DE3714612A1 - Mikroorganismus-stamm und seine verwendung - Google Patents
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- C12R2001/22—Klebsiella
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft einen neuen lumines
zenten Mikroorganismus-Stamm und seine Verwendung bei
analytischen Untersuchungen, insbesondere von Abwäs
sern.
Bei den modernen Verfahren zur biologischen Behandlung,
gegebenenfalls auch hochbelasteter, industrieller Ab
wasserströme, werden neben organischen Lösungsmitteln
auch eine Vielzahl aromatischer, chlorierter und
nitrierter Verbindungen mit bakterientoxischer Wirkung
aus dem Abwasser aliminiert. Das ist möglich, weil auf
grund der hohen Stoffwechselleistung der zur Anwendung
kommenden Bakterienpopulation die Abbaugeschwindigkeit
für diese Substanzen höher ist als die normalerweise
eingeleitete Fracht. Das bedeutet, daß im Normalfall in
den biologischen Reaktoren bakterintoxische Grenzkon
zentrationen nicht erreicht werden, eine Schädigung der
Biomasse somit nicht erfolgt. Schlagartig einsetzende
Konzentrationsänderungen im Zulauf können jedoch in
ungünstigen Situationen dazu führen, daß die Grenzkon
zentrationen erreicht bzw. überschritten werden, so daß
aufgrund von Vergiftungsreaktionen die Eliminations
leistung der Kläranlage zusammenbricht. Die Überwachung
von Kläranlagenzuläufern auf außergewöhnliche bakterien
toxische Effekte kann deshalb wesentlich zur Betriebs
sicherheit biologischer Kläranlagen beitragen. Voraus
setzung für diese Anwendung sind allerdings möglichst
schnell ansprechende, gegebenenfalls automatisierbare
Testverfahren mit einer hohen Zuverlässigkeit. Nur durch
solche Verfahren ist es möglich, anormale bakterien
toxische Effekte rechtzeitig zu erkennen und geeignete
Gegenmaßnahmen zu ergreifen, bevor das betreffende
Abwasser in den biologischen Teil der Kläranlagen ein
geleitet wird.
Neben den üblichen analytischen Methoden bieten sich
auch Testverfahren an, bei welchen Mikroorganismen ein
gesetzt werden. Es ist bekannt, daß sogenannte "Leucht
bakterien" in der Lage sind, einen Teil der durch
Stoffwechselvorgänge freigesetzten Energie in Form von
Licht zu emittieren. Durch physiologisch ungüngstige
Außeneinflüsse, wie durch bakterientoxische Materialien,
kann die Lichtemission gehemmt werden.
Das Ausmaß der Hemmung dieser Lichtemission kann zur
analytischen Bestimmung solcher bakterientoxischen
Materialien eingesetzt werden. Es hat sich jedoch
erwiesen, daß bisher keine Leuchtbakterien verfügbar
waren, die bei der Bestimmung von bakterientoxischen
Materialien in Klärabwässern, insbesondere in indu
striellen Klärabwässern, vor allem auch der chemischen
Industrie, zuverlässige Aussagen über einen evtl.
schädigenden Einfluß auf die Eliminationsleistung von
biologischen Klärsystemen, zulassen. Messungen unter der
Verwendung der bekannten Leuchtbakterien führten zu
Ergebnissen, die mit dem wirklich schädigenden Einfluß
von bakterientoxischen Materialien auf die Mikroorganis
men der Kläranlage nur unzureichend übereinstimmten. In
Fresenius Zeitschrift für Analytische Chemie (1986) 325.
S. 136-139, wurde über einen gentechnologisch modifi
zierten Mikroorganismus berichtet, welcher für die
Analytik von Abwässern geeignet sein soll. Diese Veröf
fentlichung enthält jedoch keinerlei Angaben über die
Art des in den beschriebenen Versuchen eingesetzten
Mikroorganismus, so daß es dem Fachmann anhand des
Offenbarungsgehaltes dieser Veröffentlichung nicht
möglich ist, den dort verwendeten oder einen anderen
entsprechenden Mikroorganismus-Stamm zu erzeugen und die
beschriebenen Versuche nachzuvollziehen. Die Veröffent
lichung enthält auch keinen Hinweis darauf, wie der
Fachmann aus der Vielzahl der Mikroorganismen von Klär
anlagen einen geeigneten Stamm auswählen und entwickeln
könnte.
Es wurde nun der neue Klebsiella planticola-Stamm
pDB 101 K 70 B gefunden, der in besonders günstiger
Weise bei analytischen Untersuchungen, insbesondere von
Abwässern, eingesetzt werden kann.
