DE3744113C2 - Verfahren zur Multiplikation von Rinderembryonen und zum Klonen von Rindern - Google Patents
Verfahren zur Multiplikation von Rinderembryonen und zum Klonen von RindernInfo
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Description
Die Erfindung betrifft allgemein ein Verfahren zum Vermehren
von Rinderembryonen und insbesondere ein Verfahren zum
Transplantieren der Kerne aus Spender-Rinderembryonen in
enukleierte Empfänger-Oocyten, das heißt, in Oocyten, aus
denen die Nuclei zuvor entfernt worden sind.
Im Bereich der Befruchtung von Tieren wird weiterhin nach
fortschrittlichen Techniken zur genetischen Verbesserung und
Selektion gesucht. Speziell im Hinblick auf Milchvieh sind
beispielsweise signifikante Steigerungen der Milchproduktion
dadurch erreicht worden, daß man in großem Umfang genetisch
hochwertige Bullen und künstliche Besamung angewendet hat.
Milchkühe produzieren heutzutage nahezu doppelt so viel Milch
wie vor 30 Jahren. Weitere genetische Verbesserung kann durch
Multiplikation von hochwertigen oder genetisch manipulierten
Embryonen durch Klonen erreicht werden.
Die Transplantation von Embryonen bei Rindern ist inzwischen
ein anerkanntes Verfahren zur Stützung der Produktion von
genetisch hochwertigem Bestand. Das Klonen von Embryonen in
Kombination mit der Möglichkeit, die geklonten Embryonen zu
transplantieren machen es möglich, zahlreiche genetisch
identische Tiere zu produzieren. Rinderembryonen können
gegenwärtig einfach durch Zerteilen der sich entwickelnden
Embryonen geklont werden; die Zahl der nach diesem Verfahren
herstellbaren Klone ist jedoch auf zwei bis vier begrenzt,
bis die geteilten Embryonen nicht mehr überlebensfähig sind.
Die Transplantation von Nuclei aus vielzelligen Embryonen in
mehrere embryonale Einzelzellen bietet die Möglichkeit, diese
Grenzen zu überwinden und ermöglicht die Produktion einer
großen Zahl vervielfältigter, identischer Tiere.
Der Kerntransfer wurde erstmal im Jahre 1939 bei Amoeba
sphaeronucleus von Comandon und de Fonbrune vorgenommen
("Greffe Nucleaire Totale, Simple ou Multiple, Chez une
Amibe", Soc.Biol. 130, 744, (1939)). Es folgte im Jahre 1952
die erfolgreiche Kernübertragung bei Rana Pipiens durch
Briggs und Ring ("Transplantation of living nuclei from blastu
la cells into enucleated frogs", Proc. Nat. Acad. Sci.,
Vol. 38: 455-463 (1952)). Das erfolgreiche Kernübertragungsver
fahren nach Briggs und King (vgl. a.a.o.) umfaßte die folgenden
Schritte:
- 1) Aktivierung der Empfänger-Oycyte
- 2) Enukleieren, d. h. das Verfahren zum Entfernen oder Inaktivieren der Chromosomen aus der Empfänger-Oocyte, und
- 3) Übertragen eines gesamten lysierten Blastomeren (einer Zelle, welche das Ergebnis der Embryoteilung vor der Gastrulation ist), mit einem Kern aus einem Embryo im Blastula- oder einem frühen Gastrula-Stadium zurück in die enukleierte Oocyte.
Elsdale et al. verwendeten ultraviolette Strahlung, um in
einem Schritt den Ei-Pronucleus zu inaktivieren und die
unbefruchtete Oocyte zu aktivieren (vgl. "A Description of
the Technique for Nuclear Transplantation in Xenopus laevis",
J. Embryol. exp. Morph. 8(4), 437-444 (1960)). Bei dem
Axolotl wurde das Aktivieren durch Elektroschock beschrieben,
wobei die Chromosomen des Eikerns durch ultraviolette Strah
lung ausgeschaltet wurden (Briggs, R., et al., "Transplanta
tion of Nuclei of Various Cell Types from Neurulae of the
Mexican Axolotl (Ambystoma mexianum)", Develop. Biol. 10,
233, (1964)). Bei all diesen Verfahren war es üblich, mit
einer Mikropipette mit feiner Bohrung einen ganzen lysierten
Blastomeren mit einem Kern in die enukleierte Oocyte zu
übertragen.
Bei der Maus wurden für die Kernübertragung zwei Techniken
angewandt. Illmensee und Hoppe wendeten eine rein operative
Methode an, bei der eine Mikropipette durch die Plasmainembran
in das Cytoplasma eines Embryos im Prokern-Stadium eingeführt
wurde, um den Kern zu entfernen und einzuführen (vgl.
