DE4006239C2 - Verfahren zur Entsorgung von Gülle, Klärschlamm und Müll sowie Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens - Google Patents
Verfahren zur Entsorgung von Gülle, Klärschlamm und Müll sowie Vorrichtung zur Durchführung des VerfahrensInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entsorgung von
Gülle, Klärschlamm und Müll nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
Aus der AT 382 862 B ist ein Verfahren zum Konditionieren
von Stoffen mit einem organischen Anteil bekannt, das in
zwei Teilphasen, einer mikrobiologischen Phase und einer
Durchströmungstrocknungsphase, durchgeführt wird. Dabei
wird der Feuchtigkeitsgehalt im Rottegut zunächst verrin
gert und die Temperatur im Rottegut auf etwa 80°C gestei
gert.
Ferner ist man im Stand der Technik vorwiegend aus wirt
schaftlichen Gründen von Festmistverfahren mit Strohein
streu zu Flüssigmistverfahren ohne Einstreu übergegangen.
Kot-/Harngemische werden als sogenannte Gülle bis zur
Ausbringung auf das Feld zwischengelagert. Neben der Ge
ruchsbelästigung beim Lagern
und insbesondere beim Ausbringen, treten verstärkt Probleme
auf; jedoch auch durch Überdüngung eine zusätzliche negative
Einwirkung auf das Pflanzenwachstum sowie das Grundwasser.
Entsprechend dem aus zubring enden Volumen ist der Düngewert
relativ niedrig, d. h. der Transportkostenanteil ist relativ
hoch. Da man die Gülle sinnvoll nur zu bestimmten Jahres
zeiten ausbringen kann, sind große Lagerkapazitäten bis zu
neun Monate lang notwendig. Da der Kubikmeterwert relativ
gering ist, darf jeder zusätzliche Aufwand zur Problemlösung
nicht hoch sein.
Bei einer Massentierhaltung ist aber die kostengünstigste
"Beseitigung" der Gülle wichtiger als die Düngewertaus
nutzung. Das Hauptproblem ist der hohe Wassergehalt mit
nicht wirtschaftlich sinnvoll zu extrahierenden Inhalts
stoffen.
Eine Güllebelüftung senkt zwar die Geruchsbelästigung, aber
auch den Düngewert.
Aufwendige Biogasanlagen sind nur sinnvoll, wenn nebenan
zugleich ein täglicher Energiebedarf vorhanden ist, wobei
das Beseitigungsproblem der anaeroben Flüssig- und Festmasse
dennoch verbleibt, auch wenn diese dann als biologisch
stabil zu bezeichnen ist und umweltfreundlich ausgebracht
werden kann. Die Feststoffe sind ggf. kompostierbar. Die
Separation von Gülle in Fest- und Flüssigstoffe wird schon
seit langem vereinzelt praktiziert.
Der Feststoffanteil ist in Schweinegülle mit 2-6% und
Rindergülle mit 8-16% jedoch relativ gering. Durch die
Abtrennung der organischen Masse hat die Flüssigkeit einen
etwas geringeren Wert, ist zwar technisch leichter
ausbringbar, hat aber weiter ihre negative Wirkung, ähnlich
der bekannten Jauche. Eine Belüftung ist notwendig und
weniger aufwendig als bei Gülle; es wird jedoch eine sehr
geringwertige Flüssigkeit erhalten. Eine Vollklärung und
Ableitung derselben in öffentliche Gewässer ist
wirtschaftlich nicht sinnvoll. Die Feststoffe aus der
Separierung sind auch nicht ohne weiteres ausbringbar, da
auch hierin noch ein relativ hoher Flüssigkeitsanteil
vorhanden ist bzw. der Separator für den Erhalt niederen
Feuchtegehaltes sehr teuer ist.
Es verbleibt also die Kompostierung der Feststoffe, weil bei
derartigen Rotteverfahren zugleich eine Entwässerung
stattfindet. Von Nachteil ist, daß man zwei verschiedene
Produkte auszubringen hat. Bei Geflügelkot/-gülle verhält es
sich anders, da dieser einen wesentlich höheren Wert hat.
Der Geflügelkot aus der Käfighaltung hat schon durch die
Intensivbelüftung in den Ställen einen abgesenkten
Feuchtegehalt und ist damit aber weder flüssig noch fest.
