DE3724332A1 - Verwendung von polyhydroxylgruppenhaltigen polymeren als schlichtemittel - Google Patents
Verwendung von polyhydroxylgruppenhaltigen polymeren als schlichtemittelInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung polyhydroxylgruppenhaltiger
Polymere, die neben Vinylalkohol- auch noch 1-
Alkylvinylalkoholeinheiten enthalten, als Schlichtemittel.
Bei der industriellen Herstellung von textilen Geweben durch
Webvorgänge wird der sogenannte "Kettfaden" bei den heute
üblichen schnellaufenden Webstühlen enormen mechanischen
Belastungen ausgesetzt. Um ein häufiges Reißen zu vermeiden,
müssen die meisten Fasermaterialien durch Aufbringung eines
zähelastischen, abreißfesten, faserverklebenden Schutzfilms,
der sogenannten Schlichte, geschützt werden.
Die Schlichten werden in der Regel aus wäßriger Lösung auf
das Garn aufgebracht und anschließend getrocknet. Nach der
Herstellung des Rohgewebes hat die Schlichte ihre Aufgabe
erfüllt und muß, da sie bei den folgenden Veredelungsstufen
für die Textilherstellung stört, in einem eigenen Verfahrensschritt,
der sogenannten Entschlichtung, wieder vollständig
ausgewaschen werden.
Als Schlichtemittel werden eine große Zahl natürlicher und
synthetischer Polymerer eingesetzt. Beispiele für makromolekulare
Naturstoffe sind Stärke und Cellulosederivate. Als
synthetische Polymere, die heute wegen ihres hohen
Schlichteeffekts auf natürlichen und synthetischen Fasern
bevorzugt werden, kommen insbesondere Polyacrylate und Polyvinylalkohole
zum Einsatz.
Speziell der Gruppe der Polyvinylalkohole kommt zum
Schlichten von Garnen besondere Bedeutung zu (Siehe C. A.
Finch "Polyvinyl Alcohol - Properties and Applications",
London 1973, 233 ff.). Für hydrophile Garne wie z. B. Baumwolle,
Leinen oder Viscose werden sogenannte vollverseifte
Polyvinylalkohole, die nur noch einen geringen Restacetatgehalt
aufweisen, eingesetzt. Zum Schlichten von Garnen aus
Polyamid-, Polyester- und Polyacrylfasern bevorzugt man sogenannte
teilverseifte Polyvinylalkoholtypen, die Restacetatgehalte
von 10-20% aufweisen.
Wegen ihrer guten Schlichteeffekte nimmt man einen
gravierenden Nachteil der Verbindungsklasse der Polyvinylalkohole
in Kauf. Beim Entschlichteprozeß durch Auswaschen
mit Wasser benötigen die Polyvinylalkohole, unter ihnen
speziell die vollverseiften Typen aufgrund ihrer schlechten
Löseeigenschaften in Wasser (Assoziatbildung durch Wasserstoffbrücken),
längere Auswaschzeiten und höhere Lösetemperaturen,
was letzten Endes den Entschlichteprozeß verteuert.
Eine zu geringe Löslichkeit in Wasser zeigen Polyvinylalkohole
auch bei der alkalischen Behandlung von Geweben. Zur
Verbesserung der Wasserlöslichkeit von Polyvinylalkoholen,
speziell der Löslichkeiten in alkalischem Milieu, sind schon
mehrere Problemlösungen vorgeschlagen worden.
In der US-Patentschrift US 40 13 805 werden alkalilösliche
Polyvinylalkohole beschrieben. Die Löslichkeit wird hier
erreicht durch Einpolymerisation wasserlöslicher Comonomere
z. B. (Meth-)acrylsäure und Maleinsäure. Die Herstellung
solcher Produkte erfordert aber aufwendige Maßnahmen bei der
Copolymerisation von Vinylacetat mit obigen wasserlöslichen
Monomeren wegen der ungünstigen Copolymerisationsparameter
und der anschließenden Verseifung. Weitere in der Fachliteratur
bekannte Maßnahmen zur Erhöhung der Wasserlöslichkeit
von Polyvinylalkoholen stellen chemische Modifizierungen
der Polyvinylalkohole dar.
Die DE-PS 7 29 774 beschreibt eine Modifizierung von Polyvinylalkohol
durch Umsetzung mit Glyoxylsäure oder Benzaldehydcarbonsäuren.