Illmensee, K. und Hoppe, P.C., "Nuclear Transplantaion in Mus
musculus, Developmental Potential of Nuclei from Preimplanta
tion Embryos", Cell, 23, 9 (1981)). McGrath und Solter haben
ein nicht sprengendes Verfahren zum Transplantieren von
Kernen beschrieben (McGrath, J. und Solter, D., "Nuclear
Transplantation in the Mouse Embryo by Microsurgery and Cell
Fusion", Sciene 220, 1300 (1983)). Die Kerne wurden als
membranumschlossene Prokern-Karyoplasten entfernt, ohne die
Plasmamembran des Embryos zu durchdringen. Der Kern wurde
durch Zellfusion in die Empfängerzelle eingeführt, wobei der
Sendai-Virus als fusiogenes Agens verwendet wurde. Eine
kleine Menge einer Suspension von Sendai-Virus wurde nach der
Entfernung des Spender-Kerns aspiriert und die Virussuspen
sion und die Prokern-Karyoplasten nacheinander in den perivi
tellinen Raum des Empfänger-Embryos injiziert. Das mikro
operative Verfahren von Illmensee und Hoppe (a.a.o.) war
maximal zu etwa 30 bis 40% erfolgreich, während das nicht
zerstörende Verfahren von McGrath und Solter (a.a.o.) zu mehr
als 90% erfolgreich war. Mit diesem Verfahren gelang es,
Embryonen im Blastocystenstadium herzustellen, welche sich
jedoch bisher nicht weiterentwickelten. Berichte darüber, daß
Illmensee und Hoppe drei lebende Mäuse herstellen konnten,
sind in Frage gestellt worden.
Später wurde berichtet, daß Embryonen im Blastocystenstadium
und Mäuse durch Übertragen von Kernen in enukleierte Pro
kern-Zygoten nur dann hergestellt werden konnten, wenn sich
die Spender-Zellen ebenfalls im Prokern-Stadium oder in einem
sehr frühen Zwei-Zellstadium befanden (McGrath, J. and
Solter, D., "Tnabilityof Mouse Blastomere Nuclei Transferred
to Enucleated Zygotes to Support Development In Vitro"
Science 226, 1317-1319 (1984)); Surani, M.A.H. et al.,
"Nuclear Transplantation in the Mouse: Heritable Differences
Between Paternal Genomes after Activation of the Embryonic
Genome", Cell 45, 127-136 (1986); und Robl J.M. et al.,
"Nuclear Transplantation in Mouse Embryos: Assessment of
Recipient Cell Stage", Biol. Reprod. 34, 733-739 (1986)).
Kürzlich ist über ein Verfahren zur Kerntransplantation bei
Schafen berichtet worden (Willadson, S.M., "Nuclear Trans
plantation in Sheep Embryos", 320, 63-65 (1986)), bei welchem
Dielektrophorese zur Aktivierung und Fusion dient und Meta
phase 11 Oocyten als Empfänger verwendet werden. Als Ergebnis
dieser Versuche wurden geklonte Lämmer geboren. Bisher sind
jedoch keine Publikationen bekannt, die Methoden zur Kern
übertragung bei Rindern betreffen.
Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Klonen
von Rinderembryonen und zur Herstellung geklonter Rinder zu
schaffen.
Es ist ferner Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Klonen
von Rinderembryonen durch Kernübertragung zu schaffen.
Es ist eine weitere Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum
Transplantieren des Kerns oder eines ganzen Blastomeren mit
seinem Kern aus einem Spender-Rinderembryo in eine enukleier
te Empfänger-Rinder-Oocyte zu schaffen.
Das vorliegende Verfahren ist auf das Transplan
tieren von Kernen in Rinderembryonen gerichtet. Die Kerne
werden aus den Spender-Rinderembryonen entfernt, ohne die
Plasmamembran zu penetrieren und werden durch elektrisch
induzierte Zellfusion in die Empfänger-Oocyten eingeführt.
Das Nucleus-Übertragungsverfahren schließt ein, daß man den
Nucleus aus der Empfänger-Oocyte entfernt, den membranum
schlossenen Nucleus der Spender-Embryonenzelle in den perivi
tellinen Raum der enukleierten Empfänger-Oocyte einführt, die
jeweiligen Plasmamembranen des membranumschlossenen Spender
nucleus und der enukleierten Empfänger-Oocyte orientiert und
die Aktivierung der Oocyte und die Fusion des membranum
schlossenen Nucleus mit der enukleierten Empfänger-Oocyte
elektrisch induziert. Der Zustand der Oocyte bei der Aktivie
rung und die Art und Weise, in welcher die Aktivierung und
die Fusionsschritte vorgenommen werden, sind für den erfolg
reichen Kerntransfer der Spenderzellen oder der Kerne in
enukleierte Rinder-Oocyten kritisch.
Das Verfahren betrifft eine Folge von Schritten,
welche insgesamt das Klonen von Rinderembryonen durch Kern
transplantation bewirken. Bei dem Verfahren werden auf
nicht-zerstörende Weise der Nucleus aus der Empfänger-Oocyte
entfernt und der Nucleus aus dem Spender-Embryo, umschlossen
von einer Membran, isoliert, indem man entweder den Nucleus
aus der Spenderzelle entnimmt oder indem man einen Blastome
ren selbst isoliert. Der Spender-Nucleus wird dann mit der
Empfänger-Oocyte zusammengebracht und der Nucleus aus der
Spender-Embryozelle wird mit Hilfe elektrisch induzierter
Zellfusion in eine Empfänger-Zelle eingeführt. Im wesent
lichen folgt das Verfahren zum Klonen von Rinderembryonen den
folgenden fünf grundlegenden Schritten:
- 1) Auswählen eines geeigneten Empfänger-Embryos oder einer Oocyte für den Kerntransfer,
- 2) Enukleieren, d. h. Beseitigen des Kernmaterials aus der Empfänger-Oocyte,
- 3) Einführen des membranumschlossenen Nucleus des Spender-Em bryos in die enukleierte Empfänger-Oocyte,
- 4) Orientieren des membranumschlossenen Spender-Nucleus und der Empfänger-Oocyte für die Zellfusion und
- 5) Fusionieren der den Spender-Nucleus umgebenden Membran mit der Membran der Empfänger-Oocyte und Aktivieren der Empfänger-Oocyte durch Dielektrophorese.
