren. Die fertige Druckform wird über einen Druckformenschnelleinzug automatisch eingezogen und auf dem Plattenzylinder positioniert, was bedeutet, daß Druckvorbereitungen und Druckvorgang selbst on-line ohne manuelle Eingriffe erfolgen. Dieses Anbringen der Einrichtung zur Druckformenerstellung an die Druckmaschine ist nur dadurch möglich, daß anstelle des Laserbelichters mit seiner schwingungsempfindlichen Optik ein schwingungsunempfindlicher, kompakter und stabiler LED-Balken als Belichter eingesetzt wird.

Die Erfindung ist nachfolgend anhand der einzigen Zeichnung näher erläutert.

Es zeigt:

Fig. 1 einen Schnitt durch eine Belichtungs- und Entwicklungseinheit, die anstelle einer üblichen Druckformenvorstapeleinrichtung an eine Klein-Offsetdruckmaschine angehängt ist.

Anstelle einer üblichen Druckformenvorstapeleinrichtung wird ein lichtdicht verschlossenes Gehäuse 3 mittels einer Einhängevorrichtung 17 an einer Druckmaschine 15 eingehängt. Das Gehäuse enthält eine Belichtungseinheit 1 und eine Entwicklungseinheit 2. Die Druckform 5 wird von einer vorsensibilisierten Vorratsrolle 4 abgewickelt und läuft über Transportrollen 7 und ein Transportband 8 unter einem LED-Balken 6 hindurch, der starr an der Decke des Gehäuses 3 quer zur Laufrichtung der Druckform 5 befestigt ist. Die licht-emittierenden Dioden des LED-Balkens 6 werden von einem in der Zeichnung nicht dargestellten Rechner bildgemäß gesteuert und belichten entsprechend den aufgezeichneten Daten die Druckform 5. Die Abspeicherung der Daten auf Datenträgern hat den bekannten Vorteil, daß ein einmal durchgeführter Auftrag archiviert und für Folgeaufträge beliebig oft wiederverwendet werden kann.

Nachdem die Druckform 5 die Belichtungseinheit 1 durchlaufen hat, wird sie kurz vor Eintritt in die Entwicklungseinheit 2 von einer steuerbaren Schneidevorrichtung 9 in die gewünschten Formate geschnitten. In der Entwicklungseinheit 2 durchläuft die Druckform 5 die üblichen Entwicklungsstationen wie z.B. Entwicklungsbad 10, Fixierbad 11 und Wasserbad 12. Je nach Material kann der Entwicklungsvorgang auch aus einem einzigen Schritt bestehen, z. B. im Falle einer Wärmeentwicklung. Anschließend wird die fertige Druckform 5 bei Bedarf von einem Gebläse 13, beispielsweise einem Ventilator, getrocknet oder gekühlt. Vom Anlegetisch 14 der Druckmaschine 15 wird die Druckform 5 über eine bekannte Vorrichtung zum Schnelleinzug von Druckformen eingezogen und automatisch auf dem Plattenzylinder 16 positioniert.

Der Druckprozeß selbst erfolgt in bekannter Weise. Die Druckform 5 wird von einem in der Zeichnung nicht dargestellten Farbwerk eingefärbt. Anschließend wird der Druck vom Gummituchzylinder 18 auf den Papierbogen 19 übertragen. Die Papierbögen 19 werden mittels eines Saugkopfes 21 im Maschinentakt vom Bogenstapel 20 abgehoben und dem Druckwerk 22 zugeführt.

Teileliste

 1 Belichtungseinheit
 2 Entwicklungseinheit
 3 Gehäuse
 4 Vorratsrolle
 5 Druckform
 6 LED-Balken
 7 Transportrolle
 8 Transportband
 9 Schneidevorrichtung
10 Entwicklerbad
11 Fixierbad
12 Wasserbad
13 Gebläse
14 Anlegetisch
15 Druckmaschine
16 Plattenzylinder
17 Einhängevorrichtung
18 Gummituchzylinder
19 Papierbogen
20 Bogenstapel
21 Saugkopf
22 Druckwerk

Claims (6)

1. Verfahren zur filmlosen Erstellung einer druckfertigen Druckform, insbesondere zum Einsatz an einer Klein-Offsetdruckmaschine, dadurch gekennzeichnet, daß eine im Emissionsbereich von licht-emittierenden Dioden (LED) empfindliche Druckform (5) in einer Belichtungseinheit (1) mittels eines rechnergesteuerten LED-Balkens (6) bildgemäß belichtet wird, daß die belichtete Druckform (5) eine Entwicklerstation (2) durchläuft, in der sie entwickelt wird, und daß die Druckform (5) anschließend über einen Schnelleinzug für Druckformen eingezogen und auf dem Plattenzylinder (15) positioniert wird.

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Transport der Druckform (5) in der Belichtungs- (1) und Entwicklungseinheit (2) über Transportrollen (7) und/oder Transportbänder (8) erfolgt.

3. Verfahren nach den Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckform (5) von einer Vorratsrolle (4) abgewickelt wird und erst vor Eintritt in die Entwicklungseinheit (1) von einer Schneidevorrichtung (9) in die gewünschten Formate geschnitten wird.

4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckform (5) als vorgestanzte Blattware verarbeitet wird.

5. Einrichtung insbesondere zur Durchführung des Verfahrens zur filmlosen Erstellung einer druckfertigen Druckform, dadurch gekennzeichnet,
daß sich Belichtungs- (1) und Entwicklungseinheit (2) in einem lichtdichten Gehäuse (3) befinden,
daß die Belichtung über einen rechnergesteuerten LED-Balken (6) erfolgt,
daß die Belichtungs- (1) und Entwicklungseinheit (2) über einen Anlegetisch (14) mit der Druckmaschine (15) verbunden sind
und daß eine Schnelleinzugs-Einrichtung für Druckformen die Druckform (5) auf dem Plattenzylinder (16) positioniert.

6. Einrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Entwicklungs- (1) und die Belichtungseinheit (2) anstellte einer Vorstapeleinrichtung für Druckformen an eine Klein-Offsetdruckmaschine (15) angehängt werden kann oder in eine Offsetmaschine integriert werden kann.