DE3884711T3 - Verfahren zur Herstellung von Oberflächen mit gutem Gleitverhalten. - Google Patents

Verfahren zur Herstellung von Oberflächen mit gutem Gleitverhalten.

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Description

    1. GEBIET DER ERFINDUNG
  • Die vorliegende Erfindung betrifft das Gleitfähigmachen von hydrophoben Oberflächen. Insbesondere betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Gleitfähigmachen einer hydrophoben Polymeroberfläche, um einen gleichmäßigen Überzug eines Gleitmitteis zu liefern, der über eine längere Zeitdauer stabil ist.
  • 2. AUSGANGSSITUATION
  • Viele Vorrichtungen erfordern ein Gleitfähigmachen einer Oberfläche. In der medizinischen Geräteausstattung und auf diagnostischem Gebiet, einfache Meßvorrichtungen, wie beispielsweise Thermometer, Nadeln oder Elektrodenkomponenten komplizierter Überwachungsapparaturen, müssen in einen Körperhohlraum oder durch die Haut eingeführt und zu einem späteren Zeitpunkt wieder herausgezogen werden. Ein fehlendes wirksames Gleitfähigmachen, das bei der Behandlung sowohl beim Einsetzen als auch beim Herausziehen beständig ist, kann zu schweren Beschwerden des Patienten führen.
  • Andere medizinische Vorrichtungen, wie beispielsweise Kanülen von Spritzen und Katheter, die zur Probenahme oder zur Verabreichung von Medikamenten verwendet werden, oder Vorrichtungen, wie beispielsweise Meßrohre, die für diagnostische Behandlungen verwendet werden, verfügen über Komponenten, die sich während des Gebrauchs in gleitendem Kontakt befinden. Derartige Vorrichtungen erfordern ein Gleitfähigmachen der sich bewegenden Teile und können ohne weiteres auch ein Gleitfähigmachen einer Außenfläche erforderlich machen.
  • In der medizinischen Technik sind synthetische Polymere als auserwählte Werkstoffe für die Herstellung von Geräten in den Vordergrund getreten. Obgleich Polymere zahlreiche zuträgliche Eigenschaften aufweisen, die sie für medizinische Geräte verwendbar machen, wie beispielsweise Flexibilität und Biokompatibilität als Folge der chemischen Reaktionsträgheit, haben sie den Nachteil, Werkstoffe mit geringer Oberflächenenergie zu sein. Eines der ansonsten am meisten verwendeten Klassen von Polymeren, die Perfluorkohlenwasserstoffe, haben die niedrigste Oberflächenenergie von allen bekannten Polymerklassen.
  • Das Gleitfähigmachen von Oberflächen niedriger Oberflächenenergie ist wegen der Neigung der Gleitmittel, zwischen den Oberflächengrenzflächen zu wandern oder auf einer äußeren Oberfläche Perlen zu bilden, ein seit langem bestehendes Problem. Beide Phänomene stellen ernsthafte. Beschränkungen der Wirksamkeit eines Gleitmittels auf Oberflächen niedriger Energie dar.
  • Es wird angenommen, daß die Wanderung und die Perlenbildung eines Gleitmittels auf einer Oberfläche im Zusammenhang mit der Oberflächenspannung sowohl des Gleitmittels als auch der Oberfläche steht und mit Hilfe einer einfachen und bekannten Analogie leicht zu verstehen ist. Jeder, der schon einmal ein Auto gewaschen und poliert hat, konnte nach dem Polieren die Bildung einzelner Wassertropfen beobachten. Die gleiche Situation kann bestehen, wenn ein Schmiermittelöl auf eine Oberfläche aufgebracht wird. Wenn das Schmiermittel Perlen auf der Oberfläche bildet oder von einer Oberfläche zur Oberflächengrenzfläche wandert, resultiert eine sehr unwirksame Schmierung.
