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Diese Erfindung bezieht sich allgemein auf
eine ferritische duktile Gußeisen-Zusammensetzung
bzw. eine ferritische Gußeisen-Zusammensetzung mit
Kugelgraphit mit verbesserten Eigenschaften bei
erhöhter Temperatur, und sie bezieht sich insbesondere
auf eine ferritische duktile
Gußeisen-Zusammensetzung, die im wesentlichen immun gegen Versprödung
bei erhöhter Temperatur ist.
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Ferritisches duktiles Gußeisen ist eine
wichtige Konstruktionslegierung mit verschiedenen
Vorteilen gegenüber Stahlprodukten, die geringe
Materialkosten und Gießbarkeit einschließen. Für
Anwendungen bei erhöhter Temperatur werden
Stahlprodukte jedoch wegen ihrer hervorragenden mechanischen
Eigenschaften ausgewählt. Die Erscheinung der
Sprödigkeit bzw. Brüchigkeit bei erhöhter Temperatur
(ETB) ist teilweise verantwortlich dafür, daß
duktiles Eisen bei solchen Anwendungen nicht mit Stählen
konkurrieren kann. Dies ist insbesondere bei Fällen
richtig, bei denen eine gute Beständigkeit gegenüber
thermischer Ermüdung erforderlich ist, wie bei
Anwendungen für Turbinengehäuse, Hochdruckbehälter und
Maschinenkomponenten.
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Obwohl die Erscheinung der Versprödung bzw.
Brüchigkeit von ferritischem duktilem Gußeisen bei
erhöhten Temperaturen viele Jahre bekannt war, ist
wenig unternommen worden, sie zu verstehen. Es wurde
gezeigt, daß ETB sich innerhalb eines ziemlich engen
Bereiches erhöhter Temperatur aufgrund seiner
ausgeprägten Wirkung auf verschiedene physikalische
Eigenschaften manifestiert. Solche Wirkungen schließen
eine verringerte Zugfestigkeit, eine verringerte
Zugduktilität und eine verringerte Beständigkeit
gegen Kurzzeitermüdung ein. Die Ursache für diese
nachteiligen Wirkungen auf solche
Materialeigenschaften ist das direkte Ergebnis eines
interkristallinen Bruches.
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Es wurde auch festgestellt, daß die
Temperatur, bei der die Duktilität minimiert ist,
variabel ist und daß sie von der Dehnungs- bzw.
Verformungsgeschwindigkeit abhängt. Für das in Frage
stehende Eisen liegt diese Temperatur für
Dehnungsgeschwindigkeiten von 2,8·10&supmin;&sup4; s-1 bzw. 1,4·10&supmin;²
s-1 bei 400ºC (725ºF) bzw. 500ºC (932ºF) . Aber
selbst mit diesem Wissen hat sich eine Lösung des
Problems der ETB der Gießereiindustrie bisher
entzogen.
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GB-A-2 147 007 offenbart ein ferritisches
Gußeisen mit Kugelgraphit, das Magnesium- und
Schwefel-Gehalte im Bereich von 0,02 bis 0,15% bzw.
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0 bis 0,03 Gew.-% aufweist und das eine hohe
Beständigkeit gegenüber Oxidation bei der
Blausprödigkeits-Temperatur und einen hohen Grad von Zähigkeit
und Bruchbeständigkeit bei hohen Temperaturen haben
soll.
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DE-A-17 58 038 offenbart ein duktiles
Gußeisen mit Kugelgraphit mit Magnesium- und Schwefel-
Gehalten, die im Bereich von 0 bis 0,01% bzw. 0,02
bis 0,07 Gew.-% liegen. Dieses Gußeisen hat ein
Gefüge, das weniger als 10 Gew,.% Perlit enthält.
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Es gibt daher einen Bedarf an einem
ferritischen duktilen Gußeisen mit verbesserten
Eigenschaften bei erhöhter Temperatur, einschließlich
verbesserter Zugduktilität, verbesserter
Beständigkeit gegen Kurzzeitermüdung und vermindertem
interkristallinen Bruch.
