DE3637410A1 - Verfahren zur messung von drehtischabweichungen - Google Patents
Verfahren zur messung von drehtischabweichungenInfo
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Description
Drehtische werden zunehmend auf Koordinatenmeßgeräten eingesetzt,
da sich bestimmte Meßaufgaben mit Hilfe der vierten,
rotatorischen Achse leichter durchführen lassen. Für einen
derartigen Einsatz ist jedoch erforderlich, daß die vom Drehtisch
ausgegebenen Winkelwerte und die Abweichungen der Achse
des Drehtisches von einer idealen Drehachse möglichst gering
sind und die Meßunsicherheit des Koordinatenmeßgerätes nicht
vergrößern. Eine Zusammenfassung der damit zuhängenden Problematik
ist in dem Beitrag "Genauigkeitsangaben zu Drehtischen
und Besonderheiten ihrer Anwendung auf Koordinatenmeßgeräten"
von H. J. Neumann in VDI-Berichte 529 (1984) gegeben.
Die Abweichungen eines Drehtisches lassen sich in folgende
Komponenten einteilen:
- 1. Winkelpositionsabweichungen
- 2. Laufabweichungen der Drehachse
- a) Axiale Abweichung
- b) Radiale Abweichung
- c) Taumelabweichung
Diese 4 Komponenten werden im Zuge der Abnahmeprüfung eines
Drehtisches regelmäßig gemessen.
Es ist auch bereits bekannt, die gemessenen systematischen
Winkelpositionsabweichungen eines Drehtisches abzuspeichern und
als Korrekturwerte bei der Berechnung des Meßergebnisses zu
berücksichtigen. Sollen die Drehtischabweichungen zur rechnerischen
Korrektur der Meßwerte verwendet werden, so muß aber
nicht nur der maximale Wert jeder Fehlerkomponente, sondern
deren Verlauf in Abhängigkeit vom Drehwinkel gemessen werden.
Dazu wurden bisher sehr unterschiedliche Meßverfahren benutzt:
Zur Messung der Winkelpositionsabweichung werden kalibrierte Winkelnormale vorzugsweise in Form von Polygonspiegeln auf den Drehtisch aufgesetzt, deren Spiegelflächen bezüglich ihrer Winkellage genau bekannt sind. Die Messung der Winkelposition des Drehtisches erfolgt dann durch Beobachtung der Spiegelflächen mit Hilfe eines Autokollimationsfernrohres.
Zur Messung der Winkelpositionsabweichung werden kalibrierte Winkelnormale vorzugsweise in Form von Polygonspiegeln auf den Drehtisch aufgesetzt, deren Spiegelflächen bezüglich ihrer Winkellage genau bekannt sind. Die Messung der Winkelposition des Drehtisches erfolgt dann durch Beobachtung der Spiegelflächen mit Hilfe eines Autokollimationsfernrohres.
Zur Ermittlung der axialen Laufabweichung der Drehachse wird
eine Kugel zentrisch auf dem Drehtisch oder eine Planscheibe
senkrecht zur Drehachse des Drehtisches befestigt und mit einem
in der Drehachse angeordneten induktiven Taster kontinuierlich
oder in verschiedenen Winkelstellungen abgetastet.
Die radiale Laufabweichung wird durch Antasten eines zentrisch
aufgespannten Zylinders bzw. Ringes mit einem radial angeordneten
Wegaufnehmer, d. h. in einer im Prinzip von Rundheits-
Prüfeinrichtungen her bekannten Anordnung ermittelt.
Für die Messung der Taumelabweichung schließlich wird ein Planspiegel
mit seiner Fläche senkrecht zur Drehachse auf dem
Drehtisch befestigt und mit einem Autokollimationsfernrohr
angemessen, oder es werden zwei, wie bei der Messung der radialen
Laufabweichung radial gerichtete, aber axial versetzte Wegaufnehmer
in Differenzschaltung benutzt.
Da bisher für jede der genannten Komponenten ein anderer Meßaufbau
verwendet wird, ist schon die Abnahmeprüfung von Drehtischen
ein langwieriger zeit- und personalaufwendiger Vorgang.