  • Das Gegenteil zur Perlenbildung, d.h. die Fähigkeit einer Flüssigkeit, sich auf einer Oberfläche auszubreiten und diese zu bedecken, wird als Benetzbarkeit bezeichnet, wobei diese Eigenschaft durch den herkömmlichen Kontaktwinkel gemessen wird, der zwischen der Oberfläche und einem Tropfen der auf der Oberfläche aufgetragenen Flüssigkeit gebildet wird. Die Perlenbildung ist durch einen großen Kontaktwinkel gekennzeichnet. Im Gegensatz dazu kennzeichnet ein kleiner Kontaktwinkel das angestrebte Benetzen. Die vollständige Ausbreitung, die eine gleichförmige Beschichtung der Oberfläche mit der Flüssigkeit ergibt, wird durch den theoretischen Kontaktwinkel von 0º gegeben.
  • Es wurde von zahlreichen Versuchen berichtet, das Benetzen einer Oberfläche mit einer Flüssigkeit durch Zusatz verschiedener Tenside zu erzielen. Dieses Vorgehen war bei einigen Oberflächen teilweise erfolgreich, jedoch ist kein Tensid bekannt, das die Bildung eines gleichförmigen, beständigen Überzugs einer Flüssigkeit auf einer perfluorierten Oberfläche ermöglicht. Anderen Oberflächenbehandlungen, die ausprobiert wurden, waren Behandlungen mit starken Säuren, oxidierenden Mitteln und Flammbehandlung.
  • Das Erzielen der Benetzbarkeit in bezug auf Wasser durch Behandlung von Polymeroberflächen mit einem durch elektromagnetische Aktivierung eines Gases entweder über eine Glimmentladung oder über eine Coronaentladung gebildetes ionisierendes Plasma ist bereits bekannt und wurde zusammengefaßt von Rose et al. in "Proceedings of the SPE 43rd Annual Technical Conference and Exhibition", 1985, S.685. Spezielle Beispiele für die Verbesserung der Benetzbarkeit von Wasser durch Plasmabehandlung einer Polymeroberfläche sind die US-P-4 445 991 von Arbit und die US-P-4 344 981 von Imada et al. Das letztere Patent offenbart, daß eine Plasmabehandlung einer Siliconoberfläche eine Wasseraffinität von kurzer Dauer ergibt, daß jedoch eine Plasmabehandlung gefolgt von einer Behandlung mit einer wäßrigen Lösung eines oberflächenaktiven Mittels eine Wasseraffinität von langer Dauer ergibt.
  • Die US-P-4 072 769 von Lidel offenbart eine Behandlung einer Polymeroberfläche mit einem Plasma aus einem Aktivatorgas und einem reaktionsfähigen Gas, durch die die Oberflächenbenetzbarkeit in bezug auf Wasser erhöht ist, die Benetzbarkeit in bezug auf Öl jedoch verringert, wodurch das Eindringen des Öls in das Polymer verzögert wird.
  • Die Verbesserung der Farbaufnahmefähigkeit, durch die Polymeroberflächen bedruckbar gemacht werden, wird durch eine Plasmabehandlung nach der US-P-4 292 397 von Takeuchi et al. erzielt.
  • Auerbach offenbart in der US-P-4 188 426 die Plasmaabscheidung einer Fluorkohlenstoff-Beschichtung auf einer organischen oder anorganischen Oberfläche, bei welcher die Gleitfähigkeit, Hydrophobie und der Reibungskoeffizient der resultierenden Fluorkohlenstoff-Oberfläche einer solchen äquivalent ist, die durch konventionelle Fluorkohlenstoff-Polymere gewährt wird.
  • In der US-P-4 642 246 wurde von Janssen et al. vor kurzem eine Methode zur Lösung des Problems des Verlustes von Gleitmittel von einer Magnetplatte offenbart, indem ein polymeres Gleitmittel mit einer funktionellen Endgruppe zum kovalenten Binden des Gleitmittels an Oberflächenpolymeren der Platte erhitzt wird.