Das Verfahren mit Branntkalkeinmischung ist nur bedingt
einsetzbar, da man dann auch eine entsprechende Verwertung
benötigt. Dieser Geflügelkot wird also je nach Stallhaltung
bei Frischgülleentmistung flüssig gelagert und auf die
Felder gebracht oder wie vorgenannt als Festmist, wobei
besondere Lagerungs- und Ausbringungsprobleme auftreten.
Durch den relativ hohen N-Gehalt und noch vorhandene
Rohproteine ergibt dieser Kot zwar einen guten Düngewert,
aber auch eine höhere Boden- und Grundwasserbelastung.
Bekanntlich kann man zu Mais wesentlich höhere Mengen Gülle
ausbringen, erhält aber auch größere Umweltbelastungen.
Geflügelkottrocknungsanlagen existieren beispielsweise als Trommel-Bandtrockner.
Dabei ist eine Mindesttemperatur von
130°C zu benutzen, um das Produkt pathogenfrei zu erhalten.
Wegen des Proteingehaltes wird dieses Produkt in einigen
Ländern als Eiweißfutter in der Rinderhaltung verwendet.
Auch unter Beachtung einiger Anwendungsregeln sind nicht mit
Sicherheit negative Auswirkungen im Fleisch auszuschließen.
Der Düngewert des heißluftgetrockneten Produktes steht in
extremem Maße in keinem Verhältnis zum dazu betriebenen
Aufwand. Durch die immer wiederkehrende Ausbringung der
maximalen Mengen entsteht jedoch eine Belastung des Grund
wassers.
Abgesehen davon, daß die Beseitigung der tierischen
Exkremente umweltfreundlich sein soll, bleibt festzustellen,
daß jeder Aufwand hierfür bisher unwirtschaftlich ist.
Ebenfalls bekannt ist die Kompostierung - basierend auf den
bekannten Prinzipien des aeroben Rotteprozesses - von
vorentwässerten Kotgemischen, aber auch bereits von
separierten oder halbfesten Stoffen in der Tierhaltung.
Spätestens seit der letzten Ölpreissteigerung hat sich die
direkte totale Trocknung von Abfall-Frischgut auf
12 bis 14% lagerfähiges Gut als völlig unrentabel erwiesen
(Bandtrockner oder Trommeltrockner). Inzwischen kommen aber
Umweltschutzaspekte auf, die eine Problemlösung ungeachtet
der Rentabilität notwendig machen.
Ferner sind sog. Zwei-Phasen-Systeme bekannt, bei denen man
die festen Stoffe von den flüssigen in Schneckenseparatoren,
Dekanter, Zentrifugen- oder Bandpressen trennt, wobei es
sich um aufwendige Systeme handelt. Der Feststoff wird dann
weiterverarbeitet bzw. kompostiert. Alle diese
Zwei-Phasen-Systeme haben neben hohem technischem Aufwand
den Nachteil, daß das Problem des Abwassers verbleibt, das
insbesondere bei tierischem Ursprung sehr schwer zu lösen
ist.
Reine Kompostiersysteme sind einfache, längliche Mieten.
Hierin dauert der Kompostiervorgang sehr lange, nämlich je
nach Witterung drei bis vier Monate oder länger. Nur im
Inneren der Miete kann ein richtiger Rotteprozeß
stattfinden, der aber mangels Sauerstoff wieder abstirbt,
wenn nicht von Zeit zu Zeit aufgelockert wird. Bei jedem
Mischen/Umsetzen wird aber äußeres kalt es mit innerem warmem
Gut gemischt. Jedes Mal wird der Umwandlungsprozeß jedoch
unterbrochen aufgrund der ständigen Temperaturschwankungen.
Nur unter den günstigsten Voraussetzungen mit einer
richtigen Mischung von Rottemasse kann man mit vorgenanntem
Freiland-System in zwei bis drei Wochen einen Rotteprozeß
abschließen. Eine gewisse Feuchte muß insbesondere im Sommer
aufrechterhalten werden, was zeitraubend und aufwendig ist.
Zum Umsetzen von Mieten braucht man großes Gerät, und je
länger der Rotteprozeß dauert, um so größere Flächen.
Nach einem neuen Verfahren gemäß WO 86/04576 wird
Wärmerecycling angewandt. Man erreicht sofort eine hohe
Rottetemperatur, nimmt aber die warme Abluft über einen
Wärmetauscher zur Vorwärmung der neuen Luft. Dieses System
basiert eher auf einer durch Wärme erzielten Entwässerung
als auf einem Kompostiervorgang. In diesem vorbekannten
Verfahren wird das Rottegut mit einer Heißlufttrocknung auf
eine lagerfähige Feuchte gebracht. Durch das Recycling von
Wärme und das Ausnutzen der stärksten thermalen
Entwässerungsphase bei Rottebeginn ist der Energieaufwand
geringer (ca. 25%) als bei anderen direkten Verfahren, die
nur trocknen. Dieses System ist eine Kombination von
Kompostierung und Trocknung, jedoch eher eine Art von
Trocknungsverfahren.