Das erfindungsgemäße Gesamtverfahren kann als Klonen oder
Vervielfältigen von Embryonen und Vieh durch Kerntransfer zum
Züchten zahlreicher genetisch identischer Embryonen und
schließlich Tiere bezeichnet werden.
Die Bezeichnung "Oocyte" bezieht sich auf eine Zelle,
welche sich aus einem Oogonium entwickelt hat und nach
Durchlaufen der Meiose eine reife Eizelle wird.
Es hat sich gezeigt, daß nicht alle Oocyten in gleicher
Weise optimal geeignete Zellen zur wirkungsvollen Kerntrans
plantation bei Rindern sind. Für die Zwecke des vorliegenden
Verfahrens haben sich Oocyten im Metaphase II-Stadium als
optimal erwiesen, welche entweder in vivo oder in vitro
gereift wurden. Reife Metaphase II-Oocyten können entweder
operativ von Kühen oder Fersen mit nicht übermäßig schneller
Ovulation oder mit übermäßig schneller Ovulation (Superovula
tion) 35 bis 48 Stunden nach dem Einsetzen des Östrus oder
nach Injektion von menschlichem Chorion Gonadotropin (hCG)
oder eines entsprechenden Hormons gewonnen werden. Alternativ
können unreife Oocyten durch Aspiration aus Ovarfolikeln aus
geschlachteten Kühen oder Fersen gewonnen werden und diese
können anschließend in vitro durch geeignete Hormon-Behand
lung und Kultivieren gereift werden.
Die Spenderembryonen-Zellen können durch Spülen operativ
gewonnener Oviducte erhalten werden oder sie können nicht
operativ nach bekannten Verfahren aus dem Uterus gespült
werden. Die Spenderembryonen sollten sich in einem 2- bis
32-zelligen Entwicklungsstadium befinden, d. h. vor Eintreten
einer signifikanten Zelldifferenzierung. Spenderzellen im 16-
bis 32-Zellstadium werden gelegentlich eher als Morula als
als Blastula bezeichnet. Trotzdem wird im Rahmen des
vorliegenden Verfahrens die Bezeichnung "Blastula" für die
Embryonen gewählt und die Bezeichnung "Blastomer" wird
erfindungsgemäß verwendet, um Einzelzellen aus jeglichen
Embryonen vor der Gastrulation zu bezeichnen.
Zur optimalen Verwendung in dem Verfahren
sollte der Nucleus der Spenderzelle membranumschlossen vorlie
gen. Ein derartiger membranumschlossener Nucleus kann ent
weder aus einem gesamten Blastomeren bestehen oder er kann
aus einem Karyoplasten bestehen, d. h. um eine aspirierte
Zelluntereinheit, welche einen Nucleus und eine
kleine Menge Cytoplasma, umschlossen von einer Plasmamembran
einschließt.
Die Mikromanipulation der Rinderzellen wird in der gleichen
Weise vorgenommen, wie bei McGrath und Solter (vgl. a.a.o.)
beschrieben und auf welche im Zusammenhang
mit Einzelheiten der Mikromanipulationstechnik Bezug genommen
wird. Die Mikromanipulation wird durchgeführt, indem man eine
die Zellen aufnehmende Pipette verwendet, welche einen
äußeren Durchmesser von etwa 120 µm und einen inneren Durch
messer von etwa 25 bis 30 µm aufweist sowie eine schräg
angeschliffene Pipette zum Enukleieren und Transferieren mit
einem äußeren Durchmesser von etwa 25 bis 35 µm. Reife
Oocyten sollten zunächst mit etwa 7,5 µg/ml Cytochalasin B
oder einem ähnlich wirksamen Mikrotubuli-Inhibitor bei einer
Konzentration behandelt werden, die ausreicht, um das Ein
führen der Pipette zum Enukleieren und Transferieren durch
die zona pellucida zu ermöglichen, um einen Teil des Cyto
plasmas entfernen zu können, ohne an irgendeinen Punkt die
Plasmamembran tatsächlich zu verletzen. Die reife Oocyte wird
zunächst durch vorsichtiges Saugen in der Zellhaltepipette an
Ort und Stelle gehalten. Die Enukleierungs- und Transfer-Pi
pette wird dann durch die zona pellucida der Oocyte entweder
an der Metaphase II-Vorwölbung oder neben dem ersten Polkör
per eingeführt, d. h. an einer Stelle, die neben den Meta
phasechrosomen liegen soll. Die Pipette durchdringt die
Plasmamembran nicht. Durch Aspirieren an der Pipette wird
eine Zellvorwölbung in die Pipette gesaugt, wobei es sich im
Falle der Metaphase II-Vorwölbung um die gesamte Vorwölbung
und das umgebende Cytoplasma handelt oder im Falle des ersten
Polkörpers um den Polkörper und das umgebende Cytoplasma. Bei
diesem Verfahren sollten sämtliche Metaphasechromosomen in
die Pipette aufgesogen werden. Wenn man die Pipette zurück
zieht und weiter saugt, so streckt sich die Plasmamenbran und
verschließt sich anschließend wieder unter Zurücklassung
einer funktionsfähigen Plasmamembran an der enukleierten
Oocyte.