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Die vorliegende Erfindung wurde entwickelt,
um die temperaturbezogenen Nachteile konventionellen
Eisens zu überwinden, indem sie ein neues
ferritisches duktiles Gußeisen mit verbesserter Festigkeit,
Duktilität und Beständigkeit gegen thermische
Ermüdung bei erhöhten Temperaturen schafft. Ein
umfangreiches Testen der Wirkungen der chemischen
Zusammensetzung, der Verformungsgeschwindigkeit und der
Temperatur hat zu der Feststellung geführt, daß
gewisse duktile Eisenzusammensetzungen hergestellt
werden können, die dem ETB gegenüber im wesentlichen
immun sind und verbesserte Ermüdungseigenschaften
aufweisen, die verschiedenen üblichen Stählen
vergleichbar sind.
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Die Charakteristika von ETB haben sich als
ähnlich der metallinduzierten Versprödung erwiesen,
da beide Erscheinungen Beginn und Erholung und eine
Verformungsgeschwindigkeitswirkung zeigen.
Verschlechterte mechanische Eigenschaften, die mit ETB
in Beziehung stehen, haben sich als das direkte
Ergebnis der Entwicklung von interkristallinem Bruch
erwiesen, der sich beim Erreichen maximaler
Belastung entwickelt.
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Der für ETB verantwortliche Mechanismus
scheint die von Magnesium unterstützte
Schwefelsegregation zu sein. Die Identifikation dieses
Mechanismus beruht auf den Beziehungen zwischen
Magnesium, Schwefel und dem Auftreten von ETB
(Brüchigkeit bzw. Sprödigkeit bei erhöhter Temperatur). Als
Ergebnis dieser Erkenntnis wurden ferritische
duktile Eisenzusammensetzungen gemäß der vorliegenden
Erfindung geschaffen, die geringe Mengen an Schwefel
und/oder Magnesium enthalten und so im wesentlichen
immun gegenüber ETB sind.
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Das Auftreten von ETB wurde studiert durch
untersuchen eines Wertes, der als
"Duktilitätsverhältnis" definiert ist, das die bei erhöhter
Temperatur von 425ºC (800ºF) gemessene Duktilität,
dividiert durch die Duktilität bei Raumtemperatur ist.
Das Duktilitätsverhältnis trennt ETB-Wirkungen von
anderen Wirkungen auf die Duktilität. Das Legieren
und das Gefüge beeinflussen sowohl die Duktilität
bei Raumtemperatur als auch die bei erhöhter
Temperatur und lassen das Duktilitätsverhältnis
unverändert. ETB beeinflußt jedoch nur die Duktilität bei
erhöhter Temperatur und verändert so das
Duktilitätsverhältnis dramatisch. Würde man sich nur auf
die Duktilität bei erhöhter Temperatur allein als
einem Indikator von ETB verlassen, würde dies
aufgrund der verhüllenden oder verdunkelnden Wirkungen
des Legierens und des Gefüges eine sehr viel
schwächere Beziehung ergeben.
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Die meisten der derzeit vermarkteten
ferritischen duktilen Gußeisen unterliegen der ETB und
würden daher nur eine begrenzte Temperaturfähigkeit
offerieren. Durch Beseitigen von ETB, wie durch die
Erfindung gelehrt, erhält man eine verbesserte
Legierung, die eine unlegiertem bzw. niedrig legiertem
Kohlenstoff stahl vergleichbare
Ermüdungsbeständigkeit bei erhöhter Temperatur aufweist.
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Es ist daher eine primäre Aufgabe der
Erfindung, eine ferritische duktile
Gußeisen-Zusammensetzung zu schaffen, die durch Kontrollieren und
Begrenzen der Restkonzentrationen von Magnesium und
Schwefel im wesentlichen immun gegenüber ETB
(Brüchigkeit bei erhöhter Temperatur) ist.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung wird eine
ferritische duktile Gußeisen-Zusammensetzung bzw.
eine ferritische Gußeisen-Zusammensetzung mit
Kugelgraphit geschaffen, die dadurch gekennzeichnet ist,
daß sie eine Restmenge an Schwefel in Gew.-% von
nicht mehr als 0,015 umfaßt und daß die Kombination
der Restmengen von Magnesium und Schwefel in dem
Parameter (Mg + 4,5 S) in Gew.-% nicht größer als
0,070 ist und die Graphit umfaßt, wobei der genannte
Graphit 99 Vol.-% vom ASTM-Typ I und/oder ASTM-Typ
II sowie 1 Vol.-% vom ASTM Typ IV umfaßt.