Das gesamte Verfahren ist für solch ein relativ geringwer
tiges Gut zu aufwendig und einseitig, da kein vollständiger
bakteriologischer Abbau in biochemischer Hinsicht stattfin
det, sondern abgebrochen wird.
Demgegenüber liegt dem eingangs genannten Verfahren die
Aufgabe zugrunde, einen vollständigen bakteriologischen
Abbau bei beschleunigter Kompostierung mit einfachen Mit
teln in wirtschaftlicher Weise sicherzustellen.
Diese Aufgabe wird durch das im Anspruch 1 gekennzeichnete
Verfahren bzw. durch die Vorrichtung gemäß Anspruch 4
gelöst.
Im Hinblick auf den eingangs ausführlich geschilderten
Stand der Technik erweist sich die erfindungsgemäße Verfah
rensführung durch die Gliederung in die drei Stufen a-c
unter Abstimmung ihrer detaillierten Parameter für den
Fachmann als überraschend gelungen, wobei in Vorkonditionie
rungsstufe a die besonderen Mischungsverhältnisse, C/N-Ge
halt, pH-Wert und Schüttgewicht angegeben werden. Von
besonderer Bedeutung ist ebenfalls die Trennung der ther
mophilen von der sog. mesophilen Phase, da hier unterschied
liche biochemische Reaktionen ablaufen, die sich sonst
gegenseitig stören. Der Hochtemperaturbereich bzw. die
thermophile Phase der Stufe b von 65 bis 78° ist für das
gesamte Rottegut insofern wichtig, da erst hier eine Reihe
von Unkrautsamen unfruchtbar und andere Schadstoffe, wie
Phytoparasiten (Kohlhernie, Viren und Nematoden) zerstört
werden. Der Einsatz von Bakterien kann hier vorteilhafter
weise vorgesehen werden, um bestimmte gefährliche Gifte
abzubauen. Der eigentliche Rotteprozeß verläuft jedoch mehr
im Niedertemperaturbereich, der sog. mesophilen Phase, von
28 bis 38°C in der Stufe c der chargenweisen Nachkondi
tionierung.
Es dürfte einleuchten, daß erfindungsgemäß die unterschied
lichsten Ausgangsbestandteile eingesetzt werden können,
nämlich umfaßt das Wort Müll allgemein den Abfall aus
Gemeinde, Industrie und/oder Landwirtschaft. Bei Berücksich
tigung der erfindungsgemäßen Parameter des Anspruchs 1
fällt dann ein Endprodukt an, das einen Wasseranteil von
ca. 20 bis 30 Gew%, insbesondere 20 Gew% Wasser besitzt und
annähernd geruchlos ist und witterungsgeschützt kostengün
stig unbegrenzt lager- und streufähig ist, nämlich ein sog.
Humusdünger oder auch Torfersatz.
Da nach dem erfindungsgemäßen Verfahren der Rotteprozeß
relativ schnell abläuft, dürfte es einleuchten, daß das
Rottespeichervolumen geringer sein kann als bisher und
deshalb die Vorrichtung weniger aufwendig zu sein braucht
als nach dem Stand der Technik.
Im folgenden wird ein Ausführungsbeispiel
für die Vorrichtung zur Durch
führung des erfindungsgemäßen Verfahrens gegeben.
Es zeigt:
Fig. 1 ein Übersichtsschema der erfindungsgemäßen
Vorrichtung,
Fig. 2 eine schematische Querschnittsdarstellung
mit einigen Einzelheiten der erfindungsge
mäßen Vorrichtung;
und
und
Fig. 3 eine schematische Draufsicht auf eine
weitere Ausführungsform der erfindungsge
mäßen Vorrichtung.