In der US-PS 24 34 145 werden Umsetzungen mit
Chloressigsäure beansprucht. Weitere alkalilösliche Polyvinylalkohole
entstehen bei der Behandlung von Polyvinylalkohol
mit Formaldehyd und Amidosulfonsäure entsprechend
der DE-PS 31 09 844.
All diesen Maßnahmen zur Verbesserung der Löslichkeitseigenschaften
von Polyvinylalkoholen durch chemische Modifizierung
ist gemeinsam, daß sie einen weiteren Verfahrensschritt
mit zum Teil aufwendigen Reinigungsmaßnahmen erfordern, der
den Gesamtherstellungsprozeß letztlich verteuert.
Es bestand daher die Aufgabe für den Schlichte- und Entschlichtungsprozeß
Polyvinylalkohole mit besseren Wasserlöseeigenschaften
zur Verfügung zu stellen, die vorstehend
beschriebenen Nachteile nicht aufweisen.
Gegenstand der Erfindung sind Schlichtemittel auf der Basis
von Vinylalkoholpolymeren, dadurch gekennzeichnet, daß die
polyhydroxylgruppenhaltigen Polymere aus
- a) 50-95 Gew.-% Vinylalkoholeinheiten,
- b) 5-50 Gew.-% Einheiten von 1-Alkylvinylalkoholen mit C₁- bis C₄-Alkylgruppen, insbesondere Methylgruppen,
- c) 0-20 Gew.-% Vinylacylateinheiten, vorzugsweise Vinyl-C₁- bis -C₂₀-acylateinheiten,
- d) 0-20 Gew.-% Allylalkoholeinheiten und
- e) 0- 5 Gew.-% weiteren einpolymerisierten Einheiten,
bestehen.
Vorzugsweise bestehen die Polymeren aus 60-95 Gew.-%, insbesondere
70-95 Gew.-% Einheiten a, 5-40 Gew.-%, insbesondere
5-20 Gew.-% Einheiten b, sowie 0-10 Gew.-%, insbesondere
je 0-5 Gew.-% Einheiten c und d. Gemäß einer besonders
bevorzugten Ausführungsform liegt die Menge der Comonomereinheiten
b-e im Bereich 5 bis 30 Gew.-%, insbesondere 5-
20 Gew.-%, wobei die Mengen der Vinylacylat-Einheiten
besonders bevorzugt möglichst gering ist, d. h. bei z. B. 0
-2 Gew.-% liegt. Auch die Menge der Einheiten e liegt
vorzugsweise 0-1 Gew.-%, insbesondere noch in der
unteren Hälfte dieses Bereichs, z. B. sogar unter 0,2
Gew.-%.
Als Alkylgruppe in den Einheiten b wird der Methylrest bevorzugt;
es können aber auch verzweigte und unverzweigte C₂-
bis C₄-Alkylgruppen eingesetzt werden.
Die genannten erfindungsgemäß verwendeten Polymeren zeichnen
sich insbesondere durch ihre hervorragenden Wasserlöslichkeiten,
die sich günstig auf den Entschlichteprozeß auswirken,
durch schnellere Waschzyklen und geringe Badtemperaturen
aus.
Durch ihre besondere Struktur vereinigen die Polymere überraschenderweise
Eigenschaften der Polyvinylalkohole mit
geringem Restacetatgehalt für hydrophile Garne und der Poly
vinylalkohole mit Restacetatgehalten von 10-20% für
hydrophobe Garne, was ihren Einsatzbereich vorteilhaft
gegenüber den herkömmlich verwendeten Polyvinylalkoholtypen
erweitert. Ferner zeigen die erfindungsgemäß verwendeten
polyhydroxylgruppenhaltigen Polymeren aufgrund ihres thermoplastischen
Verhaltens Gleit- und Schmiereffekte auf Garnen,
speziell bei Methylgruppengehalten in den Einheiten b von 10
-30%, was die Einschränkung der Mitverwendung von
Schlichtefetten in den Schlichteflotten ermöglicht.
Die Polymeren, die bisher schon als Schutzkolloid für die
Radikalpolymerisation (DE-C-1026074, cf. Chem. Abstr. 54,
16024 h) oder als Grundmaterial zur Herstellung von Formkörpern
(Chem. Abstr. 87, 118 700 c) oder auch im Gemisch
mit Glycerin als wasserlöslicher Heißklebestoff (Chem. Abstr.
