DE3906124A1 - Rohrreinigungsmittel auf enzymbasis - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein üblicherweise als Rohrreinigungsmittel bezeichnetes Produkt, das dazu dient, verstopfte oder zur Verstopfung neigende Ausgüsse in Haushalt und Gewerbe zu reinigen, bzw. drohende Verstopfungen der Rohre unter den Ausgüssen zu verhindern. Dieses geschieht mit dem erfindungsgemäßen Produkt auf enzymatische, nicht agressive Weise mit Produktbestandteilen, die weder das Grundwasser noch die Kläranlagen und das Abwasser belasten oder schädigen.

Bisher übliche Rohrreiniger bestehen in der Regel aus hoch-agressiven, anorganischen Chemikalien, wie z. B. Natriumhydroxid. Dieses hydrolysiert unter Bildung erheblicher Lösungswärme alle den Ausguß verstopfenden organischen Bio-Polymere und zerlegt sie in der Regel in ihre wasserlös­ lichen Monomere. Dieses trifft zu bei Stärke, Eiweiß, Fetten, Pentosanen und Keratin. Definiert sind diese bisher benutzten Rohrreinigungsmittel nach dem Stand der Technik in: "Qualitätsnormen für sonstige Haushalts­ reinigungs- und Pflegemittel" in SÖFW (Seifen- Öle- Fette- Wachse), 1987. Diese agressiven Rohrreinigungsmittel nach dem Stande der Technik weisen unter zeitgemäßen Gesichtspunkten erhebliche Nachteile auf:

1. Sie sind in der Regel toxisch und für z. B. Kinder unzugänglich aufzu­ bewahren.

2. Sie belasten die Kläranlagen und das Abwasser.

3. Sie sind gefährlich bei der Handhabung, da sie in der Regel Verätzun­ gen verursachen können.

Der vorliegenden Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, die bisherigen, kritisch zu beurteilenden Rohrreinigungsmittel durch sanfte Reinigung­ methoden zu ersetzen, die sich natürlicher, biologischer, nicht agressiver Abbaumethoden für das, die Verstopfung verursachende Bio-Material bedient. Darüberhinaus soll das erfindungsgemäße Produkt mit keinem seiner Bestand­ teile weder das Grundwasser noch das Abwasser und die Kläranlagen belasten und den natürlichen Prozeß in den biologischen Kläranlagen nicht behindern.

Diese Aufgabe wurde erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß ein enzymhaltiges Produkt formuliert wurde, das im Wesentlichen folgende Bestandteile enthält:

1. Die Enzymzusammensetzung - künstlich zusammengestellt oder im natürlichen Verbund aus biologischem Material gewonnen - entspricht in seiner spezifi­ schen Abbauleistung dem durchschnittlichen Bio-Material, das in Haushalt und Gewerbe Abfluß- und Rohrverstopfungen verursacht. Dieses sind in der Regel Gemüsereste, stärkehaltiges Pflanzenmaterial, z.T. gequollen, Eiweiß, Fette. Die Bio-Polymere werden mit dem erfindungsgemäßen Produkt mazeriert, wobei sich überraschenderweise herausstellte, daß eine völlige Auflösung des Bio-Materials nicht notwendig war, um eine Verstopfung des Ausgusses zu verhüten oder zu beseitigen. Es genügt, das Bio-Material in kleine Bruchstücke der Polymeren bzw. in einzelne Zellen bzw. -Zellaggregate der pflanzlichen Stoffe enzymatisch zu zerteilen, um das zur Verstopfung bzw. zur Brückenbildung neigende Bio-Material fortschwemmbar zu machen.

Die Enzymmischung besteht im Wesentlichen aus Pektinasen, Amylasen, Cellu­ lasen, Polygalakturonasen, Lipasen und Proteasen. Überraschenderweise stell­ te sich heraus, daß bestimmte Mikroorganismen, wie Aspergillus-Arten, von Natur aus eine für die erfindungsgemäße Anwendung sehr günstige Enzym­ mischung produzieren, so daß ein Mazerat aus der Kultur dieser Mikroorga­ nismen hervorragend für den erfindungsgemäßen Zweck geeignet war. Durch die Anwendung eines solchen Pilzmazerates verbilligte sich das erfindungs­ gemäße Produkt auch erheblich.

2. Eine Puffersalzmischung auf Zitratbasis in an sich bekannter Zusammen­ setzung, um die maximale Aktivität der eingesetzten Enzyme bei ihrem durchschnittlichen p_H-Wert zu gewährleisten. Es stellte sich heraus, daß bei der geschilderten Zusammensetzung der Enzyme ein p_H-Wert von ca. 4.0 optimal war.

3. Im Falle einer flüssigen Zubereitung des erfindungsgemäßen Produktes muß dieses konserviert werden, um einen mikrobiologischen Abbau während der Lagerung zu vermeiden. Am günstigsten erwies sich eine Mischung aus Sorbinsäure- und Benzoesäure-Salzen für diese Zwecke.