Die Spenderembryonen können abhängig von der Größe der
Transferpipette mit Cytochalasin B behandelt werden oder
nicht. Verwendet man eine Pipette von weniger als 30 µm, so
empfiehlt sich die Behandlung, um das Zerreißen des Blastomers
zu verhindern. Die Kerne der Spender-Embryonenzellen werden
transferiert, indem man entweder einen den Nucleus enthalten
den Teil des Blastomers aspiriert und so einen Karyoplasten
schafft oder indem man den gesamten Blastomer aspiriert.
Vorzugsweise wird die gesamte Zelle aspiriert. Die den
aspirierten, membranumschlossenen Nucleus enthaltende Trans
ferpipette wird dann durch die zona pellucida der enukleier
ten Empfänger-Oocyte eingeführt und der membranumschlossene
Kern wird so unter der zona pellucida deponiert, daß seine
Membran an die Plasmamembran der Empfänger-Oocyte angrenzt.
Die Fusion des membranumschlossenen Kerns mit der enukleier
ten Empfänger-Oocyte und die gleichzeitige Aktivierung der
Empfänger-Oocyte werden in einer einzigen Dielektrophorese
stufe durchgeführt, wobei man wie nachfolgend beschrieben
eine handelsübliche Elektrofusionsausrüstung verwendet. Vor
der Elektrofusion des Spender-Embryokerns und der enukleier
ten Empfänger-Oocyte ist es erforderlich, die Zellmembranen
in dem elektrischen Feld zu orientieren. Die Bezeichnung
"orientieren" definiert das Ausrichten der
beiden Zellen in der Weise, daß die Kontaktebene der beiden
Membranen, d. h. der Plasmamembran des den Spenderkern tragen
den Körpers und der Plasmamembran der Empfänger-Oocyte,
welche miteinander fusioniert werden sollen, senkrecht zu dem
elektrischen Feld liegt. Es hat sich gezeigt,
daß bei Zufallsorientierung die Erfolgsrate für die Fusionie
rung in erheblichem Umfang sinkt. Werden die Zellen so
orientiert, daß die Fusionsmembranen parallel oder in einem
Winkel von etwa 45° zu dem elektrischen Feld liegen, so sinkt
die Rate erfolgreicher Fusionen. Die Ausrichtung kann elek
trisch oder mechanisch erfolgen. Unterscheiden sich die
beiden Zellen nicht wesentlich in ihrer Größe voneinander, so
kann eine kleine ausrichtende Wechselstromspannung (5 Volt/mm
bei 1000 KHz) für eine kurze Zeit (10 Sekunden) die Zellen
reorientieren, so daß ihre Membranen aneinander angrenzen. Es
können mehrfache Impulse erforderlich sein. Unterscheiden
sich die Zellen in ihrer Größe erheblich voneinander, so kann
mechanisches Manipulieren erforderlich sein, um die Membranen
richtig zu orientieren.
Das eigentliche Einbringen des membranumschlossenen Nucleus
in eine enukleierte Rinder-Oocyte erfolgt durch ein dielektro
phoretisches Zellfusionsverfahren, bei dem Gleichstrom und
ein nicht-leitendes, d. h. nicht-ionisches Zellfusionsmedium
wie eine Mannitollösung oder Zimmerman Zellfusionsmedium
verwendet werden. Die Fusion ist das Ergebnis des Zusammen
bruchs der Zellmembran und der Porenbildung zwischen den
richtig einander gegenüberliegenden Zellen. Die Poren oder
kleinen Kanäle, die zwischen den beiden Zellen geschaffen
werden, sind wegen der hohen Oberflächenbeugung der Kanäle
und der damit verbundenen hohen Spannung in der Membran
instabil. Diese Instabilität läßt die Kanäle verschmelzen und
sich erweitern, bis die Membranen eine einzelne Zelle-bilden.
Die embryonischen Einzelzell-Klone werden
vorzugsweise entweder in vivo oder in vitro bis zum Morula-
oder Blastula-Stadium kultiviert. Beispielsweise können die
Klone in Schaf-Oviducten oder in einem geeigneten Kultur
medium kultiviert werden. Anschließend können die Embryonen
zu einem geeigneten Zeitpunkt des Östrus in die Uteri von
Rindern oder anderen geeigneten Tieren transplantiert werden.
Die Transplantationsverfahren sind allgemein bekannt und
werden im Bereich der Embryotransplantation praktiziert. Ein
Teil dieser Transplantate wird bei den Ersatz-Muttertieren
Trächtigkeit auslösen. Die aus dieser Trächtigkeit hervor
gehenden lebenden Kälber sind genetisch identisch, wenn die
Spenderzellen aus einem einzelnen Embryo oder einem Klon
desselben stammen.
Das Verfahren wird nachfolgend anhand von Beispielen erläu
tert.
Embryonenquelle: Metaphase-Oocyten und Rinder Spender-Em
bryonen aus späteren Stadien wurden aus den Oviducten von
geschlachteten Kühen oder Fersen mit nicht übermäßig schnel
ler oder übermäßig schneller Ovulation 36 bis 108 Stunden
nach Eintreten des Östrus gewonnen. Vorzugsweise wurden die
Tiere durch zweimalige Injektion (insgesamt 2 cm³) von Na
triumchloprostenol ("Estrumate®" der Miles Laboratories,
Shawnee, Kansas) synchronisiert und Tiere mit übermäßig
schneller Ovulation (Superovulation) wurden 4 Tage lang mit
40 mg FSH-P (Burns-Biotech Laboratories, Omaha, Nebraska)
behandelt. Bei den Kerntransplantationen wurden Empfänger-
Oocyten im Metaphase II-Stadium als Empfänger verwendet,
welche in vivo oder in vitro gereift worden waren, und
Embryonen im 2-zelligen bis 32-zelligen Stadium wurden als
Spender verwendet.
