DE3913657A1 - Verfahren zur verarbeitung von guelle zu einem festen duengemittel-produkt - Google Patents
Verfahren zur verarbeitung von guelle zu einem festen duengemittel-produktInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verarbeitung von
Rohgülle, wie sie in landwirtschaftlichen Betrieben, insbe
sondere in Viehzuchtbetrieben, speziell bei der Kälber-, Rin
der- und Schweinemast, anfällt, zu einem festen, rieselfähi
gen Düngemittel-Produkt.
Unter Gülle bzw. Rohgülle versteht man flüssigen Stalldünger,
der sich aus Harn, Kot und Wasser zusammensetzt und der bei der
zunehmenden Massentierhaltung in den letzten Jahren in erheb
lichen Mengen produziert wird. Als Folge der immer strenger
werdenden umweltschützenden und umwelterhaltenden Verhaltens
regeln und Verordnungen ist es für viele Massentierhalter heu
te außerordentlich schwierig, die in seinem Betrieb anfallenden
riesigen Güllemengen zu bewältigen.
Ein großer Teil der bei der Massentierhaltung anfallenden
Gülle wird durch Versprühen auf Felder und Wiesen ausge
bracht. Dies setzt jedoch voraus, daß der Massentierhalter
über entsprechend große landwirtschaftliche Flächen verfügt,
was bei der zunehmenden Arbeitsteilung in Fleisch produzierende
landwirtschaftliche Betriebe mit verhältnismäßig geringer
landwirtschaftlicher Nutzfläche und in Getreide-, Mais-, Ge
müse und sonstige landwirtschaftliche Produkte produzierende
Betriebe mit überwiegend großen landwirtschaftlichen Anbau
flächen meist nicht der Fall ist. Es besteht somit das Problem,
daß die Gülle an dem Ort, an dem sie produziert wird, meist
nicht landwirtschaftlich sinnvoll eingesetzt werden kann, son
dern an andere Einsatzorte verbracht werden muß, was einen er
heblichen technischen und finanziellen Aufwand mit sich bringt.
Hinzu kommt, daß Gülle, eine an Stickstoff reiche Flüssigkeit,
an sich ein wachstumsschädlicher Stoff ist, weshalb die Ver
bringung der Gülle auf Wiesen und Äcker meistens im Winter
halbjahr, wenn die Wachstumsperiode abgeschlossen ist bzw.
noch nicht begonnen hat, erfolgt. Durch den Umstand, daß ein
großer Anteil der Gülle mit seinem nitratbildenden Bestandteil
im Boden versickert, gelangt Nitrat in das Grundwasser und da
mit in das Trinkwasser, dessen Nitratgehalt weit über das zu
lässige Maß hinaus ansteigt und die Gesundheit der Bevölkerung,
insbesondere der Kleinkinder, gefährdet. Trinkwasser mit einem
hohen Nitratgehalt führt nicht nur zu der als Blausucht be
kannten Erkrankung bei Kleinkindern als Folge eines Defizits
an Sauerstoff im Blut, sondern dadurch können auch Stoffwech
selprozesse in Gang gesetzt werden, die zur Bildung von krebs
erregenden Verbindungen führen können.
Obgleich diese Probleme bereits seit langem bekannt sind und
schon verschiedene Vorschläge zur Lösung dieser Probleme ge
macht worden sind, ist eine allseits befriedigende, wirtschaft
liche Lösung dieser Probleme bisher noch nicht gefunden worden.
In der DE-OS 32 25 454 wird beispielsweise vorgeschlagen, fäka
le Abfälle mit Tonmineralien, Fäkalien-spezifischen Mikroorga
nismen, Kalk und sauren Phosphaten zu vermischen, um so diese
Abfälle verwertbar zu machen.
In der DE-OS 26 42 332 wird ein Verfahren zur Trocknung von
Naßdünger, wie Pferdemist, Hühnermist und Kuhmist, vorgeschla
gen, bei dem der Naßdünger mit Kalk vermischt, gemahlen, ge
walzt oder gesiebt und zu Streudünger verarbeitet wird.