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In einer bevorzugten Ausführungsform
schließt das Gefüge der Eisen-Zusammensetzung eine
Menge von 3 Gew.-% Perlit ein.
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In einer anderen bevorzugten
Ausführungsform ist die Eisen-Zusammensetzung der vorliegenden
Erfindung eine unterkritisch geglühte
Eisen-Zusammensetzung und bevorzugter eine bei 900ºC kritisch
und bei 720ºC unterkritisch geglühte
Eisen-Zusammensetzung.
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In noch einer anderen bevorzugten
Ausführungsform haben die Eisen-Zusammensetzungen der
vorliegenden Erfindung ein Duktilitätsverhältnis, das
nicht kleiner als 0,6 ist.
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Verschiedene andere Aufgaben, Merkmale und
Vorteile der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus
der folgenden detaillierten Beschreibung in
Verbindung mit den begleitenden Tabellen und Zeichnungen,
worin
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Tabelle 1 eine Liste verschiedener chemischer
Zusammensetzungen der Schmelzen von ferritischem
duktilem Gußeisen ist, die jede Komponente in Gew.-%
angibt;
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Tabelle 2 eine Liste der Wärmebehandlungen und
Gefüge von ferritischem duktilem Gußeisen ist;
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Tabelle 3 eine Liste der Bruchcharakteristika der
Schmelzen G und H ist;
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Fig. 1 ein Diagramm der Querschnittsabnahme beim
Zugversuch der Schmelzen B, E, G und H als eine
Funktion der Temperatur ist;
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Fig. 2 eine graphische Darstellung der
Bruchfestigkeit der Schmelzen B, E, G und H als
Funktion der Temperatur ist;
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Fig. 3 ein metallographischer
Bruchquerschnitt eines Probekörpers vom Zugversuch von der
Schmelze G ist, der Flächen des interkristallinen
Bruches und der Schrumpfungsporosität identifiziert
(200fache Vergrößerung) , getestet bei 425ºC
(800ºF) , Atzung mit alkoholischer Salpetersäure;
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Fig. 4 ein metallographischer
Bruchquerschnitt eines Probekörpers des Zugversuches der
Schmelze H (200fache Vergrößerung) ist, getestet
bei 425ºC (800ºF) , Ätzung mit alkoholischer
Salpetersäure;
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Fig. 5 ein graphische Darstellung der
Abhängigkeit der Duktilität bei erhöhter Temperatur
ferritischen duktilen Gußeisens vom Magnesium- und
Schwefel-Gehalt ist, worin ein ETB-Immunitätsbereich
zwischen den Diagrammachsen und der Linie Mg + 4,5S
= 0,07 definiert ist;
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Fig. 6 eine graphische Darstellung der
Querschnittsverringerung beim Zugversuch als
Funktion der Dehnungsgeschwindigkeit und Temperatur bei
den Schmelzen G und H ist;
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Fig. 7 eine graphische Darstellung der
Bruchspannung als Funktion der
Dehnungsgeschwindigkeit und Temperatur für die Schmelzen G und H ist;
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Fig. 8(A) eine Ansicht der Bruchoberfläche
eines Probenkörpers des Zugversuches der Schmelze G
ist, die Flächen des interkristallinen Bruches und
der Schrumpfungsporosität identifiziert (200fache
Vergrößerung) , getestet bei 370ºC (700ºF) bei einer
Dehnungsgeschwindigkeit von 4,4·10&supmin;&sup5; s-1;
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Fig. 8(B) eine Ansicht der Bruchoberfläche
eines Probenkörpers des Zugversuches der Schmelze G
ist, die Flächen des interkristallinen Bruches und
der Schrumpfungsporosität identifiziert (1000fache
Vergrößerung), getestet bei 370ºC (700ºF) bei einer
Dehnungsgeschwindigkeit von 4,4·10&supmin;&sup5; s-1;
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Fig. 9(A) eine Ansicht der Bruchoberfläche
