DE3903445A1 - Verfahren zur entfernung von iod und iodverbindungen aus wasserstoffhaltigen gasen und daempfen - Google Patents
Verfahren zur entfernung von iod und iodverbindungen aus wasserstoffhaltigen gasen und daempfenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur raschen und
wirksamen Entfernung von Iod und/oder organischen Iod
verbindungen mit einer niedrigen Anzahl von Kohlenstoff
atomen, inbesondere aus wasserstoffhaltigen Gasen und/
oder Dämpfen, unter Einsatz von silberbleiausgetauschtem
Zeolith X.
Zur Entfernung von organischen Iodverbindungen und/oder
Iod aus Gasen, inbesondere zur Abscheidung von radioak
tivem Spaltprodukt-Iod aus Atmosphären in kerntech
nischen Anlagen, ist es bekannt, Aktiv-Kohle oder mit
Iod und/oder Iodid imgrägnierte Aktiv-Kohle anzuwenden.
R.E. Adams, R.D. Ackley; Kapitel 2.1: "Trapping of
Radioactive Iodine and Methyl Iodide by Iodized
Charcoal" in Nuclear Safety Program Annual Progress
Report for Period Ending December 31, 1967. ORNL-4228
(April 1968, S. 99 bis 1143). Auch aminimprägnierte
Aktivkohle wird benutzt.
Dieses Adsorptionsmaterial ist jedoch nicht überall
verwendbar, da es brennbar ist und bei relativ nied
rigen Temperaturen, beispielsweise 150°C, das absor
bierte Iod in nennenswerten Mengen bereits wieder frei
gibt. Treten höhere Temperaturen im zu reinigenden Gas
auf, oder muß mit einer starken Erwärmung des Adsorber
materials durch die Zerfallswärme radioaktiver Spalt
produkte gerechnet werden, müssen temperaturfeste und
unbrennbare Materialien verwendet werden.
Es wurde festgestellt, das Spaltprodukt-Iod nicht nur
in elementarer Form, sondern in Form von organischen
Verbindungen niederer Kohlenstoffzahl, beispielsweise
in Form von radioaktivem Methyliodid, in Abgasen kern
technischer Anlagen auftritt. Aus diesem Grunde müssen
Adsorbermaterialien, die allgemein verwendbar sein
sollen, in gleichem Maße auch organische Iodverbindungen
zurückhalten.
Andere, zur Iodabscheidung eventuell bei genau definier
ten Adsorptionsbedingungen brauchbare Adsorbermateria
lien, wie z. B. silberimprägnierte, keramische Sinterpro
dukte (sogenannte Berl-Sättel), silberbeschichtete
Kupferspäne oder silberbeschichtetes Silicagel, sind
entweder wenig bzw. überhaupt nicht effektiv für die
Zurückhaltung von Methyliodid und/oder verlieren ihre
Wirksamkeit bei Durchgang von Heißdampf. Darüberhinaus
besitzt imprägniertes Silicagel die Eigenschaft, Wasser
aufzunehmen und dadurch seine Festigkeit einzubüßen.
Diese Materialien sind daher für eine allgemeine An
wendung, d. h. für eine Verwendung in verschiedenartigen
Iodentfernungsanlagen unter gegebenenfalls unterschied
lichen, evtl. sogar rasch wechselnden, Adsorptionsbedin
gungen, beispielsweise während eines Unfalls oder nach
einem Unfall, unbrauchbar.
Die in der DE-OS 21 09 146 beschriebenen silberimpräg
nierten Sorptionsmittel-Formteilchen, die überwiegend
aus amorpher Kieselsäure bestehen zeigen zwar eine hohe
Sorption für Iod bzw. Iodverbindungen und sind gegen
Heißdampf beständig, haben aber den Nachteil, daß die
Salzimprägnierung unter den Heißdampfbedingungen bei
150°C bereits ausgewaschen werden kann.
Gegen Auswaschungen beständig sind dagegen silberausge
tauschte Molekularsiebzeolithe. Zeolithe sind Alumo
silikatgerüste mit der allgemeinen Formel:
M m/z (m AlO2 n SiO2) qH2O
wobei M m/z austauschbare Kationen, (m AlO2 n SiO2) das
anionische Gerüst und q H2O die sorbierte Phase bedeu
ten. Entsprechende Zeolithe sind beispielsweise in D.W.
