DE3543223A1 - Verfahren zur abtoetung von keimen - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Abtötung von
Keimen, insbesondere in Brauchwasserbereitern unter Aus
nutzung der oligodynamischen Eigenschaften von Metallen
und einen Flüssigkeitsbehälter zur Durchführung des Ver
fahrens, wobei der Flüssigkeitsbehälter mit Zu- und Ab
laufanschlüssen versehen ist.
Derartige Flüssigkeitsbehälter sind allgemein bekannt,
und es ist auch bekannt, daß die Absenkung der Arbeits
temperaturen in Warmwasseranlagen zu erhöhter mikrobiel
ler Kontamination der betreffenden Systeme geführt hat.
Bei niedrigeren Wärmegraden läßt sich nämlich nicht ver
meiden, daß in den kühleren Teilen des Speicher- und Leitungssystems Temperaturen auftreten, die das Wachstum thermophi
ler Bakterien und Schimmelpilze begünstigen bspw. in
Hähnen und Brausen, aber auch Ablagerungen im Bereich
der Speicherböden. Da eine ganze Reihe der thermophilen
Mikroben Krankheitserreger sind, kommt dem Auftreten der
artiger Mikroben in Trink- und Brauchwassern erhebliche
hygienische Bedeutung zu. In dieser Hinsicht ist beson
ders der Nachweis von sogen. "Legionellen" in den ver
schiedensten Warmwasseranlagen von erhöhtem Interesse,
da diese Art von Keimen gelegentlich zu epidemischen
Ausbrüchen der sogen. Legionärskrankheit führen kann,
die eine erhebliche Sterblichkeitsrate besitzt.
So klar im einzelnen diese Situation an sich ist, so
schwierig ist es, geeignete und zweckmäßige Gegenmaß
nahmen gegen eine solche mikrobielle Verseuchung zu
finden. Irgendwelche antibakteriellen Chemikalien, ins
besondere für den Trinkwasserbereich zur Anwendung zu
bringen verbietet sich aus mehreren Gründen. Es wurde
deshalb auch schon der Vorschlag gemacht, in periodischen
Abständen die Wassertemperatur so weit zu erhöhen, daß
alle Mikroorganismen abgetötet würden. Im Falle von Le
gionellen errechnete man, daß Temperaturerhöhungen auf
etwa 70 bis 80°C über kürzere Zeit ausreichen würden,
um eine Sterilisation zu erreichen. Die Durchführung die
ser theoretischen Vorschläge stößt jedoch auf erhebliche
praktische Hindernisse. Soweit bekannt, ist deshalb die
ser, bisher einzige Vorschlag zur Bekämpfung der Legio
nellen in Trink- und Brauchwässern nirgendwo praktisch
erprobt und hinsichtlich seines vermutet positiven Ergeb
nisses bewiesen worden.
In Verbindung mit der Abtötung von lebenden Organismen,
wie Bakterien, Kleinpilze (Schimmel), Algen od. dgl. ist
auch der Begriff der sogen. Oligodynamie bekannt, worun
ter man die meist tödliche Wirkung von geringsten Me
tallspuren (Metallionen) auf derartige Mikroben zu ver
stehen hat. Auszugehen ist dabei davon, daß derartige
oligodynamische Metalle selbst in destilliertem Wasser
in geringen Spuren in Lösung gehen, wobei die in Lösung
gegangenen Metallionen offenbar die tödliche bzw. wachs
tumshemmende Wirkung auf die Mikroben haben. Das bedeu
tet, daß für den Schutz eines bestimmten Wasservolumens
eine untere Grenze der Metallaktivität gegeben sein muß,
die nicht unterschritten werden darf, ohne den Effekt zu
gefährden. Das führte in der Vergangenheit dazu, daß man
die oligodynamisch wirksamen Metalle stets in feinver
teilter Form einsetzte, um deren Oberfläche zu erhöhen.
Dies wurde bereits im Bereich von Filtern praktiziert.
Für den Einsatz in Flüssigkeitsbehältern der hier inter
essierenden Art hat sich dies allerdings nicht als prak
tikabel erwiesen und der Erfindung liegt die Aufgabe zu
grunde, ein Verfahren zur Abtötung von Keimen unter Aus
nutzung der bekannten oligodynamischen Eigenschaften von
Metallen zu schaffen, mit dem die Effektivität des Ein
satzes oligodynamisch wirkender Metalle verstärkt werden
kann, und demgemäß soll ferner ein Flüssigkeitsbehälter,
insbesondere Brauchwasserspeicher dahingehend für die
Durchführung des Verfahrens verbessert bzw. ausgebildet
werden, daß der an sich bekannte oligodynamische Effekt
mit seiner keimtötenden Wirkung auf Mikroben der genann
ten Art ohne großen baulichen Aufwand mit der Maßgabe ei
ner Wirksamkeitsverstärkung ausgenutzt werden kann. Diese
Aufgabe ist bezüglich des Verfahrens nach der Erfindung
durch die im Kennzeichen des Hauptanspruches angeführten
Merkmale und bezüglich des Flüssigkeitsbehälters durch
die im Kennzeichen des Anspruches 2 angeführten Merkmale
gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen bezüglich des Flüs
sigkeitsbehälters und praktische Ausführungsformen erge
ben sich nach den Unteransprüchen 3 bis 8.