In Fig. 1 ist allgemein die Rottemasse bezeichnet, bei der
es sich ebenfalls um ein Strohlager handelt, das einer
Zerreißanlage 2 zugeführt wird. Von dort aus wird es über
eine pneumatische Transporteinrichtung 3 in eine Dosiervor
richtung 4 zugeführt, wo die Stroh- und Rottemasse im rich
tigen Verhältnis zueinander eingestellt werden, so daß der
gewünschte Wassergehalt von 50 bis 65 Gew% vorliegt. Mit 5
bzw. 5a sind Behältnisse bezeichnet, die teilweise oder ganz
behandelt es Produkt wieder aufnehmen und erneut ins Ver
fahren zurückführen. Es dürfte einleuchten, daß unterschied
lichste Additive ferner in geeigneten Verhältnissen zu
gesetzt werden können, beispielsweise Flüssig N, Mineral
dünger oder Filterstaub, die von dem Behältnis
6 aufgenommen werden. Mit 7 ist ein Naßkotbehälter mit
Rührwerk bezeichnet, der über eine Pumpe 8 mit dem
eigentlichen Mischer 9 verbunden ist. Dieser kann geheizt
werden und ermöglicht die Herstellung des optimalen Mischungs
verhältnisses für die Kompostierung. Bevor das Gemisch in
den Reaktor 11 eingegeben wird, durchläuft es vorteilhafter
weise eine Vorpreßeinrichtung 10. Im Bioreaktor wird für
einen Zeitraum von mehreren Tagen eine Temperatur von 65 bis
78°C aufrechterhalten. Die den Reaktor 11 durchlaufende
Rottemasse wird dann auf Rollplatten oder sog. Palettenstapel
kisten gebracht, die allseitig belüftet werden und in einem
Lager 12 der Nachkonditionierung unterliegen. Das Lager 12
weist eine statische Drainage und eine Belüftung mit Zu- und
Abluft auf. Nach 10 bis 14 Tagen ist der Trocknungsprozeß
abgeschlossen und die Rottemasse weist nur noch einen Wasser
anteil von etwa 20 Gew% auf und kann weiterverarbeitet
werden, wie dieses durch den Pfeil 13 angedeutet ist.
Es dürfte einleuchten, daß die bei den verschiedenen
mikrobiologischen Prozessen freiwerdende Energie beim
Trocknungsprozeß der Nachkonditionierung verwendet werden
kann, so daß sich der Energiebedarf reduziert.
Eine weitere, nicht gezeigte, Ausführungsform einer erfindungs
gemäßen Vorrichtung geht davon aus, zwei oder drei Reaktor
linien nebeneinanderzustellen, wobei vorteilhafterweise nur
eine Misch- und Dosierzentrale (nicht gezeigt) diesen Reaktor
linien vorgesetzt ist. Im Normalfall umfaßt ein
Reaktorbehälter 11 ein Volumen von ca. 30 m³, in den 20 m³
Naßkot pro Tag mit Zusätzen eingefüllt wird. Es dürfte
einleuchten, daß die Reaktorlinie, bestehend aus mehreren
Reaktorbehältern, das Umsetzvolumen beträchtlich erhöhen
kann.
Insbesondere ist das erfindungsgemäße Verfahren bei
folgenden Ausgangsstoffen einsetzbar:
- 1) Hühnerkot mit 70-80% Feuchte
- 2) Hühnerkot mit 55-65% Feuchte
- 3) Schweinegülle mit 92-96% Feuchte
- 4) Milchviehgülle mit 86-98% Feuchte
- 5) Mastrindergülle mit 82-90% Feuchte
- 6) Holzschnitzel
- 7) Grünmasse (Algen)
- 8) Kommunen- und Industrieanlagenklärschlamm.
Zur Erlangung einer optimalen Rottefeuchte ist alles auf
etwa 50-60% Feuchte zu bringen.
Dies kann durch teilweises Recycling von bereits fermentier
tem Produkt geschehen. Letzteres ist aber auch notwendig, um
das Frischprodukt sofort mit bakteriologisch prozessiertem
Gut zu versetzen.
Nur Pos. 1 ist mit Recyclingprodukt auf den notwendigen
Feuchtegehalt bringbar. Pos. 6, 7 und 8 sind besonders
vorzubehandeln, da sie schwierig fermentieren.
Bei Pos. 3, 4 und 5 ist Recyclingprodukt vorteilhaft.
Der Mischvorgang erfolgt chargenweise fördertechnisch
volumetrisch, da eine besondere Genauigkeit nicht notwendig
ist. Die Mischwerkzeuge müssen auch langfaseriges Gut
verarbeiten können. Der Mischer selbst ist in einem
Heißwasserbad (ca. 90°C) installiert. Der Mischvorgang
sollte intervallmäßig langsam erfolgen, damit das Mischgut
Zeit hat, sich zu erwärmen, aber auch, damit bei
Rottemassebeigabe die Feuchtigkeit total in die Fasermasse
einziehen kann.