eines Probekörpers des Zugversuches der Schmelze H
(200fache Vergrößerung) ist, getestet bei 370ºC
(700ºF) bei einer Dehnungsgeschwindigkeit von
4,4·10&supmin;&sup5; s-1
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Fig. 9(B) eine Ansicht der Bruchoberfläche
eines Probekörpers des Zugversuches der Schmelze H
(1000fache Vergrößerung) ist, getestet bei 370ºC
(700ºF) bei einer Dehnungsgeschwindigkeit von
4,4·10&supmin;&sup5; s-1
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Fig. 10 ein mit dem
Transmissions-Elektronenmikroskop auf genommener Reliefabdruck der
Fraktographie der interkristallinen Bruchoberfläche bei
einem Probekörper der Schmelze G (10 000fache
Vergrößerung) ist;
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Fig. 11 ein mit dem
Transmissions-Elektronenmikroskop auf genommener Reliefabdruck des
Schrumpfungsbereiches
eines Probekörpers der Schmelze G
(10 000fache Vergrößerung) ist;
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Fig. 12 den interkristallinen Bruchbereich
eines Probekörpers der Schmelze E zeigt, der Flächen
des interkristallinen Bruches und der
Schrumpfungsporosität identifiziert (500fache Vergrößerung),
vorgedehnt bei 525ºC (800ºF)
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Fig. 13 das Kurzzeit-Ermüdungsverhalten von
ferritischem duktilen Gußeisen, getestet bei 425ºC
(800ºF) zeigt;
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Fig. 14(A) eine Bruchoberfläche eines bei
425ºC (800ºF) auf Kurzzeitermüdung getesten
Probenkörpers der Schmelze B (75fache Vergrößerung)
zeigt,
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Fig. 14(B) eine Bruchoberfläche eines bei
425ºC (800ºF) auf Kurzzeitermüdung getesten
Probenkörpers der Schmelze B (500fache Vergrößerung)
zeigt,
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Fig. 15(A) eine Bruchoberfläche eines bei
425ºC (800ºF) auf Kurzzeitermüdung getesten
Probenkörpers der Schmelze H (75fache Vergrößerung)
zeigt,
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Fig. 15(B) eine Bruchoberfläche eines bei
425ºC (800ºF) auf Kurzzeitermüdung getesten
Probenkörpers der Schmelze H (500fache Vergrößerung)
zeigt,
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Fig. 16 die Wirkung der
Dehnungsgeschwindigkeit auf die Duktilität bei erhöhter Temperatur
von ferritischem duktilem Gußeisen zeigt und
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Fig. 17 ein Vergleich der
Kurzzeitermüdungs-Eigenschaften der Schmelzen H, I, J und K mit
Gußstahl A216WCC und Blechstahl A516G-Gr55
(Querorientierung) bei 425ºC (800ºF) ist.
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Um die Erscheinung der Sprödigkeit bzw.
Brüchigkeit bei erhöhter Temperatur in ferritischem
duktilem Gußeisen besser zu verstehen, wurde eine
tiefgründige Untersuchung ausgeführt, um die
Wirkungen der chemischen Zusammensetzung,
Dehnungsgeschwindigkeit und Temperatur auf ETB zu untersuchen.
Es wurden 26 verschiedene Materialzusammensetzungen,
die einen weiten Bereich ferritischer duktiler
Gußeisen-Zusammensetzungen darstellen, zur Untersuchung
ausgewählt. Die chemische Zusammensetzung jeder
Schmelze ist in Tabelle 1 angegeben, und eine
Beschreibung jeder Schmelze hinsichtlich der
Wärmebehandlung und des Gefüges ist in Tabelle 2 zu finden.
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Das allgemeinen mechanische Verhalten
ferritischen Gußeisens unter den Betriebsbedingungen
des ETB wurde mittels des Zugversuches und der
Kurzzeitermüdung untersucht. Die Zugversuche wurden in
vier Reihen ausgeführt, die erste Reihe schloß einen
Lufttest von Testproben mit 6,35 mm Durchmesser von
Raumtemperatur bis 650ºC (1200ºF) unter Anwendung
der Standard-ASTM-Praxis ein. In erster Linie wurden
die Schmelzen 3, E, G und H untersucht. Die
Dehnungsgeschwindigkeit bei diesen Tests betrug 8,3·10&supmin;&sup5;
s-1 bis zur Dehnung und dann 8,3·10&supmin;&sup4; s-1 bis
zum Bruch.