Aus der DE-OS 19 54 629 ist es ferner bekannt, Hühnermist mit
trockenem Kalk zu vermengen, während in der DE-PS 33 17 241
vorgeschlagen wird, Hühnermist mit Bentonitmehl und gebranntem
Kalk zu vermischen und das Reaktionsprodukt zu einem festen
Düngemittel zu verarbeiten.
Diese bekannten Verfahren stellen jedoch sehr aufwendige Pro
zesse dar, die einer genauen Überwachung und Dosierung der zu
gesetzten Stoffe bedürfen und daher in aller Regel unwirt
schaftlicher sind als das an sich unerwünschte Ausbringen
der nassen Gülle auf Wiesen und Felder, so daß letzteres Ver
fahren immer noch in viel zu hohem Umfange angewendet wird.
Darüber hinaus sind die bei diesen bekannten Verfahren zur Er
zielung eines rieselfähigen festen Düngemittelprodukts erfor
derlichen Mengen an gebranntem Kalk und Bentonit außerordent
lich hoch, wodurch die Verarbeitung von Gülle auf diesem We
ge unwirtschaftlich wird.
Aus der DE-OS 36 24 988 ist ein Verfahren zur Aufbereitung
von Gülle aus Großtierhaltungen unter Verwendung von Kalk und
Bentonit bekannt, bei dem beim Vermischen zusätzlich noch ei
ne Carbonsäure zugesetzt wird, um eine erdfeuchte krümelige
Masse zu erhalten. Obgleich dieses Verfahren die zuverlässige
Verarbeitung von Rohgülle zu einem festen rieselfähigen Dünge
mittelprodukt erlaubt, ist es immer noch zu aufwendig und un
wirtschaftlich, um auch für kleinere landwirtschaftliche Be
triebe akzeptabel zu sein.
Aufgabe der Erfindung war es daher, ein Verfahren zur Verar
beitung von Rohgülle zu einem festen, rieselfähigen Düngemit
tel-Produkt zu schaffen, das einerseits technisch einfach und
wirtschaftlich ist und andererseits die kontinuierliche Verar
beitung von Rohgülle am Ort ihrer Produktion zu einem festen,
rieselfähigen Düngemittel-Produkt erlaubt, das lagerfähig ist
und auf wirtschaftliche Weise zu beliebigen Einsatzorten
transportiert werden kann.
Es wurde nun gefunden, daß diese Aufgabe erfindungsgemäß da
durch gelöst werden kann, daß bei einem Verfahren zur Verar
beitung von Rohgülle, wie sie in landwirtschaftlichen Betrie
ben, insbesondere in Viehzuchtbetrieben, speziell bei der
Kälber-, Rinder- und Schweinemast, anfällt, zu einem riesel
fähigen festen Düngemittel-Produkt die Rohgülle zuerst in ei
ner üblichen Bioentgasungsanlage unter Rühren bei Raumtempe
ratur bis leicht erhöhter Temperatur, vorzugsweise ca. 30 bis 35°C,
1 bis 2 Wochen lang entfault wird um Kohlenwasserstoffgase,
insbesondere Methan, schwefelhaltige Gase, insbesondere H2S,
und stickstoffhaltige Gase, insbesondere NH3, daraus zu ent
fernen unter Bildung einer nahezu geruchlosen, homogenen, kol
loidierten, d.h. nicht mehr entmischbaren entfaulten Gülle,
wonach in einer weiteren Stufe die erhaltene entfaulte kollo
idierte Gülle in einem beheizbaren Rührbehälter, insbesondere
in einer Drehrohrtrommel, mit einem Calciummineralsalz im Ver
hältnis Gülle : Calciummineralsalz in einem Verhältnis von 1 : 1 bis
4 : 1, vorzugsweise im Verhältnis von 2 : 1, unter Rühren und un
ter Erwärmen auf eine Temperatur im Bereich von 30 bis 80°C,
vorzugsweise 30 bis 50°C, versetzt und gleichzeitig granuliert
wird, und das dabei erhaltene feste Produkt - falls erforder