Breck, Zeolith Molecular Sieves, John Wiley & Sons, Inc.
New York 1974 beschrieben.
Für die Iodsorption sind bereits silberausgetauschte Mo
lekularsiebe untersucht worden. D.T. Pence, F.A. Duce,
W.J. Maeck, Proceedings 12th AEC Air Cleaning Confe
rence, Oak Ridge, TN, January 1973, S. 417, J.G.
Wilhelm: "Trapping of Fission Product Iodine with
Silber Impregnated Molecular Sieves, Saclay, France,
November 4th to 6th 1969". Bericht der Gesellschaft für
Kernforschung m.b.H., Karlsruhe, No. KFK-1065 (October
1969). Geeignete Molekularsiebe sind Natriumalumino
silikate, beispielsweise von einer Zusammensetzung nach
der Summenformel:
Na₈₆ [(AlO₂)₈₆ (SiO₂)₁₀₆] × H₂O
mit der Faujasitstruktur.
Bei der Behandlung mit Silbernitrat werden die Natrium
ionen durch Silberionen ausgetauscht. Es werden hohe
Abscheidegrade für Methyliodid und elementares Iod bei
hohen relativen Luftfeuchten erreicht. Nach dem Stand
der Technik setzt man tongebundene silberausgetauschte
Zeolithgranulate zur Iodadsorption ein. Hiermit lassen
sich Abscheidegrade von 99,9% erzielen. Um die hohen
Kosten für die Iodsorptionsfilter zu senken, ist es
wünschenswert, höhere Abscheidegrade zu erzielen. Dies
wird dadurch erreicht, daß die Iod und/oder Iodverbin
dungen enthaltenden Gase oder Dämpfe durch eine Schicht
aus einem silberausgetauschten binderfreien Molekular
sieb vom Strukturtyp des Faujasits geleitet werden. Es
lassen sich hiermit Abscheidegrade von 99,99% er
zielen.
Für wasserstoffhaltige Gase sind jedoch silberhaltige
Zeolith X-Granulate weniger vorteilhaft, da besonders
leicht mit der wasserstoffhaltigen Atmosphäre eine
katalytische Reaktion eintreten kann, die im Falle der
Anwesenheit von Sauerstoff zu einer unerwünschten
heftigen Reaktion führen kann.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein
besseres Verfahren zu schaffen, das die Nachteile der
mit den bisher bekannten Adsorbermaterialien betrie
bene Verfahren vermeidet und eine rasche, wirksame
Entfernung von Iod und/oder organische Iodverbindungen
mit einer niedrigen Anzahl von Kohlenstoffatomen auch
aus wasserstoffhaltigen Gasen und/oder Dämpfen, aus
kerntechnischen Anlagen, bei unterschiedlichen, rasch
wechselnden und gegebenenfalls extremen Betriebsbe
dingungen bei oder nach einem Unfall, gewährleistet.
Die Erfindung löst die Aufgabe dadurch, daß die Iod
und/oder Iodverbindungen enthaltenden Gase oder Dämpfe
durch eine Schicht aus einem silberbleiausgetauschten,
vorzugsweise binderfreien Molekularsieb vom Strukturtyp
des Faujasits geleitet werden, vorteilhafterweise durch
ein Bett lose geschütteter Sorptionsmittel-Formteilchen
(Granalien wie Kügelchen, Stäbchen, Körner, Splitter).
Eine weitere vorteilhafte Ausführung der Erfindung ist
das Durchleiten der Gase und Dämpfe durch aus Sorptions
mittel-Formteilchen, insbesondere aus Kugeln, gebildete
poröse Formkörper, wie durch poröse Platten, poröse
Zylinder oder poröse Hohlkörper. Die zur Durchführung
des Verfahrens zu verwendenden silberbleiausgetauschten
Sorptionsmittel bestehen aus Teilchen in Kugelform oder
in Form von Granalien wie Stäbchen, Körner oder Splitter
mit wenigen Millimetern Durchmesser bzw. Länge, die
einen 80-90%igen Zeolith X- und einen 10 bis 20%igen
Zeolith A-Anteil aufweisen. Bindemittelhaltige silber
bleiausgetauschte Zeolithe sind ebenfalls geeignet.