91, 176392 x) beschrieben worden sind, können in einem zweistufigen
Verfahren hergestellt werden.
In erster Stufe durch
Copolymerisation von Vinylacetat, insbesondere Vinylacetat
und/oder Vinylpropionat, mit 1-Alkylvinylacylat, insbesondere
Isopropenylacetat und/oder -propionat, sowie ggf.
Allylacylat, insbesondere Allylacetat und/oder -propionat in
üblicher Weise durch radikale Suspensions- oder
Emulsionspolymerisation in Wasser oder durch radikalische
Polymerisation in Substanz in einem geeigneten organischen
Lösungsmittel wie z. B. Alkoholen oder Estern. Als Beispiele
hierfür seien genannt: Methanol, Ethanol, Isopropanol,
Methyl-, Ethyl-, Isopropyl- und Butylacetat. In zweiter
Stufe wird das so erhaltene Copolymerisat entsprechend
den bei der Herstellung von Polyvinylalkoholen bzw. von
(teil-)verseiften Polyvinylestern bekannten Verfahren im
Alkalischen oder Sauren unter Zugabe von Solvolyse- bzw.
Hydrolysekatalysator oder von stöchiometrischen Mengen entsprechender
Reaktionspartner, z. B. von Metallhydroxiden,
vorzugsweise möglichst vollständig solvolysiert oder hydrolysiert,
z. B. durch Umesterung der Acylatreste der
Polymeren.
Die erfindungsgemäßen Copolymeren weisen ein mittleres
viskosimetrisch bestimmtes Molekulargewicht von 20 000 bis
120 000, vorzugsweise von 25 000 bis 100 000 auf. Die
Einstellung der Molekulargewichte kann in üblicher Weise
durch Variation von Initiatorkonzentrationen, Temperatur und
Zusatz von Polymerisationsreglern wie beispielsweise Bromtrichlormethan
und Thioessigsäure bei der Polymerisation erfolgen.
Höhere Molekulargewichte können auch durch Zugabe
von geringen Mengen mehrfach ethylenisch ungesättigter Verbindungen
wie Divinyladipat und Allylmethacrylat eingestellt
werden. Die erfindungsgemäßen Verbindungen mit ihrer Anwendung
als Schlichtemittel weisen bevorzugt Höpplerviskositäten
von 3-50, insbesondere 4 bis 30 mPa.s (gemessen als 4
%ige wäßrige Lösung) auf.
Eine weitere Möglichkeit, die erfindungsgemäß verwendeten
Polymeren zu variieren, bietet der Einbau (die Einpolymerisation)
von Einheiten, die sich von Vinylestern erhöhter
Hydrophobie ableiten, also z. B. von den Vinylfettsäureestern,
z. B. Vinylstearat und/oder Vinyllaurat und/oder von
Versatic®-säurevinylestern (VeoVa®, Estern von durch die
sogenannte Koch-Synthese hergestellten verzweigten Carbonsäuren
mit meist 10 bis 20 C-Atomen, Shell AG). Diese
Einheiten erhöhen z. B. die grenzflächenaktive Wirkung der
Polymeren. Sie sind vorzugsweise in Mengen von 0-1, insbesondere
0-0,5 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge der Mono
mer-Einheiten, einpolymerisiert. Des weiteren kann z.
B. Ethylen in Mengen von 0-5, insbesondere 0-1 Gew.-%,
einpolymerisiert werden.
Das Schlichten mit den erfindungsgemäß beanspruchten polyhydroxylgruppenhaltigen
Polymeren erfolgt in üblicher Weise,
wobei Additive wie Schlichtefett, Weichmacher, sonstige
Schlichtemittel, spezielle Stärken und modifizierte Stärkederivate
zusätzlich ins Schlichtebad gegeben werden können.
Die Konzentration der copolymeren Polyvinylalkohole in den
Schlichtflotten liegen bei 6 bis 8 Gewichtsprozent und die
Auflagen an Schlichtemittel auf den Garnen beträgt ca. 8-
14 Gewichtsprozent.
In den folgenden Beispielen soll die vorliegende Erfindung
erläutert werden:
In den Beispielen 1-3 wurden die in Tabelle 1 aufgeführten
polyhydroxygruppenhaltigen Polymere bezüglich ihres Löseverhaltens
(Beispiel 1), ihrer Auflösungsgeschwindigkeit
(Beispiel 2) und ihrer Eigenschaft als Schlichtemittel
(Beispiel 3) getestet. Die Typen I-V entsprechen dabei den
erfindungsgemäßen Schlichtemitteln, während es sich bei den
Typen VI-IX um, dem Stand der Technik entsprechende,
handelsübliche Polyvinylalkohole handelt.