Die Anordnung von Abscheideelektroden in Flüssigkeits
behältern dieser Art ist zwar an sich bekannt, aber hier
bei handelt es sich um Elektroden aus Magnesium, die für
den vorliegenden Zweck wegen ihrer Stellung in der Span
nungsreihe von Metallen denkbar ungeeignet sind und die
deshalb ausschließlich zur kathodischen Abdeckung von
Mikro-Fehlstellen bspw. von inneren Emaillebeschichtungen
solcher Behälter dienen sollen.
Bei der erfindungsgemäßen Lösung geht es also nicht ein
fach um die Einbringung oligodynamisch wirkender Metal
le in den Behälter, die zudem noch mit Zusatzaufwand be
dingender, großer Oberfläche eingebracht werden müßten,
sondern um deren Anordnung in Form einer Abscheideelek
trode und dies in Verbindung mit einem Element mit davon
abweichendem elektrochemischem Potential, wobei unter
"Element", wenn der Behälter bspw. aus Edelstahl gebildet
ist, der Behälter selbst zu verstehen ist.
Durch die erfindungsgemäße Lösung kann also die Aktivität
von oligodynamisch wirksamen Metallen besonders einfach
gesteigert werden und zwar durch "Elementbildung" mit
einem anderen Metall, dessen elektrochemisches Potential in
der Spannungsreihe höher steht, d.h. noch über dem inso
weit den Neutralpunkt bildenden Wasserstoff. Weiterhin
ist es auch möglich, das oligodynamisch wirkende Metall
durch Einbindung in einen geeigneten Stromkreis zu akti
vieren. In beiden Fällen ist der erzielbare Effekt in
etwa vergleichbar, d.h., die Elektronenstrukturen in der
Metalloberfläche und der angrenzenden polaren Doppel
schicht werden in Richtung auf eine erhöhte Wirksamkeit
der Metallionen im Metallgitterverband aktiviert. Dies
wiederum resultiert in einer erhöhten Bereitstellung be
weglicher partiell oder ganz hydratisierter Metallionen,
auf denen der Theorie zufolge die oligodynamische Wir
kung der Metalle beruht.
Als Elektrode ist nach dieser Voraussetzung jedes Metall
einsetzbar, das in der Spannungsreihe höher steht als
die verwendete oligodynamische Elektrode. Besonders gün
stig liegt der Fall bei Gefäßen und Leitungen aus Edel
stahl, der infolge der Passivierung ein zwar mit den
Umweltbedingungen wechselndes aber immer doch hohes Po
tential hat. Hier kann man das oligodynamisch wirksame
Metall unmittelbar mit dem Edelstahl verbinden und be
nötigt keine zusätzliche Hilfselektrode. Als positiven
Nebeneffekt ruft das unedlere Metall eine zusätzliche
Stabilisierung der Passivschicht auf der Edelstahlober
fläche hervor, die in bestimmten Fällen eine schützende
Wirkung gegenüber chemischen Angriffen ausüben kann.
Der erfindungsgemäße Flüssigkeitsbehälter zur Durchfüh
rung des Verfahrens wird nachfolgend anhand der zeich
nerischen Darstellung von Ausführungsbeispielen näher
erläutert.
Es zeigt schematisch
Fig. 1 einen Flüssigkeitsbehälter mit der einge
setzten Abscheideelektrode;
Fig. 2 eine andere Ausführungsform des Flüssig
keitsbehälters;
Fig. 3, 4 eine bevorzugte Ausführungsform der Elek
trode nach Fig. 2 und
Fig. 5 eine weitere Ausführungsform des Flüssig
keitsbehälters.
Der mit Kaltwasserzulauf 4′ und Warmwasserablaufanschluß
4 versehene Behälter bedarf keiner näheren Erläuterung,
da derartige Behälter aus den verschiedensten geeigneten
Materialien allgemein bekannt sind. Beim Behälter gemäß
Fig. 1 ist in diesem im oberen Bereich die Abscheideelek
trode 2 aus oligodynamisch wirkendem Metall bspw. aus
Cu oder Ag angeordnet, der ein Element 3 mit davon ab
weichendem elektrochemischen Potential zugeordnet ist,
wobei dieses Element vom Behälter 1 selbst gebildet wird,
der aus Stahlblech oder Edelstahlblech besteht. Die Ab
scheideelektrode 2 sitzt dabei entsprechend abgedichtet,
aber zur betreffenden Behälterwand nicht isoliert, in ei
ner entsprechend bemessenen Behälteröffnung im oberen
Boden des Behälters. Vorteilhaft ist dabei die Abscheide
elektrode 2 im Bereich des Ablaufanschlusses 4 angeord
net, was auch für die anderen Ausführungsformen gilt.