Behandlung und Mikromanipulation der Embryonen: Die Em
bryonen wurden gewonnen und in einem TL Hepes gepufferten
modifizierten Tyrodesmedium manipuliert, welches nach Ba
vister et al., (Development of Preimplantation Embryos of the
Golden Hamster in a Defined Culture Medium", Biol. Reprod.,
28, 235 (1983)) hergestellt worden war. 10 Minuten vor und
während der Mikromanipulation wurden die Embryonen in ein
7,5 µg/ml Cytochalasin B enthaltendes Medium gebracht. Diesem
Medium wurden ferner 0,1 µg/ml Demicolcin zugesetzt. Um die
Bedingungen für die Zellfusion bei Rindern zu untersuchen,
wurde ein kleiner Cytoplast aus der Empfänger-Oocyte
entnommen und in den perivitellinen Raum wieder eingeführt.
Für die Kerntransplantation wurden Pronucleus Empfänger-Em
bryonen zuerst nach einem Verfahren von Wall et al., (De
velopment of Porcine Ova that were Centrifuged to Permit
Visualization of Pronuclei and Nuclei, Biol. Reprod. 32, 645
(1985)) bei 15 000 G 3 Minuten lang zentrifugiert, um die
Pronuclei sichtbar zu machen.
Die Empfänger-Oocyten wurden enukleiert, indem etwa die
Hälfte des an den Polkörper angrenzenden Cytoplasmas mit
einer 25 bis 35 µm Transferpipette aspiriert wurden, wobei
eine enukleierte, membranumschlossene Oocyte zurückblieb. Die
Nuclei aus Spenderembryonen in späteren Stadien wurden durch
Aspirieren des Nucleus und eines Teils des umgebenden,
membranumschlossenen Cytoplasmas aus einem Blastomer oder
durch Aspirieren eines ganzen Blastomers entnommen.
Die Mikromanipulation wurde unter Verwendung einer Haltepi
pette mit einem äußeren Durchmesser von etwa 120 µm und einem
inneren Durchmesser von etwa 30 µm und einer schräg ange
schliffenen Enukleations- und Transferpipette durchgeführt,
welche einen äußeren Durchmesser von etwa 25 bis 35 µm
aufwies. Nuclei enthaltende Gesamtblastomere wurden aus
Spenderembryonen entnommen und nach dem Verfahren von McGrath
und Solter (vgl. a.a.o.) in den perivitellinen Raum der
Empfänger-Oocyten überführt.
Bei den denjenigen Embryonen, bei denen die in vitro
Entwicklung registriert werden sollte, wurden die Embryonen
unter Paraffinöl in einer angefeuchteten, 5% CO₂ in Luft
enthaltenden Atmosphäre bei 97,5°F (36,4°C) in 50 µl Tropfen
modifiziertes Tyrodesmedium eingebracht.
Die Entwicklung von Embryonen in Schafoviducten wurde eben
falls registriert. Die Embryonen wurden in Agarblocks über
führt und anschließend in Schafoviducte transferiert, welche
oberhalb der Tubo-Uterinen Junktion abgebunden waren. 5 Tage
nach dem Transfer wurden die Embryonen entnommen und die
Entwicklung untersucht. Die Entwicklungsfähigkeit wurde fer
ner an zwei Embryonen durch Transferieren in eine Empfän
gerkuh untersucht.
Zellfusion: Ein Verfahren mit fusiogenen Viren (unter
Verwendung von zwei verschiedenen Viren) und ein Elektro
fusionsverfahren wurden für die Fusion der erfindungsgemäßen
Spender- und Empfänger-Embryozellen untersucht. Sendai-Viren
wurden nach dem Verfahren von Giles und Ruddle (Production of
Sendai virus for cell fusion, In Vitro, 2, 103 (1973))
angezogen und inaktiviert. Der Titer von Sendai-Viren lag
zwischen 6400 und 9600 Haemagglutinationseinheiten/ml unter
sucht an Meerschweinchen-Erythrocyten. Mit diesem Virus wurde
eine Fusion von mehr als 90% bei parallelen Kerntransplanta
tions-Versuchen bei Mäuseembryonen erhalten. Bei dem anderen
untersuchten Virus handelte es sich um den Rinder-Herpes
virus 1 (Stamm NYL), erhalten von G.J. Letchworth (Letchworth
and La Duei, Bovine Herpes Mammillitis in Two York Dairy
Herds, J. Amber. Vet. Med. Assoc., 180, 902 (1982)). Der
Rinder-Herpesvirus wies einen Titer von etwa 10⁷ TCID₅₀/ml
auf und wurde 100-fach konzentriert. Dieser Virus bewirkt
ohne Schwierigkeiten Zellfusion in Rinder-Zellgewebe-Kultu
ren. Beide Viren wurden verwendet wie bei McGrath und Solter
beschrieben (a.a.o.). In Versuchen zum Fusionieren von
Cytoplasten zu reifen Rinderembryonen wurde mit den fu
siogenen Viren kein Erfolg erzielt. Daher wurden alle
weiteren Fusionsversuche elektrisch durchgeführt.