Die Zusammensetzung der Copolymeren ist in Tabelle 1 durch
a) Vinylacetatgehalt, b) Isopropenylacetatgehalt und c)
Allylacetatgehalt sowie den Solvolysegrad charakterisiert.
Als weitere Kenngrößen werden die Höppler Viskosität
(Auslaufviskosität mit einem Kugelfall-Viskosimeter nach
Höppler (DIN 53 015) als 4 Gew.-%ige wäßrige Lösung bei 20°C)
und Verseifungszahl in mgKOH/g nach DIN 53 401 bestimmt.
Löseverhalten beim Einrühren der festen Polyvinylalkohole
(Teilchengrößen 500-250 µm) in Wasser, bei Raumtemperatur
und einer Endkonzentration von 10 Gew.-%.
Polyvinylalkohol | |
vollständige Auflösung | |
I|20 min | |
II | 20 min |
III | 40 min |
IV | 15 min |
V | 25 min |
VI | 60 min (nicht rückstandsfrei) |
VII | - teilweise gelöst nach 60 min |
VIII | - praktisch unlöslich |
IX | - praktisch unlöslich |
Auflösungsgeschwindigkeit der bei 50°C getemperten Polyvinylalkoholfilme
(hergestellt aus 10 gew.-%igen wäßrigen
Lösungen mit 500 µm Filmgießer)
Polyvinylalkohol | |
vollständige Auflösung | |
I|40 sec | |
II | 40 sec |
III | 40 sec |
IV | 40 sec |
V | 30 sec |
VI | 50 sec |
VII | 60 sec |
VIII | 210 sec |
IX | 210 sec |
Ein Polyester/Baumwoll-Garn 67 : 33, Nm 50/1 wird mit einer
Schlichteflotte bei 85°C geschlichtet. Die Flotten enthalten
8% der unten angegebenen Schlichtemittel und 0,2% eines
Weichmachers (Fettsäurekondensationsprodukt), die Auflage an
Schlichtemittel auf dem Garn beträgt ca. 12%. Als
Schlichtemittel werden folgende Produkte eingesetzt:
- a) copolymerer Polyvinylalkohol I
- b) copolymerer Polyvinylalkohol III
- c) copolymerer Polyvinylalkohol IV
- d) Polyvinylalkohol VII
- e) Polyvinylalkohol IX
Die Webeigenschaften der mit den Schlichtemitteln a)-e)
behandelten Garne sind gleich gut zu bewerten. Nach dem Entschlichten
mit neutraler und/oder alkalischer Flotte sind
nur die mit Produkten a)-c) behandelten Garne frei von
Schlichterückständen.
Claims (2)
- Verwendung polyhydroxylgruppenhaltiger Polymere aus
- a) 50-95 Gew.-% Vinylalkoholeinheiten,
- b) 5-50 Gew.-% Einheiten von 1-Alkylvinylalkoholen mit C₁- bis C₄-Alkylgruppen
- c) 0-20 Gew.-% Vinylacylateinheiten,
- d) 0-20 Gew.-% Allylalkoholeinheiten und
- e) 0- 5 Gew.-% weiteren einpolymerisierten Einheiten,
- als Schlichtemittel für Garne.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873724332 DE3724332A1 (de) | 1987-07-23 | 1987-07-23 | Verwendung von polyhydroxylgruppenhaltigen polymeren als schlichtemittel |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19873724332 DE3724332A1 (de) | 1987-07-23 | 1987-07-23 | Verwendung von polyhydroxylgruppenhaltigen polymeren als schlichtemittel |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3724332A1 true DE3724332A1 (de) | 1989-02-02 |
DE3724332C2 DE3724332C2 (de) | 1990-12-20 |
Family
ID=6332157
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19873724332 Granted DE3724332A1 (de) | 1987-07-23 | 1987-07-23 | Verwendung von polyhydroxylgruppenhaltigen polymeren als schlichtemittel |
Country Status (1)
Country | Link |
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DE (1) | DE3724332A1 (de) |
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1987
- 1987-07-23 DE DE19873724332 patent/DE3724332A1/de active Granted
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