Nach dem Mischen wird diese angewärmte homogene,
bakteriologisch infiltrierte Masse in einen Zwischenbehälter
gefördert, welcher eine Preßschneckenaustragung hat. Diese
Schnecken mit ca. 60 mm Durchmesser (50-100 mm) haben im
Austragrohr ein freies Wellenende, welches in der Mitte des
herausgepreßten Stranges ein 10-20 mm großes Loch beläßt.
Beim freien Austritt des Preßstranges aus dem Rohr fällt
diese Masse in Stücken von 100-250 mm ab auf ein
Förderband.
Mittels eines Förderbandes mit Abstreifer werden die
Großpeletts, sog. "Elefantenpeletts", über die gesamte
Breite des Bioreaktors verteilt. Wenn die vorgegebene
Schütthöhe im Reaktor erreicht ist, bewegt sich der
Kratzboden des Reaktors vorwärts, so daß immer eine
gleichmäßige Schütthöhe über die gesamte Breite von 2,0 bis
2,5 m im Bioreaktor vorhanden ist.
Sofern keine Pelettierung vorgenommen wird, ist die
Rottemasse im Bioreaktor intervallmäßig durchzurühren, damit
immer ausreichend Sauerstoff für den C/N-Umsetzprozeß der
Rottemasse vorhanden ist. Nicht pelettiert ist in der ersten
Stufe nur eine Lagerhöhe von ca. 1 m zu empfehlen und in
pelettierter Form ca. 1,50 m; in einer evtl. zweiten Stufe
1,30 m bzw. 1,80 m. Die Großpeletts mit einem Loch in der
Mitte werden unregelmäßig eingebracht, verkleben zwar etwas
aneinander, liegen aber kreuz und quer, so daß immer überall
Luft um oder durch jedes Stück streichen kann. Somit ist
ohne Umrühren immer eine intensive Luft-, d. h.
Sauerstoffzuführung gegeben, d. h. es ergeben sich immer
optimale Bioreaktionsverhältnisse.
Durch die Anwärmung der Biomasse und bakteriologische
Impfung durch das Recyclingprodukt erhalten wir im Reaktor
in der Rottemasse sofort die idealen Rottetemperaturver
hältnisse von ca. 70°C.
Der Reaktor besteht aus einem oder mehreren hintereinander
angeordneten Kratzbodenbehältern von 200-250 cm Breite,
100-250 cm Seitenwandhöhe und 8-12 Meter Länge. Am Ende
eines Behälters befindet sich ein Schräghochförderkratzboden
zur Überhebung in den nächsten Behälter oder zur Entleerung
desselben. Der gesamte Reaktor ist isoliert verkleidet, um
einen Treibhauseffekt zu erhalten.
Durch den Bioreaktionsvorgang erfolgt zugleich eine
Entwässerung. Flüssigkeit verdampft und zieht ab durch
Abluftschächte über das Dach hinaus, möglichst mit einer
Venturieffekthaube. Die Zu- und Abluftgeschwindigkeit wird
mittels Klappen reguliert. Die Zuluft wird mittels einer
Heißwasserdüse vorgewärmt. Hiermit wird auch die Luftfeuchte
in dem Reaktor reguliert.
Für die Verarbeitung von z. B. 25 m³/Tag Frischkot, braucht
man im Reaktor ein Rottemassevolumen von ca. 70-90 m³
bei 2-3 Tagen Rottezeit. Je nach Weiterverwertung oder
Nutzungsabsicht ist die Biomasse im letzten Reaktorbehälter
mittels einer Heißlufttrocknung auf 20% bzw. auf 12-14%
Feuchte herunterzutrocknen. Letzteres ist notwendig, wenn
Mineraldünger zugemischt werden soll. Eine Alternative
hierzu ist der Fortfall dieser gesamten letzten
Heißbelüftungsstufe und Einlagerung in den erwähnten
Holzpalettenkisten mit luftdurchlässigen Seiten und Böden.
Die Holzpalettenkisten werden in einen gut isolierten
Hallenraum übereinander gestapelt eingelagert, wobei die
einzelnen Stapel 10-30 cm Abstand haben sollten, um eine
gute Umluftzirkulation zu erlauben.