lich - schließlich in einer geeigneten Mahlvorrichtung weiter zerklei
nert wird, insbesondere auf die gewünschte Korngröße gemahlen, und unter
Zusatz üblicher Desintegrationsmittel zu einem rieselfähigen Produkt
granuliert wird.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, die bei
der Massentierhaltung entstehende Rohgülle an Ort und Stelle
auf technisch einfache und wirtschaftliche Weise zu einem
wertvollen Düngemittel zu verarbeiten, das leicht verpackt,
gelagert und auf wirtschaftliche Weise zu den gewünschten
Einsatzorten transportiert werden kann. Durch die erfindungs
gemäß vorgeschlagene Kombination von Behandlungsstufen läßt
sich die Rohgülle wesentlich schneller und damit wirtschaft
licher zu einem festen Düngemittelprodukt verarbeiten, da auf
die beanspruchte Weise das Wasser unschädlich daraus entfernt
wird. Da bei der Verarbeitung der Rohgülle zu dem Düngemittel
produkt nach dem erfindungsgemäßen Verfahren die Nitratantei
le auf einen Wert von nahezu 0 zurückgeführt werden, ist das
erfindungsgemäße Verfahren außerordentlich umweltfreundlich
und vermeidet zuverlässig die unerwünschte Erhöhung des Ni
tratgehaltes im Grundwasser und die damit verbundenen, bevölke
rungspolitisch erheblich ins Gewicht fallenden Probleme.
Vorzugsweise wird die Entfaulung der Rohgülle erfindungsge
mäß in zwei Stufen unter Zugabe anaerober und aerober Mikro
organismen durchgeführt, wodurch die Vergärung der Roh
gülle stark beschleunigt wird. Vorzugsweise werden alle Stu
fen des erfindungsgemäßen Verfahrens in einem einzigen Be
hälter durchgeführt, wodurch ein kontinuierlicher bzw.
Chargen-weiser Betrieb möglich ist. Es ist auch möglich, das
erfindungsgemäße Verfahren zentral in einem Gebiet zu betrei
ben, in dem mehrere Großviehhalter ihren Sitz haben, wobei
die Gülle mittels Tankwagen in die zentrale Entsorgungssta
tion transportiert und dort zentral zu wertvollem riesel
fähigem Dünger verarbeitet werden kann. In einem solchen Fal
le ist ein voll-kontinuierlicher Betrieb der Anlage möglich,
die auch eine Abfüll- und Wägeeinrichtung umfassen kann, in
der das fertige Produkt gewogen und in Säcke abgefüllt wird.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann aber auch in einer mobi
len, transportablen Vorrichtung durchgeführt werden, die bei
spielsweise auf einem Lastwagenanhänger montiert ist, um so
die Anlage zu den Betrieben zu bringen, in denen die Rohgül
le anfällt.
Da die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens außer
ordentlich einfach ist und auch durch ungeschultes bzw. ange
lerntes Personal erfolgen kann, ist praktisch jeder landwirt
schaftliche Betrieb in der Lage, das erfindungsgemäße Verfah
ren durchzuführen. Darüber hinaus ist es auch möglich, die er
findungsgemäße Verarbeitung von Rohgülle zu Düngemittel-Pro
dukt zu automatisieren. Die bei der Entfaulung der Rohgülle
in einer Bioentgasungsanlage entstehenden flüchtigen Bestand
teile, insbesondere Ammoniak, können durch Erwärmen aus dem
Wasser ausgetrieben werden und das Wasser kann in den Kreis
lauf zurückgeführt werden. Es ist aber auch möglich, die bei
der Entfaulung abgehenden Dämpfe und Gase zu kondensieren und
über Leitungen einer anderen industriellen Verwertung zuzufüh
ren.