Ein Nachkalibrieren bereits benutzter Drehtische am Einsatzort
des Koordinatenmeßgerätes bzw. die Anpassung der für die rechnerische
Korrektur gespeicherten Werte an die akutellen Lauf-
und Positionsabweichungen wurde deshalb bisher nicht vorgenommen.
Eine solche Nachkalibrierung ist aber unter Umständen
erforderlich, da insbesondere die systematiche Laufabweichungen
der Drehtische nicht völlig langzeitstabil sind, sondern
durch Einlaufprozesse Änderungen unterliegen.
Aus der DE-OS 29 40 633 ist es bekannt, zur Ermittlung der Lage
der Drehachse eines auf einem Koordinatenmeßgerät betriebenen
Rundtisches einen Meßpunkt am Rundtisch zu befestigen und dessen
Lage in drei Winkelstellungen der Drehachse zu bestimmen.
Mit diesem Verfahren läßt sich aber allein die mittlere Lage
der Drehachse, nicht jedoch deren Lauf- oder Positionsabweichung
bestimmen.
Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Verfahren zur
Messung von Drehtischabweichungen anzugeben, das möglichst
wenig zeitaufwendig ist und mit einem Minimum an Meßmitteln
auskommt.
Diese Aufgabe wird gemäß dem im Kennzeichen des Hauptanspruches
angegebenen Merkmalen dadurch gelöst, daß
- - auf dem Drehtisch ein Prüfkörper befestigt wird, der eine Vielzahl definierter, durch Antastflächen gebildeter Meßpunkte (K 1, K 2 . . .) trägt,
- - die Meßpunkte in verschiedenen Winkelstellungen (α i ) des Drehtisches jeweils mit dem Koordinatenmeßgerät durch Antastung ermittelt werden,
- - aus den Sätzen von Meßpunktkoordinaten, die den jeweiligen Winkelstellungen (α i ) zugeordnet sind, die Drehtischabweichungen (p w , f a , f r , f t ) berechnet werden.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird nur ein einziges Meßmittel
und zwar das Koordinatenmeßgerät selbst benutzt, für das
der Drehtisch ohnehin vorgesehen ist. Durch Messungen des Prüfkörpers
in verschiedenen Winkelstellungen erhält man in einem
Meßdurchgang Datensätze, aus denen sich alle 4 eingangs genannten
Komponenten der Drehtischabweichung gleichzeitig ermitteln
lassen.
Dieses Verfahren ist äußerst einfach automatisierbar, denn
außer dem Auflegen des Prüfkörpers auf den Drehtisch sind keine
nennenswerten Handgriffe auszuführen. Das Antasten der Meßpunkte
und die Drehung des Tisches können programmgesteuert erfolgen
und die aus den Datensätzen errechneten Komponentenabweichungen
können direkt als Korrekturparameter in den entsprechenden
Speicher im Rechner des Koordinatenmeßgerätes übernommen
werden. Das Meßverfahren kann daher am Einsatzort des
Koordinatenmeßgerätes zum Beispiel vom Servicepersonal des
Herstellers oder sogar des Kunden durchgeführt werden, da keine
komplizierten Meßaufbauten erforderlich sind.
Für den Prüfkörper wählt man zweckmäßig eine Platte mit einer
Vielzahl in einer Ebene, vorzugsweise gleichmäßig in bezug auf
einen Mittelpunkt verteilter Kugeln. Solche Kugelplatten sind
an sich bekannt. Es ist jedoch auch möglich Prüfkörper anderer
Geometrie oder mit anderen Antastelementen, wie z. B. eine Lochplatte
zu verwenden.
Zum besseren Verständnis werden nachstehend Ausführungsbeispiele
der Erfindung anhand der Fig. 1 bis 3 der Zeichnungen
näher beschrieben.
Fig. 1 zeigt den zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
verwendeten Meßaufbau bestehend aus Koordinatenmeßgerät,
Drehtisch und Prüfkörper in perspektivischer
Darstellung;
Fig. 2 ist eine Aufsicht auf die Kugelplatte (4) in Fig. 1
im vergrößerten Maßstab;
Fig. 3 ist eine beispielhafte Darstellung der gemessenen
Positionsabweichung in 24 verschiedenen Winkelstellungen
des Drehtisches.