Die Granulate weisen eine hohe mittlere mechanische
Festigkeit von 80 N bei einem Durchmesser von 2-4 mm
auf.
Weiterhin ist das erfindungsgemäße Granulat unempfind
lich hinsichtlich des Wasserdampfeinflusses auf die
Adsorptionsleistung.
Als Ausgangsmaterial für die Sorptionsmittel-Granulate
eignet sich besonders gut ein bindemittelfreies Mole
kularsiebgranulat vom Faujasit-Strukturtyp, das als
kugelförmiges Granulat entsprechend den in den
DE-OS 34 01 485 und DE-AS 12 03 238 beschriebenen
Verfahren hergestellt worden ist.
Der Ionenaustausch mit Silbersalzlösungen wird ent
sprechend dem Stand der Technik vorgenommen. Beim
Silberaustausch liegt das Austauschgleichgewicht auf der
Seite des Zeoliths und daher kann auch vorteilhaft bei
Raumtemperatur ausgetauscht werden. Außerdem ist die
benötigte Silbermenge in einem einmaligen Austausch
eintauschbar. Der Silberaustauschgrad kann zwischen 0
und 1,0 und der Bleiaustauschgrad entsprechend zwischen
0 und 1,0 liegen. Vorzugsweise enthält der Zeolith
soviel Silber, daß eine hohe Iodsorptionsleistung
gewährleistet ist und soviel Blei, daß keine kataly
tische Reaktion mit dem Wasserstoff in der Atmosphäre
eintreten kann. Vorzugsweise beträgt der Pb-Anteil von
10 bis 80% der ausgetauschten Ionen.
Eingesetzt wird ein Zeolith mit folgender oxidischer
Formel:
a Na₂O · b PbO c Ag₂O · Al₂O₃ 2,5±0,5 SiO₂
b = 0-1,0
c = 0-1,0
a + b + c = 1
c = 0-1,0
a + b + c = 1
Nach dem Ionenaustausch wird das Material im Luftstrom
aktiviert. Übliche Aktivertemperaturen liegen bei 400
bis 500°C.
Im folgenden wird die Erfindung durch einige Versuchs
ergebnisse in Form von Beispielen erläutert.
30 kg Natriumzeolith X mit einem Wassergehalt (Glühver
lust) von 25% werden unter Zugabe von 15 l 30%igem
Kieselsol eines BET-Werkes von ca. 300 m2/g im Inten
sivmischer zu einem Granulat von ca. 0,1-0,7 mm Korn
größe verarbeitet. Dieses Vorgranulat wurde in einen
Granulierteller gegeben.
Dann wurde feinpulvriger Zeolith X fortlaufend dosiert
in den rotierenden Teller eingetragen unter gleichzei
tigem Aufsprühen des 30%igen Kieselsäuresols an einer
anderen Stelle des Teller auf das sich bewegende Granu
lat. Dem Kieselsol wurde über eine Injektionsvorrichtung
ein Wasserglasstrom beigemischt, so daß ein Verhältnis
von Sol zu Wasserglas von 9 : 1 eingstellt wurde. Es
wurde ein kugelförmiges Granulat von 2-4 mm er
halten.
15 kg des obigen kieselgelgebundenen Faujasitgranulats
mit einem Wassergehalt von 35 Gew.-% bezogen auf wasser
freies Granulat mit einer Körnung von 2 bis 4 mm wurde
in einem gummierten Behälter mit Siebboden eingefüllt.
Durch die Granulat-Schicht wurde eine wäßrig alkalische
Natriumaluminat-Lösung in den Kreislauf umgepumpt. Zur
Herstellung dieser Aluminatlösung wurden 2,4 kg Tonerde
hydrat (mit 65% Al2O3) in 4,5 l 45%iger Natronlauge
(Dichte 1,48) bei Siedetemperatur aufgelöst und die ent
standene, klare Lösung anschließend mit 33 Litern Wasser
verdünnt. Die Aluminatbehandlung erfolgte zunächst über
Nacht (15 Stunden) bei Umgebungstemperatur. Dann wurde
die umlaufende Aluminat-Lösung durch einen in den Lauge-
Kreislauf eingebauten Wärmeaustauscher auf 45°C erwärmt
und 5 Stunden umgepumpt; anschließend wurde die Tempera
tur noch weitere 3 Stunden auf 80°C gehalten.