Zwei verschiedene Medien, nämlich TL Hepes und Zimmerman
Zellfusionsmedium (GCA Corporation, Chicago, Il) wurden
hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Fusionsrate miteinander
verglichen. Zellen aus Embryonen wurden in dem Medium
gewaschen und anschließend mit dem jeweiligen Medium in eine
Fusionskammer überführt. Im Anschluß an die Fusionsbehandlung
wurden die Oocyten unter Paraffinöl in angefeuchteter Luft
mit 5% CO₂ in 50 µl Tropfen modifiziertes Tyrodesmedium in
einen Inkubator gebracht und regelmäßig auf Fusion beobach
tet.
Die Aktivierung und Fusion der intakten, membranumschlossenen
Nuclei mit den enukleierten Oocyten wurde in Zimmerman Zell
fusionsmedium durch Dielektrophorese vorgenommen, wobei ein
Zimmerman Electrofusion Instrument, GCA Corporation, Chicago,
Il, verwendet wurde. Die Fusionskammer bestand aus zwei
parallelen Elektroden im Abstand von 1 mm auf einem gläsernen
Objektträger. Das Instrument wurde wie folgt eingestellt:
Fusionsspannung: 100-120 Volt (Gleichstrom, DC)
Elektrodenabstand: 1 mm
Ausrichtungsspannung: 1-5 Volt (Wechselstrom, AC)
Ausrichtungsfrequenz: 1000 KHz
Impulsdauer: 10-40 µsec.
Postfusions Ausrichtungszeit: 5 Sekunden.
Fusionsspannung: 100-120 Volt (Gleichstrom, DC)
Elektrodenabstand: 1 mm
Ausrichtungsspannung: 1-5 Volt (Wechselstrom, AC)
Ausrichtungsfrequenz: 1000 KHz
Impulsdauer: 10-40 µsec.
Postfusions Ausrichtungszeit: 5 Sekunden.
Der Ausrichtungsimpuls (Orientierungsimpuls) erwies sich als
im wesentlichen wirkungslos bei der Ausrichtung kleiner
Biastomere oder Karyoplasten, die bei Rinderzellen neben die
Membran der Empfänger-Oocyte plaziert wurden. Die Ausrichtung
wurde daher im wesentlichen mechanisch vorgenommen.
Der membranumschlossene Nucleus, d. h. Blastomer oder Karyo
plast, und die enukleierte Oocyte wurden mechanisch mit einer
Haltepipette so ausgerichtet, daß der Fusionsimpuls senkrecht
durch die Grenzfläche zwischen der den Nucleus umschließenden
Membran und der Membran der enukleierten Oocyte fiel. Die
Embryonen wurden anschließend in vitro 18 bis 24 Stunden lang
in 50 µl Tropfen modifiziertem Tyrodesmedium kultiviert und
anschließend in einen Agarblock gebracht, um in den abgebun
denen Oviduct einer Empfänger-Mutter wie beispielsweise eines
Mutterschafs überführt zu werden.
Die Wirkung der Zell-Orientierung auf die Fusionsrate wurde
zunächst an zweizelligen Mäuseembryonen untersucht. Membran
umschlossene Spenderkerne und Oocyten wurden mit einem
Wechselstromimpuls von 1000 KHz und bis zu 5 Volt ausgerich
tet. Nach dem Ausrichten wurden die Zellen 20 µsec lang einem
Fusionsstrom-Impuls von 100 Volt Gleichstrom (DC) ausgesetzt.
Beiin Fusionieren von Rinderzellen zeigte es sich, daß die
geringe Größe der Spenderzellen den Zellen keine ausreichende
Polarität verlieh, um das Ausrichten durch einen Wechsel
stromimpuls zu ermöglichen. Die Zellen wurden daher mit Hilfe
einer Haltepipette mechanisch ausgerichtet.
Bei den für die Elektrofusion untersuchten Parametern handel
te es sich um den Puffertyp, die Impulsspannung, die
Impulsdauer und die Zellausrichtung. Wie in Tabelle 1 wieder
gegeben, wurde mit dem nicht-elektrolytischen Zimmerman
Zellfusionsmedium eine höhere Fusionsrate erzielt (8/9, 89%)
als mit TL Hepes (1/9, 11%). Zwischen Impulsen von 100 und
120 Volt konnten keine wesentlichen Unterschiede festgestellt
werden.
Wie Tabelle 2 zeigt, wurden mit Impulszeiten von 20 und 40
Mikrosekunden gleichwertige Fusionsraten erzielt, während
10 Mikrosekunden weniger wirksam waren.
Entwicklung von Embryonen, bei denen die Pronuclei zuerst
entfernt und anschließend wieder eingesetzt worden waren,
wurde in vitro untersucht, um die Lebensfähigkeit von
Rinderembryonen mit transplantierten Kernen zu überprüfen.
Von 29 Embryonen mit auf diese Weise wieder eingesetzten
Kernen entwickelten sich nach 48 Stunden in einer in vitro-
Kultur 9 bis zum 7- bis 12-Zellstadium und 6 bis 4- bis
6-Zellstadium, während die restlichen 1 bis 3 Zellen auf
wiesen.
Als nächstes wurden Untersuchungen mit echten Kernübertragun
gen aus Spender-Embryozellen in Oocyten im Prokern-Stadium
durchgeführt. Die nachfolgend in zwei Teilen angelegte
Tabelle 3 zeigt die Entwicklung von Kerntransplantaten und
von Kontrollembryonen nach einer 5-tägigen Entwicklungszeit
in einem Schafoviduct. Die Kontrollembryonen bestanden aus
Embryonen, welche am gleichen Tag aus Kühen entnommen und die
in den meisten Fällen kontralateral zu den Kerntransplantat-
Embryonen in den Oviduct übertragen worden waren.