In Fig. 1 ist der Drehtisch, dessen Lauf und Positionsabweichungen
gemessen werden sollen, mit (1) bezeichnet. Der motorisch
angetriebene und mit einem photoelektrisch abgelesenen Teilkreis
ausgerüstete Drehtisch ist auf die Grundplatte (4) eines
Dreikoordinatenmeßgerätes (3) aufgestellt und gemeinsam mit dem
Koordinatenmeßgerät an den Steuerrechner (6) angeschlossen. Die
Achse (2) des Drehtisches (4) ist etwa parallel zur Z-Koordinate
des Korrdinatenmeßgerätes ausgerichtet.
Für die Messung der Drehtischabweichungen ist auf dem Drehtisch
(1) ein Prüfkörper (4) in Form einer Platte mit mehreren,
möglichst regelmäßig auf der Plattenoberfläche angebrachten
Kugeln befestigt. Die Kugelmittelpunkte verkörpern Meßpunkte,
deren Koordinaten durch mehrfaches Antasten jeder Kugel mit dem
Taster (5) des Koordinatenmeßgerätes bestimmt werden. Anstelle
der Kugeln können für die Meßpunkte auch Antastflächen mit
anderer Geometrie gewählt werden. Wesentlich ist nur, daß die
Antastflächen einen Meßpunkt eindeutig definieren.
Die Anzahl der durch die Kugeln verkörperten Meßpunkte kann
beliebig gewählt werden. Sie sollte jedoch mindestens 3 betragen,
damit, wie nachstehend noch ausgeführt wird, alle Drehtischabweichungen
ermittelt werden können. Auch auf die Verteilung
der Meßpunkte und die genaue Lage der Meßpunkte zueinander
kommt es nicht an. Die Kugeln müssen jedoch in für Prüfkörper
üblicher Qualität (Rundheit) vorliegen, damit die von ihnen
verkörperten Meßpunkte mit ausreichender Genauigkeit reproduzierbar
sind.
In Fig. 2 ist der Prüfkörper (4) in vergrößertem Maßstab
dargestellt. Auf der runden etwa 25 mm dicken Platte aus Stahl
mit einem Durchmesser von ca. 400 mm sind 12 Kugeln auf einem
äußeren Radius und 4 Kugeln auf einem inneren Radius symmetrisch
um den gemeinsamen Mittelpunkt (S) herum angeordnet. Der
Durchmesser der Kugeln beträgt etwa 30 mm.
Die Koordinaten dieser 16 Meßpunkte werden nun in verschiedenen
Winkelstellungen des Drehtisches gemessen. Dazu geht man so
vor, daß der Drehtisch in konstanten Inkrementen von z. B. 5°
weitergedreht wird, bis eine bzw. zwei volle Umdrehungen (360°
bzw. 720°) sowie ein gewisser Betrag darüber hinaus erreicht
sind. Die Messung über zwei volle Umdrehungen ist insbesondere
bei wälzkörpergelagerten Drehtischen notwendig, da dort die
systematischen Laufabweichungen häufig eine Periode von <720°
zeigen. Die Periode der systematischen Laufabweichungen hängt
von der speziellen Konstruktion des Drehtisches ab.
Der zu jeder Winkelstellung gemessene Satz von Meßpunktkoordinaten
wird an den Rechner (6) des Koordinatenmeßgerätes übergeben
und dort gespeichert.
Der eben geschilderte Meßablauf kann nach dem Auflegen des
Prüfkörpers (4) auf den Drehtisch automatisch entsprechend
einem vorgegebenen Programm erfolgen. Als Resultat liegen im
Speicher des Rechners dann i Sätze kartesischer Koordinaten von
jeweils 16 Meßpunkten vor, wobei i die Zahl der Winkelstellungen
ist, in denen die Meßpunkte aufgenommen wurden, d. h. bei
Winkelschritten von Δα=5° über zwei volle Umdrehungen hinweg
erhält man 144 Datensätze. Aus diesen Datensätzen lassen sich
alle vier Komponenten der Drehtischabweichungen mit Hilfe von
Rechenprogrammen wie folgt ermitteln:
Zur Berechnung der axialen Laufabweichung f a ( α ) bildet der
Rechner (6) des Koordinatenmeßgerätes für jeden Datensatz den
Schwerpunkt der 16 Meßpunkte. Bei Verwendung von Prüfkörpern
mit gleichmäßiger Meßpunktverteilung und nicht zu großen Zentrierfehlern
stellt der Verlauf der Z-Koordinate des Schwerpunktes
in Abhängigkeit vom Drehwinkel direkt die axiale Laufabweichung
des Drehtisches dar. Bei Verwendung von Prüfkörpern
mit ungleichmäßiger Meßpunktverteilung ist ensprechend dem
Abstand des Schwerpunkts von der Drehachse des Drehtisches in
der zur Drehachse senkrechten Ebene (x, y) der Einfluß der
Taumelabweichung (f t (α)) zu ermitteln und zu eliminieren.