  • Die EP 201915-A offenbart ein Verfahren zum Reduzieren des Ausbrechens und dem Aushalten der Kräfte einer Oberfläche zum gleitfähigen Eingriff mit einer anderen Oberfläche, indem Siliconöl auf eine Oberfläche aufgetragen und diese Oberfläche und das Siliconöl darauf mit einem ionisierenden Plasma behandelt wird.
  • Trotz der umfangreichen Literatur zur Schmierung wurde das Problem zur Schaffung beständiger gleitfähiggemachter Oberflächen für Vorrichtungen, die aus Polymeroberflächen niedriger Energie gefertigt sind, bis jetzt noch nicht gelöst. Es ist die Lösung dieses lange währenden Problems, auf die die vorliegende Erfindung gerichtet ist.
  • ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
  • Eine Polymeroberfläche niedriger Energie wird durch Behandeln der Oberfläche mit Plasma und Auftragen eines Films aus einem Sillconöl auf die mit Plasma behandelte Oberfläche gleitfähig gemacht.
  • Polymeroberflächen niedriger Energie, wie beispielsweise Polyethylen, Polypropylen oder besonders bevorzugt ein perfluoriertes Polymer, wie beispielsweise fluoriertes Ethylen-Propylen-Polymer (FEP), sind für das Gleitfähigmachen nach dem Verfahren der vorliegenden Erfindung besonders geeignet.
  • Die Wahl des Gleitmittels hängt von der Oberfläche niedriger Energie ab. Vorzugsweise hat das Gleitmittel eine Oberflächenspannung, die im wesentlichen gleich oder kleiner ist als die Oberflächenenergie der plasmabehandelten Polymeroberfläche. Besonders bevorzugt wird ein Polysiloxan-Gleitmittel auf die plasmabehandelte Oberfläche aufgetragen.
  • Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können gleitfähigmachende Öle auf Polymere mit der niedrigsten bekannten Oberflächenenergie, die perfluorierten Kohlenwasserstoff-Polymere mit FEP als Beispiel, in gleichförmigen, vollständig ausgebreiteten Überzügen aufgetragen werden. Die Überzüge zeigen über längere Dauer keine Neigung zum Wandern oder Perlen, d.h. sie haben sich über eine Dauer von 2 Jahren oder mehr als beständig erwiesen. Wegen der bekannten Biokompatibilität der Silicone ist das Verfahren der Erfindung besonders gut geeignet für biomedizinische Vorrichtungen, jedoch nicht darauf beschränkt, wie beispielsweise Nadeln, Spritzen, Katheter u.dgl., wobei die Verwendbarkeit von Polymeren niedriger Energie bei der Herstellung derartiger Vorrichtungen wesentlich verlängert wird.
  • KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
  • Fig. 1 ist eine ESCA-Aufnahme (auch genannt Röntgenphotoelektronenspektroskopie) einer nichtbehandelten FEP-Oberfläche; und
  • Fig. 2 ist eine ESCA-Aufnahme der FEP-Oberfläche nach Fig. 1 nach der Behandlung mit einem Argonplasma.
  • DETAILLIERTE BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
  • Obgleich die vorliegende Erfindung durch Ausführungsformen in zahlreichen verschiedenen Formen erfüllt wird, werden hierin detailliert bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung davon ausgehend beschrieben, daß die vorliegende Offenbarung als typisches Beispiel der Grundsätze der Erfindung zu betrachten ist und die Erfindung nicht auf die beschriebenen Ausführungsformen beschränken soll. Der Schutzumfang der Erfindung wird durch die beigefügten Ansprüche und ihre Aquivalenzen bestimmt.