Die Kontrollembryonen befanden sich im Vorkern- bis zum
8-zelligen Stadium und waren nicht notwendigerweise im
gleichen Entwicklungsstadium wie die Kerntransplantat-Em
bryonen; es war daher nicht möglich, direkte Vergleiche
zwischen den erreichten Zellstadien vorzunehmen. Die Kon
trollgruppen zeigten jedoch, daß die Embryonen überlebten und
sich weiterentwickelten, nachdem sie aus geschlachteten
Tieren entnommen, ins Laboratorium transportiert und mehrere
Stunden lang bei Raumtemperatur aufbewahrt worden waren. Die
Vorkern-Embryonen, bei denen die Nuclei entfernt und wieder
eingesetzt worden waren, entwickelten sich im Schafoviduct
ebenfalls zu Morula oder Blastocysten. Zwei der Embryonen,
welche sich aus den wiedereingesetzten Vorkernen entwickelt
hatten, wurden in eine Empfängerkuh übertragen und beide
führten zur Geburt von normalen Kälbern. Embryonen, bei denen
die Vorkerne durch Kerne aus 2-, 4- oder 8-zelligen Embryonen
ersetzt worden waren, entwickelten sich nicht über eine oder
zwei Teilungen hinaus.
Obgleich sämtliche Embryonen in Agar eingebettet waren,
wurden die meisten von ihnen frei von den Agarblöcken
wiedergewonnen. Die Kontrollembryonen waren bei der Wieder
gewinnung alle intakt. Von den transferierten, mikromani
pulierten Embryonen wurden jedoch etwa 15% mit leerer zona
pellucida wiedergewonnen.
Diese Untersuchungen zeigen, daß Kerne aus Rinderzellen im
Vorkern-Stadium entnommen werden können und daß das Kernmate
rial erfolgreich insertiert werden kann. Zellfusion zwischen
Zellen mit Nucleus und Empfänger-Oocyten war in nicht-ionischen
Medien möglich und wurde optimiert, wenn die Membrangrenz
flächen zwischen der Spenderzelle und der Empfänger-Oocyte
senkrecht zur Richtung des elektrischen Fusionsimpulses
orientiert waren.
In diesem Beispiel wurden 4- bis 32-zellige Embryonen im
Blastula-Stadium, entnommen bei der Schlachtung 2 bis 5 Tage
nach Östrus, als Spenderzellen ausgewählt. Die Empfänger-
Oocyten wurden aus 1 bis 5 mm Follikeln aspiriert, welche aus
im Schlachthaus entnommenen Ovarien stammten, die in vitro 22
bis 26 Stunden lang nach dem Verfahren von Critser et al.
(Influence of cumulus Cell Association During In Vitro
Maturation of Bovine Oocytes on Embryonic Development, Biol.
of Reprod. 34, Suppl. 1, 192 (Abstract Nr. 286) (1986))
gereift worden waren, oder es wurden in vivo gereifte
Ovocyten bei der Schlachtung 36 Stunden nach Einsetzen des
Östrus gewonnen.
Die Empfänger-Oocyten wurden von dem Cumulus oophorus be
freit, indem sie 10 Minuten lang in TALP-Hepes Puffermedium
mit einem Gehalt an 1 mg/ml Rindertestes Hyaluronidase
verwirbelt wurden.
Die gereiften Oocyten wurden nach dem oben im einzelnen
beschriebenen Verfahren enukleiert, wobei in einigen Fällen
der Polkörper und nur das angrenzende Cytoplasma und in
anderen Fällen etwa die Hälfte des Cytoplasmas entfernt wurde.
Enukleation und Transfer wurden in 7,5 µg/ml Cytochalasin B
durchgeführt. Die Spenderblastomere mit Nuclei wurden aus den
Spenderembryonen abgesaugt und in den perivitellinen Raum der
enukleierten Empfänger-Oocyten injiziert. Aktivierung und
Fusion wurden durch Dielektrophorese in Zimmerman Zellfu
sionsmedium nach dem oben genauer beschriebenen Verfahren
durchgeführt. Postfusions-Embryonen wurden 16 bis 18 Stunden
lang in modifiziertem Tyrodesmedium kultiviert, bevor sie in
Agarchips eingebettet und in den abgebundenen Oviduct eines
Mutterschafs übertragen wurden.