Zur Berechnung der radialen Laufabweichung f r (α) bildet der
Rechner (6) für jeden Datensatz den Flächenschwerpunkt der
Meßpunkte. Dieser Flächenschwerpunkt, der mit dem in Fig. 2 mit
S bezeichneten Mittelpunkt zusammenfällt, liegt im allgemeinen
nicht exakt auf der Drehachse (2) des Drehtisches (4) und
beschreibt deshalb während der Drehbewegung einen Kreis. Die
Abweichungen der für die Datensätze ermittelten Schwerpunkte
S( α ) von einem bestangepaßten Kreis ergeben die radiale
Laufabweichung f a ( a ).
Für die Berechnung der Taumelabweichung f t ( α ) bestimmt der
Rechner (6) für jeden Datensatz eine an die 16 Meßpunkte des
Datensatzes bestangepaßte Ebene. Die Flächennormalen auf diesen
Ebenen beschreiben, bedingt durch eine nicht genau orthogonale
Aufspannung des Prüfkörpers auf den Drehtisch, einen Kegel.
Die Taumelabweichung f t ( α ) wird durch die Abweichungen
der Flächennormalen von dem Kegel repräsentiert.
Die für die Berechnung der Laufabweichungen nötigen Programme
"Flächenschwerpunkt", "Mittelwert", "Kreisanpassung", "Kegelanpassung"
gehören zur Standardsoftware eines Koordinatenmeßgerätes,
so daß an dieser Stelle nicht näher darauf eingegangen
werden muß.
Diese Fehlerkomponente besitzt bei Drehtischen die größte Bedeutung,
da sie direkt das Meßergebnis beeinflußt, wenn der
Drehtisch zu Winkelmessungen auf dem Koordinatenmeßgerät eingesetzt
wird (z. B. Teilungsprüfung bei Zahnrädern). Zur Berechnung
der Winkelpositionsabweichung führt der Rechner des Koordinatenmeßgerätes
eine Koordinatentransformation durch. Hierbei
wird das Koordinatensystem, das durch den Satz vom Koordinatenmeßgerät
aufgenommener Meßpunkte in einer ersten Winkelstellung
des Tisches gebildet ist, durch Anwendung einer reinen Drehoperation
in das Koordinatensystem überführt, das einem zweiten
Satz Meßpunkte, aufgenommen in einer um den Winkel α weitergedrehten,
zweiten Position entspricht. Zur Verdeutlichung wird
hier auf die Fig. 2 verwiesen, in der die Meßposition, in der
der zweite Datensatz aufgenommen wird, gestrichelt dargestellt
ist.
Im folgenden wird die mathematische Auswertung der Ermittlung
der Winkelpositionsabweichungen in Matrizendarstellung beschrieben.
Dabei ist zu berücksichtigen, daß hier ein zweidimensionales
Problem vorliegt. Demzufoge erfolgt die mathematische
Ableitung auch in zweidimensionaler Darstellung. Die
verwendeten Matrizen sind mit Großbuchstaben bezeichnet.
Ermittelt man einen Satz von Koordinaten der Prüfkörpermeßpunkte
mit einem Koordinatenmeßgerät, das ein ideales, d. h.
fehlerfreies Koordinatensystem aufweist, z. B. für die xy-Meßebene,
so erhält man für die erste Winkelstellung "0" des
Tisches bzw. für die zweite um den Winkel α gedrehte Position
die beiden Koordinaten-Matrizen
bzw.
mit n=Anzahl der Prüfkörpermeßpunkte.