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Die mikroskopische Untersuchung von
schadhaften bzw. gebrochenen Probekörpern des
Zugversuches und des Ermüdungstests erfolgte mittels
Längsschnitten, Rasterelektronenmikroskopie,
Reliefabdruck-Transmissions-Elektonenmikroskopie und
energiedispersiver Röntgenanalyse.
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Fig. 1 zeigt die Querschnittsverringerung
der ersten Reihe von Zugtests als Funktion der
Temperatur für die Schmelzen B, E, G und H. Die ETB-
Betriebsbedingungen sind bei 425ºC (800ºF) genau
abgegrenzt. Es ist wichtig zu bemerken, daß die
Schmelze H im wesentlichen unbeeinflußt durch ETB zu
sein scheint und deutlich weniger Versprödung bzw.
Brüchigkeit als andere Schmelzen zeigt.
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Die ETB-Betriebsbedingungen sind weniger
deutlich sichtbar bei den in Fig. 2 aufgetragenen
Bruchspannungsdaten. Aber auch hier zeigt die
Schmelze H, die eine bevorzugte Schmelze ist, eine
höhere Bruchspannung, obwohl alle Schmelzen eine
rapide Abnahme der Bruchspannung mit steigender
Temperatur zeigen. Metallographische Schnitte der bei
425ºC (800ºF) getesteten Probekörper der Schmelzen G
und H zeigen die Anwesenheit von interkristallinem
Bruch in der Schmelze G, wie in Fig. 3 gezeigt,
während keiner in der Schmelze H gefunden wurde, wie in
Fig. 4 gezeigt.
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Aus den bei Raumtemperatur und 425ºC
(800ºF) ausgeführten Zugtests der gesamten Gruppe
von Schmelzen, die in Tabelle 1 aufgeführt ist, ist
ersichtlich, daß das Verhältnis des ETB-Minimums der
Querschnittsverringerung zur
Querschnittsverringerung bei Raumtemperatur, ausgedrückt als
Duktilitätsverhältnis "DR", mit der Kombination an
Magnesium(Mg)- und Schwefel(S)-Gehalt in jeder Schmelze
korreliert. Diese Beziehung ist in Fig. 5 gezeigt.
Der DR-Wert trennt klar ETB-Wirkungen von
Variationen in den mechanischen Eigenschaften aufgrund von
Legieren und Gefüge. Ein Duktilitätsverhältnis nahe
1 schließt ein Verhalten ähnlich Schmelze H ein,
während ein Verhältnis nahe einem Viertel ein
Verhalten ähnlich Schmelze G inpliziert. Ein dürftiges
Duktilitätsverhältnis ist eindeutig mit erhöhtem Mg-
und S-Gehalt in Beziehung zu setzen. Durch
Aufrechterhalten des Parameters (Mg + 4,5S) unterhalb 0,07
wird ETB vermieden. Dies repräsentiert ein
dreieckiger Bereich, wie auf der linken Seite der Fig. 5
gezeigt. Die Tatsache, daß das ETB-Verhalten gut durch
den Restgehalt an Mg und S definiert ist, läßt eine
Hauptrolle dieser beiden Elemente deutlich erkennen.
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Fig. 5 schließt Daten von Schmelzen ein,
die degenerierten Graphit (ASTM Typ IV) enthalten.
Solche Strukturen reflektieren üblicherweise ein
Mg-"Abklingen" oder eine ungenügende Mg-Zugabe, und sie
können trotz ihrer Immunität gegenüber ETB
unakzeptabel sein.
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Die zweite Reihe von Zugtests mit
konstanter Verformung wurde auf einer Gleeble
1500-Testvorrichtung ausgeführt. Daten dieser Tests beweisen
die Wirkung der Dehnungsgeschwindigkeit auf ETB.
Fig. 6 zeigt Daten der Querschnittsverringerung für
die Schmelzen G und H. Die relativ hervorragende
Duktilität und das tiefere Temperaturminimum der
Schmelze H wird wiederum deutlich. Darüber hinaus
ist klar, daß die Temperatur der minimalen
Querschnittsverringerung für die größere
Dehnungsgeschwindigkeit um 130ºC (235ºF) höher liegt. Darüber
hinaus ist der ETB-Temperaturbereich (der Bereich,
über den die Querschnittsverringerung vermindert
ist) für die höhere Dehnungsgeschwindigkeit größer.
Die Wirkung der Dehnungsgeschwindigkeit auf die
Bruchspannung ist in Fig. 7 gezeigt.