Dieser Hallenraum bekommt ein hygrostatisch gesteuertes
Luftbefeuchter-Umluftsystem mit Abluft. Hier erfolgt eine
Nachkonditionierung des durchgerotteten Gutes; es trocknet
langsam weiter aus (rel. Feuchte, notwendig für
Rotteprozeß-Endphase, dann mit Trockenluft arbeiten,
entfeuchtete Luft).
Sofern auf exaktes Nachtrocknen bzw. Zeit keinen Wert gelegt
wird, bzw. es nicht unbedingt notwendig ist, weil es so auf
das Land gebracht wird, kann man diese Holzpalettenkisten in
jede beliebige Halle stellen, aber mit Abluftschächten über
das Dach hinaus.
Sofern es weiter verarbeitet werden soll, kann statt der
Einlagerung in Holzpalettenkisten das durchgerottete Produkt
auch über eine Strangpresse mit Heißdampf oder über andere
Trockner geleitet werden. Für bestimmte Zwecke ist es von
Interesse, eine kurzfristige Heißluftphase von über 130°C
erzeugen zu können, um das Gut bakteriologisch immun
(salmonellenfrei) zu erhalten. Die einmal durchgerottete
Biomasse ist nur feuchtegeschützt annähernd geruchsfrei
und beliebig lange lagerbar. Darin enthaltene NPK MgO
Nährstoffe sind an die organische Masse gebunden und somit,
gegensätzlich zu anderen Mineraldüngern, langsam verfügbar.
Dadurch kann keine ätzende Wirkung im Boden entstehen. Durch
die Einbringung der organischen Masse, die biologisch stabil
ist und keine Nebenwirkungen mehr hat, entsteht ein
positiver Einfluß auf die Osmose, d. h. Nährstoffübertragung
in die Pflanzenwurzeln. Eine Nitratvergiftung von
Grundwasser und Boden, wie sie durch wasserlösliche
Mineraldünger entsteht, gibt es bei diesem Produkt nicht
mehr.
Die annähernd geruchlose Lagerung und Ausbringung ist
sichergestellt. Im übrigen entsteht keine Umweltbelastung
mehr durch starke Ammoniakemissionen.
Claims (4)
1. Verfahren zur Entsorgung von Gülle,
Klärschlamm und Müll unter Erhalt von Humusdünger oder
Torfersatz, ggf. in pelletartiger Form, dadurch gekennzeich
net, daß
- a) eine Vorkonditionierung der Gülle durch Herstellen optimaler Mischungsverhältnisse für die Kompostierung erfolgt, wobei der Wasseranteil auf 60 bis 65 Gew.-%, der pH-Wert auf 6,5 bis 7, der C/N-Gehalt auf einen Bereich von 20-30 : 1 und das Schüttgewicht auf einen Bereich von 600-800 kg/m³ eingestellt wird,
- b) eine kontinuierliche Kompostierung in einem belüfteten Reaktor unter ständiger Bewegung bei einer Temperatur im Bereich von 65 bis 78°C für einen Zeitraum von mehreren Tagen unter Reduzierung des Wasseranteils um 20 bis 30 Gew.-% erfolgt und
- c) eine chargenweise Nachkonditionierung in belüfteteten Behältern bei einer Temperatur im Bereich von 28 bis 38°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von etwa 90% für eine Zeitspanne von 10 bis 14 Tagen unter Einstel lung des restlichen Wasseranteils auf 20 bis 30 Gew.-% erfolgt oder eine Strangpressung im Anschluß an die kontinuierliche Kompostierung kurzfristig mit Heißdampf und/oder Luft über 130°C unter Einstellung des restli chen Wasseranteils auf unter 20 Gew.-%, insbesondere 12 -14 Gew.-%, durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeich
net, daß man Abfälle aus der Holzindustrie, Stroh, Algen,
Pflanzen, mineralölverseuchte Erde und/oder Bakterienstämme
bei der Vorkonditionierung zumischt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß man das Endprodukt teilweise recyclisiert
und bei der Vorkonditionierung zumischt.
4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
nach einem oder mehreren der vorstehenden Ansprüche 1 bis
3, gekennzeichnet durch
- a) eine Mischvorrichtung für die Ausgangsbestandteile, die ggf. temperierbar ist,
- b) einen zwei- bzw. mehrstufigen Reaktor mit Förderern, Rühreinrichtung, Kratzboden und Belüftungseinrichtungen zur Aufnahme der vorkonditionierten Ausgangsbestandteile,
- c) Palettenstapelkisten als Behälter zur chargenweisen Auf nahme der kompostierten Produkte oder Strangpresse.
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