Durch eine lineare Transformation mit Hilfe der Rotationsmetrix
R lassen sich die Koordinaten der 2. Stellung in die der ersten
nach GL. (3) überführen:
X α = X 0 · R x (3)
Dabei sind:
Bei realen Messungen, also beim Einsatz von in der Regel
fehlerbehafteten Koordinatenmeßgeräten müssen die systematischen
Gerätefehler berücksichtigt werden. Hierzu werden
folgende Annahmen getroffen:
Da von diesem Meßverfahren nur ein relativ kleiner Teil des Koordinatenmeßgerät-Koordinatensystems ausgenutzt wird, soll gelten, daß in diesem Bereich das (lokale) Koordinatensystem ungeradlinig und schiefwinklig ist und unterschiedliche Maßstabsfaktoren in den beiden verwendeten Achsen aufweist. Die diese Gerätefehler beschreibende Matrix ist die Metrik-Matrix M
Da von diesem Meßverfahren nur ein relativ kleiner Teil des Koordinatenmeßgerät-Koordinatensystems ausgenutzt wird, soll gelten, daß in diesem Bereich das (lokale) Koordinatensystem ungeradlinig und schiefwinklig ist und unterschiedliche Maßstabsfaktoren in den beiden verwendeten Achsen aufweist. Die diese Gerätefehler beschreibende Matrix ist die Metrik-Matrix M
mit
m₁₁ = Maßstabsfaktor der 1. Achse (z. B. x-Achse)
m₂₂ = Maßstabsfaktor der 2. Achse (z. B. y-Achse)
m₁₂ = cos ϕ (ϕ = Winkel zwischen den Achsen).
m₂₂ = Maßstabsfaktor der 2. Achse (z. B. y-Achse)
m₁₂ = cos ϕ (ϕ = Winkel zwischen den Achsen).
Die Metrik-Matrix eines im obigem Sinne fehlerfreien
Koordinatenmeßgerätes würde somit
lauten.
Die Messung der Koordinaten der Prüfkörpermeßpunkte erfolgt im
realen, d. h. fehlerhaften Koordinatensystem des
Koordinatengerätes. Man erhält analog zu Gl. (1) und Gl. (2)
folgenden Koordinaten-Matrizen für das reale Koordinatensystem:
bzw.
Der Zusammenhang zwischen den Koordinaten (Gl. (1), (2)), ermittelt
in einem idealen Koordinatensystem und den gemessenen
Koordinaten im realen Koordinatensystem (Gl. (6), (7)), wird mit
Hilfe der Metrik-Matrix M durch Gl. (8) hergestellt:
X om = X o · M; X α m = X α · M (8)
Gl. (3) in Gl. (8) eingesetzt ergibt bei Auflösung nach X α m :
X α m = X om · M -1 · R · M (9)
Das hochgestellte -1 bedeutet hier und im folgenden die Invertierung
von Matrizen, d. h. M -1 ist die Inverse der Matrix
M.
Gl. (9) gilt nur, wenn außer den durch die Metrik berücksichtigten
Abweichungen keine weiteren Abweichungen auftreten.
In der Praxis werden jedoch aufgrund von zufälligen und nicht
erfaßten systematischen Abweichungen beim Einsetzen der gemessenen
Koordinatenwerte X om in Gl. (9) Widersprüche entstehen.
Diese sollen mit Hilfe der Gaußschen "Methode der
kleinsten Quadrate" minimiert werden. Dabei werden die nicht
berücksichtigten systematischen Abweichungen wie zufällige
behandelt.
Zur Berücksichtigung dieser Widersprüche wird deshalb in Gl. (9)
eine Matrix E eingeführt.
X α m = X om · M -1 · R · M + E (10)
E ist eine Matrix, in der die o. a. zufälligen und nicht
erfaßten systematischen Verfahrensfehler enthalten sind.
Mit
K = M -1 · R · M (11)
vereinfacht sich Gl. (10) zu
X a m = X om · K + E (12)
Die Elemente der Matrix K sollen nun so bestimmt werden, daß
die Summe der Quadrate der in E enthaltenen Abweichungen ein
Minimum wird.
Bei der Lösung dieses mathematischen Problemes kann von
bekannten Ansätzen ausgegangen werden (siehe S. Brandt:
"Statische Methoden der Datenanalysen", B I-Hochschulscripten
816, 816a (1968). Man erhält aufgrund der Forderung nach
Minimierung der Fehlerquadratsumme als Lösung für K unter der
Annahme gleichgenauer Meßwerte X
Hierbei bedeutet das hochgestellte T die transponierte Matrix.