Die erhaltenen Granalien aus völlig kristallinem Misch
zeolith wurden mit Wasser bis zu einem pH-Wert des ab
laufenden Waschwassers von 9 bis 10 gewaschen und danach
getrocknet.
Nach der Röntgenanalyse bestanden die Granalien zu ca.
80 bis 85% aus Na-Faujasit neben Natriumzeolith A.
1285 g des in Beispiel 1 beschriebenen aber noch nicht
aktivierten Granulats werden in eine abgedunkelte Säule
gefüllt, mit 3000 ml einer Bleinitratsalzlösung, die
170 g Bleinitrat enthält versetzt und 8 Stunden lang
die Salzlösung umgepumpt. Am Ende des Austausches läßt
sich in der Austauschlösung kein Blei mehr nachweisen.
Anschließend wird mit 3000 ml einer Silbernitratlösung,
die 281 g AgNO3 enthält, ausgetauscht. Das Granulat wird
mit entionisiertem Wasser gewaschen, bei 110°C getrock
net und anschließend im Heißluftstrom bei 450°C akti
viert.
Zur Untersuchung der katalytischen Eigenschaften des Ag,
Pb-Zeolithes gemäß Beispiel 2 wurde ein Prüffilter von
2,5 cm Durchmesser und 5 cm Dicke über 20 h mit einem Ge
misch aus 15% H2, 28% H2O-Dampf und 57% Luft bei
einer Temperatur von 200°C mit einer Gasgeschwindigkeit
von 30 cm/s beaufschlagt. Es trat keine meßbare Er
wärmung des Zeolith-Bettes durch H2/O2-Umsetzung auf.
Zur Untersuchung der Abscheideleistung des Ag, Pb-Zeo
lithes (gemäß Beispiel 2) wurde ein Prüffilter von
2,5 cm Durchmesser und 5 cm Dicke über 0,5 h mit einem
Dampf-Luftgemisch von 2,7 : 1 (Volumenverhältnis) bei
einer linearen Gasgeschwindigkeit von 31 cm/s, einer
Temperatur von 146°C und einem Druck von ca. 1 bar
konditioniert. Anschließend wurde für die Dauer von
O,5 h elementares Radioiod, markiert mit J-131, dem an
gegebenen Gasstrom zugefügt. Nach Ende der Beaufschla
gung wurde der angegebene Gasstrom für weitere 1,5 h
aufrechterhalten. Die Jodabscheidung im Prüffilter wurde
durch Messung der J-Aktivität in Abschnitten des Filters
und in nachgeschalteten imprägnierten Aktivkohlebetten
(zur Radiojodabscheidung) ermittelt. Es ergab sich fol
gendes Versuchsergebnis:
Claims (3)
1. Verfahren zur raschen und nahezu vollständigen
Entfernung von Iod und/oder organischen Iodver
bindungen mit einer niedrigen Anzahl von Kohlen
stoffatomen, insbesondere aus wasserstoffhaltigen
Gasen und/oder Dämpfen, dadurch gekennzeichnet, daß
die Iod und/oder Iodverbindungen enthaltenden Gase
oder Dämpfe durch eine Schicht aus silberbleiausge
tauschten Molekularsiebgranulaten vom Strukturtyp
des Faujasits geleitet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als silberbleiausgetauschte Molekularsiebgranu
late bindemittelfreie Granulate eingesetzt werden.
3. Molekularsiebgranulate mit einem Gehalt an Silber
und Blei.
Priority Applications (4)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19893903445 DE3903445A1 (de) | 1989-02-06 | 1989-02-06 | Verfahren zur entfernung von iod und iodverbindungen aus wasserstoffhaltigen gasen und daempfen |
US07/463,107 US5075084A (en) | 1989-01-21 | 1990-01-10 | Process for the removal of iodine and iodine compounds from hydrogen-containing gases and vapors |
EP90100506A EP0379895B1 (de) | 1989-01-21 | 1990-01-11 | Verfahren zur Entfernung von Jod und Jodverbindungen aus wasserstoffhaltigen Gasen und Dämpfen |
DE90100506T DE59004059D1 (de) | 1989-01-21 | 1990-01-11 | Verfahren zur Entfernung von Jod und Jodverbindungen aus wasserstoffhaltigen Gasen und Dämpfen. |
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
8130 | Withdrawal |