Dieser neue Stamm wurde bei der Deutschen Sammlung
von Mikroorganismen (DSM), Grisebachstraße 8,
D-3400 Göttingen, Bundesrepublik Deutschland, in
Übereinstimmung mit den Bestimmungen des Budapester Ver
trages über die internationale Anerkennung der Hinter
legung von Mikroorganismen für die Zwecke von Patentver
fahren am 6. April 1987 hinterlegt und erhielt die
Hinterlegungsnummer DSM 4081.
Die vorliegende Erfindung erstreckt sich auch auf die
Mutanten und Varianten dieses Stammes, welche die für
die Ausführung der Erfindung wesentlichen Merkmale und
Eigenschaften aufweisen.
Der Stamm Klebsiella planticola pDB 101 K 70 B wurde
durch die gentechnologische Modifizierung (Einbau des
Leuchtsystems aus Vibrion fischeri) eines aus einer
Kläranalge isolierten Klebsiella planticola Stammes
erhalten.
Der neue Stamm weist beispielsweise die folgenden Eigen
schaften auf:
Beweglichkeit:nein
Gelatineverflüssigung:nein
H₂S-Entwicklung:nein
Indolbindung:nein
Wachstum bei 10°C:ja
Ureasebildung:ja
Voges-Proskauer-Reaktion:positiv
Reduktion von Nitrat
zu Nitrit:ja zu N₂:nein Citratverwertung:ja Methylrotprobe:positiv Lumineszenz:ja
zu Nitrit:ja zu N₂:nein Citratverwertung:ja Methylrotprobe:positiv Lumineszenz:ja
Der neue Mikroorganismus-Stamm kann z. B.: in einer
Schrägröhrchen-Kultur oder aber auch in gerfriergetrock
neter Form aufbewahrt werden. Er kann in allen Nähr
medien, welche für Gram-negative Bakterien üblicherweise
verwendet werden, vermehrt werden.
Es wurde gefunden, daß der neue lumineszente Klebsiella
planticola Stamm pDB 101 K 70 B Eigenschaften aufweist,
aufgrund derer er vorteilhaft bei analytischen Unter
suchungen (im "Leuchtbakterien-Test")eingesetzt werden
kann. Der neue Mikroorganismus-Stamm ist leicht hand
habbar, kann nach den üblichen Methoden leicht auf
bewahrt werden (z. B. nach Gefriertrockung) und in
üblichen Nährmedien verwendet werden. Der neue Stamm
weist bei kurzer Ansprechzeit einen besonders günstigen
Bereich auf, in dem eine Hemmung der Lichtemission durch
die Einwirkung von (bakterientoxischen) Fremdsubstanzen
erfolgt. Da bei dem neuen Stamm die Hemmung der Licht
emission durch (bakterientoxische) Fremdsubstanzen in
hohem Maße mit der Einwirkung dieser Substanzen auf die
Mikroorganismen von Kläranlagen, insbesondere von
industriellen Abwässern und ganz besonders auch von
gegebenenfalls auch hochbelasteten Abwässern der chemi
schen Industrie korreliert, kann der neue Mikroorganis
mus-Stamm Klebsiella planticola pDB 101 K 70 B in
besonders günstiger Weise für die Untersuchung solcher
Abwässer auf (bakterientoxische) Fremdsubstanzen, welche
die Mikroorganismen der Kläranlage negativ beeinflussen
könnten, verwendet werden. Durch den Leuchtbakterientest
mit Hilfe des neuen Stammes können somit Substanzen, die
einen schädigenden Einfluß auf die Mikroorganismen von
Klärsystemen haben können frühzeitig erkannt werden, so
daß gegebenenfalls erforderliche Gegenmaßnahmen getrof
fen werden können, bevor das jeweilige Abwasser in den
biologischen Teil der Klärsysteme eingeleitet wird.
Die vorliegende Erfindung betrifft somit auch die neue
Verwendung des Klebsiella planticola Stammes
pDB 101 K 70 B und seiner Mutanten und Varianten zur
Verwendung bei analytischen (qualitativen und
quantitativen) Untersuchungen oder Überwachungen.
Bevorzugt sind hierbei analytische Untersuchungen oder
Überwachungen von Abwässern, vorzugsweise von industri
ellen Abwässern und ganz besonders bevorzugt von Abwäs
sern der chemischen Industrie, welche gegebenenfalls
auch stark belastet sein können. Vorzugsweise dienen die
analytischen Untersuchungen oder Überwachungen zum Auf
finden und gegebenenfalls auch Bestimmen von Stoffen
bzw. Stoffgemischen in Abwässern (insbesondere Kläranla
genzuläufen), welche die Mikroorganismen in Klärsystemen
schädigen oder deren Abbauleistung vermindern könnten.