Durch Ausmultiplizieren von Gl. (11) erhält man die Elemente
der Matrix K zu
Der gesuchte Drehwinkel α k ergibt sich aus
wobei für k₁₁ und k₂₂ die entsprechenden Zahlenwerte aus K
nach Gl. (14) einzusetzen sind. Aus Gl. (14) bzw. (15) wird deutlich,
daß unter den vorne angeführten Annahmen die Fehler des
Koordinatengerätes nicht in das Meßergebnis eingehen.
Nachdem also der zu dieser Koordinatentransformation gehörige
Drehwinkel α k durch Auflösen der betreffenden Matrixgleichungen
ermittelt ist, ergibt die Differenz dieses, aus
den vom Koordinatenmeßgerät gelieferten Meßwerten errechneten
Winkels α k zu dem vom Drehtisch angezeigten Winkel α d dann
die Winkelpositionsabweichung p w .
Das vorstehend beschriebene Verfahren, bei dem der Drehwinkel α k
durch Vergleich zweier kartesischer Koordinatensysteme ermittelt
wird, liefert ganz überraschend sehr genaue Ergebnisse.
Grund dafür ist die Tatsache, daß ein Großteil der Maschinenfehler
des zur Aufnahme der Meßpunkte benutzten Koordinatenmeßgerätes
überhaupt nicht in das Meßergebnis eingeht. So ist der
errechnete Winkel α k unabhängig von Rechtwinkligkeitsfehlern
der Achsen des Koordinatenmeßgerätes. Auch unterschiedliche
Maßstabsfaktoren, z. B. bedingt durch unterschiedliche Temperaturen
an den Maßstäben des Koordinatenmeßgerätes, beeinflussen
das Meßergebnis nicht.
Somit hängt die Genauigkeit dieses Verfahrens im wesentlichen
von der Güte der Kugeln des Prüfkörpers, der Größe des Prüfkörpers,
der Anzahl der Kugeln und den nichtlinearen Fehlern
des Koordinatenmeßgerätes in den vom Prüfkörper eingenommenen
Meßbereich ab. Mit handelsüblichen Koordinatenmeßgeräten und
dem in Fig. 2 beschriebenen Prüfkörper läßt sich deshalb ohne
weiteres eine Genauigkeit bei der Winkelpositionsbestimmung von
besser als 0,2″ erzielen. Eine weitere Erhöhung der Zahl der
Meßpunkte (Kugeln) bringt hierbei wenig Vorteile, sondern vergrößert
nur die zu deren Antastung nötige Meßzeit. Diese läßt
sich natürlich verkürzen, wenn der Tastkopf (5) der Meßmaschine
ein selbstzentrierendes Antasten der Meßpunkte erlaubt und mit
einem für derartige Zwecke üblichen Taststift gearbeitet wird.
Hierzu wird auf den Artikel von F. Wäldele und H. Kunzmann mit
dem Titel "Der Kugelstab als kinematischer Prüfkörper für
Koordinatenmeßgeräte"
in VDI-Bericht 529, Seite 161-177
verwiesen.
Die so ermittelte Winkelpositionsabweichung p w ( α ) kann ebenso
wie die vorstehend genannten Laufabweichungen f a ( a ), f r ( α )
und f t ( α ) der Achse des Rundtisches im Rechner (6) des Koordinatenmeßgerätes
gespeichert und zur Korrektur der im normalen
Betrieb des Koordinatenmeßgerätes anfallenden Meßwerte verwendet
werden.
In Fig. 3 ist ein Diagramm dargestellt, das beispielhaft den
Verlauf der in Schritten von 15° gemessenen Werte der Winkelpositionsabweichung
eines Serien-Drehtisches zeigt. Wenn für die
rechnerische Korrektur des vom Drehtisch ausgegebenen Winkels
Zwischenwerte benötigt werden, so lassen sich diese durch eine
Interpolation zwischen den gemessenen Stützpunkten gewinnen.