Gemäß Fig. 2-4 kann der Behälter 1 auch derart ausge
bildet sein, daß die Abscheideelektrode 2 mit einer
ebenfalls im Behälter 1 angeordneten Edelstahlelektrode
3′ leitend verbunden ist, die das Element mit in der
Spannungsreihe höher stehendem elektrochemischen Poten
tial bildet. Wie aus Fig. 3 erkennbar, ist dabei die Hal
terung der beiden Elektroden 2, 3′ mit einer Isolierung
6 in einer entsprechenden Öffnung der Behälterwand ange
ordnet, während die beiden Elektroden 2, 3′ in der bspw.
dargestellten Form untereinander nicht isoliert sind. Bei
der Elektrode 3′ kann es sich dabei im übrigen bspw. auch
um eine Kohleelektrode oder um eine platinierte Kohle
elektrode handeln. Bezüglich der Größe der Elektroden hat
sich ein Flächenverhältnis der Abscheideelektrode 2 zur
Behälterinnenfläche mit etwa 1 : 500 als vorteilhaft erwie
sen. Fig. 5 zeigt schließlich eine Ausführungsform des
Behälters derart, daß neben der Abscheideelektrode 2
eine inerte Elektrode 3′′ angeordnet ist, wobei beide
Elektroden 2, 3′ in bezug auf den Behälter 1 isoliert an
geordnet und die Abscheideelektrode 2 mit einem Plus-Pol-
und die inerte Elektrode 3′′′ mit einem Minus-Pol-An
schluß versehen ist, so daß an diese Elektroden, wie an
gedeutet, ein Gleichstromkreis angeschlossen werden kann.
Als Material für eine inerte Elektrode kommen Titan,
Graphit, Kohle od. dgl. infrage.
Claims (8)
1. Verfahren zur Abtötung von Keimen insbesondere in
Brauchwasserbereitern unter Ausnutzung der oligodyna
mischen Eigenschaften von Metallen, dadurch
gekennzeichnet, daß in der zu schützen
den Flüssigkeit durch Anordnung zweier in der metalli
schen Spannungsreihe ober- und unterhalb von Wasser
stoff stehender Metalle die Metallionenbildung in der
Flüssigkeit intensiviert wird.
2. Flüssigkeitsbehälter, insbesondere Warmwasserspeicher
mit Zu- und Ablaufanschlüssen zur Durchführung des
Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß im Behälter (1) minde
stens eine Abscheideelektrode (2) aus oligodynamisch
wirkendem Metall, wie aus Cu, Ag od. dgl. angeordnet
und dieser ein Element (3) mit davon abweichendem
elektrodynamischen Potential zugeordnet ist.
3. Behälter nach Anspruch 2, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Abscheideelektrode
(2) im Behälter (1) im Bereich des Ablaufanschlusses
(4) angeordnet ist.
4. Behälter nach Anspruch 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Abscheideelek
trode (2) mit einer ebenfalls im Behälter (1) angeord
neten Edelstahlelektrode (3′) leitend verbunden ist,
die das Element mit in der Spannungsreihe höher ste
henden elektrochemischem Potential bildet.
5. Behälter nach Anspruch 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Abscheideelek
trode (2) mit einer ebenfalls im Behälter (1) angeord
neten Kohle- oder platinierten Kohleelektrode leitend
verbunden ist.
6. Behälter nach Anspruch 2 oder 3, wobei der Behälter (1)
aus Edelstahl gebildet ist und das Element mit höherem
elektrochemischem Potential bildet, dadurch
gekennzeichnet, daß die Abscheideelek
trode (2) mit der Wand des Behälters (1) leitend ver
bunden ist.
7. Behälter nach Anspruch 6, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Flächenverhältnis
der Abscheideelektrode (2) zur Behälterinnenfläche
mit 1 : 500 bemessen ist.
8. Behälter nach Anspruch 2 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß neben der Abschei
deelektrode (2) eine inerte Elektrode (3′′) angeord
net und beide Elektroden (2, 3′′) in bezug auf den Be
hälter (1) isoliert angeordnet und die Abscheideelek
trode (2) mit einem Plus-Pol- und die inerte Elektrode
(3′′) mit einem Minus-Pol-Anschluß versehen ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19853543223 DE3543223A1 (de) | 1985-12-06 | 1985-12-06 | Verfahren zur abtoetung von keimen |
Applications Claiming Priority (1)
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Publications (1)
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---|---|
DE3543223A1 true DE3543223A1 (de) | 1987-06-11 |
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Family Applications (1)
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Date | Code | Title | Description |
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