Die vorliegende Erfindung betrifft auch für den Anwender
vorbereitete Testsysteme ("Kits"), welche den neuen Stamm
oder seine Mutanten und Varianten (gegebenenfalls in
lyophilisierter Form) neben anderen Hilfsmitteln (z. B.
Gefäßen wie Küvetten, Pipetten, Meßgefäße) oder Nähr- und
Verdünnungsmitteln und/oder Anwendungsanleitungen)
enthalten, sowie die Verwendung dieser Testsysteme zu
analytischen Untersuchungen oder Überwachungen.
Es war überraschend und aufgrund des Standes der Technik
nicht vorhersehbar, daß der neue erfindungsgemäße Stamm
in besonders günstiger Weise für die oben aufgeführten
analytischen Zwecke verwendbar ist. Die bisher bekannten
Leuchtbakterien ließen nur beschränkte Anwendungen zu.
Insbesondere bei Abwässern, vor allem industriellen Ab
wässern der chemischen Industrie, korrelierten die Be
funde nur unzureichend mit den wirklich vorliegenden
Verhältnissen. Der neue Stamm Klebsiella planticola
pDB 101 K 70 B stellt somit eine wertvolle Bereicherung
der Technik dar.
Die Anwendung des neuen Mikroorganismus-Stammes erfolgt
ebenso wie seine Handhabung (Aufbewahrung und Vermeh
rung), nach den allgemein üblichen Methoden der Analytik
bzw. der Mikrobiologie.
Wie bereits erwähnt, beruht die Anwendung des neuen
Stammes darauf, daß durch die Einwirkung von bakterien
toxischen Stoffen die Intensität der normalen Lichtemis
sion des lumineszenten Mikroorganismus vermindert wird
und sich aus dieser Lichtemissions-Verringerung die
Konzentration des bakterientoxischen Stoffes ermitteln
läßt.
Zweckmäßigerweise erfolgt die Durchführung des Tests,
indem eine standardisierte auf 0 bis 4°C abgekühlte
Suspension des Stammes in einem Mischgefäß mit der zu
untersuchenden Probe versetzt wird und anschließend auf
15 bis 20°C temperiert wird. Mit Hilfe eines geeigneten
Lumineszensphotometers wird die Zunahme der Lichtemis
sion während des Testzeitraumes (5 bis 30 Min) gemessen.
Das kann geschehen, indem zu Beginn und am Ende des
Tests jeweils eine Messung durchgeführt wird oder da
durch, daß die Lichtemission während des Tests kontinu
ierlich gemessen wird. Um festzustellen, ob eine Test
probe (z. B. Abwasserprobe) für die jeweiligen Kläranla
gen-Mikroorganismen schädliche Konzentrationen aufweist,
kann es ausreichend sein, die für die Grenzkonzentration
zugehörige Lumineszenz zu messen. Eine Unterschreitung
der Grenzlumineszenz bedeutet dann eine zu hohe Schad
stoffkonzentration und die Einleitung entsprechender
Maßnahmen. Die Messungen können auch kontinuierlich oder
semi-kontinuierlich durchgeführt werden.
Die Handhabung und Anwendung des neuen Mikroorganismus-
Stammes soll anhand der folgenden Beispiele erläutert
werden:
10 g Bacto-Trypton (Bacton ist ein Warenzeichen der Fa. DIFCO Lab., Detroit,
USA), 5 g Hefeextrakt und 20 g Natrium
chlorid werden in 1,000 ml Leitungswasser gelöst und auf
pH 7 eingestellt (Natronlauge oder Leitungswasser).
Jeweils 100 ml dieser Lösung werden in Erlenmeyerkolben
abgefüllt und 20 Minuten bei 120°C im Autoklaven steri
lisiert.
Mit der Impföse beimpft man von einer Stammkultur die
gemäß 1. erhaltene Nährlösung und inkubiert bei 25°C für
24 Stunden auf einer Schüttelmaschine.
Die gemäß 2. erhaltene Kultur wird durch Verdünnung mit
der Nährlösung gemäß 1. auf eine (im Hinblick auf die
Empfindlichkeit des eingesetzten Biolumineszenzphoto
meters festzulegende) Ausgangsleuchtintensität
eingestellt.
Die Bakteriensuspension wird auf 0 bis 4°C abgekühlt.