Das beschriebene Verfahren ist selbstverständlich nicht davon
abhängig, ob und zu welcher der Achsen des Koordinatenmeßgerätes
der Drehtisch ausgerichtet ist. Es kam vielmehr auf
sämtliche Achsen (x, y, z) des Koordinatenmeßgerätes angewendet
werden.
Claims (10)
1. Verfahren zur Messung von Drehtischabweichungen, wobei der
Drehtisch im Meßvolumen eines Koordinatenmeßgerätes
angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, daß
- - auf dem Drehtisch (1) ein Prüfkörper (4) befestigt wird, der eine Vielzahl definierter, durch Antastflächen gebildeter Meßpunkte (K 1, K 2 . . .) trägt,
- - die Meßpunkte in verschiedenen Winkelstellungen (α i ) des Drehtisches jeweils mit dem Koordinatenmeßgerät (3) durch Antastung ermittelt werden,
- - aus den Sätzen von Meßpunktkoordinaten, die den jeweiligen Winkelstellungen (α i ) zugeordnet sind, die Drehtischabweichungen (p w , f a , f r , f t ) berechnet werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der
Drehtisch (1) mit seiner Drehachse (2) etwa parallel zu
einer der Maschinenachsen (Z) des Koordinatenmeßgerätes
ausgerichtet und zur Berechnung der axialen Laufabweichung
(f a ) des Drehtisches für jeden Satz der Meßpunktkoordinaten
der Schwerpunkt (S( α )) ermittelt und in dieser Maschinenachse
(Z) der Verlauf der Schwerpunktkoordinate (Z₁-Z₁₆)
bestimmt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Berechnung der radialen Laufabweichung (f r ) des Drehtisches
(1) für jeden Satz von Meßpunktkoordinaten der Schwerpunkt
(S) ermittelt und der Verlauf der Schwerpunktkoordinate in
einer zur Drehachse (Z) senkrechten Ebene (X, Y) bestimmt
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der
Verlauf der Schwerpunkte (S( α )) der Koordinatensätze in der
Ebene (X, Y) bestimmt und die durch Fehlzentrierung des Prüfkörpers
(4) auf dem Drehtisch (1) verursachte Kreisbewegung
rechnerisch ermittelt und eliminiert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Berechnung der Taumelabweichung (f t ) des Drehtisches für
jeden Satz von Meßpunktkoordinaten die Normale auf eine an
die Meßpunkte bestangepaßte Ebene bestimmt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 2 und Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
daß bei Verwendung von Prüfkörpern mit unregelmäßiger
Meßpunktverteilung der Verlauf der Schwerpunkte
(S(α)) der Koordinatensätze in einer zur Drehachse des
Drehtisches senkrechten Ebene (X, Y) bestimmt wird und daß
der Einfluß der Taumelabweichung (f t ) entsprechend dem
Abstand des Schwerpunkts von der Drehachse des Drehtisches
ermittelt und bei der Berechnung der axialen Laufabweichung
(f a ) berücksichtigt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur
Berechnung der Winkelpositionsabweichung (p w ) die den
Sätzen von Meßpunkten zugeordneten Koordinatensysteme in
den jeweiligen Drehstellungen des Tisches durch eine Transformation
ineinander übergeführt werden, die einer reinen
Rotation entspricht, und der zugehörige Rotationswinkel
(α k ) berechnet wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die in den einzelnen Winkelstellungen (α i ) ermittelten
Werte für die Winkelpositions- bzw. Laufabweichungen als
Korrekturwerte in den Rechner (6) des mit dem Drehtisch (1)
betriebenen Koordinatenmeßgerätes (3) eingegeben werden.
9. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der
Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Prüfkörper
eine Kugelplatte (4) ist.
10. Einrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
die Kugeln (K₁ bis K₁₆) gleichmäßig auf der Platte (4)
verteilt sind.
Priority Applications (4)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
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Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19863637410 DE3637410A1 (de) | 1986-11-03 | 1986-11-03 | Verfahren zur messung von drehtischabweichungen |
Publications (2)
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---|---|
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DE3637410C2 DE3637410C2 (de) | 1989-09-07 |
Family
ID=6313061
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19863637410 Granted DE3637410A1 (de) | 1986-11-03 | 1986-11-03 | Verfahren zur messung von drehtischabweichungen |
Country Status (4)
Country | Link |
---|---|
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JP (1) | JPS63122912A (de) |
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