  • Die vorliegende Erfindung löst die Probleme der Perlenbildung und Wanderung im Zusammenhang mit der Aufbringung von gleitfähigmachenden Ölen auf eine Oberfläche und gewährt dadurch ein Verfahren zum Erzielen gleichmäßiger Überzüge von Gleitmitteln auf Materialien niedriger Oberflächenenergie. Die Gleitmittelüberzüge der Erfindung sind gleichmäßig dick, bedecken die gesamte Oberfläche des Materials und sind über längere Dauer beständig.
  • Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren kann jedes zu einer verwendbaren Vorrichtung verarbeitete Material, das eine Oberfläche niedriger Energie aufweist, gleitfähig gemacht werden. Geeignete Materialien können beispielsweise Metall, Glas, Keramik oder vorzugsweise Polymere sein. Repräsentative, nichteinschränkende Beispiele für Polymere, die auf das Verfahren ansprechen, sind Polyolefine, wie beispielsweise Polyethylen und Polypropylen, Polystyrol, Polyurethan, Polyvinylchlorid oder deren Copolymere. Besonders bevorzugte Oberflächen sind die Perfluorkohlenwasserstoff-Polymere mit Polytetrafluorethylen (Teflon ) und FEP als typisches Beispiel.
  • In dem ersten Schritt des bevorzugten Verfahrens wird eine perfluorierte Polymeroberfläche mit einem aus einem Gas, wie beispielsweise Stickstoff, Neon, Argon, Xenon, Krypton u.dgl. oder deren Mischungen, erzeugtes Plasma behandelt.
  • Der Ausdruck "Plasma" wird im allgemeinen zur Beschreibung des Zustandes von ionisiertem Gas verwendet und besteht aus positiv oder negativ geladenen Molekülen oder Atomen, negativ geladenen Elektronen sowie aus neutralen Vertretern. Das Plasma kann durch Verbrennung, Flammen, physikalischen Stoß oder vorzugsweise durch elektrische Entladung, oder besonders bevorzugt einer Glimmentladung, erzeugt werden. Die Glimmentladung wird besonders bevorzugt, da sie ein kaltes Plasma ist, das die Polymeroberflächen mit niedrigem Schmelzpunkt nicht deformiert, wie es bei Verwendung von durch Hitze erzeugtem Plasma.
  • Es kann jeder konventionelle bekannte Plasmagenerator verwendet werden. Ein typischer Plasmagenerator, wie er beispielsweise in der US-P-3 847 652 beschrieben wurde, besteht aus einer Reaktionskammer, einem Hochfrequenzgenerator und Anpasssungsnetzwerk, Hochvakuumsystem, Gasfördersystem und Temperaturregler.
  • Bei der Plasmaerzeugung kann ein großer Bereich von Leistungseinstellungen, Hochfrequenzen, Expositionszeiten, Temperaturen, Gasdrücken und Gasdurchflußraten verwendet werden. Bereiche dieser Parameter, die vorteilhafte Ergebnisse erzielen, sind Werte für Gleichstrom- oder Wechselstromleistungen bis zu 1.000 Watt, Hochfrequenz von 0,05 bis 50 MHz, 0,01 bis 12 Stunden, 0º bis 200ºC, 0,01 bis 100 Torr (1 Torr = 133,3 Pa) und 1 bis 200 cm³/s.
  • Die so erzeugte, plasmabehandelte Oberfläche ist nichtgleitend und stellt keine gleitfähiggemachte Oberfläche dar, die für die Herstellung von biomedizinischen Gegenständen zufriedenstellend ist. Gleitfähigkeit wird in den zweiten Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens durch Aufbringen eines dünnen Films eines Gleitmittels aus Polysiloxan eingeführt, dessen Oberflächenspannung im wesentlichen die gleiche oder kleiner ist als die Oberflächenenergie der plasmabehandelten Oberfläche.
  • Das bevorzugte Gleitmittel ist ein Siliconöl oder eine Mischung davon mit einer relativen Molekülmasse von etwa 100 bis 1.000.000, vorzugsweise von etwa 1.000 bis 100.000.