Das in der Biogasanlage entstehende Gas kann aber auch zum Aufheizen der
Mischstufe ausgenutzt werden, um so den darin ablaufenden
chemischen Vorgang zu beschleunigen.
Wichtig ist, daß die Rohgülle im Biogas-Reaktor kolloidiert wird und so
mit nicht mehr entmischbar ist, z.T. durch entstehendes Vakuum und durch das
Mischen.
Das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhältliche riesel
fähige trockene Düngemittel-Produkt ist stabil und läßt sich
auf übliche Weise lagern und nach dem Abpacken in Säcke zu
jedem beliebigen Einsatzort transportieren. Der nach dem er
findungsgemäßen Verfahren erhältliche streubare Dünger ist
ein außerordentlich hochwertiges Material aufgrund seines
verhältnismäßig niedrigen Gehaltes an Sulfaten und Nitraten
und seines hohen Phosphor-, Kalium-, Calcium- und Magnesium
anteils.
Die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist insbe
sondere deshalb besonders wirtschaftlich, weil Bioentgasungs
anlagen, wie sie zur Durchführung des erfindungsgemäßen Ver
fahrens eingesetzt werden können, bereits weit verbreitet sind
und die zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens erforder
lichen Zusatzstoffe, insbesondere Thomasmehl, in großen Men
gen zu einem günstigen Preis verfügbar sind.
Die Zusammensetzung einer beispielhaften, erfindungsgemäß be
handelten Gülle ist aus der nachstehenden Tabelle ersichtlich.
Claims (7)
1. Verfahren zur Verarbeitung von Rohgülle, wie sie in land
wirtschaftlichen Betrieben, insbesondere in Viehzuchtbetrie
ben, speziell bei der Kälber-, Rinder- und Schweinemast, an
fällt, zu einem festen, rieselfähigen Düngemittel-Produkt,
dadurch gekennzeichnet, daß
- a) die Rohgülle in einer üblichen Bio-Entgasungsanlage un ter Rühren bei Raumtemperatur bis leicht erhöhter Tempe ratur (ca. 30 bis 35°C) 1 bis 2 Wochen lang entfault wird zur Entfernung von Kohlenwasserstoffgasen, schwefelhaltigen Gasen und stickstoffhaltigen Gasen, insbesondere Methan, H2S und NH3, unter Bildung einer nahezu geruchlosen, homogenen, kolloidierten entfaulten Gülle,
- b) die in der Stufe (a) erhaltene kolloidierte entfaulte Gülle in einem beheizbaren Rührbehälter, insbesondere einer Drehrohr trommel, mit einem Calciummineralsalz im Verhältnis Gül le : Calciummineralsalz in einem Bereich von 1 : 1 bis 4 : 1 unter Rühren und unter Erwärmen auf eine Temperatur im Bereich von 30 bis 80°C versetzt und gleichzeitig granuliert wird und
- c) das in der Stufe (b) erhaltene feste Produkt - falls erfor derlich - in einer üblichen Mahlvorrichtung weiter zerkleinert, ins besondere auf die gewünschte Korngröße gemahlen, und unter Zusatz übli cher Desintegrationsmittel zu einem rieselfähigen Dünge mittel-Produkt granuliert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
in der Stufe (b) die entfaulte Gülle mit dem Calciummineral
salz im Verhältnis 2 : 1 gemischt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß als Calciummineralsalz gebrannter Kalk oder Thomasschlacke
verwendet wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
als Calciummineralsalz Thomasschlacke verwendet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Entfaulung in der Stufe (a) in der Bio-
Entgasungsanlage bei 30 bis 35°C in zwei Stufen unter Zugabe
anaerober bzw. aerober Mikroorganismen durchgeführt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß in der Stufe (b) eine Temperatur in dem Be
reich zwischen 30 und 50°C angewendet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Stufen (a), (b) und (c) in einem einzi
gen Behälter durchgeführt werden.
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