4. Um Schwermetallspuren, die als Enzymgifte wirken können, komplex zu binden, wird eine geringe Menge Ethylendinitrilotetraessigsäure (Di-Na­ triumsalz) hinzugefügt.

5. Als Trägerstoff wird Kochsalz (Natriumchlorid) verwendet, das im Falle einer erfindungsgemäßen flüssigen Zubereitung über den dadurch hervor­ gerufenen osmotischen Druck in der Zubereitung eine zusätzliche Konser­ vierung bewirkt.

6. Um bei Rohrverstopfungen mit Fettverklebungen zunächst eine Auflocke­ rung des Materials zu bewirken, wird eine geringe Menge eines bilogisch abbaubaren, enzymtoleranten Tensides zugefügt.

Das vorbeschriebene, erfindungsgemäße Produkt soll in der Regel prophy­ laktisch gegen drohende Verstopfungen von Abflußkanälen angewendet werden. Hierdurch können im Ansatz Brückenbildungen und sonstige Materialfest­ setzungen vermieden werden. Es empfiehlt sich, das erfindungsgemäße Produkt nach Anwendungsvorschrift über Macht wirken zu lassen.

Ein Produkt folgender Zusammensetzung bewirkte innerhalb von 6 Stunden eine Auflösung eines Testpfropfes und ein Fortschwenmen des mazerisier­ ten Materials:

a. Enzymmischung aus Protopektinase, Polygalakturonase, Cellulase, Hemicellulase, Protease, Lipase
2,0 Gramm
b. Ethylendinitrilotetraessigsäure (Na₂-Salz)	0,10 Gramm
c. Kalium-Sorbat (für die flüssige Zubereitung)	2,50 Gramm
d. Natrium-Benzoat (für die flüssige Zubereitung)	2,50 Gramm
e. Citrat-Puffersalzmischung (pH 4)	26,00 Gramm
f. Enzymtolerantes Tensid	25,00 Gramm
g. Kochsalz (für die pulverförmige Zubereitung)	946,90 Gramm
h. Kochsalz (für die flüssige Zubereitung)	90,00 Gramm
i. Wasser (für die flüssige Zubereitung)	851,90 Gramm

Mit diesen beiden Rezepturen (flüssig und pulverförmig) wurde ein Testpfropf in einer geeigneten Apparatur behandelt. Der Testpfropf hatte folgende Zusammensetzung, die den praktischen Verhältnissen bei üblichen Ausgußverstopfungen im Haushalt entsprach:

Salat, kleingeschnitten|40%
Kartoffeln, gekocht, püriert	20%
Hühnereiweiß, kleingehackt	20%
Hartfett, geschmolzen	5%
Möhren, roh, geschnitzelt	15%

Das erfindungsgemäße Produkt kann sowohl - wie beschrieben - in flüssiger als auch in pulverförmiger Form hergestellt und verwendet werden. Die Dosierung pro Anwendung beträgt ca. 20-25 Gramm, wobei angenommen wird, daß der Inhalt eines Geruchverschlusses in einem Haushaltsausguß ca. 500 ml beträgt.

Ein Mazerat aus enzymhaltigen Mikroorganismen kann zur Verwendung im erfindungsgemäßen Produkt wie folgt hergestellt werden:

Eine Oberflächenkultur einer enzymhaltigen Aspergillus-Art auf einem geeig­ neten Agar-Nährboden wird mit einem Homogenisiergerät gründlich homogeni­ siert und für die flüssige Zubereitung mit 20% Kochsalz versetzt. Für die Verwendung in einer pulverförmigen Rezeptur wird diese pastöse Masse dann im Vakuum bei maximal 40°C getrocknet.

Claims (4)

1. Rohrreinigungsmittel auf enzymatischer Basis, dad. gek., daß das Mittel ein oder mehrere Enzyme enthält, die in der Lage sind, die üblicherweise die Rohrverstopfungen im Haushalt und im Gewerbe verursachende Biomasse aufzulockern bzw. abzubauen.

2. Rohrreinigungsmittel nach Anspruch 1, dad. gek., daß die einzelnen Enzyme zu einer optimalen Enzymmischung zusammengemischt werden und im erfindungs­ gemäßen Produkt zum Einsatz kommen.

3. Rohrreinigungsmittel nach Anspruch 1, dad. gek., daß ein Homogenisat aus enzymhaltigen Mikroorganismen mit geeignetem Enzymspektrum verwendet wird.

4. Rohrreinigungsmittel nach den Ansprüchen 1-3, dad. gek., daß die Enzyme vorzugsweise Protopektinasen, pektinasen, Amylasen, Cellulasen, Polygalak­ turonasen, Lipasen und Proteasen sind.