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Der Unterschied in der Brüchigkeit, der
(neben anderen) zwischen den Schmelzen G und H
beobachtet wird, kann mittels Fraktographie mit dem Grad
des interkristallinen Bruches in Beziehung gesetzt
werden, wie in den Fig. 8(A) und 8(B) gezeigt. Die
ausgeprägte Brüchigkeit der Schmelze G steht in
Beziehung mit dem ausgedehnten interkristallinen Bruch
und der Anwesenheit von Schrumpfungsporosität
innerhalb des Bereiches des interkristallinen Bruches.
Die Fig. 9(A) und 9(B) zeigen das klassische
grübchenförmige Bruchverhalten, das die weniger spröde
bzw. brüchige Schmelze H dominiert.
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Eine quantitative Beschreibung des Ausmaßes
des interkristallinen Bruches findet sich in Tabelle
3 und ist in Fig. 6 für viele der auf der Gleeble-
Vorrichtung getesteten Probekörper aufgetragen. Eine
repräsentative Relieffraktographie mit dem
Transmissions-Elektronenmikroskop von einer
interkristallinen Oberfläche, die bei 425ºC (800ºF) dem Zugtest
unterworfen worden war, ist in Fig. 10 gezeigt.
Gleichfalls bestätigt die Fraktographie mittels
Transmissions-Elektronenmikroskop, daß Porosität das
Ergebnis der Schrumpfung während der Erstarrung ist,
wie in Fig. 11 gezeigt.
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Eine dritte Reihe von an zwei Stufen
unterbrochenen Zugtests ergibt eine klare Abgrenzung der
Bereiche interkristallinen Bruches und zeigt, daß
der Bruch an den Schrumpfungsporen beginnt. Diese
Tests schlossen ein erstes Vorbelasten des
Teststabes bei 425ºC (800ºF) unter Anwendung der Standard-
ASTM-Zugtestprozeduren und dann das Unterbrechen des
Testes vor dem Erreichen der maximalen Belastung
ein. Die vorbelasteten Stäbe wurden dann bei
Raumtemperatur getestet, um ein
Bruch-Einleitungsverhalten zu zeigen. Fig. 12 zeigt eine mit dem
Rasterelektronenmikroskop erhaltene Fraktographieaufnahme
eines dieser unterbrochenen Zugtests. Es ist
aufgrund dieser Tests klar, daß der Bruch an
Schrumpfungsporen im ETB-Temperaturbereich beginnt.
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Dehnungskontrollierte
Kurzzeitermüdungstest-Ergebnisse sind in Fig. 13 angegeben. Ein
klarer Unterschied in der Ermüdungsbeständigkeit
wird deutlich. Solche Schmelzen mit einer
hervorragenden Beständigkeit gegen Kurzzeitermüdung haben
auch eine verringerte Sprödigkeit bei erhöhter
Temperatur. Diese Ergebnisse stehen in Beziehung mit
dem Mg- und S-Gehalt (DR-Verhältnis), das oben
diskutiert wurde.
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Eine mit dem Rasterelektronenmikroskop
ausgeführte fraktographische Untersuchung des
Probenkörpers der Schmelze B auf Kurzzeitermüdung
identifiziert interkristallinen Bruch und damit
zusammenhängende Schrumpfungsporosität, wie in den Fig.
14(A) und 14(B) gezeigt. Die Untersuchung der
Schmelze H zeigt nur einen transkristallinen Bruch
in den Fig. 15(A) und 15(B).
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Die obigen Testergebnisse machen den ETB-
Bruchmechanismus offenkundig. Von der Beobachtung,
daß der interkristalline Bruch von den
Schrumpfungsporen ausgeht, kann der Bruchmechanismus in
Beziehung gesetzt werden mit der letzten erstarrenden
Flüssigkeit oder der Segregation. Eine Abhängigkeit
eines solchen Bruches von Mg und S ist auch gezeigt.