- a) Kontrollansatz
0,1 ml der Suspension werden in einer Küvette mit 0,1 ml Wasser gemischt und unmittelbar anschließend die Leuchtintensität (Wert: A) gemessen. Dann wird die Küvette mit Inhalt auf 20°C erwärmt und die Leuchtintensität (Wert: B) gemessen. - b) Testansatz
0,1 ml der Baktereinsuspension werden in einer Küvette mit 0,1 ml der Probelösung (z. B. Abwasser) gemischt und unmittelbar anschließend die Leucht intensität (Wert: C) gemessen. Dann wird die Küvette mit Inhalt auf 20°C erwärmt und nach 15 Minuten die Leuchtintensität (Wert: D) bestimmt. - c) Berechnung der Hemmung
Die Hemmung der Lichtemission in % wird wie folgt berechnet:
Aus der gefundenen prozentualen Hemmung läßt sich in
Abhängigkeit von den eingesetzten Testkonzentrationen
in üblicher Weise über Regressionsrechnung auch der
sogen. EC₅₀-Wert, d. h. die Konzentration (mg/l), bei der
eine 50%ige Hemmung der Lichtemissionszunahme vorliegt,
ermitteln.
Gegebenenfalls kann es wünschenswert sein, weitere Meß
werte bei verschiedenen Temperaturen zu ermitteln oder
kontinuierlich während der Erwärmung der Küvetten von
0 bis 4 auf 20°C zu messen.
Für die Messung kommen alle üblichen Lumineszenz
photometer (z. B. Biolumineszenzmeßgerät Biocounter M
2010 oder Lumacounter M 2080 der Firma Lumac) in Frage.
- a) Kontrollansatz:
Lichtemission Beginn (Wert: A): 16947
Lichtemission Ende (Wert: B): 118757 - b) Testansatz mit 25 mg/l 3,5-Dichlorphenol:
Lichtemission Beginn (Wert: C) 10296
Lichtemission Ende (Wert: D): 70822 - c) Nach der obigen Formel errechnet sich eine Hemmung von 41%
- Aus Messungen mit verschiedenen Konzentrationen an 3,5-Dichlorphenol ergeben sich folgende Hemmungen:
- Der hieraus berechnete EC₅₀-Wert beträgt: 27 mg/l
Nach der angegebenen Methode können praktisch alle für
Kläranlagen-Mikroorganismen relevanten Stoffe, die
bakterientoxisch sein können, erfaßt werden wie die
gegebenenfalls halogenierten Phenole, z. B. die Kresole,
2-Chlorphenol, 4-Chlorphenol, 3,5-Dichlorphenol und
Natrium-pentachlorphenolat. Für 3,5-Dichlorphenol wurde
beispielsweise ein sehr gut reproduzierbarer EC₅₀ von
25 bis 30 mg/l ermittelt.
Claims (8)
1. Mikroorganismus-Stamm Klebsiella planticola
pDB 101 K 70 B und seine Mutanten und Varianten.
2. Verwendung des Klebsiella planticola Stammes
pDB 101 K 70 B und seiner Mutanten und Varianten
bei analytischen Untersuchungen oder Über
wachungen.
3. Verwendung gemäß Anspruch 2 bei analytischen
Untersuchungen und Überwachungen von Abwäsern.
4. Verwendung gemäß den Ansprüchen 2 und 3, wobei die
Abwässer industrielle Abwässer, vorzugsweise der
chemischen Industrie, sind.
5. Verwendung gemäß den Ansprüchen 2 bis 4, wobei sich
die analytischen Untersuchungen und Überwachungen
auf Substanzen oder Substanzgemische beziehen,
welche Mikroorganismen von Klärsystemen schädigen
können.
6. Für den Anwender vorbereitete Testsysteme ("Kits")
welche den Mikroorganismus-Stamm gemäß Anspruch 1
neben anderen Hilfsmitteln enthalten.
7. Verwendung der Testsysteme gemäß Anspruch 6 bei
analytischen Untersuchungen oder Überwachungen,
vorzugsweise von Abwässern, insbesonere von indu
striellen Abwässern.
8. Verwendung gemäß Anspruch 7, wobei sich die analy
tischen Untersuchungen und Überwachungen auf Sub
stanzen oder Substanzgemische beziehen, welche
Mikroorganismen von Klärsystemen schädigen können.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19873714612 DE3714612A1 (de) | 1987-04-16 | 1987-05-01 | Mikroorganismus-stamm und seine verwendung |
Applications Claiming Priority (2)
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DE19873714612 DE3714612A1 (de) | 1987-04-16 | 1987-05-01 | Mikroorganismus-stamm und seine verwendung |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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DE3714612A1 true DE3714612A1 (de) | 1988-10-27 |
DE3714612C2 DE3714612C2 (de) | 1990-03-01 |
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ID=25854713
Family Applications (1)
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