  • Das am meisten bevorzugte Gleitmittel ist ein Polysiloxan-Öl oder eine Mischung davon mit einer relativen Molekülmasse von etwa 100 bis 1.000.000, vorzugsweise von etwa 1.000 bis 100.000.
  • Die am meisten bevorzugte Klasse von Gleitmitteln sind die Polydialkylsiloxane der allgemeinen Struktur I:
  • Darin können R und R' unabhängig voneinander ein niederes Alkyl mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise 1 bis 8 Kohlenstoffatome sein, oder können zu einem Silicium-enthaltenden Ring von 5 bis 8 Kohlenstoffatomen miteinander verbunden sein, während n eine ganze Zahl von 1 bis 2.000, vorzugsweise 1 bis 800 sein kann. Die bevorzugten Gleitmittel der Struktur I weisen Viskositäten von etwa 10 bis 100.000, vorzugsweise etwa 100 bis 20.000 cst auf (1 cSt = 1 mm²/s).
  • Die Aufbringung eines Films eines Gleitmittels auf die abgeschiedene Polymeroberfläche kann durch jedes geeignete Verfahren erreicht werden, wie beispielsweise Tauchen, Streichen, Sprühen u.dgl. Das Gleitmittel kann unvermischt aufgetragen werden oder in einem Lösemittel, wobei das Lösemittel danach durch Verdampfen entfernt wird. Der Gleitmittelfilm kann jede geeignete Dicke haben, wobei die Dicke in der Praxis durch Faktoren bestimmt wird, wie Viskosität des Gleitmittels und Temperatur der Aufbringung. Aus Sparsamkeitsgründen wird der Film vorzugsweise so dünn wie möglich aufgebracht, da ein augenfälliger Vorteil durch dickere Filme nicht erzielt wird.
  • Mit einem Plasma und einem Siliconöl behandelte Fluorkohlenstoffpolymere besitzen im Vergleich zu unbehandelten Oberflächen stark verringerte Kontaktwinkel zwischen der Oberfläche und dem Öl. Die behandelten Oberflächen sind vollständig benetzbar, wobei die mit Silicon benetzten Oberflächen glatt, gleichmäßig und beständig sind. Die nachfolgende Tabelle 1 zeigt Kontaktwinkel von Perlen von Siliconflüssigkeiten verschiedener Viskositäten auf unbehandeltem FEP und vollständig benetzten Oberflächen nach Behandlung mit Argonplasma. Es ist zu erkennen, daß durch die Siliconflüssigkeit unabhängig von der Viskosität des Öls eine vollständige Benetzbarkeit auftritt. TABELLE 1 KONTAKTWINKEL VON SILICONFLÜSSIGKEIT AUF DER KONTROLLE UND DEN MIT ARGONPLASMA BEHANDELTEN FEP-FILMEN
  • ESCA-Untersuchungen (Elektronenspektroskopie für die chemische Analyse) von FEP-Oberflächen vor und nach der Plasmabehandlung zeigen, daß durch die Plasmabehandlung Änderungen der Oberflächenchemie eingeführt wurden. In Fig. 1 bzw. Fig. 2 werden Aufnahmen eines Kohlenstoffatoms von unbehandeltem und behandeltem FEP gezeigt. Bei unbehandeltem FEP wird ein Hauptpeak C1s bei 292 eV und ein Nebenpeak C1s bei 285,0 eV festgestellt, wobei sich kein weiterer Peak zwischen diesen zwei Peaks befindet. Bei mit Argonplasma behandeltem FEP werden jedoch ein Hauptpeak C1s bei 285,0 eV, ein Nebenpeak C1s bei 292 eV und ein breiter Peak festgestellt, der in 3 kleinere Peaks bei 286, 287,5 und 289 eV enthalten ist. Der C1s-Peak bei 292 eV kommt eindeutig von dem Kohlenstoff in der