Da Mg relativ unlöslich in Eisen ist, sollte eine
Segregation aus der letzten erstarrenden Flüssigkeit
zu den Korngrenzen auftreten. Magnesium wird
üblicherweise kombiniert und da es zu der Schmelze
hinzugegeben wird, um Verunreinigungen, wie Schwefel,
abzufangen, sollten während der Erstarrung
untergeordnete Mengen von Magnesiumsulfid (MgS) in der
Schmelze vorhanden sein. Die Menge des an den
Korngrenzen vorhandenen MgS würde von vielen Faktoren
abhängen, einschließlich der
Schmelzenzusammensetzung, der Magnesiumzugaben und der Zeit. Der
Zeitfaktor würde den Nutzen des
Magnesium-"Verschwindens" erklären, das im ASTM Typ IV-Graphit und
verbesserter Ermüdungsbeständigkeit resultiert. Trotz
dieser Variablen sind die Restmengen von Magnesium
und Schwefel direkt in Beziehung setzbar zum
Auftreten von oder zur Immunität gegenüber ETB.
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Nach der Bildung ist MgS bei Temperaturen
oberhalb Raumtemperatur instabil und zersetzt sich
mit der Zeit in Magnesiumoxid (MgO) und freien
Schwefel beim Abkühlen von der Erstarrung oder
während
der Wärmebehandlung. In massiver Form hat
Schwefel einen Siedepunkt von 455ºC (855ºF) , der
dicht mit den für ETB beobachteten Temperaturen
zusammenfällt. All dies legt nahe, daß ETB das
Ergebnis der von Magnesium unterstützen
Schwefelsegregation ist, wobei Schwefel das versprödende bzw.
brüchigmachende Mittel und Magnesium der
Transportmechanismus ist. Dies scheint die wechselseitige
Beziehung oder Synergie zwischen Magnesium und
Schwefel zu erklären, wonach geringerer Schwefelgehalt
einen höheren Magnesiumgehalt gestattet, bevor ETB
beobachtet wird.
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Die Wirkung der Dehnungsgeschwindigkeit ist
deutlicher in Fig. 16 ersichtlich, die eine
graphische Darstellung der Temperatur für die minimale
Querschnittsverringerung in Abhängigkeit von der
Dehnungsgeschwindigkeit für die Schmelze G zeigt.
Beginn- und Erholungstemperaturen können von den
Temperaturen identifiziert werden, bei denen die
Schmelzen G und H eine vergleichbare
Querschnittsverringerung oberhalb und unterhalb des Minimums
zeigen. Aus Fig. 16 wird ein deutlicheres Verstehen
der Wirkung der Dehnungsgeschwindigkeit auf durch
ETB beeinflußte Schmelzen erhalten. Dieses Verhalten
hat Ähnlichkeiten mit metallinduzierter Versprödung.
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Die Temperatur für den Beginn von ETB kann
mit der Mobilität von Schwefel in Beziehung gesetzt
werden und sollte daher diffusionskontrolliert sein.
Damit interkristalliner Bruch merklich zum
Gesamtbruchprozeß beitragen kann, muß Schwefel beweglich
genug sein, um mit der Beschädigungsrate Schritt zu
halten. Bei tiefen Temperaturen und/oder hohen
Dehnungsgeschwindigkeiten ist Schwefel vermutlich nicht
beweglich genug, um mit der Beschädigungsrate
Schritt zu halten und es tritt, wegen ungenügender
Zeit für die Bewegung des Schwefels, nur ein
duktiler Bruch auf.
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Die Erholung kann sich aus der Möglichkeit
ergeben, daß freier Schwefel oxidiert und daran
gehindert wird, weitere Versprödung zu verursachen.
Dieser Prozeß wäre auch diffusionskontrolliert und
an der Oberfläche des Probekörpers vorherrschend.
Das heißt, daß bei höheren Temperaturen und längeren
Zeiten (geringe Dehnungsgeschwindigkeiten)
Sauerstoff eine genügende Beweglichkeit haben kann, um
die interkristallinen Rißfronten zu erreichen und
einen weiteren Rißfortschritt zu verhindern.
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Was der Mechanismus für ETB auch immer sein
mag, die MgS-Korrelation zeigt, daß geringer
Schwefelgehalt sehr wichtig ist. Die Verringerung der
Schwefelgehalte führt zu weiteren Bereichen
akzeptabler Mg-Gehalte und zu einer geringeren Neigung für
degenerierten Graphit.