Nach 5 Tagen in vivo Kultur wurden die Embryonen entnommen
und ausgewertet. Die Auswertung der Ergebnisse zeigte, daß die
Effizienz der Fusion stieg, wenn etwa die Hälfte des
Cytoplasmas aus der Empfänger-Oocyte entfernt worden war und
wenn das Spender-Blastomer aus einem 4- bis 16-zelligen
Embryo stammte. Die Wirkungsrate dieser Empfänger/Spenderkom
bination betrug 237 aus 342 entsprechend 69% erfolgreiche
Fusionen. Die Effizienz der in vivo Entwicklung bis zum
Morula- oder Blastocystenstadium unterschied sich nicht
signifikant in Abhängigkeit davon, ob die Empfänger-Oocyte
nach einem der beiden Verfahren präpariert worden war (3,7%
und 1,9%). Die Entwicklung bis zum Morula- oder Blastocysten
stadium war jedoch bei in vivo gereiften Oocyten erfolg
reicher (27%) als bei in vitro gereiften Oocyten (1,9%),
selbst wenn bei diesen etwa die Hälfte ihres Cytoplasmas
entfernt worden war. Anscheinend waren die in vitro gereiften
Oocyten nicht vollständig ausgereift. Die Entwicklung der Em
bryonen, welche sich bis zum Morula- oder Blastocystenstadium
entwickelt hatten, schien normal. 14 der Embryonen im Morula-
oder Blastulastadium wurden nicht-operativ in einem geeigne
ten Östrusstadium in die Uteri von Rindern transplantiert,
wie dies gewöhnlich mit Embryotransplantaten durchgeführt
wird. Bei vier Embryonen, welche von drei Mutterkühen
getragen wurden, wurde Trächtigkeit ausgelöst. In zwei Fällen
führte dies zur Geburt von normalen Kälbern. Die beiden
anderen Embryonen wurden zwischen dem 25. und 90. Tag der
Trächtigkeit abgestoßen.
Dieses Beispiel zeigt, daß die Übertragung von Nuclei aus 4-
bis 16-zelligen Spender-Embryo-Zellen in Empfänger-Oocyten
die Entwicklung lebensfähiger Embryonen und schließlich
Lebendgeburten zur Folge hat. Diese Ergebnisse zeigen, daß
Kerntransplantation verwendet werden kann, um identische Em
bryonen genetisch zu vervielfachen, so daß Herden von
genetisch identischem Vieh gezogen werden können.
Claims (11)
1. Verfahren zur Kerntransplantation aus einem Rinderembryo
als Spender in eine Empfänger-Oocyte, dadurch gekennzeich
net, daß man
- (a) einen membranumschlossenen Kern aus einer Zelle des Spenderembryos isoliert,
- (b) das chromosomale Kernmaterial aus der Empfän ger-Oocyte entfernt, um eine enukleierte Empfän ger-Oocyte zu schaffen,
- (c) den membranumschlossenen Spenderkern so in der enu kleierten Empfänger-Oocyte plaziert, daß seine Mem bran an die Membran der Oocyte angrenzt und
- (d) die Membranen des membranumschlossenen Kerns und der enukleierten Empfänger-Oocyte elektrisch miteinander fusioniert um eine embryonische Einzelzelle zu schaf fen, welche den Kern des Spenderembryos besitzt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der membranumschlossene Kern ein ganzer Blastomer oder
ein aus einem Blastomeren aspirierter Karyoplast ist.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß der membranumschlossene Kern und die
enukleierte Empfänger-Oocyte so orientiert werden, daß
die Kontaktebene ihrer Membranen in Schritt (d) senkrecht
zu der Richtung des elektrischen Stroms liegt.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Empfänger-Oocyte sich im Metaphase-
II-Stadium befindet.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß man die Empfänger-Oocyte durch Aspirieren
von etwa der Hälfte des neben dem Polkörper befindlichen
Cytoplasmas enukleiert, wobei eine halbe, enukleierte
membranumschlossene Oocyte zurückbleibt.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß die enukleierte Empfänger-Oocyte einen
perivitellinen Raum aufweist und man den membranumschlos
senen Kern in den perivitellinen Raum der enukleierten
Oocyte insertiert.
7. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß man vor Schritt (d) den membranumschlos
senen Kern und die enukleierte Empfänger-Oocyte in
nicht-ionisches Zellfusionsmedium einbringt.
8. Verfahren zum Klonen von Rinderembryonen, dadurch gekenn
zeichnet, daß man
- (a) einen Kern, umschlossen von einer Membran, aus einer einzelnen Zelle eines vielzelligen Rinderembryos als Spender isoliert,
- (b) eine Empfänger-Oocyte enukleiert,
- (c) den membranumschlossenen Spender-Kern in den perivi tellinen Raum der enukleierten Empfänger-Oocyte ein führt,
- (d) die Zellfusion zwischen den Membranen, welche den Spender-Kern und die enukleierte Empfänger-Oocyte umschließen elektrisch induziert,
- (e) den durch elektrische Induktion fusionierten Embryo aus Schritt (d) in vitro kultiviert,
- (f) den kultivierten Embryo aus Schritt (e) in den Oviduct und gegebenenfalls anschließend in den Uterus eines Empfänger-Muttertiers transferiert.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
man in Schritt (a) als membranumschlossenen Spender-Kern
einen einzelnen Gesamtblastomeren aus dem Spender-Embryo
entnimmt oder einen membranumschlossenen Karyoplasten
aspiriert, welcher einen Kern aus einer Zelle des
Spender-Embryos enthält.
10. Verfahren nach den Ansprüchen 8 oder 9, dadurch gekenn
zeichnet, daß man vor Schritt (d) den membranumschlos
senen Kern und die Oocyte so orientiert, daß die Kontakt
ebene ihrer Membranen in Schritt (d) senkrecht zu der
Richtung des elektrischen Fusionsimpulses liegt.
11. Verfahren nach den Ansprüchen 8 bis 10, dadurch gekenn
zeichnet, daß man zwei oder mehrere genetisch identische
Embryonen schafft und gegebenenfalls austragen läßt,
indem man zwei oder mehrere membranumschlossene Kerne von
dem des gleichen vielzelligen Rinderembryo oder von iden
tischen geklonten Rinderembryonen als Spender in enu
kleierte Oocyten transferiert.
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