Kohlenstoff-Fluor-Bindung, während der bei 285 eV von dem Kohlenstoff in der Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindung kommt. Die Verschiebung des Hauptpeaks der Bindungsenergie C1s nach der Behandlung mit Argonplasma legt nahe, daß eine erhebliche Zahl von Fluoratomen aufgespalten und eine erhöhte Zahl von Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindungen gebildet wurde. Die Abspaltung der Fluoratome von dem mit Argonplasma behandelten FEP wird durch eine scharfe Abnahme des Anteils der Fluoratome von 63 % auf 19,5 % entsprechend Tabelle 2 bestätigt. Die Anwesenheit der kleineren Peaks bei 286, 287,5 und 289 eV läßt die Existenz von Carbonyl- und/oder Carboxylgruppen und/oder anderen Mischungen auf der FEP-Oberfläche vermuten, die sehr wahrscheinlich durch die Reaktion zwischen einer Spurenmenge Sauerstoff und der aktivierten FEP-Oberfläche während der Plasmabehandlung hervorgerufen wurden. TABELLE 2 ATOMARE ZUSAMMENSETZUNG DER OBERFLÄCHE VON VERSCHIEDEN PLASMA-BEHANDELTEN FEP-FILMEN
  • Die Messung der thermischen Übergangstemperatur (Tm) vor und nach der Plasmabehandlung ergibt eine auf die Plasmabehandlung zurückzuführende Erhöhung der Tm von näherungsweise 6ºC. Es wird angenommen, daß die Tm-Zunahme nach der Plasmabehandlung darauf hinweist, daß die Kohlenstoffvernetzung nicht nur in der äußeren Oberfläche aufgetreten sein könnte, sondern auch in den tieferen Schichten.
  • Die bevorzugten, mit Argonplasma behandelten Oberflächen der Erfindung sind beständig, d.h. sie bleiben über eine Dauer von 2 Jahren oder mehr für Siliconöl vollständig benetzbar. Tabelle 3 zeigt ESCA-Daten nach einer Lagerung von 21 Monaten im Vergleich zu ESCA-Daten der mit Argonplasma behandelten FEP-Oberfläche zu Beginn (Zeile 7 in Tabelle 2).
  • Es kann festgestellt werden, daß die Oberflächenzusammensetzung nach 18 bzw. 21 Monaten im wesentlichen die gleiche ist. TABELLE 3 ESCA-UNTERSUCHUNG DER ATOMAREN ZUSAMMENSETZUNG DER OBERFLÄCHE VON MIT ARGONPLASMA BEHANDELTEN FEP-FILMEN
  • BEISPIEL I PLASMABEHANDLUNG
  • Das FEP wurde unter Anwendung eines Plasma-Therm-Gerät, Inc. (Kresson, NJ) Modell 2430, mit einem Argonplasma behandelt. Es wurde Argongas bei 0,3 Torr zwischen zwei Externe kapazitive Erregungsplatten hindurchgeleitet. Die Gaserregung findet bei einer von einem HF-Generator abgegebenen HF-Nutzleistung statt, die 500 Watt nicht überschreitet. Nach dem Reagieren auf der Probenoberfläche wurde das strömende Gas deaktiviert und über ein Abgassystem als neutrales Gas gemeinsam mit allen anderen Produktgasen abgeleitet. Die Kammertemperatur wurde durch ein zirkulierendes Fluid geregelt, das als ein Wärmeabfuhrelement wirkte, auf dem die Polymere auflagen.
  • BEISPIEL II BESTIMMUNG DER KONTAKTWINKEL
  • Die Kontaktwinkel von plasmabehandelten und unbehandelten Proben wurden mit Hilfe eines NRL-Kontaktwinkelgoniometers (Modell 100-00) gemessen. Bei jeder dieser Messungen wurden 3 µl Siliconöl verwendet. Der aufgezeichnete Wert für jede Probe war der Mittelwert von mindestens 5 Messungen.