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Es wird deutlich, daß die vorliegende
Erfindung auf der Identifikation einer Anzahl von
Schmelzen ferritischen duktilen Eisens beruht, die
kein ETB zeigen. Von besonderem Intresse ist die
Schmelze H, die im wesentlichen immun gegenüber ETB
ist. Ein Vergleich der Ermüdungseigenschaften
einiger dieser Schmelzen mit zwei üblicherweise
benutzten Stählen ist in Fig. 17 gezeigt. Die duktilen
Eisenschmelzen sind hinsichtlich der
Ermüdungseigenschaften diesen Stählen vergleichbar.
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Auf der Grundlage der oben diskutierten
Testergebnisse können hinsichtlich der Versprödung
bzw. Brüchigkeit ferritischen duktilen Eisens bei
erhöhter Temperatur die folgenden Beobachtungen
gemacht werden:
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1) Die Brüchigkeit bei erhöhter Temperatur
verringert die Zugfestigkeit, die Zugdehnung und die
Ermüdungsbeständigkeit.
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2). ETP wird in einem erhöhten Temperaturbereich
beobachtet, der abhängig von der
Dehnungsgeschwindigkeit ist. Für eine Dehnungsgeschwindigkeit von
4,4·10&supmin;&sup5; s-1 beträgt der Temperaturbereich 310ºC
(590ºF) bis 490ºC (914ºF), während für eine
Dehnungsgeschwindigkeit von 2,0·10&supmin;² s-1 der Bereich
370ºC (700ºF) bis 76000 (1400ºF) ist.
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3) Die Temperatur, bei der die
Querschnittsverringerung beim Zugversuch minimal ist, bewegt sich
mit zunehmender Dehnungsgeschwindigkeit zu höheren
Temperaturen. Für eine Dehnungsgeschwindigkeit von
4,4·10&supmin;&sup5; s-1 tritt. Das Minimum der
Querschnittsverringerung bei 400ºC (725ºF) auf, während für eine
Dehnungsgeschwindigkeit bzw. rate von 2,0·10&supmin;² s-1
das Minimum bei 530ºC (986ºF) auftritt.
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4) Beginn und Erholung treten ähnlich auf wie
bei metallinduzierter Versprödung.
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5) Interkristalliner Bruch steht in Verbindung
mit reduzierter Zugduktilität und kann beim
Duktilitätsminimum für bis zu 35% der Bruchoberfläche
verantwortlich sein.
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6) Interkristalliner Bruch beginnt an
Schrumpfungsporen.
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7) Das Duktilitätsverhältnis, das das
Verhältnis der Querschnittsverringerung bei der Temperatur
des Duktilitätsminimums [gemessen als
Querschnittsverringerung bei 425ºC (800ºF)] zu der bei
Raumtemperatur ist, steht in Beziehung mit den Magnesium-
und Schwefel-Gehalten. Geringe Magnesium- und/oder
geringe Schwefelgehalte führen zu einer relativen
Immunität gegenüber ETB. Ein Wert von DR nahe einem
Viertel zeigt volles ETB, während ein Wert nahe 1
relative Immunität gegenüber ETB anzeigt.
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8) ETB scheint das Ergebnis von durch Magnesium
unterstützter Schwefelsegregation zu sein. Die
Restmengen in Gew.-% von Schwefel und Magnesium,
kombiniert
zu dem Parameter (Mg + 4, 5S) , sollten
unterhalb von 0,070 Gew.-% gehalten werden, um ETB zu
vermeiden.
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9) Die Kurzzeitermüdung wird in ähnlicher Weise
wie die Zugduktilität stark durch ETB beeinflußt.
Tabelle 1 Chemische Zusammensetzungen der Schmelzen
von ferritischem duktilem Gußeisen (Gew.-%)
Schmelze
Tabelle 2 Wärmebehandlung und Gefüge von Schmelzen
von ferritischem duktilem Gußeisen
Schmelze Wärmebehandlung¹) ASTM Graphit % Typ 1 & II/% Typ IV % Perlit (1) SR - wie gegossen mit einem Entspannungsglühen bei 595ºC SCA - nur subkritisches Glühen (720ºC) FA - vollständiges Glühen (kritisches Glühen bei 920ºC und subkritisches Glühen bei 720ºC)
Tabelle 3 Brucheigenschaften der Schmelzen G und H
Schmelze Proben Nr. Dehnungsrate Temp. Interkristalliner Bruch Schrumpfungs-Porosität