  • BEISPIEL III CHARAKTERISIERUNG DER OBERFLÄCHE NACH DER PLASMABEHANDLUNG
  • Die FEP-Oberfläche vom Beispiel I wurde mit Hilfe der ESCA mit einem AEI-100-Photoelektronenspektrometer ausgewertet, das unter Einbeziehung einer 20 l/s-Turbomolekularpumpe und einer 110 l/s-Ionenpumpe modifiziert wurde, um die Evakuierung zu beschleunigen und die Verunreinigung der Probenkammer auf ein Minimum herabzusetzen. Das Meßfenster wurde bei allen Elementen auf 20 eV eingestellt, um eine bessere Auflösung zu erhalten. Bei allen Experimenten wurde eine Scanngeschwindigkeit von 2 eV/s verwendet.
  • Die thermischen Übergangstemperaturen wurden unter Verwendung eines Perkin-Elmer-DSC-IV gemessen. Die Erwärmungsgeschwindigkeit betrug 10ºC/min. Das Probengewicht betrug näherungsweise 10 bis 15 mg. Alle aufgezeichneten Temperaturen waren die ersten Durchläufe der Proben, um jede Wärmebeeinflussung zu eliminieren.

Claims (9)

1. Verfahren zur Herstellung einer gleitfähig gemachten Oberfläche eines medizinischen oder diagnostischen Gerätes, mit Behandeln der Oberfläche eines Polymers mit einem durch ein Gas unter einem Druck von 0,1 bis 100 Torr erzeugten Plasma, um eine Plasma behandelte Polymeroberfläche zu erhalten, und darauf das Aufbringen einer Schicht eines Polysiloxan-Gleitmittels, dadurch gekennzeichnet, daß das Gleitmittel nicht mit Plasma behandelt wurde, wobei die Schicht eine Oberflächenspannung hat, die im wesentlichen gleich oder kleiner ist als die Oberflächenenergie der plasmabehandelten Oberfläche und die Schicht dadurch die plasmabehandelte Oberfläche vollständig benetzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei welchem die Polymeroberfläche ausgewählt wird aus einer Gruppe, bestehend aus Polyethylen, Polypropylen, Polyurethan, Polystyrol, Polyvinylchlorid, Polytetrafluorethylen und fluoriertem Ethylen-Propylen-Polymer.
3. Verfahren nach Anspruch 1, bei welchem das Gas ausgewählt wird aus der Gruppe bestehend, aus Stickstoff, Argon, Neon, Xenon, Krypton und deren Mi schungen.
4. Verfahren nach Anspruch 1, bei welchem das Polysiloxan-Gleitmittel ein Polydialkylsiloxan der Formel
ist, worin R und R' unabhängig eine Alkylgruppe von 1 bis 20 Kohlenstoffatomen sein können oder zu einem 5 bis 8 Kohlenstoffatomen verbunden sind, und worin n eine ganze Zahl von 1 bis 2.000 ist.
5. Verfahren nach Anspruch 4, bei welchem das Polydialkylsiloxan Polydimethylsiloxan ist.
6. Verfahren nach Anspruch 4, bei welchem das Gleitmittel eine Viskosität von etwa 10 bis 100.000 cSt aufweist.
7. Verfahren nach Anspruch 1, bei welchem die Polymeroberfläche ein perfluoriertes Polymer ist und das Plasma erzeugt wird, indem durch Argongas eine Hochfrequenzentladung von 50 kHz hindurchgeleitet wird.
8. Verfahren, nach einem der vorgehenden Ansprüche, bei welchem das Plasma durch eine Glimmentladung erzeugt wird.
9. Verfahren, nach einem der vorgehenden Ansprüche, bei welchem das medizinische Gerät eine Nadel, eine Spritze oder ein Katheter ist.
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